Apulien - Ute Fischer - E-Book

Apulien E-Book

Ute Fischer

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Beschreibung

Apulien ist so weit von Deutschland entfernt, dass auch wir uns einem Reiseveranstalter anschlossen. Pauschalreise möchte man die Nase rümpfen. Aber wenn man sich auf den Stiefelabsatz Italiens einlässt, sollte man sich über die Entfernungen klar sein: Es sind 1500 Kilometer südlich von München, 600 Kilometer südlich von Rom. Die Städte und Landschaften kamen fast alle nicht in unserem Erdkunde-Unterricht vor und sind doch beeinflussende Zeitzeugen unserer Geschichte. Gut, wenn sich einige Leute vorher Gedanken machen, wie man verkehrsgünstig, unterhaltsam und begreifbar von A nach B kommt. Dieses Büchlein liefert, sehr subjektiv und ohne Zeigefinger, geschichtliche, landschaftliche, architektonische, zwischenmenschliche und kulinarische Gründe, warum an sich auf Apulien als Abenteuer einlassen sollte. Denn es ist eine Region, die sich nicht auf dem Tablett serviert. Man darf sie anschauen. Aber es ist bereichernder und nachhaltiger, wenn man sie versteht, wenn man sie auf der Zunge schmeckt und in sich aufnimmt. Wer unsere Buchreihe kennt - Apulien ist nach Norderney, Azoren, Patagonien, Island, Rom und die Zugspitze das siebte - darf weiterhin damit rechnen, dass wir nicht nur die Tops, sondern auch die Flops beschreiben, die versteckten Schönheiten ans Licht holen und auch die Abgründe kapitalistischer Gier. Sie sind eine Mischung aus Reisebeschreibung ohne PR-Hintergrund, ein sich Öffnen für Land und Leute und einer großen Portion Empathie auch für Unzulänglichkeiten. Die eigens dafür angeeigneten Italienisch-Kenntnisse halfen beim Begreifen von Speisekarten, Hinweisschildern und um lahmen Kellnern Beine zu machen. Aber auch, um einiges zu verstehen, was unseren Mitreisenden verborgen blieb und um es unseren Lesern erklären zu können.

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Seitenzahl: 98

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Ein Buch aus dem

Redaktionsbüro Fischer + Siegmund

In den Rödern 13

64354 Reinheim

Fotos: Fischer (13), Siegmund (13)

Das Buch wurde nach bestem Wissen zusammengestellt. Für die Richtigkeit der beschriebenen Angaben wird keine Gewähr übernommen

Inhaltsverzeichnis

Wohin? Warum? Wie war’s?

Apulien – das fängt ja gut an

Und los geht die Reise

Ankunft in Rom.

Wo wohnen wir?

Wiedersehen mit Rom

Auf der Suche nach unserem Zuhause

Glaube dem Wirt

2. Tag

Nie an einem 2. Juni nach Rom

Arrividerci Roma

Ist da jemand?

Apulien kennenlernen

Ein bisschen Geografie.

Das Reich von Jürgen

Ferienanlage Riva Marina Resort

3. Tag

Bari und Castel Monte

Castel del Monte

Die Geschichte der Staufer

Empfang bei Jürgen

4. Tag

Ein Traum von Oleander

Wein aus Apulien (Puglia)

Lecce (Steineiche)

Basilika Santa Croce (Heiliges Kreuz)

Das Castello

Überhaupt Pappmaché

Die Alimini-Seen

Otranto

Kathedrale Santa Maria Annunziata (Verkündigung)

5. Tag

Matera Sassi

La Murgia

Fotostop für Matera

Die Geschichte der Sassi

Wo bitte geht es zum Strand?

Aha – ein Fliegenfenster

6. Tag

Alberobello heißt „Schöner Baum“

Castellana Grotte

7. Tag

Nardo

Die Pizzica

Gallipoli

Zur Südspitze zum Capo Maria de Léuca

Grotten gucken

Adriano lässt grüßen

8. Tag

Locorotondo

Martina Franca

Hat man auf uns gewartet?

Ein Schlaraffenland für Feinschmecker

Rezept für 80 Taralli

Cisternino

Abschied von der Adria

9. Tag

Es geht in Richtung Heimat

Rezept Limoncello

Abstecher Amalfi

10. Tag

Nachlese

Focaccia (mit Kirschtomaten)

Literatur

Wohin? Warum? Wie war’s?

Dies ist kein übliches Reise-Buch. Zwar waren wir als Reisejournalisten Jahrzehntelang unterwegs, geübt in Reiserecherche und Reisereportagen. Doch diese Geschichte ist eine private, nicht unbedingt objektiv, sondern eher sehr subjektiv, wie man eben private Reisen empfindet. Das spiegelt sich wider in den Flops und Tops, die wir erlebten. Kurz: Wir haben uns als Reisende selbst aufs Maul geschaut, uns selbst zugehört und unsere Gefühle reflektiert, ohne Rücksicht auf irgendjemanden und irgendetwas, außer auf uns selbst.

Apulien ist bereits das siebte Buch dieser Reihe. Wenn wir von Reisen heimkehren, suchen wir immer nach einer erschöpfenden Antwort auf die Frage: „Wie war`s?“ Wer selbst reist, weiß, dass es darauf keine einfache, vor allem keine kurze Antwort geben kann. Klar. Schön war`s. Und aufregend. Und ganz anders, als erwartet. Das alleine wäre aber ein ärmliches Fazit und könnte nicht einmal ansatzweise beschreiben, wie unsere Apulien-Reise verlief. Fahren Sie doch einfach mal selbst hin!

Apulien – das fängt ja gut an

In der Regel entscheiden wir erst unterwegs, ob wir unsere Reiseeindrücke als Buch festhalten oder unsere Erlebnisse lieber dem allmählichen Vergessen überlassen. Bei den „Sehnsuchtsorten in Süditalien“ lief alles ein bisschen anders. Gebucht hatten wir bei einem überregional operierenden Veranstalter – er wird ganz hinten genannt – bereits im Januar für die ersten zehn Juni-Tage. Die Anzahlung von 20 Prozent wurde sofort fällig. Das ist meistens so. Doch nach zwei Wochen erhielten wir die Mahnung, dass wir nicht bezahlt hätten, obwohl wir bezahlt hatten. Kann ja mal passieren, wenn man ein (O-Ton) „größerer mittelständischer Reiseveranstalter ist, der viele Prozesse aus organisatorischen Gründen halbautomatisieren muss“.

Noch lief alles normal mit unserer Apulien-Reise, dachten wir. Die Restzahlung hatten wir per Termin-Überweisung auch rechtzeitig in unser Online-Banking-System eingegeben und sie wurde auch abgebucht. Dann – zwei Wochen vor Reisebeginn – machte ich mich noch schlau, wann die Tickets und Vouchers eintreffen sollten. „Circa zehn Tage vor Abreise“ stand in unseren Unterlagen. Also warteten wir brav. Zehn Tage vor Abreise kamen aber nicht die Unterlagen, sondern ein Brief, wir sollten schnell bezahlen, wenn wir unsere Reise nicht gefährden wollten. Da platzte mir der Kragen. Ich hatte auf den Tag genau – einen Monat vor Abreise – den Restbetrag überwiesen. Er war auch nicht zurückgekommen, aus welchen Gründen auch immer. Ich versuchte, zu telefonieren. Dafür gibt es nur eine kostenpflichtige Servicenummer Tel. 01807-231111. „Rufen Sie später an, alle Mitarbeiter sind im Gespräch.“ So ging es einen ganzen Tag. Und noch einen. Und noch einen. Ich schrieb einen Brief an den Geschäftsführer, legte unseren Überweisungsträger bei und mailte das Ganze an den Veranstalter. Prompt erhielt ich auch eine Referenznummer: „Vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir werden schnellstmöglich…“ Der nächste Tag verging, ohne dass wir eine Antwort erhielten. Dazwischen versuchten wir immer und immer wieder die Servicenummer. Keine Chance.

Ich probierte eine List. Es gab auf einem Prospekt auch eine Telefonnummer, um Reisebuchungen aufzugeben. Volltreffer. Da war sofort jemand am Apparat. Über meine Kundennummer wusste er sofort, wer ich war und dass ich für dieses Kalenderjahr bereits drei Reisen gebucht hatte. Er wolle meine Reklamation an die Buchhaltung weiterleiten. Inzwischen war ein weiterer Tag verstrichen, als wir eine lange Mail von einem i.A.-Mitarbeiter erhielten. Der machte uns nun schlau, was wir falsch gemacht hatten. Erstens hatten wir die Anzahlung nicht einzeln, sondern zusammen mit der Anzahlung für eine weitere gebuchte Reise auf die Insel Jersey überwiesen; selbstverständlich mit zwei verschiedenen Reisenummern. Aber das sind die wohl nicht gewohnt, dass man mehrere Reisen gleichzeitig bei ihnen bucht und demzufolge die Anzahlungen zum gleichen Zeitpunkt fällig werden. Zum Unglück hatte ich bei der Reisenummer für Apulien auch noch eine Neun in der 15stelligen Zahlenreihe vergessen. Deshalb „konnte man meine Zahlung“ nicht zuordnen (trotz Name, trotz Kundennummer). EHM….

Die Reiseunterlagen kamen trotzdem nicht. Schließlich war es Montag und am Freitag wollten wir losfliegen. Wir wussten keine Abflugzeit, um zum Beispiel ein Taxi zu bestellen, was in den frühen Morgenstunden zum Problem werden kann. Erneut rief ich auf der Buchungs-Telefonnummer an. Wieder war ich erstaunt, wie gläsern ich anscheinend mit meinen Daten bei der angerufenen Dame dastand. Sie wolle sich sofort darum kümmern, dass wir an unsere Reiseunterlagen kämen; denn – am Donnerstag war ja auch noch ein Feiertag, ohne Postzustellung. Kaum zu glauben: Eine Stunde später landete der Voucher samt Abflug- und Ankunftszeiten per E-Mail in meiner Mailbox. Spätestens zu diesem Zeitpunkt beschlossen wir, das Buch zu schreiben, wohl bemüht, nun keine negativen Rabattmärkchen sammeln zu wollen. Zwei Tage vor der Abreise erhielten wir dann endlich unseren Voucher per E-Mail. Aha: Wir fliegen mit Lufthansa. Dies sei ein ticketloser Flug. Wir sollten nur unseren Personalausweis am Counter zeigen.

Und los geht die Reise

Abflug um 10.45 Uhr. Obwohl dies kein Charterflug ist, sollen wir zwei Stunden vor Abflug am Flughafen sein. Also Abfahrt von Zuhause um 7.30 Uhr bis zum Bahnhof Darmstadt. Während ich das Auto im Parkhaus parke, kauft Bernhard ein zwei-Wochen-Parkticket für 52 Euro. Der Airliner-Bus zum Flughafen ist pünktlich. Das ist schon eine günstige Verbindung.

Wir wollen/sollen elektronisch einchecken. Bernhard lässt sich mühelos einchecken; dann hakt es bei mir. Der Automat fragt plötzlich nach einer nicht vorhandenen Buchungsnummer. Auch die herbeigeeilte Bodenstewardess weiß keinen Rat und schickt uns mit einem Servicekärtchen als Legitimation zu einem Schalter, wo noch echt „händisch“ eingecheckt werden kann. Wir ergattern unsere Lieblingsplätze: beide am Gang nebeneinander. Wegen angeblich starken Andrangs bei der Handgepäck-Kontrolle sollen wir uns – 1,5 Stunden vor Abflug – schon jetzt dorthin begeben. Also trinken wir schnell unser Wasser aus und eilen zur Kontrollstraße. Keine Spur von Wartezeiten. Was soll’s. Angeblich habe es kurz vorher einen starken Andrang von reisenden Chinesen gegeben, erklärt man uns.

Wie immer pfeift alles an mir, als ich das Kontrolltor durchlaufe: BH, Schlüpfer, Schuhe. Mein Angebot, die Hose herunter zu lassen, wird wie immer mit einem leisen Aufschrei abgelehnt. Nicht einmal die Schuhe muss ich ausziehen. Auch Bernhard schleust sich anstandslos durch. So schlendern wir mit viel, viel Zeit auf das Gate A24 zu, nehmen unterwegs noch einen Espresso und einen Kaffee zu uns und hinterlassen einen Teil der Flüssigkeiten auf der Toilette. Schnell mal üben: „Dové il bagno?“ Das ist italienisch: Wo ist die Toilette.

Am Gate A24 sind viele, viele Menschen. Wir ergattern zwei Stühle am Tisch eines Paares aus Mannheim. Die mussten noch früher los, haben dafür aber bereits am Vorabend mit dem Computer eingecheckt. Upps. Auch sie reisen nach Apulien. Na, dann werden wir uns wohl die nächsten zehn Tage häufiger begegnen.

Der Airbus A 321 ist für maximal 200 Plätze eingerichtet. Die Stewardess macht uns klar: Heute sind es 200, die auf diesem Linienflug nach Rom die letzte Lücke im Flugzeug füllen. Wir sind erstaunt, dass wir einen kostenlosen Snack angeboten bekommen: Käse- oder Salami-Sandwich. Schmeckt sehr gut. Es gibt auch Getränke. Sogar Sekt wird offeriert!

Ankunft in Rom.

Wie bei unserer Rom-Reise vor zwei Jahren gibt es tüchtig Gedränge am Gepäckband, weil darauf die Ankunft von drei oder vier Flügen gleichzeitig abgewickelt wird.

Angestrengt halten wir Ausschau nach einem Schild unseres Reiseveranstalters. Andere Reisende, sehen wir, haben erkennbare blaue Kofferanhänger; wir nicht. Dann finden wir das Logo unseres Veranstalters in der Hand einer jungen Frau, die aus der zweiten Reihe damit winkt; allerdings so unglücklich, dass die weiche Pappe immer wieder nach vorne kippt und nur zu lesen ist, wenn sie sie wieder nach Hinten kippt.

Wo wohnen wir?

Im Angebot waren zwei verschiedene Hotels in Rom als Möglichkeiten angekündigt. Wir hatten uns die Lage schon mal zuhause auf dem Stadtplan angeschaut. Eines liegt südlich des Vatikans und links vom Tiber und hat eine ziemlich miese Verbindung in die Innenstadt von Rom. Das zweite liegt rechts vom Tiber und unweit der Metro. Wir hatten uns schon ausgemalt, wie wir ratz-fatz mit einem 1,50-Euro-Ticket in die Innenstadt kommen würden. Fehlanzeige! Es ist ein ganz anderes Hotel, das Occidental Aran Park, und es liegt – eingebettet in einen schönen Park und in stiller Wohngegend – doch immerhin 30 Gehminuten von der Metro Station Laurentina entfernt. Die ziemlich große Anlage liegt in der Via Riccardo Forster. Dass wir diese genaue Adresse noch brauchen würden, ahnen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Mit Gepäck werden wir in einen nüchternen Raum gebeten. Christiane Taber, Mitarbeiterin unseres Reiseveranstalters, begrüßt uns eigenartig emotionslos, als leide sie unter dem Asperger Syndrom. Eigentlich geht es bei dieser Zusammenkunft nur darum, uns schon jetzt Voucher für zwei Ausflüge zu verkaufen, die im Reise-Preis nicht enthalten sind: Matera, die Stadt mit den Felsenwohnungen, und ein weiterer Ausflug zu drei besonders pittoresken Orten, die zu den 100 schönsten Kleinstädten Italiens gehören sollen. Nein, es bleibe keine Zeit zu überlegen: entweder jetzt oder gar nicht. Wir kaufen die Tickets; schließlich wollen wir so viel wie möglich von Apulien erleben. Dann gibt es noch einen Hinweis, dass der Hotel-Shuttle Gäste für fünf Euro in die Innenstadt Roms zur Piazza Venezia bringe. Das ist der große Platz mit dem monumentalen weißen Denkmal für Vittorio Emanuell II., das die Römer „ Schreibmaschine“ oder „ Gebiss“ nennen. Wir konnten es, als wir vor zwei Jahren in Rom weilten, von unserem Badezimmerfenster aus und von der Dachterrasse sehen.

Verzweifelt suche ich nach meinem Notizbuch, in dem bereits die ersten Aufzeichnungen stehen. Ich ärgere mich, weil ich es vermutlich im Gepäcknetz des Vordersitzes im Flugzeug vergessen habe. Es war so schön klein, dass man es auch mal in die Hosentasche stecken konnte. Mir schwant, dass ich nun die Aufzeichnungen für dieses Buch auf viele, viele nummerierte Zettel werde niederschreiben müssen.

Wiedersehen mit Rom

Wir entscheiden uns für den Shuttle-Bus des