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Was sagt uns die Bibel heute? Die Bibel ist die Masterurkunde unserer Kultur, ihre Denkfiguren bieten bis heute Orientierung. Doch wie sind die biblischen Schriften überhaupt entstanden? Welches Menschenbild liegt der Bibel zugrunde und – wer ist Gott? Anhand markanter biblischer Texte legt Johanna Haberer die zentralen Querschnittsthemen des Ersten und des Zweiten Testaments offen und zeigt, wie die Motive der jüdisch-christlichen Religion sich in unserer Weltsicht reflektieren. Mit 4-farbigen Abbildungen und Infografiken.
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Seitenzahl: 118
Veröffentlichungsjahr: 2025
Johanna Haberer
Reclam
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RECLAMS UNIVERSAL-BIBLIOTHEK Nr. 962369
2025 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Covergestaltung: zero-media.net, München
Bildnachweis siehe Anhang
Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Made in Germany 2025
RECLAM, UNIVERSAL-BIBLIOTHEK und RECLAMS UNIVERSAL-BIBLIOTHEK sind eingetragene Marken der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN978-3-15-962369-6
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-020719-2
reclam.de | [email protected]
Die Bibel – ein Weltkulturerbe
Er. Sie. Es – eins, zwei drei oder die Unfassbarkeit Gottes
Adam wo bist du? Eva, wo bist du? Menschenbilder
Vom Sprechen und Verstehen
Erotik der Macht. Von Königen und Propheten
Das wandernde Gottesvolk
Immer die Kleinen, immer die Armen
Fifty Shades of Love
Der Tanz mit dem Tod
Vom Verlust der religiösen Sprache
Lektüre-, Hör- und Film- bzw. Serientipps
Die einzelnen Bücher der Bibel
Bildnachweis
Über die Autorin
Über dieses Buch
Leseprobe aus Reformation. 100 Seiten
Die Bibel ist ein Buch, das die Welt verändert hat und bis heute verändert. Mehr noch als die großen Erzählungen des Homer – die Odyssee und die Ilias – und mehr auch als die Geniestreiche der griechischen Philosophen könnte man sie als das Werk bezeichnen, das die größte Wirkung auf die westliche Gedankenwelt entfaltet hat. Es ist schwer, sich vorzustellen, wie unsere Welt heute aussähe ohne dieses Buch – oder besser: ohne diese Sammlung von Texten, die vielen Juden und Christen »heilig« sind. Sie hat das Abendland geistig tief geprägt, bei aller Zwiespältigkeit, die eine Prägung mit sich bringt.
Auf die Bibel berufen sich Juden wie Christen. Auch viele säkulare westliche Gesellschaften bekennen sich zu den sogenannten christlichen Grundwerten. In der Bibel wurzelt die Idee der Menschenrechte und auch die Verpflichtung, die das Eigentum mit sich bringt, ist dort verankert. In der Bibel gilt das Recht auf Asyl, das Recht eines Fremden wie das eines Gastes und auch das Verbot, Geflüchtete und Ausländer schlecht zu behandeln.
Die Freiheitsrechte unserer demokratischen Gesellschaft sind ohne das biblische Fundament nicht denkbar, selbst der kommunistische Gleichheitsgrundsatz nicht und auch nicht das hohe Ideal der Gewaltenteilung. Sogar beim Recht auf Widerstand gegen die Mächtigen kann man sich auf die Bibel berufen.
Aber auch für finstere Kräfte wird die Bibel zur Kronzeugin: Auf sie pochen Kriegstreiber, Sektengründer, Verbrecher und Verrückte! Damit muss man leben, wenn Texte über Jahrhunderte der Interpretation eines jeden anvertraut sind. Vieldeutigkeit ist kein Zeichen für die Schwäche einer Tradition, sondern das Zeichen eines souveränen und freien Umgangs mit Texten.
Der Name »Bibel« kommt aus dem Griechischen »biblia«. Das heißt Bücher. Damit stecken schon im Namen die Vielfalt und die Pluralität dieser kleinen heiligen Bibliothek. Sie sind ein kultureller Schatz, ein Kulturerbe der Menschheit: die Lieder der Psalmen und die zehn Gebote, die leidenschaftliche Liebespoesie des Hohen Liedes, das welterschütternde Aufbegehren des redlichen Hiob, den Gott so grausam foppt, die Predigt des Jesus vom Berge herab an die ganze Welt, seine Passionsgeschichte und die Briefe des Paulus.
All diese Literatur hätte uns im 21. Jahrhundert nie erreicht, hätten nicht über Generationen Tausende Erzähler und Schriftgelehrte diese Texte und Geschichten tradiert. Sie haben sie auswendig gelernt und an Lagerfeuern weitererzählt, sie haben sie auf Tierhäute geritzt und auf Papyrus gekratzt. Sie haben sie in Codices gebunden. Sie haben Jahre und Jahrzehnte darauf verwendet, die Texte präzise aufzuschreiben, um bloß kein Wort zu verlieren.
Alles, was du wissen musst, um glücklich zu leben und zu überleben, steht in mir – diesen Anspruch hat die Bibel. Alles, was du wissen musst, damit das Leben gelingt und am Ende die Erde über deinem Sarg leicht sei.
Die biblische Bibliothek heiliger Schriften enthält ihre eigene Wahrheit, nicht im naturwissenschaftlichen Sinne von »korrekt«, »präzise«, »nachweisbar« und »empirisch berechenbar«, sondern im Sinne von »bewährt«. Die biblischen Texte haben sich im Leben sehr vieler Menschen durchgesetzt, so sehr, dass bis heute Menschen – etwa vor dem Antritt eines hohen Amtes – auf die Bibel schwören.
In dem Hollywoodfilm The Book of Eli (2010, Regie: Albert und Allen Hughes) wird der Gedanke durchgespielt, was wäre, wenn es diese Bibelbibliothek nicht mehr gäbe:
30 Jahre nach dem »Großen Krieg«, der die Erde völlig verwüstet hat und in dessen Folge ein Loch in die Ozonschicht gerissen wurde, ist Eli (Denzel Washington), ein einsamer Kämpfer, allein zu Fuß unterwegs in einer Welt ohne Würde, Gesetz oder Moral. Mit sich trägt er eine Bibel, von der nach dem Krieg fast alle Exemplare vernichtet wurden, weil sie als gefährlich gilt. Aus ebendiesem Grund will der Banditenchef Carnegie (Gary Oldman), der mit seinen Schlägertrupps eine kleine, halb zerfallene Wüstenstadt terrorisiert, unbedingt ein Exemplar dieser Bibel in seinen Besitz bringen. Mit Hilfe der Religion, glaubt er, ließen sich die Menschen leichter beherrschen. Deshalb entsendet er seine Banden in alle Himmelsrichtungen mit dem Auftrag, unbedingt ein Exemplar ausfindig zu machen und es mitzubringen – notfalls mit Gewalt.
Eli trägt das heftig begehrte Buch mit sich. Nach harten Kämpfen verliert er die Bibel tatsächlich an den Warlord Carnegie. Der muss jedoch feststellen, dass ihm das Geheimnis der Bibel weiterhin verschlossen bleiben wird – denn das von Eli geraubte Exemplar ist in Blindenschrift verfasst.
Am Ende des Films rettet sich der tödlich verletzte Eli auf die Insel Alcatraz, wo eine Gruppe gelehrter Menschen versucht, die restlichen Schätze verlorener Kulturen zu sammeln. Eine Bibel fehlt noch. Und es stellt sich heraus, dass Eli die Bibel auswendig gelernt hat. Sterbend diktiert er sie einem Schreiber Wort für Wort: von der Schöpfung der Welt bis hin zu ihrer Apokalypse. Die weisen Männer und Frauen werfen daraufhin eine vor der Vernichtung gerettete Druckmaschine an, um das »gefährliche« Buch wieder unter die Menschen zu bringen.
Eli diktiert den überlebenden Gelehrten auf Alcatraz die King-James-Bibel. Diese Bibelübersetzung wurde im Jahr 1611 zum ersten Mal veröffentlicht und trägt ihren Namen King James (zu Deutsch: König Jakob, weil sie im Auftrag des englischen Königs Jakob I. (1566–1625) für die anglikanische Kirche erstellt wurde). Sie wurde zur einflussreichsten Bibelübersetzung im englischsprachigen Raum. Ähnlich einflussreich wurde nur die Bibelübersetzung Martin Luthers aus dem Jahr 1522 (Neues Testament), die der von der katholischen Obrigkeit verfolgte und für vogelfrei erklärte Mönch auf der Wartburg zu Thüringen als »Junker Jörg« verkleidet in kürzester Zeit herstellte und damit dieses »gefährliche« Buch jedem, der Deutsch lesen und sprechen konnte, zugänglich machte. Seine Bibelübersetzung (1534 lagen schließlich beide Testamente vollständig übersetzt vor) sollte auch entscheidend dazu beitragen, dass sich aus ungezählten Dialekten im deutschsprachigen Raum schließlich eine einheitliche deutsche Sprache bildete.
Jede Bibel, die heute irgendjemand irgendwo auf der Welt in die Hand nimmt, ist eine Übersetzung – letztlich die Rekonstruktion eines heute unbekannten, weil untergegangenen Urtextes (dazu später mehr). Die unterschiedlichen Bücher der Bibel wurden ursprünglich in Hebräisch, Aramäisch oder Griechisch aufgeschrieben und später von Gelehrten übersetzt.
Man muss sich klarmachen, welch ungeheure kulturelle Leistung es war, ein so komplexes Buch zu übersetzen wie die Bibel. In den frühen Jahrhunderten des Christentums gab es die Bibel nur auf Griechisch und später dann weitverbreitet auf Latein. Die Sprache der Geistlichen und Intellektuellen war bis in die Neuzeit hinein das Lateinische. Gottesdienste wurden auf Latein abgehalten, auf Lateinisch wurde gesungen und gebetet.
Die Reformation forderte – da war die Bibel in den katholischen Kirchen noch lange vor den Gemeinden verborgen – dass jeder Mensch die Geschichten von Gott mit eigenen Augen in seiner eigenen Muttersprache lesen können müsse. So entstand in den letzten fünf Jahrhunderten insbesondere in den Zeiten der Kolonisierung, die mit den Missionsbewegungen Hand in Hand gingen, eine bis heute andauernde Übersetzungstätigkeit der Bibel selbst in die abgelegensten Sprachen der Welt.
Heute liegt die vollständige Bibel in 743 Sprachen vor. Laut den aktuellen Translation Statistics gibt es in 3686 Sprachen mindestens ein Buch der Bibel, in 1682 Sprachen davon schon das ganze Neue Testament. Geht man davon aus, dass es auf der Welt etwa 7396 Sprachen gibt, dann liegt in rund 3710 Sprachen bisher keinerlei Übersetzung eines biblischen Teils vor.
Man macht sich keine Vorstellung davon, wie langwierig eine solche Übersetzung sein kann und welche Arbeit wie vieler Missionare in solchen Bibelübersetzungen steckt. Die meisten Missionare kamen im Schlepptau der Kolonialherren nach Afrika und Asien, nach Südamerika und nach Grönland. Überall, wo die europäischen Kolonialmächte das Regiment übernahmen, folgten ihnen eifrig die Gottesmänner und brachten das Christentum – manche als zusätzliche grausame Belastung der Unterworfenen, viele aber auch als deren Unterstützer. Sie lebten in den einfachsten Hütten bei den Massai oder mit den Indigenen in den Bergen der Anden. Sie lernten die Sprachen vieler kleiner, verstreut lebender Völkchen, die häufig keine Schrift hatten, sondern ihre Geschichten mündlich weitergaben. Und sie übersetzten die christliche Botschaft in die jeweilige Sprache. Viele Missionare starben dabei, weil sie den harten Lebensbedingungen der fremden Völker körperlich nicht gewachsen waren. Andere harrten mit ungeheurer Hartnäckigkeit und Geduld in der Fremde aus. Sie waren der festen Überzeugung, durch ihre christliche Unterweisung nicht nur das Leben der Menschen zu verbessern, sondern auch ihre Seelen zu retten.
Einerseits kam also in den Jahrhunderten nach Kolumbus das Christentum über viele Völker der Erde wie eine tödliche Sturmflut. Andererseits wurde auf diese Weise die Vielfalt der menschlichen Sprachen nicht nur wahrgenommen, sondern auch erhalten.
Eine kleine fromme Legende gibt Einblick, was die Übersetzungsarbeit der Missionare bedeuten konnte: Ein Missionar arbeitete jahrelang im Urwald bei einem Stamm der Papuas auf Papua-Neuguinea, einem Inselstaat nördlich von Australien. Er lebte samt seiner Familie mit den Menschen dort und erlernte über viele Jahre deren Sprache. Bei der Bibelübersetzung in die Sprache der Einheimischen fand er den rechten Ausdruck für das Wort »Hoffnung« nicht. In der Sprache der Papuas gab es kein Wort für die Hoffnung. Er suchte lange nach einem Begriff, bis er eines Tages sein eigenes neugeborenes Kind zu Grabe tragen musste. Ein junger Indigener, der zusah, wie der Vater seinen Sohn begrub, sagte zum Missionar: »Ich sehe dich gar nicht weinen.« Darauf der Hinterbliebene: »Warum sollte ich, wir werden uns wiedersehen. Unser Kind ist bei Gott.« Der Junge gab zurück: »Ja, ich hörte es. Ihr Christen könnt über den Horizont hinausschauen.«
Über den Horizont hinausschauen – jetzt wusste der Missionar, wie er das Wort »Hoffnung« zu übersetzen hatte.
Doch die Geschichte von der Übersetzung der Heiligen Schrift ist sehr alt. Zwischen 250 und 100 v. Chr. entstand beispielsweise die Septuaginta, die Übersetzung der fünf Bücher Mose und der Propheten in die griechische Alltagssprache. Vermutlich fand dieses einflussreiche Übersetzungswerk im damaligen geistigen Zentrum der westlichen Welt, der ägyptischen (damals zu Griechenland gehörenden) Stadt Alexandria statt. In diesem Schmelztiegel der Kulturen lebten viele Gelehrte, hier stand auch die damals weltgrößte Bibliothek. Sie brannte zu einem unbekannten Zeitpunkt in der Antike bei einem katastrophalen Feuer vollständig ab, wobei ein umfangreicher Schatz an Literatur und wissenschaftlichen Aufzeichnungen für immer verlorenging – und damit auch die ältesten geschriebenen Exemplare der Bibel.
Viele Juden wohnten in der Antike außerhalb Palästinas in griechischsprachigen Gebieten. Dadurch entglitt ihnen über Generationen hinweg der Gebrauch ihrer eigenen hebräischen Sprache. Um die Inhalte der heiligen jüdischen Texte für die nächsten Generationen ihres Volkes zu erhalten, machten sich Gelehrte deshalb daran, die heiligen Bücher des Judentums zu übersetzen. Der Name Septuaginta (deutsch: »Siebzig«) bezieht sich auf eine Legende, nach der 72 Gelehrte in Alexandria die Thora (die fünf Bücher Mose) in 72 Tagen aus dem Hebräischen ins Griechische übertragen haben sollen. Dabei soll jeder Übersetzer für sich allein gearbeitet haben, am Ende aber seien alle Übersetzungen identisch gewesen.
So nett diese Erzählung vom Wunder der Übersetzung klingt, so gefährlich ist sie aus theologischer Sicht. Denn mit ihr wird der Vorstellung Vorschub geleistet, die Worte der heiligen Schriften seien »verbalinspiriert« – mit Hilfe von Gottes Geist seien also alle Übersetzungen wortgleich geraten. So entstand das folgenreiche Missverständnis, es gäbe über die Jahrhunderte hinweg ein einheitliches Verständnis der biblischen Schriften und alle Kapitel der biblischen Schriften enthielten Buchstabe für Buchstabe Gottes Geist und dürften deshalb nicht verändert oder gar kritisch gedeutet werden.
Dieser Irrglaube – der übrigens alle heiligen Schriften aller Religionen begleitet und manche mitunter erst gefährlich macht – wurde in Frage gestellt, als die Bibel nach der Aufklärung seit dem 18. Jahrhundert als ein historisches Dokument verstanden wurde und man die Texte der unterschiedlichen Schriften nun in ihren historischen Kontexten zu verstehen suchte.
Der berühmte Sprachforscher und Theologe Johann Gottfried Herder beginnt seine Briefe, das Studium der Theologie betreffend 1780/81 mit dem programmatischen Satz: »Es bleibt dabei, mein Lieber, das beste Studium der Gottesgelehrsamkeit ist das Studium der Bibel, und das beste Lesen dieses göttlichen Buchs ist menschlich.«
Wir lesen im vorliegenden Büchlein die Bibel »menschlich« als ein geistiges Erbe, das die Wurzeln unserer Kultur1 birgt und bis heute die Welt vieler Menschen grundiert – zumindest in jenen Ländern und Kontinenten, in denen die Schriften des Ersten und des Zweiten, des »Alten« und des »Neuen« Testaments kulturprägend geworden sind.
»Menschlich gelesen« kann man den ungeheuren Reichtum und die gedankliche Vielfalt der biblischen Schriften erfassen und bewundern. Sie transportieren sehr unterschiedliche Gottesbilder – vom Gott des Krieges, in dem keine Gefangenen gemacht werden dürfen, bis hin zum Gott der Liebe, der um seine Geschöpfe wirbt, wie ein Liebhaber um seine treulose Frau; vom jüdischen Nationalgott, der sich ausschließlich für das Volk Israel interessiert, bis hin zum Gott des Universums und der ganzen Menschheit, vom leidenden Gott bis zu dem, der den Tod besiegt.
Historisch betrachtet kann man diese unterschiedlichen Gottesvorstellungen nebeneinanderlegen und in ihrer produktiven Dissonanz als Annäherung der Menschen verschiedener Zeitalter an das Verständnis einer transzendenten Macht verstehen. Es sind besonders zwei Phasen der Entwicklung der christlich-jüdischen Religion, Tradition und Kultur, die unser heutiges Verständnis und Gottesbild prägen.
Die Entwicklung des Gottes Jahwe, der zunächst nur als ein Gott unter vielen anderen Nationalgottheiten für das Volk Israel »zuständig« war, hin zum Monotheismus des Gottes Jahwe, dessen Recht und Gerechtigkeit den Maßstab für alle Völker setzen sollte. Die Theologen des alten Israel entwickelten diese Vorstellung im sogenannten Babylonischen Exil (597–539 v. Chr.), als sie, umgeben von den Götterstatuen der Weltmacht Babylon, den einen unaussprechlichen Gott als den Schöpfer des Universums behaupteten.