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Eine Bar, ein schmutziger Hinterhof: Zwischen zwei Müllcontainern liegt die Leiche einer Stripperin. Vampirjägerin Anita Blake wird hinzugerufen, denn der Körper der Frau ist völlig blutleer und übersät von Bisswunden. Dieser Mord wurde von nicht nur einem Vampir begangen. Anita weiß aus eigener Erfahrung, was für eine berauschende Erfahrung der Biss eines mächtigen Vampirs sein kann - berauschend genug, um wie das Opfer ohne Gegenwehr in den Tod zu gehen. War dies ein Einzelfall oder der Auftakt einer Mordserie? Gleichzeitig kämpft Anita mit ihren eigenen Problemen - denn sie ist noch immer infiziert mit der Ardeur, einem übernatürlichen Verlangen. Und das muss gestillt werden ...
"Mörderisch schnell, actiongeladen, voller Spannung und purer Leidenschaft." Barnes & Noble Review
Dieses E-Book ist der erste Band einer zweiteiligen Geschichte. Nächster Band: Anita Blake - Blinder Hunger.
Erlebe (über-)sinnliche Abenteuer mit eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
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Seitenzahl: 741
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Über die Serie: Anita Blake – Vampire Hunter
Über diesen Band
Über die Autorin
Triggerwarnung
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Impressum
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Im nächsten Band
Härter, schärfer und gefährlicher als Buffy, die Vampirjägerin – Lesen auf eigene Gefahr!
Vampire, Werwölfe und andere Wesen mit übernatürlichen Fähigkeiten leben als anerkannte, legale Bürger in den USA und haben die gleichen Rechte wie Menschen. In dieser Parallelwelt arbeitet die junge Anita Blake als Animator, Totenbeschwörerin, in St. Louis: Sie erweckt Tote zum Leben, sei es für Gerichtsbefragungen oder trauernde Angehörige. Nebenbei ist sie lizensierte Vampirhenkerin und Beraterin der Polizei in übernatürlichen Kriminalfällen. Die knallharte Arbeit, ihr Sarkasmus und ihre Kaltschnäuzigkeit haben ihr den Spitznamen »Scharfrichterin« eingebracht. Auf der Jagd nach Kriminellen lernt die toughe Anita nicht nur, ihre paranormalen Fähigkeiten auszubauen – durch ihre Arbeit kommt sie den Untoten auch oftmals näher als geplant. Viel näher. Hautnah …
Bei der »Anita Blake«-Reihe handelt es sich um einen gekonnten Mix aus Krimi mit heißer Shapeshifter-Romance, gepaart mit übernatürlichen, mythologischen Elementen sowie Horror und Mystery. Eine einzigartige Mischung in einer alternativen Welt, ähnlich den USA der Gegenwart – dem »Anitaverse«.
Paranormale Wesen in dieser Reihe sind u.a. Vampire, Zombies, Geister und diverse Gestaltwandler (Werwölfe, Werleoparden, Werlöwen, Wertiger, …).
Die Serie besteht aus folgenden Bänden:
Bittersüße Tode
Blutroter Mond
Zirkus der Verdammten
Gierige Schatten
Bleiche Stille
Tanz der Toten
Dunkle Glut
Ruf des Blutes
Göttin der Dunkelheit (Band 1 von 2)
Herrscher der Finsternis (Band 2 von 2)
Jägerin des Zwielichts (Band 1 von 2)
Nacht der Schatten (Band 2 von 2)
Finsteres Verlangen
Schwarze Träume (Band 1 von 2)
Blinder Hunger (Band 2 von 2)
Eine Bar, ein schmutziger Hinterhof: Zwischen zwei Müllcontainern liegt die Leiche einer Stripperin. Vampirjägerin Anita Blake wird hinzugerufen, denn der Körper der Frau ist völlig blutleer und übersät von Bisswunden. Dieser Mord wurde von nicht nur einem Vampir begangen.Anita weiß aus eigener Erfahrung, was für eine berauschende Erfahrung der Biss eines mächtigen Vampirs sein kann – berauschend genug, um wie das Opfer ohne Gegenwehr in den Tod zu gehen. War dies ein Einzelfall oder der Auftakt einer Mordserie?Gleichzeitig kämpft Anita mit ihren eigenen Problemen – denn sie ist noch immer infiziert mit der Ardeur, einem übernatürlichen Verlangen. Und das muss gestillt werden …
Dieses E-Book ist der erste Band einer zweiteiligen Geschichte. Nächster Band: Anita Blake – Blinder Hunger.
Erlebe (über-)sinnliche Abenteuer mit eBooks von beHEARTBEAT – Herzklopfen garantiert.
Laurell K. Hamilton (*1963 in Arkansas, USA) hat sich mit ihren paranormalen Romanserien um starke Frauenfiguren weltweit eine große Fangemeinde erschrieben, besonders mit ihrer Reihe um die toughe Vampirjägerin Anita Blake. In den USA sind die Anita-Blake-Romane stets auf den obersten Plätzen der Bestsellerlisten zu finden, die weltweite Gesamtauflage liegt im Millionenbereich.
Die New-York-Times-Bestsellerautorin lebt mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter in St. Louis, dem Schauplatz ihrer Romane.
Website der Autorin: https://www.laurellkhamilton.com/.
Die Bücher der »Anita Blake – Vampire Hunter«-Serie enthalten neben expliziten Szenen und derber Wortwahl potentiell triggernde und für manche Leserinnen und Leser verstörende Elemente. Es handelt sich dabei unter anderem um:
brutale und blutige Verbrechen, körperliche und psychische Gewalt und Folter, Missbrauch und Vergewaltigung, BDSM sowie extreme sexuelle Praktiken.
Laurell K. Hamilton
ANITA BLAKE
Schwarze Träume
Aus dem amerikanischen Englischvon Angela Koonen
beHEARTBEAT
Digitale Erstausgabe
»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG
Für die Originalausgabe:
Copyright © 2004 by Laurell K. Hamilton
Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Incubus Dreams«
»Incubus Dreams« ist im Deutschen in zwei Teilen erschienen:
Band 1: Schwarze Träume
Band 2: Blinder Hunger
Originalverlag: The Berkley Publishing Group, a division of Penguin Group (USA) Inc., New York
Published by Arrangement with Laurell K. Hamilton
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.
Für diese Ausgabe:
Copyright © 2013/2021 by Bastei Lübbe AG, Köln
Titel der deutschsprachigen Erstausgabe: »Schwarze Träume«
Covergestaltung: Guter Punkt GmbH Co. KG unter Verwendung von Motiven von © iStock/ BojanMirkovic; iStock/lambada
eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf
ISBN 978-3-7517-0250-8
be-ebooks.de
lesejury.de
Für J.,
Gefährte, bester Freund, Geliebter,
Zuckerbrot und Peitsche, echter Partner,
Ehemann.
Worte reichen nicht.
Es war eine Oktoberhochzeit. Die Braut war eine Hexe, die Verbrechen übernatürlicher Wesen aufklärte. Der Bräutigam arbeitete als Totenerwecker und Vampirjäger. Das klang wie ein Halloweenscherz, war aber keiner.
Die Bräutigamseite trug ganz traditionell schwarzen Smoking, weißes Hemd mit orangefarbener Fliege. Die Brautseite trug orangefarbene Kleider. Ballkleider in Halloween-Orange sind kaum zu finden. Ich befürchtete schon, ich müsste dreihundert Dollar für so eine Monstrosität hinblättern. Doch da ich zur Bräutigamseite gehörte, durfte ich einen Smoking tragen. Larry Kirkland, Bräutigam, Kollege und Freund, blieb standhaft. Er weigerte sich, mich zu einem Kleid zu zwingen, wenn ich keins anziehen wollte. Hmm, mal überlegen: dreihundert Dollar oder mehr für ein sehr orangenes Ballkleid, das ich lieber verbrennen würde, als es je wieder anzuziehen, oder hundert Dollar für einen geliehenen Smoking, den ich hinterher wieder loswerden konnte. Warten Sie, lassen Sie mich kurz überlegen.
Ich lieh mir den Smoking. Kaufen musste ich ein Paar schwarze Schnürschuhe. Der Verleih hatte keine in Frauengrößen. Aber gut. Selbst mit den Siebzig-Dollar-Schuhen, die ich wahrscheinlich nie wieder tragen würde, kam ich noch ziemlich gut weg.
Als ich die vier Brautjungfern sah, wie sie mit ihren aufgeplusterten Kleidern und Hochsteckfrisuren durch den Mittelgang der vollbesetzten Kirche schritten, fand ich, dass ich sogar sehr gut weggekommen war. Sie trugen runde Sträußchen aus orangenen und weißen Blüten mit schwarzer Spitze, an denen orangene und schwarze Bänder baumelten. Ich brauchte nur vorne zu stehen und mit einer Hand das andere Handgelenk zu halten. Eine Anweisung der Hochzeitsorganisatorin. Sie fürchtete offenbar, die Trauzeugen des Bräutigams würden sonst in der Nase bohren oder etwas ähnlich Peinliches tun. Wir durften die Hände nicht in die Hosentasche schieben, nicht vor dem Schritt falten, nicht die Arme verschränken. Zur Generalprobe war ich zu spät gekommen. Große Überraschung. Dabei hatte die Hochzeitsplanerin geglaubt, ich könnte einen zivilisierenden Einfluss auf die Männer haben, nur weil ich eine Frau war. Dabei war ich kaum weniger flapsig, wie sie bald feststellte. Offen gestanden fand ich, dass wir uns alle wirklich gut benahmen. Nur schien sie sich in Gegenwart von Männern nicht sehr wohl zu fühlen. Oder in meiner Gegenwart. Vielleicht lag’s auch daran, dass ich bewaffnet war.
Doch keiner der Trauzeugen, mich eingeschlossen, hat irgendetwas getan, worüber sie sich hätte beschweren können. Das war Larrys Tag, und keiner von uns wollte ihn versauen. Oh, und natürlich Tammys Tag.
Die Braut betrat am Arm ihres Vaters die Kirche. Ihre Mutter saß schon in der vordersten Bank in einem hellorangenen Kleid, das ihr gut stand. Sie strahlte und weinte, sie litt und war zugleich überglücklich. Mrs Reynolds war der Grund für die große kirchliche Hochzeit. Larry und Tammy wären mit einer kleineren zufrieden gewesen, aber Tammy schien ihrer Mutter nichts abschlagen zu können, und Larry wollte mit seiner zukünftigen Schwiegermutter gut auskommen.
Detective Tammy Reynolds war ein Traum in Weiß komplett mit Schleier, der wie Dunst ihr Gesicht verhüllte. Sie war so stark geschminkt wie noch nie, doch das dramatische Make-up passte zu der Perlenkette und dem glockenförmigen Rock. Das Kleid sah aus, als hätte es auch allein den Gang hinunterschreiten oder zumindest allein stehen können. Mit ihren Haaren hatten sie auch etwas gemacht. Es war geglättet und straff nach hinten frisiert, sodass ihre aparte Schönheit zur Geltung kam. Mir war vorher nie aufgefallen, dass Detective Reynolds schön war.
Die Trauzeugen des Bräutigams, Larrys drei Brüder und ich, standen in einer Reihe, ich am Ende. Darum musste ich ein bisschen den Hals recken, um Larrys Gesicht zu sehen. Es lohnte sich. Er war so blass, dass die Sommersprossen auffielen wie Tintenspritzer. Seine blauen Augen waren größer als sonst. Mit seinen kurzen roten Locken hatten sie auch etwas angestellt: Sie lagen beinahe glatt an. Er sah gut aus. Sofern er nicht noch in Ohnmacht fiel. Er blickte Tammy an, als hätte ihm jemand mit einem Hammer eins übergebraten. Hätten sie ihn auch zwei Stunden lang geschminkt, hätte er natürlich traumhaft ausgesehen. Aber Männer brauchen sich darüber keine Gedanken zu machen. Lebendig und gesund ist der Standard. Von der Frau wird erwartet, dass sie an ihrem Hochzeitstag schön ist, der Bräutigam muss nur da sein und sollte keinen in Verlegenheit bringen, am wenigsten die Braut.
Ich hielt den Kopf wieder gerade und versuchte ebenfalls, keinen in Verlegenheit zu bringen. Ich hatte mir die Haare in nassem Zustand zurückgebunden, damit sie glatt anlagen. Da ich nicht bereit war, sie mir abzuschneiden, war dies die beste Methode, um wie ein Mann auszusehen. Aber es gab noch anderes an mir, was sich einem männlichen Erscheinungsbild widersetzte. Ich habe Kurven, und die werden auch in einem Männersmoking nicht unsichtbar. Keiner beklagte sich, doch die Hochzeitsorganisatorin verdrehte bei meinem Anblick die Augen. Laut sagte sie: »Du brauchst mehr Make-up.«
»Die anderen Trauzeugen sind auch nicht geschminkt«, wandte ich ein.
»Willst du hübsch aussehen?«
Da ich fand, ich sähe schon ziemlich gut aus, gab es nur eine Antwort: »Nicht unbedingt.«
Das war dann die letzte Unterhaltung zwischen uns gewesen. Sie ging mir entschieden aus dem Weg. Ich glaube, sie wollte absichtlich gemein sein, weil ich ihr nicht half, die anderen Trauzeugen auf Linie zu bringen. Sie schien zu glauben, dass wir unsere Kräfte vereinen sollten, nur weil wir beide Eierstöcke statt Eier hatten. Davon abgesehen, warum sollte ich mich extra aufhübschen? Es war Tammys und Larrys Tag, nicht meiner. Falls, FALLS ich je heiraten sollte, würde ich mir damit Mühe geben. Bis dahin war es mir egal. Außerdem trug ich bereits mehr Make-up als sonst. Also überhaupt welches. Meine Stiefmutter Judith erzählt mir dauernd, dass ich ab dreißig über diese Frauendinge anders denken werde. Bis zur großen Drei-Null sind es nur noch drei Jahre, aber die Panik hat noch nicht eingesetzt.
Tammys Vater übergab ihre Hand an Larry. Tammy ist sieben Zentimeter größer als er, die hohen Absätze nicht eingerechnet. Ich stand nah genug beim Bräutigam und sah den Blick, mit dem Tammys Vater seinen Schwiegersohn bedachte. Es war kein freundlicher Blick. Tammy war im vierten Monat schwanger, und daran war Larry schuld. Eigentlich Tammy und Larry, aber ich glaube nicht, dass ihr Vater es so sah. Nein, Mr Nathan Reynolds machte offenbar Larry dafür verantwortlich, so als hätte er die Jungfrau Tammy aus dem Bett weg entführt, entjungfert und schwanger zurückgebracht.
Mr Reynolds hob Tammys Schleier, um das sorgfältig geschminkte Gesicht zu enthüllen. Er küsste sie feierlich auf die Wange, warf Larry noch einen finsteren Blick zu und wandte sich freundlich lächelnd ab, um sich zu seiner Frau in die Bank zu setzen. Dass er von dem finsteren Blick so schnell zu einem freundlichen Lächeln wechseln konnte, wenn er wusste, dass die ganze Kirche sein Gesicht sah, störte mich. Es gefiel mir nicht, dass Larrys Schwiegervater so gut lügen konnte. Ich fragte mich, womit er sein Geld verdiente. Doch ich war generell misstrauisch. Das kommt davon, wenn man zu lange zu eng mit der Polizei zusammenarbeitet. Zynismus ist so ansteckend.
Wir alle drehten uns zum Altar um, denn die Trauzeremonie begann. Ich war im Lauf der Jahre bei einem Dutzend Hochzeiten gewesen, meist bei christlichen, sodass mir der Ablauf und die Worte vertraut waren. Komisch, wie viel sich einem unbewusst einprägt. »Liebe Gemeinde, wir haben uns heute hier versammelt, um diesen Mann und diese Frau in den heiligen Bund der Ehe eintreten zu lassen.«
Es war keine katholische oder episkopale Hochzeit, darum brauchten wir nicht niederzuknien oder sonst etwas zu tun. Wir würden nicht mal die Kommunion erhalten. Ich muss zugeben, dass meine Gedanken dadurch ein wenig abschweiften. Ich war noch nie ein großer Fan von Hochzeiten. Sie sind nötig, sicher, aber ich gehörte nicht zu den Mädchen, die sich ausmalen, wie ihre Hochzeit eines Tages sein wird. Ich kann mich nicht erinnern, je darüber nachgedacht zu haben, bevor ich mich im College verlobte, und als die Verlobung in die Brüche ging, ging ich wieder dazu über, nicht an Hochzeiten zu denken. Später war ich kurz mit Richard Zeeman verlobt, Lehrer für Naturwissenschaften an der Junior High und Ulfric des hiesigen Werwolfrudels. Doch er machte mit mir Schluss, weil ich besser mit den Monstern zurechtkam als er. Inzwischen hatte ich mich so ziemlich mit dem Gedanken abgefunden, dass ich wohl nie heiraten, diese Worte nie vor mir und meinem Liebsten gesprochen würden. Laut würde ich es niemals zugeben, aber ein kleines bisschen machte es mich traurig. Nicht das mit der Hochzeit – mein eigenes Hochzeitskleid wäre mir genauso zuwider wie andere –, sondern dass ich keinen Menschen hatte, den ich mein Eigen nennen konnte. Ich war im amerikanischen Bürgertum in einer Kleinstadt aufgewachsen und wand mich innerlich vor Verlegenheit, weil ich gegenwärtig mit drei Männern gleichzeitig zusammen war, vielleicht mit vieren, je nachdem, wie man es sehen will. Ich arbeitete daran, es nicht mehr als peinlich zu empfinden, doch es warf ständig Fragen auf. Zum Beispiel: Wen nimmt man als Begleiter zu einer Hochzeitsfeier mit? Diese fand in einer Kirche statt, zwischen lauter heiligen Dingen; somit fielen zwei Männer schon mal aus. Vampire kamen in solcher Umgebung nicht gut zurecht. Wenn Jean-Claude und Asher beim Reinkommen in Flammen aufgingen, würde das die Feierlaune doch ziemlich dämpfen. Blieben mein offizieller Freund, Micah Callahan, und Nathaniel Graison, ein Freund von mir.
Die Zeremonie war jetzt beim Tausch der Ringe angelangt, sodass die Trauzeugin der Braut und der Trauzeuge des Bräutigams etwas zu tun bekamen. Die Frau musste Tammys weißes Blütengebinde halten und der Mann die Ringe übergeben. Mir kam das schrecklich sexistisch vor. Ein Mal wenigstens möchte ich es erleben, dass der Mann die Blumen hält und die Frau die Ringe herausrückt. Mir hat mal ein Freund gesagt, ich sei liberaler, als mir guttäte. Kann sein. Aber eins steht fest: Sollte ich mich doch noch mal verloben, bekommen entweder beide oder keiner einen Verlobungsring. Aber da ich ja nicht heirate, ist wahrscheinlich auch das mit der Verlobung vom Tisch. Tja.
Endlich waren sie Mann und Frau. Wir drehten uns um, und der Pfarrer präsentierte sie den Hochzeitsgästen als Mr und Mrs Lawrence Kirkland, obwohl Tammy ihren Mädchennamen behielt. Also eigentlich hätte es Mr Lawrence Kirkland und Ms Tammy Reynolds heißen müssen.
Anschließend bildeten wir zwei Reihen. Es ergab sich, dass ich Detective Jessica Arnet meinen Arm bieten musste. Sie nahm ihn, und wegen ihrer hohen Absätze war ich zwölf Zentimeter kleiner als sie. Sie lächelte mich an. Vor einem Monat, als sie mal mit Nathaniel flirtete, war mir aufgefallen, dass sie hübsch war, aber erst jetzt bemerkte ich, wie schön sie sein konnte. Ihre dunklen Haare waren straff zurückgekämmt, sodass das zarte Dreieck von Wangen und Kinn ins Auge sprang. Das Make-up machte ihre Augen größer, gab den Wangen Farbe und machte aus ihren schmalen Lippen einen Schmollmund. Das Orange, das die meisten Brautjungfern blass machte, erzeugte bei ihr satte Glanzlichter auf der Haut und den Haaren und brachte ihre Augen zum Strahlen. Die Farbe steht nur wenigen Leuten. Darum wird sie in so vielen Gefängnissen verwendet, quasi als zusätzliche Bestrafung. Doch Detective Arnet sah darin toll aus. Das verleitete mich fast zu dem Wunsch, ich hätte mich von der Hochzeitsorganisatorin zu mehr Make-up überreden lassen. Aber nur fast.
Ich muss sie angestarrt haben, denn sie schoss mir einen stirnrunzelnden Blick zu, und da erst setzte ich mich in Bewegung, um mich mit ihr einzureihen. Wie es sich für brave Hochzeitsgäste gehört, verließen wir im Gänsemarsch die Kirche. Die Gruppenfotos hatten wir schon hinter uns, sodass der Fotograf jetzt dem Brautpaar hinterherlaufen konnte, um die kostbaren Momente abzupassen: wenn die Torte angeschnitten, der Strauß geworfen, das Strumpfband ausgezogen wurde. Sobald wir die Begrüßungszeremonie hinter uns hätten, würde ich mich in den Hintergrund verkrümeln, und keinen würde das kümmern.
Wir standen wie angewiesen in einer Reihe, Braut und Bräutigam ganz vorn, denn schließlich war sie es, die jeder sehen wollte. Wir Übrigen standen entlang der Mauer und warteten darauf, zumeist wildfremden Leuten die Hand zu schütteln. Tammys Familie kam zwar aus St. Louis, doch ich war noch keinem von ihnen begegnet, und Larrys Familie kam von außerhalb. Ich kannte von den Gästen nur die Polizisten. Ansonsten hieß es lächeln und nicken, nicken und lächeln, Hände schütteln, lächeln und nicken.
Ich konzentrierte mich wohl sehr auf jeden, der gerade vor mir stand, denn ich war völlig überrascht, plötzlich in Micahs Gesicht zu blicken. Er war genauso groß wie ich, also klein für einen Mann. Seine vollen braunen Haare waren fast so lockig wie meine, und heute trug er sie offen, mir zuliebe. Er tat das nicht gern, und ich verstand, warum. Für einen Mann hatte er sehr feine Gesichtszüge, und wenn die von den vielen Haaren eingerahmt wurden, wirkte er fast so zart wie Detective Arnet. Seine Unterlippe war voller als die Oberlippe, was einem weiblichen Schmollmund nahekam. Sein Körperbau machte allerdings unmissverständlich klar, dass er ein Mann war: breite Schultern, schmale Hüften, eine Schwimmerfigur, obwohl das nicht sein Sport war. Vom Hals abwärts war er nicht mit einer Frau zu verwechseln. Nur beim Gesicht und den Haaren.
Er hatte den Hemdkragen offen gelassen, sodass die Kuhle unter dem Kehlkopf zu sehen war. Ich sah mich in seinen dunklen Brillengläsern. Es war ziemlich düster im Eingangsbereich. Warum also die Sonnenbrille? Weil er Katzenaugen hatte, Leopardenaugen, um genau zu sein. Sie waren mal gelb, mal grün. Welche Farbe gerade dominierte, hing von der Farbe seiner Kleidung ab, aber auch von seiner Stimmung und vom Licht. Durch sein Hemd wären sie heute grün mit ein paar gelben Sprenkeln, wie sonnige Lücken im Blätterdach des Waldes.
Er war ein Werleopard, der Nimir-Raj des hiesigen Rudels. Eigentlich sollte er in Menschengestalt keine tierischen Merkmale haben. Doch wenn man zu viel Zeit in der Tiergestalt verbrachte, ging die Rückverwandlung mitunter nicht mehr vollständig vonstatten. Er wollte die Normalbürger nicht erschrecken, darum trug er die Sonnenbrille.
Seine Hand lag warm in meiner, und dieses bisschen Körperkontakt reichte schon, um meine Abschirmung zunichtezumachen. Ich hatte mich abgeschirmt, damit ich ihn während der Zeremonie nicht wie einen zweiten Herzschlag spürte. Denn wir waren Nimir-Raj und Nimir-Ra, König und Königin der Werleoparden. Wenn’s nach mir ging, waren wir eher Königin und Prinzgemahl, zumindest aber echte Partner. Auf jeden Fall behielt ich mir das Präsidentenveto vor. Ich bin nun mal ein Kontrollfreak.
Ich war die erste menschliche Nimir-Ra in der langen Geschichte der Werleoparden. Das »menschlich« würden allerdings einige Leute bestreiten, da ich von Berufs wegen Tote erwecke und von Staats wegen Vampire hinrichte. Aber es gibt immer ein paar Neider.
Ich setzte zu einer Umarmung an, doch Micah schüttelte kurz den Kopf. Er hatte recht. Ja, er hatte recht. Wenn mein Puls schon beim Handgeben beschleunigte, wäre eine Umarmung schlecht. Durch eine Reihe metaphysischer Zufälle lebte etwas in mir, das mit Micahs Tier ziemliche Ähnlichkeit hatte. Mein und Micahs Tier waren miteinander vertraut wie ein altes Liebespaar. Der nichtmenschliche Teil unserer jeweiligen Person kannte uns besser als der menschliche Teil. Ich wusste noch immer so gut wie nichts über Micah, ehrlich. Obwohl wir zusammenlebten. Metaphysisch waren wir enger aneinandergebunden, als eine Zeremonie oder eine Urkunde es bewirken könnte; aber im wirklichen Alltagsleben fragte ich mich, was ich mit ihm tun sollte. Er war der perfekte Partner, meine zweite Hälfte, das fehlende Teilstück. Er ergänzte mich in fast jeder Hinsicht. Und wenn er so nah bei mir stand, kam mir alles vollkommen richtig vor. Doch es brauchte nur ein wenig Distanz und ich begann mich zu fragen, wann die Illusion platzte und er mir nicht mehr wundervoll erschien. Ich hatte noch keinen Mann in meinem Leben gehabt, der es nicht irgendwann versaute. Warum sollte Micah anders sein?
Er küsste mich nicht, sondern blies mir seinen Atem über die Wange und hauchte: »Später.« Doch auch das brachte mich schon so heftig zum Schaudern, dass ich schwankte.
Er bedachte mich mit einem Lächeln, diesem vielsagenden Lächeln eines Mannes, der genau weiß, wie seine Berührung auf die Frau wirkt. Das gefiel mir nicht. Mir kam der Verdacht, dass er die Beziehung mit mir selbstverständlich nahm. Sowie ich das dachte, wusste ich, dass es nicht wahr war. Es war sogar ungerecht. Warum war mir der Gedanke dann überhaupt gekommen? Weil ich es immer wieder meisterhaft hinkriege, mein Liebesleben zu ruinieren. Wenn etwas zu gut klappt, stochere ich daran herum, bis es zerbricht oder mich beißt. Ich gab mir Mühe, das sein zu lassen, aber alte Gewohnheiten, besonders die schlechten, sind schwer abzulegen.
Micah rückte weiter in der Reihe, und Detective Arnet schoss mir aus ihren stark geschminkten, aber schönen Augen einen fragenden Blick zu. Sie setzte zum Sprechen an, wurde jedoch abgelenkt von der Person, die ihr als Nächstes gegenüber stand. Nathaniel war eine gute Ablenkung, ohne Zweifel.
Jessica Arnet war ein Stück größer als er mit seinen einsachtundsechzig. Darum musste sie hinabschauen, um seinem Lavendelblick zu begegnen. Nein, das ist keine Übertreibung. Seine Augen waren nicht blau, sondern hellviolett, hatten dieselbe Farbe wie Lavendel oder Flieder. Er trug ein Hemd mit Stehkragen in derselben Farbe, sodass seine Augen noch lebhafter leuchteten; sie wirkten geradezu magisch anziehend.
Er streckte ihr die Hand hin, doch sie nahm ihn in die Arme. Sie tat es, weil sie zum ersten Mal in einer Situation war, wo sie ihn öffentlich umarmen konnte, ohne dass jemand daran Anstoß nehmen könnte. Sie nutzte die Gelegenheit.
Den Bruchteil einer Sekunde zögerte er, dann legte er ebenfalls die Arme um sie, doch er drehte den Kopf zu mir, und sein Blick sagte deutlich: Hilf mir.
Sie hatte gar nicht viel getan, sich nur für eine Umarmung entschieden, wo ein Händedruck gereicht hätte. Doch Nathaniel nahm die Sache sichtlich ernster. Sie schien ihm mehr auszumachen, als man vermutet hätte. Da er als Stripper arbeitete, sollte man meinen, er sei es gewohnt, von Frauen begrapscht zu werden. Doch natürlich war genau das der Grund für seine Reaktion. Er war nicht beruflich hier.
Sie blieb an ihn geschmiegt, und er behielt die Umarmung bei. Nur seine Augen verrieten, dass er sich damit unwohl fühlte. Seine Körperhaltung wirkte entspannt. Jessica Arnet bekam seinen unglücklichen Blick nicht zu sehen.
Die Umarmung dauerte länger, als es die Höflichkeit gebot, und ich begriff schließlich, wo das Problem lag. Nathaniel war der anpassungsbereiteste Mensch, der mir je begegnet war. Er wollte aus der Umarmung raus, schaffte es aber nicht, sich als Erster zu lösen. Jessica hätte ihn loslassen müssen, aber sie wartete offenbar, bis er es täte, und zog völlig falsche Schlüsse aus der anhaltenden Berührung. Mist. Wieso gerate ich immer an Männer mit so interessanten Problemen? Reines Glück, vermutlich.
Ich hielt ihm die Hand hin, und die Erleichterung war so deutlich, dass jeder sie als solche erkannt hätte. Nur zeigte er Jessica sein Gesicht nicht. Es hätte sie verletzt, und Nathaniel wollte nie jemanden verletzen. Dadurch sah er auch ihr Gesicht nicht, das unter dem Eindruck gegenseitiger Anziehung strahlte. Ehrlich gesagt hatte ich angenommen, dass Nathaniel sie mochte, zumindest ein bisschen, doch sein Gesicht sagte etwas anderes. Mir zumindest.
Er kam an meine Hand wie ein verschrecktes Kind, das gerade dem Rowdy der Nachbarschaft entkommen ist. Ich zog ihn meinerseits in eine Umarmung, und er klebte enger an mir, als mir in der Öffentlichkeit lieb war. Doch ich konnte ihm keinen Vorwurf machen. Er wollte beruhigenden Körperkontakt und hatte vermutlich auch gemerkt, dass Jessica einen falschen Eindruck bekommen hatte.
Ich hielt ihn so, wie ich Micah gern gehalten hätte. Bei ihm hätte das vielleicht zu Peinlichkeiten geführt, bei Nathaniel tat es das nicht. Bei Nathaniel konnte ich mich beherrschen. Ich war nicht verliebt in ihn. Ich strich über seinen langen Zopf, der ihm fast bis an die Knöchel reichte, und spielte damit, als wäre er ein intimes Körperteil, in der Hoffnung, Jessica würde den Wink verstehen. Aber ich hätte mir denken können, dass das nicht reichte.
Ich löste mich als Erste aus der Umarmung. Er hielt den Blick auf mein Gesicht gerichtet, sodass ich es betrachten konnte. Ich verstand sehr gut, was Jessica darin sah. Er sah unverschämt gut aus. In den letzten Monaten waren seine Schultern durch Gewichtheben breiter geworden oder einfach dadurch, dass er sich mit seinen zwanzig Jahren noch entwickelte. Er war ein herrlicher Anblick, und ich war mir ziemlich sicher, dass er ein wunderbarer Liebhaber wäre. Doch obwohl er bei mir lebte, mein Haus putzte, die Lebensmittel einkaufte und meine Besorgungen erledigte, hatte ich mit ihm bisher keinen Geschlechtsverkehr gehabt. Ich gab mir wirklich Mühe, das zu vermeiden, denn ich hatte nicht vor, ihn zu behalten. Eines Tages würde er einen anderen Platz zum Leben finden und ein neues Leben beginnen, weil ich ihn nicht ewig so brauchen würde wie jetzt.
Ich war ein Mensch, aber wie ich die erste menschliche Nimir-Ra war, war ich auch der erste menschliche Diener eines Meistervampirs, der über gewisse … Fähigkeiten verfügte. Diese Fähigkeiten brachten gewisse Nachteile mit sich. Einer davon war die Notwendigkeit, etwa alle zwölf Stunden die Ardeur zu befriedigen. Ardeur ist Französisch und heißt Glut, in diesem Fall verzehrende Glut, denn man wird von Liebe verzehrt, wobei Liebe nicht so ganz das richtige Wort dafür ist.
Ich blickte in Nathaniels lila Augen, nahm sein Gesicht in beide Hände und tat das Einzige, was mir einfiel, um zu verhindern, dass Jessica Arnet sie bei der anschließenden Feier beide in Verlegenheit brachte: Ich küsste ihn. Ich küsste ihn, um ihm den Gefallen zu tun und weil es mir selbstverständlich erschien. Ich küsste ihn, weil er mein Pomme de sang war, mein Blutapfel, meine Nahrung, was mir eigentlich gegen den Strich ging. Ich nährte mich auch von Micah, doch der war mein Gefährte, mein Partner, und er war dominant genug, um nein zu sagen, wenn er nicht wollte. Nathaniel wollte zu mir gehören, wollte, dass ich ihn nehme, und ich wusste nicht, was ich dagegen tun sollte. In ein paar Monaten würde ich die Ardeur in der Gewalt haben und keinen Pomme de sang mehr brauchen. Was würde Nathaniel dann tun?
Ich beendete den Kuss, und Nathaniel strahlte, wie eben noch Jessica gestrahlt hatte. Ich war nicht in ihn verliebt, doch als ich in sein glückliches Gesicht sah, fürchtete ich, umgekehrt von ihm nicht dasselbe behaupten zu können. Ich benutzte ihn. Nicht für Sex, aber zur Sättigung. Er war Nahrung, bloß Nahrung. Sowie ich das dachte, wusste ich schon, dass es zum Teil gelogen war. In sein Steak verliebt man sich nicht, denn es kann einen nicht in den Arm nehmen, keine warmen Lippen in die Halsbeuge drücken und im Vorbeigehen danke flüstern. Es trägt auch keine dunkelgrauen Hosen, die am Hintern knackig sitzen und an den Oberschenkeln nach unten hin weiter werden, den Oberschenkeln, die, wie man zufällig weiß, ohne Hose noch schöner sind. Als ich mich der nächsten lächelnden Person in der Reihe zuwandte, fing ich einen Blick von Detective Jessica Arnet auf, und der war gar nicht freundlich. Na großartig. Einfach großartig.
Auch der Saal, wo die Feier stattfinden sollte, war halloweengemäß dekoriert. Überall hingen orangene und schwarze Krepppapierstreifen; Pappskelette, Gummifledermäuse und Papiergeister baumelten von der Decke. An einer Wand klebte ein großes Spinnennetz. Die Tischdeko bestand aus täuschend echten Kürbissen mit elektrisch leuchtendem Grinsen. Die Skelette hingen so tief, dass sie jedem, der einen halben Kopf größer war als ich, gefährlich wurden. Das hieß, die meisten Gäste wurden von Pappzehen am Kopf gestreift. Unglücklicherweise war Tammy schon barfuß einsdreiundsiebzig groß, sodass sie sich auf ihren hohen Absätzen erst recht mit dem Schleier in der Dekoration verhedderte. Die Brautjungfern konnten ihn schließlich von den Skelettzehen loshaken, doch die ganze Sache verdarb den Einzug des Brautpaars. Tammy hätte die Deckendekoration nicht Larry und seinen Brüdern überlassen dürfen. Von denen war keiner über einsachtundsechzig. Ich konnte nichts dafür. Ich war zwar Trauzeuge des Bräutigams, hatte aber nicht beim Saalschmücken geholfen. War nicht mein Fehler.
Es gab andere Dinge, wofür man mir die Schuld geben würde, aber auch die waren nicht mein Fehler. Na ja, nicht nur mein Fehler.
Ich hatte Jessica Arnet in den Saal geleitet. Gelächelt hatte sie dabei nicht, sondern ein sehr ernstes Gesicht gemacht. Sowie Tammys Schleier befreit war, ging Jessica zu dem Tisch, an dem Micah und Nathaniel saßen. Sie lehnte sich gegen Nathaniel, und zwar so, dass ihr gesamter Oberkörper seinen Arm und seine Schulter berührte. Das war dreist und zugleich subtil. Wenn ich sie nicht beobachtet hätte, wäre mir wahrscheinlich nicht aufgefallen, was sie tat. Sie redete leise mit ihm. Am Ende schüttelte er den Kopf, und sie wandte sich ab und schlängelte sich zwischen den voll besetzten Tischen hindurch, um den letzten freien Platz an der langen Tafel einzunehmen, wo die Hochzeitsgesellschaft festsaß. Dieser freie Platz war neben mir. Wir hatten uns nämlich so setzen müssen, wie wir hereingekommen waren. Klasse.
Während der Ansprachen, das heißt, nachdem der Bräutigam von einem seiner Brüder zum Erröten gebracht worden war und bevor die Eltern drankamen, neigte sich Jessica zu mir heran; sie trug ein süßes Parfüm und ein bisschen zu viel davon.
Sie flüsterte: »Wohnt Nathaniel wirklich mit Ihnen zusammen?«
Ich hatte schon befürchtet, es könnte eine schwierige Frage werden, doch die war einfach. »Ja.«
»Ich habe ihn gefragt, ob er mit Ihnen zusammen ist, und er sagte, dass er in Ihrem Bett schläft. Ich fand die Antwort sonderbar.« Sie drehte den Kopf und kam mir dadurch viel zu nah, vor allem mit diesen hellbraunen forschenden Augen. Wieder verblüffte es mich, wie hübsch sie war und dass ich das nicht eher bemerkt hatte. Aber ich achtete nun mal nicht auf Frauen, ich achtete auf Männer. Schließlich war ich heterosexuell. Es war jedoch nicht ihre Schönheit, die mich beeindruckte, sondern das Interesse und die Intelligenz in ihrem Blick. Sie forschte in meinem Gesicht, und mir wurde in dem Moment klar, dass sie, egal wie hübsch, vor allem Polizistin war und gerade versuchte, zu ergründen, wo die Lüge steckte. Denn gerochen hatte sie sie.
Da sie mir keine Frage gestellt hatte, antwortete ich nicht. Ich kam selten in Schwierigkeiten, indem ich den Mund hielt.
Sie zog ein wenig die Brauen zusammen. »Ist er mit Ihnen zusammen? Wenn ja, lasse ich ihn in Ruhe. Aber Sie hätten es mir eher sagen können, dann hätte ich mich nicht zum Narren gemacht.«
Ich wollte erwidern, sie habe sich nicht zum Narren gemacht, doch ich tat es nicht. Ich war zu sehr damit beschäftigt, nach einer Antwort zu suchen, die zum einen ehrlich war und zum anderen Nathaniel und mich nicht noch mehr in Schwierigkeiten brachte. Ich begnügte mich schließlich mit der ausweichenden Variante, die auch er benutzt hatte. »Ja, er schläft in meinem Bett.«
Sie schüttelte den Kopf und bekam einen sturen Gesichtsausdruck. »Danach habe ich nicht gefragt, Anita. Sie lügen. Sie beide. Das rieche ich.« Sie blickte mich düster an. »Sagen Sie mir einfach die Wahrheit. Wenn Sie ein Vorrecht haben, sagen Sie es mir jetzt.«
Ich seufzte. »Ja, offenbar habe ich ein Vorrecht.«
Ihr Blick wurde noch finsterer und brachte zwischen den hübschen Augen eine Steilfalte hervor. »Offenbar? Was heißt das? Entweder ist er Ihr Freund oder nicht.«
»Das ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck dafür«, sagte ich und dachte über eine Erklärung nach, in der das Wort Pomme de sang nicht vorkam. Die Polizei wusste nicht so genau, wie eng mein Verhältnis mit den Monstern war. Sie vermuteten es, wussten es aber nicht. Wissen ist etwas anderes als vermuten. Wissen hat vor Gericht Bestand; mit einer Vermutung bekommt man nicht mal einen Durchsuchungsbeschluss.
»Was ist dann der richtige Ausdruck dafür?«, flüsterte sie leise, ganz so als müsste sie an sich halten, um nicht zu schreien. »Ist er Ihr Liebhaber?«
Was sollte ich sagen? Bei einem Ja wäre Nathaniel von ihrer unerwünschten Aufmerksamkeit befreit, doch dann würde auch jeder Polizist in St. Louis erfahren, dass Nathaniel mein Liebhaber war. Um meinen Ruf machte ich mir keine Sorgen, der war sowieso ziemlich ruiniert. Man kann nicht das Sargluder des Meistervampirs der Stadt sein und weiter als anständiges Mädchen gelten. Die meisten Leute denken, dass eine Frau, die es mit einem Vampir treibt, zu allem fähig ist. Das ist nicht wahr, aber was soll’s. Also, nicht mein Ruf stand auf dem Spiel, sondern Nathaniels. Wenn sich herumspräche, dass er mein Liebhaber war, dann würde keine andere Frau mehr versuchen, bei ihm zu landen. Wenn er von Jessica nichts wollte, schön, aber es wäre besser für ihn, wenn er sich für eine Frau interessierte. Eine andere als mich. Da ich ihn nicht behalten wollte, brauchte er mehr soziale Kontakte. Er brauchte eine echte Freundin.
Darum zögerte ich, erwog Dutzende Formulierungen und fand nicht eine, die mich aus der Klemme hätte retten können. Mein Handy klingelte. Ich fischte es hervor, um das leise, aber anhaltende Geräusch abzustellen, und war viel zu erleichtert, um mich darüber zu ärgern. Und wenn es nur ein Anrufer war, der sich verwählt hatte, ich würde ihm trotzdem vor lauter Dankbarkeit Blumen schicken.
Es war kein verirrter Anrufer. Es war Lieutenant Rudolph Storr, Chef des Regional Preternatural Investigation Teams. Er war freiwillig im Dienst geblieben, damit die anderen an der Hochzeit teilnehmen konnten. Er hatte Tammy gefragt, ob auch Nichtmenschen eingeladen waren, und als sie antwortete, dass ihr die Bezeichnung zwar nicht gefalle, dass die Antwort aber ja lautete, falls er Lykanthropen meinte, beschloss er, im Dienst zu bleiben und der Einladung nicht zu folgen. Er hatte ein persönliches Problem mit den Monstern. Sein Sohn würde in Kürze eine Vampirfrau heiraten, und die versuchte gerade ihn zu überreden, das ewige Leben mit ihr zu teilen. Zu sagen, dass Dolph das nicht gut aufnahm, wäre untertrieben. Er hatte einen Befragungsraum zertrümmert, war mir gegenüber handgreiflich geworden und hätte beinahe eine Strafanzeige bekommen. Später arrangierte ich ein Abendessen mit ihm, seiner Frau Lucille, seinem Sohn Darrin und der zukünftigen Schwiegertochter. Dabei konnte ich Darrin überreden, die Entscheidung, selbst ein Untoter zu werden, noch aufzuschieben. Die Hochzeit sollte nach wie vor stattfinden, doch das war schon mal ein Anfang. Nachdem sein Sohn nun noch unter den Lebenden weilte, kam Dolph mit seiner Vertrauenskrise etwas besser zurecht. Zumindest so gut, dass er mich wieder bei einem Fall hinzuzog.
Er klang kurz angebunden, beinahe normal. »Anita?«
»Ja«, flüsterte ich und hielt die Hand um die Sprechmuschel. Aber es fragte sich sowieso schon jeder anwesende Polizist, also die meisten Gäste, mit wem ich redete und warum.
»Hab eine Leiche, die Sie begutachten müssen.«
»Jetzt?«
»Die Zeremonie ist doch vorbei, oder? Ich habe extra gewartet.«
»Sie ist vorbei. Ich bin jetzt bei der Feier.«
»Dann brauche ich Sie hier.«
»Wo?«
Er nannte mir die Adresse eines Striplokals am Fluss.
»Ich weiß, dass da ein Club ist, kenne den Namen aber nicht.«
»Sie werden es nicht verfehlen können«, meinte er. »Wird der einzige mit Polizeischutz sein.«
Es dauerte eine Sekunde, bis ich begriff, dass er einen Witz gemacht hatte. Dolph hatte an Mordschauplätzen noch nie Witze gemacht. Ich wollte gerade etwas dazu bemerken, als die Verbindung abbrach. Dolph hielt nichts vom Verabschieden.
Detective Arnet neigte sich heran und fragte: »War das Storr?«
»Ja«, flüsterte ich. »Ein Mordfall. Ich muss los.«
Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ich lief schon an der Tafel entlang. Ich wollte mich beim Brautpaar entschuldigen und mir dann die Leiche ansehen. Es tat mir zwar leid, die Feier und das alles zu verpassen, aber die Pflicht rief. Dadurch entkam ich nicht nur Arnets Fragen, sondern brauchte auch nicht mit Micah oder Nathaniel oder sonst wem zu tanzen. Der Abend wurde immer besser. Es machte mir zwar ein schlechtes Gewissen, aber ich war froh, dass jemand tot war.
Als ich die Tote sah, war ich allerdings gar nicht mehr froh. Das schlechte Gewissen hatte ich noch, aber froh war ich nicht mehr. Ich fühlte mich mies, weil ich den gewaltsamen Tod eines Menschen als Ausweg aus einer unangenehmen Situation willkommen geheißen hatte. Ich war kein Kind mehr. Ich hätte mit Arnet und ihrer Fragerei fertig werden können, ohne mich hinter einem Mordfall zu verstecken. Die Tatsache, dass ich mich hier, wo ich auf eine Leiche starrte, wohler fühlte als an einer Hochzeitstafel, sagte einiges über mich und mein Leben. Wahrscheinlich etwas, was ich gar nicht so genau wissen wollte. Aber stopp, wir hatten eine Leiche zu begutachten, ein Verbrechen aufzuklären; da konnte der schwierige persönliche Kram warten. Musste er. Ja, klar.
Die Leiche war ein Fleck blasser Haut zwischen zwei Müllcontainern auf dem Parkplatz. Durch die Blässe hatte sie etwas Geisterhaftes an sich, so als würde sie in die Oktobernacht verschwinden, wenn ich mal blinzelte. Vielleicht lag es an der Jahreszeit oder an der Hochzeitsdeko, in der ich eben noch gesessen hatte, jedenfalls war die Art, wie die Tote zurückgelassen worden war, ziemlich gruselig. Die Täter hatten sie hinter die Container gelegt, um sie zu verbergen, dann aber den schwarzen Wollmantel der Frau um ihren fast nackten Körper geöffnet, sodass die bleiche Haut im grellen Schein der Halogenlampen des Parkplatzes hell leuchtete. Warum sie verstecken, um dann so die Aufmerksamkeit auf sie zu lenken? Das war unlogisch. Aber für die Täter war es vielleicht völlig logisch gewesen. Vielleicht.
Ich stand da und fror trotz Lederjacke. Es war gar nicht so kalt. Kalt genug, um sich eine Jacke überzuziehen, aber nicht, um das Futter einzuknöpfen. Ich hatte den Reißverschluss zugezogen und die Hände in die Taschen gesteckt, die Schultern hochgezogen. Doch gegen die Kälte, die ich abzuwehren versuchte, nützte die Jacke nichts. Ich starrte auf die blasse Tote und empfand nichts. Gar nichts. Kein Mitleid. Kein Unbehagen. Nichts. Das machte mir mehr zu schaffen als der Mord an dieser Frau.
Ich überwand mich, mir anzusehen, was es zu sehen gab, und meine Sorge über meinen moralischen Verfall aufzuschieben. Das Berufliche ging vor.
Erst als ich am Ende des rechten Müllcontainers stand, sah ich ihre blonden Haare, die wie ein leuchtendes Ausrufezeichen auf dem schwarzen Asphalt lagen. Sie war sehr zierlich. Nur so groß wie ich oder nicht mal das. Sie lag auf dem Rücken auf ihrem Mantel, ihre Arme steckten in den Ärmeln. Der Mantel war so unter ihr arrangiert worden, auf der Seite neben den geparkten Wagen, dass ein Gast, der zu seinem Wagen ging, sie sehen musste. Ihre Haare waren vom Kopf weggezogen und auf dem Asphalt glattgestrichen worden. Wäre sie größer gewesen, hätte man auch das vom Parkplatz aus gesehen – einen leuchtend blonden Fleck zwischen den Müllcontainern. Ich blickte an ihrem Körper entlang und fand heraus, warum die Täter sie für größer gehalten hatten – sie trug Stilettos von zwölf Zentimetern aus durchsichtigem Plastik. Ihr Kopf war nach rechts gedreht, sodass man die Bisse an ihrem langen Hals sah. Bisse von Vampiren.
Auf dem Hügel ihrer kleinen Brüste waren ebenfalls zwei Bisse zu sehen, und zwei dünne rote Rinnsale. An der Halswunde war kein Blut ausgetreten. Um sie mir genauer ansehen zu können, würde ich die Müllcontainer wegschieben müssen. Und auch die Tote müsste ich bewegen, um zu sehen, ob es noch mehr Bisse und andere Spuren von Gewaltanwendung gab. Früher hatte mich die Polizei erst gerufen, wenn die Spurensicherung ihre Arbeit getan hatte. Doch das war schon eine Weile her. Jetzt musste ich aufpassen, dass ich keine Spuren vernichtete. Darum brauchte ich den verantwortlichen Ermittler bei mir.
Lieutenant Storr war nicht schwer zu entdecken. Er ist zwei Meter vier groß und gebaut wie ein Profiringer aus der Zeit, wo sie noch nicht alle wie Arnold Schwarzenegger aussahen. Dolph war gut in Form, stand aber nicht auf Gewichtheben. Er hatte auch nicht die Zeit dazu. Es gab zu viele Gewaltverbrechen aufzuklären. Seine schwarzen Haare waren sehr kurz geschnitten, die Ohren wirkten nackt und verloren. Das hieß, er war kürzlich beim Friseur gewesen. Er ließ sie sich immer kürzer schneiden, als es ihm gefiel, weil er dann nicht so oft hinmusste. Sein brauner Trenchcoat war makellos gebügelt. Seine Schuhe glänzten. Ihm war es egal, wie er aussah, solange seine Kleidung ordentlich und sauber war. Dolph stand auf Ordnung und Sauberkeit. Ich glaube, das war ein Grund, warum ihn Morde so sauer machten: wegen der Unordnung und dem Dreck.
Ich nickte dem Streifenpolizisten zu, der die alleinige Aufgabe hatte, die Leiche zu bewachen, damit sie kein Unbefugter anfasste. Er nickte zurück und richtete den Blick sofort wieder auf die Tote. Bei der Größe seiner Augen fragte ich mich, ob es seine erste Vampirleiche war. Hatte er Angst, das Opfer könnte wieder aufstehen und ihn beißen? Diese Sorge hätte ich ihm nehmen können, denn ich wusste, dass die Frau tot bleiben würde. Die Vampire hatten sie vollständig ausgesaugt. Deshalb konnte sie nicht eine von ihnen werden. Dieses Vorgehen garantiert, dass die Vampire ihren Spaß haben und keinen Artgenossen hinzubekommen. Ich hatte solche Opfer schon mal gesehen und hoffte inständig, es möge nicht wieder ein Meistervampir sein, der gemeingefährlich geworden war. Der vorige dieser Art hatte die Leichen absichtlich so abgelegt, dass sie entdeckt wurden, weil er die Legalisierung des Vampirismus rückgängig gemacht sehen wollte. Mr Oliver war der Überzeugung gewesen, dass Vampire Ungeheuer waren und sich durch die Legalisierung viel zu schnell ausbreiten konnten, was schließlich die gesamte Menschheit zu Vampiren machen würde. Und von wem sollten sie sich dann noch ernähren? Ja, diese Entwicklung würde Jahrhunderte brauchen, aber die richtig alten Vampire sehen weit voraus. Das ist verständlich; schließlich haben sie eine Ewigkeit vor sich.
Es war klar, dass der Täter diesmal nicht Mr Oliver sein konnte, denn den hatte ich getötet. Ich hatte sein Herz vernichtet, und egal wie oft Dracula in alten Filmen aufersteht, Oliver war endgültig tot. Das konnte ich garantieren. Folglich hatten wir es mit einer neuen Gruppe von Verrückten zu tun, und die konnten völlig neue Mordmotive haben. Vielleicht hatten sie sogar persönliche Motive. Vampire sind Bürger wie Sie und ich und genauso missgünstig wie Menschen.
Doch aus irgendeinem Grund glaubte ich nicht an ein persönliches Motiv. Verlangen Sie jetzt keine Erklärung dafür, aber das war mein Eindruck.
Dolph sah mich kommen. Er lächelte nicht und sagte nicht guten Abend, erstens weil er Dolph war und zweitens weil er mich nicht mehr so gut leiden konnte. Sein Hass auf die Monster erstreckte sich auch ein bisschen auf mich, weil ich mit denen zu vertrauten Umgang hatte.
Doch dass ich seinen Sohn überzeugt hatte, noch kein Vampir zu werden, hatte mir ein paar Pluspunkte eingebracht. Und noch etwas hatte ihn milder gestimmt: Er war nach einem unbezahlten Urlaub in den Dienst zurückgekehrt und hatte die inoffizielle Warnung bekommen, dass er suspendiert würde, falls er sein Auftreten nicht änderte. Offen gestanden war ich für die kleinste Entwicklung dankbar. Denn wir waren Freunde, zumindest glaubte ich das. Und wir waren beide ein bisschen unsicher, wie wir jetzt miteinander standen.
»Ich muss die Container verschieben, damit ich mir die Leiche genauer ansehen kann. Und auch die Leiche muss ich bewegen, um nach weiteren Verletzungen zu suchen. Kann ich das tun, ohne Spuren zu vernichten?«
Er blickte mich an, und ihm war deutlich anzumerken, dass er mich nicht da haben wollte. Er setzte zum Sprechen an, schaute zu den umstehenden Kollegen aus dem Dezernat, von der Streife, von der Spurensicherung und dann zu dem wartenden Ambulanzfahrzeug, schüttelte den Kopf und winkte mich auf die Seite. Ich sah, wie uns die Blicke folgten, als wir uns entfernten. Die Ermittler wussten alle, dass Dolph mich an einem Tatort eine Treppe hinaufgeschleift hatte. Als ich erwähnte, dass er handgreiflich geworden war, habe ich nicht übertrieben. Ich wusste nicht, was man sich inzwischen darüber erzählte, vielleicht, dass er mich geschlagen hatte, was nicht stimmte, aber was er getan hatte, reichte mir völlig. Es hätte gereicht, um ihn anzuzeigen und den Prozess gegen ihn zu gewinnen.
Er neigte sich heran und redete mit gedämpfter Stimme. »Es passt mir nicht, dass Sie hier sind.«
»Sie haben mich gerufen«, hielt ich ihm entgegen. Mann, ich wollte mich heute nicht mit ihm streiten.
Er nickte. »Ja, aber ich muss mir sicher sein können, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.«
Ich blickte ihn stirnrunzelnd an. »Wie meinen Sie das? Was für ein Interessenkonflikt?«
»Wenn der Täter ein Vampir ist, dann gehört er zu Ihrem Freund.«
»Nett, dass Sie ›wenn‹ sagen, aber falls Sie Jean-Claude meinen, dann wird es keiner von seinen Leuten sein.«
»Ach, stimmt ja, Sie sind ja jetzt mit zwei Vampiren zusammen.« Sein Ton war hässlich.
»Wollen Sie streiten oder ein Verbrechen aufklären? Das ist Ihre Entscheidung«, sagte ich.
Er rang sichtlich um Beherrschung, ballte die Fäuste an den Seiten, schloss die Augen, atmete tief durch. Man hatte ihm ein Anti-Aggressions-Training aufgebrummt. Ich sah zu, wie er seine neu erworbenen Fähigkeiten anwandte. Dann machte er die Augen auf – kalte Polizistenaugen – und sagte: »Sie nehmen jetzt schon die Vampire in Schutz.«
»Ich behaupte nicht, dass das kein Vampirmord ist. Ich sage nur, dass es wahrscheinlich nicht Jean-Claudes Leute waren. Das ist alles.«
»Aber Sie verteidigen ihn und seine Leute bereits. Sie haben sich das Opfer nicht mal richtig angesehen und behaupten schon, dass Ihr Liebhaber es nicht gewesen sein kann.«
Mein Blick wurde ebenfalls kalt. »Ich sage nicht, dass Jean-Claudes Vampire es nicht getan haben können. Ich sage nur, dass es unwahrscheinlich ist. Dank der Kirche des Ewigen Lebens gibt es in St. Louis jede Menge Blutsauger, die ihm keine Gefolgschaft schuldig sind.«
»Die Mitglieder dieser Kirche sind noch strenggläubiger als die rechtsextremen Christen.«
Ich zuckte die Achseln. »Sie wirken fromm, das gebe ich zu, wie viele starre Anhänger eines Glaubens. Aber das ist für mich kein Grund zu behaupten, dass die Täter in ihren Kreisen zu suchen sind und nicht unter den mir bekannten Vampiren.«
»Warum halten Sie es also für unwahrscheinlich?«
Leider antwortete ich wahrheitsgemäß und kann dafür nur eine Entschuldigung anführen: Es machte mich sauer und kraftlos, dass Dolph ständig auf mich wütend war. »Wenn es welche von Jean-Claudes Leuten getan hätten, wären die jetzt tot. Entweder weil er sie der Polizei übergeben hätte oder weil er mich das hätte tun lassen oder weil sie einfach ausgeschaltet worden wären.«
»Sie geben zu, dass Ihr Freund ein Mörder ist?«
Ich atmete einmal tief durch. »Wissen Sie, Dolph, das wird allmählich langweilig. Ja, ich gehe mit ein oder zwei Vampiren ins Bett. Finden Sie sich damit ab.«
Er sah weg. »Ich weiß nicht, wie.«
»Dann lernen Sie es. Aber hören Sie auf, Ihre persönlichen Probleme in die Ermittlungen reinzutragen. Wir vergeuden Zeit mit Streiten, während ich mir längst hätte die Leiche ansehen können. Ich will, dass die Täter gefasst werden.«
»Täter? Plural?«
»Ich habe erst zwei Bisse entdeckt, aber die haben schon unterschiedliche Zahnabstände. Der an der Brust ist kleiner. Darum sind es wenigstens zwei Täter, aber ich wette, mehr.«
»Warum?«
»Weil die Frau ausgesaugt wurde. Und nirgendwo ist Blut. Zwei Vampire allein können nicht das Blut eines erwachsenen Menschen trinken, ohne eine Schweinerei zu hinterlassen. Dazu braucht es mehr Leute.«
»Vielleicht wurde sie woanders getötet.«
Ich blickte ihn stirnrunzelnd an. »Es ist Oktober. Sie liegt hier in Plastikstilettos und einem teuren Wollmantel, unter dem sie fast nichts anhat.« Ich deutete auf das Gebäude hinter uns. »Das ist der Parkplatz eines Stripclubs. Hm, mal überlegen – zwölf Zentimeter hohe Plastikstilettos, nackt im Wintermantel … könnte das darauf hindeuten, dass sie hier gearbeitet hat und nur mal auf eine Zigarette nach draußen gegangen ist?«
Dolph griff in seine Tasche und holte sein ewiges Notizbuch hervor. »Sie wurde identifiziert als Charlene Morresey, zweiundzwanzig, Stripperin. Ja, sie war Raucherin, sagte ihren Kolleginnen aber, dass sie frische Luft schnappen geht.«
»Wir wissen also, dass sie die Vampire wahrscheinlich nicht gekannt hat.«
»Woher?«
»Sie ging frische Luft schnappen, nicht um sich mit jemandem zu treffen.«
Er nickte und machte sich eine Notiz. »Es gibt bislang keine Anzeichen für einen Kampf. Es sieht aus, als wäre sie herausgekommen und mit ihnen da rübergegangen. Das hätte sie mit Fremden nicht getan.
»Wenn sie unter ihrem Bann stand, doch.«
»Also ist einer der Täter ein alter Vampir«, meinte Dolph und schrieb weiter.
»Er ist nicht unbedingt alt, aber mächtig, und das heißt meistens alt.« Ich überlegte kurz. »Einer, der Menschen sehr leicht in seinen Bann schlagen kann, da bin ich mir sicher, was das Alter angeht, kann ich noch nichts sagen.« Ich zuckte die Achseln.
Er schrieb weiter in sein Notizbuch.
»Also, darf ich einen Container zur Seite rollen und die Lage der Toten verändern oder soll ich damit warten, bis die Spurensicherung ihre Arbeit getan hat?«
»Ich habe die auf Sie warten lassen«, antwortete er, ohne beim Schreiben aufzublicken.
Ich versuchte, seiner Miene etwas zu entnehmen, doch er wirkte sachlich und auf den Fall konzentriert. Es war ein Schritt nach vorn, dass er die Spurensicherung erst nach mir an die Arbeit ließ. Und dass er mich überhaupt gerufen hatte. Vor seinem Urlaub hatte er versucht, mich von Ermittlungen auszuschließen. Also ein Schritt nach vorn. Warum also fragte ich mich, ob Dolph fähig war, seine persönlichen Probleme außen vor zu lassen? Weil man jemandem, den man einmal hat völlig die Nerven verlieren sehen, nicht mehr vertraut. Nicht mehr zu hundert Prozent jedenfalls.
An der anderen Halsseite war ebenfalls ein Biss. Der Zahnabstand war dem auf der linken Seite so ähnlich, dass ich überlegte, ob er von demselben Vampir stammen könnte. Ich hatte mein Lineal nicht bei mir. Ich hatte überhaupt nichts bei mir. Schließlich kam ich von einer Hochzeitsfeier.
Ich fragte, ob mir jemand ein Maßband leihen könne. Eine Kollegin von der Spurensicherung bot mir an, den Zahnabstand zu messen. War mir recht. Sie machte es mit einem Messschieber – ich hatte noch nie einen benutzt.
Ein Messschieber irrt sich nicht. Es war nicht derselbe Vampir gewesen. Auch an den inneren Oberschenkeln und den Handgelenken hatte jeweils ein anderer Vampir gesaugt. Es waren also sieben gewesen. Das reichte, um einen erwachsenen Menschen auszusaugen und nur sehr wenig Blut austreten zu lassen.
Dem medizinischen Befund nach war sie nicht vergewaltigt worden. Das freute mich. Ich sparte mir die Erklärung, dass schon der Biss allein eine sexuelle Gewalttat darstellen konnte, vor allem bei Vampiren, die einen Menschen völlig mühelos in ihren Bann schlagen konnten. So einer kann sein Opfer sogar Lust empfinden lassen, während es stirbt. Erschreckend, aber wahr.
Nachdem ich mir jeden Quadratzentimeter der Toten angeschaut hatte und wusste, dass sie mich auf ihren Plastikschuhen bis in meine Träume verfolgen würde, wollte Dolph mit mir reden.
»Schießen Sie los«, sagte er.
»Es waren sieben Vampire. Einer muss das Opfer so manipuliert haben, dass es das Geschehen genoss oder zumindest nichts dagegen hatte, denn sonst hätte man Schreie gehört.«
»Waren Sie mal in dem Club da?«, fragte Dolph.
»Nein.«
»Der ist gerammelt voll, die Musik ist laut.«
»Die Leute da drinnen hätten also keine Schreie gehört?«
Er nickte.
Ich seufzte. »Keine Kampfspuren. Sie werden die Fingernägel noch untersuchen, aber ich denke, man wird nichts finden. Die Frau hat nicht gewusst, was mit ihr passiert, hat es höchstens gemerkt, als es zu spät war.«
»Sind Sie da sicher?«
Ich dachte ein, zwei Augenblicke nach. »Nein. Das ist nur eine wohl begründete Vermutung. Aber vielleicht gehörte sie zu denen, die sich nicht wehren. Vielleicht hat sie gleich aufgegeben, als sie von sieben Vampiren umringt war. Ich weiß es nicht. Was für ein Mensch war sie? War sie eine Kämpfernatur?«
»Weiß ich noch nicht«, sagte Dolph.
»Falls sie sich wehren wollte, wurde sie beim ersten Anzeichen dafür willenlos gemacht. Wenn sie keinen Widerstand geleistet hat, dann vielleicht nicht.« Ich schüttelte den Kopf. »Aber das glaube ich nicht. Ich vermute, dass wenigstens einer, vielleicht aber mehrere Vampire alt waren und den Trick sehr gut beherrschten.«
»Sie haben die Leiche versteckt«, sagte Dolph.
»Und dann entblößt, sodass sie auffallen musste«, schloss ich den Satz.
Er nickte. »Das beschäftigt mich schon die ganze Zeit. Wenn die den Mantel geschlossen und die Haare nicht so ausgebreitet hätten, wäre sie heute Abend nicht weiter bemerkt worden.«
»Man hätte sie im Club vermisst«, gab ich zu bedenken. »Oder hatte sie schon Feierabend?«
»Nein. Ja, sie wäre vermisst worden.«
Ich blickte zu der Leiche. »Aber hätte man sie deswegen gefunden?«
»Vielleicht«, sagte Dolph, »aber nicht so schnell.«
»Ja, sie ist noch nicht lange tot, zwar kalt, aber noch nicht lange.«
Er schaute in seine Notizen. »Es ist knapp zwei Stunden her, seit sie von der Bühne gegangen ist.«
Ich sah mich nach den Parkplatzlampen um. Es gab kein gutes Versteck, nur das hinter den Müllcontainern. »Haben sie es hinter den Containern getan?«
»Oder hinter einem Auto«, sagte Dolph.
»Vielleicht hinter einem Van.«
»Vans sind sehr beliebt bei Serienmördern«, sagte Dolph.
Ich sah ihn prüfend an, versuchte hinter diese Polizistenaugen zu blicken. »Wieso Serienmörder? Meines Wissens ist das der erste Mord.«
Er nickte. »Ja.« Er war im Begriff, sich abzuwenden.
Ich erwischte ihn am Ärmel und hielt ihn behutsam auf. Ich musste vorsichtig sein, weil er in letzter Zeit so vieles als Angriff wertete. »Polizisten nehmen dieses Wort nur in den Mund, wenn es nicht mehr anders geht. Erstens weil sie keinen Serienmörder am Hals haben wollen, und zweitens weil die Journalisten davon Wind bekommen könnten und gleich so tun, als wäre es eine Tatsache.«
Er sah mich an, und ich ließ seinen Ärmel los. »Hier sind keine Journalisten, Anita. Bloß eine tote Stripperin in Sauget.«
»Warum benutzen Sie es dann?«
»Vielleicht bin ich ja Hellseher.«
»Dolph.«
Beinahe hätte er gelächelt. »Ich hab nur so meine Befürchtungen. Das ist entweder ihr erster Mord oder der erste, den wir entdeckt haben. Für ein Erstlingswerk ist es verdammt sauber.«
»Jemand wollte, dass wir die Tote finden, Dolph, und zwar noch heute.«
»Ja, aber wer? Die Mörder? Oder jemand anderes?«
»Zum Beispiel?«
»Ein Gast, dessen Frau nicht erfahren darf, wo er sich herumgetrieben hat.«
»Darum öffnet er ihren Mantel und breitet ihre Haare aus, um sie auffälliger zu machen?«
Dolph nickte.
»Das glaube ich nicht. Ein normaler Mensch würde einen Toten nicht anfassen, würde nicht mal den Mantel öffnen, geschweige denn die Haare unter dem Kopf hervorholen und ausbreiten. Diese Zurschaustellung der Nacktheit ist eine bewusste Inszenierung. Ein normaler Mensch hätte sie allenfalls hinter dem Container hervorgezogen, aber nichts an ihr verändert.«
»Sie sprechen immer wieder von normalen Menschen, Anita. Haben Sie noch nicht begriffen, dass es so etwas nicht gibt? Es gibt nur Opfer und Täter.« Beim letzten Satz blickte er weg, als sollte ich nicht sehen, was in seinem Gesicht vorging.
Ich ließ ihn damit allein. Zum einen, weil er und ich gerade versuchten, unsere Freundschaft zu erneuern, und zum anderen, weil man manchmal einen Freund braucht, der nachhakt, und manchmal einen, der einen einfach in Ruhe lässt.
Ich wollte nicht zurück zu der Feier. Erstens war mir nicht nach Fröhlichkeit. Zweitens wusste ich noch immer nicht, wie ich auf Arnets Fragen antworten sollte. Drittens hatte ich Micah versprechen müssen, mit ihm zu tanzen, und ich tanzte äußerst ungern. Ich fand, dass ich es nicht gut konnte. Zu Hause hatten Micah und Nathaniel und sogar Jason das Gegenteil behauptet. Angeblich tanzte ich sehr gut. Ich glaubte ihnen nicht. Für mich war das, als ob ich ein ziemlich schreckliches Tanzerlebnis an der Junior High noch einmal durchmachte. Junior High, wie üblich. Gibt es in den paar Jahren dort irgendetwas, was nicht schrecklich ist? Wenn man es in der Hölle richtig übel antrifft, dann ist man vierzehn und in der Schule und darf nie nach Hause gehen.
So fuhr ich zur Hochzeitsfeier zurück und hoffte, sagen zu können, ich sei müde, um dann nach Hause zu dürfen. Aber im Grunde hielt ich das für unwahrscheinlich. Micah hatte mir das Versprechen abgerungen, wenigstens einmal mit ihm zu tanzen, und mit Nathaniel ebenfalls. Mist. Ich verspreche nicht oft was, denn wenn ich’s tue, halte ich mich daran. Verdammter Mist.
Die Reihen der Gäste hatten sich schon gelichtet. Die Begutachtung einer Leiche nimmt einem wirklich den halben Abend weg. Aber die Jungs mussten noch da sein, weil ich den Wagen hatte. Nathaniel saß an unserem Tisch, aber jetzt war Jason bei ihm, nicht Micah. Sie steckten die Köpfe zusammen. Neben Nathaniels kastanienbraunen Haaren wirkten die von Jason noch blonder als sonst. Jason trug ein dunkelblaues Oberhemd, das ein, zwei Töne dunkler war als seine Augen. Der Anzug war schwarz, und ich wusste ohne hinzusehen, dass er maßgeschneidert war und wahrscheinlich auch einen italienischen Schnitt hatte. Jean-Claude hatte ihn bezahlt, und ihm gefielen seine Angestellten in italienischen Anzügen. Falls er sie nicht gerade anzog wie Darsteller in einem hochklassigen Pornofilm. Für eine normale Hochzeit war der Anzug richtig. Jason arbeitete im Guilty Pleasures als Stripper, und der Club gehörte Jean-Claude, doch es war nicht seine Arbeit, die Jason das Recht auf maßgeschneiderte Designeranzüge verschaffte. Jason war Jean-Claudes Pomme de sang und verdiente als solcher besonderen Respekt. Das war Tradition unter den Vampiren. Insofern fand Jean-Claude, dass ich Nathaniel, der mein Pomme de sang war, unangemessen behandelte. Daher hatte ich Micah und Nathaniel mit Jason Abendkleidung kaufen geschickt und für meine zwei Jungs die Rechnung bezahlt. Sie war unfassbar hoch gewesen. Doch es ging auch nicht an, dass Jean-Claude zu den Leuten, die er aushielt, großzügiger war als ich. Oder?
Eigentlich wurde Micah nicht von mir ausgehalten, doch die Vergütung, die er von der »Koalition zur Förderung der Verständigung zwischen Lykanthropen und Menschen« erhielt, reichte nicht für Designeranzüge. Ich verdiente genug Geld, um solche Klamotten bezahlen zu können, also tat ich es.
Beim Betreten des Saales überlegte ich, was Jason und Nathaniel vorhaben könnten, dass sie wie Verschwörer die Köpfe zusammensteckten. Dann spürte ich Micah, noch bevor ich ihn sah. Er stand auf der anderen Seite des Saales und unterhielt sich mit ein paar Männern, hauptsächlich Polizisten. Er schüttelte lachend den Kopf, dann kam er auf mich zu. Ich hatte nicht oft Gelegenheit, ihn von Weitem zu betrachten. Meistens waren wir dicht beieinander. Jetzt konnte ich ihn jedoch mal auf mich zukommen sehen und bewundern, wie der Anzug seinen Körper zur Geltung brachte, die breiten Schultern, die schmale Taille, die festen Hüften, die Wölbung der Oberschenkel, ohne dass er hauteng saß. Ja, das Ding war jeden Penny wert.
Die Musik setzte aus, ehe Micah bei mir ankam. Es war ein Lied gewesen, das ich nicht kannte. Einen Moment lang hoffte ich, wir würden uns einfach zu den anderen setzen und dabei mitkriegen, was die so Faszinierendes zu besprechen hatten. Leider kam sofort das nächste Lied. Ein langsames Stück. Ich wollte nicht tanzen, doch als Micah in Reichweite kam, muss ich zugeben, dass mir ein Vorwand, ihn in der Öffentlichkeit anzufassen, nicht ungelegen kam.
Er lächelte mich an, und ich wusste genau, wie seine Augen hinter der Sonnenbrille dabei aussahen. »Bist du bereit?«
Ich seufzte und brachte die Arme in Tanzhaltung. »Soweit es mir möglich ist.«
»Zieh doch eben noch die Lederjacke aus.«
Ich zog den Reißverschluss auf, sagte aber: »Ich möchte sie anbehalten; mir ist ein bisschen kalt.«
Er schob die Hand um meine Taille. »Ist es draußen kalt geworden?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nicht deswegen.«
»Oh.« Er zog die Hände unter meiner Lederjacke hervor und schob sie unter meinen Smoking, sodass nur noch das Hemd zwischen seiner und meiner Haut war.
Mich durchlief ein Schauder.