Ma'ahkhalo - Die Insel der Mysterien - Niklas Quast - E-Book

Ma'ahkhalo - Die Insel der Mysterien E-Book

Niklas Quast

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Beschreibung

Sommer, Sonne, Strand - der perfekte Urlaub für Adam und Karen Singer. Gemeinsam mit Sage und Connie, einem Ehepaar, welches sie im Strandhotel kennenlernen, begeben sie sich auf die Insel Ma'ahkhalo, die von außen recht idyllisch wirkt. Doch der paradiesische Schein trügt - schon bald wendet sich das Blatt, und sie befinden sich mehr als einer tödlichen Gefahr gegenüber...

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Zum BUCH

Sommer, Sonne, Strand – der perfekte Urlaub für Adam und Karen Singer. Gemeinsam mit Sage und Connie, einem Ehepaar, welches sie im Strandhotel kennenlernen, begeben sie sich auf die Insel Ma'ahkhalo, die von außen recht idyllisch wirkt. Doch der paradiesische Schein trügt – schon bald wendet sich das Blatt, und sie befinden sich mehr als einer tödlichen Gefahr gegenüber…

Zum AUTOR

Niklas Quast wurde am 7.3.2000 in Hamburg-Harburg geboren und wuchs im dörflichen Umland auf. Nachdem er eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann absolvierte, arbeitet er nun in einem Familienbetrieb und widmet sich nebenbei dem Schreiben.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

1

Das glasklare Wasser schlug an den Strand und zog sich fast wie in Zeitlupe wieder zurück. Adam genoss den frisch aufgekommenen Wind für den Bruchteil einer Sekunde, atmete tief durch und schaute sich dann um. Es war ein herrlicher Sommertag, die Sonne thronte hoch oben am wolkenlosen Himmel und verbreitete ihre Wärme in der gesamten Umgebung. Er ließ seinen Blick durch die paradiesische Umgebung schweifen und konnte in der Ferne die schwachen Umrisse einer Insel am Horizont ausmachen. Ja, es war die Insel, von der alle sprachen. Ein Schauer durchzuckte ihn, als er über das nachdachte, was er alles bereits über sie gehört hatte.

»Alles okay?«

Er vernahm Karens sanfte Stimme, die ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte, und drehte sich um. Sie hatte ihren ursprünglichen Platz auf dem Handtuch verlassen und befand sich nun direkt hinter ihm.

»Ja, alles gut.«

Er versuchte, ein Lächeln zustande zu bringen - doch das war schwerer als gedacht, da er sich tief in seinen Gedanken befunden hatte. Er vermutete allerdings, dass ihm sein Vorhaben zumindest teilweise gelungen war - Karen quittierte seinen Blick nämlich mit einem Lächeln ihrerseits.

»Hast du Hunger?«

Erst jetzt sah Adam, dass sie in ihrer linken Hand, die sie zuvor hinter ihrem Rücken versteckt gehabt hatte, die Plastiktüte mit den Brotstücken trug, die sie am Morgen vom Buffet mitgenommen hatte.

»Noch nicht. Ich denke aber, ich werde später darauf zurückkommen.«

Der Anblick der Insel paralysierte ihn nahezu. Er versuchte auf Krampf, irgendetwas in der Ferne erkennen zu können. War das ein Schatten? Er blinzelte zwei Mal, doch daraufhin war das, was er geglaubt hatte, gesehen zu haben, auch schon wieder verschwunden. Mach dich nicht verrückt. Es ist nur eine Insel, auf der ja sogar noch Einheimische leben. Da kann es durchaus mal sein, dass ein Schatten durch die Gegend huscht. Karen hatte in der Zwischenzeit wieder ihren Platz auf dem ausgebreiteten Handtuch aufgesucht, sie schien eingesehen zu haben, dass Adam im Moment nicht zu einem längeren Gespräch aufgelegt war. Ein paar Minuten später, in denen er das Wasser getestet und sich bis zu den Knöcheln hineingewagt hatte, hatte er etwas auf dem Grund neben seinen Füßen entdeckt. Zunächst sah es so aus, als hätten die Wellen eine Art Fata Morgana erzeugt - doch als diese sich verzogen hatten, war klar zu sehen, was sie angespült hatten. Adam bückte sich, und nahm das, was nun direkt vor seinen Füßen lag, in die Hand. Zunächst sah es aus wie ein Stein, doch die feinen Linien auf der Oberfläche des Gegenstandes suggerierten etwas anderes. Plötzlich bewegte sich dieses Ding… und schneller, als Adam reagieren konnte, hatte die Schnappschildkröte, die in den wogenden Wellen scheinbar ihren Mittagsschlaf gehalten hatte, ihr Maul aufgerissen und ihre kleinen Zähnchen in die Haut seines Fingers versenkt.

»Verdammt!«

Adam versuchte so schnell es ging, das Tier wieder loszuwerden. Er schaffte es schließlich, die Schildkröte abzuschütteln, und sah dem Reptil, welches schnell das Weite suchte, hinterher.

»Was ist passiert?«

Karens Stimme drang von hinten an ihn heran, doch er war in diesem Moment nicht fähig, ihr eine vernünftige Antwort zu geben. Der Schmerz, der bis in das Epizentrum seines Gehirns hervorgedrungen war, war einfach zu stark.

»Das Mistvieh hat mich gebissen!«

Die Schildkröte hatte sich derweil aus dem Staub gemacht, sie war in Richtung offenes Meer aufgebrochen. Adam senkte seinen Blick und schritt auf Karen zu.

»Eine Schildkröte«, murmelte er in Folge ihres fragenden Blickes.

»Oder besser gesagt eine Schnappschildkröte. Normalerweise haben die Viecher ja keine Zähne.«

Der Schmerz war mittlerweile bereits etwas abgeebbt, doch die Wut, die Adam auf das Tier verspürte, war noch immer vollends vorhanden. Zudem war die Lust, noch weitere Zeit am Strand zu verbringen, mit einem Mal vergangen. Karen hingegen wirkte nicht so, als würde sie bereits wieder das Zimmer aufsuchen wollen. Sie hatte sich gerade am gesamten Körper mit Sonnencreme eingerieben und sich nun auf den Bauch gelegt.

»Kannst du mir den Rücken eincremen? Sonst werde ich so rot wie ein gekochter Hummer.«

»Nicht, dass du dann noch auf meinem Teller landest.«

Adam grinste, als er daran denken musste, dass sie sich gestern Abend etwas ganz Besonderes gegönnt hatten. Ein wirklich exquisites vier Gänge Menü – neben einem Salat, einer Suppe und einem üppigen Nachtisch hatte es als Hauptspeise Hummer gegeben. Wenn man nur nach Ambiente und Essen ging, dann stand das Hotel also ganz weit oben – doch irgendwie hatte Adam das Gefühl, dass hier etwas im Argen lag. Das lag nicht

zuletzt an der mysteriösen Insel, sondern auch daran, dass das Strandhotel nicht wirklich gut besucht war, zumindest dem Umstand nach zu urteilen, dass es sich momentan um die Hauptreisezeit handelte.

»Zum Glück hast du kein Besteck dabei. Und los, nun mach schon.«

Sie reichte ihm die Tube herüber, und Adam tat das, was sie sagte. Er genoss ihre warme, weiche Haut unter seinen Fingern und spürte, wie ihn das erregte. Hier ist allerdings der falsche Ort für ein Schäferstündchen. Er war sich jedoch sicher, dass sie das, genau wie am gestrigen Abend, im Zimmer nachholen würden. Eigentlich wollte er sich jetzt nicht von ihr trennen, denn allein der Anblick, den sie abgab, war Unterhaltung genug. Da sie noch immer auf dem Bauch lag und ihren Blick gerade in einem Buch vertieft hatte, drückten ihre vollen Brüste gegen das Handtuch. Ihren Büstenhalter hatte sie aufgrund ihrer Position ausgezogen.

»Soll ich uns zwei Cocktails holen?«

Ihm fiel in diesem Moment keine bessere Ausrede ein, um zumindest kurz den Strand zu verlassen und das Zimmer aufzusuchen, ohne Karen da miteinzubeziehen.

»Gerne. Piña Colada für mich, bitte.«

»Alles klar. Bis gleich.«

Adam zog sich seine Badelatschen an und schritt durch den Sand in Richtung Hotel. Der Weg vom Wasser bis zu den Handtüchern hin war schon schwer gewesen – der Sand hatte sich wie glühende Lava angefühlt, und selbst jetzt, mit den Gummisohlen unter seinen Füßen, war nur ein kleiner Schutz vorhanden. Kurz darauf hatte er jedoch bereits den hölzernen Steg erreicht, der direkt auf die Rückseite des Hotels führte. Die Terrasse war recht spärlich besucht. In der einen Ecke saß ein junges Pärchen mit zwei Gläsern Kaffee vor sich. In der anderen befand sich ebenfalls bloß ein besetzter Tisch, an dem ein Jugendlicher im Alter von geschätzten sechzehn Jahren saß. Er hatte ein südamerikanisches Aussehen und wirkte irgendwie abwesend – sein Blick war glasig und an allen vorbei in die Ferne gerichtet. Adam machte sich nichts daraus, überquerte die Terrasse und trat ins Innere des Hotels ein. Dort wehte ein angenehm kühler Wind, der wohl von der Klimaanlage kam, die an der Decke befestigt war. Hoffentlich hat sich der Techniker mal um unsere gekümmert. Wir haben ja immerhin gestern Bescheid gegeben. Es war ihm direkt nach dem Einzug ins Zimmer aufgefallen – letztlich hatten sie es dabei belassen müssen, das Fenster zu öffnen. Und der Blick, der sich ihnen dadurch geboten hatte, war das allemal wert gewesen. Gedankenverloren schritt Adam in Richtung der Bar, bestellte dort zwei Cocktails und nahm auf einem der Barhocker Platz, während der Mann hinter der Theke die Getränke zubereitete. Aus den Lautsprechern an der Decke der kleinen Bar lief leise Musik – Countrymusik, Adam kannte das Lied, welches gerade lief, jedoch nur vom Hören und wusste den Titel nicht. Irgendwie wollte sich das Urlaubsgefühl bei ihm noch nicht so ganz einstellen. Zudem machte sich jetzt wieder die Bisswunde der Schnappschildkröte durch ein leichtes Brennen bemerkbar. Dieses gottlose Mistvieh. Adam konnte sich nicht erklären, woher die Wut kam, die er für das Tier empfand – schließlich war er es gewesen, der das Reptil geweckt und hochgehoben hatte. Das hatte er allerdings nur getan, weil er gedacht hatte, dass es sich um einen Stein gehandelt hatte – und da dieser interessant ausgesehen hatte, hatte er ihn einfach nur näher in Augenschein nehmen wollen.

»Mister?«

Adam blickte fragend in Richtung des Barkeepers, als er dessen Stimme vernahm. Vor ihm befanden sich bereits die beiden bestellten Cocktails auf dem Tresen.

»Oh, entschuldigen Sie. Vielen Dank und bis später.«

Da sie All-Inclusive gebucht hatten, mussten sie weder für das Essen noch für die Getränke aufkommen. Der Urlaub hatte ein halbes Vermögen gekostet – doch das war es ihm wert gewesen, um endlich mal abschalten zu können, auch, wenn das bisher nicht passiert war. Bleib einfach locker, du bist erst den zweiten Tag hier und es ist später Vormittag. Das wird alles noch kommen. Er verließ das Hotel wieder und trat auf die Terrasse heraus, in der festen Absicht, den Strand mit den beiden Cocktails in der Hand aufzusuchen.

»Entschuldigen Sie?«

Er vernahm erneut eine Stimme und drehte sich um. Der Junge mit dem südamerikanischen Aussehen, der einsam an seinem Tisch in der Ecke gesessen hatte, sah ihn fragend an.

»Was ist denn?«

»Können Sie sich einen Moment setzen?«

Adam tat wie geheißen und war gespannt, was der Junge von ihm wollte. Er stellte die Cocktails auf dem Tisch ab, nahm einen Schluck von seinem, und sah sein Gegenüber an.

»Was gibt es denn?«

»Haben Sie schon von den neusten Vorkommnissen auf der Insel gehört? Ich würde gerne mit jemandem sprechen, weil ich mir sonst alleine den Kopf daran zerbreche.«

»Nur zu. Was gibt es denn zu erzählen?«

»Ich suche meine Freunde. Wir waren zusammen auf der Insel, doch nur ich bin wieder zurückgekehrt. Von Nathan und Emily fehlt jede Spur.«

Die Worte, die der Junge sprach, sorgten dafür, dass sich eine Gänsehaut auf seinem Körper ausbreitete. Er hatte bereits davon gehört, dass es einige Vermisstenfälle gab, die im Zusammenhang mit der Insel standen – und diese schienen sich nun sogar noch weiter zu häufen. Irgendwie kam ihm der Junge unheimlich vor – die Tonlage, in der er sprach, hatte etwas merkwürdig Monotones, so, als wäre er eigentlich gar nicht anwesend. Eigentlich wollte er in diesem Moment einfach nur wieder zum Strand zurück. Andererseits war er aber auch neugierig – was mochte wohl auf der Insel vorgehen, dass dieser fremde Junge ausgerechnet ihn einfach deswegen ansprach? Zudem hätte er es nicht mit sich vereinbaren zu können, einfach zu gehen, da der Junge ihn offensichtlich um Hilfe bei der Suche nach seinen Freunden bat. Er wählte seine nächsten Worte mit Bedacht und versuchte mit der folgenden Frage, möglichst direkt alle Infos zu bekommen, die er brauchte.

»Was geht auf der Insel vor sich?«

Der Junge ließ sich mit der Antwort Zeit. Bevor er den Dialog fortsetzte, ließ er seinen Blick noch ein weiteres Mal in die Ferne wandern, ehe er sich schließlich Adam zuwandte.

»Die Insel verändert sich, genau wie die komplette Umgebung. Niemand weiß, woran es liegt, und ich finde einfach keine Antworten auf die Fragen, warum und weshalb die beiden verschwunden sind.«

»Wie heißt du überhaupt? Ich bin Adam.«

Adam schweifte etwas vom Thema ab, da er den Namen des Jungen wissen wollte, um ihn so direkt ansprechen zu können.

»Ich heiße Matteo. Freut mich, Adam. Ich weiß nicht, was ich noch tun kann. Je mehr Zeit vergeht, desto verrückter werde ich. Ich fange sogar schon an, nachts ihre Stimmen zu hören… zumindest die von Nathan.«

Adam fühlte sich zunehmend unwohler in der Gegenwart des Jungens, er wusste aber nicht, woran das lag.

»Meine Frau wartet am Strand auf mich. Ich muss los, wir können aber gerne zu einem anderen Zeitpunkt über die Insel sprechen, wenn du möchtest. Ich bin interessiert in Bezug auf alles, was dort passiert, und bin bereit, dir auf der Suche nach deinen Freunden zu helfen.«

»In Ordnung. Um Mitternacht am Strand?«

Obwohl Adam ganz und gar keine Lust darauf hatte, sich wieder mit dem unheimlichen Jungen zu treffen – schon gar nicht um Mitternacht – sagte er mit einem kurzen Nicken zu und verabschiedete sich. Während er also mit den beiden Cocktails wieder in Richtung Strand schritt, rasten tausende Gedanken durch seinen Kopf. Ein Großteil davon drehte sich um den Jungen und sein mysteriöses Auftreten. Obwohl dieser ganz und gar keine angsteinflößende Erscheinung war, sondern von außen hin eher sympathisch wirkte, so war da doch auch irgendetwas an ihm, was unheimlich war. Liegt es nur daran, dass er seelenruhig und nüchtern darüber spricht, dass er zwei Freunde auf der Insel verloren hat? Adam schüttelte den Kopf. Wer weiß, wann das passiert ist. Vielleicht steht er noch unter Schock. Oder war es der Umstand, dass er sich ausgerechnet um Mitternacht mit ihm am Strand treffen wollte? Fragen über Fragen, doch eine Antwort werde ich auf die Schnelle nicht finden. Wahrscheinlich nur, wenn ich mich um Mitternacht tatsächlich zum Strand begebe. Er hatte nun wieder den Bereich erreicht, an dem der Steg endete. Vorsichtig schritt er durch den glühend heißen Sand auf Karen zu, die er aus der Ferne bereits erkennen konnte. Sie hatte ihren Platz auf dem Handtuch verlassen und dort ihre Sonnenbrille und das aufgeschlagene Buch zurückgelassen. Adam stellte die Cocktails auf einem kleinen Plastikhocker ab, den er in der Nähe entdeckte, und schritt auf seine Frau zu, die sich bis zu den Knöcheln im Wasser befand.

»Ich habe die Cocktails besorgt.«

Karen drehte sich um und warf ihm ein Lächeln zu.

»Oh, das wurde aber auch Zeit. Ich wollte in der Zwischenzeit auch mal das Wasser testen und schauen, ob sich dein bissiger Freund noch in der Nähe befindet. Doch er hat bereits das Weite gesucht.«

Adam musste grinsen. Der Schmerz war mittlerweile fast vollständig verzogen, weshalb er über die Situation im Nachhinein auch lächeln konnte. Der Anblick, den Karen nun abgab, löste fast so etwas wie den Anflug erster Urlaubsgefühle in ihm aus. Das glasklare Wasser, der traumhaft schöne Strand... für einen Moment waren alle Sorgen wie weggeblasen, bis die Insel langsam wieder präsent wurde. Und mit ihr kamen auch wieder die Gedanken an das merkwürdige Gespräch mit dem Jungen namens Matteo auf der Terrasse des Strandhotels wieder. Ohne, dass er es mitbekommen hatte, hatte sich Karen auf ein paar Zentimeter genähert und ihre Arme um seinen Oberkörper geschlungen. Adam zog sein T-Shirt aus und warf es in den Sand – der Umstand, dass er sich nicht mit Sonnencreme eingecremt hatte, interessierte ihn in diesem Moment nicht im Geringsten. Karens warme Haut auf seiner machte ihn fast wahnsinnig, er bekam eine Gänsehaut und spürte, wie die Erregung seinen gesamten Körper durchzuckte. Sie verlagerte ihr Körpergewicht so, dass sie sich vollständig gegen ihn lehnte – Adam hatte damit nicht gerechnet, verlor das Gleichgewicht und landete im

knöcheltiefen Wasser. Sein Kopf tauchte für einen kurzen Moment unter die Wasseroberfläche, er schaffte es jedoch, seine Augen offenzuhalten. Während das Salzwasser sowohl in seine Nase als auch in seinen Mund eindrang, sah er etwas in der Ferne, woraufhin er seine Augen schloss. Als er sie jedoch einen kurzen Moment später wieder öffnete, war das Schauspiel bereits beendet.

2

Adam wusste nicht, ob er sich das, was er für den Bruchteil einer Sekunde gesehen hatte, nur eingebildet hatte – der Umstand, der dafür sprach, war, dass das Schauspiel eben nur ganz kurz gedauert hatte. Doch er war sich so sicher, dass er diese Möglichkeit gar nicht erst ins Auge fasste. Er hatte seinen Blick fast schon zufälligerweise in die Richtung der Insel gerichtet, als er untergetaucht war – doch er hatte nicht viel sehen können, da das glasklare Wasser für weniger als eine Sekunde einen schwarzen Farbton angenommen hatte. Für einen kurzen Moment hatte es sich so angefühlt, als wäre schon Mitternacht, bis sich das Bild wieder verändert hatte. Karen lachte derweil und richtete sich wieder auf. Ihrem Blick nach zu urteilen, hatte sie nichts davon mitbekommen, was wiederum dafür sprach, dass er es sich doch nur eingebildet hatte. Ich muss zwangsläufig mehr über diese Insel herausfinden. Und da Matteo einen Eindruck erweckt hat, als wisse er mehr, muss ich heute Nacht unbedingt diesen gottverdammten Strand aufsuchen. Karen hingegen wollte er davon nichts erzählen, zum einen, weil er sie nicht unnötigerweise verunsichern wollte, und zum anderen, weil sie um diese Zeit sowieso schon schlafen würde. Bei ihnen zuhause war es Adam, der, der Tatsache zum Trotz, dass sein Wecker jeden Morgen um kurz nach sechs klingelte, immer mindestens bis Mitternacht aufblieb, während Karen immer vor zweiundzwanzig Uhr ins Bett ging. Aus Erfahrung wusste Adam bereits, dass das im Urlaub auch nicht anders sein würde.

»Tut mir leid, dass ich dich umgerammt habe.«

Karen grinste.

»Es überkam mich in dem Moment einfach.«

»Nichts zu entschuldigen. Es war wunderbar.«

»Wir sollten unsere Cocktails genießen. Komm.«

Der Weg bis zu den beiden Handtüchern war nicht weit, da Adam seine Badelatschen jedoch in der Nähe des Wassers vergaß, fühlten sich die paar Meter wie ein Gang durch die Hölle an. Mit zusammengebissenen Zähnen setzte er sich auf das Handtuch, lehnte sich zurück, und nahm seinen Cocktail in die Hand. Der Mittag verging relativ schnell – sie verbrachten die gesamte Zeit am Strand, der mal voller und dann auch wieder leerer wurde. Da Adam seine gesamte Aufmerksamkeit auf Karen gerichtet hate, hatte er das Gespräch mit Matteo sehr schnell vergessen. Das junge Pärchen, welches Adam bereits am Vormittag auf der Terrasse entdeckt hatte, kam am frühen Nachmittag ebenfalls zum Strand – und da sie ihre Handtücher in der Nähe von Karen und ihm ausbreiteten, kamen sie schnell ins Gespräch. Die beiden hießen Sage und Connie und waren auf Anhieb so sympathisch, dass sie sich zum Ende hin zum gemeinsamen Abendessen um neunzehn Uhr verabredeten. Als der Nachmittag schließlich in den Abend überging, suchten Adam und Karen ihr Zimmer auf.

»Möchtest du zuerst duschen, oder soll ich?«, fragte Karen.

»Du kannst gerne. Ich entspanne mich derweil eine Weile und genieße den Ausblick – zu beiden Seiten.«

Er musste grinsen. Da das Badezimmer bloß mit einer Glastür vom Schlafbereich getrennt war und sich direkt hinter der Scheibe die Dusche befand, hatte er freien Blick auf Karen – zur anderen Seite hin erstreckte sich das Meer bis an den Horizont. Dass er dafür jedoch in den kommenden Minuten keine Augen haben würde, wusste er bereits.

»Ich hoffe nur, dass dir deine Augen nicht aus den Höhlen fallen. Bis gleich.«

Mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht verschwand Karen im Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Adam legte sich aufs Bett, schloss einen Moment seine Augen und genoss das leise Surren der Klimaanlage, die wohl in der Zwischenzeit repariert worden war. Es dauerte nicht lange, bis er jedoch ein Geräusch vernahm – ein Klopfen auf die Zimmertür. Verwundert stand er aus dem Bett auf, schritt auf die Tür zu und warf einen Blick durch durch Spion. Er musste zwei Mal blinzeln, da er nicht glauben konnte, wen er dort im Flur stehen sah. Matteo? Er schob den Riegel von der Tür langsam zurück, öffnete sie, schnappte sich im Vorbeigehen die Schlüsselkarte und trat auf den Flur, nachdem er die Tür hinter sich wieder schloss. »Woher weißt du, welches Zimmer ich habe? Und was möchtest du?«

Adam entschied sich dieses Mal dazu, etwas direkter zu sein – er hatte nicht vor, sich von dem Jungen einschüchtern zu lassen, weshalb er direkt zeigen wollte, wer die Oberhand im Gespräch besaß.

»Die Insel hat sich wieder verändert. Sie müssen sich das ansehen.«

Adam drehte sich um. Der Weg zum Strand war nicht besonders weit, und da Karen sowieso noch eine knappe halbe Stunde im Bad verbringen würde, würde sie sein Fehlen nicht bemerken.

»Okay. Zum Strand?«

Matteo nickte.

»Alles klar. Dann los.«

Da er noch immer seine Badehose trug, steckte er sich die Schlüsselkarte in die Tasche und folgte dem Jungen den Flur hinunter in die Lobby. Von dort aus ging es dann über die Terrasse und den Holzsteg in Richtung Strand. Der Himmel hatte sich etwas zugezogen, die Sonne war hinter einer leichten Wolkendecke verschwunden, zudem war etwas Wind aufgekommen, was sich auch direkt auf dem Wasser bemerkbar machte. Das Meer war unruhiger als zuvor, die Wasseroberfläche war lange nicht mehr so glasklar wie am Mittag.

»Hier.«

Adam blickte Matteo an und sah, dass dieser ihm ein Fernglas entgegenstreckte. Zögernd nahm er selbiges an und warf einen Blick in Richtung der Insel. Zunächst fiel es ihm schwer, einzelne Details zu erkennen. Er sah eine riesige Palme, die sich bis weit über das Wasser hinausstreckte. Und direkt daneben... ein Schatten, der dem ähnlich war, den er bereits am Mittag gesehen hatte. Dieser Schatten wirkte jedoch durch das Fernglas betrachtet alles andere als menschlich, sondern eher wie ein großes Tier – vielleicht ein Bär? Adam konnte es sich nicht genau erklären.

»Sehen Sie das auch?«

Die Stimme von Matteo klang gespannt.

»Was denn?«

Adam konnte sich nicht vorstellen, dass der Junge das große Tier meinte – denn das war nichts so Besonderes, dass man es explizit erwähnen musste.

»Na die ganzen Leute! Sehen Sie es nicht? Dort geschieht gerade ein Mord!«

Adam ließ seinen Blick schweifen und versuchte nervös, das zu erkennen, was Matteo sah. Doch bis auf das Tier, was ein paar Sekunden später bereits verschwunden war, war zumindest von seiner Position aus nichts zu sehen.

»Du musst mir verraten, was du siehst. Ich sehe es nicht.«

»Nathan hat mir davon erzählt. Oh man, wenn da wirklich nichts ist, war das wohl nur ein Scherz. Tut mir leid, dass ich Sie damit belästigt habe. Ich weiß nicht mehr, was ich wirklich sehe und was Einbildung ist. Es ist zum Verrücktwerden.«

»Was weißt du wirklich über die Insel?«

»Das kann ich Ihnen erst heute Nacht erzählen. Dann werden Sie es auch selbst sehen.«

Matteo nickte ihm zum Abschied zu und verließ dann wortlos den Strand. Er suchte jedoch keinesfalls wieder das Hotel auf, sondern setzte sich stattdessen auf eine Mauer, die sich in der Nähe befand. Adam beobachtete ihn noch eine Weile, ehe er sich abwandte. In dem Moment, in dem der Junge seinen Platz auf der Mauer eingenommen hatte, hatte er seinen Blick fast schon paralysiert auf die Insel gerichtet. Irgendetwas stimmt mit ihm ganz gewaltig nicht. Matteo nahm keinerlei Notiz mehr von ihm, sondern richtete seinen Blick einfach nur in die Ferne. Adam nutzte die Situation aus und suchte wieder das Zimmer auf, in dem Karen bereits auf ihn wartete.

»Wo warst du?«

»Am Strand. Ich... dachte, ich hätte irgendetwas draußen gehört. Da war aber nichts.«

Karen beäugte ihn skeptisch und meinte dann:

»Wer war das auf dem Flur?«

Verdammt. Natürlich hat sie die Stimme von Matteo gehört. Aber wie? Sie hat doch gerade geduscht.

»Ein Angestellter des Hotels, der sich nach unserem Wohlbefinden erkundigen wollte. Unter anderem auch darüber, ob die Klimaanlage nun funktioniert.«

Es dauerte einen Moment, bis Karen ihm wieder antwortete. Sie taxierte ihn mit einem ungläubigen Blick, gab sich jedoch ein paar Sekunden später mit der Antwort zufrieden – entweder, weil sie keine Lust auf eine Diskussion hatte, oder, weil sie ihm glaubte. Adam vermutete eher ersteres, hoffte aber, dass es letzteres war. Allerdings konnte er Karens Blick in diesem Moment nicht lesen, auch, wenn ihm das sonst immer so gut gelungen war.

»Wir sind in zwanzig Minuten mit Sage und Connie verabredet. Du solltest dich mit dem Duschen beeilen«, meinte Karen schließlich, und Adam war froh, dass sie das Thema einfach so beiseiteschob.

»Ich brauche bloß fünf Minuten«, entgegnete er, ging ins Badezimmer und schlüpfte unter die kalte Dusche.

Besagte zwanzig Minuten später saßen sie bereits am Tisch und hatten sich die Teller vollgeschlagen. Auch heute stand überwiegend exquisiten Kost auf dem Plan – es gab zwar keinen Hummer, jedoch eine große Auswahl an gegrillten Speisen, Gemüsen und weiteren Beilagen.

»Auf uns«, sagte Sage und hob das Glas, woraufhin sie alle miteinander anstießen.

Die Karaffe Wein, die sie sich bestellt hatten, leerte sich schneller, als Adam gedacht hatte. Schon nach zwei Gläsern spürte er, wie ihm der Alkohol zu Kopf stieg – er war in letzter Zeit eindeutig aus der Übung geraten, oder einfach zu alt geworden. Während er früher nahezu jedes Wochenende gefeiert hatte, geschah das nun bloß noch alle zwei Monate – wenn überhaupt. Die meiste Zeit außerhalb des Urlaubs ging es nun viel mehr darum, sich um die üblichen Dinge zu kümmern - Haushalt, Job und Beziehung. Da war es nun mehr als bloß an der Zeit, die Seele mal am Strand baumeln zu lassen. Und genau dieses lange nicht mehr gekannte Gefühl der vollständigen Freiheit brachte das zweite Glas Wein.

»Wo kommt ihr eigentlich her? So viel haben wir ja vorhin noch nicht miteinander gesprochen.«

Sage hatte nun, nachdem eine Weile die Stille geherrscht hatte, das Zepter übernommen und ein Gespräch begonnen. Adam war das nur recht, denn seine Worte vertrieben die Gedanken an die folgende Nacht, die gerade wieder in seinem Kopf aufgekommen waren.

»Wir kommen aus Milbank, das liegt in South Dakota. Sind aber erst vor kurzem dahingezogen. Und ihr?«

Karen hatte die Antwort übernommen, und Adam war ihr im Stillen dankbar dafür. So konnte er sich ganz darauf konzentrieren, zu erfahren, was die anderen beiden zu erzählen hatten.

»Wir wohnen beide schon seit unserer Kindheit in Minnesota, haben uns dort auch auf der Highschool kennengelernt und schließlich vor zwei Jahren geheiratet.«

»Oh, eine Bilderbuch-Romanze.«

Karen grinste.

»Was meinst du, wie oft wir das zu hören bekommen. Aber ja, es stimmt halt auch irgendwie.«

Connie zuckte mit den Schultern.

»Wir hatten wohl beide einfach ziemliches Glück.«

Sie verbrachten die folgenden zwanzig Minuten noch im Speisesaal und entschieden sich nach dem Essen dazu, die Terrasse aufzusuchen. Draußen war es zwar ein bisschen frischer, aber nicht wirklich kalt geworden - der leichte Wind war viel mehr angenehm im Vergleich zu der brennenden Sonne des Tages. Die dicke Wolkendecke, die vorhin, als Adam Matteo für einen kurzen Moment zum Strand gefolgt war, am Himmel gestanden hatte, hatte sich nun größtenteils wieder verzogen. Da es jedoch schon langsam in die Dämmerung überging, hatte sich die Sonne in der Zwischenzeit nicht mehr gezeigt.

»Die Insel da hinten sieht wirklich schick aus, oder?«

Es war erneut Sage, der ein Gespräch begann. Das Thema gefiel Adam jedoch überhaupt nicht, weshalb er sich erneut komplett heraushielt.

»Oh ja«, entgegnete Karen schließlich.

»Eigentlich ein gutes Ziel für einen Ausflug, oder nicht? Morgen? Ich habe gehört, dass es in der Nähe einen Bootsverleih gibt.«

»Das klingt super!«, gab Connie zur Antwort und grinste.

»Ja, das können wir machen«, murmelte Adam.

Er wusste nicht, was er sagen sollte - denn in diesem Moment schossen einfach zu viele Gedanken durch seine Hirnwindungen. Einerseits wäre es bestimmt interessant, sich das Ganze mal aus nächster Nähe anzuschauen. Doch was, wenn wirklich etwas an den Geschichten dran ist, dass niemand diese Insel bisher lebend verlassen hat? Er konnte sich nicht vorstellen, dass Karen, Sage oder Connie darüber Bescheid wussten - er selbst hatte es ja auch nur durch einen absoluten Zufall erfahren und war sich nicht mal mehr sicher, ob das, was in dem Artikel, den er auf einer zwielichtigen Seite im Internet gefunden hatte, auch wirklich stimmte. Die wollen damit doch nur Profit machen. Wahrscheinlich hat sich irgendjemand vom Hotel gedacht, dass sie damit viele Gäste zu sich locken können würden. Dass das bisher nicht so ganz gut funktioniert hatte, war nicht von der Hand zu weisen, weshalb Adam den Gedanken wieder verwarf. Sollte wirklich etwas ganz Furchtbares bei dem Gespräch mit Matteo heute Nacht am Strand herauskommen, dann werde ich das Ganze noch irgendwie absagen. Er wurde den Gedanken nicht los, dass der Junge irgendetwas entscheidendes über die Insel wusste, was er bisher noch nicht preisgegeben hatte.

3

Während es langsam aber sicher dunkel um die Terrasse herum wurde, wurde die Stimmung innerhalb der kleinen Gruppe immer besser. Die zweite Karaffe Wein war schon zu mehr als der Hälfte geleert, und Adam hatte sich, weil er etwas Abwechslung brauchte, ein alkoholfreies Bier bestellt und den anderen den Wein überlassen. Er war nie ein großer Fan gewesen und spürte zudem, dass ihm das Getränk bereits leichte Kopfschmerzen bereitet hatte. Die Plätze um sie herum waren mal voller und mal leerer, niemand hielt sich allerdings so lange wie sie dort auf. Die meisten schlenderten aus dem Hotel heraus in Richtung der naheliegenden Promenade, auf der es einige Einkaufsmöglichkeiten gab - das hatten sie eigentlich am heutigen Abend auch vorgehabt, war aber aufgrund der Tatsache, dass sie Sage und Connie kennengelernt hatten, etwas in den Hintergrund geraten. Adam war das nur recht, es war immer eine Tortur, mit Karen shoppen zu gehen. Sie verbrachte teilweise so viel Zeit in Bekleidungsgeschäften, dass Adam das Gefühl hatte, dass während des Wartens Stunden ins Land ziehen würden.

»Wie lange seid ihr eigentlich schon hier?«, fragte Karen irgendwann, als die Stille mal für ein paar Sekunden Einzug gehalten hatte.

»Seit drei Tagen. Allerdings waren wir in den ersten beiden Tagen eigentlich dauerhaft unterwegs, das heute ist die erste Ruhepause, die wir uns zwischendurch mal gönnen. Muss bei der Hitze und dem Ambiente ja auch mal sein.«

Sage grinste.

»Auf jeden Fall. Aber ein Tag Ruhe reicht dann ja auch, oder?

Ich fände es auf alle Fälle gut, wenn wir das morgen machen würden. Die Insel sieht aus der Ferne echt traumhaft aus.«

Karens Motivation schien in diesem Moment keine Grenzen zu haben. Ich sollte zumindest sie morgen früh über alles unterrichten, was ich aus dem Gespräch heute Nacht ziehe. Davor aber muss ich beten, dass sie meine Abwesenheit nicht bemerken wird. Adam warf nervös einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war bereits nach einundzwanzig Uhr, und der Mond am Himmel wurde immer deutlicher. Dem Bild, welches der Himmelskörper abgab, zu urteilen nach, war es wieder Zeit für Vollmond.

»Morgen früh um neun? Dann haben wir den ganzen Tag vor uns«, schlug Connie vor.

»Bis zum Bootsverleih ist es auch nicht weit, er liegt nur zwei

Straßen weiter.«

Karen wechselte einen kurzen Blick mit Adam, der nur nickte. »Abgemacht.«

Adam lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verfiel wieder in den passiven Part des Gesprächs. Sage tat es ihm fast gleich, während Connie und Karen über Gott und die Welt redeten. Frauen eben, dachte Adam. Die kriegen nie genug und können den Mund manchmal nicht stillhalten. Er ließ seinen Blick schweifen - und in dem Moment, in dem Karen und Connie gerade beim Thema Mode angekommen waren, entdeckte er etwas, was ihn zugleich verwunderte und verunsicherte. Hinter der Glasschiebetür, die in den Innenbereich des Strandhotels führte, erkannte er die Konturen einer Person - die von Matteo. »Ich muss mal eben auf die Toilette. Bin gleich wieder bei euch.«

Schnurstracks schritt er von der Terrasse auf den Durchgang zu. Der Junge bewegte sich derweil keinen Zentimeter vom Fleck, und versuchte auch gar nicht erst, zu verbergen, dass er augenscheinlich die gesamte Zeit über in Richtung der Gruppe geblickt hatte.

»Was machst du hier? Beobachtest du uns etwa?«

Adam wusste nicht, was er innerlich verspürte - obwohl der Junge vermutlich erst um die sechzehn Jahre alt war, strahlte er eine verdammt unheimliche Aura aus. Andererseits wollte er sich seine Unsicherheit keineswegs anmerken lassen und versuchte das auch, indem er einen strengen Ton wählte.

»Ja.«

Die Antwort hingegen überraschte ihn schon ein Stück weit. Er hatte damit gerechnet, dass der Junge sich aus der Sache herausreden würde - hatte damit aber offensichtlich falsch gelegen. »Und was soll das?«

»Ich war eben nochmal am Strand und habe aufs offene Meer geschaut. Dabei habe ich mit Nathan gesprochen, und er meinte, dass ich euch im Auge behalten solle. Er traut euch nicht. Ihr wollt doch nicht etwa einen Fuß auf die Insel setzen, oder?« Adam wusste zwar nicht, was für Konsequenzen die Situation haben würde - doch er entschied sich dazu, zu lügen. Er schüttelte also den Kopf und meinte:

»Warum sollten wir das machen? Es gibt genug Berichte, weshalb man genau das nicht tun sollte.«

»Wir sehen uns nachher. Um Mitternacht verändert sich der Strand immer, und es ist möglich, Dinge zu tun, die sonst unmöglich scheinen. Bis später also, ich bin dann erstmal weg.«

Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, kehrte Matteo ihm den Rücken zu und schritt durch die Lobby, bis er in dem Bereich mit den Zimmern angekommen war, in dem er dann verschwand. Der Strand verändert sich um Mitternacht… was soll dieser Mist? Kann er nicht mal klar aussprechen, was dort vor sich geht? Zudem das mit der Gruppe… ich weiß ja nicht.