Bronx-Prinzessin - Christine Stutz - E-Book

Bronx-Prinzessin E-Book

Christine Stutz

5,0

Beschreibung

Patty ist ein Findelkind- eins, das Glück hatte, bei einer lieben Pflegemutter aufzuwachsen. Das macht sich bezahlt, als sie mitten in der Bronx vier kleine- ausländische- Kinder entdeckt, die dort von ihrem Kindermädchen ausgesetzt wurden. Sie bringt die Kinder sicher zu deren Botschaft. Doch kaum dort angekommen, muss sie sich mit dem Vater der Kinder, König William, und deren Bodyguard John, auseinandersetzen. Beide Männer weigern sich, Patty wieder gehen zu lassen. Zur Flucht verhilft ihr Andrew, ihr Pflegebruder. Doch die Männer spüren Patty auf und entführen sie nach Kallenonia, dem Königreich der vier Kinder. Dort soll Patty als Kindermädchen arbeiten. Was Patty nicht ahnt. Die Männer halten sie für die in ihrer Kindheit entführte Prinzessin Isabel! Sollte sich dies bestätigen, könnte sie dem König, ihrem Bruder, das Leben retten!

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Bronx-Prinzessin

TitelseiteImpressum

Bronx-Prinzessin

Prolog

Wie alt ich war?

Ich hatte keine Ahnung. Ich wusste nur, dass ich furchtbare Angst hatte. Seit Stunden saß ich hier auf der Bank, auf die mich die Frau gesetzt hatte. Sie hatte befohlen, dass ich sitzen bleiben solle. Dann war sie gegangen. Ich war froh, als sie weg war. Die Frau, die mich bei jeder Gelegenheit geschlagen hatte, war endlich fort.

Wer ich war?

Ich wusste es nicht. Früher, in einem anderen Leben, war ich eine Prinzessin. Oder ich glaubte es jedenfalls. Denn, wenn immer ich meine Augen schloss, träumte ich. Ich träumte von einem Schloss, Pferden, Seen und Glück. Doch meine Realität bestand aus Schlägen, Hunger und Dreck.

Wo ich war?

Der Ort war mir unbekannt. Menschen liefen hektisch an mir vorbei. Große und kleine Koffer hinter sich herziehend. Meine Angst wurde riesengroß. Ein altes Lied, eines, dass ich mal in meinen anderen Leben gelernt hatte, fiel mir wieder ein. Ich sang das Lied von Wasilli da Patty, dem mutigen Zwerg.

Eine sehr nette Frau beugte sich jetzt zu mir. „Na, du. Bist du allein?“ fragte sie mich. Ich nickte und drückte meine, alte, zerlumpte, Puppe an mich.

Kapitel

Das Gute daran, in der Bronx aufzuwachsen, ist: Man kennt sie auswendig. Jeden Flecken, jeden Ort. Und man weiß, wann man, welche Orte, besser meiden sollte.

Die vier Kinder, die dort angsterfüllt an der dreckigen Bushaltestelle standen, wussten dies anscheinend nicht.

Ergo: Sie waren nicht von hier.

In ihrer exklusiven, wirklich teuren Kleidung waren sie hier so exotisch, wie Pinguine in der Wüste. Jetzt taten sie fast schon leid, als die Mädchen zu weinen begannen.

Mein gutes Herz würde mich irgendwann mal umbringen. Ich wusste es, als ich nun zu den Kindern ging und vor ihnen stehen blieb. Die größeren Jungen schoben die Mädchen nun hinter sich. Sehr ritterlich, dachte ich.

„Was wollen sie von uns!“ herrschte mich einer der Jungen an. Er hob seine Fäuste, so als wolle er mich schlagen.

„Such es dir aus. Entweder raube ich euch aus, oder ich helfe euch. Was ist dir lieber?“ fragte ich den Jungen, der nun verdutzt seine Fäuste senkte. „Wir brauchen keine Hilfe“ sagte der Junge nun und sah mich arrogant an. Er schob die Mädchen zu seinem Bruder. Jetzt unterdrückte ich ein Lachen. Die Jungen und die Mädchen sahen aus, wie Klonexperimente. Es handelte sich um zwei Zwillingspärchen. Die Jungen etwa acht Jahre, die Mädchen sechs Jahre alt.

„Natürlich braucht ihr keine Hilfe, Ist mir schon klar. Ich möchte nur sicher gehen, nicht in Verdacht zu geraten, wenn ihr gleich ausgeraubt, entführt oder verschleppt werdet. Ihr wisst schon, wo ihr euch befindet, oder?“ fragte ich geduldig. „Das Beste, was euch passieren kann ist, dass man euch die Kleidung stiehlt, das schlimmste…“ ich schwieg. Die Jungen waren alt genug, um zu verstehen, was ich andeuten wollte. Der eine Junge nagte nun an seiner Unterlippe.

„Also, mein Name ist Patty. Das kommt von Patricia“ stellte ich mich vor. „Patty?“ fragte einer der Jungen amüsiert. Die Mädchen kicherten, keine Ahnung, warum.

Ich hielt dem Jungen, der Anführer dieser merkwürdigen Gruppe, vermutete ich, die Hand hin. Er übersah meine Hand und wendete sich an seine Geschwister. „Diese Magd will uns zur Botschaft bringen. Was meint ihr, Geschwister?“ fragte der Junge so arrogant, dass mir die Spucke wegblieb.

„Magd?! Hoppla, Bengel. Nicht solch einen Ton!“ verbat ich mir und reckte mich auf meine stolze 1,60 Meter. „Ich kann auch gerne verschwinden. Dann seht zu, wie ihr Nachhause kommt!“ drohte ich grimmig. Ich drohte nur. Ich würde die Kinder nicht ihrem Schicksal überlassen. Zumal ich das Auto von David, einen bekannten Kleinkriminellen, bereits dreimal an uns vorbeifahren gesehen hatte.

Allein die Tatsache, dass ich eins von Mamas Kindern war, hielt David davon ab, anzuhalten und sich zu holen, was er wollte. David wusste, mich angreifen, würde ihm einen Besuch von meinen Brüdern bescheren.

„Wir rufen uns einfach ein Taxi“ sagte jetzt eins der Mädchen. Es hatte einen starken Akzent, der mich aufhorchen ließ.

„Hier? In dieser Ecke? Um diese Uhrzeit? Kindchen, da kannst du mit einer Tausend Dollar Note wedeln und es würde niemand anhalten.“ Antwortete ich sarkastisch. Wieder kam David an uns vorbei. Die Jungen hatten ihn auch endlich bemerkt und kamen näher zu mir. Ich schmunzelte. So weit also war es mit dem Mut der Kinder bestellt.

„Wo müsst ihr hin? Und was mich mehr interessiert. Wie kommt ihr vier hierher?“ fragte ich nun. Entschlossen nahm ich die Mädchen an die Hand, um sie von der Straße wegzubringen. David würde nicht der Einzige bleiben, der sich die Kinder als Beute ausgesucht hatte.

„Unser Kindermädchen hat uns hier raus geworfen. Sie sagte, sie habe die Schnauze voll, was immer das auch heißen mag“ erklärte nun der andere Junge, der bislang geschwiegen hatte. Auch er hatte einen Akzent.

Ich nickte grimmig und führte die Kinder zur Untergrundbahn. Hauptsache, erstmal weg von der Straße. Es wurde bereits dunkel. Nicht gut.

„Wir müssen in die Botschaft unseres Landes“ sagte nun das eine Mädchen. Sie drückte ängstlich meine Hand, als wir an einem schlafenden Obdachlosen vorbeigingen. „Sie ist direkt in dem großen Hotel in der Innenstadt“ erklärte sie weiter. Sie schrie auf, als der Obdachlose, sich umdrehte.

Na toll, ich wusste, welches Viertel sie meinte, dort gab es haufenweise Botschaften. Große und Kleine. Egal, ich würde es schon finden.

Entschlossen kaufte ich Tickets und schob die Kinder in die Bahn, die zum Glück gerade hielt. Hauptsache weg von hier. Ich sah, wie David suchend die Treppe herunterkam, gerade, als sich die Türen schlossen. Ich atmete erleichtert auf. David hatten wir schon mal abgehängt. In der letzten Sekunde dachte ich erleichtert.

„Also, ich heiße Patty. Und ihr?“ fragte ich noch einmal. Vielleicht waren die Kinder jetzt, da wir in der Bahn saßen, etwas lockerer.

„Mein Name ist Victor. Kronprinz Victor der Dritte.“ Sagte der Junge. Es klang so arrogant, das ich auflachen musste. „Das ist mein Bruder Prinz Leopold. Und das sind die Prinzessinnen Edwina und Amalia. Aber du wirst uns eh nicht auseinanderhalten können. Das kann niemand“ sagte er weiter. Jetzt lachte ich laut. Es war zu lustig, wie arrogant ein kleiner Dreikäsehoch reden konnte.

„Was bildet ihr euch eigentlich ein, Kinder. Wer hat euch nur so verkorkst“ fragte ich erheitert. Irritiert sahen mich die Kinder an, nicht verstehend, was ich meinte.

Die Bahn hielt und ich schob die Kinder wieder auf die Straße. Wir waren aus der Bronx raus, eine Verbesserung, auf jeden Fall. „Noch drei Blocks, dann sind wir am Hotel, welches ihr hoffentlich meint“ sagte ich.

„Ich habe Hunger“ sagte Edwina nun. Sie griff wieder nach meiner Hand. Victor sah seine Schwester zornig an. „Nun mal nicht so zornig, Kronprinzchen“ sagte ich grinsend. „Edwina hat Hunger, ich auch. Kommt, ich gebe einen Hamburger aus.“ Sagte ich. „Was ist ein Hamburger?“ fragte Leopold. „Du kennst keinen Hamburger? Von wo kommt ihr! Aus der Wüste?“ fragte ich.

Erstaunt schauten mich die Kinder an. „Woher weißt du, dass ich Edwina bin?“ fragte mich das kleine Mädchen. Die anderen drei nickten neugierig.

Ich zog die Kinder zu einem Stand und kaufte von meinem letzten Geld fünf Hamburger. Dann führte ich die Kinder die lange Straße hinunter. „Euch auseinander zu halten ist einfach, Kinder“ sagte ich schmunzelnd. Die Kinder genossen ihren ersten Hamburger sichtlich.

„Amalia hat ein Apfelförmiges Gesicht, Du Edwina hast ein Birnenförmiges. Deine Augen liegen etwas weiter zusammen. Victor ist etwas größer als Leopold, dafür schaut Leopold ernster und misstrauischer.“ Erklärte ich.

Die Kinder schwiegen und bedauerten, als ihre Hamburger alle waren. Sie schielten zu einem anderen Stand doch bedauernd schüttelte ich meinen Kopf. „Sorry Kinder, ich bin pleite“ sagte ich seufzend.

„Was heißt Pleite?“ fragte nun Amalia. Auch sie ergriff nun meine andere Hand. Victor räusperte sich ungehalten. „Welch ein Benehmen für eine Prinzessin“ sagte er wütend. „Ihr sollet Haltung bewahren. Benehmt euch nicht so kindisch.“ Tadelte er seine Schwestern.

„Meine Güte, jemand sollte dir mal den Stock aus dem Hintern ziehen“ sagte ich und unterdrückte ein Grinsen, als der Junge mich wütend anstarrte. „Beruhige dich, Victor. Die Frau will uns Heimbringen. Wir brauchen sie“ warf Leopold ein. „Erinnere dich an Onkel Danilos Lehre: Verbünde dich mit dem Feind, solange es dir von Nutzen scheint.“

„Gutes Argument“ sagte ich. „Euer Onkel scheint ja sehr intelligent zu sein.“ Allerdings verschwendetete er seine Intelligenz nicht auf die Erziehung der vier hier neben mir, dachte ich schmunzelnd. Denn die vier Kinder waren alles andere als Alttagstauglich.

„Ich muss mal austreten“ sagte Victor nun und sah sich suchend um. Glaubte er allen Ernstes, ein Klo würde, aus dem Nichts erscheinen?

„Dann stell dich an die Hauswand“ gab ich zurück. Die Kinder hielten mich ganz schön auf. Eigentlich sollte ich bereits Zuhause über meinen Büchern sitzen und für die Prüfung morgen üben.

„Ich soll meinen kleinen Prinzen der Öffentlichleit preis geben?!“ sagte er so entrüstet, dass ich die Mädchen losließ und mich vor Lachen krümmte. „Entweder dass, oder es wird ein sehr feuchter Rückweg für dich. Wir haben noch zwei Blocks vor uns“ sagte ich, nachdem ich mich etwas beruhigt hatte.

„Bildet eine Mauer um mich“ ordnete Victor an. Er stellte sich an die Wand, wir stellten uns im Halbkreis um ihn herum. Die Kinder mit hochrotem Gesichtern, ich kichernd und prustend. „Du auch, Leo?“ fragte ich den anderen Jungen, der schweigend nickte. „und ihr, Mädchen?“ fragte ich weiter. Beide Mädchen schüttelten ihre Köpfe.

Weiter ging der Fußmarsch. Wir schwiegen etwas.

„Also, Vicci, du scheinst der Anführer dieser Gruppe zu sein. Leo dein Bruder, Amy und Edda deine Schwestern?“ fragte ich, um die Stille zu beenden. Ich konnte das große Hotel bereits sehen, der Turm strahlte über die kleineren Gebäude.

„Wir mögen es überhaupt nicht, dass man unsere Vornamen verunstaltet“ gab Victor kund. Die anderen Kinder nickten zustimmend.

„Und da ich euch gerettet habe, euch mit meinem letzten Geld gefüttert habe und euch nun Nachhause bringe, ist mir das scheißegal!“ gab ich grinsend zurück.

„Es ist dir was?“ fragte Edwina mich neugierig. Wieder ein Ausdruck, den die Kinder hier nicht kannten. Von wo kamen sie nur? Waren sie auf einer einsamen Insel aufgewachsen? Anders konnte ich mir das nicht erklären. Sie kannten die geläufigsten Ausdrucke nicht, kannten keine Hamburger und benahmen sich wie ausgestopft!

„Das Edwina, bedeutet, es ist mir vollkommen egal, ob ihr etwas nicht mögt. Solange ich die einzige bin, die euch Nachhause bringen kann, müsst ihr euch das gefallen lassen.“ Erklärte ich geduldig. „Das verstehe ich“ sagte sie. „Du kannst uns ja wirklich unterscheiden, wie ausergewöhnlich“ sagte Amalia.

„Also ich mag die Frau nicht. Ihre vulgäre Ausdrucksweise ist kontraproduktiv für unsere Erziehung.“ Gab Leopold nun von sich. Wieder lachte ich auf.

„Dann ist es ja gut, dass sich unsere Wege gleich trennen werden.“ Erwiderte ich fröhlich. Ich sah zur großen Uhr, die den riesigen Platz vor dem Hotel erleuchtete. Zwei Stunden hatte ich verloren. Zwei Stunden, die ich zum Lernen benötigt hätte. Und noch mal zwei Stunden zurück, aber auch nur, wenn ich schwarz mit der U- Bahn fahren würde. Und dass alles für vier sehr undankbare Kinder.

Endlich hatten wir das Hotel erreicht. Zögernd blieb ich davor stehen. Welch nobles Gebäude. Es strotzte voller Eleganz und Geld.

Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dieses Gebäude freiwillig zu betreten. Ab gesehen davon, dass man mich erst gar nicht hineingelassen hätte! Der Portier hätte mich die Treppe wieder runtergeworfen, da war ich mir sicher.

„Also Kids, das war es dann“ sagte ich und sah mich suchend um. „ Hier ist das Hotel, welches ihr meintet. Wo ist denn nun eure komische Botschaft?“ fragte ich die Kinder.

Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, als ich zwei schwere, harte, Hände auf meinen Schultern spürte. „Folgen sie mir“ sagte eine dunkle, strenge Stimme. „Bitte unauffällig.“

Ich versuchte, mich umzudrehen, zu sehen, wer mich unerlaubt berührte. Doch ich wurde unbarmherzig in den Eingang des Hotels geschoben. Alle vier Kinder gingen vor mir. Der Portier im Eingangsbereich verbeugte sich tief, als die Kinder an ihm vorbei zum Fahrstuhl gingen. Ich wurde weiter durch das Foyer geschoben. „Lassen sie mich augenblicklich los, sie Gorilla“ fauchte ich wütend. Ich stemmte meine Beine in den Boden, doch der Mann hinter mir schob mich weiter. Seine großen Hände gruben sich schmerzhaft in meine Schultern, als ich mich wehrte. Jetzt reichte es mir. Ich hielt mich an einer Säule fest, die zum Glück inmitten des großen Saals stand. Ich umklammerte die Säule mit Armen und Beinen.

Der Mann versuchte, mich zu schieben, ich umklammerte die Säule. Es musste lustig aussehen. Erste Blicke richteten sich auf uns, es war mir egal. Der Mann versuchte, mich von der Säule zu lösen. „Ich sagte, sie sollen mir unauffällig folgen!“ sagte der Mann erneut. Mein Verhalten schien ihn zu nerven.

„Ich bin amerikanische Staatsbürgerin! Ich werde ihnen nicht folgen. Was soll dass eigentlich!“ schrie ich laut. „Ich habe nichts getan!“ schrie ich und streckte dem Mann die Zunge heraus. Jetzt blieben die Menschen um mich herum stehen und beobachtete das merkwürdige Schauspiel, welches sich ihnen bot.

Die Fahrstuhltüren öffneten sich. Ein großer Mann im edlen Anzug entstieg dem Fahrstuhl. Ich stockte, ein merkwürdig bekanntes Gefühl, so als müsste ich den Mann kennen, beschlich mich. Verwirrt schüttelte ich den Kopf.

Die Kinder rannten auf den Mann zu. „Vater, was für ein Glück!“ rief Edwina laut. Sie lief an den Jungen vorbei zu dem Mann und umarmte ihn. Amalia folgte, die Jungen gingen ruhig, bis hin zu dem Mann, der ihnen liebevoll durch die Haare strich. „Wo kommt ihr denn her? Solltet ihr nicht mit eurem Kindermädchen in der Oper sitzen?“ fragte der Mann nun die Kinder. Betretenes Schweigen folgte.

Ich umarmte noch immer die Säule, der Mann zerrte an mir. „Lass mich in Ruhe, du Gorilla!“ schrie ich erneut. „Geh zurück in den Urwald!“ Die Menschen um mich herum lachten nun auf.

„Wer ist die junge Frau, die so einen Lärm verursacht, John?“ fragte der Vater der Kinder nun. Neugierig kam er näher.

Endlich ließ der große Mann von mir ab, hielt mich aber immer noch fest. „Diese junge Frau kam mit ihren Hoheiten hier an. Zu Fuß“ antwortete der Mann, der mich festhielt. Wütend machte ich mich von ihm los. „Was sollte das, sie grober Klotz“ schnauzte ich den Mann nun an. Wütend warf ich meinen dicken Haarzopf in den Nacken.

Dann stand ich vor dem Vater der Kinder, der mich überrascht und streng ansah. Er schaute, als erwarte er etwas.

„Das ist der König, ihre Hoheit William Alexander von Kallenonia. Sie müssen sich verbeugen“ sagte dieser Gorilla John nun leise zu mir. Beide Männer standen wartend vor mir. Ich stemmte die Arme in die Hüfte und grinste breit.

„Meister. Eins vorweg. Ich bin Amerikanerin. Wir erheben uns, wenn die Nationalhymne ertönt. Wir salutieren, wenn unsere Flagge gehiesst wird. Und wir knien nieder in der Kirche zum Gebet.“ Ich holte tief Luft. „Aber wir verbeugen uns nicht vor Menschen mit einem etwas längeren Titel vor ihren Namen!“ sagte ich laut. Mit Genugtuung erntete ich Applaus von den Menschen, die um uns herum stehen geblieben waren.

„Was für ein unmögliches Benehmen“ sagte dieser William geschockt. Beide Männer liefen hochrot an. „Aber egal. So sind die Amerikaner halt.“ Er seufzte. „Wie kommen sie zu meinen Kindern?“ fragte mich der Mann nun.

„Hast du ihre Haarfarbe gesehen, William?“ fragte der Gorilla. Er hob ungefragt meinen weiß-blonden Zopf hoch. William nickte.

„Zufall?“ fragte dieser John. William zog mich weiter zum Fahrstuhl, weg von der Menschenmenge, die sich immer enger um uns gruppierte, um kein Wort zu verpassen. Hinter mir dieser John, der verhindern wollte, dass ich fliehen konnte.

Lassen sie mich augenblicklich los“ befahl ich dem Mann, der mich nun in den Fahrstuhl schob, wo die Kinder bereits warteten. „Ich bin amerikanische Staatsbürgerin! Sie haben nicht das Recht, mich so zu behandeln!“ sagte ich wütend. „Alles was ich tat, war, diese ungezogenen, verwöhnten, arroganten Bälger Nachhause zu bringen!“ Ich schrie. „Sagen sie artig Danke, und ich bin weg“. Ich versuchte, den Gorilla John zu treten, doch der wich elegant aus.

Auch niemand der Menschen, die eben noch neugierig stehen geblieben waren, kam mir zur Hilfe.

„Sorry Lady. Sie befinden sich nicht mehr in den Staaten! Das Hotel ist offiziell Kallenonia Hoheitsgebiet! Sie haben die USA verlassen, als sie das Hotel betraten!“ sagte der Gorilla John. Er lachte jetzt leise.

Meine Wut steigerte sich. „Betreten? Sie haben mich hier rein gezerrt! Das ist eine Entführung!“ schrie ich und trat dem Mann mit Wucht gegen das Schienbein. John fluchte laut und hielt sich sein Bein. Edwina kicherte nun.

„Das ist nicht lustig, Edwina“ sagte ich zornig. Wieder starrte ich den Mann an, der der Vater der Kinder zu sein schien. „Woher wissen sie, dass es Edwina war, die gekichert hat?“ wollte der Mann nun von mir wissen. „Geraten!“ gab ich grob zurück.

„Das simmt nicht, Vater. Patricia lügt. Sie kann uns sehr gut auseinanderhalten.“ Sagte nun Leopold. Petze, dachte ich grimmig. „sie weiß, wer, wer ist von uns.“

„Du bist eine große Petze, Leopold!“ schnauzte ich den Jungen an, der nun breit grinste. Wieder sahen mich beide Männer verwundert an. „Das war Absicht.“ Sagte Leopold nur.

Ich streckte ihm die Zunge heraus. Verwundert sahen mich die Kinder an, die Männer seufzten.

„Sehr merkwürdig, William!“ sagte John und William nickte ernst.

„Was ist merkwürdig. Meine Zunge? Hat die eine komische Farbe?“ fragte ich agressiv. Wieder schüttelten beide Männer ihre Köpfe.

„Die Frau hat mich gezwungen, gegen eine Hauswand zu urinieren!“ mischte sich nun Victor ein.

„Das ist nicht wahr, Vicci“ sagte ich und benutzte absichtlich die Abkürzung seines Namens. Ich wusste, das ärgerte den Jungen maßlos. „Ich ließ dir die Wahl. Entweder Hauswand oder nasse Hose!“ verteidigte ich mich grimmig.

„Ein Prinz, der sich an einer öffentlichen Hauswand erleichtert!“ fluchte William. Strafend sah er mich an. So, als sei alles nur meine Schuld.

„Eine Toilette war nicht greifbar! Und ich trage kein Dixiklo mit mir herum!“ antwortete ich ebenso finster schauend, wie die beiden Männer vor mir. Trotzig, wie in Kindertagen, schob ich meine Unterlippe über die Oberlippe.

Wieder dieser merkwürdige Blick, den die Männer tauschten. John wollte etwas sagen, wurde jedoch von William unterbrochen. „Später.“ Sagte er nur.

Endlich hielt der Fahrstuhl. Ich wollte aussteigen, wurde jedoch von diesen John zurückgehalten. „Zuerst die Hoheiten“ sagte er streng.

„Warum? Läuft irgendetwas im Fernsehen und sie haben Angst, etwas zu versäumen?“ fragte ich zurück. „Hüten sie ihre Zunge besser etwas!“ drohte John mir. „Warum, werde ich sonst gelyncht?“ fragte ich wütend zurück.

2,Kapitel

William führte die Kinder in sein Büro und schloss die Tür. John drückte mich auf den Stuhl vor dem Büro. „Warten sie hier“ ordnete er an.