Dan Oakland Story 25: Der Bärentöter - U. H. Wilken - E-Book

Dan Oakland Story 25: Der Bärentöter E-Book

U. H. Wilken

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Beschreibung

Saskatchewan Donald Barkham versucht, die Region Saskatchewan zu beherrschen. Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Seine Revolvermänner töten jeden, der sich ihm in den Weg zu stellen versucht. Barkham verbündet sich sogar mit den Mohegan-Indianern, um sein Ziel zu erreichen. Dann greift Dan Oakland ein. Die scharlachroten Reiter Mordende Pferdediebe halten sich in der Region Saskatchewan auf. Captain Wyatt Wheelock und seine Männer der Royal Canadian Mounted Police versuchen die Welle der Gewalt einzudämmen. Wheelocks Sohn Matthew wird von den Verbrechern getötet. Dan Oakland macht sich auf den Weg. Die Exklusive Sammler-Ausgabe als Taschenbuch ist nur auf der Verlagsseite des Blitz-Verlages erhältlich!!!

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IN DIESER REIHE BISHER ERSCHIENEN

4301  U. H. Wilken Lockruf der Wildnis4302  U. H. Wilken Teufelsbrigade4303  U. H. Wilken Die Feuertaufe4304  U. H. Wilken Der weiße Büffel4305  U. H. Wilken Das Aufgebot des Bösen4306  U. H. Wilken Grausame Grenze4307  U. H. Wilken Omaha-Marter4308  U. H. Wilken Blutige Säbel4309  U. H. Wilken Der Unbezwingbare4310  U. H. Wilken California-Trail4311  U. H. Wilken Berg der zornigen Götter4312  U. H. Wilken Die Teuflischen4313  U. H. Wilken In Todesgefahr4314  U. H. Wilken Schwarzer Horizont4315  U. H. Wilken Der Raubadler4316  U. H. Wilken Trail aus Blut und Eisen4317  U. H. Wilken Der Wolfskiller4318  U. H. Wilken Nachtfalken4319  U. H. Wilken Der Geheimbund4320  U. H. Wilken Tödliche Tomahawks4321  U. H. Wilken Minnesota4322  U. H. Wilken Die Revolver-Lady4323  U. H. Wilken Sterben am Washita4324  U. H. Wilken Langmesser4325  U. H. Wilken Der Bärentöter4326  U. H. Wilken Manitoba4327  U. H. Wilken Yellow River4328  U. H. Wilken Land der Sioux

DER BÄRENTÖTER

DAN OAKLAND STORY

BUCH 25

U. H. WILKEN

Dieses Buch gehört zu unseren exklusiven Sammler-Editionen

und ist nur unter www.BLITZ-Verlag.de versandkostenfrei erhältlich.

In unserem Shop ist dieser Roman auch als E-Book lieferbar.

Bei einer automatischen Belieferung gewähren wir Serien-Subskriptionsrabatt. Alle E-Books und Hörbücher sind zudem über alle bekannten Portale zu beziehen.

Copyright © 2023 BLITZ-Verlag  

Hurster Straße 2a,  51570 Windeck

Redaktion: Alfred Wallon

Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Satz: Torsten Kohlwey

Alle Rechte vorbehalten.

www.Blitz-Verlag.de

ISBN: 978-3-7579-5361-4

4325v1

INHALT

Einleitung

Saskatchewan

Die scharlachroten Reiter

Anmerkung

Über den Autor

EINLEITUNG

Trapper Dan Oakland steht im Mittelpunkt dieses düsteren Kapitels der amerikanischen Geschichte: Der Vertreibung der Indianer aus ihren angestammten Gebieten. Er muss sich mit gefährlichen Flusspiraten, grausamen Büffeltötern und skrupellosen Pelzhändlern herumschlagen und gerät dabei immer wieder zwischen die Fronten von Rot und Weiß.

Ein weiteres Western-Highlight aus den 1970er Jahren!

Zunächst unregelmäßig im SILBER WESTERN erschienen, wurden die Trapper-Abenteuer von Western-Vielschreiber U.H. Wilken bald zu der gern gesammelten Heftserie DAN OAKLAND STORY, die nach über 40 Jahren in dieser TB-Edition, mit je zwei Romanen pro Band, im neuen Glanz erstrahlt!

SASKATCHEWAN

Der langgezogene Schrei überdeckte die vertrauten Geräusche der Wildnis von Saskatchewan.

Dan Oakland horchte auf. So schrie kein Tier. Das war der Schrei eines Menschen.

Dan sprang auf und hetzte zu seinem Pferd, warf sich in den Sattel und raste los.

Wild trommelten die Hufe, und wie ein Schatten jagte Dan Oakland durch die halbdunklen Baumlücken, durchbrach das Unterholz und näherte sich der Lichtung.

Gelächter schallte ihm entgegen. Mit einem Sprung war Dan Oakland aus dem Sattel und rannte zu Fuß weiter, hielt die Winchester und stürmte durch das Dickicht. Scharf peitschten Zweige das Gesicht und die Wolfsfellkleidung und griffen wie Lianen nach den Beinen.

Nichts und niemand konnte Dan Oakland aufhalten. Außer Atem erreichte er den Rand der Lichtung, blieb keuchend stehen und sah mehrere Männer, die einen anderen gerade hochzerren wollten. Sie hielten das Ende des Stricks gepackt und holten Luft. Im Nu hatte Dan die Winchester hochgerissen, zielte jetzt und zerfetzte mit einer Kugel den Strick.

Schwer stürzte der Mann aus der Höhe und plumpste ins Strauchwerk. Wild schlug das Ende des Stricks in die verzerrten Gesichter der lynchwütigen Männer. Sie alle taumelten zurück und verloren den Halt. Fluchend wälzten sie sich am Boden. Kaltblütig hielt Dan die Winchester auf die Männer gerichtet. Steif und drohend erhoben sich die Männer und sahen Dan wie einen Aussätzigen an. In ihren Blicken glühte verzehrender Zorn. Knochige Fäuste öffneten sich zu Krallenklauen, die dicht über den Colts in den Halftern schwebten. Zu jeder Sekunde konnten diese Männer eine wilde Schießerei beginnen. Dan Oakland war entschlossen, sofort zurückzuschießen. Hart lag der Finger am Abzug. Der Daumen drückte gegen den Repetierbügel, um blitzschnell durchladen zu können.

Stöhnend kroch der zum Tod verurteilte Mann aus dem Strauchwerk und brach zusammen. Noch immer hallte Oaklands Schuss durch die schweigende Wildnis der Wälder, verebbte nur langsam und versickerte zu einem geisterhaften Flüstern. Dan Oaklands Gesichtsausdruck verriet in diesen Sekunden Härte und Unduldsamkeit. Er verabscheute Männer, die ihre Gegner aufknüpften. Der schlanke, schwarzhaarige Mann mit dem sauber gestutzten Oberlippenbart schien der Anführer zu sein. Er trug ein rotes Piratentuch über dem Kopf, das im Nacken zusammengeknotet war. Dieser Mann gehörte zu der Sorte Abenteurer, die verwegen und rücksichtslos waren.

Jetzt lächelte er breit und zeigte dabei kräftige Zähne. „Du machst uns Kummer, Trapper“, sagte er. „Wirklich großen Kummer. Willst du Verdruss haben? Den kannst du kriegen.“

Dan feuerte stumm ein Stück Blei vor die hohen Stiefel des Mannes. Dreck flog hoch. Unwillkürlich zuckte der Mann zusammen und wich um einen Schritt zurück. Die anderen duckten sich wie zum Sprung. Hinter den Bäumen im Schatten stampften und prusteten Pferde. Manchmal taumelte ein Blatt aus dem Geäst. Jetzt erst bemerkte Dan den Mann, der erhängt an einem dicken Ast hing. Es war jener, dessen Schrei ihn herbeigerufen hatte. Sanft schwang der tote Körper im Nachtwind hin und her. Mondschein stach durch die Baumkronen.

„Reicht das?“, knurrte Dan Oakland bissig.

Sie schluckten und erkannten, dass sie einen wachsamen Trapper vor sich hatten, einen rauen Mann, der von den amerikanischen Plains heraufgekommen war und nun durch die kanadischen Wälder streifte.

„Well“, sagte der schlanke Mann mit dem roten Piratentuch. „Du mischst dich hier ganz schön ein, Fremder. Wie heißt du? Auf deinem Grabstein soll wenigstens dein Name stehen.“

„Daniel Oakland. Und dein Name?“

„Doug Fairbanks.“

„Fein, Doug, dann verschwinde jetzt mit deinen Kumpanen. Und kommt nicht auf den Gedanken, umzukehren. Sonst werdet ihr mein Blei zu schlucken kriegen.“

Zögernd wichen sie zurück und tauchten dann im Baumschatten unter. Raschelnd schlugen Zweige hinter ihnen zusammen. Dan Oakland war vorsichtig. Er ging noch nicht zu dem stöhnenden Mann, den er vor dem Tod bewahrt hatte. Die sechs Männer konnten zurückkehren. Auch Dan wich zurück und verschwand. Er hatte die Tücke seiner Gegner nicht unterschätzt. Sie schlichen tatsächlich näher und hielten die Colts bereit. Sie wollten ihn fertigmachen.

Laub raschelte unter ihren schleichenden Schritten. Sie tauchten auf und verschwanden in Schatten und Mondstreifen. Doug Fairbanks und seine wilden Freunde wollten töten. Ihr Hass galt nicht mehr dem Mann, den Oakland gerettet hatte, sondern Dan Oakland selber. Er war für sie eine tödliche Gefahr.

Lauernd gingen sie um die Bäume und witterten in den Wind. Zweibeinige Bluthunde. Aber so sehr sie auch suchten, sie konnten Dan Oakland nirgendwo entdecken. Er schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Dabei waren sie ganz in seiner Nähe. Sie suchten ihn am Boden. Vergebens. Dan Oakland hatte sich lautlos an einem tiefhängenden Ast hochgezogen und hockte nun oben in der Baumkrone. Das Blätterwerk verbarg ihn. Durch kleine Lücken konnte er die Männer beobachten. Sie dehnten die Suche nach ihm aus und verschwanden aus seinem Blickfeld. Er hörte noch eine Zeitlang das welke Laub rascheln, dann war es still ringsum. Wie tot lag der Mann am Boden. Der schwache Schatten des Erhängten wischte ständig über ihm hin und her. Irgendwo rief ein Kauz. Weitab antwortete ein Artgenosse. Dan Oakland erkannte, dass es echte Rufe waren. Kein Mensch konnte sie so unverwechselbar nachahmen.

Plötzlich krachte ein Schuss. Der Knall übertönte das Röcheln und den schweren Fall des Pferdes. Die Halunken hatten Dans Pferd abgeknallt. Dadurch wollten sie seine Flucht verhindern. Kalt kroch es Dan über den Rücken. Das war das Vorzeichen eines gefährlichen Zorns. Zum Glück hatte Dan die Provianttasche auf dem Rücken und in den Taschen seiner derben Lederkleidung genug Munition. Am Rand der Lichtung kroch der Verwundete jetzt zwischen hohes Farnkraut. Abseits stampften Pferde. Einer der Gegner ritt an und zog alle Pferde hinter sich her, entfernte sich mit ihnen und war nicht mehr zu hören.

Unentwegt pendelte der Körper des Erhängten im Wind. Das Gesicht war schon blau verschwollen, ein schrecklicher Anblick.

* * *

Dan glitt lautlos vom Baum und suchte den Verwundeten im Farn.

Der Mann wollte aufschreien, als er Oakland näherkommen sah. Dan presste die Hand auf den Mund des Erschrockenen.

„Ruhig“, raunte er. „Los, auf die Beine! Wir müssen weg von hier.“

Er zog den Mann hoch, stützte ihn und setzte sich in Gang. Unbemerkt konnten sie verschwinden. Schrill wieherten Pferde im Wald, schlugen dumpf den Waldboden.

Die sechs Männer hatten die Suche nach Dan Oakland abgebrochen und entfernten sich. Keuchend erreichte Dan mit dem jungen Mann eine laubgefüllte Senke. Hier drückte Dan ihn in eine Erdhöhle, die unter den dicken Wurzeln eines Laubbaumes entstanden war.

Anschließend zerrte er einen Strauch aus dem Boden, kroch in die Höhle und tarnte den Eingang.

Dan blickte den Mann im Halbdunkel lächelnd an.

„Was wollten sie von euch?“, fragte er.

„Wir sind den Halunken auf die Schliche gekommen“, flüsterte der Mann und rieb sich den von der Schlinge aufgerissenen Hals. „Darum haben sie Croyton umgebracht. Darum wollten sie auch mich lynchen. Ich danke dir. Du hast mir das Leben gerettet.“

„Mach dir nichts draus! Zunächst bleiben wir erst einmal hier. Mein Name ist Daniel Oakland.“

„Ich heiße Brave Sax.“

Dan zog die Provianttasche nach vorn und holte Verbandzeug hervor. Vorsichtig legte er einen Verband um den Hals des jungen Mannes.

„Du wirst eine Narbe zurückbehalten.“

Brave Sax lächelte flüchtig. „Hauptsache, ich lebe, Dan.“

„Still jetzt!“ Horchend beugte Dan sich in der engen Höhle vor. „Sie kommen näher. Aber hier werden sie uns nicht so schnell finden.“

Hufe trappelten heran und verstummten. Männer rutschten aus den Sätteln, hielten die Gewehre im Anschlag und schlichen lauernd umher. Zwei Mann tauchten vor der Höhle auf und verharrten am Rand der laubgefüllten Senke. Dan und Brave Sax rührten sich nicht, atmeten durch den Mund und starrten durch den Strauch ins Freie. Langsam gingen die beiden Halunken um die Senke. Sie brauchten nur in den Strauch vor dem Höhleneingang hineinzufeuern und würden Dan Oakland und Brave Sax treffen. Aber sie erkannten nicht, dass dieser Strauch anderswo gestanden hatte, und entdeckten auch nicht den Höhleneingang. Beide entfernten sich. Brave Sax atmete tief aus. Schweiß perlte auf seinem Gesicht. Unruhig flackerten die blauen Augen.

„Kommst du mit nach Elkhorn, Dan?“, raunte er.

„Vielleicht. Erst einmal müssen wir abwarten, was diese Kerle tun.“

„Du bist amerikanischer Trapper?“

„Ja, aus Dakota. Ichhabe einen Wagentreck geführt. Jetzt will ich wieder zurück nach Dakota.“

„Du könntest uns helfen.“

„Dann sag mir erst mal, um was es geht.“

„Um Waffen für die Indianer, um Wegrouten und um Fracht für die Siedler und Pioniere. Don Barkham will das Geschäft allein machen und lässt jede Konkurrenz ausschalten.“

„Barkham?“

„Ja. Er ist so was wie ein König in Elkhorn. Ein gebürtiger Deutscher.“

„Und seine Leute?“

„Er hat viele Handlanger, die für ihn die dreckige Arbeit machen. Die sechs Kerle, die mich umbringen wollten, sind nur ein Teil der Schießer, die auf seiner Lohnliste stehen.“

„Doug Fairbanks kenne ich ja schon. Wer sind die anderen?“

„Fairbanks ist ein Amerikaner. Paul Messon und der kleine Pujol sind Franzosen. Jason McRea ist Ire, Ed Fisher und Ray Nugent sind Engländer. Croyton und ich haben sie in Elkhorn belauscht. Wir sind aufgebrochen und haben versucht, uns bis nach Assiniboia durchzuschlagen. Aber die Hundesöhne haben was gerochen und sind hinter uns hergekommen.“

„Was wolltet ihr in Assiniboia?“

„Da ist eine Station der Royal Canadian Mounted Police. Wir wollten zu Wyatt Wheelock, er ist Captain der roten Reiter.“

„Du sprachst von Waffen, Brave.“

„Ja, Waffen für die Indianer, aber für welchen Stamm, das weiß ich nicht. Vielleicht für die Assinneboin, für die Ottawa oder die Delawaren. Zum Totlachen ist das, wie? Wir können uns ’nen Stamm aussuchen.“

Er wollte weitersprechen, als Dan ihm die Hand auf den Arm legte. Angespannt horchten sie und lugten durch den Strauch in die Senke. Irgendwo war jemand mit dem Stiefel gegen eine Baumwurzel gestoßen.

„Kannst du laufen, Brave?“

„Ja“, raunte Sax.

Sie harrten aus. Schritte kamen wieder näher. Sie hörten sie über sich. Der Halunke musste genau vor jenem Baum stehen, unter dem sie sich verborgen hielten. Die anderen waren nicht zu hören. Aber bestimmt hielten sie sich in der Nähe auf. Der Halunke, der neben dem Baum stehengeblieben war, horchte, hielt das Gewehr feuerbereit und wurde immer wieder vom Rauschen der Blätter im Wind getäuscht. Dan sah, wie Brave Sax zu zittern begann, nicht allein aus Furcht. Sie rührten sich nicht in der kleinen Erdhöhle. Sand rieselte in ihre Nacken.

Der Halunke bewegte sich jetzt, ging weiter und kam in die Senke. Tief sackte er im faulenden Laub ein. Suchend drehte er sich um und schwenkte dabei das Gewehr herum. Plötzlich verengte er die Augen und starrte auf den Strauch vor dem Höhleneingang. Das Gewehr war schon auf den Strauch gerichtet. Paul Messon, der Franzose, betrachtete den Strauch und die dicken Luftwurzeln des Baumes. Er musste entdeckt haben, dass darunter eine Höhle war.

Jetzt kam er näher. Der Finger lag am Abzug. Wieder stand er still und starrte auf den Strauch. Er riss plötzlich das Gewehr hoch und wollte in die Höhle feuern. Aber bevor Paul Messon abdrücken konnte, schlug ihm Mündungsfeuer entgegen. Er taumelte zurück und fiel auf den Rücken. Dan brach aus der Höhle, rannte aus der Senke und suchte nach den anderen Gegnern.

Hastig griff Brave Sax nach Gewehr und Colt des Halunken, riss die Munitionstasche an sich und folgte Dan. Beide schlichen durch die Baumlücken und entfernten sich schnell.

Hinter sich hörten sie Wutgebrüll und blindlings abgegebene Schüsse. Pferde wieherten unter heftigen Sporenstößen und rasten durch die Nacht. Für Dan und Brave Sax hatte die Flucht begonnen. Doug Fairbanks und seine Komplizen wussten, dass Sax keine Waffe besessen hatte. Dan Oakland musste ihren Kumpan erschossen haben. So setzten sie Dan auch auf ihre Abschussliste.

* * *

Sonnenschein überflutete die weiten grünen Täler und ließ den Schnee auf den Kuppen der fernen Berge funkeln. Elkhorn lag vor Dan und Brave Sax. Noch mussten sie sich im Unterholz des Waldes verbergen. Sie blickten auf die kleine Stadt, die Blockhäuser, aus denen Herdrauch aufstieg. Sie beobachteten die wenigen Menschen auf der Straße und hörten das Läuten der Kirchenglocke. Sonntag in Saskatchewan. Es war warm an diesem Tag. Die Luft war erfüllt vom Geruch des harzigen Holzes, des hohen Grases und der Ahornbäume. Dort unten gingen Menschen zum Gottesdienst in die kleine Holzkirche. Elkhorn schien ein friedlicher Ort.

Hier begannen die Wege in die Wildnis eines weiten und kaum erschlossenen Landes. Hier wollte ein Mann namens Don Barkham groß und mächtig werden, um später ganz Saskatchewan zu beherrschen.

„Da ist er!“ Brave Sax zeigte nach unten. „Der Mann mit dem Zylinder.“

Dan verengte die Augen und starrte durch die vor Wärme flimmernde Luft. Ein dickleibiger Mann überquerte die Straße. Von hier oben konnte man das rosige Gesicht nicht erkennen, wohl aber den schwerfälligen Gang und das aufgeblasene Gehabe des Mannes.

Donald Barkham fühlte sich als Herrscher über Elkhorn. Er war wirklich mächtig; ihm gehörte schon fast alles, vielleicht sogar die Seelen dieser Menschen in der kleinen kanadischen Stadt.

Seine Handlanger blieben im Hintergrund. Vor der Kirche zog er seinen Zylinder, begrüßte die Gottesdienstbesucher und betrat die Kirche. Dan Oakland verzog das Gesicht.

„Er versteht, die Leute zu täuschen, nicht wahr?“

„Das kann man wohl sagen“, flüsterte Brave Sax wütend. „Da unten weiß keiner, was für dreckige Geschäfte er macht. Sonst würde es anders um ihn aussehen. Hier in Kanada sind die Menschen auf ihre Nachbarn angewiesen. Alle helfen sich gegenseitig. Barkham weiß das nur zu gut. Du könntest hinuntergehen und allen Leuten sagen, dass Barkham ein Lump ist. Sie würden dir nicht glauben. Er hat den Bau der Kirche finanziert und hilft den alten Leuten. Er gibt viel Geld aus, um Freunde zu gewinnen.“

Dan sah mehrere Holzfäller zur Kirche gehen und entdeckte ein blondes, vielleicht gerade erwachsenes Mädchen in Begleitung der Eltern.

„Das ist Mara.“ Braves Stimme bekam einen weichen Klang. „Sie ist sehr schön. Sam Ellington, ihr Vater, besitzt einen Store und einen Frachtwagenhof.“

„Und Barkham unternimmt nichts gegen ihn?“

„Noch nicht. Er will Mara haben. Er tut alles, den Ellingtons zu gefallen. Aber Mara hat nicht viel übrig für Barkham. Sie denkt gar nicht ans Heiraten.“

Dan sah Brave Sax lächelnd an.

„Du liebst sie.“

„Ja, aber nicht allein. Auch mein Freund und Partner Croyton hat Mara geliebt. Das tun alle, die Holzfäller, die Trapper und die Bürger. Sie ist der Engel von Elkhorn.“

Dan hörte Brave seufzen und erhob sich. Die Straße der kleinen Stadt war jetzt wie leergefegt.

„Gehen wir.“

Sie stiegen den Hang hinab und blieben dabei in der Deckung der Lärchen.

Dennoch wurden sie entdeckt. Zwei Männer am Talrand belauerten schon lange die kleine Stadt.

Jetzt entdeckten Jason McRea und der krummbeinige Pujol Dan Oakland und den jungen Sax, stießen sich an und setzten sich in Bewegung. Als Dan und Brave Sax hinter den ersten Blockhäusern verschwunden waren, erreichten die beiden Banditen einen Stall und verbargen sich hier zunächst. Über den Hof und durch die Einfahrt blickend, konnten sie den Platz vor der Kirche einsehen. Sie warteten auf Donald Barkham.

Dan und Brave drangen durch die Hintertür in Sam Ellingtons Haus ein. Auch sie warteten. Dann läutete wieder die Glocke. Die Menschen verließen die Kirche und gingen nach Hause oder in den Saloon, den viele auch Taverne nannten. Kinder tummelten sich in der Sonne, Hunde kläfften, und ein paar grobknochige Männer verließen wieder die Stadt, um in die Wildnis zu gehen. Die Ellingtons betraten ihr Haus. Sam Ellington, seine Frau Katy und seine Tochter Mara blieben erschreckt stehen, als sie Dan Oakland und Brave Sax sahen.

„Brave“, flüsterte die blonde Mara. „Du hier?“

„Ich werde dir alles erklären, Mara. Das hier ist Dan Oakland. Er kommt aus Dakota.“

„Tag, Ma’am“, grüßte Dan freundlich die Frau, nickte Mara lächelnd zu und reichte Sam Ellington die Hand.

„Ein Trapper aus den Vereinigten Staaten?“ Ellington freute sich und bot ihnen Platz an. „Meine Frau wird Ihnen Tee kochen. Das ist der Brauch hier.“

Sie setzten sich. Dan spürte gleich die herzliche Gastfreundschaft dieser Kanadier.

„Du siehst bedrückt aus, Brave“, meinte Ellington. „Wo ist dein Partner?“

„Tot.“

Neben in der Küche ließ Katy Ellington fast einen Teller fallen, und die junge Mara sah Brave entsetzt an.

„Tot?“, flüsterte Sam Ellington. „Ein Grizzly?“

In diesem Land dachte man immer zuerst an wilde Tiere und Naturkatastrophen, an das raue Gesetz im menschenleeren Land.

„Kein Grizzly, Sam“, antwortete Brave. „Mein Freund Croyton ist gelyncht worden, von Doug Fairbanks und seinen Halunken.“

„Das darf nicht wahr sein.“

„Ist es aber, Sam. Frag Dan Oakland. Die Halunken waren Croyton und mir gefolgt, nachdem wir sie belauscht hatten. Man will uns aus dem Weg räumen. Und der, der das will, heißt Donald Barkham.“

„Fängst du schon wieder damit an, Brave? Lass Barkham da heraus. Er tut viel für Elkhorn. Er ist ein freundlicher Mann.“

„Ein Schweinehund ist er“, grollte Brave. „Mit seiner verdammten Freundlichkeit hat er euch geblendet. Ihr seht schon gar nicht mehr hinter seine feiste Maske. Er ist der Boss einer schießwütigen Bande. Er will das große Geschäft machen, ganz allein, ohne dich und ohne die anderen.“

„Das nehm ich dir nicht ab. Mein Gott, der Tod deines Freundes erschüttert mich. Aber dass Barkham dahinterstecken soll, glaube ich dir nicht.“

Wütend zerrte Brave den Verband vom Hals und zeigte Sam und Mara die blutverkrustete Halswunde.

„Das kommt vom Strick. Ich habe die Schlinge schon am Hals gehabt. Ich habe schon gebaumelt, da hat Dan eingegriffen und mich gerettet. Sie haben Croyton und mich überfallen und unsere Frachtwagen gestohlen. Die Pferde haben sie erschossen. Dann hat man uns unter einen Baum geschleppt. Wir sollten verschwinden. Man hätte uns gehängt und in der Wildnis verscharrt. Niemand hätte unsere Leichen gefunden.“

„O mein Gott“, hauchte Mara.

„Brave spricht die Wahrheit, Sam“, sagte Dan bedächtig. „Barkham will alles unter seine Stiefel kriegen. Noch verschont er dich, weil du eine so schöne Tochter hast, aber das kann sich ändern, verdammt schnell sogar. Hast du auch ein paar Frachtwagen?“

„Ja, damit hole ich die Sachen für meinen Store. Im Winter benutze ich Schlitten dafür.“

„Ich will dir den Beweis liefern, Sam. Sag, dass du mit einem Wagen aufbrechen willst. Du fährst auch aus der Stadt. Aber dann steigst du ab. Ich fahre damit weiter. Wenn du schnell genug in die Stadt zurückkehrst, wirst du ein paar von Barkhams Leuten sehen. Sie werden die Stadt verlassen, um irgendwo deinen Wagen abzufangen, natürlich aus dem Hinterhalt.“

„Ja“, pflichtete Brave bei. „So sollten wir es machen, Sam. Unseren Frachtwagen haben die Halunken in Brand gesetzt, ich habe nichts mehr.“

„Ich kann das nicht glauben. Das wäre ja ungeheuerlich.“

„Ich wäre jetzt tot, wenn Dan nicht eingegriffen hätte. So aber kann ich dich warnen. Ich bin verdammt entschlossen, gegen Barkham und seine Halunken zu kämpfen. Ich muss Croytons Tod rächen.“

Sam Ellington starrte zu Boden, während seine Tochter in die Küche ging, um der Mutter zu helfen.

„Well, dann macht es so“, sagte Sam endlich. „Ich hoffe nur, dass ich euch lebendig wiedersehe.“

„Das wirst du“, versprach Dan. „Ich brauche ein paar Sachen von dir - Anzug, Hut und so weiter. Die Halunken werden den Wagen angreifen, ich bin sicher. Drum gib uns deine schlechtesten Pferde. Wir erwarten dich heute Abend am Stadtrand. Wo ist die beste Stelle dafür, Brave?“

„Auf dem Weg zur Gravelbourg Station.“

Katy Ellington kam herein und goss Tee in die Tassen. Eine halbe Stunde später verließen Dan und Brave das Haus durch die Hintertür und verschwanden unbemerkt aus der Stadt.

* * *

„So?“, dehnte der feiste Mann und lächelte kalt. „Das ist ja interessant.“

„Boss, das kann für uns alle gefährlich werden“, versetzte der Ire Jason McRea heiser. „Wenn es den beiden gelingt, nach Assinniboia durchzukommen, hetzen sie uns die roten Reiter auf den Hals.“

„Habt ihr nicht gesehen, wohin die beiden gegangen sind?“

„Pujol und ich hatten geglaubt, dass sie in Saxens Blockhaus gehen würden. Wir haben nachgesehen. Sie sind nicht da. Sax und der Trapper haben sich irgendwo in der Stadt verkrochen.“

Langsam erhob sich Donald Barkham und schritt umher, verschränkte die Arme auf dem Rücken und blieb schließlich vor dem verhangenen Fenster stehen, sah durch die Gardine hinaus auf die sonnenhelle Straße und atmete pfeifend ein.

„Da kommt Nichols. Er wird im Saloon was gehört haben.“

So war es auch. Der Keeper berichtete, dass Sam Ellington heute Abend mit einem Wagen die Stadt verlassen wollte.

„Wohin?“

„Nach Gravelbourg Station. Da will er einkaufen.“

„Gut, geh wieder und pass weiter auf.“

Nichols nickte und eilte in den Saloon zurück. Barkham ging wieder auf und ab, blieb schließlich am Tisch stehen und sprach leise zu McRea und Pujol. Auch sie gingen. Lächelnd blickte Barkham auf die Straße.

„Ich muss da ein bisschen nachhelfen. Sam Ellington muss weg, dann wird Mara sich nach einem guten und väterlichen Freund sehnen.“

* * *

Langsam rollte der leere Frachtwagen auf die Straße von Elkhorn.

---ENDE DER LESEPROBE---