Analysen - Symbole 6011-6012 - Franz Haverkamp - E-Book

Analysen - Symbole 6011-6012 E-Book

Franz Haverkamp

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Beschreibung

„… Wir alle haben keine Gedanken. Alles ist ein Schrei – ein Schrei der Ohnmacht. Lass Bilder kommen! Sie betäuben mich. Ich möchte das Leben in die Hand nehmen und es dauernd bewegen – einmal hierhin, einmal dorthin. Die Kinder tun es ähnlich. Sie schaufeln den Sand und sie klettern auf den Baum. Sie kriechen in Schlupfwinkel und sind ganz erfüllt. Sie träumen von der Kraft ihres Lebens. Und wir? – Es ist ein wilder Schrei, der sich selbst erstickt. Du musst beten, du darfst nicht schreien! Bewundere deine Welt, spüre sie auf, beschreibe das! Das musst du tun, nicht aufsässig sein! Ich höre dich und ich höre den Fluch meiner Seele. Was treibt den Keil in die Harmonie? Wie kommen Fluch und Andacht zusammen? Rätselhaft, wie alles geht. Aber es geht. Spiralen dreht mein Herz, tönende Spiralen.“ – In seinem dritten Lebensjahrzehnt, wo er Gott und die Welt kritisierte und anzweifelte, nahm der Autor im Rahmen seiner Tagebuchführung unbewusst Verbindung zu geistigen Welten auf. In Dialogen – wie oben – erfährt er seelischen Beistand, und es wird ihm, ohne dass er dieses Geschehen begreift, unter anderem der Vorgang der Inspiration erklärt. In den Gesprächen, in welchen auch niedere Geistwesen mit entsprechenden Absichten zu Wort kommen, bedient er sich oft der Traumsymbolsprache, die ihm damals noch völlig unbekannt war.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Was ist das Schwerste von allem? Was dir das Leichteste dünket: Mit den Augen zu sehn, was vor den Augen dir liegt.

(Goethe)

Für

meine Kinder und alle, die auf der Suche sind nach dem Sinn ihres Lebens

In

Liebe zu Gott und seiner Schöpfung und mit Dank an alle, die an der Entstehung und Bearbeitung der vorliegenden Texte beteiligt waren

Inhalt

Vorwort

16.11.60 So früh wie heute t

17.11.60 Keine besonderen

18.11.60 Feierte heute privat

19.11.60 Heute ist wieder

20.11.60.. Ich bin umsonst

21.11.60 Ich log nicht

22.11.60 Patient im Rapportbuch

23.11.60 Eben von der Uni

23.11.60(?) Du bist die

24.11.60 Tausend Stunden

25.11.60 Beinahe verschlafen

26.11.60 Post vom H

27.11.60 Die Plastik ist fertig

28.11.60 Eine histologische

29.11.60 Ich bin müde

30.11.60 Französische Radio-

09.12.60 Einen Tag vor dem

11.12.60 Gestern Abend

13.12.60 Jahr, es kam

15.12.60 Sylvia ist ein Engel

19.12.60 Es bewegt sich alles

20.12.60 Ein Tag weiter

22.12.60 Und wieder ein Tag

23.12.60 Der Gesang der Zeit

24.12.60 Alle Achtung, der

26.12.6 Es handelt eine Firma

27.12.60 Heute mit K. in Köln

28.12.60 Es ist mittlerweile

29.12.60 Kaum Ereignisse

31.12.60 Eine ungesunde Zeit

Quellenverzeichnis

Vorwort

Berichte über geistige Welten und ihre Verbindungen zu uns gibt es seit Jahrtausenden. Doch die Beschäftigung mit ihnen fällt dem wissenschaftsgläubigen Menschen in der heutigen Zeit sehr schwer. Aufgrund moderner Forschungsergebnisse glaubt er, die Existenz eines materieunabhängigen Geistes anzweifeln bzw. negieren zu dürfen, obwohl das Wissen um das Wesen der Materie mit ihren inneren und äußeren Grenzbereichen sowie die Kenntnis der Psyche einschließlich des Unbewussten noch fehlen. Damit wird die allgegenwärtige Kommunikation der Geistigen Welt mit uns bzw. mit unserem Unbewussten außer Acht gelassen, und als Folge davon wird auch nicht hinterfragt, aus welchen geistigen Bereichen unsere Gedanken und unsere daraus resultierenden Entscheidungen kommen.

Wie nachteilig diese Entwicklung für uns Menschen ist, wird in der Buchreihe „Analysen – Symbole, Inspirationen im Tagebuch eines Aufsässigen“ dargestellt. Über Inspirationen, die ich von 1957 bis 1966 empfing, aber als solche nicht erkannte, wird

das Wesen der Inspiration erklärt und damit auf die Existenz von geistigen Welten einschließlich der möglichen Verbindung zu ihnen hingewiesen

die Anwendung der Traumsymbolsprache, die mir damals noch völlig fremd war, demonstriert

auf die verhängnisvollen Auswirkungen des Materialismus aufmerksam gemacht

und im Rahmen einer Psychoanalyse mein eigenes Fehlverhalten und ein solches in unserer Gesellschaft aufgezeigt.

Schließlich werden sehr wichtige Fragen im Zusammenhang mit unserem Dasein, unserem Zusammenleben und mit dem Ausleben unserer Sexualität diskutiert

und aus den Texten geht auch hervor, dass unsere Hinwendung zum Himmel, vor allem in Zeiten seelischer Not, nicht unbeantwortet bleibt.

Zum Zeitpunkt der hier vorliegenden Tagebucheintragungen hatte ich infolge meiner damaligen Wissenschaftsgläubigkeit meinen Glauben an Gott und an die Existenz einer geistigen Welt weitgehend verloren. Ich empfand mich nur noch als ein reagierendes Wesen, das seinem Tod und der damit verbundenen Auflösung seiner Existenz entgegenlebte. Dieses bedrückte mich sehr. Gedanken, die auf Reaktionsabläufen im Gehirn beruhten, mochte ich nicht. Dennoch verspürte ich ein starkes Drängen in mir, zu schreiben. Ich kaufte mir ein Tagebuch. Wenn ich dann nach dem üblichen Eintrag von alltäglichen Geschehnissen mich schriftlich mit einem Problem auseinandersetzen wollte, wusste ich wegen meiner negativen Einstellung der Gedankentätigkeit gegenüber meist nicht, wie ich beginnen sollte. Ich war bereit, Worte zusammenhanglos aneinanderzufügen, um ein reflexhaftes Denken zu durchbrechen und dadurch zu neuen Vorstellungsinhalten zu kommen. Meist saß ich eine Zeit lang gedankenlos vor meinem Tagebuch und wartete auf einen Einfall, der sich dann auch bald einstellte, und zwar mit einem anschließenden Wortfluss, der eine gewisse Zeit andauerte und dann plötzlich wieder abbrach. Wort für Wort dieses Wortflusses schrieb ich ins Tagebuch, ohne zu verstehen, was ich schrieb. Es war oft chaotisch und ähnelte einer schizophrenen Ausdrucksweise. Aber hinterher war ich erleichtert und hatte ein deutliches Gefühl der Zufriedenheit. 1966, mit meinem Eintritt ins Berufsleben, beendete ich meine Tagebucheintragungen. Die Tagebücher bewahrte ich sorgfältig auf. In den 1990er Jahren dachte ich wiederholt daran, sie zu verbrennen, um nach meinem Tod bei meinen Kindern kein schlechtes bzw. falsches Bild von ihrem Vater zu hinterlassen.

Etwa 40 Jahre später, zu Beginn meines Ruhestandes, fiel mir bei einer Durchsicht der Tagebücher auf, dass die Texte stellenweise einen Dialogcharakter besaßen. Ich wurde neugierig und fand bei der Übertragung der Texte in den Computer schließlich heraus, dass es sich bei ihnen zumeist um verschlüsselte Dialoge mit meinem Unbewussten und mit der Geistigen Welt handelte, wobei ich, und zwar in der Zeit von 1957 bis 1966, ohne dass ich mir dessen bewusst war, als Schreibmedium, als eine lebendige Schreibmaschine fungierte. Die mir übermittelten Texte waren verschlüsselt, und zwar mit Hilfe von

Traumsymbolen (die ich damals noch nicht kannte)

Synonymen

mir oft nicht geläufigen Wortbedeutungen

Redewendungen bzw. Redensarten

Wortumstellungen im Satz und Satzfragmenten

stichwortartigen Hinweisen und

vereinzelten Wortneuschöpfungen.

Die für die Entschlüsselung der Tagebuchtexte notwendigen Traumsymbole fand ich zumeist in einem Traumlexikon, das zum Zeitpunkt der Tagebucheintragungen noch gar nicht existierte. Ich selbst beschäftigte mich mit der Traumsymbolsprache nach meiner Erinnerung erst 20 bis 30 Jahre später. Die in den Text passenden Synonyme stammen überwiegend aus dem Synonym-Wörterbuch des Duden. Nicht selten musste ich aber ihretwegen im Internet recherchieren. Bezüglich der mir nicht geläufigen Wortbedeutungen wurde ich zumeist im Wörterbuch der deutschen Sprache von Bertelsmann (Wö. d. dt. Spr. v. Be.) fündig. Letzteres wurde erst 2004 gedruckt.

Zu erwähnen ist noch, dass von der mit mir kommunizierenden Geistigen Welt mein Umgang mit den Tagebuchtexten, der zeitliche Ablauf ihrer Identifizierung, die Schwierigkeit ihrer Interpretation und ihre anschließende Veröffentlichung vorausgesagt wurden. Dieses und viele andere in den Texten gemachte und eingetroffene zeitliche Vorhersagen

beweisen in Verbindung mit den oben angeführten Fakten unwiderlegbar die Existenz eines materieunabhängigen Geistes.

Die in den Tagebüchern von mir selbst – bewusst oder unbewusst – vorgebrachte Kritik ist sehr oft ungerechtfertigt. Sie erinnert an das Verhalten eines kleinen Kindes, das aufgrund seiner Unwissenheit noch ungezogen und aufsässig ist und seiner Umgebung manch einen körperlichen und seelischen Schmerz zugefügt. Ich bitte deswegen meine Leser um Nachsicht bei der Lektüre, zumal die hier vorliegenden Texte, die meinerseits nicht für eine Veröffentlichung bestimmt waren, sozusagen unverändert aus meinen Tagebüchern übertragen wurden.

Die im Buch vorliegenden Tagebuchtexte werden an erster Stelle, abgesehen von geringfügigen Korrekturen, im Original wiedergegeben. An zweiter Stelle folgt ihre Differenzierung bzw. Aufgliederung und an dritter Stelle ihre Deutung. Bei der Aufgliederung wird unterschieden zwischen meinen wachbewussten Äußerungen und solchen meines Unbewussten und der Geistigen Welt. Die Texte wurden von mir viele Male überarbeitet. Trotzdem ist es möglich, dass einzelne Textstellen von mir noch nicht richtig verstanden bzw. gedeutet wurden und einer späteren Korrektur bedürfen.

Abschließend bedanke ich mich bei allen, die mir bei der Bearbeitung und Veröffentlichung meiner Tagebücher geholfen haben.

Anmerkung: Der Autorenname „Franz Haverkamp“ ist ein Pseudonym. Er wurde gewählt wegen seiner symbolischen Beziehung zu bestimmten Textstellen im Tagebuch.

Tagebuchtexte vom 16.11. bis 31.12.1960 original, bearbeitet und gedeutet

16. November 1960

So früh wie heute, am Buß- und Bettag, finde ich selten Zeit, Notizen zu machen. – Ich habe mir jetzt die Pfeife angesteckt, die brennt ganz schön – schmeckt aber nicht mehr so gut wie früher (woran mag das wohl liegen – vielleicht ist sie zu alt, das ist ja möglich, wer weiß, wer weiß.)

Der Ischiadicus hat heute mal wieder Hochzeit, ich meine, heute sind die Schmerzen, das machen die Wasserwolken am Himmel, der nur teilweise blau ist, so gemein, dass ich ständig an die gesundheitlich sündhafte Fahrt nach Frankreich erinnert werde. Da soll man noch wissenschaftlich denken können. Eigentlich, nun büße ich ja für meinen Leichtsinn, sollte man diese Extravaganzen nach Möglichkeit unterlassen. Hat aber das Schicksal den Menschen in diese peinliche Situation gebracht, ist es schlimm, ja, schlimm, und reuig sollte man sein und das nun einmal Verdorbene einsehend die Zukunft als Wissender durchschreiten!!

Die letzten Tage waren hart, vier Tage Arbeit zu Hause, wenig oder zum Teil gar nicht geschlafen (man sehe sich nur diese Widersprüchlichkeit des Wissenden an), Trauer, Trauer und noch viel mehr Trauer. Ich bin gespannt, wo das hinführt. Es tut ihr doch wahrhaftig leid, dass ich noch keinen anderen Menschen gefunden habe, sagt am Anfang des Briefes: „Wieder eines der vielen Zeichen dafür, dass ich nicht da bin“ und nennt dann anschließend ihr Verhalten „unwürdig“ und sagt: „verzeih“. Wenn ich Jesus wäre, dann wäre ich ja auch allwissend und könnte sie verstehen. Aber ich bin nicht Jesus und kann sie folglich auch nicht verstehen, jedenfalls nicht gefühlsmäßig, was ich für sehr sehr wichtig halte. Ich glaube, sie weiß nicht, wer wer ist.

Der Anatomieprofessor, ein Kölner, wie ich schon einmal sagte, imponierte mir anfangs mit der Art seines Vortrages. Nun, er tut es noch heute, hat aber etwas von seinem Glanz verloren, weil seine Witze nicht einmalig sind, sondern fest in sein Programm eingebaut sind. Das ist an sich auch nicht übel, übel nur für den Studenten, der in das Vergnügen kommt, zweimal an einem Tag dieselben Witze zu hören. Zuerst war ich etwas verlegen für den Professor (man stelle sich das vor) und glaubte, er hätte sich vertan. Das war beim ersten Witz, den er nachmittags wiederholt brachte, als neue Zuhörer hinzugekommen waren. Bei den nächsten Wiederholungen aber, jeweils mit der gleichen Begeisterung wie zuerst gebracht, hatte ich mich schon damit abgefunden, was wieder einmal für meine schnelle! Anpassungsfähigkeit spricht.

Ich esse gerade ein Brötchen mit Butterklümpchen und stelle mir dabei den Bäcker vor, der sie geschmacklos zubereitet hat. Trotzdem, ich habe Hunger, kalte Füße, die immer wieder erwähnt werden müssen, weil sie wirklich kalt sind. Gleich werde ich weiterlernen.

Aufgliederung des Textes

So früh wie heute, am Buß- und Bettag, finde ich selten Zeit, Notizen zu machen.

Ich habe mir jetzt die Pfeife angesteckt. Die brennt ganz schön, schmeckt aber nicht mehr so gut wie früher.

Woran mag das wohl liegen?

Vielleicht ist sie zu alt, das ist ja möglich. Wer weiß.

Wer weiß!

Der Ischiadicus hat heute mal wieder Hochzeit, ich meine, heute sind die Schmerzen – das machen die Wasserwolken am Himmel, der nur teilweise blau ist – so gemein, dass ich ständig an die gesundheitlich sündhafte Fahrt nach Frankreich erinnert werde. Da soll man noch wissenschaftlich denken können. Eigentlich – nun büße ich ja für meinen Leichtsinn – sollte man diese Extravaganzen nach Möglichkeit unterlassen. Hat aber das Schicksal den Menschen in diese peinliche Situation gebracht, ist es schlimm, …

Ja, schlimm!

… und reuig sollte man sein und, das nun einmal Verdorbene einsehend, die Zukunft als Wissender durchschreiten!!

Die letzten Tage waren hart, vier Tage Arbeit zu Hause, wenig oder zum Teil gar nicht geschlafen …

Man sehe sich nur diese Widersprüchlichkeit des Wissenden an!

… und Trauer, Trauer und noch viel mehr Trauer. Ich bin gespannt, wo das hinführt. Es tut ihr doch wahrhaftig leid, dass ich noch keinen anderen Menschen gefunden habe! Sagt am Anfang des Briefes: Wieder eines der vielen Zeichen dafür, dass ich nicht da bin – und nennt dann anschließend ihr Verhalten „unwürdig“ und sagt: „Verzeih!“. Wenn ich Jesus wäre, dann wäre ich ja auch allwissend und könnte sie verstehen. Aber ich bin nicht Jesus und kann sie folglich auch nicht verstehen, jedenfalls nicht gefühlsmäßig, was ich für sehr …

Sehr!

… wichtig halte. Ich glaube, sie weiß nicht, wer wer ist.

Der Anatomieprofessor, ein Kölner, wie ich schon einmal sagte, imponierte mir anfangs mit der Art seines Vortrages. Nun, er tut es noch heute, hat aber etwas von seinem Glanz verloren, weil seine Witze nicht einmalig sind, sondern fest in sein Programm eingebaut sind. Das ist an sich auch nicht übel, übel nur für den Studenten, der in das Vergnügen kommt, zweimal an einem Tag dieselben Witze zu hören. Zuerst war ich etwas verlegen für den Professor (man stelle sich das vor!) und glaubte, er hätte sich vertan. Das war beim ersten Witz, den er nachmittags brachte, als neue Zuhörer hinzugekommen waren. Bei den nächsten Wiederholungen aber, jeweils mit der gleichen Begeisterung wie zuvor gebracht, hatte ich mich schon damit abgefunden, was wieder einmal für meine schnelle Anpassungsfähigkeit spricht.

Ich esse gerade ein Brötchen mit Butterklümpchen und stelle mir dabei den Bäcker vor, der sie geschmacklos zubereitet hat. Trotzdem, ich habe Hunger und kalte Füße, die immer wieder erwähnt werden müssen, weil sie wirklich kalt sind. Gleich werde ich weiterlernen.

Deutung

➢ Das fett Geschriebene könnte inspiriert sein.

So früh wie heute, am Buß- und Bettag, finde ich selten Zeit, Notizen zu machen.

Ich habe mir jetzt die Pfeife angesteckt. Die brennt ganz schön, schmeckt aber nicht mehr so gut wie früher.

Woran mag das wohl liegen?

Vielleicht ist sie zu alt, das ist ja möglich. Wer weiß.

Wer weiß!

Der Ischiadicus hat heute mal wieder Hochzeit, ich meine, heute sind die Schmerzen – das machen die Wasserwolken am Himmel, der nur teilweise blau ist – so gemein, dass ich ständig an die gesundheitlich sündhafte Fahrt nach Frankreich erinnert werde.

➢ Nämlich an eine Fahrt mit dem Moped durch Frankreich. Ich meine, dass die fahrtbedingten Erschütterungen den Bandscheiben meiner Lendenwirbelsäule geschadet haben.

Da soll man noch wissenschaftlich denken können. Eigentlich – nun büße ich ja für meinen Leichtsinn – sollte man diese Extravaganzen nach Möglichkeit unterlassen. Hat aber das Schicksal den Menschen in diese peinliche Situation gebracht, ist es schlimm, …

Ja, schlimm!

… und reuig sollte man sein und, das nun einmal Verdorbene einsehend, die Zukunft als Wissender durchschreiten!!

Die letzten Tage waren hart, vier Tage Arbeit zu Hause, wenig oder zum Teil gar nicht geschlafen …

Man sehe sich nur diese Widersprüchlichkeit des Wissenden an!

… und Trauer, Trauer und noch viel mehr Trauer. Ich bin gespannt, wo das hinführt. Es tut ihr doch wahrhaftig leid, dass ich noch keinen anderen Menschen gefunden habe! Sagt am Anfang des Briefes: Wieder eines der vielen Zeichen dafür, dass ich nicht da bin –

➢ ... dass ich nicht da sei

und nennt dann anschließend ihr Verhalten „unwürdig“ und sagt: „Verzeih!“. Wenn ich Jesus wäre, dann wäre ich ja auch allwissend und könnte sie verstehen.

➢ Jesus sagte nicht von sich, dass er all wissend sei.

Aber ich bin nicht Jesus und kann sie folglich auch nicht verstehen, jedenfalls nicht gefühlsmäßig, was ich für sehr …

Sehr!

… wichtig halte. Ich glaube, sie weiß nicht, wer wer ist.

Der Anatomieprofessor, ein Kölner, wie ich schon einmal sagte, imponierte mir anfangs mit der Art seines Vortrages. Nun, er tut es noch heute, hat aber etwas von seinem Glanz verloren, weil seine Witze nicht einmalig sind, sondern fest in sein Programm eingebaut sind. Das ist an sich auch nicht übel, übel nur für den Studenten, der in das Vergnügen kommt, zweimal an einem Tag dieselben Witze zu hören. Zuerst war ich etwas verlegen für den Professor (man stelle sich das vor!) und glaubte, er hätte sich vertan. Das war beim ersten Witz, den er nachmittags brachte, als neue Zuhörer hinzugekommen waren. Bei den nächsten Wiederholungen aber, jeweils mit der gleichen Begeisterung wie zuvor gebracht, hatte ich mich schon damit abgefunden, was wieder einmal für meine schnelle Anpassungsfähigkeit spricht.

Ich esse gerade ein Brötchen mit Butterklümpchen und stelle mir dabei den Bäcker vor, der sie geschmacklos zubereitet hat. Trotzdem, ich habe Hunger und kalte Füße, die immer wieder erwähnt werden müssen, weil sie wirklich kalt sind. Gleich werde ich weiterlernen.

17. November 1960

Keine besonderen Vorkommnisse, abgesehen davon, dass ich heute zum ersten Mal an einer Leiche präparierte. Der Anblick war nicht ausnehmend schön, eher grotesk, denn das, was da auf dem Tisch lag in abgetrennten Häuten und Fetthautfetzen, in schmutzig brauner Farbe, war mehr einer lächerlichen Fragwürdigkeit ähnlich als einem still und zufrieden verstorbenen Menschen. Der Mensch als Sache, als Gegenstand der Untersuchung, des Experimentes, verliert immer mehr von seinem Ebenbild Gottes, zumindest von jenem Ebenbild, das in der Vorstellung der alten Zeit zur höchsten Entfaltung gekommen war. Das harmonisch Ganze wird seziert, analysiert und in seinen Zusammenhängen erkannt. Dabei kommt man mit dem Fortschreiten der Forschung zu immer deutlicheren, primitiveren Formeln, die alles in ein Muss hineinzwängen. Letzteres ist allerdings noch Theorie, die sich aber bald beweisen wird. Vom abstrahiert denkenden Wesen bleibt nur noch faules Fleisch, das einen Kreislauf, den Kreislauf organischer Strukturen schließt. Da bleibt nur noch zu hoffen, Leichen so zu erhalten, dass sie dem Studierenden nicht die Luft verpesten, was unangenehm ist.

Aufgliederung des Textes

Keine besonderen Vorkommnisse, abgesehen davon, dass ich heute zum ersten Mal an einer Leiche präparierte. Der Anblick war nicht ausnehmend schön, eher grotesk, denn das, was da auf dem Tisch lag in abgetrennten Häuten und Fetthautfetzen, in schmutzig brauner Farbe, war mehr einer lächerlichen Fragwürdigkeit ähnlich als einem still und zufrieden verstorbenen Menschen.

Der Mensch als Sache, als Gegenstand der Untersuchung, des Experimentes, verliert immer mehr von seinem Ebenbild Gottes, zumindest von jenem Ebenbild, das in der Vorstellung der alten Zeit zur höchsten Entfaltung gekommen war! Das harmonisch Ganze wird seziert, analysiert und in seinen Zusammenhängen erkannt!

Dabei kommt man mit dem Fortschreiten der Forschung zu immer deutlicheren, primitiveren Formeln, die alles in ein Muss hineinzwängen. Letzteres ist allerdings noch Theorie, die sich aber bald beweisen wird. Vom abstrahiert denkenden Wesen bleibt nur noch faules Fleisch, das einen Kreislauf, den Kreislauf organischer Strukturen schließt. Da bleibt nur noch zu hoffen, Leichen so zu erhalten, dass sie dem Studierenden nicht die Luft verpesten, was unangenehm ist.

Deutung

➢ Das fett Geschriebene ist, von seinem Inhalt und Schreibstil her, sicherlich inspiriert.

Keine besonderen Vorkommnisse, abgesehen davon, dass ich heute zum ersten Mal an einer Leiche präparierte. Der Anblick war nicht ausnehmend schön, eher grotesk, denn das, was da auf dem Tisch lag in abgetrennten Häuten und Fetthautfetzen, in schmutzig brauner Farbe, war mehr einer lächerlichen Fragwürdigkeit ähnlich als einem still und zufrieden verstorbenen Menschen.

Der Mensch als Sache, als Gegenstand der Untersuchung, des Experimentes, verliert immer mehr von seinem Ebenbild Gottes, zumindest von jenem Ebenbild, das in der Vorstellung der alten Zeit zur höchsten Entfaltung gekommen war! Das harmonisch Ganze wird seziert, analysiert und in seinen Zusammenhängen erkannt!

Dabei kommt man mit dem Fortschreiten der Forschung zu immer deutlicheren, primitiveren Formeln, die alles in ein Muss hineinzwängen.

➢ Wörterbuch der deutschen Sprache von Bertelsmann (Wö. d. dt. Spr. v. Be.) hat „Formel“ an zweiter Stelle die Bedeutung von „kurze, treffende Zusammenfassung“, zum Beispiel „einen Sachverhalt auf eine (kurze, einfache) Formel bringen“. – Im gleichen Wörterbuch wird „Muss“ definiert als „Notwendigkeit, Zwang“, zum Beispiel „ein bitteres, hartes Muss“.

Letzteres ist allerdings noch Theorie, die sich aber bald beweisen wird. Vom abstrahiert denkenden Wesen bleibt nur noch faules Fleisch, das einen Kreislauf, den Kreislauf organischer Strukturen schließt.

➢ So dachte ich damals.

Da bleibt nur noch zu hoffen, Leichen so zu erhalten, dass sie dem Studierenden nicht die Luft verpesten, was unangenehm ist.

18. November 1960

Feierte heute privat mein frischgebackenes Homburger Studententum mit einer Flasche Rotwein, die im Laufe ihrer geistigen Beeinflussung mein Gefühlsleben so strapazierte, dass ich mich zu einem echten Liebesbrief aufraffte. Das soll vorkommen, spricht dann für den guten Kern des Säufers, der so im wirklichen Leben hinter 25 Gartenzäunen versteckt liegt. Hauptsache aber, er ist da, und das freut mich denn.

Doch muss ich mal erfahrene Trinker fragen, ob man gegen den trockenen Mund und das ernüchternde Gefühl hinterher, das bald krankhaft ist, nichts unternehmen kann. Eben trank ich noch einen Schluck, aber seltsamerweise musste ich mich schütteln. Beim Malzkaffee kann das wohl kaum passieren, hörte ich, na ja!

Es ist mittlerweile 22:10 Uhr in meinem Zimmer, das schon warm ist. Eigentlich etwas zu warm, wenn ich daran denke, dass es ungesund sein könnte. Ich kenne einen Studienkollegen, genannt Jacobitz, der in Grafenberg, wir bewohnten da ein gemeinsames Zimmer, immer die Beine, und die waren gewiss nicht kurz, aus dem Fenster hängen hatte, und das seine ganze Freizeit hindurch. Nur manchmal entschloss er sich, wenn er müde vom Dienst kam, in den Garten zu gehen, der schon lange nicht mehr so grün war wie diese Tinte, und seinen Mittagsschlaf unter strenger Herbstsonne zu verbringen. Das nenne ich Selbstüberwindung, zumal er sich noch all morgendlich zwecks Massage mit der platten Hand den Körper abschlug, dass es nur so durchs hohle Pflegeheim hallte. Nun, innerlich kam dabei regelmäßig meine stille Lachmuskulatur in Betrieb, wodurch dann auch meine Gesundheit indirekt gefördert wurde. Dafür bin ich dem Herrn stud. med. hum. Klaus Jacobitz eigentlich direkt dankbar, was ich an dieser Stelle ausdrücklich gesagt haben möchte.

Seit einiger Zeit scheint es mit mir, vom Ischiadicus zu schweigen, bergauf zu gehen. Die miesen Regentage mit ihrem endlosen Grau, innen und außen, werden mit mehr Frohsinn durchstanden, eine relativ größere Objektivität (ich weiß nicht, ob diese entwicklungsmäßig, ich meine in Bezug auf Alter und Größe, bedingt ist) baut einen breiteren Steg über die selbstbezogenen Stunden, in denen so oft Zweifel an der eigenen Potenz auftauchten oder wo über die Analyse der Fahrplan für die Synthese verloren ging. Das alles hat hoffentlich bald einen endgültigen Abschluss, wenn man sich auch von einem natürlichen Maß an Selbstkritik nicht freimachen kann.

Ich trinke gegen alle Lust immer noch von diesem superbilligen, sowohl quantitativ wie qualitativ, Rotwein. In ganz kleinen Schlückchen wie Essig, mit dem er eine verdammt große Ähnlichkeit hat, obwohl er Vin Rouge Oranie 14 % heißt und mit einem dezenten Etikett versehen ist. Ich denke an G., der ich heute schrieb und schrieb, dass ich ihr dieses Buch geben würde, und darum ist es gut, das Denken an „Sie“ auch einmal zu schreiben. Diese faule Tour!! Ich küsse sie fortgesetzt, bis jene ungeschickten, von allzu eifrigen Händen geführten Skalpelle mich zerschnippeln. Pardon. Ich wollte das nicht sagen. Es ist eigentlich ein großes Geheimnis.

Aufgliederung des Textes

Feierte heute privat mein frischgebackenes Homburger Studententum mit einer Flasche Rotwein, die im Verlaufe ihrer geistigen Beeinflussung mein Gefühlsleben so strapazierte, dass ich mich zu einem echten Liebesbrief aufraffte. Das soll vorkommen und spricht dann für den guten Kern des Säufers, der so im wirklichen Leben hinter 25 Gartenzäunen versteckt liegt. Hauptsache aber, er ist da, und das freut mich denn.

Doch muss ich mal erfahrene Trinker fragen, ob man gegen den trockenen Mund und das ernüchternde Gefühl hinterher, das bald krankhaft ist, nichts unternehmen kann. Eben trank ich noch einen Schluck, aber seltsamerweise musste ich mich schütteln. Beim Malzkaffee kann das wohl kaum passieren, hörte ich.

Na ja!

Es ist mittlerweile 22:10 Uhr in meinem Zimmer, das schön warm ist. Eigentlich etwas zu warm, wenn ich daran denke, dass es ungesund sein könnte. Ich kenne einen Studienkollegen, genannt J., der in Grafenberg – wir bewohnten da ein gemeinsames Zimmer – immer die Beine, und die waren gewiss nicht kurz, aus dem Fenster hängen hatte, und das seine ganze Freizeit hindurch. Nur manchmal entschloss er sich, wenn er müde vom Dienst kam, in den Garten zu gehen, der schon lange nicht mehr so grün war wie diese Tinte, um seinen Mittagsschlaf unter strenger Herbstsonne zu verbringen. Das nenne ich Selbstüberwindung, zumal er sich noch all morgendlich zwecks Massage mit der platten Hand den Körper abschlug, dass es nur so durchs hohle Pflegeheim hallte. Nun, innerlich kam dabei regelmäßig meine stille Lachmuskulatur in Betrieb, wodurch dann auch meine Gesundheit indirekt gefördert wurde. Dafür bin ich dem Herrn stud. med. hum. K. J. eigentlich direkt dankbar, was ich an dieser Stelle ausdrücklich gesagt haben möchte.

Seit einiger Zeit scheint es mit mir – vom Ischiadicus zu schweigen – bergauf zu gehen. Die miesen Regentage mit ihrem endlosen Grau, innen und außen, werden mit mehr Frohsinn durchstanden. Eine relativ größere Objektivität (ich weiß nicht, ob diese entwicklungsbedingt ist, ich meine in Bezug auf Alter und Größe) baut einen breiteren Steg über die selbstbezogenen Stunden, in denen so oft Zweifel an der eigenen Potenz auftauchen oder wo über die Analyse der Fahrplan für die Synthese verloren geht. Das alles hat hoffentlich bald einen endgültigen Abschluss, wenn man sich auch von einem natürlichen Maß an Selbstkritik nicht freimachen kann.

Ich trinke gegen alle Lust immer noch von diesem quantitativ wie qualitativ superbilligen Rotwein – in ganz kleinen Schlückchen, wie Essig, mit dem er eine verdammt große Ähnlichkeit hat, obwohl er Vin Rouge Oranie 14 % heißt und mit einem dezenten Etikett versehen ist.

Ich denke an G., der ich heute schrieb, ...

Und schrieb!

... dass ich ihr dieses Buch geben würde. Und darum ist es gut, das Denken an „Sie“ auch einmal zu schreiben. ##

Diese faule Tour!!

Ich küsse sie fortgesetzt, bis jene ungeschickten, von allzu eifrigen Händen geführten Skalpelle mich zerschnippeln. Pardon. Ich wollte das nicht sagen. Es ist eigentlich ein großes Geheimnis.

Deutung

➢ Das fett Geschriebene ist möglicherweise inspiriert.

Feierte heute privat

➢ Das heißt allein.

mein frischgebackenes Homburger Studententum mit einer Flasche Rotwein, die im Verlaufe ihrer geistigen Beeinflussung mein Gefühlsleben so strapazierte, dass ich mich zu einem echten Liebesbrief aufraffte. Das soll vorkommen und spricht dann für den guten Kern des Säufers, der so im wirklichen Leben hinter 25 Gartenzäunen versteckt liegt.

➢ „Der Garten ist im Allgemeinen ein Symbol der partnerschaftlichen Beziehung ...“ (Günter Harnisch). – Zu „Zaun“ heißt es beim gleichen Autor: „Dieses Traumbild kommt in zweifacher Bedeutung vor. Es veranschaulicht Geborgenheit und Schutz. Aber es kann auch im Sinne eines Hindernisses zu verstehen sein.“ – Bemerkenswert ist, dass mir die angeführten symbolischen Bedeutungen damals noch unbekannt waren.

Hauptsache aber, er ist da, und das freut mich denn.

Doch muss ich mal erfahrene Trinker fragen, ob man gegen den trockenen Mund und das ernüchternde Gefühl,

➢ Nämlich hinterher. – Im Wörterbuch der deutschen Sprache von Bertelsmann (Wö. d. dt. Spr. v. Be.) hat „ernüchtern“ an zweiter Stelle die Bedeutung von „jemandem eine Illusion nehmen, jemandes Begeisterung dämpfen oder zerstören“, zum Beispiel „eine ernüchternde Erfahrung“.

das bald krankhaft ist, nichts unternehmen kann. Eben trank ich noch einen Schluck, aber seltsamerweise musste ich mich schütteln. Beim Malzkaffee kann das wohl kaum passieren, hörte ich.

Na ja!

Es ist mittlerweile 22:10 Uhr in meinem Zimmer, das schön warm ist. Eigentlich etwas zu warm, wenn ich daran denke, dass es ungesund sein könnte. Ich kenne einen Studienkollegen, genannt J., der in Grafenberg – wir bewohnten da ein gemeinsames Zimmer – immer die Beine, und die waren gewiss nicht kurz, aus dem Fenster hängen hatte, und das seine ganze Freizeit hindurch. Nur manchmal entschloss er sich, wenn er müde vom Dienst kam, in den Garten zu gehen, der schon lange nicht mehr so grün war wie diese Tinte,

➢ Diesen Tagebucheintrag schrieb ich mit grüner Tinte.

um seinen Mittagsschlaf unter strenger Herbstsonne zu verbringen. Das nenne ich Selbstüberwindung, zumal er sich noch allmorgendlich zwecks Massage mit der platten Hand den Körper abschlug, dass es nur so durchs hohle Pflegeheim hallte. Nun, innerlich kam dabei regelmäßig meine stille Lachmuskulatur in Betrieb, wodurch dann auch meine Gesundheit indirekt gefördert wurde. Dafür bin ich dem Herrn stud. med. hum. K. J. eigentlich direkt dankbar, was ich an dieser Stelle ausdrücklich gesagt haben möchte.

Seit einiger Zeit scheint es mit mir – vom Ischiadicus zu schweigen – bergauf zu gehen. Die miesen Regentage mit ihrem endlosen Grau, innen und außen, werden mit mehr Frohsinn durchstanden. Eine relativ größere Objektivität (ich weiß nicht, ob diese entwicklungsbedingt ist, ich meine in Bezug auf Alter und Größe) baut einen breiteren Steg über die selbstbezogenen Stunden, in denen so oft Zweifel an der eigenen Potenz auftauchen

➢ Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. wird Potenz an erster Stelle definiert als „Leistungsfähigkeit, Kraft, Macht“.

oder wo über die Analyse der Fahrplan für die Synthese verloren geht. Das alles hat hoffentlich bald einen endgültigen Abschluss, wenn man sich auch von einem natürlichen Maß an Selbstkritik nicht freimachen kann.

Ich trinke gegen alle Lust immer noch von diesem quantitativ wie qualitativ superbilligen Rotwein – in ganz kleinen Schlückchen, wie Essig, mit dem er eine verdammt große Ähnlichkeit hat, obwohl er Vin Rouge Oranie 14 % heißt und mit einem dezenten Etikett versehen ist.

Ich denke an G., der ich heute schrieb, ...

Und schrieb!

... dass ich ihr dieses Buch geben würde.

➢ Nämlich das Tagebuch

Und darum ist es gut, das Denken an „Sie“ auch einmal zu schreiben.

Diese faule Tour!!

Ich küsse sie fortgesetzt, bis jene ungeschickten, von allzu eifrigen Händen geführten Skalpelle mich zerschnippeln. Pardon. Ich wollte das nicht sagen. Es ist eigentlich ein großes Geheimnis.

19. November 1960

Heute ist wieder einmal Samstag. Ich habe derer schon so viele erlebt, schöne und säuige, dass es Überfluss ist, diese Einrichtung, die Wochentage sind gemeint, besonders zu erwähnen. Doch wenn ich schon von säuig rede, dann geschieht das nicht ohne Grund. All die Schmerzen meines Ischiadicus, die mich in den letzten Tagen piekten, hatten anscheinend das Wetter von heute angekündigt. Es war fies – säuig will ich nicht mehr sagen, sonst klingt es gleich übertrieben. Es regnete bereits, als ich um 9:00 Uhr aufstand, regnete weiter bis zum Mittag, weiter, noch weiter und steigerte sich schließlich in ein Gießen, das mir von meinem warmen Fensterplatz die Sicht versperrte. Erst jetzt, um 18:00 Uhr, wird es etwas ruhiger, doch nicht in meinem Bein, was noch ziemlich viel verspricht.

An sich ist nicht viel Neues vorgefallen. Gegen Mittag fuhr ich zur Mensa (wir haben samstags keine Vorlesungen). Dann brachte Herr B. das Fahrrad von einem seiner Söhne zum Bahnhof, um es in Richtung Schleswig Holstein, wo sein Stiefsohn Sportunterricht gibt, zu verschicken. Das kostete 23 DM, ein Heidengeld, für das er mit den Auslagen, die er hatte – er kaufte noch einen neuen Reifen, ein Rücklicht etc. – ein besseres bei der Versteigerung hätte erstehen können. So was muss man sich früher überlegen, der Ärger hinterher ist unwirtschaftlich, denn kaum wird er noch einmal vor eine ähnliche Situation gestellt. Manchmal werfen die Leute das Geld direkt (aber ungewollt, weil man es sich nicht leisten kann) zum Fenster hinaus. So auch meine Mutter, die, um einen Wunsch meines Vaters zu erfüllen, jeden Tag ein kleines Fläschchen Rum zu 1,70 DM kaufte. Da läuft einem doch die Galle über. „Wieviel billiger“, erzählte ich ihr, „ist es, wenn Du eine große Flasche zu 5 DM oder 10 holst und ihm aus dieser Flasche täglich einmal das Fläschchenquantum gibst!“ Manchmal fällt der Groschen eben langsam oder gar nicht, wie hier, wenn er nicht von außen angestoßen würde. Ich bin überzeugt, sie kaufte heute noch Fläschchen zu 1,70 DM, Fläschchen zu 1.70 DM, Fläschchen …

Vom Bahnhof holte ich Herrn B. ab. Wir besorgten in Homburg ein Thermometer und vier Melabontabletten, die mich endgültig bettelarm machten. Ich habe noch 6 Pfennig.

➢ In Homburg hatte ich oft kein Geld. Zu Beginn des Studiums verzichtete ich darauf, das Honnefer Modell (ein finanzieller Unterhaltsbeitrag für Studierende, ähnlich dem heutigen BAföG) zu beantragen. Ich hatte die Absicht, das Geld für mein Studium selbst zu verdienen. Ich sah aber bald ein, dass dieses nicht möglich war, und bekam in der Folge auch einen monatlichen Geldbetrag vom Staat, den ich dann nach Abschluss des Studiums, wie es die Bestimmungen vorschrieben, teilweise zurückzahlen musste.

Hoffentlich kommt der Brief, der diese Verhältnisse schildert, bald zu Hause an und trifft nicht auf wirtschaftliche Not (die übliche).

Heute Mittag machte ich Anatomie, Gewebelehre im 1. Band und Strukturen des peripheren Nervensystems aus dem 3. Band. Für eine Abgabeprüfung in der nächsten Woche muss ich mir noch die Kopf-Halsmuskulatur ansehen, was durch die vielen, unheimlich vielen Namen, die auswendig zu lernen sind, gar nicht so einfach ist. Aber das faktische Wissen hinterher ist immer eine schöne Belohnung. Ich fahre jetzt zum Abendessen in die Mensa.

20. November 1960 (Nacht)