Apollyon - Jerry B. Jenkins - E-Book

Apollyon E-Book

Jerry B. Jenkins

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Beschreibung

Schauplatz Jerusalem: Die Welt hält den Atem an. Zehntausende von Menschen haben sich dort eingefunden, um den Lehren von Tsion Ben-Judah zuzuhören. Eine Gelegenheit, die sich der Antichrist und seine Anhänger nicht entgehen lassen wollen. Sie planen, ihren Gegnern einen entscheidenden Schlag zu versetzen. - Unterdessen bricht großes Unheil über die Welt herein, und die Menschheit wird mit einer Plage konfrontiert, die alles übersteigt, was bislang geschehen ist: Apollyon, der Dämon des Abgrundes, sucht mit seinen Heerscharen die Erde heim ...

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Tim LaHaye • Jerry B. Jenkins

Apollyon

Die letzten Tage der Erde

Roman

Die amerikanische Originalausgabe erschien im Verlag

Tyndale House Publishers, Inc., Wheaton, Illinois, USA,

unter dem Titel „Apollyon“.

© 1999 by Tim LaHaye und Jerry B. Jenkins

© der deutschen Taschenbuchausgabe 2007 by Gerth Medien GmbH, Dillerberg 1, 35614 Asslar

Aus dem Englischen von Eva Weyandt mit Genehmigung

von Tyndale House Publishers, Inc.

Left Behind © ist ein eingetragenes Warenzeichen

von Tyndale House Publishers, Inc.

Die Bibelstellen wurden der Einheitsübersetzung entnommen.

© 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart.

Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, Stuttgart

Taschenbuch ISBN 978-3-86591-274-9

eBook ISBN 978-3-96122-097-7

Umschlaggestaltung: Michael Wenserit; Julie Chen

Umschlagfoto: G. Brad Lewis/Tony Stone Images

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

Für Norman B. Rohrer – meinen Freund und Mentor

Prolog: Was bisher geschah …

Rayford war davon überzeugt, dass er Amandas Namen nur reinwaschen konnte, wenn er ihre Dateien entschlüsselte, aber er kannte auch das Risiko. Er würde sich der Wahrheit stellen müssen. Wollte er die Wahrheit trotzdem wissen? Je mehr er betete, desto größer wurde seine Überzeugung, dass er die Wahrheit nicht zu fürchten hatte.

Doch was er erfahren würde, konnte seine Stellung innerhalb der Tribulation Force gefährden. Falls die Frau, mit der er viele Monate seines Lebens geteilt hatte, ihn zum Narren gehalten hatte, wem konnte er dann noch trauen? Falls er tatsächlich so wenig Menschenkenntnis besaß, was konnte er dann der Sache noch nützen? Die Zweifel nagten an ihm. Wie auch immer, er musste die Wahrheit herausfinden.

Am Morgen vor dem Beginn der meistdiskutierten Massenveranstaltung in der Welt sprach Rayford Nicolai Carpathia in dessen Büro an.

„Eure Exzellenz“, begann er. Es war ihm sehr schwer gefallen, um dieses Gespräch zu ersuchen. „Ich nehme an, McCullum und ich sollen Sie morgen nach Israel fliegen.“

„Fangen Sie gar nicht erst davon an, Captain Steele. Diese Menschen kommen gegen meinen ausdrücklichen Wunsch zusammen, darum habe ich nicht vor, diese Veranstaltung noch mit meiner Gegenwart zu sanktionieren.“

„Aber Ihre Zusage, den Rabbi zu schützen –“

„Aha, das haben Sie sich also gemerkt?“

„Sie wissen, wo ich stehe.“

„Und Sie wissen auch, dass ich Ihnen sage, wohin Sie fliegen sollen, nicht umgekehrt. Denken Sie nicht, dass ich Ihnen früh genug Bescheid gesagt hätte, wenn ich morgen nach Israel reisen wollte?“

„Dann haben also diejenigen, die sich fragen, ob Sie Angst vor dem Gelehrten haben, der –“

„Angst?“

„– sich im Internet gegen Sie gestellt und Sie vor einem internationalen Publikum einen Betrüger genannt hat –“

„Sie versuchen, mich zu ködern, Captain Steele“, erwiderte Carpathia lächelnd.

„Offen gesagt, ich glaube, Sie fürchten sich davor, dass Sie in Israel von den beiden Zeugen und Ben-Judah vielleicht angeprangert werden.“

„Von den beiden Zeugen? Wenn die nicht aufhören mit ihrer schwarzen Magie, der Dürre und dem Blut, werden sie sich vor mir zu verantworten haben!“

„Die beiden Männer behaupten, Sie könnten ihnen vor der festgesetzten Zeit nichts tun.“

„Ich werde den Zeitpunkt festlegen.“

„Und doch wurde Israel vor dem Erdbeben und den Meteoren beschützt –“

„Sie glauben, die Zeugen seien dafür verantwortlich?“

„Ich glaube, dass Gott dafür verantwortlich ist.“

„Sagen Sie mir, Captain Steele, glauben Sie immer noch, dass ein Mann, der nachweislich einen Toten ins Leben zurückgerufen hat, der Antichrist sein kann?“

Rayford zögerte. Er wünschte, Tsion wäre jetzt bei ihm. „Der Feind ist dafür bekannt, dass er Wunder imitiert“, sagte er. „Stellen Sie sich das Publikum in Israel vor, wenn Sie so etwas tun würden. Das sind Menschen des Glaubens, die zusammenkommen, um neu motiviert zu werden. Wenn Sie Gott sind, wenn Sie vielleicht tatsächlich der Messias sind, wären diese Menschen dann nicht begeistert, Sie kennen zu lernen?“

Carpathia starrte Rayford an. Forschend sah er ihm in die Augen. Rayford glaubte an Gott. Er war fest davon überzeugt, dass Nicolai ungeachtet seiner Macht, ungeachtet seiner Absichten vor den 144000 Zeugen, die das Siegel des allmächtigen Gottes auf ihrer Stirn trugen, ohnmächtig sein würde.

„Wenn Sie meinen“, erwiderte Carpathia vorsichtig, „dass der Potentat der Weltgemeinschaft diesen Gästen ein unvergleichliches, herzliches Willkommen bieten sollte, dann könnten Sie recht haben.“

Rayford hatte nichts dergleichen gesagt, aber Carpathia hörte sowieso nur das, was er hören wollte. „Danke“, erwiderte Rayford.

„Captain Steele, arbeiten Sie den Flugplan aus.“

1

Rayford Steele war beunruhigt. Mac McCullum war während des kurzen Fluges von Neu-Babylon nach Tel Aviv im Cockpit der Global Community One auffallend schweigsam.

„Sollen wir später reden?“, fragte Rayford leise. Mac legte einen Finger an die Lippen und nickte.

Rayford meldete sich beim Tower von Neu-Babylon ab und griff unter seinen Sitz, um den versteckten Knopf für die geheime Abhöranlage zu betätigen. Auf diese Weise würde er die Gespräche zwischen dem Potentaten der Weltgemeinschaft, Nicolai Carpathia, dem Supreme Commander Leon Fortunato und dem Pontifex Maximus Peter Mathews, dem Oberhaupt des Enigma-Babylon-Einheitsglaubens, belauschen können. Doch bevor Rayford den Knopf drücken konnte, spürte er Macs Hand auf seinem Arm. Mac schüttelte den Kopf.

Rayford erschauderte. „Wissen sie Bescheid?“, fragte er lautlos.

„Riskieren Sie nichts, bevor wir miteinander gesprochen haben“, flüsterte Mac.

Bei der Ankunft in Jerusalem wurde die Condor 216 vom Tower des David-Ben-Gurion-Flughafens bevorzugt behandelt. Alle anderen Flugzeuge, sogar die, die sich bereits im Landeanflug befunden hatten, wurden in Warteschleifen geschickt. Rayford bekam die sofortige Landeerlaubnis. Über seine Kopfhörer hörte er die wütenden Kommentare der anderen Piloten. Laut Protokoll durften keine anderen Flugzeuge in die Nähe der Condor kommen, trotz des wegen der Konferenz der Zeugen ungewöhnlich hohen Verkehrsaufkommens im Luftraum über Israel.

„Übernehmen Sie die Landung, Mac“, bat Rayford. Dieser blickte ihn verwirrt an, widersprach aber nicht. Rayford sah zum Fenster hinaus und war beeindruckt. Im Heiligen Land hatte es während des Erdbebens keine sichtbaren Schäden gegeben. Zwar hatten andere Katastrophen das Land heimgesucht, aber aus der Luft gesehen schien es alles unbeschadet überstanden zu haben.

Auf dem Ben-Gurion-Flughafen herrschte reger Verkehr. Die großen Flugzeuge konnten dort landen, während die kleineren in die Nähe von Jerusalem umgeleitet werden mussten. Rayford war zwar noch immer wegen Macs Schweigen beunruhigt, konnte sich jedoch ein Lächeln nicht verkneifen. Carpathia war gezwungen gewesen, nicht nur diese Konferenz der Gläubigen zu gestatten, sondern er hatte ihnen auch noch seinen persönlichen Schutz zusichern müssen. Natürlich war er kein Mann, der sein Wort hielt, aber da er mit seinen Zusicherungen an die Öffentlichkeit gegangen war, konnte er sie diesmal nicht so einfach brechen. Er würde sogar Rabbi Tsion Ben-Judah, das geistliche Oberhaupt der Tribulation Force, beschützen müssen.

Vor nicht allzu langer Zeit war Dr. Ben-Judah gezwungen gewesen, im Schutz der Dunkelheit aus seinem Heimatland zu fliehen. Nun kam er ganz offen als Nicolai Carpathias eingeschworener Feind zurück, als Führer der 144000 Zeugen und derjenigen, die in der Zwischenzeit zum Glauben an Jesus Christus gekommen waren. Carpathia hatte die Auswirkungen der so genannten „Posaunengerichte“ als Vorwand genommen, diese Konferenz in Israel zweimal zu verschieben, aber jetzt konnte er sie nicht mehr aufhalten.

Kurz vor der Landung, als alle Passagiere an Bord eigentlich fest auf ihren Sitzen hätten angeschnallt sein sollen, ertönte ein Klopfen an der Tür zum Cockpit.

„Leon“, meinte Rayford überrascht. „Wir befinden uns gerade im Landeanflug.“

„Das Protokoll, Captain!“, bellte Fortunato.

„Was wollen Sie?!“

„Außer dass Sie mich mit ‚Supreme Commander‘ ansprechen sollen, bittet Sie Seine Exzellenz, nach der Landung im Cockpit zu bleiben und auf neue Befehle zu warten.“

„Wir fahren nicht nach Jerusalem?“, fragte Rayford. Mac starrte starr geradeaus.

„Genau“, erwiderte Fortunato. „Obwohl wir alle sehr genau wissen, wie gern Sie dorthin fahren würden.“

Rayford war sicher gewesen, dass Carpathias Leute versuchen würden, ihm zur Tribulation Force zu folgen.

Fortunato wandte sich um und ging. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, sagte Rayford: „Ich übernehme, Mac.“

Mac übergab das Steuer an Rayford, der sofort den Neigungswinkel verstärkte, während er gleichzeitig den Knopf für die Gegensprechanlage betätigte. Er hörte, dass sich Carpathia und Mathews nach dem Befinden von Fortunato erkundigten, der offensichtlich hingefallen war. Sobald das Flugzeug die endgültige Parkposition erreicht hatte, platzte Fortunato ins Cockpit. „Was war das, Officer McCullum?“

„Ich entschuldige mich, Commander“, erwiderte Mac. „Ich konnte nichts machen. Mit allem nötigen Respekt, Sir, aber während der Landung sollten Sie Ihren Platz nicht verlassen.“

„Hören Sie zu, meine Herren“, begann Fortunato, nachdem er ihm einen wütenden Blick zugeworfen hatte, und hockte sich zwischen die beiden. „Seine Exzellenz bittet Sie, in Tel Aviv zu bleiben, da wir nicht genau wissen, wann er nach Neu-Babylon zurückkehren wird. Wir haben Ihnen ganz in der Nähe des Flughafens Zimmer reserviert. Unsere Leute werden Sie hinbringen.“

Buck Williams saß mit seiner schwangeren Frau Chloe im Teddy-Kollek-Stadion in Jerusalem. Ihm war klar, dass die Verletzungen, die sie während des großen Erdbebens davongetragen hatte, noch nicht vollkommen abgeheilt waren, aber Chloe hatte sich den Flug nach Israel nicht ausreden lassen. Jetzt wirkte sie äußerst müde und erschöpft. Ihre Wunden und Narben verheilten langsam, aber Chloe hinkte noch immer sehr stark und ihr Gesicht sah durch den Bruch ihres Wangenknochens und die Abschürfungen noch ausgesprochen mitgenommen aus.

„Du musst den anderen helfen, Buck“, forderte sie ihn auf. „Jetzt geh schon. Ich komme klar.“

„Ich wünschte, du würdest ins Hotel zurückkehren“, erwiderte er.

„Mir geht es gut“, beharrte sie. „Ich muss mich nur ein wenig ausruhen. Ich mache mir Sorgen um Hattie. Ich habe gesagt, ich würde sie nicht allein lassen, wenn es ihr nicht besser ginge oder auch sie sich endlich für Gott entschieden hätte, aber bisher ist nichts dergleichen passiert.“ Hattie Durham war ebenfalls schwanger. Sie war in den Staaten geblieben und kämpfte gegen das Gift in ihrem Körper. Dr. Floyd Charles kümmerte sich um sie, während der Rest der Tribulation Force – und dazu gehörte als neues Mitglied auch Ken Ritz – die Pilgerreise nach Israel unternahm.

„Floyd wird gut für sie sorgen.“

„Ich weiß. Aber jetzt lass mich eine Weile allein.“

Rayford und Mac bekamen die Anweisung, im Flugzeug zu warten, während Carpathia, Fortunato und Mathews auf dem Flugfeld begeistert empfangen wurden. Fortunato hielt sich pflichtbewusst im Hintergrund, während auch Mathews dem Potentaten den Applaus überließ.

„Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, wieder in Israel zu sein“, begann Carpathia mit einem strahlenden Lächeln. „Ich kann es kaum erwarten, die Anhänger Dr. Ben-Judahs willkommen zu heißen und ihnen zu zeigen, dass die Weltgemeinschaft den unterschiedlichen Glaubensüberzeugungen sehr offen gegenübersteht. Gern wiederhole ich noch einmal meine Zusicherung, dass der Rabbi und die Tausenden von Besuchern aus der ganzen Welt unter meinem persönlichen Schutz stehen. Mehr möchte ich im Augenblick nicht sagen, da ich annehme, dass ich in den kommenden Tagen zu den versammelten Menschen sprechen werde.“

Die Würdenträger wurden zu einem Helikopter geführt, mit dem sie nach Jerusalem gebracht werden sollten, während ihr Gefolge einen Bus bestieg.

Nachdem Rayford und Mac die Checks nach dem Flug durchgeführt hatten und endlich die Maschine verlassen konnten, brachte ein Jeep der Weltgemeinschaft sie zu ihrem Hotel. Mac bedeutete Rayford, im Wagen oder in ihren Zimmern kein Wort zu sagen. Erst im Restaurant hatte Rayford schließlich die Gelegenheit, ihn zu fragen, was los sei.

Buck wünschte, Chloe hätte auf dem Flug nach Israel schlafen können. Ken Ritz hatte einen Gulfstream-Jet besorgt, und es war der bequemste Langstreckenflug, den Buck je mitgemacht hatte. Doch Ken, Buck, Chloe und Tsion waren zu aufgeregt gewesen, um Ruhe finden zu können. Tsion hatte die Hälfte der Zeit an seinem Laptop verbracht. Über Satellit war der Rabbi in der Lage, mit seinen Anhängern auf der ganzen Welt in Verbindung zu bleiben.

Ein riesiges Netzwerk von Hausgemeinden christlicher Juden, die zu den 144000 Zeugen gehörten, war wie aus dem Nichts entstanden. Diese neu bekehrten Juden übernahmen ihrerseits wieder Führungspositionen und lehrten die ihnen anvertrauten Menschen auf der Basis der über das Internet verbreiteten Predigten Ben-Judahs. In diesen Zehntausenden heimlicher Hausgemeinden, deren Existenz den Vertretern des Babylon-Enigma-Einheitsglaubens ein Dorn im Auge war, fanden Tag für Tag Menschen zum Glauben an Christus.

Tsion hatte die Ortsgemeinden eindringlich gebeten, ihre Leiter trotz der Warnung der Weltgemeinschaft zur großen Konferenz nach Jerusalem zu schicken. Nicolai Carpathia hatte erneut versucht, diese Versammlung in letzter Minute zu verhindern, wobei er die Tausenden von Toten als Grund anführte, die durch vergiftetes Wasser in mehr als einem Drittel der Welt ihr Leben verloren hatten. Tsion hatte Carpathias Argumente im Internet als Vorwand entlarvt.

„Mr Carpathia“, hatte er geschrieben, „wir werden wie geplant nach Jerusalem kommen, mit oder ohne Ihre Billigung, Ihre Genehmigung oder den versprochenen Schutz. Gott wird uns beschützen.“

Buck würde diesen Schutz beinahe genauso dringend brauchen wie Tsion. Sein Entschluss, sich in der Öffentlichkeit mit Ben-Judah zu zeigen, würde ihn seinen Job als Carpathias Pressechef kosten. Damit fiel natürlich auch sein außergewöhnlich hohes Gehalt weg. Die Tatsache, dass er sich in der Nähe des Rabbis sehen ließ, würde Carpathias Verdacht bestätigen, dass Buck zu einem aktiven Feind der Weltgemeinschaft geworden war.

Rabbi Ben-Judah war der Meinung, sie sollten einfach Gott vertrauen. „Bleiben Sie unmittelbar neben mir stehen, wenn wir aus dem Flugzeug aussteigen“, ermahnte er. „Keine Verkleidung, keine Täuschung, kein Versteckspiel. Wenn Gott mich beschützen kann, kann er auch Sie beschützen. Wir sollten aufhören, Carpathias Spielchen mitzuspielen.“

Buck hatte schon vor einiger Zeit begonnen, anonym über das Internet eine Zeitung mit dem Titel „Die Wahrheit“ herauszugeben. Von nun an würde er für keine andere Zeitung mehr arbeiten können. Ironischerweise wurde diese Zeitung von zehnmal mehr Lesern gelesen als seine offiziellen Artikel. Natürlich machte er sich Sorgen um sein Leben, aber mehr um Chloes willen.

Tsion schien auf übernatürliche Weise beschützt zu werden. Doch nach dieser Konferenz würden die Tribulation Force und natürlich die 144000 Zeugen und Millionen neuer Christen zu offenen Gegnern des Antichristen werden. Von nun an würden sie um ihr Überleben kämpfen müssen. Nach allem, was sie bereits durchgemacht hatten, schien es so, als habe die siebenjährige Trübsalszeit gerade erst begonnen. Es dauerte noch immer fast fünf Jahre bis zur Wiederkunft Christi.

Was Tsions Internetbotschaften und Bucks Zeitung bewirkt hatten, war erstaunlich. In Israel wimmelte es von Zehntausenden christlicher Juden aus den zwölf israelischen Stämmen, die auf der ganzen Welt verstreut lebten.

Bewusst hatte Tsion Ken Ritz nicht gebeten, heimlich auf irgendeinem kleinen Flughafen in Israel zu landen, damit die Mitglieder der Tribulation Force unbemerkt ins Land kommen konnten, sondern er hatte seine Leserschaft, und natürlich auch Carpathia und dessen Leute, über Zeit und Ort ihrer Ankunft informiert.

Ken war auf dem kleinen Flughafen nördlich von Jerusalem gelandet, und sofort war das Flugzeug von Menschen belagert, die den Rabbi und seine Begleiter willkommen heißen wollten. Die kleine Gruppe bewaffneter Soldaten der Weltgemeinschaft – offensichtlich stellte sich Carpathia so den Schutz für Tsion vor – hätte schon Gewalt anwenden müssen, um in seine Nähe zu gelangen. Die Zeugen aus der ganzen Welt jubelten und sangen und streckten ihre Hände aus, um Tsion zu berühren, während sich die Mitglieder der Tribulation Force einen Weg zu dem wartenden Kleinbus bahnten. Der israelische Fahrer fuhr langsam durch die Menge in Richtung Süden die Hauptstraße entlang zur Heiligen Stadt und dem Hotel King David.

Dort mussten sie feststellen, dass Leon Fortunato ihre Reservierung einfach storniert und das oberste Stockwerk für Nicolai Carpathia und seine Leute beansprucht hatte.

„Ich nehme an, Sie haben andere Zimmer für uns bereitgestellt“, sagte Tsion zu dem Empfangschef, nachdem sie eine halbe Stunde gewartet hatten.

„Es tut mir sehr leid“, erwiderte der junge Mann und reichte Tsion einen Umschlag. Der Rabbi warf Buck einen Blick zu und öffnete den Umschlag. Buck sah sich nach Ken um, der ihm zunickte, um ihm zu versichern, dass er sich um Chloe kümmerte.

Die Nachricht war auf Hebräisch abgefasst. „Sie stammt von Chaim“, bemerkte Tsion. „Er schreibt: ‚Vergeben Sie meinem lieben Freund Nicolai diesen beschämenden Mangel an Sensibilität. Ich habe Zimmer für Sie vorbereiten lassen und bestehe darauf, dass Sie und Ihre Freunde bei mir wohnen. Wenden Sie sich an Jacov. Er wird sich um Sie kümmern.‘“

Jacov war Chaim Rosenzweigs Fahrer und Diener. Er lud ihre Sachen in einen Mercedes-Van und bald darauf hatte sich die Tribulation Force in Chaims Anwesen ganz in der Nähe der Altstadt eingerichtet. Buck versuchte, Chloe zu überreden, im Haus zu bleiben und sich auszuruhen, während er, Ken und Tsion sich das Stadion ansehen wollten.

„Ich bin nicht mitgekommen, um mich aufs Abstellgleis schieben zu lassen“, widersprach sie. „Ich weiß, du machst dir Sorgen um mich, aber ich möchte gern selbst entscheiden, was ich mache und was nicht.“

Als sie das Kollek-Stadion erreicht hatten, war Buck genauso erstaunt wie die anderen über das, was sie dort erwartete. Tsion hatte recht gehabt. Gott hatte offensichtlich die Internetbotschaften des Rabbis gebraucht, um die israelischen Zeugen zusammenzubringen, sodass sie die Planung dieser höchst ungewöhnlichen Konferenz bewältigen konnten.

Trotz des weltweiten Chaos hatten eigens zu diesem Zweck gegründete Komitees den Transport, die Unterbringung und Verpflegung der Teilnehmer geplant, eine Lautsprecheranlage und Dolmetscher besorgt und ein Programm zusammengestellt. Buck spürte, dass Tsion beinahe überwältigt war von dem Programm. Es war kurz und ohne schmückendes Beiwerk. „Sie brauchen nichts weiter zu tun, Dr. Ben-Judah“, hatte man ihm gesagt, „als uns zu inspirieren und die Botschaft zu sagen, wenn Sie vor dem Mikrofon stehen.“

Tsion lächelte traurig. „Das und zu beten, dass uns unser himmlischer Vater auch weiterhin beschützt.“

„Sie sind hinter Ihnen her, Rayford“, sagte Mac, als die beiden Piloten bei Pitabrot und Knoblauch-Soße zusammensaßen.

Rayford schüttelte den Kopf. „Schon vor Monaten habe ich aufgehört, Carpathia etwas vorzuspielen. Wovon sprechen Sie?“

„Ich habe zwar keinen direkten Kontakt mehr zum großen Häuptling, aber gestern Abend wurde ich zu einer Besprechung mit Leon gerufen. Die gute Neuigkeit ist, dass sie mich noch nicht im Verdacht haben.“

„Das ist tatsächlich gut. Aber wissen sie über die Abhöranlage im Flugzeug Bescheid?“

„Davon hat er nichts gesagt, aber er hätte sich gar nicht klarer darüber auslassen können, dass Sie Vergangenheit sind. Wenn die Abhöranlage noch immer funktioniert –“

„Das ist der Fall.“

„– dann werde ich sie benutzen und Sie auf dem Laufenden halten.“

„Wo werde ich sein?“

„Überall, aber bestimmt nicht hier, Ray. Ich bin davon überzeugt, dass der Fahrer uns belauscht hat. Vielleicht war der Wagen verwanzt, das Cockpit sowieso, und dass in unseren Zimmern Wanzen versteckt sind, steht außer Frage.“

„Sie hoffen, dass ich sie zu den anderen führe, aber die werden in Jerusalem bleiben.“

„Sie wollen Sie von den anderen fern halten, Ray. Warum, denken Sie, sollen wir in Tel Aviv bleiben?“

„Und wenn ich verschwinde?“

„Dann muss ich sie sofort darüber informieren. Das wäre Ihr Ende.“

„Aber ich muss meine Familie sehen, die anderen Mitglieder der ‚Tribulation Force‘.“

„Nicht hier. Carpathia hat versprochen, Tsion und seine Begleiter zu beschützen. Sie gehören nicht dazu.“

„Die denken tatsächlich, ich würde nicht nach Jerusalem fahren?“

„Sie hoffen, dass Sie das tun werden. Aber Sie dürfen nicht.“

Rayford lehnte sich zurück und kräuselte nachdenklich die Lippen. Er würde seinen Job nicht vermissen, der ihn mitten in das Lager des Feindes geführt hatte. Schon lange hatte er sich gefragt, wann diese seltsame Phase seines Lebens zu Ende gehen würde.

„Sie übernehmen also?“

Mac nickte. „Das haben die mir gesagt. Es gibt noch mehr gute Nachrichten. Sie mögen und vertrauen David.“

„Hassid? Gut!“

„Er ist mit den Einkäufen betraut worden. Neben diesen Computerarbeiten ist er für alle größeren Anschaffungen zuständig. Sogar im Bereich der Luftfahrt.“

Rayford blinzelte. Mac zog ein gelbes Blatt aus seiner Jacke und schob es über den Tisch.

„Jetzt sagen Sie mir nicht, dass er mir ein Flugzeug gekauft hat“, sagte Rayford.

Mac schnaubte. „Daran hätte ich eigentlich denken sollen. Sie kennen doch diese kleinen elektronischen Organizer? David hat ein halbes Dutzend Spezialgeräte bestellt. Er weiß noch nicht einmal, dass er Sie nicht mehr zu Gesicht bekommen wird.“

„Ich kann die doch nicht einfach stehlen, nicht einmal von Carpathia.“

„Sie werden Sie nicht stehlen müssen, Ray. Es sind Spezialgeräte, die nicht überall zu bekommen sind. Sie sind nicht gerade billig, aber warten Sie nur, bis Sie sehen, was diese Dinger alles können. Keine Laptops mehr. Na ja, vielleicht wird der Rabbi noch ein Keyboard brauchen, aber diese Geräte werden mit Sonnenenergie betrieben, sind satellitengesteuert und enthalten Chips zur Standortbestimmung. Man kann damit ins Internet gehen, senden und empfangen, telefonieren, was immer Sie wollen. Willkommen in der modernen Welt der Technik!“

Ray schüttelte den Kopf. „Ich nehme an, er hat an Ortungssicherungen gedacht.“

„Natürlich.“

Rayford stopfte das Blatt in die Tasche. „Was soll ich Ihrer Meinung nach tun, Mac?“

„Sie werden so schnell wie möglich aus dieser Hemisphäre verschwinden, was sonst?“

„Aber ich muss wissen, ob Amanda uns verraten hat oder nicht! Buck will es mir nur unter vier Augen sagen und er hält sich in Jerusalem auf.“

Mac wandte den Blick ab. „Eigentlich kann Sie doch nichts mehr überraschen, Ray. Ich wäre der Letzte, der versuchen würde, einen Mann über seine Frau aufzuklären, aber Sie wissen genauso gut wie ich, dass alles auf etwas hindeutet, das Sie lieber nicht erfahren wollen.“

„Ich habe es noch nicht akzeptiert, aber ich muss es mit Bestimmtheit wissen!“

„Und Buck hat es herausgefunden?“

„Das hörte sich ganz so an.“

„Wie hat er es denn erfahren?“

„Ich habe Ihnen doch von Hattie erzählt.“

„Ja.“

„Sie weiß Bescheid.“

„Dann fragen Sie sie doch selbst, Ray. Fliegen Sie nach Hause.“

„Als ob man nicht merken würde, wenn ich versuchte, morgen früh von hier zu verschwinden.“

„Die Leute der Weltgemeinschaft können ihre Augen nicht überall haben. Fliegen Sie doch mit dem anderen Piloten, mit Ritz. Was hat er in den nächsten Tagen zu tun?“

Rayford blickte Mac bewundernd an. „Sie sind gar nicht so dumm, wie Sie aussehen, Alter.“

Mac holte ein Telefon aus der Tasche. „Kennen Sie seine Nummer?“

„Hat Ihr Telefon einen Zerhacker? Wenn man merkt, dass ich von einem unserer Telefone mit Ken Ritz telefoniere –“

„Aber Sie sind dümmer, als Sie aussehen, wenn Sie denken, ich würde so etwas riskieren. Ich kenne den Mann vom Einkauf, wissen Sie nicht mehr?“ Mac zeigte Rayford das Telefon: ein ganz normales Handy, das von David Hassid manipuliert worden war.

Rayford wählte Chloes Nummer. „Daddy!“, freute sie sich. „Du bist hier?“

Buck betrachtete es als Privileg, mit dem israelischen Komitee zu beten, bevor er, Ken und Tsion zu Chloe zurückkehrten. Er legte den Arm um Tsion. „Sind Sie genauso müde wie ich?“

„Erschöpft. Ich hoffe nur, der Herr wird mir gestatten, heute Nacht zu schlafen. Ich bin bereit, seine Botschaft an die Mitglieder der Familie weiterzugeben, aber vorher muss ich noch mit Eli und Moishe reden. Sie werden mich doch begleiten, nicht wahr?“

„Das würde ich um nichts in der Welt verpassen wollen.“

„Ich auch nicht“, meinte Ken.

Aber als Chloe ihnen die Neuigkeiten berichtete, war Ken gezwungen, seine Pläne zu ändern. „Daddy hat angerufen“, flüsterte sie. „Er muss morgen nach Hause fliegen.“

Nachdem sie Rayfords Situation erklärt hatte, beschloss Ken, die Gulfstream noch an diesem Abend von Jerusalem nach Tel Aviv zu fliegen. Auch Buck war enttäuscht. Er hätte gern persönlich mit Rayford gesprochen. „Wenigstens kann er die Wahrheit über Amanda von jemandem erfahren, der sie aus erster Hand weiß“, sagte er.

Eine Stunde später fuhr Jacov Ken zum Flughafen. „Wir werden Sie Freitag wieder hier erwarten“, verabschiedete sich Tsion und umarmte ihn.

Auf der Fahrt zum Tempelberg schlief Chloe an Bucks Schulter ein. Mittlerweile war die Dunkelheit hereingebrochen. Nicolais neuer Tempel wurde von zahlreichen Lampen angestrahlt und war weithin sichtbar. „Ich kann das neue Gebäude nicht einmal ansehen“, meinte Tsion. „Für mich als Christen ist es eine einzige Beleidigung.“

„Ich kann es kaum erwarten, mit den beiden Zeugen zu sprechen“, warf Chloe ein.

„Vielleicht werden sie gar nicht mit Ihnen sprechen“, warnte Tsion. „Es sind himmlische Wesen und sie haben ihren eigenen Zeitplan. Vielleicht sprechen sie mit uns, vielleicht aber auch nicht. Wir werden uns ihnen auf jeden Fall mit größter Vorsicht nähern.“

Am Kribbeln in seinen Beinen spürte Buck, dass er nervöser wurde, je näher sie der Klagemauer kamen.

„Du kennst doch die Geschichten, Liebes.“

Chloe nickte. „Ich sage ja nicht, dass ich keine Angst habe.“

Nachdem sie die Mauer erreicht hatten, näherten sich die drei langsam der Menschenmenge, die wie üblich einen Abstand von etwa zehn Metern zu dem Zaun hielt, hinter dem die Zeugen standen, saßen oder sprachen. Normalerweise redeten sie. Keiner hatte sie jemals schlafen sehen und niemand wagte es, näher heranzukommen. Wenn Attentäter in den vergangenen Monaten versucht hatten, die beiden Zeugen zu töten, hatte dies bislang immer mit dem schrecklichen Tod der Attentäter geendet.

Bucks Erregung vertrieb seine Müdigkeit. Er machte sich Sorgen um Chloe, aber er wollte ihr dieses Erlebnis auch nicht vorenthalten. Hinter den etwa 40 Menschen konnte Buck Eli erkennen. Dieser saß mit dem Rücken an die Steinmauer des kleinen Gebäudes auf der anderen Seite des Zaunes gelehnt. Sein langes Haar und sein Bart wehten sanft im Wind, aber er rührte sich nicht, blinzelte nicht einmal, und seine ledrige Haut schien mit seinen sackleinenartigen Gewändern zu verschmelzen.

Moishe stand einen knappen Meter vom Zaun entfernt. Schweigend und reglos starrte er die Menge an. Gelegentlich rief jemand: „Sag etwas! Rede doch!“ Aber bei solchen Zwischenrufen wichen die anderen zurück. Offensichtlich fürchteten sie gewalttätige Reaktionen der beiden Zeugen. Sie hatten schon so vieles gehört. Moishe stand mit gespreizten Beinen da, die Arme hingen an der Seite herab. Einige Stunden zuvor hatte Buck über das Internet einem langen Monolog zugehört. Manchmal wechselten sich die beiden mit dem Sprechen ab, aber an diesem Tag war das Reden scheinbar Moishes Aufgabe.

„Beobachte sie aufmerksam“, flüsterte Buck Chloe zu. „Manchmal sagen sie etwas, ohne ihren Mund zu öffnen. Und jeder hört sie in seiner Sprache.“

Eine Unruhe in der ersten Reihe ließ einige Leute zurück und zur Seite weichen. „Carpathia! Es ist der Potentat!“, sagte jemand.

Tsion hob die Hand. „Lasst uns hier bleiben“, flüsterte er.

Wie gebannt starrte Buck auf die Szene, die sich vor seinen Augen abspielte. Leon Fortunato wies die Soldaten der Weltgemeinschaft an, Neugierige von Carpathia fern zu halten. Der Potentat schien amüsiert und baute sich drei Meter von dem Zaun entfernt auf. „Heil dir, Potentat!“, rief jemand. Carpathia drehte sich halb um, legte einen Finger an die Lippen und Fortunato nickte einem Soldaten zu. Er stellte sich vor die Menge. Sie wich noch weiter zurück.

„Bleibt hier“, sagte Buck und schlüpfte davon.

„Liebling, warte!“, rief Chloe, aber Buck verschwand in der Dunkelheit.

Die Soldaten würden denken, dass er nur ein Zuschauer war, der das Interesse verloren hatte. Aber als er weit genug entfernt war, sodass er keine Aufmerksamkeit mehr auf sich zog, kam er im Schutz des Gebüschs zurück und suchte Deckung an einer Stelle, von der aus er Carpathias Gesicht sehen konnte.

Dieser schien zusammenzufahren, als Moishe plötzlich mit lauter Stimme zu sprechen begann. „Weh dem Feind des allerhöchsten Gottes!“

Nicolai schien sich schnell wieder zu fassen. Er lächelte und sprach mit leiser Stimme. „Ich bin wohl kaum der Feind Gottes“, entgegnete er. „Viele sagen, ich sei der allerhöchste Gott.“

Zum ersten Mal rührte sich Moishe. Er verschränkte die Arme vor der Brust. Carpathia legte das Kinn in die Hände und den Kopf zur Seite. Eingehend betrachtete er Moishe. Der Zeuge sprach leise, und Buck wusste, dass nur er und Carpathia ihn hören konnten.

„Ein Schwert soll deinen Kopf durchbohren“, prophezeite Moishe mit monotoner Stimme. „Und du wirst gewisslich sterben.“

Buck erschauderte, aber es war klar, dass diese Worte Carpathia nicht wirklich erreichten. „Ich will dir und deinem Gefährten etwas sagen“, stieß dieser mit zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ihr habt Israel jetzt lang genug geplagt mit der Dürre und dem Wasser, das sich in Blut verwandelt hat. Ihr werdet jetzt aufhören mit eurem Hokuspokus, sonst werdet ihr es noch bereuen.“

Eli erhob sich und tauschte mit Moishe den Platz. Er winkte Carpathia näher heran. Der Potentat zögerte und blickte zurück zu seinen Soldaten, die langsam die Waffen hoben. Eli sprach mit einer solchen Lautstärke, dass die Menge davonrannte und sogar Tsion und Chloe ein Stück zurückwichen.

„Bis zum festgesetzten Zeitpunkt hast du keine Macht über die Gesandten des allerhöchsten Gottes!“

Die Soldaten ließen ihre Waffen sinken und Fortunato schien sich hinter ihnen zu verstecken. Carpathia grinste noch immer, aber Buck war davon überzeugt, dass er vor Wut kochte. „Wir werden sehen, wer am Ende siegen wird“, entgegnete Nicolai.

Eli schien durch Carpathia hindurchzusehen. „Wer am Ende siegen wird, wurde schon vor Beginn der Zeit beschlossen. Höre, das Gift, mit dem du die Erde vergiftest, soll in Ewigkeit in dir faulen.“

Carpathia trat noch immer grinsend einen Schritt zurück. „Ich warne euch: Haltet euch von der Scharade der so genannten Heiligen fern. Ihnen habe ich meinen Schutz zugesagt, nicht euch.“

Eli und Moishe sprachen nun scheinbar mit einer einzigen Stimme. „Er und sie, die Ohren haben, sollen hören. Wir sind weder durch Zeit noch durch Raum gebunden, und diejenigen, die von unserer Anwesenheit und unserem Zeugnis profitieren, stehen in Hörweite und verstehen unsere Ankündigung.“

Als er diese Worte hörte, wurde Buck aufgeregt und sah zu Tsion und Chloe hinüber. Der Rabbi warf die Hände in die Luft, als hätte er die Botschaft verstanden. Dann führte er Chloe zum Wagen. Buck verließ sein Versteck und kehrte ebenfalls zum Wagen zurück. Nur wenige Sekunden nach Tsion und Chloe erreichte er den Parkplatz.

„Habt ihr das gehört?“, fragte Tsion.

Buck nickte. „Unglaublich.“

„Ich habe es nicht verstanden“, beschwerte sich Chloe. „Was haben sie gesagt?“

„Klang es für Sie wie Hebräisch?“, fragte Tsion. „Sie haben Hebräisch gesprochen.“

„Ich habe es in Englisch gehört“, widersprach sie.

„Ich auch“, bestätigte Buck. „Sie haben gesagt, er und sie, die Ohren haben zu hören –“

„Das habe ich verstanden“, unterbrach ihn Chloe. „Ich habe nur den Sinn nicht kapiert.“

„Das ist das erste Mal, dass sie ‚und sie‘ hinzugefügt haben“, meinte Tsion. „Das war für Sie bestimmt, Chloe. Sie wussten, dass wir da waren. Wir brauchten sie gar nicht ansprechen, brauchten uns ihnen gar nicht vorzustellen, brauchten Carpathia nicht gegenüberzutreten, bevor wir nicht bereit waren. Wir haben nicht einmal mit Eli und Moishe darüber gesprochen, ob sie vorhaben, ins Stadion zu kommen. Sie sagten, diejenigen, die von ihrer Anwesenheit und ihrem Zeugnis profitieren, würden in Hörweite stehen.“

„Dann kommen sie also?“, fragte Chloe.

„So fasse ich ihre Worte auf.“

„Wann?“

„Genau zum richtigen Zeitpunkt.“

2

Als sie sich während des Rückfluges unterhielten, stellten Rayford und Ken Ritz fest, dass sie zahlreiche Gemeinsamkeiten hatten. Rayford fand seinen Kollegen faszinierend. Obwohl Rayford beunruhigt war über seine Zukunft – er fragte sich, wie sein Leben ohne festes Einkommen weitergehen würde – und obwohl er Angst hatte vor dem, was er über seine verstorbene Frau erfahren würde, genoss er Kens Gesellschaft. Ken war mehr als zehn Jahre jünger als Ray, ehemaliger Militärangehöriger, ziemlich direkt und doch strahlte er in seiner „ersten Liebe“ für Christus, wie Tsion es nannte.

Auf dem Weg in die Staaten erzählten sich Rayford und Ken von ihrer Vergangenheit und Rayford dankte Gott im Stillen für einen neuen Freund. Seine Beziehung zu Tsion war die eines Schülers zu seinem Mentor. Für Buck war er der Schwiegervater. Wie sehr vermisste er Bruce Barnes, seinen Freund und geistlichen Führer nach der Entrückung! Ken schien ihm ein Geschenk von Gott zu sein.

Ritz versicherte Rayford, er würde die Gulfstream innerhalb kürzester Zeit fliegen können. „Ihr Burschen in den dicken Brummern werdet mit diesen Maschinen überhaupt keine Probleme haben; das versichere ich Ihnen.“

„Ich wünschte, es wäre so leicht“, meinte Rayford, „aber ich zähle auf Sie als Fluglehrer.“

„Roger. Und, Mann, mit Ihrem Ersatzmann bei Carpathia – wie hieß er noch gleich?“

„Mac. Mac McCullum.“

„Ja. Dann sind wir drei Piloten in der ‚Trib Force‘. Jetzt müssen wir nur noch den Knochenflicker überreden, aus diesem Krankenhaus der Weltgemeinschaft zu verschwinden, bevor sie ihm auf die Schliche kommen. Dann haben wir auch einen Arzt. Also, drei Piloten, ein Arzt, ein Journalist und ein Rabbi – das hört sich an wie der Anfang von einem Witz. Das einzige ‚normale‘ Mitglied ist Ihre Tochter und für mich ist sie die Stimme der Vernunft. Natürlich ist keiner vernünftiger als Tsion, aber Chloe ist die Stimme der Vernunft für Leute wie mich, die nicht alles verstehen, was der Gelehrte sagt.“

Rayford erzählte Ritz von David Hassid. „Ich habe keine Ahnung, wie lange er noch gefahrlos dort arbeiten kann, aber mit ihm haben wir ein weiteres Paar Augen und Ohren im engen Kreis um Nicolai. Eines Tages werden er und Mac ebenfalls fliehen müssen. Und sehen Sie sich nur an, was für eine Mannschaft wir zusammen haben.“

„Junge, Junge“, sagte Ritz und klatschte. „Es gefällt mir gar nicht, in der Defensive zu sein, Mann! Wir werden es diesem Oberschurken schon zeigen!“

Noch nie hatte Rayford gehört, dass jemand Nicolai einen „Oberschurken“ genannt hätte, aber ihm gefiel Ritz’ Einstellung. Müde und erschöpft nach so langer Zeit in Carpathias unmittelbarer Nähe, sehnte auch er sich danach, mit dem Geplänkel aufzuhören und den Krieg zu beginnen.

Ritz schien sich unbehaglich zu fühlen, als Rayford ihm von Amanda erzählte. „Es tut mir leid, dass Sie sie verloren haben“, erklärte er, nachdem Rayford ihm von dem Flugzeugabsturz in den Tigris berichtet hatte.

„Dann haben Sie den Rest also auch schon gehört?“, fragte Rayford, der die Vorwürfe, sie habe ein doppeltes Spiel gespielt, verschwiegen hatte.

„Jawohl, Sir. Ich kann dazu nichts sagen, aber ich kann mir vorstellen, wie Ihnen zumute ist.“

„Aber Buck hat Ihnen nicht erzählt, was er von Hattie erfahren hat?“

„Ich wusste nicht einmal, dass sie überhaupt spricht. Um ehrlich zu sein, es würde mich wundern, wenn sie bei unserer Rückkehr noch am Leben ist.“

„Das war nicht gerade das, was ich hören wollte.“

Buck hoffte, er würde in der neuen Zeitzone schlafen können, nachdem er so lange wach geblieben war. Aber er war auf die Chicagoer Zeit eingestellt. Hellwach lag er in seinem Bett und starrte an die Decke. Chloe schlief tief und fest neben ihm und dafür war er sehr dankbar.

Als in Israel die Dämmerung anbrach, spürte er, wie Chloe sich bewegte. Buck war so erschöpft, dass er sich weder rühren noch die Augen öffnen konnte. Er spürte, wie sie ihm einen Kuss auf die Wange hauchte, aber er brachte nicht einmal ein Stöhnen heraus.

„Bleib liegen, mein Schatz“, flüsterte sie. „Heute ist der große Tag.“

Sie stand auf, und schon bald drangen ihm Frühstücksdüfte in die Nase, aber kurz darauf schlief er endlich ein und stand nicht vor dem frühen Nachmittag auf.

Rayford war beeindruckt, mit welcher Leichtigkeit Ken Ritz das Funkgerät bediente und die Landung auf dem Flughafen von Palwaukee meisterte. „Sie schieben dieses Ding herum, als würde es Ihnen gehören“, meinte er.

„Das wäre doch ein gutes Flugzeug für die ‚Tribulation Force‘, meinen Sie nicht?“

Bucks Range Rover stand hinter einem beschädigten Hangar. Als sie näher kamen, stieß ein junger Mann zu ihnen.

„Der Rover blitzt und blinkt, nicht?“, fragte er. Seine roten Haare hingen ihm wirr ins Gesicht.

„Ja“, erwiderte Ritz. „Hast du auch ein wenig unter der Motorhaube gespielt?“

„Zum Glück für Sie. Habe alle Schrauben nachgezogen.“

„Das hatte ich dir ja auch gesagt, Ernie.“

„Sie haben mir gesagt, Sie würden erst in einer Woche zurückkommen. Nur so aus Langeweile habe ich mich an den Motor gemacht.“

Ritz stellte Rayford vor. Ray verhielt sich zurückhaltend, bis Ritz den jungen Mann zu sich heranzog und fragte: „Fällt Ihnen etwas auf?“

Ernie trat auf Rayford zu und starrte auf seine Stirn. Er lächelte und strich sich mit beiden Händen die Haare aus dem Gesicht. Rayford umarmte ihn. „Hallo, Bruder.“

„Hier gibt es noch mehr von uns und dazu gehört auch der Boss“, erklärte Ritz, „aber so viele sind es nicht und darum sind wir sehr vorsichtig. Ernie hier ist ein Anhänger von Ben-Judah.“

„Das stimmt“, bestätigte Ernie. „Ich warte gespannt auf die große Konferenz. Morgen Mittag wird sie wohl im Netz zu sehen sein.“

„Wir werden aufpassen.“ Rayford war sehr ungeduldig. Er wollte sich auf den Weg machen. Eine halbe Stunde später fuhren er und Ken mit dem erstaunlich ruhig laufenden Rover auf den Hof ihres Hauses in Mount Prospect.

„Wir müssen mit Ernie in engem Kontakt bleiben“, sagte Ritz. „Dieses Fahrzeug muss genauso fahrtüchtig sein wie jedes Flugzeug, das wir besteigen.“

„Haben Sie gesehen, wie sich der Vorhang bewegt hat, als wir vorbeigekommen sind? Vermutlich hat Floyd überlegt, wie er Hattie ins Versteck schaffen kann, bis er uns erkannt hat.“

„Kommen denn viele Schnüffler vorbei?“

„Fast gar nicht. Die Straße hier ist verlassen; die anderen sind kaum passierbar, wie Sie gesehen haben. Bisher war dies das perfekte Versteck. Wollen Sie das Grab von Donnys Frau sehen?“

Rayford hatte gehört, wie Buck und Tsion diesen Ort gefunden hatten. Er nickte. Dr. Floyd Charles kam mit fragendem Blick aus dem Haus. „Wir haben versucht, Sie anzurufen und vorzuwarnen“, erklärte Ritz.

„Ich habe mit meinem Assistenten im Krankenhaus telefoniert.“

„Das ist Rayford Steele. Ich wollte ihm gerade das Grab zeigen.“

„Von der Frau, die keiner von uns kennt. Aber vermutlich haben Sie sie gekannt.“

Rayford schüttelte den Kopf. „Ich wusste, wer sie war, das ist alles. Hey, wir sind Brüder, Doktor. Nennen Sie mich Ray.“

„Danke. Sie können mich nennen, wie Sie wollen, nur nicht Floyd.“

„Wie geht es Hattie?“

„Nicht gut. Sie schläft.“

„Wird sie es schaffen?“

Dr. Charles schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht sehr optimistisch. Die Hilfe, die das CDC in Atlanta leistet, ist lächerlich. Sie und ich, wir beide haben so eine Ahnung, dass das, was sich in ihrem Körper befindet, ihr von der Weltgemeinschaft eingeflößt worden ist. Falls sie die Probe, die ich ihnen geschickt habe, jemals bekommen haben, so leugnen sie es oder versuchen, mich in die falsche Richtung zu lenken.“

Sie gingen zu dem primitiven Grab und blieben schweigend davor stehen. „Ich wünschte, wir könnten irgendein Kreuz oder so etwas darauf stellen“, bemerkte Rayford, „aber es wäre sowieso nur für uns, und wir wissen, wer sie war und wo sie jetzt ist. Wir lenken besser nicht die Aufmerksamkeit anderer Leute auf diesen Ort.“

Rayford war dankbar dafür, dass die Tribulation Force ihr Hauptquartier in dem Haus von Donny und seiner Frau aufschlagen konnte. Unwillkürlich musste er an die Menschen in seiner Umgebung denken, die in letzter Zeit gestorben waren. Die Liste wurde immer länger und führte unweigerlich zu Amanda. Er hatte bereits so viel getrauert und fürchtete, er würde noch mehr Verluste erleben, bevor er selbst an der Reihe war.

Floyd Charles führte Rayford im Haus herum, während sie sich gegenseitig von ihrer jeweiligen Situation erzählten. Rayford war beeindruckt von dem Haus, vor allem von dem unterirdischen Bunker, den Donny vor seinem Tod gebaut hatte. Sicherlich würde der Tag kommen, an dem sie alle nicht mehr in, sondern unter dem Haus leben würden. Wie bald, wusste er nicht. Nichts war mehr vorhersehbar, abgesehen von den Gerichten, die in Tsions schriftlichen Ausführungen bis ins Kleinste beschrieben waren. Wer überleben würde und wie lange, das würde Gott entscheiden.

Rayford hatte schon häufiger den rasselnden Atem eines Menschen gehört, der kurz vor dem Tod stand, aber der Anblick der ausgezehrten Gestalt seiner ehemaligen Mitarbeiterin traf ihn mehr, als er gedacht hatte. Rayford stand vor Hattie, hoffte für sie, betete für sie. Natürlich wollte er hören, was sie über Amanda wusste, aber er war nicht so selbstsüchtig zu wünschen, sie würde so lange am Leben bleiben, um ihm dies mitzuteilen. Vorsichtig strich er ihr eine Locke aus der Stirn. Im trüben Licht konnte er nicht erkennen, ob sie das Zeichen hatte.

Dr. Charles schüttelte den Kopf. „Sie hat in letzter Zeit viel geredet, aber sie ist noch zu keiner Entscheidung gekommen.“

„Chloe war der Meinung, sie stände dicht davor“, meinte Rayford. „Gott weiß, dass sie genügend Informationen hat. Ich habe keine Ahnung, was sie daran hindert.“

„Ich bete die ganze Zeit darum, dass sie zum Glauben kommt“, erklärte ihm der Doktor. „Sie ist sehr eigensinnig. Wartet auf etwas. Ich weiß nicht, was. Ich bin mit meinem Latein einfach am Ende.“

„Beten Sie, dass sie noch einen Tag am Leben bleibt“, sagte Rayford. „Und wecken Sie mich auf, wenn sie zu sich kommt.“

„Möchten Sie eine Schlaftablette?“

Rayford zog die Augenbrauen in die Höhe. „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie so leichtfertig Tabletten verteilen.“

„Ich bin vorsichtig. Ich nehme sie selbst nicht, aber ich habe Mitleid mit Globetrottern wie Ihnen.“

„Ich habe nie Probleme mit dem Schlafen gehabt.“

„Wie schön für Sie.“

Rayford wollte die Treppe hinaufgehen, blieb aber abrupt stehen. „Wie steht’s mit Ihnen, Doc? Haben Sie Schlafprobleme?“

„Ich sagte Ihnen doch, ich nehme keine Schlaftabletten.“

„Danach habe ich nicht gefragt.“

Dr. Charles senkte den Blick und schüttelte den Kopf. „Wie haben Sie das erraten?“

„Sie sehen sehr erschöpft aus.“

Floyd nickte mit ausdruckslosem Gesicht.

„Möchten Sie reden?“, fragte Rayford.

„Sie sind doch bestimmt todmüde.“

„Hey, Doc, so wie ich das verstanden habe, werden Sie sich uns anschließen, wenn Sie das Krankenhaus verlassen. Wir sind wie eine Familie und für Familienmitglieder habe ich immer Zeit.“

„Es ist nur, ich habe nicht damit gerechnet, es jemandem zu erzählen, bis alle wieder da sind.“

Rayford zog sich einen Küchenstuhl heran. „Was denn?“

„Ich sitze mit Ihnen in einem Boot, Rayford.“

„Sie meinen, Sie haben sich von der Weltgemeinschaft befreit? Sie sind gefeuert worden?“

„Ich habe einen Freund im Krankenhaus, der auch Christ ist. Mitten in der Nacht habe ich mit ihm telefoniert, vermutlich zu der Zeit, als Ken versucht hat, mich zu erreichen. Er hat mir gesagt, er wüsste nicht, wo ich sei, und wolle das auch gar nicht wissen, aber er gab mir den guten Rat zu verschwinden.“

Rayford schüttelte ihm die Hand. „Willkommen im Klub. Denken Sie, dass jemand Ihnen bis hierher gefolgt ist?“

„Nein. Ich habe gut aufgepasst. Aber ich bin zu häufig aus dem Krankenhaus verschwunden und anscheinend hat man Verdacht geschöpft.“

„Wenn die nicht wissen, wo Sie sind, dann sind Sie in Sicherheit und wir auch.“

Dr. Charles lehnte sich gegen den Kühlschrank. „Die Sache ist die: Ich möchte niemandem zur Last fallen. Die Weltgemeinschaft hat gut bezahlt und ich habe nie gegen meine Prinzipien verstoßen. Ich habe hart gearbeitet, Leben gerettet und Menschen wieder gesund gemacht.“

„Mit anderen Worten: Sie haben weniger Probleme damit als ich, für den Feind zu arbeiten, um Ihren Lebensunterhalt zu verdienen?“

„Das habe ich nicht gesagt.“

„Ich weiß. Sie machen sich Sorgen, dass Sie zu uns kommen, ohne in der Lage zu sein, Ihren Anteil beizusteuern.“

„Genau.“

„Sehen Sie mich an, Doc. Ich gehöre auch dazu und habe jetzt keinen Cent mehr.“

„Ich wünschte, das würde mir helfen, mich besser zu fühlen.“

„Ich denke, wir werden Ihnen Kost und Logis im Austausch für medizinische Dienstleistungen gewähren können. Auf diese Weise sind Sie mir voraus. Ich bin nur ein weiterer Pilot ohne Flugzeug.“ Rayford bemerkte die Andeutung eines Lächelns auf dem Gesicht des Arztes. Doch dann gaben Floyds Knie nach. „Sind Sie in Ordnung?“

„Nur müde.“

„Wann haben Sie zuletzt geschlafen?“

„Es ist schon eine Weile her, aber machen Sie sich keine Sorgen um –“

„Wie lange haben Sie nicht mehr geschlafen?“

„Viel zu lange nicht, aber ich bin in Ordnung.“

„Ken?“, rief Rayford. Ritz kam aus dem Keller hoch. „Denken Sie, Sie könnten eine Weile bei Hattie sitzen bleiben?“

„Mir geht’s gut. Ich habe so viel Koffein intus, dass ich sowieso den ganzen Tag wach bleibe.“

Der Arzt sah ihn dankbar an. „Sie haben was gut bei mir. Vielen Dank.“ Er gab Ken ein paar Anweisungen und schleppte sich ins obere Stockwerk.

Ken setzte sich mit seiner Bibel und einem Laptop an Hatties Bett. Rayford bemerkte amüsiert, wie Ken immer wieder über seine Lesebrille spähte, um zu sehen, ob mit Hattie alles in Ordnung war. Er war ein sehr langbeiniger Babysitter.

Wenige Minuten später, als Rayford sich auf dem Bett im oberen Stockwerk ausstreckte, hörte er Floyd im Nachbarzimmer bereits schnarchen.

24 Stunden vor Beginn der großen Abendveranstaltung kamen Buck, Chloe und Tsion im Stadion mit den Vertretern des Komitees zusammen, um das Programm ein letztes Mal durchzugehen. Als sie zum Van zurückkehrten, fanden sie eine Botschaft von Chaim. Jacov, der Fahrer, las ihnen den Zettel vor: „Dr. Rosenzweig wurde zum Potentaten gerufen und ist mit einer persönlichen Bitte vom Supreme Commander zurückgekommen.“

„Ich kann es kaum erwarten“, bemerkte Buck sarkastisch.

„Wie bitte, Sir?“

„Ach, nur so ein Ausdruck. Können Sie uns sagen, wie die Bitte –“

„Oh, nein, Sir. Ich wurde nur gebeten, Sie so schnell wie möglich zu Dr. Rosenzweig zurückzubringen.“

Buck beugte sich zu Tsion hinüber. „Was halten Sie davon? Was kann Fortunato wollen?“

„Ich nehme an, Carpathia möchte mit mir sprechen. Vermutlich aus politischen Gründen oder wegen der Öffentlichkeitswirkung.“

„Warum hat Carpathia nicht selbst mit Rosenzweig gesprochen?“

„Protokoll. Sie wissen doch, Cameron.“

„Aber sie sind doch alte Freunde“, meinte Chloe. „Sie kennen sich doch schon lange. Hat nicht sogar Dr. Rosenzweig dich Carpathia vorgestellt, Buck?“

Buck nickte. „Zweifellos genießt es Nicolai, ihn auf seinen Platz zu verweisen.“

Als sie bei Chaim ankamen, sprudelte dieser vor Begeisterung. „Ich bin kein Narr, Tsion“, sagte der alte Mann. „Ich weiß sehr wohl, dass Sie sich gegen meinen Freund gestellt und ihm öffentlich über das Internet widersprochen haben. Aber ich sage Ihnen, Sie schätzen ihn falsch ein. Er ist ein wundervoller Mensch, ein gottesfürchtiger Mann, wenn ich das so sagen darf. Die Tatsache, dass er demütig um ein wenig Redezeit im Programm bittet, zeigt doch seinen guten Willen und –“

„Er will etwas sagen?“, fragte Chloe überrascht. „Unmöglich! Im Stadion werden Tausende jüdische Gläubige sitzen, die davon überzeugt sind, dass Nicolai der Antichrist ist.“

„Oh, Liebes“, meinte Chaim und lächelte sie an. „Nicolai Carpathia? Er bemüht sich um Frieden in der Welt, Abrüstung, weltweite Einheit.“

„Genau was ich sage.“

Chaim wandte sich an seinen Protégé. „Tsion, bestimmt sehen Sie doch ein, dass es zweckmäßig ist, ihn auf der Bühne willkommen zu heißen.“

„Haben Sie persönlich mit Carpathia gesprochen, Chaim?“

Der ältere Mann legte den Kopf zur Seite und zuckte die Achseln. „Natürlich nicht. Er ist sehr beschäftigt. Supreme Commander Fortunato besitzt sein volles Vertrauen –“

„Zu beschäftigt für Sie?“, fragte Tsion. „Sie sind ein Nationalheld, eine Ikone, der Mann, der dazu beigetragen hat, Israel zu dem zu machen, was es heute ist! Ihre Formel war der Schlüssel zu Carpathias Macht. Wie kann er das vergessen und sich weigern, einen alten Freund wie Sie –“

„Er hat sich nicht geweigert, mich zu sehen, Tsion! Wenn ich gefragt hätte, hätte er mir sicherlich eine Audienz gewährt.“

„Wie auch immer“, fuhr Tsion fort, „Chloe hat recht. So gern ich ihn auch demütigen würde, es wäre einfach zu unangenehm. Was für einen Empfang wird er Ihrer Meinung nach denn von den 25000 Zeugen im Stadion und den 100000 weiteren an anderen Stellen in der ganzen Stadt bekommen?“

„Bestimmt würden sie aus christlicher Nächstenliebe heraus den Weltführer herzlich begrüßen.“

Tsion schüttelte den Kopf und beugte sich vor. Er legte die Hand auf das Knie seines ehemaligen Mentors. „Dr. Rosenzweig, Sie sind für mich wie ein Vater gewesen. Ich liebe Sie. Sie würde ich mit offenen Armen im Stadion begrüßen. Aber Nic–“

„Ich bin auch kein Christ, Tsion. Warum heißen Sie nicht einen anderen mit derselben Offenheit willkommen?“

„Weil er nicht nur ein Mensch ist, der nicht glaubt. Er ist der Feind Gottes, ein Feind all dessen, woran wir glauben. Obwohl Sie noch nicht glauben, betrachten wir Sie nicht als einen Fei–“

„Noch nicht glauben!“ Chaim lachte lauthals. „Sie sagen das mit solcher Zuversicht.“

„Ich bete jeden Tag für Sie.“

„Und ich weiß das sehr zu schätzen, mein Freund, mehr als ich sagen kann. Aber ich bin als Jude geboren und groß geworden. Obwohl ich nicht religiös bin, glaube ich daran, dass der Messias noch kommen wird. Klammern Sie sich nicht an die Hoffnung, dass ich einer Ihrer Zeugen werde. Ich –“

„Chaim, Chaim! Haben Sie denn nicht gehört, was ich an jenem Abend der Welt mitgeteilt habe?“

„Ja! Es war faszinierend, und niemand kann behaupten, es sei nicht überzeugend gewesen. Sehen Sie nur, was daraus entstanden ist. Aber sicher wollen Sie doch nicht behaupten, es sei für jeden das Richtige.“

Buck spürte, dass Tsion einfach nicht glauben konnte, was er hörte. „Dr. Rosenzweig“, sagte der Rabbi, „ich wäre so dankbar, wenn Sie mir gestatten würden, Ihnen meine Forschungsergebnisse vorzutragen. Wenn ich Ihnen persönlich meine Texte, meine Argumente vorlegen könnte, würde ich Ihnen sicher beweisen können, dass Jesus Christus der Messias und Nicolai Carpathia der Erzfeind ist. Ich würde gern –“

„Eines Tages werde ich Ihnen die Gelegenheit dazu geben, mein Freund“, erwiderte Rosenzweig. „Aber nicht am Abend vor dem größten Tag in Ihrem Leben. Und ich muss Ihnen sagen, ich würde eher glauben, dass Jesus der Messias war, als dass Nicolai sein Feind ist. Doch nicht der Mann, den ich kennen gelernt habe!“

„Ich habe heute Abend die Energie und die Begeisterung, es Ihnen zu erklären, Doktor. Bitte.“

„Na ja“, meinte Chaim lächelnd, „aber ich nicht. Ich werde jedoch ein Abkommen mit Ihnen treffen. Sie gewähren Nicolai eine Redezeit bei der Eröffnungsveranstaltung und ich werde Ihnen zu einem späteren Zeitpunkt meine volle Aufmerksamkeit bei diesen Dingen schenken.“

Rosenzweig lehnte sich zurück. Er schien mit seinem Vorschlag zufrieden zu sein. Tsion blickte erst Buck, dann Chloe frustriert an. Er zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht“, erwiderte er. „Ich weiß es einfach nicht. Offen gesagt, Doktor, ich würde mir wünschen, dass ein lieber alter Freund wie Sie einem Bewunderer bedingungslos zuhören würde.“

Rosenzweig erhob sich, trat ans Fenster und spähte durch einen Schlitz in den Vorhängen. „Nicolai hat bewaffnete Wachen abgestellt, damit Ihnen nicht dasselbe zustößt wie Ihrer Familie und Sie nicht erneut aus Ihrem Heimatland vertrieben werden. Ich bitte Sie doch nur darum, dem mächtigsten Mann der Welt mit der Ehrerbietung zu begegnen, die er verdient. Ich wäre sehr enttäuscht von Ihnen, wenn Sie es nicht täten. Aber, in Ordnung, ich werde dies nicht zur Bedingung machen. Ich werde Ihnen zuhören, auch wenn Sie mir meinen Wunsch abschlagen.“

Tsion erhob sich und vergrub die Hände in seinen Taschen. Er wandte Buck und den anderen den Rücken zu. „Vielen Dank dafür“, sagte er leise. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Lassen Sie mich erst beten und Gott fragen, was er will.“

Buck konnte sich nicht vorstellen, wieso Carpathia den Wunsch hatte, bei einer solchen Veranstaltung in Erscheinung zu treten. Welche Reaktion würde er bei den Versammelten hervorrufen? Warum wollte sich Carpathia dem aussetzen?

„Tsion“, fuhr Chaim fort, „ich muss dem Potentaten noch heute Abend eine Antwort geben. Ich habe es versprochen.“

„Chaim, ich habe keine Antwort, bis ich Gott gefragt habe. Wenn Mr Fortunato darauf besteht –“

„Er besteht nicht darauf, Tsion. Ich habe mein Wort gegeben.“

„Ich habe keine Antwort.“

„Dann kann ich ihm also nur sagen, dass Sie noch beten müssen?“

„Genau.“

„Tsion, wer hat Ihrer Meinung nach das Kollek-Stadion für Sie abgesichert?“

„Ich weiß es nicht.“

„Nicolai! Denken Sie, meine Landsleute hätten so etwas angeboten? Sie haben sich hinter die beiden an der Klagemauer gestellt, die unser Land, Ihr Land verflucht haben! Sie haben damit geprahlt, für die Dürre verantwortlich zu sein, die uns heimgesucht hat. Sie verwandeln Wasser in Blut, bringen Plagen über uns – wie damals im alten Ägypten. Man munkelt, dass sie sogar ins Stadion kommen werden.“

„Das kann ich nur hoffen“, meinte Tsion.

Die Männer wandten sich einander zu. „Mein lieber Tsion“, sagte Chaim, „sehen Sie, wohin wir gekommen sind? Wenn Nicolai mutig genug ist, in einem Stadion, das voll besetzt ist mit seinen Feinden, zu sprechen, dann muss man ihn bewundern.“

„Ich werde beten“, beharrte Tsion. „Mehr kann ich dazu nicht sagen.“

Als sie sich in ihre Zimmer zurückzogen, hörte Buck, dass Chaim mit Fortunato telefonierte. „Leon, es tut mir leid …“

Am späten Nachmittag wurde Rayford von Schritten auf der Treppe geweckt. Die Tür wurde geöffnet.

„Ray? Sind Sie wach?“ Rayford setzte sich auf und blinzelte ins Licht. „Soll ich den Doktor holen? Hattie kommt zu sich.“

„Braucht sie etwas?“

„Ich glaube nicht.“

„Dann lassen Sie ihn schlafen. Geht es ihr einigermaßen gut?“

„Sie versucht zu sprechen.“

„Sagen Sie ihr, dass ich runterkomme.“

Rayford taumelte ins Badezimmer und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Sein Herz raste. Mit steifen Gliedern eilte er die Treppe ins Wohnzimmer hinunter. Ken gab Hattie gerade etwas zu trinken.

„Captain Steele“, keuchte sie mit weit aufgerissenen Augen. Sie winkte ihn zu sich heran. „Könnten Sie uns entschuldigen?“, fragte sie Ken. Als er sich zurückzog, griff sie nach Rayfords Hand. „Nicolai will meinen Tod. Er hat mich vergiftet. Ihm ist nichts unmöglich.“

„Woher wissen Sie das, Hattie? Woher wissen Sie, dass er Sie vergiftet hat?“

„Ich war darüber informiert, dass er es tun würde.“ Ihre Stimme war dünn und schwach. Sie schnappte nach Luft, während sie sprach. „Er hat auch Ihren Freund Bruce Barnes vergiftet.“

Rayford zuckte zurück. „Sind Sie ganz sicher?“

„Er hat damit geprahlt. Hat mir gesagt, es sei ein Gift, das langsam wirkt. Bruce würde immer schwächer werden, und wenn alles nach Plan laufe, würde er sterben, nachdem er in die Staaten zurückgekehrt sei.“

„Fühlen Sie sich kräftig genug, mir mehr zu erzählen?“ Hattie nickte. „Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass es Ihnen schlechter geht.“

„Es geht schon. Ich kann sprechen.“

„Wissen Sie etwas über Amanda?“

Ihre Lippen zitterten und sie wandte den Kopf ab.

„Wissen Sie etwas?“, wiederholte er. Sie nickte und wirkte sehr niedergeschlagen. „Sagen Sie es mir. Ich will die Wahrheit wissen!“

„Es tut mir so leid, Rayford. Ich war von Anfang an eingeweiht und hätte es Ihnen sagen müssen.“

Er knirschte mit den Zähnen. Sein Kopf schmerzte zum Zerplatzen. „Was sagen?“

„Ich war beteiligt“, erklärte sie. „Es war nicht meine Idee, aber ich hätte es stoppen können.“

3

Rayfords Gedanken überschlugen sich. Allenfalls hätte er sich vorstellen können, dass Amanda auf ihn angesetzt worden war. Hattie hätte Carpathia genug über Rayford und seine erste Frau erzählen können, dass Amandas Geschichte von der Begegnung mit Irene glaubhaft geklungen hätte. Aber selbst wenn das der Fall war, hätte Amanda doch sicherlich nicht ihre Umkehr vortäuschen können. Das hätte er bestimmt gemerkt.

„Hat Carpathia sie getötet, weil sie zum Glauben gekommen war?“

Hattie starrte ihn an. „Was?!“

„Hattie, bitte. Ich muss es wissen.“

„Sie werden mich hassen.“

„Nein. Egal, was Sie sagen, ich mag Sie. Ich merke, dass Sie Ihre Rolle in diesem Spiel bereuen. Erzählen Sie mir alles.“

Hattie keuchte. „Es war alles vorgetäuscht, Rayford. Alles.“

„Der Verrat von Amanda?“

Sie nickte und versuchte, sich aufzusetzen, aber dazu brauchte sie Rayfords Hilfe. „Die E-Mails waren Fälschungen, Rayford. Man hatte mir gezeigt, wie ich sie aufsetzen musste, dass der Eindruck entstand, sie kämen von Amanda. Ich habe alle gesehen.“

„Ihre E-Mails?“

„Die anonymen Botschaften an Bruce. Wir waren sicher, dass jemand sie irgendwann finden würde. Und auch die zwischen Nicolai und Amanda. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, dass sie sich auf ihrer Festplatte befanden. Sie waren verschlüsselt und versteckt; sie hätte schon ein Experte sein müssen, um sie überhaupt zu finden.“

Rayford wusste nicht, was er sagen sollte. Das war zu viel für ihn. „Aber sie klangen so, als seien sie von ihr. Sie waren genau so formuliert, wie sie sich ausdrückte. Sie haben mich zu Tode erschreckt.“

„Nicolai verfügt über ein Expertenteam, das auf so etwas spezialisiert ist. Sie haben alle ihre E-Mails abgefangen und ihren Stil kopiert.“

Rayford fühlte, dass er nicht mehr weiterkonnte. Tränen stiegen ihm in die Augen, und er hatte das Gefühl, dass sein Herz und seine Lungen platzten. „Dann war sie also tatsächlich das, wofür ich sie gehalten habe?“, fragte er.

Hattie nickte. „Sie war mehr, Rayford. Sie hat Sie wirklich aufrichtig geliebt. Ich habe mich bei unserer letzten Begegnung geschämt. Ich musste mich zusammenreißen, ihr nichts zu erzählen. Ich weiß, ich hätte es tun sollen. Ich wollte es. Aber was ich getan habe, war so schrecklich, so böse. Sie ist mir von Anfang an mit so viel Zuneigung begegnet. Sie wusste über Sie und mich Bescheid. Wir waren in allem, was wichtig ist im Leben, unterschiedlicher Meinung und doch mochte sie mich. Ich konnte ihr nicht sagen, dass ich geholfen hatte, sie als Verräterin hinzustellen.“

Rayford saß kopfschüttelnd an ihrem Bett und versuchte, das Gehörte zu verarbeiten. „Vielen Dank, Hattie“, sagte er. Der Grund dafür, dass er das Zeichen Gottes auf Amandas Stirn nicht gesehen hatte, war also der, dass das Flugzeug abgestürzt war, bevor alle Gläubigen dieses Zeichen bekommen hatten.

Es war richtig gewesen, an Amanda zu glauben, ihre Umkehr niemals infrage zu stellen. Selbst als er gezwungen gewesen war, sich zu fragen, wie sie zu ihm gekommen war, hatte er ihren Glauben an Gott niemals in Zweifel gezogen.

Rayford half Hattie, sich wieder hinzulegen. „Ich werde Ihnen etwas zu essen holen“, sagte er. „Und dann werden wir über Sie sprechen.“