Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Ein älterer Mann und seine junge Geliebte auf einer Reise durch Nordafrika, die tragisch endet. Ein Mann versucht in Nigeria Fuß zu fassen und scheitert. Ein Mann verliert sich in seiner Einsamkeit und kehrt nicht mehr zurück. Einer Familie gelingt die Flucht vor dem Bürgerkrieg in Mozambique. Der Versuch einer Frau ihren Geliebten allein für sich zu gewinnen. Eine Zufallsbegegnung. Eine Reise ohne Ende. Die Spannung zweier Liebender, die nicht zueinander finden. Eine junge Frau, mit einem Bein in Nigeria, dem anderen in Berlin, die Klarheit sucht wer sie ist. Eine Frau tötet ihren Mann und verliert alles. Zwei junge Männer unterwegs in Paris. Ein junger Mann steht an einer Weggabelung, die sein Leben verändert. Eine Selbstmörderin entscheidet sich anders.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 248
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Casablanca: Ein älterer Mann und seine junge Geliebte auf einer Reise durch Nordafrika, die tragisch endet.
Lagos: Ein junger Mann aus dem Westen versucht in Nigeria Fuß zu fassen und scheitert kläglich.
Die Krise: Ein Mann verliert sich in seiner Einsamkeit.
Die Flucht: Einer Familie gelingt die Flucht vor dem Bürgerkrieg in Mozambique.
Täuschung: Der Versuch einer Frau ihren Geliebten allein für sich zu gewinnen.
Lust: Eine Zufallsbegegnung.
Nachtschatten: Eine Reise ohne Ende.
Das Ende einer Beziehung: Die Spannung zweier Liebender, die nicht zueinander finden.
Was ich schon immer fragen wollte: Eine junge Frau, mit einem Bein in Nigeria, dem anderen in Berlin, die Erklärungen sucht.
Va Banque: Eine Frau tötet ihren Mann und verliert alles.
Das Motorrad: Zwei junge Männer unterwegs in Paris.
Das Geheimnis: Ein junger Mann steht an einer Weggabelung.
Der Anruf: Eine Selbstmörderin entscheidet sich anders.
Vom selben Autor:
Romane:
Die Weltverbesserer
Tod am Sambesi
The Village
Die im Schatten sieht man nicht
Dunkle Wahrheiten
Das Kuvert
Suchende
Das Verhängnis
Grenzgänger
Kurzgeschichten:
Okavango, Stories I
Sachthemen:
Aufzeichnungen I; 1965-1979
Aufzeichnungen II; 1980-1993
Aufzeichnungen III; 1994-2001
Aufzeichnungen IV; 2002-2014
Aufzeichnungen V; 2015-2019
Aufzeichnungen VI; 2020-2024
Casablanca
Lagos
Die Krise
Die Flucht
Täuschung
Lust
Nachtschatten
Das Ende einer Beziehung
Was ich schon immer fragen wollte
Va Banque
Das Motorrad
Das Geheimnis
Der Anruf
***********************************
Eckhard Polzer
Casablanca
Lagos
Die Krise
Die Flucht
Täuschung
Lust
Nachtschatten
Das Ende einer Beziehung
Was ich schon immer fragen wollte
Va Banque
Das Motorrad
Das Geheimnis
Der Anruf
Mit lautem Knall entlädt sich die Gewitterwolke, die seit dem Brenner über ihnen hing. Schwere Regentropfen prallen auf die Windschutzscheibe und ersticken das Schlagen der Räder auf den Betonplatten der Autobahn. Karl stellt die Wischer auf maximale Geschwindigkeit.
„Nicht gerade einladend das Wetter. Du siehst ja fast nichts?“, sagt Nora.
„Die Rücklichter des Vordermanns reichen mir. Es ist nur ein Aprilschauer, du wirst sehen, das Wetter bessert sich sobald wir das Etschtal hinter uns haben. Vor Jahren, auf dem Rückweg aus Italien, geriet ich hier schon einmal in einen Gewittersturm. Hagelkörner groß wie Taubeneier prasselten auf das Auto, danach sah es aus, als hätte es die Pocken. - Hast du dich erschreckt?“
„Nur kurz, als das Wasser wie ein Hammer auf die Scheibe knallte. Ich mag keinen Regen beim Autofahren. Vor Jahren kam ein Freund von mir auf nasser Straße zu Tode. Wie weit willst du heute noch fahren?“, wechselt Nora schnell das Thema.
„Bis Porto Ercole, dort gibt es ein kleines Hotel direkt am Hafen. Ich denke, es wird dir gefallen.“ Drei Wochen, ein Wunder, dass wir es überhaupt geschafft haben uns frei zu machen. Die Diagnose kurz vor der Abfahrt, nichts Neues. Es wird schon noch eine Weile halten, denkt er.
Für einen Moment fährt er dem Vordermann zu nah auf. Aus den Augenwinkeln sieht er, wie sich Nora verkrampft. Lächelnd legt er die Hand auf ihr Knie. „Tut mir leid, ich war in Gedanken woanders.“
„Wo denn, mein Lieber?“
„Bei dir, bei uns. Wie wenig ich von dir weiß, und wie glücklich ich bin, dich bei mir zu haben.“
„Ich fahre gern mit dir. - Was siehst du, wenn du durchs Etschtal fährst?“, sagt sie, als wolle sie dem Gespräch eine andere Richtung geben.
Er überlegt kurz, was sie meinen könnte: „Berge. Kurz vor Trento, Obstplantagen. Jetzt nur Gischt. Aber eigentlich verstehe ich die Frage nicht. - Was siehst du?“
Er antwortet wie ein Chirurg, denkt sie. Einer der sich über seinen Patienten beugt und nur auf das Wesentliche konzentriert. „Ich mag den Oleander zwischen den Leitplanken. - Und manchmal sehe ich Horden von Germanen, die über den Brenner pilgern, weil es bei uns zu kalt ist“, schiebt sie lachend hinterher.
Karl drosselt die Geschwindigkeit, die Gischt vor ihm ist zu dicht geworden. Er lacht. „Moderne oder alte Germanen? Manche Italiener betrachten uns vermutlich immer noch als Invasoren.“
„Tun sie das?“
„Keine Ahnung, ist wohl eher Geschwätz.“
Für eine Weile hängen sie ihren Gedanken nach, bis Karl den Gesprächsfaden von vorhin wieder aufnimmt. Der Regen hat nachgelassen, und er braucht sich nicht mehr ausschließlich auf die Straße zu konzentrieren. „Habe ich dir schon gesagt, dass mich in letzter Zeit häufig ein Gefühl von Hilflosigkeit beschleicht, wenn ich dich betrachte. Du scheinst nicht zu altern, ich dagegen kann zusehen, wie ich langsam verwittere.“
„Was ist das, eine Beichte?“, lacht sie.
„Eher nicht.“ Soll ich es ihr sagen, denkt er, den Blick der Assistentin im Kopf, als sie den Schallkopf abwischte und auf das Gerät steckte. „Warum bist du mitgekommen? Du hast keinen Moment gezögert, als ich dich darum bat, mich zu begleiten.“
„Ich dachte, das hätten wir schon geklärt. Ich mag dich, sehr sogar.“
„Das ganze Paket?“
„Ja, alles. Und du, was würdest du wählen, wenn du dich entscheiden müsstest, Kopf oder Brust?“
„Was für eine Frage!“
„Stell es dir vor.“
„Geht nicht, sie lassen sich nicht trennen.“
„Versuch es trotzdem.“
„Gut, dann nehme ich den Kopf.“
„Du lügst“, lacht sie laut auf.
„Stimmt.“ Er schmunzelt, sieht sie beide vor sich, als sie sich das erste Mal trafen. Sie arbeitete als Redakteurin für eine Arztzeitschrift und hatte um ein Interview gebeten, weil er gerade zum Chef der Chirurgie einer namhaften Universitätsklinik ernannt worden war. Der jüngste in Deutschland. Das Gespräch lief nicht gut, sie schien ihn nicht zu mögen. Doch als er sie zum Essen einlud, akzeptierte sie ohne zu zögern. „Ich mag sie beide“, sagt er nach kurzem Nachdenken. „Was hältst du von einer Pause? Nach so einer fundamentalen Diskussion über die wesentlichen Dinge des Lebens brauche ich dringend einen doppelten Espresso.“
„Gute Idee, da gibt es sicher auch eine Toilette. - Du hast vorhin lange gezögert, als ich dich nach der Beichte fragte. Vielleicht war es das falsche Wort. Abrechnen wollte ich eigentlich sagen. Bist du schon an dem Punkt, wo du beginnst abzurechnen?“
„Ich wüsste nicht mit was. Mit mir? Vielleicht? Noch sind es nur Gedanken, die kommen und gehen. - Die Raststätte dort sieht gut aus, einverstanden?“
„Ja, gern.“
Er parkt das Auto direkt vor dem Eingang. Als sie zwischen all den Verkaufsständen voller Billigkram den Weg zur Toilette gefunden hat, schwingt er sich auf einen der Hocker vor der Bar und bestellt einen doppelten Espresso. Er zündet sich eine Zigarette an und handelt sich den strafenden Blick der Bedienung ein, doch er ignoriert sie.
„Ich wusste gar nicht, dass du rauchst“, sagt Nora, zurück, und wendet sich auf Italienisch an die Bedienung. „Für mich bitte auch einen Espresso. Sie hätten ihm das Rauchen verbieten sollen.“ Ihr Italienisch klingt perfekt, doch die Bedienung antwortet nur mit einem Schulterzucken, als wäre ihr völlig egal, was der Mann macht.
„Ich dachte: Wir fahren nach Casablanca, da wird es Zeit meine Humphrey Bogart Posen aufzupolieren. Der Kerl hat ununterbrochen geraucht in dem Film“, sagt Karl, als wäre das eine ausreichende Begründung für sein Rauchen.
Nora schüttelt den Kopf, nimmt ihm die Zigarette aus der Hand, zieht daran, und drückt sie aus. Sie gießt sich ein Glas Wasser ein, und trinkt den Espresso in einem Schluck. „Fahren wir weiter?“
„Ja, wenn wir vorankommen wollen.“ Bevor sie gehen, schiebt Karl noch ein saftiges Trinkgeld über den Tresen. „Für die Zigarette“, meint er lächelnd.
„Wie lange wird es dauern bis Porto Ercole?“, fragt Nora auf dem Weg zum Auto.
„Drei Stunden etwa, es hängt davon ab, wie wir über den Apennin kommen. Im April schneit es dort manchmal noch.“
„Wir übernachten und fahren gleich weiter am nächsten Tag?“
„Dachte ich. Aber wir könnten auch einen Abstecher auf die Südseite des Argentario machen. Dort gibt es eine exzellente Trattoria mit freier Sicht auf die Insel Giglio. Wir könnten gucken, wie weit sie mit der Bergung der Costa Concordia gekommen sind. Was für ein größenwahnsinniger Kapitän.“
„Er war verliebt, da tut man verrückte Sachen“, sagt sie, und gähnt. „Ich bin todmüde, stört es dich, wenn ich im Auto ein paar Stunden schlafe. Ich hatte eine kurze Nacht, weil ich noch einen Artikel wegschicken musste.“
„Schlaf, solange du willst, ich kenne die Strecke wie meine Westentasche.“
*****************
Im Apennin, als die Kurven enger, und die Licht- und Schattenspiele der Tunnel-Durchfahrten intensiver werden, wacht Nora auf. Sie reibt sich die Augen und drückt den Rücken durch. „Hier liegt ja noch Schnee“, sagt sie verwundert. „Wie lange war ich weg, wo sind wir?“
„Oben auf dem Kamm. In einer Stunde etwa sind wir in Florenz. Du hast durch die ganze Po-Ebene geschlafen. Wie geht es dir?“
„Ich brauche frische Luft. Könntest du einen Moment anhalten?“
„Natürlich, da vorne in der Bucht. Zieh dir etwas an, es ist kalt hier oben.“
Nora verschwindet hinter einem Felsbrocken. Als sie zurückkommt, atmet sie tief durch. „Jetzt geht’s mir besser. Hast du einen Schluck Wasser?“ Sie weist ins Tal, in dem sich das erste Grün zeigt. „Es dauert wohl noch eine Weile mit dem Frühling.“
„Ab Florenz sind wir mitten drin. Der Ginster müsste bereits in voller Blüte sein“, meint Karl, und reicht ihr eine Flasche Wasser.
Sie spült sich den Mund aus und spuckt das Wasser auf den Boden. „Wir können weiter. - Soll ich eine Strecke fahren, nicht, dass du zu müde wirst.“
„Vielleicht ab Siena.“
Bald öffnet sich die Landschaft, wird weicher, farbiger, mit ockerfarbenen Villen, davor Zypressen und Zedern. In der Ferne glänzt der Florentiner Dom, doch Karl bleibt auf der Autobahn und umfährt die Stadt. „Florenz zeige ich dir ein andermal, außer du kennst die Stadt bereits in- und auswendig.“
„Nein, ich war noch nie dort. Auch nicht in der Toskana. Die Sprüche der deutschen Achtundsechziger Granden über ihre renovierten Bauernhäuser gingen mir auf die Nerven. Ihr Geschwätz von einem Glas Rotwein auf der Terrasse unter silbernem Mond - bei jedem Interview kam es zur Sprache, wie eine große Liebe, die sie unbedingt teilen wollten.“
Klare Ansage, denkt Karl. „Wir sind bald in Siena, dort könnten wir eine Kleinigkeit essen, wenn du willst.“
„Prima Idee, ich habe jetzt richtig Hunger. Sprichst du eigentlich italienisch?“
„Es reicht für eine gute Speisekarte. Und du? In der Cafeteria hat es sich perfekt angehört.“
„Das täuscht, in Wirklichkeit kann ich mich gerade so verständigen.“
„Und wie steht’s mit spanisch, arabisch? Liegt alles noch vor uns“, lacht er.
„Arabisch, wie kommst du darauf? Sehe ich aus, als trüge ich eine Bombe unterm Hemd.“ Sie drückt ihren Rücken durch und hält ihm die Brust entgegen.
„In der Tat, höchst explosiv.“
„Du denkst schon wieder in die falsche Richtung“, lacht sie. „Ab Messina müssen wir uns gemeinsam durchwursteln. - Was magst du an mir?“
„Deine Augen, die kleine Grube in der Halskehle, deine Brustwarzen, wenn sie sich verhärten.“
„Schrecklich, es fühlt sich an, als wollten sie sich verselbstständigen“, lacht sie. „Warum sind wir eigentlich mit dem Auto gefahren? Wir hätten direkt nach Casablanca fliegen können.“
Sie gehört einer anderen Generation an, denkt er. „Nostalgie“, sagt er nach einer Weile. „Als Student habe ich die Strecke mit einem Freund, in seinem alten VW-Käfer schon einmal gemacht. Wir sind einfach losgefahren, ohne uns allzu viel zu denken. Das war vor dreißig Jahren, eine Ewigkeit. Bin gespannt, wie sich alles verändert hat.“ Er spürt ihren prüfenden Blick, als sie fragt: „Wie hieß dieser Freund?“
„Jonas.“ - Sie ist schön, denkt er, ich liebe ihren chaotischen Haarschopf, ihre großen braunen Augen. Vor allem liebe ich die Vorstellung, dass ein Teil von ihr, mir gehören könnte.
„Wann genau seid ihr gefahren?“
„Im August 1966, es war heiß, und eine Klimaanlage gab es damals nicht.“
„Da war ich ein Baby. - Und Jonas, gibt es den noch?“
„Nein, er hat sich mit dem Motorrad an einem Baum aufgespießt. Warum fragst du?“
„Weil du so anders klingst, wenn du von ihm sprichst.“
Ich will nicht über Jonas reden, denkt Karl. Wenn er seinen Helm aufgesetzt hätte, wäre er vielleicht noch am Leben. Dann wären wir wohl auch wieder gemeinsam gefahren. Vielleicht wollte er sich auch nicht schützen, weil ich ihm die Bürgschaft verwehrt hatte, und er nicht mehr ein noch aus wusste. - Er war sie tausendmal gefahren, dieselbe Strecke, dieselbe Kurve, derselbe Baum, immer glatt vorbei. „Ist wahrscheinlich das Alter. Es macht uns milde, und zwingt dich, an das zu erinnern, was schon lange zurück liegt. Dabei denken wir alle nur in Schubladen, in die wir unsere Erinnerungen und Vorurteile geordnet haben.“
„Du kokettierst. In welche Schublade gehöre ich?“
„In keine. Du weißt, wie viel du mir bedeutest.“
Ohne weiter darauf einzugehen nimmt Nora die Pässe aus dem Handschuhfach und sieht lange auf Karls Bild. Dann blättert sie durch die verschiedenen Stempel, als wolle sie seine Reisen zurückverfolgen. „Ganz schön viel unterwegs.
Du siehst gut aus. Immer wieder amerikanische Einreisestempel, Kongresse nehme ich an. Mein Bild im Pass hat ein Automat gemacht, ich sehe entsetzlich aus.“
„Meins war vor zehn Jahren, in einem Foto Shop in Konstanz gemacht. Ich strotzte vor Selbstvertrauen, wahrscheinlich scheint das durch.“
„Und dann Berlin?“, fragt sie.
„Ja. - Ich muss den Pass bald erneuern lassen, dann ist es vorbei mit der Jugend. Neuer Pass, neues Bild.“
„Hast du Angst vor dem Alter? Machen wir deshalb diese lange Fahrt, eine Art Bestätigung, dass du es noch kannst?“ Nora lächelt, doch es klingt falsch.
„Wer weiß schon genau, warum man etwas tut. Wir Menschen sind Getriebene. Ich habe mehr erreicht, als ich mir je vorstellen konnte. Als Chirurg weißt du immer gleich, ob die Operation geglückt ist, mehr Bestätigung brauchte ich nie.“
Er hält eine Hand locker am Lenkrad, mit der anderen sucht er die ihre. „Wie geht’s dir jetzt? Oben im Gebirge sahst du etwas desorientiert aus.“
„Ich wusste für einen Moment nicht wo ich war. – Wann sind wir in Siena?“
„Eine halbe Stunde maximal.“
„Wie alt war Jonas, als er starb?“
„Mitte dreißig, um den Dreh, aber nagle mich bitte nicht fest. Es ging ihm nicht gut. Er hatte sich überhoben mit seinem Sportartikelgeschäft und musste Konkurs anmelden. Zu viele teure Aktionen, die nichts einbrachten. Geld war nicht sein Ding, er hat zu spät begriffen, dass es nicht vom Himmel fällt. Das Motorrad hat er vor dem Gerichtsvollzieher versteckt, dabei wäre es besser gewesen sie hätten ihm die Maschine abgenommen, dann lebte er wahrscheinlich noch. - Der Unfall fand auf einer Strecke statt, die er tausendmal gefahren war, klare Sicht, freie Straße. Er war ein guter Fahrer, ich habe es genossen mit ihm durch das Alpenvorland zu brausen. Sie haben es als ganz normalen Unfall eingestuft, aber ich habe nie daran geglaubt. Neben seinen finanziellen Schwierigkeiten hatte er auch eine Beziehung zu einer verheirateten Frau, die sich nicht von ihrem Mann trennen wollte. Jonas wollte raus aus der Beziehung, aber sie ließ ihn nicht gehen.“ Soll ich ihr sagen, dass Jonas’ Geliebte meine Frau war, denkt er. Es würde nichts ändern, und alles verkomplizieren.
Nora geht nicht sofort darauf ein, sieht nur schweigend auf den Verkehr. „Du glaubst, er hat sich umgebracht“, sagt sie schließlich. „Vermisst du ihn?“
„Ja, aber lass uns über etwas anderes reden, es ist so lange her. Dort, die Ausfahrt nach Siena Süd, die nehmen wir.“
Er hält auf dem Parkplatz außerhalb der Stadtmauer im Schatten einer Platane. Sie durchqueren das Südtor und Karl steuert durch die Gassen zielstrebig ins Zentrum. In einem Restaurant, direkt an der Piazza del Campo, wählt er einen Tisch mit freiem Blick auf den Palast gegenüber. Er rückt Noras Stuhl zurecht und weist mit großer Geste auf den muschelförmigen Platz. „Il Campo“, sagt er triumphierend. Es ist kühl und die wenigen Touristen, die es um diese Jahreszeit in die Stadt verschlagen hat, sind Bildungsbürger, die gekommen sind um zu sehen und zu lernen, ohne im Minutentakt für Aufnahmen vor der klassischen Kulisse zu posieren.
„Du hast es geplant“, sagt Cora, die entspannt die Ausgewogenheit des Platzes betrachtet. „Vielleicht war es ein Fehler nicht schon früher in die Toskana zu fahren.“
„Ich bin glücklich hier, noch dazu mit dir. Im Sommer vermeide ich die Stadt, da verwandelt sie sich in einen Rummelplatz. - Einmal im Jahr findet hier auf dem Campo der Palio statt, und im Mittelalter gab es noch richtige Stierkämpfe. Dort in der Kurve ist ein Freund von mir gestürzt.“ Karl weist auf den Punkt, wo sich das Pflaster seitlich zu den Häusern neigt, bevor es vor dem Palast in eine kurze Gerade übergeht. „Es ist die gefährlichste Stelle des Rennens.“
„Ein Rennen?“
„Ja, ein klassisches Pferderennen in Renaissance Kostümen. Dreimal im Kreis, ohne Sattel. Auf das Pflaster wird Sand gestreut, das macht es schwer nicht zu stürzen. Pferd und Reiter werden von den einzelnen Stadtvierteln gestellt. Aber eigentlich zählt nur das Pferd, es gewinnt auch allein, wenn es ohne den Reiter ins Ziel kommt. Das Tier wird dann vergöttert, erhält den Ehrenplatz beim Festbankett und seine Hufe werden mit Goldlack überzogen. Ich wollte, dass du diesen Platz siehst. In meinen Augen ist er einer der schönsten Europas.“
„Du sprichst, als wärst du schon mitgeritten.“
„Nein, dazu langte es bei mir nicht“, lacht Karl verlegen.
„Woher weißt du das alles?“
„Über den Palio?“
„Ja.“
„Von Luigi, dem Freund, den ich schon erwähnt habe. Er war ein ehemaliger Reiter und hat das Rennen zweimal gewonnen. Beim dritten Mal ist er gestürzt. Er wohnte in einem ehemaligen Pfarrhaus, in Orgia, einem kleinen Ort außerhalb Sienas. Der dortige Pfarrer hielt Pferde, deren Stallungen noch gut erhalten waren, als sie Luigi übernahm. Manchmal denke ich, ich hätte das Anwesen kaufen sollen.“
„Warum hast du es nicht getan?“
„Weil ich keiner von diesen Toskana Granden werden wollte, die über den Silbermond in sternklaren Nächten schwärmen“, lacht er, und strahlt sie an. „Das einzige Restaurant am Ort gehörte Luigi. Auf seiner Terrasse konnten wir über Pferde reden, und gleichzeitig hervorragend essen. Wildschweine vor allem, die er selber schoss. Sein Wein leuchtete honiggelb und schmeckte fantastisch. Als Luigi beim dritten Rennen vom Pferd fiel blieb er halbseitig gelähmt. Er dachte, ich als Chirurg müsse ihm helfen können, aber wir sind keine Wunderheiler.“
„Sind wir deshalb nach Siena gefahren?“, fragt sie nachdenklich.
„Nein, ich wollte dir diesen Platz zeigen. Siena hat mir viel bedeutet, aber seit Luigis Unfall war ich nicht mehr hier, es ging einfach nicht.“
Sie sieht lange auf den Platz, die schräge Lage zum Rathaus hin, als könne sie sich den Trubel, die Farben, die Gerüche vorstellen. „Ich will wissen wer du bist, Karl. Seit ein paar Monaten mehr denn je. Dieser Luigi, auch Jonas scheinen mir ein Schlüssel zu dir zu sein. Zeigst du mir den Ort, wo er gelebt hat?“
„Orgia? Lieber nicht, es könnte mir schlecht bekommen. Luigi hat den Kummer nicht überlebt, dabei war er viel zu jung, um einfach aufzugeben. Aber weder er noch Jonas hatte einen Schlüssel zu mir.“
„Was ist wirklich passiert?“
„Ich weiß es nicht. Luigis Frau hat mir ein paar dürre Worte geschickt, dass er sich erhängt habe. Nichts zu den Hintergründen, dabei wusste sie, wie eng wir befreundet waren. Und Jonas, der ist wohl gegangen, weil er es nicht ertrug von Anderen abhängig zu sein. - Vielleicht rede ich mir auch nur alles ein.“
„In all den Jahren seit wir uns kennen - wie lange ist das her, acht Jahre? - waren wir nie so lange zusammen, wie es auf dieser Reise sein wird. Hältst du mich überhaupt aus? Frage ich zu viel? - Mache ich dich nervös?“
„Hör auf Nora, warum solltest du mich nervös machen.“
„Ist es mein Körper, den du suchst? Bitte sag es mir.“
„Du bist so viel mehr, als ein schönes Gehäuse.“
„Aber was bin ich für dich? Ich werde alt, du hast von den kleinen Falten um die Augen gesprochen.“
„Alt?“, lacht er. „Ich mag die kleinen Falten. Du bist alles für mich.“
„Ich hätte nicht fragen sollen. Du nimmst es nicht ernst, aber da ist das Gefühl, als säße noch jemand mit uns im Wagen, den ich nicht kenne. Einer der dich kennt, dessen Stimme nur du hörst, und zuweilen hörst du mehr auf ihn, als auf mich.“
„Du denkst, es ist Jonas, aber das stimmt nicht. Ich wollte diese Tour und ich wollte sie mit dir. Weil ich Karthago noch einmal sehen will. Weil ich dir die Wüste hinter Kairouan zeigen will. Und dass wir gemeinsam die harte, weiße Sonne in Camus’ Algier spüren. Und endlich das Meer vor Casablanca, das ich nie gesehen habe. Vor allem aber das Licht auf Fez in der untergehenden Sonne. Dabei weiß ich längst, dass nichts mehr so sein wird, wie ich es in Erinnerung habe. Casablanca war all die Jahre mein gedanklicher Zufluchtsort. Jetzt will ich ihn mit dir teilen, weil wir mehr brauchen, als ein paar Betten in anonymen Hotelzimmern. Das alles hat nichts mit Jonas zu tun.“
„Aber du denkst an ihn, seit wir durch das Etschtal gefahren sind. Ist es deine Jugend, der du nachtrauerst?“
„Nein, Jonas ist tot. - Irgendwo in der Nähe von Trento haben wir auf der Rückfahrt von Afrika im Wald unter freiem Himmel übernachtet. Wir hätten auch nach Hause fahren können, in warme Betten, mit einem Dach überm Kopf. Aber das wollten wir nicht. In der Nacht fing es an zu regnen. Wir sind einfach liegen geblieben, bis die Schlafsäcke völlig durchnässt waren. - Manchmal denke ich, wenn ich dich ansehe, an eine Freundin, die mich kurz vor Antritt der Reise verlassen hatte. Zurück, noch trunken von den Bildern Nordafrikas, habe ich ihr eine Ausgabe der Du, einer Schweizer Kunstzeitschrift, geschickt. Sie brachte einen Artikel über Fez mit atemberaubenden Bildern. Die Zinnen der Stadt, glänzend im Schein der untergehenden Sonne. Bilder einer verlorenen Kultur. Später, als ich meine Freundin daran erinnerte, ihr von den stinkenden Gerbereien der Stadt erzählte, hat sie sich geekelt. - Warum erzähle ich dir das? Weil du wissen willst wer ich bin. Dabei bin ich nur ein Bündel an Geschichten. Keinesfalls der Halbgott, der tagaus, tagein am Operationstisch steht und Leben rettet.“
„Das weiß ich schon lange.“
„Und ich will mit dir keine Fehler machen, weil ich sie nicht mehr ausbügeln kann. Du sollst wissen, wie viel mir die Reise mit dir bedeutet. Ja, ich bin verunsichert, bilde mir ein, wir hätten alle Zeit der Welt, dabei ist es wieder nur ein Augenblick, von dem ein paar Fotos übrigbleiben.“
„Hast du Angst, Karl, dass ich dir zu nahekommen, und dir einen Spiegel vorhalten könnte?“
„Ich weiß es nicht. - Heute Nacht, wenn ich zu laut schnarche, wirfst du mich einfach aus dem Bett“, lacht er.
„Worauf du dich verlassen kannst. Lass uns die Reise genießen, hilf mir nur manchmal, damit ich verstehe was gerade in dir vorgeht.“
Vielleicht sollte ich ihr von dem Ultraschall erzählen, denkt er. Aber dann will sie, dass wir umkehren, als würde das etwas ändern.
Nach dem Essen fährt Nora, und sie schaffen es am späten Nachmittag bis Orbetello.
Als sie den Damm zum Argentario überqueren, das Meer riechen und die Halbinsel an Kontur gewinnt, fühlt sich Karl als käme er nach Hause.
In Porto Ercole finden sie ein kleines Hotel direkt am Hafen. Sie laden das Gepäck aus und setzen sich mit einer Flasche Rotwein an die Uferpromenade. Bei der Hälfte der Flasche fragt Nora unvermittelt, als hätte sie die ganze Zeit mit sich gerungen, ob sie es noch einmal anschneiden soll. „Warum glaubst du, dass er sich umgebracht hat?“
„Jonas?“
„Ja, gibt es noch andere Selbstmörder in deinem Leben?“
„Luigi. Bei Jonas weiß ich nicht, ob es wirklich Selbstmord war. Motorräder sind gefährlich, ein Moment der Unachtsamkeit, die Gedanken woanders, die Geschwindigkeit zu hoch und auf einmal kommst du nicht mehr aus der Kurve. - Ohne den Baum wäre er wohl nur im Straßengraben gelandet und hätte sich ein paar Knochen gebrochen. So hatte er keine Chance. Andererseits war er ganz schön außer Balance. - Luigi hat sich erhängt, aber das sagte ich bereits.“
„Jonas, hat er dich bewundert?“
„Nein, ganz bestimmt nicht. Vielleicht dachte er… ach lassen wir das.“
„Du hast eine Bürgschaft erwähnt. Glaubst du, du trägst eine Mitschuld an seinem Tod?“
Ich habe versagt, denkt Karl, hätte ihn zur Rede stellen müssen, als er immer fahriger wurde. Sie fanden all die Medikamente in seiner Wohnung, Schmerzmittel, Beruhigungsmittel, Schlaftabletten, Tabletten gegen Angstattacken. Er muss sie durcheinander genommen haben, ohne zu wissen, was sie mit ihm anstellten. Wahrscheinlich war sein Tod nur noch ein letzter verzweifelter Fluchtversuch vor sich selbst. „Nein, ich glaube nicht. Ich denke nur gerade sehr viel an ihn. Das hängt mit unserer Reise zusammen.“ Karl nimmt einen Schluck Wein und weist mit dem Glas auf das Fort in der Einfahrt zum Hafen. „Dort drüben haben schon die Medicis gekämpft, als sie noch Macht wollten, und nicht nur frisches Geld für ihre Banken.“
„Du magst Geschichte?“
„Ja, und Geschichten, die darin verborgen sind“, lacht er. „Ist aber nur das Dilettieren eines gelangweilten Chirurgen. Stell dir vor, die Medici hätte es nicht gegeben, und Europa hätte sich erst in der Aufklärung daran erinnert, dass es eine Antike gab, und dass die Erde um die Sonne kreist. Und die Mauren säßen immer noch in Spanien. Dieses ganze Theater, das sich jetzt in immer neuen Varianten im Nahen Osten entfaltet, wäre uns vielleicht erspart geblieben. Solche Sachen gehen mir manchmal durch den Kopf.“
„Hast du Angst, dass wir Probleme kriegen?“
„Nicht wirklich. Wir fahren von Tunesien nach Westen, Algerien, Marokko, sie sind ruhig, aber so ganz sicher kann man nie sein. Mach dir trotzdem keine Sorgen, ich schlüpfe in meine Rüstung und beschütze dich, wie ein wahrer Ritter.“
Sie strahlt und schüttelt ungläubig den Kopf, als wäre es das Letzte, was sie erwartet hat. „Mein geliebter Träumer“, sagt sie versonnen. „Du bist total verwandelt.“
„Weil du mich für drei Wochen aus dem Operationssaal gelockt hast“, lacht er. „Schon nach einem Tag fange ich an zu faseln. - Spaß beiseite, bitte versprich mir, dass du mich nach Casablanca bringst, egal was passiert.“
Sie wiegt bedenklich den Kopf, als handle es sich um eine schwere Bürde. „Ich werde dich wie ein rohes Ei behandeln“, sagt sie schmunzelnd. „Und wenn wir in Casablanca sind, schlagen wir es auf.“
Für eine Weile sieht er in sich versunken aufs Meer. Dann sagt er übergangslos: „Du hast noch nie über deine Familie gesprochen. Warum? Es interessiert mich.“
„Das hat Zeit, wir haben eine lange Strecke vor uns. Lass uns gehen, mir wird kalt.“
****************
Nach langer Fahrt entlang der Küste Siziliens, sitzen sie im Hafen von Palermo und warten darauf eingeschifft zu werden. Das Auto kocht in der Hitze, als der Abfahrtstermin erneut verschoben wird. Enttäuscht suchen sie sich eine Bar am Rand des Hafens, um in Ruhe abzuwarten, was als nächstes passiert.
Karl ist froh, dass Nora nicht auf einer Besichtigungstour durch Italien bestanden hat. Lauter Plätzen, die er früher mit seiner Frau besuchte. Er will den Neuanfang, und weiß doch, dass es ihn nicht geben kann. Nicht in meinem Alter, denkt er, als er Nora betrachtet, wie sie entspannt an ihrem Bier nippt.
„Ich habe dich noch nie Bier trinken sehen.“
„Ich hatte Durst. Wie lange, glaubst du, wird es dauern, bis wir aufs Schiff dürfen?“
„Keine Ahnung. Wir sollten uns auf alle Fälle mit Geduld wappnen. Die werden wir auch brauchen, wenn wir auf der anderen Seite angekommen sind.“
„Wird es so schlimm?“
„Damals war es ein echter Bruch. Von Europa auf einmal keine Spur mehr. - Gehe ich dir auf die Nerven mit meinen Rückblenden?“
„Keineswegs. Ich fände es seltsam, wenn wir nicht darüber sprächen.“
Es war alles anders, roher, beschwerlicher, denkt er. „Was hast du gemacht, als du zwanzig warst?“
Nora antwortet nicht gleich. „Du hast so viel mehr erlebt“, sagt sie schließlich. „Bei mir war es hauptsächlich Berlin, ein paar Reisen, ein Hotel dort, ein Strand hier, nichts Besonderes. Manchmal mit einem Mann, der mir wenig bedeutete. Mit dir ist es anders, aber ich weiß noch nicht was es ist.“
Vielleicht gehöre ich nach dieser Reise auch zu den Männern, die sie abhakt, denkt Karl. Es stört mich nicht. Früher hätte es mich umgebracht, einer von Vielen in ihrem Harem zu sein. Bei ihr klingt alles so einfach, ein Mann, ein Bett, dabei ist sie gar nicht oberflächlich.
„Warum willst du unbedingt nach Casablanca? Für mich ist es eine Stadt wie jede andere, vermutlich staubiger und heißer als die meisten. Ist es wirklich nur wegen des Films?“ Sie wartet die Antwort nicht ab und deutet auf die Autoschlange, die sich langsam in Bewegung setzt. „Sieht aus, als ginge es los, wir sollten uns aufmachen.“
„Schneller als ich dachte.“ Karl steht auf und legt einen größeren Schein unter sein Bierglas. Nora trinkt aus und hakt sich bei ihm unter. Auf dem Weg zum Auto sagt Karl. „Der Film ist es nicht. Casablanca hat sich in mein Unterbewusstsein geschlichen, vermutlich, weil wir es nicht geschafft haben dorthin zu kommen. Wir wollten nach Fez, dort mussten wir uns entscheiden, entweder an den Atlantik oder zurück nach Algerien ans Mittelmeer.“ Er nimmt sie bei den Schultern, dreht sie zu sich und küsst sie auf den Mund. „Danke, dass du mitgekommen bist. - Willst du auf die Fähre fahren?“
„Nein, lieber du, ich habe zu viel Respekt vor diesem Monster-Schiff. - Vor Jahren war ich mit einem Freund unterwegs, von Piräus nach Heraklion. Wir hatten wenig Geld und nahmen einen Frachter. Ein richtiges Schiff, vollgestopft mit Menschen und Gepäck. Auf halber Strecke kam ein Sturm auf, und alles stürzte durcheinander, Gepäck, Tiere, Menschen. Die meisten Passagiere bekamen grüne Gesichter und mussten sich reihenweise übergeben. Doch viele schafften es nicht bis zur Reling. Trotz der scharfen Brise roch das Schiff fürchterlich nach Erbrochenem. Ich ging nach ganz vorne an den Bug, um dem Gestank zu entkommen. Die Wellen rollten direkt auf mich zu, weiße Schaumkronen, meterhoch, soweit ich sehen konnte. Das Schiff hob und senkte sich, wie ein wild gewordener Fahrstuhl. Es war grandios. Ich hätte nie gedacht, dass das kretische Meer so wild sein könnte. Als ich patschnass zurück kam war auch mein Freund grün wie ein Apfel. Für den Rest der Reise war er zu nichts mehr zu gebrauchen.“