Camp Seasides Mühlenschatz - Niklas Quast - E-Book

Camp Seasides Mühlenschatz E-Book

Niklas Quast

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Beschreibung

Die vier Freunde Jaxon, Natalia, Maxwell und Laura freuen sich auf einen mehrtägigen Campingurlaub auf dem Gelände des Camp Seaside, einem Platz mit einem Badesee und einer alten Getreidemühle. Bei einem Rundgang im Wald entdecken sie einen Brief, der ihnen einen Schatz in den Tiefen der Mühle verspricht. Sie lassen sich auf die Suche ein - und beginnen damit ein Spiel, bei dem eine Menge Blut fließen wird. Denn im Inneren der Mühle lebt der Tod. Und er fordert seinen Tribut...

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Seitenzahl: 251

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Zum BUCH

Die vier Freunde Jaxon, Natalia, Maxwell und Laura freuen sich auf einen mehrtägigen Campingurlaub auf dem Gelände des Camp Seaside, einem Platz mit einem Badesee und einer alten Getreidemühle. Bei einem Rundgang im Wald entdecken sie einen Brief, der ihnen einen Schatz in den Tiefen der Mühle verspricht. Sie lassen sich auf die Suche ein - und beginnen damit ein Spiel, bei dem eine Menge Blut fließen wird. Denn im Inneren der Mühle lebt der Tod. Und er fordert seinen Tribut…

Zum AUTOR

Niklas Quast wurde am 7.3.2000 in Hamburg-Harburg geboren und wuchs im dörflichen Umland auf. Nachdem er eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann absolvierte, arbeitet er nun in einem Familienbetrieb und widmet sich nebenbei dem Schreiben.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Epilog

1

Das Auto mit den verdunkelten Scheiben, welches Sebastian schon aus der Ferne gesehen hatte, passierte mitsamt seines Wohnwagens die Schranke, die auf das Gelände des Camp Seaside führte. Staub wirbelte vom trockenen Boden auf und verteilte sich in der klaren Luft. Es war ein sonnig warmer Tag, trotzdem hatte der Fahrer die Scheiben geschlossen. Durch die Windschutzscheibe war nur ein Teil des Gesichts zu erkennen, welches hinter einer Sonnenbrille und einem Halstuch verborgen lag. Zigarettenqualm waberte auf, als der Fahrer an einem Glimmstängel paffte. Er hielt direkt neben Sebastian an und ließ das Fenster runter.

»Walter Kinney. Eine Woche. Ich hatte angerufen.«

Sebastian nickte. Er hatte am gestrigen Tage selbst mit dem Mann telefoniert, als dieser sich seinen Stellplatz gebucht hatte.

Er erinnerte sich an die rauchige, tiefe Stimme, bei der er sich schon am Hörer kaum hatte vorstellen können, wie sein Gegenüber wohl aussehen würde. Das mysteriöse Äußere des Mannes verstärkte den Eindruck jetzt noch. Doch er war nur einer der zahlreichen Gäste des Camp Seaside, und Sebastian würde ihn schon bald wieder vergessen haben. Er winkte den Mann durch und sah zu, wie das Gespann aus Auto und Wohnwagen langsam kleiner wurde und schließlich hinter einer Kurve verschwand. Sein Stellplatz lag im hinteren Teil, in der Nähe des bewaldeten Abschnitts. Nach kurzem Überlegen entschied Sebastian sich dazu, seinen täglichen Kontrollgang zu machen.

Direkt neben der Rezeption und der dazugehörigen Schranke lag ein Getreidefeld mit einer alten Mühle in der Nähe. Viele

Leute, die das Camp Seaside besuchten, waren von dem Ausblick, den die Mühle bot, fasziniert. Er schätzte, dass Walter Kinney nicht zu diesen Menschen gehören würde. Wenn er sich überhaupt mal blicken lassen sollte, dann sitzt er mit einer Zigarette im Mund vor seinem Wohnwagen und löst Kreuzworträtsel. Sebastian lächelte verkniffen und war froh, dass in diesem Moment keiner in der Nähe war. Es war erst kurz nach neun am Morgen, die Meisten würden sich gerade vor der Bäckerei aufhalten und Brötchen holen. Da es eine der Bäckereien war, die noch eigenes Handwerk betrieb und mit dem gemahlenen Getreide aus der Mühle backte, gab es nahezu keinen Gast, der auf dieses Erlebnis verzichtete. Viele kannten ja nur noch die tiefgefrorenen und wieder aufgebackenen Brötchen aus dem Supermarkt - Sebastian wollte daran gar nicht mehr denken. Seit er vor vielen Jahren das erste Mal eines der selbstgebackenen Brötchen gekostet hatte, mochte er die anderen schlichtweg nicht mehr. Schon aus der Ferne nahm er den köstlichen Duft wahr. Die Bäckerei lag nur wenige hundert Meter hinter dem Rezeptionshaus, direkt dahinter begann wiederum langsam der Wald. Das Zwitschern der Vögel war aus der Ferne zu hören und erfüllte die Umgebung mit Fröhlichkeit.

Die Luft fühlte sich heute besonders gut an, es war bereits um diese Uhrzeit recht warm. Ein angenehmer Sommertag, der auch einige Tagesgäste anlocken wird, dachte Sebastian.

Zwischen der Bäckerei und der Zeltwiese, auf der Walter Kinney seinen Stellplatz hatte, lag ein großes Maisfeld. Zu dieser Jahreszeit wuchs der Mais bereits weit über seinen Kopf hinaus, und Sebastian konnte wahrlich nicht sagen, dass er mit seinen ein Meter sechsundneunzig klein war. Er war größer als der Durchschnitt, sah jedoch nie wirklich einen Vorteil darin. Er ließ seinen Blick schweifen. Der dichte Mais verbarg die Sicht auf den dahinterliegenden Waldabschnitt. Nach einem kurzen Stück Straße folgte die heute gut besuchte Zeltwiese. Viele Familien tummelten sich auf dem Platz, dazu noch ältere Ehepaare und Jugendliche. Kinney war der Einzige, der nicht wirklich in die Szenerie passte - er zeigte sich aber auch nicht, sondern hielt sich im Inneren seines Wohnwagens auf. Die beigen Vorhänge vor den Fenstern waren allesamt zugezogen. Es gibt schon komische Leute. Doch Sebastian wusste, dass er sich nicht um die privaten Dinge anderer Leute kümmern sollte.

Wenn er sich eben komplett von der Außenwelt abschotten wollte, dann sollte er das tun. Auf dem ersten Blick sah alles ordentlich aus. Die meisten Leute lächelten ihn an, als sie anhand seiner Kleidung erkannten, dass er zum Platzpersonal gehörte. Nach einem kurzen Kiesweg folgte dann die Sanitäranlage. Eines der Fenster war zersplittert, Scherben und der Stein, der für den Riss verantwortlich war, lagen auf den Ziegelsteinen davor. Der Anblick sorgte dafür, dass Sebastians Laune sofort in den Keller fiel. Er schloss das Häuschen auf und nahm sich Handfeger und Schaufel, um die Scherben wegzufegen. Die Scheibe musste definitiv ersetzt werden - das würde jedoch erst nach dem Wochenende passieren. In dem kleinen Hausmeisterraum an der Rückseite der Sanitäranlage, den er aufsperren musste, lag in den Tiefen einer Schublade eine Rolle schwarzgelbes Absperrband. Sebastian nahm sie mit und sperrte das Fenster so gut es ging ab. Es lag ziemlich weit oben, weshalb er das Problem mithilfe einer Leiter lösen musste. Als er sich wirklich sicher war, dass alles so gelöst war, dass niemand zu Schaden kommen konnte, trat er einen Schritt zurück.

Plötzlich vernahm er ein lautes Quietschen, und als er seinen 9 Blick schwenkte, sah er ein Kind mit einem Fahrrad auf ihn zurasen. Gerade noch rechtzeitig hatte der Junge die Bremse betätigen können - er hielt, weit über den Lenker gebeugt, vor Sebastian an und blickte ihm schuldbewusst ins Gesicht.

»Entschuldigung.«

Sebastian lächelte und klopfte dem Jungen auf die Schulter.

»Alles gut. Es ist nichts passiert. Fahr beim nächsten Mal einfach etwas vorsichtiger.«

Der Junge sagte nichts mehr und fuhr in Richtung Zeltwiese davon, die Situation schien ihm sichtbar unangenehm zu sein.

Wäre der vorher mit vollem Tempo hier lang gefahren, wäre er gestürzt und hätte sich möglicherweise sogar verletzt. Sebastian war froh, dass er im richtigen Moment gehandelt und so ein Unglück vermieden hatte. Die gute Tat des Tages konnte er somit schon abhaken. Die Zeltwiese ging in eine zweite über, die nur durch einen schmalen Weg von der anderen getrennt war.

Direkt dahinter lag der Biergarten, in dem abends immer viel los war. Als Sebastian seinen Blick genau in diese Richtung richtete, sah er aus der Ferne schon Brenda, und sein Herz begann sofort, höher zu schlagen. Sie trug ein ärmelfreies Oberteil und ein tiefes Dekolleté, in das er einen kurzen Blick werfen konnte. Als sie ihn bemerkte und ihm ein freundliches Lächeln zuwarf, errötete er. Seit drei Jahren empfand er diese Gefühle schon für sie, doch er hatte sich bisher nicht getraut, sie mal anzusprechen. Es war bei einer heimlichen Schwärmerei geblieben, für mehr war er einfach zu schüchtern. Nach außen hin gab er den souveränen Platzwart ab, doch im Inneren sehnte er sich mal wieder nach einer Partnerin in seinem Leben. Er hatte mit seinen sechsundzwanzig Jahren bisher noch keine richtige Beziehung geführt, und wusste, dass das langsam mal an der Zeit war. Kurzum entschied er sich dazu, ihre Nähe aufzusuchen.

Als er sie erreicht hatte, war sie gerade damit beschäftigt, die Bänke, die sich draußen befanden, abzuwischen. Um diese Uhrzeit befand sich noch niemand in dem kleinen Lokal.

»Hey, Sebastian.«

Sie lächelte, woraufhin ihre weißen Zähne zur Geltung kamen.

»Setz dich doch. Möchtest du was trinken?«

»Gerne. Eine Cola wäre super, aber bitte ohne Eis.«

Sie verschwand im Inneren und Sebastian ließ sich auf die Holzbank sinken. Es dauerte nicht lange, bis sie schließlich mit der gewünschten Cola wiederkam. Auf den Rand des Glases hatte sie eine Zitronenscheibe gesteckt, was den Anblick gleich verschönerte. Und sie dazu erst… Ihre dunkelblonden Haare hingen ihr bis tief in den Ausschnitt.

»Und, alles klar soweit auf dem Gelände?«

Ihre weiche Stimme riss ihn abrupt aus seinen Tagträumen. Er spürte, wie er errötete, und nahm deshalb das Glas in die Hand und trank einen Schluck.

»Ja, schon. Bis auf eine kaputte Fensterscheibe heute war alles okay. Die muss nach dem Wochenende erneuert werden.«

Er legte eine kurze Pause ein. Das Schweigen fühlte sich jedoch unangenehm an, weshalb er direkt in eine Gegenfrage überging.

»Und was war gestern Abend bei dir los? Viele Gäste?«

»Nicht so viel wie sonst an einem Freitag. Doch ich war trotzdem ausgelastet, und ich glaube, dass heute mehr los sein wird.

Zum Ferienanfang sollte heute der Hauptanreisetag sein.«

»Ich denke auch.«

Sebastian nahm noch einen Schluck Cola, nachdem er die Zitrone über dem Getränk ausgepresst hatte. Es schmeckte direkt etwas frischer und besser. Ein leichter Wind wehte durch die Umgebung und kühlte den aufgekommenen Schweiß von Sebastians Stirn. Vom Biergarten war es nicht mehr weit bis zum See, ein kurzer Berg führte direkt zur Badestelle.

»Heute Mittag soll es ja noch viel wärmer werden. Wollen wir in deiner Pause etwas Zeit am See verbringen?«

Sebastian nickte.

»Klingt gut. Von zwölf bis vierzehn Uhr habe ich Pause.«

»Ich weiß. Das hast du mir schon mal erzählt.«

Er konnte sich nicht erinnern, das jemals getan zu haben, wollte darauf jedoch nicht eingehen. Er war viel zu sehr von ihrem Angebot überrascht - damit hatte er definitiv nicht gerechnet, doch es freute ihn. Er hatte seine Cola schneller geleert, als ihm lieb war, und ein Blick auf die silberne Armbanduhr an seinem Handgelenk verriet ihm, dass bereits zehn Minuten vergangen waren, seit er den Biergarten aufgesucht hatte.

»Ich muss weiter. Wir sehen uns dann um zwölf am See?«

»Um zwölf am See«, bestätigte Brenda mit einem Lächeln im Gesicht.

Sebastian kehrte ihr den Rücken zu und schritt wieder in Richtung der Zeltwiese. Hoffentlich vergehen die zweieinhalb Stunden schnell genug. Er konnte seine Pause am heutigen Tage gar nicht erwarten. Sein Magen begann, zu knurren, und nachdem er sich um den See herum erkundigt hatte, ob alles in Ordnung war, entschied er sich dazu, zu frühstücken. Der Weg zur Bäckerei führte ihn wieder an dem Maisfeld vorbei, aus dem eine Krähe in die Luft stieg und mit einem wilden Schrei davonflatterte, als er es passierte. Vor der Bäckerei gab es eine beträchtliche Schlange, doch da er keine Eile hatte, stellte er sich an und wartete, bis er von der Verkäuferin bedient wurde.

»Zwei Handwerkerbrötchen, bitte.«

Die Frau packte ihm zwei größere Brötchen in eine Papiertüte und reichte sie ihm. Sebastian musste nicht bezahlen, als Angestellter bekam er Dinge des täglichen Bedarfs gratis. Er ging zurück zum Rezeptionshäuschen, öffnete die Tür seines Büros und nahm auf dem Schreibtischstuhl hinter dem Computer Platz. Ein weiteres Auto, ein blauer Toyota, passierte wenige Augenblicke später die Schranke. Da das Fenster geöffnet war und die Schranke direkt nebenan lag, konnte er das Gespräch, welches John, sein Kollege, mit den ankommenden Gästen führte, verfolgen

»Guten Tag«, sagte der Fahrer des Wagens.

Sebastian konnte erkennen, dass sich insgesamt vier Personen im Inneren befanden.

»Mein Name ist Jaxon Mallister. Ich hatte telefonisch gebucht für vier Personen.«

John schob sich seine Sonnenbrille, die er zuvor auf dem Kopf getragen hatte, auf die Nase. Sebastian musste grinsen, während er in das knusprige, ofenwarme Brötchen biss. Er hatte es mit Wurst und Käse belegt, Dinge, die sich noch in dem kleinen Kühlschrank im Büro befanden. Zudem hatte er sich eine Flasche Mineralwasser geöffnet und den Inhalt in einen Pappbecher gegossen.

»Ah, ja, Stellplatz 97C. Der Straße folgen und am Ende die Zeltwiese auf der rechten Seite.«

Jaxon nickte.

»Eine Frage habe ich allerdings noch. Gibt es hier in der Nähe etwas Interessantes zu sehen? So auf die Natur bezogen?«

Vom Rücksitz war ein Kichern zu vernehmen. Zwei junge Frauen saßen hinter den beiden Männern, die sich auf den Vordersitzen befanden. Mehr konnte Sebastian trotz der heruntergelassenen Fensterscheiben nicht erkennen.

»Hinter dem Getreidefeld steht eine alte Windmühle, in der wir heute immer noch das Getreide für unser Brot mahlen. Sie kann tagsüber zu jeder Zeit besichtigt werden. Zudem könnt ihr auch gut die Zeit an unserem See verbringen, dazu müsst ihr nur direkt an eurer Zeltwiese den Berg hinunter.«

Jaxon nickte.

»Danke. Wir werden uns sicherlich nochmal über den Weg laufen.«

John nickte ebenfalls und ließ den Toyota passieren. Sebastian widmete sich wieder seinen Brötchen und schaltete danach den PC an. Heute schien bisher wenig los zu sein, außer der Reparatur des Fensters gab es nichts zu tun. Er lehnte sich im Bürostuhl zurück und genoss die frische Luft, die aus dem gekippten Fenster hereinwehte. Er fühlte sich gut - nun waren es bloß noch zwei Stunden bis zu dem Treffen mit Brenda am See, von dem er sich einiges erhoffte.

2

»Dann lasst uns doch mal die Zelte aufbauen«, meinte Natalia.

Jaxon hatte gerade den Toyota neben dem Stellplatz 97C geparkt und das Fenster hochgekurbelt.

»Warte doch mal ab. Wir sind doch gerade erst angekommen.« Er musste grinsen. Seit er Natalia vor vier Jahren kennengelernt hatte, hatte sie diese hektische Art an sich. Sie war oft ungeduldig und konnte sich nur schlecht auf Dinge konzentrieren. Doch sie war bildhübsch und hatte einen tollen Charakter – weshalb Jaxon sich relativ schnell in sie verliebt hatte.

»Gib mir bitte erstmal eine Frikadelle.«

Natalia reichte ihm die Verpackung. Er öffnete sie, nahm sich eine heraus und reichte sie herum.

»Du auch?«, wandte er sich an seinen Beifahrer Maxwell.

»Ja, her damit.«

»Männer«, kam es von Laura, Maxwells Freundin, vom Rücksitz.

»Ihr habt einfach kein Benehmen.«

»Wieso?«, fragte Maxwell mit vollem Mund, nachdem er bereits in die Frikadelle gebissen hatte.

»Ist doch einfacher.«

Natalia öffnete die Tür und stieg aus.

»Los, wir wollen doch nachher noch zum See. Die Zelte bauen sich nicht von alleine auf.«

Sie öffnete nun auch die Kofferraumklappe und holte alles heraus, was zum Aufbauen benötigt wurde. Währenddessen nahm Jaxon den letzten Bissen Frikadelle und stieg ebenfalls aus.

Natalia hatte bereits eine gute Stelle ausgemacht und versuchte sich daran, einen Hering in den Boden zu schlagen. Sie stellte sich dabei äußerst ungeschickt an – Jaxon sagte jedoch nichts, sondern wartete einen Augenblick und genoss den Anblick, den sie abgab.

»Hilf mir doch mal!«

Sie wirkte fast etwas sauer, doch als Jaxon sie anlächelte, verflog die Stimmung und sie musste ebenfalls grinsen. Maxwell und Laura hatten sich nun auch dazu gesellt und waren bereits dabei, die Plane des Zeltes auszurollen.

»Hast du die Anleitung?«, fragte Maxwell.

Jaxon blickte ihn irritiert an.

»Wovon?«

»Na, von den Zelten.«

»Lass mich das mal machen.«

Er nahm Maxwell das Gestänge aus der Hand. Er hatte erst vor kurzer Zeit eines der beiden Zelte aufgebaut und wusste in etwa noch, wie es funktionieren würde. Es dauerte etwas länger, doch etwa eine halbe Stunde später standen beide Zelte nebeneinander fest auf dem Gras. Sie räumten ihre Rucksäcke ins Zelt, pumpten die Luftmatratzen auf und richteten sich die Schlafplätze so ein, wie sie es benötigten.

»Dann zieht euch mal um«, meinte Maxwell schließlich.

»Wir gehen zum See.«

Er selbst hatte seine Badehose schon im Auto getragen, weshalb er bloß sein T-Shirt ausziehen musste. Dazu hatte er sich ein grünes Handtuch über die Schulter geworfen und Badelatschen angezogen. Natalia und Laura verschwanden in ihren jeweiligen Zelten und kamen dann fast gleichzeitig wieder umgezogen heraus. Jaxon konnte seinen Blick gar nicht mehr von Natalia abwenden. Sie sah fantastisch aus, ihr gepiercter Bauchnabel hob sich von dem flachen Bauch ab und das kleine Tattoo, welches eine Sternschnuppe zeigte, war deutlich zu sehen.

»Guck nicht so.«

Sie lächelte ihn verschmitzt an, und Jaxon spürte, wie in ihm ein Verlangen aufstieg, welches er kaum zügeln konnte. Er wollte sie. Jetzt. Allerdings wusste er auch, dass er sich etwas beruhigen musste. Wir treiben es heute Abend miteinander. Er freute sich jetzt schon auf den Moment, der noch in unerreichbarer Ferne lag. Zuerst mussten sie zu viert den Tag am See verbringen, doch auch das war keinesfalls schlecht. Es war bereits früh am Morgen recht warm, und die Temperaturen würden sogar noch steigen. Das Einzige, worauf Jaxon sich nicht so freute, war die Nacht im Zelt. Das Gute daran war natürlich, dass er dicht bei Natalia liegen würde und dass sie dort unanständige Dinge miteinander treiben könnten. Verdammt, du denkst immer nur an Sex. Hast du auch noch etwas anderes im Kopf? Ihr Blick, der so aussah, als könne sie seine Gedanken lesen und das verschmitzte Lächeln, welches ihr Gesicht zierte, bestätigte ihn. Jaxon zog sich als Letztes um, und wenig später waren sie alle bereit. Es war mittlerweile wärmer geworden, die Sonne knallte auf seinen Oberkörper und sorgte dafür, dass er zu schwitzen begann.

»Wir hätten vielleicht doch Sonnencreme mitnehmen sollen«, murmelte Maxwell.

Natalia blickte ihn entgeistert an.

»Spinnst du?«

Sie lachte.

»Willst du denn gar nicht braun werden?«

Maxwell konnte sich darauf ein Grinsen nicht verkneifen.

»Ich will bloß nicht verbrennen.«

»Wir sind im Wasser. Da passiert das nicht.«

Sie ist so naiv. Jaxon grinste in sich hinein. Natürlich konnte man auch unter Wasser einen Sonnenbrand bekommen - der See würde keinen großen Schutz bieten. Zudem, das wusste er bereits, würde Natalia sowieso die meiste Zeit damit verbringen, sich am Ufer zu sonnen. Ihr dunklerer, sonnengebräunter Teint sorgte dafür, dass sie allgemein weniger anfällig für Sonnenbrände war. Jaxon sah, dass ihr der Schweiß auf der Stirn stand - und verfolgte einen herabfließenden Tropfen, bis er zwischen ihren Brüsten verschwunden war.

»Wo geht’s zum See?«, fragte Maxwell.

»Wir müssen an der anderen Wiese vorbei und dann den Berg hinunter«, murmelte Natalia.

Sie passierten den zweiten Teil der Zeltwiese und sahen aus der Ferne bereits den Biergarten.

»Wollen wir nicht erstmal was trinken? Zum See können wir später auch noch«, schlug Jaxon vor.

Alle stimmten zu - Natalia wirkte nicht so begeistert, schloss sich dann aber den anderen an. Sie setzten sich auf die Bänke vor dem Biergarten, und wenig später kam bereits eine Frau mit dunkelblonden Haaren heraus. Sie hatte ein hübsches Gesicht und ihr Parfum roch angenehm frisch. Jaxon merkte erst, als Natalia ihm einen leichten Stoß versetzt hatte, dass er wieder in Tagträumereien verfallen war. Er nickte ihr entschuldigend zu und wandte sich dann wieder der Frau zu.

»Hallo. Was darf ich euch bringen?«

»Ich nehme eine kleine Fanta«, meinte Natalia und verlieh ihrer Stimme einen scharfen Unterton.

»Ein Bier, bitte«, murmelte Maxwell und blickte Laura an.

»Und du?«

»Natürlich auch.«

Laura zwinkerte ihm zu. Jaxon musste etwas überlegen, entschied sich dann aber für eine Cola mit Bacardi. Sie hatten nicht geplant, die kommenden Tage den Platz zu verlassen - und was gab es besseres, als sich schon am frühen Mittag eine erfrischende Mischung zu genehmigen? Als die Kellnerin, die auf ihrem Oberteil ein Namensschild mit dem Namen „Brenda“ getragen hatte, verschwunden war, beugte Natalia sich zu Jaxon rüber.

»Sie ist ziemlich hübsch, oder?«

Obwohl es sich wie eine Frage anhörte, wusste Jaxon, dass das keinesfalls eine war. Ihr vorwurfsvoller Blick, ein Blick, den er über die Jahre viel zu häufig geerntet hatte, bereitete ihm jedes Mal wieder ein schlechtes Gewissen. Verdammt, ich tappe auch jedes Mal in dieses verdammte Fettnäpfchen.

»An dich kommt sie nicht ran.«

Gewohnt lässig setzte Jaxon sich ein Lächeln auf und hoffte, dass das Wirkung zeigen würde. Auch, wenn er oft in dieser Situation steckte - es gab kein festes Schema, ihr zu entkommen. Es hing ganz von Natalias Laune ab, ob sie sich mit den jeweiligen Antworten zufriedengab oder nicht.

»Du hast sie ziemlich angegafft.«

Mit diesen Worten wusste Jaxon, dass sie sich heute nicht so einfach abspeisen lassen würde. Warum ist sie plötzlich so schlecht gelaunt? Er konnte sich ihre schwankende Stimmung nicht erklären. Frauen eben. Wobei das nicht so ganz stimmte - es war dann eben doch größtenteils Charakter abhängig. Wenn er über das nachdachte, was Maxwell ihm ständig von Laura erzählte… Sie ist nicht so verdammt eifersüchtig. Auch, wenn Nati sehr hübsch ist, muss ich mit ihr nachher mal ein ernstes Wort reden. Es geht nicht, dass sie mich vor den anderen so anspricht. Jaxon nahm Maxwells hochgezogene Augenbraue deutlich zur Kenntnis.

»Komm schon, Nati.«

Er lächelte verkniffen. Es war riskant gewesen, sie in dieser Situation mit ihrem Spitznamen zu nennen, doch es schien augenscheinlich Erfolg eingebracht zu haben.

»Ich liebe nur dich.«

»Du wärst ja auch ein verdammter Idiot, wenn nicht.«

Jaxon atmete tief durch, die Situation hatte sich wieder entspannt. Als Brenda mit einem silbernen Tablett wiederkam, auf dem vier Gläser standen, versuchte Jaxon, jeglichen Blickkontakt mit ihr zu vermeiden. Natalias Augen brannten wie Schwerter in seinem Rücken - und da er die Situation einfach genießen wollte, ließ er sich darauf ein. Sie hoben die Gläser und stießen an. Jaxon nippte an der Bacardi-Cola, und merkte, dass Brenda durchaus großzügig mit der Verteilung des Alkohols umgegangen war. Doch das eisgekühlte Getränk schmeckte ihm hervorragend. Er hatte schnell das halbe Glas geleert und lehnte sich zurück - bis er, gerade noch rechtzeitig, merkte, dass die Bank keine Lehne hatte. Er konnte das Gleichgewicht halten, stützte sich dann jedoch zu sehr nach vorne. Er kippte Maxwells Bier um, das Getränk verteilte sich auf dem Tisch und tropfte hinunter.

»Du Trottel«, murmelte Natalia.

Brenda schien den Aufruhr mitbekommen zu haben, sie kam sofort mit einem Tuch aus dem Inneren und wischte die Sauerei weg.

»Soll ich dir ein neues Bier bringen?«

Maxwell nickte.

»Klar, mit dem kann ich ja nichts mehr anfangen. Vielen Dank auch Jax.«

Jaxon grinste. Maxwell nahm die Situation, wie immer, total entspannt auf. Egal, was auch passierte, Maxwell war dafür bekannt, stets einen kühlen Kopf zu bewahren.

»Immer gerne.«

Nun wandte er sich direkt an Brenda.

»Tut mir leid für die Sauerei.«

»Ach, gar kein Problem. Das nächste Bier geht auch aufs Haus.«

Sie verschwand im Inneren und kam mit einem vollen Glas wieder. Maxwell nahm sofort einen großen Schluck und wischte sich die Reste der Schaumkrone vom Mund, nachdem er das Glas abgestellt hatte. Jaxon ließ es nun ruhiger angehen, er nippte bloß noch an der Bacardi-Cola und stellte das Glas dann wieder ab. Die Sonne brannte vom Himmel, doch da sie sich einen schattigen Platz unter einem Schirm gesucht hatten, bekamen sie davon wenig mit. Die Zeit verging, sie leerten ihre Gläser und bezahlten die Getränke später bei Brenda. Danach verließen sie den schattigen Platz und machten sich auf den Weg zum See. Jaxon spürte, wie der konsumierte Alkohol bereits dafür sorgte, dass er schneller ins Schwitzen geriet. Der Asphalt, der sie den Berg hinunter zum See führte, brannte unter den Sohlen der Badelatschen. Es war bereits kurz vor zwölf Uhr, die Zeit war dann doch schneller vergangen als erwartet.

Der Strand war bereits recht gut besucht, Gäste jeden Alters befanden sich auf Handtüchern und Strandmatten im Sand liegend oder im Wasser. Jaxon ließ seinen Blick schweifen. Ein Baum ragte über das Wasser, an ihm war ein Seil mit einer Schlaufe gebunden. An der Seite wuchs Schilf, und in der Ferne war eine Ente zu sehen, die im Wasser umhertrieb. Der Boden war bedeckt mit Algen und braunem Sand. Das Wasser war, zumindest die ersten Meter, glasklar. Danach nahm es einen grünen Farbton an und wurde immer dunkler. Sie legten ihre Handtücher in den Sand und breiteten sie aus. Jaxon zog seine Badelatschen aus und stellte sich barfuß in den warmen Sand.

»Ich gehe mich abkühlen. Wer kommt mit?«

Maxwell nickte.

»Bin dabei.«

Laura griff nach seiner Hand und nickte ebenfalls.

»Ich ebenfalls.«

»Ich sonne mich erstmal einen Augenblick.«

Natalia setzte sich auf ihr Handtuch und lehnte sich zurück. War ja klar, dachte er. Hoffentlich denkt sie jetzt nicht, ich würde Laura angaffen. Auch, wenn das natürlich absolut unsinnig war, so war Natalia diese Denkweise natürlich absolut zuzutrauen.

Zu dritt gingen sie schließlich aufs Wasser zu. Als sie sich weit genug außer Hörweite befanden, beugte Maxwell sich zu Jaxon rüber.

»Ist sie immer noch so schlimm?«

Jaxon wusste direkt, worauf er anspielen wollte. Er bekommt auch mit, dass Nati manchmal den Bogen überspannt.

»Sie übertreibt. Ich dachte ja, das würde sich bessern, aber Fehlanzeige.«

Jaxon legte eine kurze Pause ein.

»Hoffentlich kommt sie nicht noch irgendwie auf die Idee, eine Konkurrentin in Laura zu sehen.«

Er konnte diese Worte bedenkenlos flüstern, Laura befand sich schon ein paar Meter weiter bis zu den Oberschenkeln im Wasser und war somit außer Hörweite.

»Das glaube ich nicht. Sie weiß doch, dass wir in einer festen Beziehung sind. Zudem seid ihr das doch auch. Mach dir mal keinen Kopf. Sie hat zwar manchmal ihre Macken, aber im Grunde ist sie doch total okay.«

Jaxon nickte.

»Auf jeden Fall.«

Sie beide hatten sich bisher erst bis zu den Knöcheln im Wasser aufgehalten. Laura war in der Zwischenzeit bereits eingetaucht und kam nun aus der Ferne angeschwommen und spritzte beide nass.

»Nun kommt doch, oder wollt ihr die ganze Zeit rumstehen?« Maxwell sprang ins Wasser und tauchte ebenfalls ein - Jaxon folgte ihm einen Moment später. Das angenehm kühle Wasser wusch ihm den Schweiß von der Stirn, und er ließ sich einen Moment lang einfach nur treiben. Prustend durchbrach er kurz darauf die Wasseroberfläche wieder, öffnete die Augen und blickte sich um. In der Ferne sah er das Waldstück auf der gegenüberliegenden Seite. Die Vögel zwitscherten, eine Entenfamilie nistete in einer kleinen Bucht. Alles wirkte friedlich und idyllisch. Bis er plötzlich etwas entdeckte. Zwischen zwei Bäumen, die in der Nähe des Ufers standen, erkannte er die dunkle Silhouette eines Mannes, der augenscheinlich gerade damit beschäftigt war, ein tiefes Loch zu graben. Der Umstand, dass direkt daneben ein großes Holzkreuz im Sand lag, gab Jaxon recht damit, dass irgendetwas nicht stimmen konnte.

3

Gary parkte das Wohnmobil und schaltete den Motor aus. Er hatte es direkt auf dem Stellplatz 96C, der Nummer, die ihm der Mann an der Schranke genannt hatte, abgestellt.

»Da sind wir ja endlich angekommen«, meinte Mathilde, seine Ehefrau, vom Beifahrersitz aus.

Gary putzte sich die Brille, auf der sich in der Zwischenzeit eine feine Staubschicht gebildet hatte, und setzte sie danach wieder auf. Die Sicht war nun deutlich besser - obwohl ihm sein Auge weiterhin zu schaffen machte. Das war im Alter von knapp achtzig Jahren aber ja auch total normal, nicht jedes einzelne Körperteil konnte die gesamte Lebenszeit über mitspielen und optimal funktionieren. Und da es bloß das rechte Auge war, und Gary ansonsten noch vergleichsweise fit für sein Alter war, sah er das nicht als großes Problem.

»Wollen wir später eine Runde um den See gehen?«

Gary fühlte sich kaputt von der Fahrt, aber bei Mathilde schien das nicht der Fall zu sein. Kein Wunder, dachte Gary. Sie hat sich ja auch ausgeruht, während ich im Stau immer nur wenige Meter vorankam. Sie waren nun seit über fünfzig Jahre verheiratet. Oftmals wurde, gerade im Bekanntenkreis, danach gefragt, wie man es über eine so lange Zeit täglich miteinander aushielt. Für Gary war die Antwort darauf recht einfach - man musste sich gegenseitig Freiheiten lassen und den Partner respektieren, gerade in der heutigen Gesellschaft war beides nicht immer selbstverständlich. Umso froher war er, dass er in einer anderen Zeit aufgewachsen war - in einer, in der solche Werte noch gezählt hatten.

»Gerne später. Aber jetzt muss ich mich erstmal etwas ausruhen.«

Mathilde lächelte und verschwand im Wohnbereich des Wohnmobils. Sie wusste sofort, was für Gary ausruhen bedeutete - ein eisgekühltes Bier aus der Kühltasche und die Tageszeitung. Sie räumten einen Tisch, zwei Stühle und zwei Polster aus dem Innenraum des Wohnmobils und bauten diese provisorisch auf dem Rasen auf. Später am Tag würden sie auch das Vorzelt aufbauen, doch davor brauchte Gary erstmal etwas Entspannung. Mathilde rollte sich etwas Tabak zusammen und stopfte sich eine Zigarette. Sie war Gelegenheitsraucherin - früher hatte sie mitunter zwei Packungen am Tag geraucht, doch als dann die ersten gesundheitlichen Schäden in Formen einer Lungenembolie gekommen waren, hatte sie sich besonnen und sich nur noch ab und an eine angezündet. In ihrer kleinen Wohnung im Herzen Wickenburgs hatte sie sogar ganztägig darauf verzichtet, nur bei den gelegentlichen Campingausflügen, die durchaus auch mal vier Wochen oder länger andauerten, genehmigte sie sich ab und an eine. Gary konnte sie einfach nicht davon abbringen - er selbst hatte noch nie in seinem Leben das Verlangen gespürt, weshalb er noch niemals auch nur einen Zug genommen hatte. Die Sonne brannte herunter, doch im Schatten des Wohnmobils war es recht angenehm. Die Zeit floss dahin, während Gary durch die Tageszeitung blätterte und sich dann dem Rätselteil widmete. Mathilde hatte in der Zwischenzeit ihr Buch herausgeholt und las.

»Wollen wir nicht langsam mal den Grill anwerfen?«, fragte sie nach einiger Zeit.

Gary nickte. Sie hatten sich auf der Hinfahrt noch mit Fleisch, Wurst, Baguette und Salaten eingedeckt, und nun war der richtige Zeitpunkt gekommen, zumindest schonmal den Grill anzuzünden. Es würde ja noch einige Zeit dauern, bis er das erste Stück Fleisch auf das Rost legen würde. Schon bald roch es nach dampfenden Kohlen, was dafür sorgte, dass auch in Gary langsam das Hungergefühl aufkam. Er öffnete eine Packung Kartoffelsalat und packte sich einen Löffel davon auf den Teller. Mathilde hatte in der Zwischenzeit einen Salat aus Gurken, Tomaten, Zwiebeln, Mais und Eisbergsalat zubereitet.

Es dauerte etwas, bis die ersten Fleischstücke und Würste durchgebraten waren und auf beiden Tellern lagen. Es war Mittagszeit - kurz nach zwölf, wie Gary ein Blick auf die Uhr verriet. Das Baguette war zwar etwas trocken, schmeckte aber als Beilage zu dem Fleisch und den Salaten trotzdem gut.

»Du hast gut gekocht«, meinte Gary und grinste.