Unbekanntes Mittel-Irland - Ute Fischer - E-Book

Unbekanntes Mittel-Irland E-Book

Ute Fischer

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Beschreibung

Diese Reise war und ist einzigartig. Es gibt sie in keinem Katalog. Ihre Ziele und Routen entsprangen der Zeigelust von Eckhard Ladner, ein vor 35 Jahren wegen der Liebe nach Irland ausgewanderter schwäbischer Sozialwissenschaftler mit Omnibus. Seit Jahren entwickelt er für Volkshochschulen und Gruppen Studienreisen besonders individueller Art und karrt seine Gäste als kombinierter Guide-Driver zu Stätten, die in den meisten Reiseführern fehlen. Dublin, die aufregende Hauptstadt mit historischen, frechen und unterhaltsamen Nischen, vor allem mit seinen Pubs und mit seinem Nachtleben packten wir als Extra-Wochenende auf eigene Faust dazu. Die Route führte weiter in Dublins Phönix-Park mit dem Farmleigh-House über den Ufern des Liffey, Mullagh, Geburtsort des Frankenapostels Kilian, Laughcrew, die Ganggräber-Anlage, die noch älter ist als das touristische Newgrange. Eine beeindruckende Station war die mächtige Normannenburg Trim Castle mit ihrem zwanzigseitigen Turm am Ufer des River Boyne. Auch Athenry, die am besten erhaltene mittelalterliche Stadt am Fluss Clareen, wo sich Oliver Cromwell die Zähne ausbiss, fehlt in vielen Büchern. Mit dem Schiff ging es zur touristisch noch wenig entwickelten kleinsten Aran-Insel Inisheer und zum Craggaunowen-Projekt, wo John Hunt, kunsthistorischer Berater des Auktionshauses Sothebys die keltische Frühzeit wieder auferstehen ließ. In Loop Head, an der Spitze des Mouth of Shannon blickten wir auf die von der irischen See abgebissenen Fragmente Europas und ließen uns mitreißen von Irischer Musik auf der Bühne und in den Straßen. Betroffen irrten wir durch den Steinkreis Grange, mit 45 Metern Durchmesser des größten Irlands. Mit einer guten Landkarte und diesem Buch lässt es sich famos nachreisen. Die notwendigen geschichtlichen Hintergründe und vor allem das Karma, das in den Köpfen und Genen vieler Iren um Religion und Tradition spukt, werden mitgeliefert. Nach dieser Lektüre fühlt man sich motiviert, genauer nach Irland hinzuschauen, verstehen zu wollen, was diese Menschen quält und umtreibt.

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Ein Buch aus dem

Redaktionsbüro Fischer + Siegmund

In den Rödern 13, 64354 Reinheim

Gewidmet unserer charmanten Reisebegleiterin Eva Schneising

Fotos: Fischer (32), Siegmund (32)

Das Buch wurde nach bestem Wissen zusammengestellt. Für die Richtigkeit der beschriebenen Angaben wird keine Gewähr übernommen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Die schwarze Wolke

Abreise

Irischer Segenswunsch

Dublin Airport

Nach Dublin in die City

Dublin in Zahlen und Fakten

Dublin kompakt im Juli 2019

O’Connell Street

May I help you?

Dublin entdecken

Trinity College

Book of Kells

Old Library

Stadtrundgang

Molly Malone

Im Pub

Streifzug durch die Stadt

Dublin Castle

Händel in Dublin

Temple Bar

Halfpenny-Bridge

Phönix-Park

Farmleigh

Guiness

Hill of Tara

Navan

Der Keltische Tiger

Mullagh (sprich Mullach), County Cavan

Counties

St. Patrick

St. Patrick’s Day

Die beruhigende grüne irische Landschaft

Kells, County Meath

Hochkreuze

Laughcrew

Fore Abbey

Trim Castle, County Meath

Irische Küche – na ja

Umpflanzung von Menschen

Tullamore

Hill of Uisneach

Athenry

To hell or to Connacht - so help me god

Cromwell

Dromoland

Lisdoonvarna (Hügel der Feen)

Die Aran-Inseln

Aran Sweater

Sprache

Cliff of Moher

Intermezzo

Craggaunowen

Trad on the Prom

Loop Head, Wild Atlantic Way

Schild am Abgrund

Endlich Irish Coffee

Fleadh in Ennis

Limerick

Lough Gur

Rock of Cashel

Kilkenny, unsere letzte Station

Bummeln in Kilkenny

Kilkenny Castle

Irland in Zahlen

Vorwort

Dies ist kein übliches Reise-Buch. Zwar waren wir als Reisejournalisten Jahrzehnte lang unterwegs, geübt in Reiserecherche und Reisereportagen. Doch diese Geschichte ist eine private, nicht unbedingt objektiv, sondern eher sehr subjektiv, wie man eben private Reisen empfindet. Das spiegelt sich wider in den Flops und Tops, die wir erlebten. Kurz: Wir haben uns als Reisende selbst aufs Maul geschaut, uns selbst zugehört und unsere Gefühle reflektiert, ohne Rücksicht auf irgendjemanden und irgendetwas, außer auf uns selbst.

Mittel-Irland ist bereits das elfte Buch dieser Reihe. Wenn wir von Reisen heimkehren, suchen wir immer nach einer erschöpfenden Antwort auf die Frage: „Wie war`s?“ Wer selbst reist, weiß, dass es darauf keine einfache, vor allem kurze Antwort geben kann. Klar. Schön war`s. Und aufregend. Und ganz anders, als erwartet. Das alleine wäre aber ein ärmliches Fazit und könnte nicht einmal ansatzweise beschreiben, wie unsere Irland-Reise verlief. Fahren Sie doch einfach mal selbst hin!

Die schwarze Wolke

34 Jahre sind es her, dass wir einige Urlaubswochen auf der Insel verbrachten. Unser Sehnsuchtsziel war damals der „Ring of Kerry“ im Südwesten, da wo 1857 das Transatlantikkabel aus den USA Europa erreichte, ein Kabel aus sechs Kupferdrähten, das Trinity Bay auf Neufundland mit Valentia Island, den westlichsten Zipfel Europas verband. Wir hatten auf der nur elf Kilometer langen Insel ein Häuschen gemietet, Bernhard, damals noch neuer Lebensgefährte und seine Tochter Claudia, bockige 15 Jahre alt. Erst wollte sie gar nicht und empfing es fast als Nötigung, dass sie mit sollte. Später, als Erwachsene und schon Mutter unseres Enkels Hieronymus, erzählte sie, das sei die schönste Reise ihres jungen Lebens gewesen.

Irland bedeutet für mich heute noch eine schwarze Wolke. Nicht wegen des Wetters. Nein, lustigerweise hatten wir damals drei Wochen schönsten Sonnenschein, während zur gleichen Zeit die nach Spanien geflüchteten Iren mit Starkregen geprügelt wurden. Die düstere „Wolke“ stammt von einer Borreliose, die ich mir von dort mitgebracht hatte. Ich erinnere mich noch gut, dass wir uns morgens immer gründlich absuchten, im Glauben, dass Zecken in unseren Betten krabbeln würden. Fast war es wie ein Wettbewerb: Wer hat am meisten? Von Borreliose wusste damals niemand etwas in Deutschland und schon gar nicht, dass wir die Biester tagsüber beim Querfeldeinlauf durch die Fuchsienbüsche abgestreift hatten und sie nachts auf Beutezug auf unseren Körpern gingen.

Ich erinnere mich noch lebhaft an mein geschwollenes Knie, an rote Flecken und einen roten Ring, der heute als Wanderröte Allgemeinwissen darstellt. An die 20 Jahre hatte ich mit dieser und nachfolgenden Infektionen zu tun. Arzt-Odysseen, Irritationen und Schmerzen begleiteten mich täglich. Borreliose aus Irland. Ich prophezeie: Nun bringe ich sie zurück!

Abreise

Waren wir 1983 noch zeitlich ziemlich aufwändig mit PKW über Paris, am nächsten Tag mit der Fähre von Le Havre nach Southampton und nach einer beruflichen Woche in Wales von Holyhead nach Dublin angereist, sollte es dieses Mal schneller gehen. Mit dem Flieger von Frankfurt nach Dublin. Immerhin waren wir damals fünf Wochen unterwegs gewesen. Diese Reise ist auf acht Tage projektiert. Das ist gut machbar, wenn man eine gute Reiseleitung hat, wie wir mit Eva Schneising. Die Dame leitet seit Jahrzehnten Studienreisen für die Volkshochschule Darmstadt-Dieburg. In dieser Eigenschaft lernten wir sie vor zwei Jahren zufällig über ein Plakat im Supermarkt kennen, wo eine Reise nach Kalabrien ausgeschrieben war. Organisation, Unterbringung und das ganze Drum und Dran waren damals fabelhaft. Wir wussten also, was uns in etwa erwarten dürfte: Leute aus unserem Landkreis, kundige Guides vor Ort, allerdings längere Busfahrten, weil die Teilnehmer im Schnitt alle nicht mehr so gut zu Fuß sind. Aber darauf wollten wir uns einlassen. Auch wir waren ja zwei Jahre älter geworden.

1.Tag

Normalerweise fahren wir nach Darmstadt stets mit dem Bus. Aber das Angebot, das Auto im Parkhaus am Hauptbahnhof für 26 Euro die ganze Woche stehen lassen zu können und bei der Heimreise nicht erst auf den Bus warten zu müssen, der am Abend sowieso nur alle zwei Stunden fährt, war verlockend. So wählten wir die komfortablere Lösung: Auto. Um 8.15 Uhr wollte sich die Gruppe hinter dem Bahnhof treffen. Wir sind nicht die ersten. Wie in Kalabrien kennen sich die meisten von früheren Reisen mit Eva. Letztes Jahr waren sie in Schottland, im Frühling auf den Azoren, wozu wir auch einiges an Erfahrungen – immerhin ein ganzes Buch – beizusteuern haben. Eine Dame kennt uns aus Kalabrien. Erst im Laufe der Woche werde ich mich an sie erinnern.

Es ist kühl an diesem Augustmorgen. Am Vortag noch haben wir Bernhards Geburtstag kurzärmelig auf der Terrasse gefeiert und nun stehen wir mit langärmliger Bluse und Windjacke, den Pullover griffbereit im Rucksack, an der Straße und warten auf den Charterbus, der uns zum Flughafen bringen wird. Weil Bernhard seine Sonnenbrille vergessen hat, jogge ich zum Auto zurück. Unterwegs schon im Parkhaus ruft er mich an. Er hat sie gefunden. Erst zwei Tage später wird er feststellen, dass es nicht die Sonnenbrille war, sondern das Etui mit der Ersatzbrille. Beim Suchen im Rucksack findet er aber ein kleines schwarzes Schlüsselmäppchen. Nach unserer Island-Reise glaubte er, es verloren zu haben. Nach negativen Bescheiden von verschiedenen Fundbüros, kauften wir ein neues und ersetzten auch die vermeintlich verlorenen Schlüssel. Tja, seit Island hatte er diesen Rucksack nicht mehr in der Hand gehabt. Es ist immer das gleiche Problem: ein schwarzes Etwas in einem schwarzgefütterten Behältnis.

Im Charterbus sitzen bereits Mitreisende aus Dieburg. Zusammen sind wir 23. Wie schon erwähnt, kennen sich die meisten von früheren Reisen und sind per Du mit Eva. Das hat sich bei uns nicht ergeben, also bleiben wir beim Sie, auch wenn Frau Schneising jetzt im Buch nur noch Eva heißen wird. Am Flughafen schaue ich mir die Mitreisenden genauer an. Eine Dame kenne ich. Ist sie es? Freilich, Ilse. Sie wohnt nur eine Straße weiter und wir trafen uns in den vergangenen Jahren zwar selten, aber immer wieder.

Der Flug mit Air Lingues dauert zwei Stunden. Wirklich voll ist der Airbus 320 nicht. Es scheint ein richtiger Sparflug zu sein: Verpflegung kostenpflichtig. Ein Kaffee und ein Tee kosten stolze sechs Euro. Das sind wir uns wert. Mein Kaffeebecher ist Neuland für mich. Er enthält praktisch schon das Kaffeemehl; darauf wird heißes Wasser gegossen und man trinkt durch einen Deckelrand, der das aufgebrühte Kaffeemehl abfiltert. Das Catering und die Preisliste reißen uns nicht von den Stühlen: Sandwich mit heißem Getränk sechs Euro; zusätzlich Wein oder Bier für zwei Euro. Ein Baguette mit Bacon, Zulagen und Ballymaloe-Relish fünf Euro. Wasser drei Euro, Wein allein sechs Euro. Hast Du Hunger? Nö.

Unsere Gruppe sitzt ziemlich verstreut. Wir stellen unsere Uhren um eine Stunde zurück auf Greenwich-Time, Dublin-Zeit. Obwohl wir der englischen Sprache mächtig sind, verstehen wir nichts, als der Kapitän seine Messages in rasender Geschwindigkeit herunterleiert. Selbstverständlich spricht er auch kein Oxford-English, sondern Irisch-Englisch. Der ganz spezielle Zungenschlag, erinnert uns an die herzliche aber schier unverständliche Miss O’Shee damals in Cahirciveen, unserem Domizil, bevor wir über die Brücke von Port Magee nach Valentia Island übersiedelten. Lang, lang ist‘s her.

Irischer Segenswunsch

Deine Reise sei ohne Gefahr, deine Ankunft sei von Glück gesegnet. Und wenn du wieder nach Hause zurückkehrst, sollst du um tausend Erlebnisse reicher sein.

Dublin Airport

Es fehlen 15 Koffer. Eva irrt mit ihrem Anführersignal, einer langstieligen roten Seidenrose, durch die Halle des Bagage Claims und versucht, ihre Schäfchen beieinander zu behalten. Die Kofferlosen klappern die Gepäckbänder ab. Nichts. Erste Aufruhr entsteht. Das fängt ja gut an. Es vergehen an die 20 Minuten, bis sich das inzwischen leergelaufene Band wieder in Bewegung setzt und die vermissten Gepäckstücke ausspuckt. Und dann lernen wir den Herrn kennen, den alle als Ecki bezeichnen und offensichtlich von früheren Irland-Reisen kennen: Eckhard Ladner. Er strahlt mit breitem Lachen und winkt, als würde er liebe Verwandte und heimkehrende Freunde begrüßen. Einige fallen ihm um den Hals. Ecki vorn und Ecki hinten.

Ecki ist Busfahrer und Reiseführer in einer Person. Der studierte Sozialwissenschaftler stammt aus Süddeutschland, genauer aus Bad Urach in Schwaben, studierte in Wuppertal und lebt der Liebe wegen seit 35 Jahren in Irland. Im Laufe der Tage wird er uns einige Geschichten darüber erzählen, über das Leben in Irland, über sich, über Politik, über Katholiken und Protestanten und wie das alles dazu führte, dass es zur Abspaltung Nord-Irlands kam und trotzdem immer noch kein Frieden zwischen den Religionen herrscht, herrschen kann. Ich begreife, dass wir durch unsere Medien höchst oberflächlich informiert werden, warum es dort immer wieder brodelt und zündelt. Freilich könnten auch wir, die Leser, von uns aus mehr in die Tiefe schauen. Ecki inspiriert dazu.

42 Sitzplätze im Bus für 23 Personen versprechen eine komfortable Verteilung. Einige Paare sitzen getrennt, jeder an einem Fenster. Wir werden auf die Anschnallpflicht in Irland hingewiesen. Die Gurte funktionieren sogar. Ecki hat reichlich Mineralwasser gebunkert, mit und ohne Sprudel, gekühlt und handwarm. Je Flasche ein Euro; das ist okay. Einfach hinlegen vorne im Bus. Ecki vertraut uns. Eiderdaus: Auch in Irland gibt es ALDI.

Nach Dublin in die City

Draußen scheint zwar die Sonne, aber auch ein paar Regenwolken hängen wie nasse Federbetten über uns. Irland-Wetter . Doch erst fahren