Analysen - Symbole 5804-6011 - Franz Haverkamp - E-Book

Analysen - Symbole 5804-6011 E-Book

Franz Haverkamp

0,0

Beschreibung

„… Wir alle haben keine Gedanken. Alles ist ein Schrei – ein Schrei der Ohnmacht. Lass Bilder kommen! Sie betäuben mich. Ich möchte das Leben in die Hand nehmen und es dauernd bewegen – einmal hierhin, einmal dorthin. Die Kinder tun es ähnlich. Sie schaufeln den Sand und sie klettern auf den Baum. Sie kriechen in Schlupfwinkel und sind ganz erfüllt. Sie träumen von der Kraft ihres Lebens. Und wir? – Es ist ein wilder Schrei, der sich selbst erstickt. Du musst beten, du darfst nicht schreien! Bewundere deine Welt, spüre sie auf, beschreibe das! Das musst du tun, nicht aufsässig sein! Ich höre dich und ich höre den Fluch meiner Seele. Was treibt den Keil in die Harmonie? Wie kommen Fluch und Andacht zusammen? Rätselhaft, wie alles geht. Aber es geht. Spiralen dreht mein Herz, tönende Spiralen.“ – In seinem dritten Lebensjahrzehnt, wo er Gott und die Welt kritisierte und anzweifelte, nahm der Autor im Rahmen seiner Tagebuchführung unbewusst Verbindung zu geistigen Welten auf. In Dialogen – wie oben – erfährt er seelischen Beistand, und es wird ihm, ohne dass er dieses Geschehen begreift, unter anderem der Vorgang der Inspiration erklärt. In den Gesprächen, in welchen auch niedere Geistwesen mit entsprechenden Absichten zu Wort kommen, bedient er sich oft der Traumsymbolsprache, die ihm damals noch völlig unbekannt war.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 199

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Was ist das Schwerste von allem?

Was dir das Leichteste dünket: Mit den Augen zu sehn, was vor den Augen dir liegt.

(Goethe)

Für

meine Kinder und alle, die auf der Suche sind nach dem Sinn ihres Lebens

In

Liebe zu Gott und seiner Schöpfung und mit Dank an alle, die an der Entstehung und Bearbeitung der vorliegenden Texte beteiligt waren

Inhalt

Vorwort

25.04.58 Leer des Menschen

03.05.58 Es mag seltsam

15.05.58 Und dann brach die

17.05.58 Eine Banalität

03.06.58 Und freudig, ohne

12.07.58 Natürlich, das Englische

26.07.58 Sechs Wochen Schulferien

11.08.58 Es liegt wieder

30.08.58 Natürlich, meine

10.09.58 Es ist gar nicht so

01.10.58 Frei!

11.10.58 Wie elend bist du

01.11.58 Tagesverlauf

02.11.58 Sieg

22.12.58 Wie aus dem

28.12.58 Holdes Antlitz

07.01.59 Kehre eben von

21.01.59 Ich möchte sagen

09.02.59 Nach einer

10.02.59 G. oder keine!

15.02.59 Meine Träumerei

19.02.59 Zum Teufel mit

23.02.59 Ich weiß nicht die

25.02.59 Heute Morgen

01.03.59 Dass ich soeben

21.03.59 Auch H.‘s Frau

22.03.59 H. J. bot Vertrag an

12.11.59 8 × 9 ist?

08.03.60 Eigentlich sollte

16.03.60 Weiß nicht die Stimme

04.04.60 Nachzug

12.06.60 Alter Mann: Es ist da

16.09.60 In letzter Zeit

22.09.60 Und dann flogen sie

29.09.60 Sagenhaft

22.10.60 Kolossale Anstrengungen

24.10.60 Tagebuch

28.10.60 Und wieder und

05.11.60 Dass ich immer wieder

06.11.60 Das Bett ist gut

07.11.60 Zwei Stunden wartete ich

09.11.60 Dass ich zum Präparierkurs

11./12.11.60 Ein plötzlicher Entschluss

Quellenverzeichnis

Vorwort

Berichte über geistige Welten und ihre Verbindungen zu uns gibt es seit Jahrtausenden. Doch die Beschäftigung mit ihnen fällt dem wissenschaftsgläubigen Menschen in der heutigen Zeit sehr schwer. Aufgrund moderner Forschungsergebnisse glaubt er, die Existenz eines materieunabhängigen Geistes anzweifeln bzw. negieren zu dürfen, obwohl das Wissen um das Wesen der Materie mit ihren inneren und äußeren Grenzbereichen sowie die Kenntnis der Psyche einschließlich des Unbewussten noch fehlen. Damit wird die allgegenwärtige Kommunikation der Geistigen Welt mit uns bzw. mit unserem Unbewussten außer Acht gelassen, und als Folge davon wird auch nicht hinterfragt, aus welchen geistigen Bereichen unsere Gedanken und unsere daraus resultierenden Entscheidungen kommen.

Wie nachteilig diese Entwicklung für uns Menschen ist, wird in der Buchreihe „Analysen – Symbole, Inspirationen im Tagebuch eines Aufsässigen“ dargestellt. Über Inspirationen, die ich von 1957 bis 1966 empfing, aber als solche nicht erkannte, wird

das Wesen der Inspiration erklärt und damit auf die Existenz von geistigen Welten einschließlich der möglichen Verbindung zu ihnen hingewiesen

die Anwendung der Traumsymbolsprache, die mir damals noch völlig fremd war, demonstriert

auf die verhängnisvollen Auswirkungen des Materialismus aufmerksam gemacht

und im Rahmen einer Psychoanalyse mein eigenes Fehlverhalten und ein solches in unserer Gesellschaft aufgezeigt.

Schließlich werden sehr wichtige Fragen im Zusammenhang mit unserem Dasein, unserem Zusammenleben und mit dem Ausleben unserer Sexualität diskutiert

und aus den Texten geht auch hervor, dass unsere Hinwendung zum Himmel, vor allem in Zeiten seelischer Not, nicht unbeantwortet bleibt.

Zum Zeitpunkt der hier vorliegenden Tagebucheintragungen hatte ich infolge meiner damaligen Wissenschaftsgläubigkeit meinen Glauben an Gott und an die Existenz einer geistigen Welt weitgehend verloren. Ich empfand mich nur noch als ein reagierendes Wesen, das seinem Tod und der damit verbundenen Auflösung seiner Existenz entgegenlebte. Dieses bedrückte mich sehr. Gedanken, die auf Reaktionsabläufen im Gehirn beruhten, mochte ich nicht. Dennoch verspürte ich ein starkes Drängen in mir, zu schreiben. Ich kaufte mir ein Tagebuch. Wenn ich dann nach dem üblichen Eintrag von alltäglichen Geschehnissen mich schriftlich mit einem Problem auseinandersetzen wollte, wusste ich wegen meiner negativen Einstellung der Gedankentätigkeit gegenüber meist nicht, wie ich beginnen sollte. Ich war bereit, Worte zusammenhanglos aneinanderzufügen, um ein reflexhaftes Denken zu durchbrechen und dadurch zu neuen Vorstellungsinhalten zu kommen. Meist saß ich eine Zeit lang gedankenlos vor meinem Tagebuch und wartete auf einen Einfall, der sich dann auch bald einstellte, und zwar mit einem anschließenden Wortfluss, der eine gewisse Zeit andauerte und dann plötzlich wieder abbrach. Wort für Wort dieses Wortflusses schrieb ich ins Tagebuch, ohne zu verstehen, was ich schrieb. Es war oft chaotisch und ähnelte einer schizophrenen Ausdrucksweise. Aber hinterher war ich erleichtert und hatte ein deutliches Gefühl der Zufriedenheit. 1966, mit meinem Eintritt ins Berufsleben, beendete ich meine Tagebucheintragungen. Die Tagebücher bewahrte ich sorgfältig auf. In den 1990er Jahren dachte ich wiederholt daran, sie zu verbrennen, um nach meinem Tod bei meinen Kindern kein schlechtes bzw. falsches Bild von ihrem Vater zu hinterlassen.

Etwa 40 Jahre später, zu Beginn meines Ruhestandes, fiel mir bei einer Durchsicht der Tagebücher auf, dass die Texte stellenweise einen Dialogcharakter besaßen. Ich wurde neugierig und fand bei der Übertragung der Texte in den Computer schließlich heraus, dass es sich bei ihnen zumeist um verschlüsselte Dialoge mit meinem Unbewussten und mit der Geistigen Welt handelte, wobei ich, und zwar in der Zeit von 1957 bis 1966, ohne dass ich mir dessen bewusst war, als Schreibmedium, als eine lebendige Schreibmaschine fungierte. Die mir übermittelten Texte waren verschlüsselt, und zwar mit Hilfe von

Traumsymbolen (die ich damals noch nicht kannte)

Synonymen

mir oft nicht geläufigen Wortbedeutungen

Redewendungen bzw. Redensarten

Wortumstellungen im Satz und Satzfragmenten

stichwortartigen Hinweisen und

vereinzelten Wortneuschöpfungen.

Die für die Entschlüsselung der Tagebuchtexte notwendigen Traumsymbole fand ich zumeist in einem Traumlexikon, das zum Zeitpunkt der Tagebucheintragungen noch gar nicht existierte. Ich selbst beschäftigte mich mit der Traumsymbolsprache nach meiner Erinnerung erst 20 bis 30 Jahre später. Die in den Text passenden Synonyme stammen überwiegend aus dem Synonym-Wörterbuch des Duden. Nicht selten musste ich aber ihretwegen im Internet recherchieren. Bezüglich der mir nicht geläufigen Wortbedeutungen wurde ich zumeist im Wörterbuch der deutschen Sprache von Bertelsmann (Wö. d. dt. Spr. v. Be.) fündig. Letzteres wurde erst 2004 gedruckt.

Zu erwähnen ist noch, dass von der mit mir kommunizierenden Geistigen Welt mein Umgang mit den Tagebuchtexten, der zeitliche Ablauf ihrer Identifizierung, die Schwierigkeit ihrer Interpretation und ihre anschließende Veröffentlichung vorausgesagt wurden. Dieses und viele andere in den Texten gemachte und eingetroffene zeitliche Vorhersagen

beweisen in Verbindung mit den oben angeführten Fakten unwiderlegbar die Existenz eines materieunabhängigen Geistes.

Die in den Tagebüchern von mir selbst – bewusst oder unbewusst – vorgebrachte Kritik ist sehr oft ungerechtfertigt. Sie erinnert an das Verhalten eines kleinen Kindes, das aufgrund seiner Unwissenheit noch ungezogen und aufsässig ist und seiner Umgebung manch einen körperlichen und seelischen Schmerz zugefügt. Ich bitte deswegen meine Leser um Nachsicht bei der Lektüre, zumal die hier vorliegenden Texte, die meinerseits nicht für eine Veröffentlichung bestimmt waren, sozusagen unverändert aus meinen Tagebüchern übertragen wurden.

Die im Buch vorliegenden Tagebuchtexte werden an erster Stelle, abgesehen von geringfügigen Korrekturen, im Original wiedergegeben. An zweiter Stelle folgt ihre Differenzierung bzw. Aufgliederung und an dritter Stelle ihre Deutung. Bei der Aufgliederung wird unterschieden zwischen meinen wachbewussten Äußerungen und solchen meines Unbewussten und der Geistigen Welt. Die Texte wurden von mir viele Male überarbeitet. Trotzdem ist es möglich, dass einzelne Textstellen von mir noch nicht richtig verstanden bzw. gedeutet wurden und einer späteren Korrektur bedürfen.

Abschließend bedanke ich mich bei allen, die mir bei der Bearbeitung und Veröffentlichung meiner Tagebücher geholfen haben.

Anmerkung: Der Autorenname „Franz Haverkamp“ ist ein Pseudonym. Er wurde gewählt wegen seiner symbolischen Beziehung zu bestimmten Textstellen im Tagebuch.

Tagebuchtexte vom 25.4.1958 bis 11./12.11.1960 original, bearbeitet und gedeutet

25. April 1958

Leer des Menschen unendliches Warten, Verzweiflung und schleichender Tod.

Neues Leben füllt wieder die Lücken, Leidenschaften und Gier wie einst.

Hier das Leben, dort der Geist.

Tausend Qualen im sprießenden Grün, mild sind die Nächte, nah ist das Bild Leben – Geist.

Wie schön wird die Seele sein der Welt, wenn einst nach langem, schier endlosem Ringen die Menschen das Glück des friedlichen Denkens erleben werden, wenn sie die Plagen der Kriege, den Hass und die Selbstsucht als Geschichtszahlen vergessen werden, wenn sie im uneigennützigen Mitleben den Grundstein zum Menschentum legen. Sie werden die Kausalität des Alltags vergessen und keine Sklaven der Notwendigkeit mehr sein. Ihr Denken wird der Baustein eines konstruktiven Lebens sein, und als Herren ihrer Gefühle wird ihnen das höchste Glück des Erlebens zuteil.

Aufgliederung des Textes

Leer des Menschen unendliches Warten, Verzweiflung und schleichender Tod.

Neues Leben füllt wieder die Lücken!

Leidenschaften und Gier wie einst.

Hier das Leben, dort der Geist!

Tausend Qualen im sprießenden Grün.

Mild sind die Nächte, nah ist das Bild: Leben – Geist!

Wie schön wird die Seele sein der Welt, wenn einst nach langem, schier endlosem Ringen die Menschen das Glück des friedlichen Denkens erleben werden, wenn sie die Plagen der Kriege, den Hass und die Selbstsucht als Geschichtszahlen vergessen werden, wenn sie im uneigennützigen Miteinander den Grundstein zum Menschentum legen. Sie werden die Kausalität des Alltags vergessen und keine Sklaven der Notwendigkeit mehr sein. Ihr Denken wird der Baustein eines konstruktiven Lebens sein, und als Herren ihrer Gefühle wird ihnen das höchste Glück des Erlebens zuteil.

Deutung

Tagebucheintrag wohl überwiegend inspiriert. Eine Stimme von einer höheren geistigen Ebene kommentiert meine negativen Darstellungen.

Leer des Menschen unendliches Warten, Verzweiflung und schleichender Tod.

Nämlich in unserem irdischen Dasein.

Neues Leben füllt wieder die Lücken!

Leidenschaften und Gier wie einst.

Hier das Leben, dort der Geist!

Also unabhängig voneinander. – Im Wörterbuch der deutschen Sprache von Bertelsmann (Wö. d. dt. Spr. v. Be.) Be. wird „Leben“ an erster Stelle definiert als „Daseinsform von Menschen, Tieren und Pflanzen“. – Im gleichen Wörterbuch hat „Geist“ an erster Stelle die Bedeutung von „Bewusstsein (des Menschen), Denkkraft, Verstand“.

Tausend Qualen im sprießenden Grün.

Nämlich in der Natur. – „Grün ist im Traum wie in der Wirklichkeit die Farbe des frischen, neuen naturhaften Lebens. Es zeigt ein Werden an, noch keine Reife. Grün kann also auch die Bedeutung von unreif haben.“ (Günter Harnisch)

Mild sind die Nächte, nah ist das Bild: Leben – Geist!

Nämlich einerseits das körperliche Leben und andererseits das Traumerleben als eine Erfahrung eines geistigen Lebens.

Wie schön wird die Seele sein der Welt, wenn einst nach langem, schier endlosem Ringen die Menschen das Glück des friedlichen Denkens erleben werden, wenn sie die Plagen der Kriege, den Hass und die Selbstsucht als Geschichtszahlen vergessen werden, wenn sie im uneigennützigen Miteinander den Grundstein zum Menschentum legen. Sie werden die Kausalität des Alltags vergessen und keine Sklaven der Notwendigkeit mehr sein. Ihr Denken wird der Baustein eines konstruktiven Lebens sein, und als Herren ihrer Gefühle wird ihnen das höchste Glück des Erlebens zuteil.

3. Mai 1958

Es mag seltsam klingen, wenn ich sage, dass die letzte Zeit mich sehr eitel sieht. Lange ist es noch nicht her, wo ich überaus leidenschaftlich den „schönen Jüngling“ verdammte – verdammte, sage ich, denn dieses „Protzen“ schien mir höchst widerwärtig, schien mir die Werte des Lebens zu ersticken und aus dem Knaben ein Weib zu machen.

Zwei Ursachen sind es, die, wie ich glaube mit Recht sagen zu können, sich einer gewissen Parallelität erfreuen, die mein gegenwärtiges Denken, sofern davon im Augenblick überhaupt die Rede sein kann, maßgeblich beeinflussen: der körperliche Trieb nach Befriedigung und das Verlangen nach Einfluss und Macht. Es äußert sich bei mir in einer sorgfältigen Auswahl von Kleidungsstücken, einer modernen Frisur und kontrolliertem Mienenspiel. Außerdem versuche ich bereits seit einiger Zeit, in Gesprächen allgemein interessierende Fragen anzuschneiden.

In der Schule geht es langsam bergauf, nachdem meine letzte Versetzung nur mit Mühe durchgesetzt werden konnte.

Erläuterung

Es mag seltsam klingen, wenn ich sage, dass die letzte Zeit mich sehr eitel sieht.

Entwicklungsbedingt. Damals war ich gerade 22 Jahre alt geworden.

Lange ist es noch nicht her, wo ich überaus leidenschaftlich den „schönen Jüngling“ verdammte – verdammte, sage ich, denn dieses „Protzen“ schien mir höchst widerwärtig, schien mir die Werte des Lebens zu ersticken und aus dem Knaben ein Weib zu machen.

An diese Zeit habe ich nur noch eine sehr schwache Erinnerung.

Zwei Ursachen sind es, die, wie ich glaube mit Recht sagen zu können, sich einer gewissen Parallelität erfreuen, die mein gegenwärtiges Denken, sofern davon im Augenblick überhaupt die Rede sein kann, maßgeblich beeinflussen: der körperliche Trieb nach Befriedigung

Mit letzterem meinte ich wohl den Sexualtrieb, das Sexualverlangen, obwohl ich damals diesbezüglich noch keine Befriedigung kannte.

und das Verlangen nach Einfluss und Macht. Es äußert sich bei mir in einer sorgfältigen Auswahl von Kleidungsstücken, einer modernen Frisur und kontrolliertem Mienenspiel.

Auch daran habe ich nur noch eine schwache Erinnerung.

Außerdem versuche ich bereits seit einiger Zeit, in Gesprächen allgemein interessierende Fragen anzuschneiden.

Zu werten wohl als Ausdruck meines Hineinwachsens in die Erwachsenenwelt.

In der Schule geht es langsam bergauf,

In der Schule geht es langsam aufwärts nachdem meine letzte Versetzung nur mit Mühe durchgesetzt werden konnte.

15. Mai 1958

… und dann brach die Erde zusammen. – In der Nacht, als Menschen und Tiere schliefen, senkte sich der Himmel und berührte mit seinem Licht den irdischen Boden. Bei dieser Berührung zerging das Geformte und wurde Glut – Glut überall und alles fließendes Feuer. Pestilenzialischer Gestank da, wo sie vor Stunden, Minuten, Sekunden lebten – als wäre ihr Wahn zu brennendem Fleisch geworden. Ja, mannigfaltig boten die Menschen dem Tod Einblick in ihre Schwächen: Hier lagen sie zusammen und zeugten dem Tod, dort schlug die Flamme den Säugling von der Brust der Mutter. In wohlgesetzte Reden fiel der Tod und traf die Trunkenen am Biertisch. Pfaffen und Gläubige fielen mit ihren Kirchen wie auch die göttlichen Menschen. Gebet und Spott wurden gegenstandslos mit dem Tod ihrer Beziehungen. Doch siehe da, der Himmel schien sich gerächt zu haben. Er zog sich zurück – ein Bild der höhnischen Verwüstung dalassend, wie es sein musste. Nicht lange währte es, wo auf der Erde wieder neues Leben begann. Junges Leben, zunächst selbstlos, das aber bald durch Alter sein Maß wieder erfüllt hat.

Aufgliederung des Textes und Deutung

Tagebucheintrag inspiriert.

… und dann brach die Erde zusammen. –

Im Textzusammenhang wohl bei einem stattgefundenen Atombombenabwurf.

In der Nacht, als Menschen und Tiere schliefen, senkte sich der Himmel und berührte mit seinem Licht den irdischen Boden. Bei dieser Berührung zerging das Geformte

und wurde Glut – Glut überall und alles fließendes Feuer. Pestilenzialischer Gestank da, wo sie vor Stunden, Minuten, Sekunden lebten – als wäre ihr Wahn zu brennendem Fleisch geworden.

Ja!

Mannigfaltig boten die Menschen dem Tod Einblick in ihre Schwächen: Hier lagen sie zusammen und zeugten dem Tod,

Nämlich die Materialisten, denn: „Aber Jesus sprach zu ihm: Folge du mir und lass die Toten ihre Toten begraben!“ (Matthäus 8:22)

dort schlug die Flamme den Säugling von der Brust der Mutter. In wohlgesetzte Reden fiel der Tod und traf die Trunkenen am Biertisch. Pfaffen und Gläubige fielen mit ihren Kirchen wie auch die göttlichen Menschen.

Synonyme für „göttlich“ sind nach dem Duden unter anderem „gottähnlich, göttergleich, gotthaft“.

Gebet und Spott wurden gegenstandslos mit dem Tod ihrer Beziehungen. Doch siehe da, der Himmel schien sich gerächt zu haben. Er zog sich zurück –

Nämlich der oben angeführte Himmel ein Bild der höhnischen Verwüstung dalassend,

Nach dem Wörterbuch der deutschen Sprache von Bertelsmann (Wö. d. dt. Spr. v. Be.) hat „höhnisch“ die Bedeutung von „voller Hohn, böse oder verletzend spottend“.

wie es sein musste.

Nämlich nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung oder nach dem Gesetz von Saat und Ernte (unter Berücksichtigung der Möglichkeit einer Sündenvergebung).

Nicht lange währte es, wo auf der Erde wieder neues Leben begann. Junges Leben, zunächst selbstlos,

Nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „selbstlos“ die Bedeutung von „nicht auf den eigenen Vorteil bedacht, opferbereit zum Wohl anderer“.

das aber bald durch Alter sein Maß wieder erfüllt hat.

„Das Maß ist voll“ bedeutet nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. „die Grenze des Erträglichen ist erreicht“.

17. Mai 1958

Eine Banalität, sage ich, ist es, immer wieder eine neue Definition eines alten Begriffes zu versuchen. Aber dieser Drang gleicht dem Selbsterhaltungstrieb des Menschen und ist aus dem Leben im Allgemeinen nicht herauszudenken. Jedoch da, wo die menschliche Gesellschaft sich schon zu einer sozialen Gemeinschaft auf sittlicher Basis entwickelt hat, ist es durchaus möglich, dass eine Generation hervorragende Denker ihrer Zeit verdammt, darum, weil fest fundierte ethischsittliche Werte in Frage gestellt werden. Dies ist solange möglich, als ein allgemeingültiges Maß für den Wert der Geschichte nicht gefunden ist.

Aufgliederung des Textes und Deutung

Der fett geschriebene Text ist inspiriert.

Eine Banalität, sage ich,

Im Wörterbuch der deutschen Sprache von Bertelsmann (Wö. d. dt. Spr. v. Be.) hat „Banalität“ an erster Stelle die Bedeutung von „Fadheit, Geistlosigkeit“. – „sage ich“ ist im Textzusammenhang sicherlich als Hinweis darauf zu werten, dass dieser erste Satz von mir stammt.

ist es, immer wieder eine neue Definition eines alten Begriffes zu versuchen.

Aber dieser Drang gleicht dem Selbsterhaltungstrieb des Menschen und ist aus dem Leben im Allgemeinen nicht herauszudenken! Jedoch da, wo die menschliche Gesellschaft sich schon zu einer sozialen Gemeinschaft auf sittlicher Basis entwickelt hat, ist es durchaus möglich, dass eine Generation hervorragende Denker ihrer Zeit verdammt darum, weil fest fundierte ethisch-sittliche Werte in Frage gestellt werden! Dies ist solange möglich, als ein allgemein gültiges Maß für den Wert der Geschichte nicht gefunden ist!

Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „Geschichte“ an sechster Stelle die Bedeutung von „Ablauf sowie Gesamtheit dessen, was in der Welt geschehen und schriftlich überliefert ist, Vergangenheit; (im engeren Sinne) die politischen Ereignisse“.

3. Juni 1958

Und freudig, ohne zu ahnen, zog ich am Abend los.

In vielen Wegen und Gassen und Straßen, mit Menschen gefüllt, sah ich mein Denken erblassen, mein Drängen tödlich gestillt.

In heiterer Menschengesellschaft lag ich, von Grausen gepackt, bis plötzlich gab es ein Mädchen, ich habe sie kaum gesehen.

Sie tanzte mit all den vielen, ich aber war ganz still.

Ich hab nicht mit ihr gesprochen …

– aus –

Ich liebe! Seit dem Abend, als ich sie sah, denke ich an sie. Sie verändert mich überhaupt. Schuldgefühle überfallen mich, wenn ich ein anderes Mädchen ansehe. Aber sie kennt mich kaum. Ich selbst weiß fast nichts mehr, nur, dass ich begeistert war. Ich hoffe, sie wiederzusehen.

Bisher noch nicht geschehn. Distanz.

Aufgliederung des Textes und Erläuterung

Mit Nachsicht zu lesen!

Und freudig, ohne zu ahnen, zog ich am Abend los.

In vielen Wegen und Gassen und Straßen, mit Menschen gefüllt, sah ich mein Denken erblassen, mein Drängen tödlich gestillt.

Wohl infolge Ablenkung. – Im Wörterbuch der deutschen Sprache von Bertelsmann (Wö. d. dt. Spr. v. Be.) hat „Drang“ an erster Stelle die Bedeutung von „das Drängen, Druck“ und an dritter Stelle von „starker innerer Antrieb, starkes Bedürfnis“, zum Beispiel „der Drang zum Höheren, nach oben, nach Freiheit“.

In heiterer Menschengesellschaft lag ich, von Grausen gepackt,

Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „liegen“ an fünfter Stelle die Bedeutung von „sich in einem Zustand befinden“. – Mit einem oberflächlichen, unbekümmerten und einfach heiteren Dahinleben konnte ich mich damals und kann ich mich auch heute noch nicht sonderlich anfreunden.

bis plötzlich gab es ein Mädchen, ich habe sie kaum gesehen.

Sie tanzte mit all den vielen, ich aber war ganz still.

Ich hab’ nicht mit ihr gesprochen.

Nach meiner Erinnerung mein erstes ernsthaftes Verliebtsein.

Aus!

Im Textzusammenhang wohl ein inspirierter Kommentar von einer geistigen Ebene. – „Aus sein“ ist nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. eine kurze Bezeichnung unter anderem für „zu Ende sein“.

Ich liebe! Seit dem Abend, als ich sie sah, denke ich an sie. Sie verändert mich überhaupt. Schuldgefühle überfallen mich, wenn ich ein anderes Mädchen ansehe. Aber sie kennt mich kaum. Ich selbst weiß fast nichts mehr, nur, dass ich begeistert war. Ich hoffe, sie wiederzusehen.

Bisher noch nicht gescheh’n. Distanz.

Nachtrag, wohl am 12. Juli 1958

12. Juli 1958

Natürlich, das Englische hat mich wieder eine Menge Nerven gekostet. Eine Arbeit hatte zu entscheiden, ob ich reif für das nächste Semester bin. Alles okay ...

Die Mathematikarbeit in der nächsten Woche ist aber auch von einiger Bedeutung. Wenn sie mangelhaft wird, werde ich diese Zensur auf dem Zeugnis wiedersehen.

Am 1.10. endet meine Arbeit. – Es lebe die Vernunft.

Wie es mir geht? Ich verblöde von Tag zu Tag mehr, das heißt, meine Blödheit oder auch mein Stumpfsinn wächst kontinuierlich mit dem Alter – unaufhaltsam. Am 1.10.58 wird auch das ein Ende haben. Eigentlich müsste ich jetzt noch ein Gedicht schreiben. Keine Lust (Stimmung). Adios.

Aufgliederung des Textes und Erläuterung

Natürlich, das Englische hat mich wieder eine Menge Nerven gekostet. Eine Arbeit hatte zu entscheiden, ob ich reif für das nächste Semester bin. Alles okay …

Die Mathematikarbeit in der nächsten Woche ist aber auch von einiger Bedeutung. Wenn sie mangelhaft wird, werde ich diese Zensur auf dem Zeugnis wiedersehen.

Am 1. Oktober endet meine Arbeit.

Neben dem Besuch des Abendgymnasiums war ich voll berufstätig. Erst am 1. Oktober 1958, etwa fünf Monate vor dem Abitur, beendete ich meine reguläre berufliche Tätigkeit als Elektriker, um mehr Zeit für die Schule zu haben.

Es lebe die Vernunft!

Möglicherweise ein inspirierter Kommentar

Wie es mir geht? – Ich verblöde von Tag zu Tag mehr, das heißt, meine Blödheit – oder auch mein Stumpfsinn – wächst kontinuierlich mit dem Alter, unaufhaltsam. Am 1. Oktober 58 wird auch das ein Ende haben.

Eigentlich müsste ich jetzt noch ein Gedicht schreiben. Keine Lust (Stimmung). Adios.

26. Juli 1958

Sechs Wochen Schulferien. Die letzten Tage vor dem Zeugnis waren natürlich eine ziemlich unangenehme Belastung, besonders, weil meine Zensur in Mathematik ungewiss war. Nicht ohne Stolz kann ich jetzt aber sagen, dass ich wider alle Erwartung vier Zensuren habe aufbessern können: Latein gut, Englisch ausreichend, Biologie befriedigend und Physik befriedigend. Damit bin ich ins 7. Semester versetzt worden, also zwei Semester vor dem Abitur.

Am vorigen Wochenende waren wir mit der Klasse in Bacharach. Außergewöhnliches ist nicht vorgefallen.

11. August 1958, 23:30 Uhr

Es liegt wieder einmal einer der langen, sturen Tage hinter mir. Das bedeutet, dass ich eigentlich nicht recht weiß, was ich hier sagen soll. Zu sagen oder zu rufen: „Hurra, ich verblöde“, halte ich für überflüssig (weil Tatsachen meist eine ausführliche Darstellung erübrigen.) Zu sagen, ich bin müde – jetzt um 23:30 Uhr – wäre ebenfalls dumm, denn müde bin ich immer, wenn ich gezwungenermaßen die Umwelt erleben muss. Natürlich ist da der 1.10., ein Tag, dem ich entgegenfliege, laut zujubele: der Tag der Befreiung aus dem schändlichsten Kerker der Welt, der Unterdrückung eines natürlichen Geistes.

PS:

Es gibt Menschen, die sagen, das außergewöhnliche Denken sei Folge einer abnormalen Entwicklung der Hirnmasse. Da sage ich nur: primitive Existenzen!

Erläuterung

Es liegt wieder einmal einer der langen, sturen Tage hinter mir. Das bedeutet, dass ich eigentlich nicht recht weiß, was ich hier sagen soll. Zu sagen oder zu rufen: „Hurra, ich verblöde“, halte ich für überflüssig (weil Tatsachen meist eine ausführliche Darstellung erübrigen.) Zu sagen, ich bin müde – jetzt um 23:30 Uhr – wäre ebenfalls dumm, denn müde bin ich immer, wenn ich gezwungenermaßen die Umwelt erleben muss. Natürlich ist da der 1. Oktober, ein Tag,

Nämlich der erste Tag nach Beendigung meiner beruflichen Tätigkeit als Elektriker.

dem ich entgegenfliege, laut zujubele: der Tag der Befreiung aus dem schändlichsten Kerker der Welt, der Unterdrückung eines natürlichen Geistes.

Ich empfand damals die Zeit, in der ich nicht tun konnte, was ich wollte, als eine Gefangenschaft. Diese Situation, dass man in einem Beruf arbeitet, der nicht oder nur teilweise den eigenen Interessen entspricht, ist auch für die Allgemeinheit von größter Bedeutung. Das Elternhaus, der Kindergarten und auch die Schule sollten große Mühe darauf verwenden, herauszufinden, welche Begabungen oder Talente ein heranwachsender junger Mensch besitzt und was er gerne in seinem Leben werden