Schottland + Insel Skye - Ute Fischer - E-Book

Schottland + Insel Skye E-Book

Ute Fischer

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Beschreibung

Das erste Mal Schottland. Wenn man nicht aufpasst, verliert man sich in den unendlichen Weiten der Highlands im Norden, hauptsächlich viel Landschaft, gar nicht mal so viele Schafe und sehr wenig Menschen. Die Abstände zwischen den Dörfern werden immer größer und das Bauchgrimmen stärker, wenn man verzweifelt nach einer Tankstelle sucht. Wer viele Wochen Zeit und keinen Plan hat, wer sich nur treiben lassen will, erlebt zwar die Üppigkeit von weiten Landschaften, aber Schottland ist mehr als Schafweiden und zerklüftete Küste. Wir waren neun plus Reiseleiter und einem pfiffigen Coachdriver, der uns durch markante und unterschiedliche Landschaften begleitete. Mit einem kompakten Plan. Nach nur acht Tagen kehrten wir zurück mit lebhaften Geschichten, Gefühlen und Bildern, die von einem Schottland aus rauer Zeit bis zum Heute erzählen. Wir durchfuhren die Grampians, diese brutale Bergkette, an deren Fuß das weiße Blair Castle liegt wie ein verwunschenes Märchenschloss. Wir erblickten die Lieblingsaussicht von Queen Viktoria, das Tal Glencou, in dem James Bonds Geburtshaus Skyfall zumindest im Film lag, die Wasserstraße Caledonia Canal, die mit Schleusen und Brücken die Nordsee mit dem Atlantik verbindet. Etliche Burgen, unter anderem Eilean Donan Castle, erkannten wir als Kulissen in Highlander-Filmen. Hier tobten die Unabhängigkeitskriege der Clans. Hier wurde gemetzelt. Hier wurden wahre Gelage mit Haggis gefeiert. Die Insel Skye im Westen, zu den Inneren Hebriden gehörend, gilt als eigener Kontinent, der die ganze Typik Schottlands auf der Fläche von Berlin abdeckt. Drei Tage waren wir dort. An vielen Orten schauriges Gedenken an die Flucht des legendären Bonnie Prince Charlie in Frauenkleidern an der Seite von Flora McDonald. Schließlich Happyend in Edinburgh, die kleine Hauptstadt am Rande Europas. Auch hier wimmeln Geschichten zwischen Grassmarket und Edinburgh Castle und die Royal Mile hinunter zum Holyrood Palace, wo die Queen jedes Jahr ein paar Wochen residiert. Im Hinterzimmer des Café Old Elephant schrieb Joan Rowlings an den Erlebnissen von Harry Potter. Inspirationen und Namen ihrer Protagonisten sammelte sie auf dem Kirchhof des National Covenant. Theodor Fontane reiste vor 173 Jahren nicht so komfortabel; teilweise urteilte er als Journalist ziemlich knütterig und überaus kritisch. Aber viele seiner Reisebeschreibungen bleiben auch in diesem Buch lebendig.

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Ein Buch aus dem

Redaktionsbüro Fischer + Siegmund

In den Rödern 13

64354 Reinheim

Fotos: Fischer 28, Siegmund 28, wikipedia 2, Das Buch wurde nach bestem Wissen zusammengestellt. Für die Richtigkeit der beschriebenen Angaben wird keine Gewähr übernommen.

Inhaltsverzeichnis

Schottland

Es geht los

Edinburgh

Die Brücken über den Firth of Forth

Theodor Fontane und wir

Birham und Dunkeld

2. Tag

Pass of Killiecrankie

Blair Castle

Der Dudelsack

Im walled garden

Pitlochry

Smart und Small

Und nun das Thema Haggis

Haggis-Rezept

Pitlochry und sonst?

Ein bisschen Shakespeare

Zufällig: Get-to-gether

3. Tag

Nach Dalwhinnie

Spean Bridge Mill

Commando Memorial

The „Caledonian Canal“

Fort Augustus

Loch Ness und das Nessy-Monster

Culloden

Eilean Donan Castle

Insel Skye

4. Tag

Talisker Destillerie

Old Man of Storr

Kilt Rock

Floddygarry Hotel.

Flora und die Flucht mit Bonnie Prince Charlie

Sterne-Restaurants aus Sky

5. Tag

Schon wieder Haggis

6. Tag

Frohe Pfingsten

Fort Williams

Glencoe

Die Trossachs

Highland-Games

Edinburgh

Unser abendliches Ziel: Grassmarket

7. Tag

Greyfriars Kirkyard

The elephant house

St. Giles Cathedral

Der Weg zum Castle

Edinburgh Castle

Edinburgh Militär Tattoo

Kronjuwelen

Holyrood Palace

Die Füße…

Abschiedsessen

8. Tag

Rückblende

Schottland

Von Edinburgh zur Insel Skye

Schottland ist einer jener Sehnsuchtsorte, die sich nicht mit wenigen Worten begründen lassen. In Dokumentationen über die weiten Landschaften, die grünen Täler mit nur vereinzelten Häuschen, die Bäche, Flüsse und Wasserfälle und die idyllischen Highlands mit ihren aufregenden Geschichten von treuen Vaterlandskämpfern und robusten Recken erzeugen zusammen mit der berühmten Dudelsackmusik eine Symbiose aus Abenteuer, Heimatliebe und trauter Einsamkeit. In meinen Bildern von Schottland gab es anfangs ausschließlich Schafe auf unendlichen Weiden, durchzogen von quirligen Bächen und untermalt von Dudelsackklängen. Warum fährt man nach Schottland? „Meilen und Meilen lavendelfarbene Einsamkeit“ notierte Virginia Woolf in ihr Tagebuch, als sie 1938 Schottland bereiste. Wir kamen im Juni zu früh für das „Lavendelfarbene“, aber auch zu früh für die sprichwörtlichen Mückeninvasionen. Doch rechtzeitig genug, um uns an den blühenden Ginsterbüschen zu erfreuen, die teils wie Girlanden an Straßen und Wegen entlangwogten. Auch die riesigen Rhododendrenbüsche erblühten mit ihrer Farbenpracht in Rosa bis Rosenrot.

Doch in meinem Kopf spukte Schottland noch anders. Vor zwei Jahrzehnten besuchte ich bereits einmal die südliche Grenze zu Schottland. Zusammen mit einer Gruppe Reisejournalisten radelten wir von New Castle an der englischen Ostküste entlang des Hadrian Walls, jener Römischen Grenze, die bei uns Limes heißt. Die Route erwies sich wegen vieler Berge und reichlich Wind als sehr anstrengend. Das mistige Wetter, die rauen und ruppigen Wege forderten uns zusätzlich heraus. In der Luft schien noch immer der Kohlestaub der schon geschlossenen Minen zu schweben. Aber die Geschichten, die wir unterwegs hörten, klangen so aufregend und schauerlich, dass mein Interesse dafür nie erlosch. Es ging darin viel um die schottischen und englischen Grenz-Bewohner, Border Reivers genannt, die sich vom späten 13. Jahrhundert bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts bandenmäßig zusammenschlossen. Beidseits der Grenze überfielen sie die Bewohner, raubten sie aus und holten alles, was sie gebrauchen konnten, vor allem Vieh und vor allem Frauen, auch um Lösegeld zu erpressen.

Die Haltung der schottischen und englischen Regierungen beiderseits der Grenze schwankte damals zwischen Nachsicht und Unterstützung. Nachdem Schottland und England sowieso ständig versuchten, ihre Territorien zu schützen und neue hinzu zu erobern, stellten diese Grenzbanditen auf eigene Faust eine erste Verteidigungslinie dar, die man nicht bezahlen musste. Andererseits wurden Angriffe und Gesetzlosigkeiten der jeweils gegnerischen Seite oft gnadenlos geahndet. Trotzdem nahm das Bandentum dermaßen überhand, dass Strafen, Enteignungen und Hinrichtungen der Sache ein Ende bereiteten. Die letzten vom Gesetz übersehenen Reivers flüchteten nach Amerika. Ihre Namen kennzeichnen sie heute noch als Abkömmlinge jener Grenzrabauken. Namen wie Graham, Elliot, Nixon und Kerr brandmarken sie für immer; auch der Name Armstrong gehört dazu, wovon es Neil Armstrong mit seiner Mondlandung zumindest in Kilometern am weitesten brachte.

Unseren Reiseveranstalter fanden wir im Internet. So viele Angebote für Schottland gibt es gar nicht. Und wir suchten auch noch gezielt eine Studienreise, um uns von kompetenten Reiseleitern alles Besondere an Schottland zeigen zu lassen. Eigentlich kam nur einer in Frage, der zugleich elf verschiedene Varianten anbot. Ausschlag gab für uns dann eine Reisezeit von acht Tagen und die Aussicht auf eine kleine Gruppe mit maximal 15 Teilnehmern. Das hörte sich gut an. Da konnten wir damit rechnen, dass auch individuelle Wünsche berücksichtigt werden.

Es geht los

Weil wir ein Bahnticket, vorweisen können, ermäßigt sich das Parkticket im P+R-Parkhaus am Hauptbahnhof Darmstadt auf 26 Euro, immerhin für acht Tage. Das ist bequemer und sicherer als mit dem Bus, der zurzeit weitläufig Baustellen umfahren muss. Da weiß man nie, ob der Airliner rechtzeitig zu erreichen ist. Und wir wollen ja auch nicht unnötigerweise herumstehen, wenn wir morgens länger schlafen könnten.

Der Abflug 11.05 Uhr, also um 9.05 Uhr da sein. Mit dem Airliner geht das bis 9.15 Uhr. Auch gut. In Darmstadt beginnt der Himmel zu flimmern. 34 Grad Celsius sind avisiert. Der Dresscode vor dem Bahnhof sieht nach halbnackt aus. Wir scheinen die einzigen, die ihre Klepperjacke um den Bauch gebunden tragen. Denn: Wir fliegen nach Schottland. Das bedeutet kühleres Wetter und hoffentlich nicht zu viel Regen, Regen, Regen.

Wir hätten bereits am Vorabend via Internet einchecken können. Weil aber unsere beiden Drucker zurzeit außer Gefecht sind und wir also keine Boarding-Card ausdrucken könnten, machen wir es auf die herkömmliche Tour. Dazu steht uns gleich nach der Ankunft eine automatische Lufthansa-Eincheck-Station im Weg. Es geht ganz einfach: Name eingeben, Buchungsnummer, Ausweis zum Scannen einlegen. Schon wächst die Boardingcard aus dem Automaten. Bei Bernhard klappt das irgendwie nicht. Vielleicht liegt es daran, dass er schon einen neuen Scheckkarten-Personalausweis hat? Jedenfalls fragt der Automat umständlich nach seinem Geburtsdatum, Geburtsort und stellt noch ein paar unnütze Marketingfragen. Dann bekommt auch er seine Boardingcard. Zehn Meter weiter können wir unser Gepäck aufgeben. Auch hier läuft alles vollautomatisch: Q-Code an das Lesegerät halten; dann spuckt es den Kofferanhänger aus, den wir selbst anbringen müssen. Ein Lufthansa-Mitarbeiter korrigiert mich: Der Anhänger muss an die Breitseite nicht an die Längsseite. Ich verstehe auch warum; weil eine Barriere den Weitertransport zu hoher senkrecht stehender Koffer verhindert.

Weiter zur Handgepäckkontrolle. Schnell das restliche Wasser austrinken. Mein übliches Joke-Angebot, nicht nur den Gürtel, sondern gleich die ganze Hose auszuziehen, wird ignoriert. Schade. Die verstehen keinen Spaß. Bei unserem letzten Abflug nach Marokko hatte mich einer der Kontrolleure doch tatsächlich breitgrinsend aufgefordert: „Na, machen sie doch mal.“ Neu: Wir müssen unsere in den Taschen verstauten Fotoapparate extra in die Transportschale legen. Bernhard wird genötigt, selbst sein Stoff-Taschentuch aus der Cargohose zu holen und vorzuzeigen. Passkontrolle. Keine Auffälligkeiten.

Die A 321 nach Edinburgh ist proppenvoll. Die gestrige Maschine war wegen schwerer Wetter ausgefallen. Wir hatten das in unserem Garten toll miterlebt. Die gerade fertig gedeckte Kaffeetafel für meine Geburtstagsgäste verteilte ein Sturm im Garten, der auch noch Blumentöpfe umwarf, die Garten-Abfallkörbe leerte und alles durch die Gegend blies.

Der Flieger kommt zu spät und so addiert sich zu unserer Abflugzeit eine halbe Stunde. Wir betrachten es als Beschäftigungstherapie, dass sie uns am Gate erneut kontrollieren und unsere Boardingcard mit einem roten Stempelchen verzieren. Später erzählt der Kapitän, dass die Crew wegen des Unwetters aus unterschiedlichen Orten zusammen geführt werden musste. Auch bei deren Anreisen habe es Verspätungen gegeben. Das Timbre des Flugkapitäns, ein tiefer Bass, flößt Vertrauen ein. Ich stelle ihn mir mit grauen Schläfen, Vollbart und drahtiger Figur mit leichtem Bauchansatz vor.

Wir sitzen in Reihe 11, eine Reihe hinter dem Notausstieg, wo sich Fluggäste mit langen Beinen einmieten können. Die Stewardess serviert sehr gut gemachte Sandwiches mit Käse oder wahlweise Putensalami, das alles auf einer Unterlage aus Rührei mit Frischkäse. Saftig und wohlschmeckend!

Das Flugzeug ist vollkommen ausgebucht. Der Steward bittet uns deshalb, das Handgepäck „ausnahmsweise“ unter den Vordersitzen zu platzieren. Im ruhigen Flug gleiten wir über die Nordsee. Die Luft ist klar und weitgehend wolkenlos, so dass wir sogar Schiffe sehen können.

Edinburgh. Ein kleiner überschaubarer Flughafen. Während wir auf unser Gepäck warten, sondieren wir schon mal die Mitreisenden. Wer hat den gleichen Kofferanhänger wie wir? Hinter uns steht ein Mann mit einer Mappe, auf der der Name des Veranstalters prangt. Aha, das muss unser Reiseleiter Martin Graue sein. Herr Graue? Er nickt. Aber dann ist er auch schon wieder verschwunden. Wir treffen ihn am Ausgang, wo sich schon ein kleines Rudel Gäste versammelt hat. Laut Plan sind wir neun Personen, haben wir mit dem Begleitbrief zu unserem Ticket-Voucher erfahren. Wir sind aber nur acht. Graue telefoniert. Dann wird klar, die Dame aus Berlin konnte nicht rechtzeitig abfliegen. Warum, werden wir noch erfahren. Sie ist jedenfalls nicht schuld.

Auf einem überdachten Weg machen wir uns auf zum Bus. Der riesige Bus für 50 Personen ersetzt den für uns geplanten kleineren, der wegen eines Schadens erst am nächsten Tag zur Verfügung steht. Egal. Wir sitzen fast alle Vorne. Und los geht es zum berühmten Firth of Forth. Dieser riesige Fjord schnürt Schottland auf der Höhe von Edinburgh und Glasgow ein, als sei es mit einem Gürtel von England abgebunden.

Edinburgh

Die kleine Hauptstadt am Rande Europas beherbergt rund 500.000 Einwohner. Ganz offiziell teilt sie sich auf in die mittelalterliche verwinkelte „Old Town“ rund um Edinburgh Castle und die „New Town“, die Ende des 18. Jahrhunderts geometrisch und im georgianischen Stil erbaut wurde. Darüber später mehr.

Die Brücken über den Firth of Forth

Es gibt drei, die schon von weitem zu sehen sind. Eine beeindruckender als die nächste. Und deshalb machen wir auch gleich einen Fotostop am Orocco Pier. Von dort öffnet sich ein Panorama-Blick auf alle drei Brücken. 1890 entstand die gewaltige viktorianische Forth Railway Bridge. Die rot angestrichene Stahlkonstruktion führt mit einer Länge von 2,5 Kilometern in 45 Metern Höhe über das Wasser.

Es dauerte allerdings 30 Jahre bis der erste Zug über diese Brücke fuhr. 1860 begann die North British Railway mit Probebohrungen für eine von Thomas Bouch entworfene Kettenbrücke. Der Bau wurde wegen wirtschaftlicher Veränderungen von der Eisenbahngesellschaft fallen gelassen.

1873 wurde die Forth Bridge Company gegründet, um eine ebenfalls von Thomas Bouch entworfene Kettenbrücke mit zwei je 488 m (1600 ft) weiten Öffnungen zu bauen. Erst weitere sechs Jahre später war der zentrale Pfeiler auf Inchgarvie in Arbeit. Am 28. Dezember 1879 stürzte die ebenfalls von Thomas Bouch entworfene Firth-of-Tay-Brücke bei Dundee ein. Alle weiteren Arbeiten wurden daraufhin eingestellt. Die Untersuchung der Unglücksursachen erschütterte das Vertrauen in die von Thomas Bouch geplanten Brücken so sehr, dass man eine vollständig neu geplante Brücke für erforderlich hielt.

Ihre Erbauer: Sir John Fowler und Sir Benjamin Baker bedienten sich bei der Konstruktion des „Gerberträger-Prinzips“. Mit dieser Erfindung des Hofer Bauingenieurs Heinrich Gottfried Gerber lassen sich größere Spannweiten einfach und sicher berechnen und ausführen. Darauf ist die gebürtige Hoferin Ute Fischer natürlich besonders stolz. Die Gerberträger sahen die Auftraggeber offensichtlich ziemlich skeptisch. Jedenfalls scheuten die Erbauer keine Mühe, um das sichere Konzept anschaulich zu vermitteln.

Seit 2015 zählt die Railway Bridge zum UNESC0-Welterbe. Weil ihr Anstrich mit roter