Bravados töten leise - U.H. Wilken - E-Book

Bravados töten leise E-Book

U. H. Wilken

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Die großen Western Classic Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Dieser Traditionstitel ist bis heute die "Heimat" erfolgreicher Westernautoren wie G.F. Barner, H.C. Nagel, U.H. Wilken, R.S. Stone und viele mehr. »Hol's der Geier, hier bin ich richtig!« krähte der krummbeinige Chubby und schob sich durch die Schwingtür. Jäh schnellte eine Faust aus dem Halbdunkel hervor und knallte gegen seine Zähne. Ächzend torkelte Chubby zurück, fiel auf den Gehsteig und fluchte wie ein Hundefänger. Halb benommen kroch er auf dem Plankenweg umher. Gelassen drehte sich der große sehnige Hank neben seinem Pferd um, lächelte scheinheilig und fragte sanft: »Suchst du was, Chubby?« »Frag nicht so dämlich«, schnauzte Chubby wütend. »Natürlich suche ich was – meine Zähne. Der miese Kerl da drinnen hat mir ein paar rausgekloppt. Verdammt, ich kann sie nicht finden.« »Du wirst deine morschen Beißerchen runtergeschluckt haben, Chubby«, meinte Hank lässig und schlang die Zügelenden um die Haltestange. »Morgen hast du sie wieder…« »Hach, wie witzig!« fuhr Chubby ihn an. »Was soll ich in der Zwischenzeit ohne Zähne machen, he? Am Steak lutschen?« Langsam ging Hank am Gehsteig entlang und betrat die Planken. Kopfschüttelnd sah er zu Boden, zuckte die Achseln und trat Chubby in den Hintern.

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Die großen Western Classic – 19 –

Bravados töten leise

… und sie kennen keine Skrupel

U.H. Wilken

»Hol’s der Geier, hier bin ich richtig!« krähte der krummbeinige Chubby und schob sich durch die Schwingtür. Jäh schnellte eine Faust aus dem Halbdunkel hervor und knallte gegen seine Zähne. Ächzend torkelte Chubby zurück, fiel auf den Gehsteig und fluchte wie ein Hundefänger. Halb benommen kroch er auf dem Plankenweg umher.

Gelassen drehte sich der große sehnige Hank neben seinem Pferd um, lächelte scheinheilig und fragte sanft: »Suchst du was, Chubby?«

»Frag nicht so dämlich«, schnauzte Chubby wütend. »Natürlich suche ich was – meine Zähne. Der miese Kerl da drinnen hat mir ein paar rausgekloppt. Verdammt, ich kann sie nicht finden.«

»Du wirst deine morschen Beißerchen runtergeschluckt haben, Chubby«, meinte Hank lässig und schlang die Zügelenden um die Haltestange. »Morgen hast du sie wieder…«

»Hach, wie witzig!« fuhr Chubby ihn an.

»Was soll ich in der Zwischenzeit ohne Zähne machen, he? Am Steak lutschen?«

Langsam ging Hank am Gehsteig entlang und betrat die Planken. Kopfschüttelnd sah er zu Boden, zuckte die Achseln und trat Chubby in den Hintern.

»Komm mit, sonst versäumst du was…«

Er stieß die Türflügel auseinander und stand einem Mann gegenüber, der ihn betrunken anstierte. Ein Riese von einem Kerl, dem die Whiskytropfen noch im wilden Bart hingen. Hank schätzte ihn kühl ab.

»Darf ich mitmachen?« erkundigte er sich lächelnd.

Der Riese schrie auf und stürmte auf ihn los, ruderte mit den Armen und wirbelte die Fäuste durch die verräucherte Luft. Blitzschnell trat Hank beiseite, ließ ihn vorbei und schlug ihm eisenhart die Handkante in den Nacken. Wie ein zu Tode verwundeter Büffel taumelte der Mann auf die Tür zu. Knallhart traf ihn Hanks Stiefel am Gesäß und jagte ihn zur Tür hinaus.

Aufbrüllend rammte er Chubby, der gerade zur Tür herein wollte, riß ihn um und landete ächzend im Staub der Straße. Benommen blieb er liegen.

»Du blöder Hund«, fluchte Chubby, raffte sich auf und trat an ihn heran, zog den schweren Colt und schlug zu. Der Mann erschlaffte mit pfeifendem Atem. Zufrieden stapfte Chubby in den Saloon. »Dem habe ich eins auf die Rübe getippt.«

»Du bist großartig, Chubby«, lächelte Hank und lehnte sich an den Tresen. »Whisky? Dazu brauchst du die Zähne nicht.«

Chubby sah ihn schräg an, maulte und langte nach dem abgestoßenen Glas. Er schlürfte den Whisky und starrte die Gäste an, die sich nur langsam entspannten. »Ein Sauladen ist das hier«, erklärte er. »Kein Schwein gibt einen aus.«

»Doch, ich«, grinste Hank. »Trinken wir also einen Whisky. He, Keeper, laß die Flasche hier, wir wollen uns einen brennen.«

Nach diesen Worten begann ein Wirkungstrinken, das die Leute noch nie erlebt hatten. Schon nach kurzer Zeit begann Chubby, Lieder zu singen, so gräßlich falsch, daß draußen auf der Straße die Katze kläglich jaulte und davonlief. Hank dagegen war still, ließ die leere Flasche auf dem Tresen hin und her rollen und knickte manchmal in den Knien ein.

»Ja, ein Sauladen«, lallte Chubby und stolperte über mehrere leere Flaschen, arbeitete sich zur Theke vor und hielt sich an der rundumlaufenden Messingstange fest. »Ich glaub’«, sagte er mit schwerer Zunge, »ich bin besoffen. Da klappen mir immer die Fußnägel hoch.« Er gähnte und schwankte an einen Tisch heran, ließ sich auf einen Stuhl fallen und befühlte den Mund, verdrehte plötzlich die Augen und rutschte ganz langsam unter den Tisch.

»Vater ist müde, wie?« grinste Hank schwer und kam heran, setzte sich und legte die Stiefel auf Chubbys Brust. »Was muß ich zahlen, Keeper?«

»Sieben Dollar, Mister.«

Hank winkte ab. »Behalt dein Geld…« Er schloß die Augen und lehnte sich wie verträumt zurück.

Draußen vor dem Saloon schlugen dumpf Pferdehufe und verstummten an der Haltestange. Sattelleder rieb knarrend, Sporen rasselten – dann näherte sich jemand der Tür.

Müde öffnete Hank die Augen. Unter dem Tisch schnarchte Chubby und sägte einen ganzen Wald um. Zunächst sah Hank nur die verstaubten Stiefel mit den Radsporen aus Eisen unter den Türflügeln. Dann erblickte er einen dunklen Stetson und ein eingefallenes, abgezehrtes Gesicht, in dem schwarze Augen unruhig in den Saloon starrten.

Zögernd kam der Fremde herein, sein Blick schnellte umher, zuckte über die Anwesenden hinweg, ruhte sogar sekundenlang auf dem alten Tramp unter dem Tisch, haftete wie Eis an Hanks kantigem Gesicht und richtete sich dann auf den Keeper hinter der Theke.

Hank wurde langsam nüchtern. Irgend etwas an diesem Fremden gefiel ihm nicht. Der Mann legte den Unterarm auf den Tresen und die Rechte auf den Colt, verlangte nach einem Whisky und trank hastig.

»Ist ein Fremder in die Stadt gekommen?« fragte er den Keeper.

»Wüßte ich nicht«, sagte der Keeper und zuckte die Achseln. »Vielleicht ist er vor der Pulqueria ein paar Häuser weiter abgestiegen…«

»So… Noch ein Whisky.«

Whisky floß ins Glas. Die linke Hand umgriff das Glas und führte es zum Mund.

Hank seufzte dumpf und wollte wieder die Augen schließen. Rein zufällig blickte er noch zur Tür.

Dort stand plötzlich ein anderer Fremder. Düster brannten die Augen im dunklen Gesicht. Eine Narbe glühte auf seiner Stirn. Das schwarze Haar hing strähnig herunter. Staub haftete auf der Kleidung. An den Füßen des Mestizen saßen weiche Lederschuhe, wie sie von den Indianern in diesem Grenzgebiet am Rio Bravo getragen wurden. Ein Hauch von Gewalttätigkeit umgab den Mann – und kein Lächeln könnte seinen Hang zur Grausamkeit verbergen.

Mit geschmeidigen Bewegungen kam er heran und hielt schon jetzt den schweren, großkalibrigen Coltrevolver in der Hand.

Das trockene Quietschen der Türflügel warnte den Mann am Tresen. Er ruckte herum und atmete pfeifend aus. Die Rechte krampfte sich um den Coltkolben.

»Versuch es nur, Amigo!« flüsterte der Mestize zynisch. »Ich schieß dich kaputt.«

Die anwesenden Männer kamen steif hinter den Tischen hoch und wichen zurück. Ein Hocker fiel krachend um. Chubby zuckte zusammen und hob den Kopf an.

»Was ist los hier?« schnaufte er. »Wieso lieg’ ich unterm Dach?«

»Ruhig, Chubby«, murmelte Hank. »Hier ist dicke Luft.«

»Ja«, ächzte Chubby, »du hast recht, ich bin dick, ganz dick…« Friedfertig lag er unter dem Tisch und äugte glasig umher.

Der Mann an der Theke drehte sich vollends um und berührte mit dem Rücken die Messingstange.

»Du hast auf mich gewartet«, dehnte er. »Du kennst die Gegend besser als ich, wie? Und jetzt willst du mich fertigmachen, weil ich verdammt viel weiß.«

»Si«, grinste der Mestize in tödlichem Haß. »Lange genug hast du uns täuschen können, Gringo! Da draußen werden sie dich im heißen Sand einscharren.«

»Laß mich doch in Ruhe«, schniefte Chubby dazwischen. »Immer diese Albernheiten.« Er rülpste hörbar und wedelte mit der Hand, als wäre sie ein Fächer. »Hank, wo bist du, mein Junge?«

»Mann, halt doch den Mundl« flüsterte Hank. »Du bist doch nicht gemeint.«

Er stieß Chubby an und zog die Füße zurück. Sein Blick schnellte von einem zum anderen. Die grauen Augen verengten sich. Er atmete leise und flach und ließ die beiden Fremden nicht aus den Augen.

Ein blutiges Duell hatte bereits seinen Anfang genommen – und einer von beiden würde diesen Salon mit den Füßen voraus verlassen. Die Spannung im Saloon wurde unerträglich. Chubby rumorte unter dem Tisch.

»Hank, wer sind denn die beiden? He, Hank! Nun sag’s doch schon, mein Junge!«

»Alter, hör auf!« knurrte Hank. »Komm hoch und setz dich, verdammt noch mal!«

»Erst will ich einen Whisky haben, savvy?«

Die beiden Fremden beobachteten einander, versteiften sich, krümmten den Rücken.

»Sauladen hier«, maulte Chubby. »He, wo bleibt der Whisky?«

»Halt doch endlich die Schnauze, Chubby!«

»Den Teufel werde ich!«

Hank konnte fast verzweifeln. Während sich die Fremden anstarrten und jeder auf das Aufflammen in den Augen des anderen wartete, kroch Chubby unter dem Tisch hervor und zog sich hoch. Er kippte gegen den Nebentisch, fiel und saß mit seidigem, verklärtem Lächeln am Boden.

»Oh, Hank, hilf mir auf die Beine. Die Dinger wollen nicht mehr so. Verdammt, jetzt muß ich auch noch!«

Draußen, zwei Häuser weiter, ging jemand mit harten Schritten über den Plankenweg. Hohl dröhnte es durch die Stille des heißen Nachmittags.

Kurz vor dem Saloon verharrte der Mann, sprach dumpf – dann polterten die Schritte von drei Männern über die Planken.

In diesem Moment feuerte der Mestize mit dem Colt auf den Mann an der Theke. Die Kugel schlug in die Brust und riß den Mann von den Beinen. Schwer schlug er hin. Der Mestize wollte hinaus, prallte zurück und suchte nach einem Ausweg, schob den Colt unter das verschmutzte Hemd und starrte Hank durchdringend an.

Breit und wuchtig kam der Sheriff mit seinen beiden Deputys herein und brüllte: »Wer hat hier geschossen?«

»Der da!« sagte der Mestize kalt und zeigte auf Hank.

Die Ereignisse überstürzten sich. Hank schnellte zu Chubby, riß ihn hoch und zur Hintertür, stieß die Tür auf und verschwand mit dem Alten, bevor der Sheriff reagieren konnte.

»Hinterher!« schrie er.

Sie stürzten zur Hintertür, behinderten sich dabei gegenseitig und polterten durch die Räume.

»Ich muß mal!« ächzte Chubby. »Verdammt, was ist überhaupt los hier? Was soll das alles, Junge?«

Hank zerrte ihn um das Haus und zur Straße.

»Wir müssen verschwinden, Chubby! Oder willst du ein paar Tage im Loch sitzen, bis dieser Sheriff uns die Wahrheit abnimmt? Komm schon, schmeiße die Hufe, Alter!«

Sie erreichten die Pferde und kletterten in den Sattel. Chubby fluchte und fiel fast wieder herunter. Schon trieben sie die Pferde an und jagten die Straße hinauf.

»Da ist der verdammte Kerl!« grollte Hank und zeigte nach vorn. »Er haut ab.«

Vor ihnen ritt der Mestize aus der Stadt und lenkte das Pferd in die Brasada. Die wirbelnden Hufe schleuderten eine Staubfahne hoch.

»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, schrie Chubby, hing wie eine Klette im Sattel und hielt sich mühsam am Sattelhorn fest.

Hank drehte sich halb im Sattel um und blickte zurück. Er sah, wie der Sheriff mit seinen beiden Deputys die Straße überquerte. Die drei Männer hasteten hinter das Sheriff Office.

»Gleich haben wir den Sheriff auf dem Hals!« rief er. »Wir müssen unsere Spuren verwischen, Chubby!«

»Verdammt, was hab’ ich denn getan?« grollte Chubby. »Was will der von uns?«

Hank antwortete nicht. Aus dem Spiel war Ernst geworden. Sie mußten verschwinden, wollten sie ihre Freiheit behalten. Besorgt sah er zu Chubby hinüber. Der Alte hatte Mühe, sich auf dem Pferd zu halten.

Das Land war wild und öde. Dorniges Comagestrüpp wucherte zwischen den Bodenwellen. Hoch ragten Kakteen empor. Überall waren Felsen, die zu Umwegen zwangen.

Er sah den Mestizen nicht mehr.

Im Grenzland warfen sie ihr Lasso, zerrten jeder einen Strauch aus dem sandigen Boden und schleiften ihn hinter sich her. Das Geäst verwischte die Hufeindrücke. Von den Verfolgern war nichts zu sehen. Heiß brütete die Sonne über dem weiten Land.

Stunden später rasteten sie in einer Senke. Chubby verschwand sofort hinter den Strauchgruppen und fluchte. Hank stieg auf Felsen und starrte zurück. Sie hatten die Verfolger abgehängt und konnten sich ausruhen.

Schnaufend kam Chubby zurück und warf sich im Schatten der Felsen in den Sand.

»Du bist und bleibst eine alte Saufziege«, meinte Hank kopfschüttelnd. »Wie kann man sich bloß den Hals so vollaufen lassen.«

»Mir ist schlecht«, jammerte Chubby, schloß die Augen und begann zu schlafen.

Hank saß reglos und horchte in die Stille hinein. Die beiden waren nichts anderes als Satteltramps. Sie zogen ohne Ziel durch den Westen, arbeiteten zwischendurch ein paar Wochen auf irgendeiner Ranch, bis das Fernweh sie wieder in den Sattel trieb. Sie liebten das freie, ungebundene Leben und suchten das Abenteuer. Für sie gab es keine Probleme. Ihnen genügte der harte Schlafplatz im Sand, unter freiem Himmel – ihre alte Pferdedecke, die sie in den kühlen Nächten wärmte. Und ab und zu suchten sie eine Stadt auf, um nur für kurze Zeit unter Menschen zu sein.

Chubby schnarchte laut.

Hank lächelte still vor sich hin, erhob sich und ging umher. Schließlich legte er sich lang hin und ruhte sich ebenfalls aus.

Niemand störte ihren Frieden.

Die Sonne wanderte nach Westen dahin. Lange Schattenfelder krochen durch die Niederungen, als die beiden Männer aufbrachen. Sie ritten durch die Abenddämmerung. Blutrot flammte der Horizont. Dunkle Wolkenbänke zogen über den Himmel.

»Jetzt fühl ich mich wohl«, schnaufte Chubby selig. »Alles ist wieder klar. Hab’ ich wirklich so viel gesoffen?«

»Mehr als genug«, grinste Hank. »Wie ein Alkoholsilo bist du voll gewesen.«

»Aber du gar nicht, wie?« knurrte Chubby beleidigt. »Wohin willst du überhaupt jetzt?«

»Wir könnten über die Grenze reiten. Was meinst du? Drüben gibt es hübsche Mexikanerinnen.«

»Yeah, und Mescal«, lächelte Chubby versonnen und ließ sich von dem Pferd im Sattel wiegen, »viel Mescal und Musik. Das ist für Vater genau richtig.«

Sie folgten der Bergfalte und ritten durch die Dämmerung. Plötzlich zog Hank den Zügel straff und verhielt.

Wachsam blickte er zu der Hütte hinüber, aus der das flackernde Licht einer Kerze fiel. In der Dämmerung verwischten die Konturen der Hütte.

»Wollen wir hin?«

»Ich denke – ja«, antwortete Chubby. »Vielleicht gibt’s da einen Whisky?«

»Hör bloß auf mit dem Whisky. Mir dreht sich der Magen um.«

Langsam näherten sie sich der Hütte. Der Hufschlag erstickte im Sand. Zwischen Felsen und Sträuchern verhielten sie und starrten zur Hütte hinüber. Neben der Hütte war geöffnet. Stimmengemurmel tönte herüber.

Chubby leckte sich die Lippen. Als Hank ihn ansah, machte er ein verschlossenes Gesicht. Sie glitten von den Pferden, und Hank holte die Winchester aus dem Gewehrschuh. Hart lud er durch und nickte Chubby zu.

Sie näherten sich der Hütte und suchten die Deckung der Sträucher und Felsen auf. Geräuschlos schlichen sie heran. Die Pferde neben der Hütte witterten herüber und schnaubten dumpf. In der Hütte sprachen die beiden Männer weiter. Zikaden zirpten. Kühl kam der Wind vom Rio Bravo herüber.

Hank gab Chubby einen Wink. Sie trennten sich und gingen geduckt um die Strauchgruppen.

Trübe flackerte das Licht.

Hank glitt lautlos an die Hütte heran und horchte angespannt. Die beiden Männer in der Hütte sprachen miteinander. Die Holzsättel auf den Pferden verrieten, daß sie aus Mexiko kamen.

Vorsichtig beugte Hank sich vor und warf einen schnellen Blick in die Hütte.

Er erkannte sofort den Mestizen wieder. Grimmig verzog er den Mund. Chubby kam näher und verharrte auf der anderen Seite der Tür.

Mit beiden Händen hielt Hank die Winchester. Chubby zog seinen Colt. Sie grinsten sich an und taten so, als wäre alles ein Kinderspiel. Dabei war es tödlicher Ernst.

Entschlossen trat Hank über die Türschwelle hinweg und richtete die Winchester auf die Männer in der Hütte.

Die Mexikaner erstarrten, stierten ihn an und wagten keine Bewegung. Die Gesichter verrieten Erschrecken. Krampfhaft krümmten sich die Hände auf dem Tisch.

»Da sind wir wieder«, knurrte Chubby und grinste schief. »Wie geht’s, Amigos?«

Es ging ihnen gar nicht gut. Mit kaum verhohlener Bösartigkeit blickten sie Hank und Chubby an. Der Mestize lehnte sich langsam zurück.

»Was wollt ihr hier?« fragte er kalt. »Seid froh, daß der Sheriff euch nicht erwischt hat.«

»Wir sind froh«, entgegnete Hank finster. »Wer war das, den du erschossen hast? Mach den Mund auf, Amigo, sonst bekomme ich das große Zucken am Finger.«

Sie saßen steif am Tisch. Dem Gesichtsausdruck nach überlegten sie fieberhaft, wie sie Hank und den alten Chubby überrumpeln könnten. Doch die beiden waren wachsam und bereit.

»Ich höre«, knurrte Hank.

Seine Freundlichkeit war vorbei. Hart lag der Finger am Abzug. Der Daumen war bereit, den Repetierbügel wegzustoßen. In seinen grauen Augen flackerte ein eisiges Licht. Jetzt war Hank nicht mehr der Satteltramp – jetzt war er der Kämpfer.

Die Mexikaner suchten ihre Chance in der Lässigkeit. Sie lächelten, und der Mestize hob die Hände an und sagte: »Er wollte uns verraten. Er war lange bei uns, Amigos. Aber wir spürten, daß er ein falsches Spiel trieb. Er wollte, daß wir alle draufgehen. Ich mußte auf ihn warten und ihn töten. Er hat das Geheimnis mit ins Grab genommen…«

»Dann sag es uns«, murmelte Hank grimmig. »Du hast uns den Sheriff auf den Hals gehetzt. Wenn er uns erwischt hätte, säßen wir jetzt im Loch. Dabei haben wir mit der ganzen Sache nichts zu tun, Compa­dre.«

»Vergeßt es, Amigos. Ein bißchen Spaß werdet ihr doch wohl noch vertragen können, wie?«

»Der Spaß hat aufgehört«, grollte Chubby und hielt seinen schweren Colt auf den anderen Mexikaner gerichtet. »Ich bin verdammt sauer. Ich war so schön in Stimmung, als es losging. Was ist euer Geheimnis? Schmuggelt ihr Gewehre oder Schnaps über die Grenze? Sprich dich ruhig aus.«

»Si«, grinste der Mestize starr, »wir schmuggeln Whisky. Davon hältst du viel, nicht wahr?«