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Ein langer Kommentar zu den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts, während der der Autor hektisch die Welt bereiste, und dabei Gefahr lief sich selbst zu verlieren. Er war Teil der sich beschleunigenden Globalisierung, und wurde zum Beobachter, wie sich Amerika von sich selbst entfremdete, und den Grundstock legte für die populistischen Exzesse zwanzig Jahre später. Wie sich China aufmachte zu einem 'langen Marsch', die Welt zu beherrschen, zumindest eine ökonomische Vormachtstellung zu erlangen, die keinem anderen Land, einschließlich Amerika, es ermöglichen sollte es zu ignorieren.
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Seitenzahl: 591
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Vorwort
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
Im Februar des Jahres 2023 warteten Europa und die USA, die Nato, auf die Offensive Russlands in der Ukraine, um die Initiative in einem zum Stellungskrieg geronnenen Konflikt zurückzugewinnen. Konferenzen in Brüssel und in Kiew häuften sich. Waffen wurden versprochen und geliefert. Der Streit um die deutschen Leopard Panzer wurde beigelegt, doch alles dauerte viel zu lange, während im Donbass die Soldaten in ihren Schützengräben und die Zivilisten in ihren Häusern starben.
Ich selbst befand mich in einem Zustand fortschreitender Verwirrung. Und ich fragte mich, ob es das Alter, oder doch die Weltlage war, die sich von einer Krise zur anderen hangelte. Die erwartete Frühjahrsoffensive in der Ukraine nahm immer bedrohlichere Züge an. Ich fragte mich, ob es richtig war, das Land uneingeschränkt zu unterstützen, obwohl es nach innen keineswegs stabil erschien, auch wenn es den Krieg gewinnen sollte. Zu lange war es ein Teil der Sowjetunion gewesen, um über Nacht eine liberale Demokratie zu werden. Aber dann siegte in mir immer wieder dieselbe Überlegung: Wäre Hitler in 1933 noch zu stoppen gewesen, und wieviele Parallelen liefert uns der Verlauf des spanischen Bürgerkriegs für die heutige Zeit. Und so erschienen die massiven Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine unvermeidbar, sollte sich der Westen nicht selbst infrage stellen.
Zur selben Zeit las ich Jörg Aubergs New Yorker Intellektuelle, eine Parforce Tour durch das zwanzigste Jahrhundert, wo der Westen gravierende ideologische Verblendungen und zwei Weltkriege verdauen musste, deren jeder einzelne eine Zäsur für die betroffene Gesellschaft bedeutete. Denn gleichzeitig ging die Zeit der Imperialen Machtausübung, der Kolonialismus, zu Ende, während der ungebremste Kapitalismus an seine Grenzen zu stoßen schien. All das wurde klar gesehen, ausschweifend dikutiert und beschrieben, und doch ließ sich das Schlachten nicht verhindern. Daher fragte ich mich, ob der Krieg in der Ukraine, vergleichsweise regional, nicht doch nur die Ouvertüre für den großen Weltkrieg bildet, der während des kalten Kriegs, zwischen den USA und der Sowjetunion, früher oder später prognostiziert wurde. Erneut stellt sich die Frage, ob Waffenlieferungen der eigentliche Sündenfall, oder doch Teil der Lösung sind. Und vor allem, welche Art Lösung es sein kann, denn einen endlosen Kriegszustand hält keine Gesellschaft dauerhaft aus.
Und um das Wirrwarr in meinem Kopf zu komplettieren, machte ich mir Sorgen um das Schreiben, mein Schreiben im Besonderen. Ausglöst wurde das durch die Frage, ob Kafka nicht doch ein anderer Mensch gewesen war, als der, zu dem ihn Bloch nach der posthumen Überarbeitung von Kafkas Manuskripten gemacht hat. Die jetzt vorliegenden Tagebücher Kafkas scheinen in die Richtung eines großen Zweiflers, gleichzeitig breit konzipierenden Menschen zu gehen.
Schließlich geht es um die Zukunft. Die Frage, ob die Macht der großen Tech-Konzerne, Google, Facebook, Microsoft etc. bereits gebrochen ist, oder ob es sich nur um eine temporäre Schwäche an der Börse handelt. Ist der Vormarsch der Künstlichen Intelligenz nun eine ähnliche Wasserscheide wie die Einführung der Digitalisierung, des Internets, oder bereits der Beginn eines neuen Zeitalters, vergleichbar der Industrialisierung im 19. Jahrhundert? Damit stellt sich auch die Frage nach der Rolle der Sprache in der Zukunft. Ist und bleibt sie das A&O der menschlichen Kommunikation, oder verkommt sie zu einer Ansammlung von Wörtern, deren Inhalt je nach Bedarf modifiziert und umgedeutet werden kann. Die Propaganda der Neuzeit ließe grüßen.
Und dann war da noch die neue israelische Regierung unter einem Premier, der alles tat, nur um seine Macht zu erhalten. Das Land ist klein, es wäre leicht, es zu ignorieren, wäre da nicht das Jahrhundertverbrechen des Holocaust, das ein Schulterzucken der Welt verbietet. Israel gehört zur Staatsräson der Deutschen, hat Merkel gesagt, und ich stimmte ihr damals und auch heute noch zu.
Was geht mich das alles an, hat sich bestimmt manch einer der New Yorker Intellektuellen gefragt, als sie Nächte- und Jahrelang über die Dreißiger- und Vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts debattierten und schrieben. Zumindest hat es den Anschein in Jörg Aubergs Buch von 2022. Dabei schreibt er unter dem Kapitel, Normal ist der Tod, in dem es um das sinnlose Schlachten der Kriege geht: …Alle waren bloßes Rohmaterial im Produktionsprozeß des Todes. Der Versuch, die Barbarei mit kriegerischen Mitteln auszulöschen, gebar nur neue Barbarei. „Unsere Gesellschaft gleicht einer gewaltigen Maschine, die unaufhörlich Menschen ergreift und verschlingt und die niemand zu beherrschen versteht“, zitiert er Simone Weil, die das bereits 1933 in ihrer Analyse des Kriegsprozesses konstatiert hatte.
Und in der Mitte dieses Bandes, der Zeit, als die DMT von Singapur Technologies gekauft worden war, schwappen all die Fehler hoch, die ich als Chief Executive gemacht habe. Es waren viele, und über die wenigsten habe ich geschrieben. Ich hätte es tun sollen, weniger globale Meinungen, weniger Ambition, mehr praktisches Verständnis für die begrenzten Fähigkeiten eines Unternehmens, das mir die Eigentümer anvertraut hatten. Hätte ich es getan, wäre ich ein anderer geworden.
Der Tag gestern, an dem genau vor einem Jahr die Ukraine von Russland angegriffen wurde, war mit Bangen erwartet worden, doch es blieb vergleichsweise ruhig. Es wird wohl noch lange dauern, bis die unsägliche Agression Russlands ein Ende findet. Der Westen liefert nun endlich, ohne große Diskussionen, seine besten Waffen, weil er versteht, dass es längst nicht mehr um die Ukraine allein geht, sondern um das Gesellschaftsmodell, so wie der Westen leben will, weitgehend frei und selbstbestimmt. Ob das ausreicht, die Waffen sich im realen Einsatz auch bewähren, und die Ukraine allein weiter den Blutzoll zahlen muss, wird sich in diesem Jahr zeigen. Die Auguren sagen ein schwieriges Jahr voraus.
Meine Zeit wird knapp, ich habe noch vier Aufzeichnungen zu publizieren und frage mich, wieviel Kraft mir noch bleibt. Ob Timbuktu, die Kurzgeschichten und eine englischsprachige Version der Grenzgänger noch möglich sind, erscheint eher unwahrscheinlich. Zuweilen komme ich mir vor wie ein kleiner Junge, der, hinter einem mächtigen Baumstamm versteckt, gelegentlich hervor piekt, um zu sehen, was eigentlich vorgeht. Dabei die Zukunft erblickt, und ihr zuruft: Komm spiel mit mir.
25. Februar 2023
Eckhard Polzer
Im April wird das Flugzeug von Juvenal Habyarimana, dem Präsident Ruandas, abgeschossen. Es ist der Auslöser eines der brutalsten Genozide der Neuzeit. Innerhalb weniger Monate werden geschätzte 800 000 Hutus auf offener Straße, in ihren Häusern und in Kirchen mit Macheten und Messern geschlachtet.
In Südafrika finden die ersten freien Wahlen statt. Der ANC (African National Congress), mit Nelson Mandela an der Spitze erringt einen überwältigenden Sieg. Das Ende der Appartheid war schon Jahre zuvor eingeleitet worden und ist jetzt besiegelt.
Das Fährschiff MS Estonia sinkt in der Ostsee und reißt 852 Passagiere mit sich in die Tiefe.
6. Januar: Das neue Jahr hat nichts gebracht als die Fortsetzung der alten Misere. Warum sollte es auch anders sein. Veränderungen kommen schleichend, oft unerkannt am Anfang, um sich erst mit der Zeit als Meilenstein oder weitere nutzlose Initiative zu erweisen.
Eine der Veränderungen, die sich zunehmend als Meilenstein herausstellt, ist die VW-Entscheidung für die 4 Tage Woche, gekoppelt mit einer temporären Beschäftigungsgarantie. Das hat plötzlich Bewegung gebracht in einen festgefahrenen Dialog, der schon längst keiner mehr war. Nur noch dieselben Sprüche von den Unternehmen, von den Politikern, von den Gewerkschaften. Dazwischen der unbeteiligte Betroffene, der immer erst dann wirklich aufwachte, wenn er auf der Straße saß. Jetzt könnte sich etwas bewegen, aber vermutlich auch nur dann, wenn wir in 1994 noch ein verlängertes Jammertal hinter uns haben. Freiwillig scheint keiner mehr bereit zu sein etwas abzugeben oder zu verändern, vor allem dann nicht, wenn die Politik auf ‚Halten’ eingeschworen ist.
Für unser Unternehmen könnte ein ähnlicher Meilenstein der Entschluss gewesen sein, in die Mikrosystemtechnik zur medizinischen Anwendung einzusteigen. Nicht über den Standard-Weg der Endoskopie, sondern über neue miniaturisierte Systeme. Ich wusste, dass ich eine neue Perspektive für das Unternehmen brauche, nicht nur die Sanierung als Selbstzweck. Jetzt laufen die Vorarbeiten vielversprechend, nur die Unsicherheit aus dem Gesellschafterwechsel hindert mich noch daran Gas zu geben. Bei all diesen Themen, wo es um grundsätzliche Entscheidungen eines verstärkten Engagements geht, sehne ich mich danach, in eine Phase der Kalkulierbarkeit zu kommen. Eine Phase, in der wieder eine Richtung festgelegt, und das Ziel schrittweise verfolgt werden kann. Wenn das in 1994 nicht gelingt, muss ich etwas anderes tun. Dann ist die Sanierung gelungen und ich möchte wieder etwas aufbauen. Ich bin kein Abbruchkünstler, sondern ein Bauer, vielleicht sogar ein Architekt, wohl eher aber doch ein Bauer. Einer der die Saat ausstreut und sie dann mit Stolz sprießen sieht. Jetzt möchte ich auch noch die Ernte einfahren. Wäre doch nicht zuviel verlangt oder?
9. Januar:
Sehr geehrter Herr Reuter,
Ihre Bemerkung in der Wirtschaftswoche, dass das Festhalten an der Medizintechnik ein Fehler gewesen sei, stört mich. Sie stört mich deshalb, weil ich mich persönlich dafür verantwortlich fühle, dass dieser Festhalte-Beschluss zustande kam.
Als ich im Frühjahr 1992 vor dem Vorstand der Daimler Benz AG die Zielsetzung der Medizintechnik präsentierte, gab es noch völlig andere Märkte, vor allem im Ultraschall schien das Wachstum über Jahre hinaus vorprogrammiert. All das hat sich zwischenzeitlich dramatisch geändert. Und trotzdem ist es uns gelungen, das Geschäft zu stabilisieren und sogar komplett neu auszurichten.
In der Lithotripsie sind wir wieder unangefochten die Nummer eins und wachsen. Denn wir haben die Lasten aus der Vergangenheit behoben, und das neue Produkt hält was es versprach. Die Mikrowellentherapie ist vielversprechend und wir werden bereits in 1994 weit über Plan verkaufen. Das Laser-Geschäft der MBB konnte erfolgreich integriert werden und schreibt erstmals seit 1986 schwarze Zahlen. Der Einstieg in die Mikrochirurgie scheint zu gelingen. Das Produkt eines integrierten chirurgischen Arbeitsplatzes kommt gut an, und der Absatz müsste bereits in 1994 über dem Plan liegen.
Im fernen Osten verlaufen unsere Gespräche zur Bildung eines Joint Venture so, dass innerhalb von Monaten ein Abschluss erwartet werden kann. Damit wäre sowohl unser Marktzugang nach China als auch zur gesamten Wachstumsregion der asiatischen Märkte wesentlich verbessert.
Sogar das Sorgenkind Ultraschall haben wir auf niedrigem Niveau stabilisiert. Und das, trotz eines weiteren kompletten Managementwechsels. Jetzt kommen die Produkte in der Zeit, und sogar mit besserer Leistung als erwartet. Die Entwicklung des neuen Hochleistungs-Produkts verläuft im Zeitraster wie geplant. Die Anwendung neuer CAD-Entwicklungsmethoden bringt uns bereits Mitte des Jahres erste greifbare Erfolge, damit wir über virtuelle Realität die Leistung des Gerätes ermessen können.
All das gelang trotz einer harten Sanierung, deren Verlauf wir auf 2 Jahre angesetzt hatten. Jetzt werden zweieinhalb Jahre daraus. Aber was macht ein halbes Jahr schon, nach all den Management- und Aufsichts-Fehlern, die zuvor in und an der DMT begangen wurden.
Das hört sich jetzt alles wie Rechtfertigung und Weinerei an. Aber es muss auch gesagt werden können. Denn die Frage, Herr Reuter, ist nicht, ob die Medizintechnik Bestand hat, sondern ob die Strategie des integrierten Technologiekonzerns einen Sinn macht. Aus meiner Sicht ist das letztlich nicht der Fall. Ein Management, dass jedes Geschäft durch die Brille eines Lenkrads, oder vom Rand der Flügelspitze eines Großraumflugzeugs sieht, kann eine Medizintechnik weder führen, noch verstehen. Insofern ist die Entscheidung, sich von der Medizintechnik zu trennen, richtig. Nur dieArgumente, die dafür herhalten müssen, sind falsch. Und ich wehre mich dagegen, denn sie verschleiern die gute Arbeit meiner Mitarbeiter und verunsichern unsere Kunden und Partner, denen an einer stabilen Medizin gelegen ist. Das ist der wesentliche Grund, weshalb wir um Objektivität in 1994 kämpfen werden, auch wenn es manchem Bürokraten, vor allem in Möhringen, nicht passen mag.
Ansonsten danke ich Ihnen für Ihr emotionales Verständnis. Ihr Instinkt war immer richtig, Ihre Umgebung war unfähig, das Potenzial zu sehen. Nicht ungewöhnlich für einen Riesen-Konzern wie Daimler-Benz, da sind sie in guter Gesellschaft. Nur wieviel Bürokratie kann sich ein Konzern heute noch leisten? Aber das ist eine andere Frage.
Ich werde diesen Brief nicht abschicken, auch nicht sonst wie veröffentlichen. Nur das eine oder andere wird mir sicher rausrutschen in den kommenden Interviews. Das scheint mir so sicher wie das Amen in der Kirche.
24. Januar: Wir sind wieder am Anfang und es ist gut so. Am Anfang einer jahrelangen Suche nach dem richtigen Geschäftspartner. Sollten Firmen ihr eigenes Karma haben, so besteht unseres darin, dass wir allein bleiben müssen. Also bleiben wir eben allein, und umgeben uns mit vielen Freunden. Freunden, von denen wir keinen allein brauchen, und die uns nur zum Teil haben wollen. Das macht uns stärker, wenn wir schon stark sind, aber es bringt uns um, wenn wir todkrank sind. Denn die Verhältnisse werden nicht leichter durch viele Beteiligungen. Aber sie müssen auch nicht noch komplizierter werden, als das, was wir seit Jahren schon hinter uns haben. Gesellschafter, die nichts, aber auch gar nichts, vom Geschäft verstehen, und trotzdem Einfluss nehmen. Ein Management, dem Führung unheimlich ist, die vor lauter Sorge, Fehler zu machen, gar nichts mehr tun. All das an unheilvollen Ingredienzien haben wir hinter uns, und trotzdem müssen wir aufgeben, wenn sich innerhalb der nächsten Monate nicht eine Besserung an den Märkten zeigt. Und nicht nur in den Märkten, sondern auch bei unseren verbliebenen Mitarbeitern. Wie soll ein Kunde unsere Produkte kaufen, wenn er nichts davon weiß. Wie soll er ihre Vorteile gegenüber der Konkurrenz verstehen, wenn sie ihm keiner erklärt. Dabei bin ich fest davon überzeugt, dass es uns nicht an Mitteln fehlt, das Geschäft durchzuführen. Aber es fehlt uns die Fähigkeit diese Mittel gemeinsam im Verbund sinnvoll einzusetzen. Wenn wir diese Managementschwäche nicht schnellstmöglich ausradieren, haben wir keine Zukunft. Wir bleiben noch eine Weile ein dissonantes Orchester, und danach gehen wir sang und klanglos ein.
Glücklicherweise bleibt uns Jena erspart. Auch wenn es noch nicht ganz ausgestanden ist. Aber mehr und mehr erweisen sich die hehren Sprüche eines Lothar Späth als leeres Wunschdenken. Das Posaunen eines abgetakelten Politikers, der sich mit seiner Bekanntheit auf fremdem Parkett bewegt, in einer Materie von der er wenig versteht. Noch fallen viele auf seine Sprüche herein, aber es wird nicht mehr lange dauern, dann muss er die Karten auf den Tisch legen, und siehe da, er hat keine Trümpfe mehr.
Bei Fresenius war das anders, aber da stimmten die Personen nicht. Bischoff und Becker sind wie Feuer und Wasser, und Krick ist und bleibt ein zweiter Mann. Kein Mut zu schwierigen Entscheidungen. Kein langer Atem, viel Stolz, mehr Eingebildetsein und trotzdem voller Komplexe. Eine unglückliche Kombination und von Haus aus zum Scheitern verurteilt.
Nachdem auch das hinter uns liegt, bleibt nichts anderes übrig, als uns selbst am Schopf aus dem Schlamassel zu ziehen. Seltsam ist nur, dass ich immer noch daran glaube, dass uns das auch gelingt. Nur leider bin ich langsam der Einzige.
29. Januar: Komisch diese unwirkliche Ruhe, als ginge mich das alles schon gar nichts mehr an. Dabei bin ich derjenige, der zuviel anpackt, zuviel will. Doch es geht mir nur um eines, diese ganze endlose Übung des Sanierens irgendwie erfolgreich abzuschließen. Vermutlich habe ich innerlich längst das ‚erfolgreich‘ weggelassen und will nur noch abschließen. Abschließen, damit dieser Druck weg geht, diese lähmende Ungewissheit auf allen Ebenen.
Früher dachte ich, dass der Verkauf der Firma, der Prozess als solcher, handhabbar sein müsste. Und das ist er in der Regel auch, so es einen schnellen Abschluss gibt. Jetzt aber haben wir die Kontrolle über den gesamten Vorgang verloren. Zwar funktioniert das Unternehmen noch bis zu dem Punkt, wo wir sogar aus den Verlusten kommen, aber es ist nicht mehr lange haltbar. Wir verlieren bereits jetzt Leute, die wir bräuchten, um weitermachen zu können. Vor allem aber ist die Belegschaft kaum mehr motivierbar, und damit haben wir kaum eine Chance die Basis zu erhalten.
Nur warum regt mich das alles so auf? Ich bin nicht der Besitzer, ich bin nur der Verwalter dieses Geschäfts, und die meisten Entscheidungen im letzten Jahr, nein alle, die mit dem Verkauf zu tun haben, wurden vom Gesellschafter gefällt. Nur dieser Gesellschafter ist wiederum ein Verwalter, nur eben in einer größeren Konzern-Einheit. Manchmal denke ich, wir sind allesamt nur miese Werte-Vernichter. Dabei müssten wir Wertebildner sein. Dilettanten im grauen Flanell hat uns einer genannt. Vermutlich ist er aus dem Nest gefallen, oder brauchte nur einen griffigen Titel, um sein Buch besser verkaufen zu können. In vielen Fällen aber hatte er recht. Wir sind ein lebendes Beispiel dafür, wie Werte vernichtet werden konnten, aus purer Hybris und grenzenlosen Dilettantismus.
Nur was besonders schmerzt, ist, dass wir jetzt den Schleuderkurs hinter uns haben und trotzdem lässt uns der Konzern nicht aus den Krallen. Wir sitzen gepackt auf unseren Kisten, mit den besten Absichten, aber wenn der Griff noch lange anhält, dann sind wir eher erwürgt als erleichtert.
Aber vielleicht gibt es doch noch Zeichen und Wunder.
Aus allem was ich zurzeit schreibe, spricht die Angst zu versagen. Dabei wollte ich das Gefühl der Ruhe festhalten, das ab und zu, und in letzter Zeit immer häufiger, über mich kommt.
Es ist einfach da, ganz plötzlich. Und dann scheint alles klar zu sein. Die Rolle, die ich überhaupt nur spielen kann, das Gewicht, das ich habe in diesem Spiel, die Ziele, die ich verfolgen sollte, die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und den Kapitalgebern, ja sogar gegenüber der Gesellschaft. Und dann kommt ein Schubs und alles ist völlig verändert, wie ein Kaleidoskop, eine MillionVariationen derselben Partikel.
Nur eines ist sicher bei dem seltsamen Spiel, das ich mitmache, dass es ohne Regeln gespielt wird. Oder dass sich zumindest die Regeln so schnell verändern, dass es nutzlos ist jede neue Wendung überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Ich predige die Bereitschaft zum Wandel, aber das ist es gerade, was die Meisten satthaben, den permanenten Wandel. Ich predige die Loyalität zum Unternehmen, aber wir bauen weiter ab, und die Leute fragen mich: „Zu welchem Unternehmen?“ Ich verlange mehr Leistung, aber alle fragen sich: „Für was?“ Ein elendes Dilemma, das nicht lösbar ist, solange die Gesellschafter-Frage nicht gelöst ist. Danach können wir weitermachen, und wirklich neu anfangen. Bis dahin hilft nur große Ruhe und Gelassenheit.
Hoffentlich ist das Weisheit, und nicht das Pfeifen im Wald eines kleinen Jungen, der sich entsetzlich fürchtet.
Tate Gallery
House of Parliament
Ruhe
Humbled by history
Was heißt humbled auf deutsch?
London die Stadt, München die Provinz.
Leben, was ist das denn? Aneinanderreihung von Events, Planung, Erlebnis?
16. Februar: Sie ist krank, die deutsche Wirtschaft, und es ist schon lange nicht mehr verheimlichtbar, und es ist auch keine leichte Grippe.
In den Verbänden wird geflachst und gekungelt. Ein einziger Altherrenclub, der sich die Bälle zuschiebt und glaubt, über Ausschüsse noch etwas bewegen zu können.
In den Chefetagen kreisen die Dünkel, gepaart mit fatalem Wunschdenken. Am schlimmsten aber ist dieser unterschwellige Glaube an die deutsche Überlegenheit. Nur Überlegenheit in was? In physische Kraft, in Ideen, in Durchsetzungsvermögen. Es ist alles fürchterlich diffus, geprägt durch einzelne Protagonisten, wie Schrempp, die mehr Schaden anrichten, als dass sie Gutes tun.
Und dann ist da auch noch die Politik. Angeführt von einem Saumagen verschlingenden Kleinbürger, der sich durch physische Präsenz einen Aussitzer-Rekord angeeignet hat, was gelegentlich mit Staatskunst verwechselt wird. Nur wird gute Politik nicht nur mit dem Arsch gemacht, gelegentlich sollte der Kopf mitspielen. Nur geht es überhaupt noch in Demokratien, die sich Teflon-Politiker und Parteien-Apparatchiks züchten? Es gibt keine Kennans und keine Bahrs mehr, nur noch Bürokraten wohin man schaut.
Schließlich ist da die Ost-Hypothek, die wir zum wirtschaftlichen Problemfall gemacht haben, obwohl es ein historisches, psychologisches Problem war. Der Osten ist zuallererst verunsichert und gehört auf die Couch, nicht in die westliche Zwangsjacke. Und die Psychologen dürfen um Gottes Willen nicht die westlichen Politiker sein. Aber genau das findet jetzt statt. Ideenlose Verwaltungshengste, oder abgetakelte Sprücheklopfer, haben wir hinübergeschickt. Dabei brauchen sie selbstbewusste Profis mit Fingerspitzengefühl und historischem Verständnis.
All das zusammengelegt ergibt einen großen Berg an Schutt, den Deutschland angesammelt hat. Der Spruch einer Wendezeit, den die CDU bei Regierungsantritt propagiert hat, verkehrt sich fatal ins Gegenteil dessen, was die Partei damals meinte. Sie haben das Land gewendet, aber nachhaltig zum Schlechteren. Denn es hat sich nicht erneuert, sondern hat nur eben die Substanz fortgeschrieben und aufgefressen.
Es wird ein hartes Stück Arbeit geben, über viele Jahre, bis das Selbstvertrauen, das echte, das aus messbarer Leistung erwächst, wieder da ist. Erst dann sollte es möglich sein wieder etwas auf den Putz zu hauen. Jetzt geht es nur ums Ärmel aufkrempeln. Parolen, Sprüche und Altersweisheiten sind out, hoffentlich kapieren wir das endlich.
22. Februar: Hauskonzert mit Abiturienten. Sie sind wunderbar. Wie sie sich verändern, wenn sie ihre Braut in die Arme nehmen. Die Braut, die sie immer begleitet, kaum im Stich lässt und für ein Leben lang mit ihnen zusammen sein wird. Sie hat viele Namen diese Braut, und noch mehr Klänge, und sie ist fordernd, bis zum Äußersten. Man sieht es ihnen an, kaum dass sie das Instrument ansetzen. Eine kurze Konzentration und sie sind ein anderer Mensch. Sie werden schlagartig erwachsen, erwachsen im Sinn der gesammelten Erfahrung dessen, der stundenlang geprobt hat, der weiß, dass er dieser Aufgabe gewachsen ist. Ich genieße diese Selbstsicherheit der jungen Menschen, und ich freue mich, dass Tara dazu gehört.
Am selben Tag ist Elena nach Australien abgereist. Toll wie sie das alles organisiert hat. Wir konnten richtig sehen, wie sie an der Aufgabe wuchs. Natürlich war sie am Ende nervös, aber sie hatte sich immer ganz unter Kontrolle, und sie wird zurückkommen und stärker sein als zuvor. Es ist ein gutes Gefühl starke Kinder zu haben.
20. März: Welch eine Tour, der Ferne Osten in zwei Wochen. Unvorstellbar und unsinnig das ganze, sollte es den Anspruch der Vollständigkeit erheben. Aber das tun wir nicht. Nur schnuppern war möglich. Da ein hastiger Blick in eine Gasse, dort der Eindruck eines Hafens und immer wieder Restaurants der Luxusklasse, gepaart mit Flughäfen, Autofahrten und dem unbestimmten Gefühl nur gerade den Lack der besuchten Länder zu sehen.
Angefangen haben wir in Singapur. Es half, dass wir schon einmal dort waren, im Sommer letzten Jahres. Damit war die Anlaufangst wesentlich gedämpft. Entsprechend entspannt war dann auch der Umgang mit der Belegschaft und mit den Geschäftspartnern. Was aber erneut verblüffte, ist die enorme Dynamik dieses Stadtstaates. Das Selbstbewusstsein ist beachtlich und keineswegs aufgesetzt. Was stark zu spüren ist, sind die alten britischen Kolonial-Strukturen vom Cricket Club bis zur live music im Innenhof des Raffels, während die Besetzung durch die Japaner kaum Spuren hinterlassen hat. Die Stadt strahlt die Aura eines riesigen Handelshauses aus. Jeder Deal ist willkommen, sofern es sich in der Zukunft nur rechnet. Mit ähnlicher Mentalität müssen die Phönizier des Altertums gearbeitet haben. Ob diese Grundlage zu mehr reicht, als zu einem gefüllten Geldsack, ist fraglich. Aber ein voller Geldsack ist einiges besser als ein leerer.
Die gleiche Einstellung scheint Hongkong anzutreiben. Geld zu bewegen ist die dominante Parole. Je schneller desto besser. Die Finanz-Paläste ragen als Mahnmale des Mammons in den grauen Himmel. Trotzdem ist die Silhouette der Stadt, vom Hafen aus, eine der schönsten der Welt. Ein Gesamtkunstwerk, komponiert aus Architektur, Geldgier, Menschenverachtung, Energieumsetzung und gelebter Technologie.
Allenthalben ist New York. Das gleiche rauhe Lebensgefühl, die Hetze, die Selbstzentrierung der Menschen auf den Straßen. Und dann auch wieder das überbordende Leben, das aus den unteren Etagen der Steinwüsten quillt.
Aber auch unübersehbar die Wohnverhältnisse. Gepackt und unhygienisch. Großfamilien auf kleinstem Raum, zusammengepfercht in Funktionseinheiten. Es sind keine Wohnungen, diese Höhlen hinter blinden Fensterlöchern. Wohl eher kleine Fabriken mit Schlafgelegenheit. Hier verbirgt sich der wirtschaftliche Aufschwung Hongkongs. Ein GNP auf westlichem Niveau, erreicht auf dem Rücken moderner Kulis, deren Konsumverständnis und den fordernden Bildern der Werbung, die sie zu modernen Sklaven machen. Oder ist es nur der nackte Drang zu überleben, und alles andere, der Lärm, die Hektik, die Unsicherheit, sind nur Ausdruck und Nebenprodukt dieses menschlichen Antriebs, der damit einsetzt, dass wir geboren werden, milliardenfach. Asien als gesichtslose Reproduktionsmaschine, ist das die Zukunft der Welt? Gejagt, getrieben von den Segnungen des Elektronik-Zeitalters. Erholung in Pachinko- und Karaoke-Palästen, bewusstlos gelärmt? Natur, nichts anderes als unzuverlässiges, noch dazu vergängliches Erscheinungsbild, das weitaus ansprechender über Video vermittelt wird.
Wir essen ausgezeichnet in einem kleinen Fischrestaurant an einem der vielen Nebenhäfen. Am nächsten Tag bezahlen wir alle bitter dafür. Das Wasser muss es gewesen sein. Shanghai wird dadurch zu einem gebremsten Vergnügen.
Bereits der Flugplatz und dann die Fahrt ins Hotel sind eine andere Welt. Obwohl allenthalben sichtbar ist, dass sich die Stadt im Umbruch befindet, ist noch vieles beim Alten. Nicht die Autos sind König, sondern die Fahrräder. Die Fußgänger benutzen die Straße wie einen Gehsteig. Alles findet gemeinsam statt. Fahren ist ein Vorwärtstasten, das Kreuzen von Straßen ein Willensakt für gute Nerven.
Das Hotel, Shanghai Hilton, könnte irgendwo sein, eine amerikanische Kopie irgendwohin transferiert. Der Besuch bei Xin Xin ist dann schon ganz anders. Das ist noch Industrie der 30er Jahre. Schon die Abholung ein Novum. Alter klappriger Peugeot 505 Stationwagen. Sieben Personen müssen hinein und schaffen das auch. Die Heckklappe klemmt und der Scheibenwischer braucht gelegentlich einen Schubser mit der Hand, um den Schmutz in Schlieren abzukratzen. Nigeria vor 20 Jahren war nicht anders, und Teile Russlands sind vermutlich noch schlimmer.
Als wir ankommen, dann eine Fabrik aus dem vorigen Jahrhundert. Keine Heizung im Gebäude, die gibt es erst oberhalb eines bestimmten Breitengrads. Die chinesischen Verhandlungspartner kommen im doppelten Pullover mit Kunstlederjacke. Für uns besorgen sie ein tragbares Heizgebläse. Wir schreiben noch an eine Tafel und pinkeln in der Toilette an die Wand. Trotzdem, hier werden auch Raketen gebaut, die sogar fliegen. Nur das ist leichter als Medizintechnik, die täglich und zuverlässig funktionieren muss. Trotzdem wollen wir zusammenarbeiten. Sie scheinen sehr Willens dazu, aus welchen Gründen immer. Auch wenn es nur ihre Arbeits- und Umweltbedingungen erleichtert. Der ganze Dialog findet über Dolmetscher statt, damit ist jede Spontanität im Eimer. Das Abendessen wird zum Ritual und zur Pein. Beim letzten Gang verweigert sich der Magen. Susan und Eicher sind schon lange verschwunden. Ich bin der Obermops, kann nicht weg und möchte doch so gern. Zum Glück erholt sich Lo Wing Fai und hilft mir aus.
Am nächsten Morgen eine bleierne Stadt, kalt und regnerisch. Alles grau bis auf die lustigen Regencapes in allen Farben. Wir sind gern wieder unterwegs, diesmal nach Tokio.
Ich freue mich auf diese Stadt, nicht vergleichbar zu irgendeiner anderen, die ich kenne. Trotz des hohen Entwicklungsstandes und trotz der jahrzehntelangen amerikanischen Einflüsse, hat Tokio etwas Ur-Japanisches. Diese Stadt ist die Speerspitze der japanischen Wirtschaftsmacht, und nimmt den Anspruch gelassen an. Mit der gleichen Gelassenheit, wie sich Paris und London als Weltstädte verstehen. Das Selbstbewusstsein der Japaner ist einmalig. Da ist nicht der Machtanspruch Washingtons, oder das abgeklärte Selbstverständnis eines New York oder Los Angeles, Tokio ist alles zusammen. Neuzeit mit Zukunft, vereint mit tief verwurzelten Traditionen der japanischen Vergangenheit. Eine Stadt, die mit ihrer Verwundbarkeit lebt, sie aber erträgt, ohne die Aufgeregtheit Los Angeles’.
Und dann ist immer wieder dieses abgeklärte Selbstbewusstsein der Spitzenmanager der großen Konzerne zu spüren. Mitsubishi, wohl die Mutter der japanischen Großindustrie, pflegt diese Abgeklärtheit. Sie waren alle draußen in der Welt, sind gebildet, bereit zu lernen. Die klassischen Offiziere einer formidablen Streitmacht. Der Abend im Casino, einer-von-vielen bereits, aber diesmal besonders entspannt. Vielleicht hat die Anwesenheit Susan's dazu beigetragen. Es ist auch jedesmal überraschend für mich, mit welcher Entspanntheit sie sich in einem völlig neuen und potenziell brisanten Umfeld bewegt. Sie ist eine starke Stütze, und ich habe den Eindruck, dass ihr dieses Neue kennenzulernen auch großen Spaß macht. Und sie liebt es, bewundert zu werden.
Am Sonntag dann vier Stunden Kabuki Theater. Wohl mehr Historienspiel oder Bilder einer Poesie. Es war nie langweilig, nur heiß. Die Musik bzw der Gesang der begleitenden Musikanten völlig fremd. Das Essen danach in einer bezaubernd einfachen Atmosphäre. Ich liebe diesen rohen Fisch, der wie Butter auf der Zunge zerfließt. An einem Abend mit der Belegschaft ein exzellentes Abendessen in klassischer japanischer Tradition. Die Speisen eine Augenweide, jedes einzelne Gericht. Die Geschmäcker fast alle ungewöhnlich, teils fremd, nie abstoßend, immer von einer ausgewählten Klarheit. Die Umgebung höchst beruhigend in ihrer Schlichtheit. Die Tatamimatten strahlen Wärme und Sauberkeit aus, und die Bedienungen sind von ausgesuchter Höflichkeit. Alles was ich in Europa oder Amerika dazu erlebt habe, wirkt aufgesetzt, die Bereitschaft zu dienen nur angelernt. Hier kommt sie aus Überzeugung, und es macht Spaß den Service anzunehmen.
Nach drei Tagen weiter nach Taipeh. Überraschend und völlig anders als Japan. Auch anders als Shanghai, nicht nur wegen des Entwicklungsvorsprung. Taipeh ist und bleibt chinesische Provinz, vielleicht auch besetztes Gebiet. So ganz scheinen sich die Taiwanesen nicht als Chinesen zu betrachten. Nur was sind sie dann? Für ein eigenständiges Volk fehlt ihnen das Selbstverständnis. Aber ich sollte so etwas nicht sagen, nach einem knappen Tag in der Stadt. Die Aufnahmefähigkeit ist beschränkt auf das kitschige Fischrestaurant mit gutem Essen in einer lebendigen Ladenstraße. Dort immer wieder die Schlangen-Verkäufer, deren Geschäftsbasis der Aberglaube der Chinesen ist. Die Tiere tun mir leid, die Art, wie sie geschlachtet werden, zeigt einen Wesenszug der Asiaten, der uns zunehmend fremder wird. Diese Bedenkenlosigkeit Leben zu zerstören, das nicht beliebig ereuerbar ist.
Shanghai dagegen ist China. Nie spürt man einen Zweifel in dieser Stadt. Sie wird gewinnen. Wird zu alter Pracht aufsteigen und ist bereit dazu den Preis zu bezahlen. Auch dann, wenn es den heutigen Machthabern nicht passt. Es wird ein langer und beschwerlicher Weg werden und das Ziel ist alles andere als klar. Aber dass die Stadt aufgebrochen ist auf diesem langen Weg, darüber gibt es keinen Zweifel.
Als wir zurückfliegen, unbequem und lange, da weiß ich, dass es noch viele Besuche in dieser Region geben wird. Die Zukunft hat gerade erst begonnen, und ihr Fundament ist eine lange, faszinierende Vergangenheit. Es hat sich doch gelohnt Stillwell in China (Barbara Tuchman) zu lesen. Und was kommt jetzt?
April: Seltsam, dieses Gefühl der letzten Monate. Beruflich scheint es um mich herum immer kritischer zu werden. Das Geschäft stabilisiert sich zwar, aber ob es von Dauer ist, ist fraglich. Ich verliere gute Leute und bin mir nicht sicher, dass sie so einfach ersetzbar sind. In jedem Fall stehen beachtliche Veränderungen bevor.
Was mich so ruhig sein lässt, ist vermutlich die wachsende Distanz zu dem was ich tue. Und das ist gut so. Susan und die Kinder profitieren davon und ich selbst auch. Der Magen und Darm haben sich gebessert. Auch nicht schlecht. Was soll ich auch der Einzige sein, der sich allzu große Sorgen um das Geld anderer macht, oder um die Jobs der Kollegen und Mitarbeiter, die dann doch zum für sie bestmöglichen Zeitpunkt abspringen. Dabei bin ich ihnen gar nicht böse. Der Nebeneffekt ist, dass ich endlich auch wieder zu leben beginne, auch wenn das gelegentlich weh tut, wie die zwei Reitstunden heute. Aber beide Pferde, obwohl Schulpferde, gingen gut, trotz des blödsinnigen Gebrülls der Reitlehrerin. Mir sind einfach diese Militärkommandos in Deutschland zuwider. Deshalb höre ich erst gar nicht hin, und dann gerät immer die ganze Abteilung, wieder so ein blödes Wort, durcheinander. Dabei sind die heutigen Reitlehrer gar keine gescheiterten Offiziere mehr, sondern in der Regel sitzen gebliebene Walküren, denen duschen und ziviler Umgangston ein Gräuel sein muss. Aber ich plane ja nicht mit einer Reitlehrerin zu verkehren, sondern bestenfalls mir ein Pferd zu besorgen. Und das auch nur, wenn die Rückenschmerzen und Muskelverkrampfungen wieder besser sind. Bin ich nun ein alter Depp oder nur untrainiert?
Und dann lese ich japanische Räuber Romane, Musashi, das ‚Vom Winde verweht’ Japans, sagt die Einführung. Vielleicht gefällt es mir deshalb, weil ich jetzt emotional nach Asien abgefahren bin. Ich bin enorm beeindruckt davon, was dort geschieht. Einfach faszinierend, wie dynamisch die Region abgeht, und das Endergebnis ist überhaupt nicht absehbar.
Ob es das Ende Roms ist? Möglicherweise. Ob alles glatt gehen wird im Übergang, und das neue Rom - Amerika - sich totstellt und aufgibt, ist eher unwahrscheinlich. Und was tut Russland bei alldem? Warten, bis es sich in die Steinzeit dilettiert hat? Das jetzige Gehabe erinnert an das Endstadium eines Alkoholikers, danach nur noch der Kollaps. Nur führt der Kollaps eines Reiches nicht direkt ins Grab, er löst in der Regel Erdbeben aus, und viele Menschen gehen unter in Schutt und Asche. Vielleicht ist es aber auch ein Neubeginn. Jeder Neubeginn ist auch eine Chance - welch ein Allgemeinplatz - und doch stimmt er. Nur Chance für was? Menschliche Freiheit, wirtschaftliche Erholung, ideologische Verspannung und schließlich Krieg? Eine Chance für die neuen Schindlers? Nur wenige von ihnen bleiben Mensch, oder werden Mensch als neue Erfahrung.
Das einzig Sichere ist, dass wir eine Welt im Umbruch vor uns haben, dass wir mitten drin sind, und niemand weiß, was dabei herauskommt.
12. April: Wieder bin ich unterwegs nach Orlando, um im TRS-Fall auszusagen. Es ist ein nicht endender Albtraum. Das Lesen des Transkripts der letzten Aussage bringt alles wieder in Erinnerung und die Frustration wächst gewaltig. Die Entscheidung damals, beim E4-Fall, zu setteln, war ein grober Fehler, und die Anwälte, die uns diese Empfehlung gaben, sollte man auf den Mond schießen. Stattdessen sind wir immer noch mit derselben Truppe zusammen. Es ist als bewegten wir uns seit Jahren auf der Stelle.
Gleichzeitig ärgere ich mich immer wieder über mich selbst. Im Transkript kommt ein Mann zum Vorschein, der mir nicht gefällt. Zum einen will er alles wissen, will über alles informiert sein und wird unsicher, wenn es ganz augenfällig nicht der Fall sein kann. Zum anderen will er gefallen, neigt dazu die Zuhörer zu beeindrucken, indem er Dinge beantwortet, die gar nicht gefragt werden. Ein gefährliches und gleichzeitig törichtes Gehabe. Und dann diese unpräzise, ausschweifende Sprache. Bei der kommenden Aussage muss ich an allen Punkten arbeiten.
Wir haben nichts verbrochen und unsere Gegner sind nichts als schlaue Gauner, die das amerikanische Rechtssystem gekonnt zu ihrem Vorteil nutzen. Dagegen haben wir nur begrenzte Chancen. Großkonzern, noch dazu aus Deutschland, gegen Kleinunternehmer, denen von Haus aus alle Sympathien gehören. Da ist es schwer zu gewinnen. Die Jury, noch dazu in der Mehrzahl Hausfrauen, denen das ganze Thema zutiefst zuwider ist, und die lieber zu Hause die Seifenopern sähen, wie soll da auch nur ein Argument hängen bleiben. Es ist auch kaum erklärbar, denn die andere Seite lügt, dass sich die Balken biegen. Dass die Kerle alle reich wurden durch die Einführung der ESWL, das will heute keiner mehr hören. Doch der Mensch ist ein mieses, geldgieriges Tier, nicht alle zwar, aber eine ganze Menge.
Das Gute daran ist nur, dass ich weder der Richter, noch einer der Anwälte, noch ein Schöffe bin. Meine Zeugenaussage ist nach ein paar Stunden zu Ende, für sie geht das Trauma noch einige Wochen weiter.
Es ist einige Monate her, dass ich in den USA war. Vor allem war diese lange Asien-Strecke dazwischen. Vermutlich deshalb meine Verblüffung über das Erscheinungsbild des Landes. Fast so, als wäre das ganze Land ein einziger Maskenball. Jeder trägt als Kleidungsstück die wüstesten Sachen, nur damit er sich möglichst bequem fühlt. Dabei sehen sie am Ende wieder alle gleich aus. Was am meisten auffällt, ist die fast völlige Missachtung der eigenen Körper. Die fließen in alle Richtungen, uferlos quilt das Fleisch, und hemmungslos wird auf der Straße, im Flugzeug, gelebt. Gelebt auch auf Kosten des Anderen, der nicht gerade angegähnt oder angequatscht werden will.
Aber dann dauert es nur ein paar Stunden, und die Menschen sind wieder offen, unkompliziert, unternehmungslustig und verblüffend geradlinig. Vor allem aber sind sie hilfsbereit, so sehr sogar, dass es schon wieder einmalig ist. Am Ende bin ich immer wieder ein großer Freund Amerikas, auch wenn ich vieles ablehne, am meisten die Oberflächlichkeit der meisten Leute.
Es geht in Ordnung, falls sich eines der Mädchen für Amerika entscheidet, auch wenn es weh tun wird, sie nicht mehr um uns zu haben.
Immer wieder ist die Lustlosigkeit und Oberflächlichkeit der amerikanischen Provinz zu spüren, sich mit internationalen Themen zu beschäftigen, die keine direkte Bedrohung für das Land bedeuten. Bestenfalls wird über Bosnien berichtet, wo ein amerikanischer Bomber einen alten Panzer geknackt hat. Dass das Morden immer weitergeht, und dass der Konflikt in den Familien so tief verwurzelt ist, dass Bomben keinen Ausweg bringen, wird kaum angeschnitten. Und schon weiß ich, kaum dass ich es niederschreibe, dass die Aussage nicht stimmt. Denn es sind die Amerikaner, die den Waffeneinsatz nur deswegen betreiben, um die Parteien an den Verhandlungstisch zu zwingen. Denn irgendwann muss wieder ein Status gefunden werden, der es den Menschen ermöglicht zusammenzuleben. Das geht aber wohl lange nicht in einer Dorfgemeinschaft, und nur mit ungeheuren Belastungen in den Städten.
Ist es besser den Konflikt ausbluten zu lassen, bis alle Parteien so erschöpft sind, dass ihnen gar nichts anderes übrig bleibt als der Kompromiss des Zusammenlebens? Nur das kann lange dauern in einem Land, das eben erst der Blutrache abgeschworen hat. Und trotzdem hängen die Menschen an den gleichen Welt-Medien, wie alle anderen sechs Milliarden auch, halten sich für Weltbürger, aber den serbischen oder muslimischen Nachbarn schließen sie aus. Ein absurdes Theater, das keinen Sinn ergibt. Ionescu gelebt. Welch ein Grauen, wenn die Bühne plötzlich Realität wird. Die Menschen verstehen nichts mehr. Der Soldat nicht, warum er schießt, der Vater nicht, warum er Kinder gezeugt hat, der Arzt nicht, weshalb er helfen soll.
Keiner weiß mehr, warum er überhaupt irgendeine Rolle spielt. Die Kinder sind noch am besten dran, der Krieg ist ihre Welt, sie kennen nichts anderes, sie wachsen zu verformten Monstern heran und denken sich nichts dabei, denn als Monster werden sie nur von anderen erkannt. Von denen, die durch ‚Humanität’ oder durch Realpolitik den Krieg verlängern. Später, wenn die erwachsenen Kinder dann aus Versehen auf der Couch eines New Yorker Psychiaters landen, erfahren sie, dass sie Monster sind. Dabei hatten sie sich gerade an New York gewöhnt, das sie in vielem an ihre Kindheit in Gorazde oder Sarajevo erinnerte.
Ob es jemanden gibt, der Vukovar malt, so wie Picasso Guernica gemalt hat? Kann nicht sein, denn wer erinnert sich denn noch an Vukovar. Die vergewaltigten Frauen schweigen aus Scham. Ihre Männer sind entweder gefallen, oder wollen die Schande nicht ertragen. Die Häuser sind zerstört, die Sprüche der lokalen Größen über Wiederaufbau und neue Blüte hängen wie hohle Gebetslappen an den zerschossenen Bäumen.
Und all das ist nur 300 km entfernt. Nicht in Somalia oder Ruanda, wo wieder hunderttausende an den Straßenrändern nächtigen, weil sie das nächtliche Abschlachten fürchten. Nicht durch den Feind, sondern durch den Nachbarn.
Wir sind zu viele geworden. Dem Menschen graut es vor dem Menschen, er ist sich selbst der größte Feind. Und über all dem schwebt ein großer Geist und lächelt, denn für ihn ist es nur ein unbedeutender Augenblick der Ewigkeit.
19.Mai: Wir haben ein neues Firmen-Baby in Singapur gegründet. Dafür bin ich für zwei Tage in die Stadt gedüst. Ein kompletter Wahnsinn. Aber die Asiaten sind empfindlich, wenn es um kleine Signale geht, und so musste ich eben. Wollte es aber auch, denn an dieser Geburt habe ich seit zweieinhalb Jahren gearbeitet, und jetzt hoffe ich, dass das neue Baby wächst und gedeiht.
Auf alle Fälle wird dies ein echter Test der Kooperationsfähigkeit der DMT. Wenn es gelingt, könnten daraus enorme neue Kräfte wachsen und ein erfahrenes und gestähltes Management. Den ersten Eindruck erhalte ich gleich morgen, wenn ich das unterschriebene Vertragswerk einkippe. Bisher haben die meisten Mitarbeiter darauf gebaut, dass dieser Kelch einer Zusammenarbeit mit einer Horde von Chinesen, an ihnen vorübergeht. Aber nein, wir werden noch einen rotchinesischen Trumpf draufsetzen. Nur hoffentlich übernehmen wir uns nicht bei der ganzen Sache. Wenn es aber klappt, dann haben wir einen tollen Schachzug im Dauerwettbewerb mit Siemens gewonnen, der unseren Marktanteil in der Lithotripsie beachtlich steigern müsste. Außerdem habe ich mir einen Traum verwirklicht und dieses phänomenale Verfahren auch zu jenen gebracht, die es sich normalerweise nicht leisten können. Dann fehlt mir nur noch der fliegende Lithotripter mit Begleitarzt, damit ich das Verfahren auch in das letzte Pampas Dorf bringen kann. Darüber muss ich noch mit Kleinert reden, der hat ein Faible für so etwas, und macht vielleicht etwas Geld locker dafür. Du bist und bleibst ein alter Träumer, Polzer.
Ende Mai: Blendend, dieses Weiß einer leeren Seite. Alles kann drauf geschrieben werden, alles, was diese graue Gehirnmasse hergibt. Dabei sitze ich allein auf einer gemähten Wiese, zwischen Kirsch und Maulbeerbäumen und blicke hinunter ins Merse-Tal bei Orgia.
Hinter mir studieren Tara und Yoko ein Klarinette- und Geigen-Duett ein und ich müsste glücklich sein. Doch dieses Gefühl ist nicht beliebig abrufbar. Jetzt sei glücklich! Du hast alles was du brauchst! So geht das nicht.
Wir sind zurück in einer der schönsten Landschaften Europas, und es ist wieder wie eine Heimkehr. Vielleicht ist es nur die Einfachheit und Ballance des Hauses. Aber das wäre zu simpel. Der Aufbruch einer ganzen Kultur zu neuen Ufern konnte nur aus einer solchen Umgebung kommen. Nicht aus der Enge der Augsburger und holländischen Krämerseelen, die zwar Geld gaben, aber keine Sonne für den Geist. Auch nicht aus dem Verständnis der englischen und französischen Königshäuser, die zu sehr damit beschäftigt waren ihre Machtstrukturen und Verwaltungen auszubauen, um noch viel Zeit übrig zu haben, sich mit Kunst zu beschäftigen. Und schon gar nicht aus der Kirche, die sich verzweifelt bemühte, ihren Alleinvertretungsanspruch aufrechtzuerhalten, obwohl es schon längst nichts mehr gab, an das sich dieser Machtanspruch noch klammern konnte. Daran änderte auch nichts, dass Franz II Leonardo da Vinci nach Frankreich holte, wo sein Genie verkümmerte, weil ihm die geistige Herausforderung der Umgebung fehlte. Oder dass Gregor und Julius einen Michelangelo förderten. Er brauchte trotzdem immer wieder den Florentiner Nährboden, auch wenn es nur der Wettstreit mit Bramante und später Rafael war.
So was war das Phänomen der Renaissance überhaupt? Glückliches Zusammenspiel von Sonne, Boden, Menschen und geistiger Reife, alles zusammengefasst und durch die Medici zu herrlicher Blüte gebracht? Oder einfach nur einer jener historischen Zufälle, die stattfinden, obwohl sie eigentlich nicht sein sollten. So wie der Duce, oder Hitlers Gewaltexzesse, die jedes Vorstellungsvermögen überstiegen und trotzdem existierten. Gegen jede Vernuft zwar, aber trotzdem nicht weniger real.
Wie kriegt man einen Kramladen voller Eindrücke halbwegs sortiert. Es ist wie Elenas Zimmer, vollgestopft mit Dingen, die durch die Augen ins Gehirn gelangen und sich dort festsetzen als Bilder. Manchmal mit Querbezügen, wobei die Gerüche und Geschmäcker sehr schnell verblassen, übrig bleibt immer nur das Bild.
Das Bild der gestreiften Hallengewölbe der Kathedralen. Die vertrauten Gesichter der Madonnen Filipo Lippis, oder die abwesenden Augen der Figuren Botticellis, die mit verklärtem Blick in eine unbekannte Zukunft schauen. Dazwischen die Wellen einer Landschaft, die sich, seit Jahrtausenden bewohnt, in immer neuen Farbspielen zum Meer hinneigen. Dann die Mutter, die ihr Kind in völliger Vertrautheit an die Brust drückt, ihr Profil halb erleuchtet. Berührung fördernd und Nähe, auch das Gefühl von Vergänglichkeit, die Ahnung des Todes.
Fast mannshoch ist das Gras, das sich im kurzen Licht des Feuers in einen Wall verwandelt, undurchdringlich. Und dann der Sternenhimmel in einer längst vergessen Klarheit. All das haben wir verloren mit unserer Zivilisation, unseren in Beton gerahmten Lebensräumen, die den Geist erdrücken und den Körper umklammern. Dabei brauchen wir mehr denn je die Gewalt der Idee, die sich Bahn bricht, trotz allerlei Behinderung.
Darum besser nicht sortieren und katalogisieren, sondern sammeln und geduldig auf den Moment warten, an dem sich die Fragmente zu einem Mosaik formen. Und vielleicht ist es dann etwas Neues und Schönes.
3. Juni: Kaum, dass die Zeit in Orgia zu Ende geht, beginnt sich meine Gedankenwelt auf die Firma zu konzentrieren. Oder ist es gar nicht die Firma, sondern nur das, was ich mit ihr anfangen möchte. Möglicherweise war es das immer. Der Druck kommt nicht vom Bemühen um Lösungen, sondern vom Frust der unerfüllten, und unerfüllbaren Wünsche. Dem Ärger über die mangelhafte Leistung anderer, nicht sachlich begründbar, sondern nur Idealvorstellung. Vorstellungen, die sich an der Realität der Firma, deren Besitzverhältnissen, Fähigkeiten und äußeren Umständen reiben. Das wäre plötzlich eine völlig andere Sichtweise auf das, was mich seit Jahren mit jeder wachsenden Aufgabe verfolgt. Ich darf meine Erwartungen nicht in den freien Raum richten, sondern muss mich gleich am Anfang an den realistisch machbaren Möglichkeiten orientieren.
Das beginnt schon bei der Übertragung von Verantwortung. Sowohl das Zuwenig, als auch das Zuviel, erzeugt ein Problem. Wo aber liegt die Balance, die Bandbreite, die vom Einzelnen er- und getragen werden kann. Das Befragen des jeweiligen Kandidaten nützt gar nichts. Entweder er ist faul, dann sagt er es nicht, oder er ist ehrgeizig über seine Fähigkeiten hinaus, dann bricht er ein. Also helfen nur das Beobachten und das schrittweise Aufbauen mit immer wachsenden Herausforderungen. Vielleicht sollte ich das Mittel das Psychogramms stärker einsetzen, aber ohne, dass sich der Gemessene herausgefordert fühlt. Er muss es wollen, als würde er in einen Spiegel sehen, um sich selbst zu erkennen.
Nur was lässt sich mit der Sprache anfangen. Sie liegt über allem, wie ein schwerer Samtmantel an Missverständnissen. Nicht nur für die Fremdsprache gilt das, mehr noch für jene Dialoge, die in der gleichen Muttersprache ablaufen, wobei aber jeder die Sprache als anderes Instrument versteht. Der eine als Knüppel, der andere als Florett, und wieder Andere als reines Mittel der artikulierten Emotion. Damit wird Kommunikation fast unmöglich. Der Psychoanalytiker ficht mit dem Bioanalytiker und beide haben sie zusammen dem Juristen und Bürokraten nichts zu sagen. Nicht inhaltlich besteht die Kluft, obwohl diese schon tief genug ist, sondern in Wahrheit emotional.
Der General, dessen Aufgabe es ist im Ernstfall den Einsatz von Menschenleben zu fordern, ja zu bestrafen, wenn das Leben nicht bereitwillig gegeben wird, ist kein Gesprächspartner für eine Hebamme. Nicht weil sie sich nicht verstehen in der Wahl ihrer Wörter, sondern weil die Wörter des Anderen im Inneren nichts zum Klingen bringen. Nichts wird ausgelöst im Anderen, das ihn dazu bewegen könnte, etwas für den Anderen zu tun. Damit bleibt alles hohles Gerede. Unnötige Wortmakulatur, die besser ungesagt geblieben wäre, denn das Ergebnis sind nicht anderes als Konfrontation und Verspannung. Wobei keiner weiß, was die eigentliche Ursache ist.
Wenn ich zurück bin, werde ich handeln. Mager und Seibold sollen ihre Chance bekommen. Benedetti ändert sich nicht mehr, er spielt nicht fair und weiß es nicht einmal. Er ist vermutlich dümmer als ich glaubte. Er muss raus. Der Unterschall muss bis auf die Knochen zusammengestrichen werden. Ein letzter Versuch, das Geschäft auf die eigenen Beine zu stellen. Wenn das neue Gerät funktioniert, führen wir es unter eigenem Namen ein. Damit ist die unselige Acoustic Imaging Vergangenheit zu Ende. Wenn das auch nicht klappt, machen wir dicht.
Langer scheidet aus, damit ist ein weiterer Unruheherd behoben. Den Vertrieb baue ich um und verstärke das Programmmanagement.
Damit bleibt nur noch die Gesellschafterfrage. Das wird wohl der schwierigste Teil. Denn fast alle Trümpfe sind in der Hand von jemand Anderem. Außer es gelingt mir von Gary Wood ein gutes Angebot zu erhalten, damit die DASA nicht mehr nein sagen kann. Es ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Nur muss ich wissen, wer seine Geldgeber sind. Eine Schubladen-Gesellschaft, wie Omni alleine, reicht nicht aus. Es muss am Markt erklärbar sein, sonst werden wir einfach an die Wand gedrückt. Trotzdem haben wir jetzt eine bessere Chance als je zuvor. Wir haben ein breites Spektrum an Produkten, wir sind stark in der Umsetzung von Technologien in andere Anwendungen und das Medizinumfeld wird sich stabilisieren, da sorgt schon die Alterspyramide dafür. Also weitermachen, entspannen, Vertrauen sammeln und ein Problem nach dem anderen lösen.
1. Juli: Mein Amerika Bild wird immer verwaschener. Und ich fange wieder an mich über die Oberflächlichkeit der Mehrzahl der Menschen zu ärgern. Es gibt kaum ein Thema, das mit irgendeiner Tiefe diskutiert wird, und das Fernsehen mit seiner Sensationslust, fördert diesen Prozess der Verdummung ganz außerordentlich. Beruhigend ist nur, dass Einzelne, immer häufiger anfangen sich zu wehren. Der verzweifelte Ausruf im Lockerroom des Tennisclubs gibt Hoffnung. Der Bursche ist knapp dreißig und kann die Berichterstattung über O.J. Simpson nicht mehr ertragen. Das ist wohltuend. Fängt doch einer an, darüber nachzudenken, dass er vereinnahmt und verarscht wird. Damit bleibt die Hoffnung, dass das Medium Fernsehen an der selbstgewählten Konzeption des kleinsten gemeinsamen Nenners erstickt. Es wäre ein ertragbarer Verlust.
15 Juli: Diese fressende Wut, wie sie plötzlich aufbricht, weil die Schere fehlt, weil der Auftragseingang nicht kommt, weil wieder einer gekündigt hat, und weil gegen all das nichts zu machen ist. Es ist die Hilflosigkeit dessen, der entscheiden muss, aber nicht mehr sieht, was mit der Entscheidung passiert. Es ist die Angst des Perfektionisten, der in einem Spannungsfeld lebt wie eine Sprungfeder. Es ist auch der Ärger darüber, dass eine gute, emotionale und besorgte Arbeit zerstört wird durch nachlaufende Nummernzähler, die immer nur in der Vergangenheit leben. Einer Vergangenheit, die berechenbar ist, weil bekannt. Ist diese gut, so ist der Kredit auf die Zukunft fast unbegrenzt. Ist sie aber schlecht, dann ist kein Hund hinter dem Ofen vorzulocken.
Dann sind es die Menschen, immer wieder sagen sie eines und tun etwas anderes. Sind sie geborene Lügner? Manche ja, andere wissen nicht von was sie reden. Bei wieder anderen ändern sich die Umstände laufen. Damit prallen die Gegensätze voll aufeinander: Restriktive Bestandspolitik gegen expansive Produkteinführung. Ordentliche Fertigungsplanung gegen flexibles Marktverhalten. Persönliche Motivation gegen Bürokratie. Dabei ist all das völlig normal, gehört zum Alltag jeder menschlichen Zusammenarbeit.
Es ist frustrierend, aber gleichzeitig auch das Zeichen von Leben. Nur der Tod ist berechenbar, und sogar hier wird um den Zeitpunkt und die Konditionen gefeilscht.
Gedanken wie Türme übereinander geschachtelt. Ohne Mut, das zu sagen, was die Augen aufnehmen. Sogar die Hände sind stärker. Sie tasten die Brüste, klein weich. Der Kopf bleibt unbeteiligt, nichts regt sich. Die Musik ist banal, wird nur wichtig wegen der eigenen Kinder, deren Begeisterung überspringt und das Gefühl des Alterns kurz verscheucht. Das Theater, simpel, warum auch nicht. Wie sollten sie es anders spielen, wo sie doch nicht wissen, was sie spielen. Im Fernsehen und im Kino haben sie Emotionen gesehen, ihre eigenen sind ganz anders. Sie glaubt man sich als Stars, etwas unsicher zwar, aber trotzdem überzeugt das Zeug dazu zu haben. Es wird sie prägen für den Rest ihres Lebens und die meisten werden sich keine Gedanken darüber machen welch gottverdammter Zufall sie zu dem gemacht hat, was sie sind.
Nichts ist drin in diesem Kopf, der ewig selbstbezogen schwafelt. Aber der Körper ist schön und hat bereits Angst vorm Verwelken. Sie kommt in Höschen und weit geschnittener Seidenbluse. Die Brust nur flüchtig verdeckt. Das ganze Wesen atmet Narzissmus und lässt ahnen, dass alles hinter der Verpackung kalt und ängstlich ist. Ich hatte nie geglaubt, dass Frauen sich als Spielzeug verstehen. Doch sie sind es, nicht alle zwar. Jene, die den Mut hatten von Anfang an zu kämpfen, sind es nicht. Aber was für ein Preis. Sie zahlen mit Einsamkeit und Sarkasmus, mit Intoleranz und Isolation. Aber vielleicht sind sie die Menschen des nächsten Jahrhunderts, frei von sozialem Brimborium, bereit sich zu nehmen, was ihnen gefällt, und den Rest wegzuwerfen wie einen gebrauchten Pantoffel.
Wenn sie das emotional durchstehen, werden sie gewinnen, ohne zu wissen was der Preis war. Aber sie könnten der Anfang einer neuen Gesellschaft sein, einer, die weniger verlogen aber auch weniger zufällig, freiheitlich und verschlampt ist. Sie brauchen die Ordnung und Berechenbarkeit, denn es fehlt ihnen die Kraft, die reine physische Kraft sich durchzusetzen. Man kann sie nicht auf den Schild heben, sondern sie müssen sich die Führerschaft im Kopf erarbeiten. Und sie müssen einen Weg finden, auf dem die Form ihrer Brüste und die Kurve ihrer Nackenlinie, gepaart mit dem Duft ihrer Haut keine Rolle mehr spielen. Aber das ist ein Alptraum, der das Ende der Menschheit bedeutet. Der Meteor-Einschlag, der die Dinosaurier ausrottete, ist ein verschwindendes Ereignis dagegen. Es wäre das Ende der Menschheit durch Selbstauslöschung. Seltsam der Gedanke, ein Parasit, der die Erde verheert durch Egoismus, Gedankenlosigkeit und mangelnde Weitsicht, zerstört sich selbst. Zerstört sich, weil er dem falschen Partner der Paarung das Führen überträgt. Grotesk oder bereits Wirklichkeit? Oder nur die Fantasien eines alternden Mannes, der den Anblick einer Brust unter einer Seidenbluse nicht ertragen kann?
Welche Vorurteile: Sie ist die Leiterin eines Reha Centers für psychisch kranke Menschen.
Man sollte schweigen, nichts als schweigen, denn die Bilder, die sich immerwährend im Kopf formen, trügen gewaltig.
13. August: Wieder einer dieser Flüge in die USA. Der wievielte schon? Es spielt keine Rolle. Sie alle haben nichts daran geändert, dass wir verlieren werden. Mein Optimismus ist nur noch Fassade. Völlig egal, was wir machen, wir werden verkauft und das ist gut so. Für was entscheide ich mich, wenn es soweit ist? Für eine Verlängerung des Spiels mit vollem Einsatz, oder für die Sicherheit, die auch keine ist. Vermutlich wird es ein Augenblick sein, der das entscheidet. Ein Augenblick der Kraft, dann geht es nach links, ein Augenblick der Schwäche, wenn alles flieht, nichts mehr fassbar scheint, dann wird es wohl nach rechts gehen. Vielleicht ist es auch ein Augenblick voller Schönheit, voller Harmonie, dann geht es möglicherweise endlich gerade aus. In Richtung eines Zieles, das verschwommen aus dem Nebel taucht, und ich freue mich bereits drauf es zu sehen. Hoffentlich bin ich nicht zu verbraucht, es auch wirklich zu erkennen.
Tara und Elena sitzen neben mir, das tut gut. Dafür fliege ich gerne Economy. Ich liebe meine Töchter und es macht mir Spaß etwas für sie zu bauen. Hoffentlich werden sie starke Menschen. Auf dem Weg dahin sind sie bereits. Es macht Spaß mit ihnen durch die Museen zu streichen und zu sehen, wie sie auf die Bilder reagieren. Jede ihre Entwicklungsphasen war spannend, und je älter sie werden, desto spannender wird es. Heute Abend bin ich in New York, darauf freue ich mich.
Okay, dieses Spiel wird verloren, aber was heißt das schon. Wir haben bereits gewonnen, als es gelang ein Geschäft zu erhalten, oder besser, zu erneuern, das schon nicht mehr lebensfähig war. Da ist verflixt viel Leben in der Mannschaft. Jetzt ist es völlig egal, wo das Kapital herkommt. Ich will jetzt raus aus der DASA, nicht unbedingt aus dem Daimler-Benz Konzern, aber raus aus der DASA. Da stehen zu viele Veränderungen an, und wir sind zu klein und zu schwach, um in dem Saugwirbel an der Wasseroberfläche zu bleiben. Aber das müssen wir, wir brauchen Luft, und Luft ist Kapital, deswegen müssen wir auch weg vom Ultraschall. Das war unser Waterloo, das und die Gallenlithotripsie. Zwei solche Niederlagen sind nicht verkraftbar. Und doch sagen mir alle Eingeweide, dass wir die Kurve gekriegt haben. Nur was ist das für eine Kurve, und was kommt nach der nächsten Biegung? Das Dumme ist, dass ich nicht entschieden handeln kann, oder rede ich mir das nur ein. Nein, es stimmt, durch den Verkauf vergeht teure Zeit, die wir brauchen, um weiter zu konsolidieren und das Ultraschallgeschäft umzukrempeln in Richtung Therapie und kleinem Nischen-Anbieter. Ich muss, wenn ich zurück bin, noch mal mit Bischof reden, damit er weiß, was ich tun will, und damit wir den Ausstieg beschleunigen. Hoffentlich hat er nicht schon, als zukünftiger Vorsitzender der DASA, abgehoben.
Vor Jahren bereits saß ich hier mit Susan zusammen. 1974 war es und sie ging schwanger mit Tara, was wir beide nicht wussten, aber der Zauber des Skulturengartens des MOMA in New York muss sich trotzdem auf das Kind übertragen haben. Es ist wie damals der gleiche, beständige, undefinierte Geräuschpegel, überlagert durch das Rauschen von fließendem Wasser. Sogar die unvermeidlichen Foto Rituale der Japaner werden hier erträglich. Sie finden nicht in großen Gruppen statt, und die eckigen Stand-Fotos einzelner, junger Japanerinnen durch die Augen ihrer Bettgenossen, sind schon wieder amüsant.
Warum zieht mich dieses New York so an? Schon beim ersten Mal war dieses Gefühl der Geborgenheit vorhanden und es ist mit jedem Besuch stärker geworden. So stark, dass ich mir wünschte Paolo Frescoes Nachfolger zu werden. Von seinem Büro im Rockefeller Center kann er vielleicht im Winter die Schlittschuhläufer sehen, ohne sie wirklich wahrzunehmen, denn seine Gedanken haben sich irgendwo in Asien verfangen. Dort, wo er sich nicht gewünscht hat zu arbeiten. Aber Jack Welsh hat ihm keine Chance gelassen, so wie er keinem, einschließlich sich selbst, eine Chance lässt. Warum habe ich damals den Sprung nicht gewagt? Ich hatte die Chance, aber ich hatte Angst. Angst vor meinem Versagen, Angst vor diesem brutalen Händedruck, Angst vor diesen Augen. Heute nach drei Jahren Marsch durch die Fegefeuer hätte ich die Kraft dazu. Aber ich weiß nicht, ob die Chance wiederkommt. Vielleicht war es aber auch etwas anderes, das mich hinderte zu springen. Dieses altmodische Pflichtgefühl, etwas richtig zu Ende zu bringen. Die Loyalität zu den alten Mitarbeitern, zu Bischof, zu mir selbst. Ich hätte nach dem Treffen mit Paolo Fresco hierherkommen sollen, um Kraft zu sammeln, dann hätte ich es gemacht. Aber es ist noch nicht zu spät. Wir brauchen eine dritte Kraft in Deutschland, GE-Medical in Europa braucht Deutschland, und mit Deutschland Osteuropa, und damit bin ich ihr richtiger Mann. Goldman Sachs müsste dabei behilflich sein, das ganze ins richtige Gleis zu bringen. Heute Abend geht es los und ich werde Balsac, Majoll und Picasso zu meiner Unterstützung haben. Am Ende gelingt mir der Brückenschlag zwischen Europa und Amerika doch noch, aber es dauert alles länger als geträumt. Vielleicht hat es dadurch aber auch weit mehr Bestand.
Diese Tropf- und Fließbilder Jackson Pollocks gleichen meinen Kinderträumen. Sie entstehen aus einer perfekten Harmonie und bewegen sich in völliges Chaos. Damals ertrug ich diese Alpträume nicht. Es war das gelebte Chaos des Krieges, der Not um uns herum. Nichts Fassbares gab es für den Jungen, der doch Wurzeln brauchte und Harmonie. Der aufwachte, schweißgebadet und sich fürchtete vor diesen Träumen. Bis er sie dann verstand, auf dem Boden eines Swimmingpools am Akosombodamm.
Kein oben und unten gab es mehr. Der Stoff war stark und hatte die Orientierung genommen. Die Luft ging langsam aus, da kam der Traum zurück, der Kopf wurde klar wie eine frisch geputzte Scheibe. Selbsttherapie mit Hash, Alkohol und gerade noch vermiedener Todesfolge. Ab da wurde alles viel leichter. Afrika war der eigentliche Durchbruch. Danach nur noch an- und aufbauen auf dem Fundament. All das sehe ich in Pollock, ab und zu auch in Maurice Clifford's Arbeit, die nicht im MOMA hängt, aber bei uns.
Indien dann war nur noch Abrundung, das Studium eine Last, Qual der Zahlenreihen und aufgezwängte Strukturen. Die Augen noch offen bei langen Urlauben, ab und zu ein Blick auf die Dinge um einen herum, voller Verständnis für die innere Harmonie. Und dann nur noch Kampf. Kampf um etwas Unfassbares wie Macht, die nichts bedeutet, wenn man sie nicht hat. Wie Geld, das nichts bedeutet, wenn man genug davon hat. Oder die Angst, die lächerlich ist, wenn es das eigene Versagen ist, das sie nährt. Dazwischen die Sucht zu schreiben, sich zu erklären. Mit Frauen im Bett, die nichts verstanden. Warum sollten sie auch. Sie erhielten nichts als ein paar hektische Minuten, danach nur Erschöpfung, Schalheit und Langeweile.
New York ist ein Zauberplatz, das Kunstmuseum, darin der Pollock in grandioser Harmonie mit dem Chaos. Nicht die Zerstörung im Chaos ist grandios, sondern die Ahnung des Neuen, das aus dem Chaos entsteht. Die Harmonie der einzelnen, zufälligen Linie, in ihrem Verhältnis zur Zufälligkeit eines roten Punktes, oder grün oder blau. Pollock muss ähnliche Albträume gehabt haben und sein Swimmingpool war die Leinwand. Aber er hat das Chaos nicht überlebt. Vielleicht ist es in seinem Kopf immer weitergewachsen, bis er es nicht mehr auf Bilder bannen konnte. Welch ein Verlust.
15. August: Jetzt kommen die wirklichen Geier. Kaltschnäuzig, emotionslose Glücksritter, deren einziges Ziel es ist Geld zu machen. Ich dachte, sie wären eingedämmt diese reinen Finanz Typen. Aber ich habe mich getäuscht. Sie kommen daher, Smart looking, Smart talking und nichts dahinter. Industrielle Totengräber, die die kranken Firmen von gesunden aussortieren und sie dem Markt zum Fraß vorwerfen.