Flugangst ertragen entlernen vergessen - Ute Fischer - E-Book

Flugangst ertragen entlernen vergessen E-Book

Ute Fischer

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Beschreibung

Mit Flugangst werden wir nicht geboren. Es ist eine erlernte Angst. So wie kleine Kinder die Angst vor Nikolaus und Gewitter wieder entlernen, ist es auch möglich, Flugangst mit Kopf, Verstand und gezielten, meist unsichtbaren Entspannungsübungen zu ertragen, sie zu entlernen und bestenfalls ganz zu vergessen. Dieses Buch ist eine sensible Zusammenfassung der Inhalte von Seminaren gegen Flugangst und somit auch als nachträgliche Erinnerung und Wiederholung des vermittelten Wissens geeignet. Jede Flugangst hat andere Auslöser. Portionsweise wird der Leser an die Hand genommen, sich der persönlichen Gründe seiner Flugangst bewusst zu werden. Viele Beispiele auch Prominenter zeigen, wie es möglich wird, Fliegen als normale Fortbewegung über große Distanzen zu empfinden und was man alles falsch und richtig machen kann, um angstfrei und entspannt fliegen zu können. Herzstück dazu ist die bildliche Anleitung zu Übungen der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson. Diese Übungen kann man zuhause trainieren und dann während der Reise von Fall zu Fall anwenden, ohne dass Mitreisende etwas bemerken. Ein eigenes Kapitel für bisherige Flugverweigerer beschreibt die Vorbereitung auf den Flug und die einzelnen Stationen bis zur Landung. Denn was man weiß und versteht, macht früher oder später keine Angst mehr.

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Julia an Jörg

Ich liebe. Ich werde geliebt.

Doch meine Flügel sind gefesselt.

Mit bebendem Herzen stehe ich am Flughafen. Und Panik schnürt mir den Hals zu.

Die Luft riecht nach Kaugummi und Kerosin, nach Schweiß und Angst.

Hastende Geschäftsleute und herum lümmelnde Urlauber formen ein Mosaik, das mich einkreist und würgt.

Warum wohnst Du so entsetzlich weit weg?

Ja, ich weiß: Mallorca ist nicht aus der Welt.

Aber man kann nicht mit dem Zug hinfahren.

Dir erscheint es lächerlich.

Aber ich werde sterben, wenn ich in dieses Flugzeug muss. Noch bevor es abhebt, werde ich atemlos in meinem Sitz zusammensacken und auf den Boden sinken.

Und mein Herz, das Du so liebst, wird stillstehen.

Sie werden mich an den Beinen heraustragen wie einen Kartoffelsack.

Meine Haare schleifen über die Stufen der Gangway.

Und alle glotzen auf mein lebloses Gesicht, aus dem die Zunge schlaff heraushängt wie bei einem erschossenen Reh. Liebe besiegt nicht den Tod.

Und schon gar nicht, wenn ich alleine einsteigen muss.

Imhaltsverzeichnis

Angst ist, wenn man trotzdem fliegt

Verstehen, was Angst bedeutet

Angst abkoppeln vom Fliegen

Angst vor Ungewohntem

Angst bewusst machen

Katastrophenstimmung im Kopf

Wie äußert sich die Angst bei Ihnen?

Wenn der Körper verrückt spielt

Angst entlernen

Lernen und Entlernen

Strategien zur Entkrampfung

Die Vorbereitung auf den Flug

Stationen einer Flugreise

Ihr persönlicher Flugbegleiter

Was Sie sonst noch gegen Flugangst tun können

Angst ist, wenn man trotzdem fliegt

Fliegen. Für die einen erfüllt es die älteste Sehnsucht der Menschheit, für andere bedeutet es eine lebensbedrohende Gefahr. Psychologen schätzen: Mindestens 70 Prozent aller Menschen haben Angst vorm Fliegen; auch wenn sie's trotzdem tun, tun müssen. Offizielle Zahlen sprechen zwar beschönigend von nur 35 bis 50 Prozent. Doch wenn es um Angst geht, wird eben gelogen, um das Gesicht zu wahren.

Leiden Sie unter Flugangst? Selbst Viel-unterwegs-Prominente wie der Modeschöpfer Karl Lagerfeld, der besonders männliche Mime Heiner Lauterbach und auch der sonst so taffe Peter Maffay betreten die großen Vögel nicht ohne Schmetterlinge im Bauch. Sie sind mit Ihren gemischten Gefühlen also keine Ausnahme. Dass Sie in diesem Buch lesen, nur ein bisschen blättern oder vielleicht ganz gezielt suchen, ist ein wichtiger erster Schritt, Ihre Flugangst in den Griff zu bekommen. Sie tun etwas dagegen. Millionen andere kneifen und laufen ein Leben lang vor sich selbst davon.

Flugangst. Was sind das für Menschen, die entweder vom ersten Flug restlos genug hatten oder diesen scheinbar lächerlich einfachen Schritt des Loslösens von der Erde überhaupt nicht wagen? Ganz normale Leute. Zum Beispiel Mike, ein Mittvierziger, der über die Kommunalpolitik hinaus wuchs und nun wöchentlich ins EU-Parlament nach Brüssel muss. Er flog schon mal mit einer kleinen Sportmaschine; das hat ihm gereicht. 20 Jahre ist das zwar her. Aber er fährt lieber in der halben Nacht von München nach Brüssel, als sich so einem "suspekten" Vogel anzuvertrauen.

Seinen EU-Kollegen erzählt er Märchen, warum für ihn das Auto effizienter sei. Seine Frau stirbt hundert Tode, wenn sie ihn nach einer arbeitsreichen Woche todmüde auf der Autobahn weiß.

Mike graust es auch vor Fahrstühlen, aber mit Kollegen und Mitarbeitern beißt er die Zähne zusammen, damit es nicht herauskommt. Lächerlich. Ja wirklich. Lange Straßentunnel umfährt er wegen des "grandiosen Panoramas" lieber auf engkurvigen Passstraßen. Er würde auch nie höher als im neunten Stockwerk wohnen. Doch sein gesteigertes politisches Engagement fordert eine schnellere Fortbewegungsart. Anders schafft er seine Termine in Zukunft gar nicht mehr. Bei Robert ist das ganz anders. Als Oberförster hütet er Fauna und Flora in seinem Revier. Hubschrauber-Einsätze konnte er bisher immer gut delegieren. Aber seine junge Frau nebst Töchterlein schwärmen nun mal für Urlaub am Meer. Ein Mal hat er sich breitschlagen lassen zu fliegen. Das Theater, das er im Flugzeug aufführte, hätte fast zur Scheidung geführt. Robert fliegt heute. Zwar weder mit Leidenschaft noch ohne Herzklopfen; aber er kann es ertragen.

Gabi, bald fünfzig, ist die Frau eines prominenten Fußballtrainers. Zusammen mit ihrem Mann könnte sie die halbe Welt bereisen, wenn sie nicht diese wahnsinnige Flugangst hätte. Ein paar tapfere Versuche überstand sie mit Weinkrämpfen und vom Steward getröstet. Die beginnenden Wechseljahre weckten in ihr statt Depression und Lethargie eher eine gewisse Aufmüpfigkeit, ihr Leben ein bisschen fester in die eigene Hand zu nehmen. Sie managt nun viele Dinge selbst und wagt sich an Neues. Ein Selbstverteidigungslehrgang und ein Auffrischungskurs für vergessenes Schulenglisch stärkten ihr versickertes Selbstbewusstsein. Der Motorrad-Führerschein konnte ihr gerade noch ausgeredet werden. Aber Fliegen wollte sie endlich können. Fliegen ohne zu leiden.

Eva, ein ganz anderes Extrem, düst als Managerin einer Werbeagentur alle paar Wochen im Flieger zu ihren Terminen. Aber die Angst steckt immer in ihrem Gepäck, in den Schuhen, im Blusenkragen, würgt und beutelt sie, dass ihr Kreislauf rebelliert, ihr Hören und Sehen vergehen. Sie spürt, dass sie etwas gegen diese Panikattacken tun muss, um auf die Dauer nicht krank zu werden.

Was für den einen der Traum vom Fliegen ist, wächst sich für die anderen zum echten Albtraum aus.

Bernhard hat zwar keine Angst vor Tunnels, Bergbahnen und Fahrstühlen. Er ist sogar schon öfter geflogen. Aber bei seinem letzten Amerikaflug überfiel ihn urplötzlich panische Angst bei der Vorstellung, dass sich unter ihm zehntausend Meter ohne Haltegriffe und Schlaufen befänden. Er betrank sich und flog nie wieder.

Die Angst vorm Fliegen hat viele Gesichter und viele Ursachen. Die meisten Menschen denken mit gemischten Gefühlen oder Panik an diesen großen Vogel, den der liebe Gott nicht in der Schöpfungsgeschichte vorsah. Doch wäre er Teufelszeug, würde ihn der Papst sicher nicht so häufig benützen.

Flugangst ist eine ganz verständliche Angst und es ist normal, sich im Flugzeug unsicher zu fühlen. Flugangst lässt sich auch nicht mit einem Fingerschnipp wegzaubern, denn es ist eine Krankheit wie Angst vor engen Räumen oder vor Spinnen. Aber man kann sie durch das Verstehen von Ursachen und Wirkungen und unter Einsatz von Kopf und Bauch schrittweise mindern, abbauen, abkoppeln vom Fluggerät und lernen, sie als sinnvolles Frühwarnsystem zu nützen.

Die Bekämpfung der Flugangst kann auch ein Ausgangspunkt zum Entlernen anderer Ängste werden. Wer Ängste nur vermeidet, wird immer und (schl)immer wieder von ihnen eingeholt. Schlimmstenfalls türmt sich Angst auf und beherrscht früher oder später das ganze Leben. Man darf nicht zulassen, dass ein ganzes Furchtpaket die eigene Seelenbalance ins Trudeln bringt. Lassen Sie sich nicht ein Leben lang von Ihrer Angst beherrschen. Tun Sie etwas dagegen. Niemand braucht dabei unnötige Risiken einzugehen oder Mutproben abzulegen. Setzen Sie sich nicht unter Druck. Wenn Ihnen Bungeejumping nicht gefällt, lassen Sie es. Es gibt einfachere Wege - in diesem Buch lernen Sie einige davon kennen.

Es ist zu schaffen. Und Sie können das auch.

Verstehen, was Angst bedeutet

Angst hat viele Gesichter. Angst ist ein Gefühl, das jedem von uns, ob Frau oder Mann, ob Jung oder Alt, aus eigener Erfahrung gut bekannt ist. Angst ist aber nicht gleich Angst. Wer es mit diesem Phänomen aufnehmen will, muss lernen, auch bei solchen elementaren Gefühlen Gutes und Schlechtes zu trennen.

Angst, die uns das Leben rettet

Angst gehört zu unserem Leben. Sie ist ein biologischer Schutzmechanismus, ein elementares Gefühl und notwendiges Warnsystem, um uns vor Gefahren, dem Verlust von Menschen, Gesundheit, Besitz und Ansehen zu schützen. Diese Angst entspricht konkreten Befürchtungen und Erfahrungen und lässt sich mit zielgerichtetem Handeln neutralisieren: Flucht, Angriff oder Aushalten. Je konkreter die Gefahr, desto klarer die Reaktionen. Reale Angst ist eine Begabung zum Überleben und ein Stück Hoffnung. Sie zu verdrängen hieße, fröhlich ins Verderben zu rennen. Der Verdränger schaltet das Notsignal ab. Mitmenschen in verantwortlichen Positionen, die keine Angst empfinden, sind eine Gefahr für die Menschheit.

Angst und Phobie

Wenn sich Angst auf etwas richtet, was eigentlich gar nicht so gefährlich ist, spricht die Psychologie von Phobie, bei der Flugangst von der so genannten Aviophobie. Schon im letzten Jahrhundert kannte die Wissenschaft mehr als 200 Phobien. Die bekanntesten sind wohl Agoraphobie (die Angst vor großen Plätzen), Klaustrophobie (Angst vor räumlicher Enge) und Akrophobie (Höhenangst), unter der beispielsweise Goethe entsetzlich litt. Er überwand sie mit einem einfachen, aber effektiven Trick, den Sie im Kapitel "Angst kommen lassen und ertragen" (auf Seite 35 nachlesen können.

Angst, die aus der Kindheit kommt

Sigmund Freuds in den Jahren 1915 bis 1932 entwickeltes, teilweise umstrittenes Angstmodell unterstellt, dass schmerzhafte, unakzeptable und bedrohliche Erlebnisse und Gedanken in früher Kindheit den Grundstein für spätere diffuse Ängste legen. Dunkelheit, Schmerzen, Einsamkeit, Lieblosigkeit, Bedrohung, Kälte, Hunger, Enge überfordern ein Kind, weil es solche Erfahrungen mit totaler Hilflosigkeit gleichsetzt. Um sich das Leben zu erleichtern, neigt der Mensch dazu, gefährliche Gedanken zu verdrängen, auszulöschen, wegzuwischen, zu vergessen. Dies gelingt aber nur in seinem Bewusstsein. In Unbewussten, im Gedächtnis schlummern sie weiter, brodeln irgendwann erneut auf und koppeln sich willkürlich an irgendein Objekt: ein Flugzeug, ein Tunnel, eine Bergbahn, eine Schiffschaukel, eine Waschstraße. Denken Sie einmal nach! Die meisten Ängste beziehen sich nicht auf konkrete, gefährliche Situationen und Dinge. Menschen mit Flugangst sind oft rasante Autofahrer oder Motorradfahrer mit halsbrecherischen Fahrmanövern.

Die Sache mit der Waschstraße

Selbst nach 20jähriger Fahrpraxis war Angelika W. noch nie mit dem Auto durch eine Waschstraße gefahren. Die in keiner Weise ängstlich, sondern absolut als couragiert zu bezeichnende Person vermied die automatisierte Wagenwäsche, indem sie das Fahrzeug nach dem Anrollen verließ und am Ende der Waschstraße