Dan Oakland Story 26: Manitoba - U. H. Wilken - E-Book

Dan Oakland Story 26: Manitoba E-Book

U. H. Wilken

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Beschreibung

Manitoba Lieutenant Will Yates und seine Kameraden vergewaltigen und ermorden eine junge Indianerin. Frank Kealock, der Mann, der mit ihr zusammengelebt hat, schwört Rache. Dan Oakland warnt ihn vor möglichen Gefahren, doch Kealock tötet Yates. Damit nimmt eine verhängnisvolle Entwicklung ihren Lauf. Das Ausrotten der Indianerstämme ist längst beschlossene Sache. Das Massaker beginnt an einem kalten Wintertag. Tod den Blauröcken! Die Sioux bekommen keine Lebensmittel von den Weißen. Geschlossene Verträge sind plötzlich nichts mehr wert. Alle Indianer sollen im Winter verhungern und erfrieren. Es kommt zu einem blutigen Aufstand in Minnesota. Unzähligen Menschen, Weiße und Indianer, droht ein grauenvoller Tod. Die Exklusive Sammler-Ausgabe als Taschenbuch ist nur auf der Verlagsseite des Blitz-Verlages erhältlich!!!

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IN DIESER REIHE BISHER ERSCHIENEN

4301  U. H. Wilken Lockruf der Wildnis4302  U. H. Wilken Teufelsbrigade4303  U. H. Wilken Die Feuertaufe4304  U. H. Wilken Der weiße Büffel4305  U. H. Wilken Das Aufgebot des Bösen4306  U. H. Wilken Grausame Grenze4307  U. H. Wilken Omaha-Marter4308  U. H. Wilken Blutige Säbel4309  U. H. Wilken Der Unbezwingbare4310  U. H. Wilken California-Trail4311  U. H. Wilken Berg der zornigen Götter4312  U. H. Wilken Die Teuflischen4313  U. H. Wilken In Todesgefahr4314  U. H. Wilken Schwarzer Horizont4315  U. H. Wilken Der Raubadler4316  U. H. Wilken Trail aus Blut und Eisen4317  U. H. Wilken Der Wolfskiller4318  U. H. Wilken Nachtfalken4319  U. H. Wilken Der Geheimbund4320  U. H. Wilken Tödliche Tomahawks4321  U. H. Wilken Minnesota4322  U. H. Wilken Die Revolver-Lady4323  U. H. Wilken Sterben am Washita4324  U. H. Wilken Langmesser4325  U. H. Wilken Der Bärentöter4326  U. H. Wilken Manitoba4327  U. H. Wilken Yellow River4328  U. H. Wilken Land der Sioux

MANITOBA

DAN OAKLAND STORY

BUCH 26

U. H. WILKEN

Dieses Buch gehört zu unseren exklusiven Sammler-Editionen

und ist nur unter www.BLITZ-Verlag.de versandkostenfrei erhältlich.

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Copyright © 2023 BLITZ-Verlag  

Hurster Straße 2a,  51570 Windeck

Redaktion: Alfred Wallon

Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Satz: Torsten Kohlwey

Alle Rechte vorbehalten.

www.Blitz-Verlag.de

ISBN: 978-3-7579-5362-1

4326v1

INHALT

Einleitung

Manitoba

Tod den Blauröcken!

Anmerkung

Über den Autor

EINLEITUNG

Trapper Dan Oakland steht im Mittelpunkt dieses düsteren Kapitels der amerikanischen Geschichte: Der Vertreibung der Indianer aus ihren angestammten Gebieten. Er muss sich mit gefährlichen Flusspiraten, grausamen Büffeltötern und skrupellosen Pelzhändlern herumschlagen und gerät dabei immer wieder zwischen die Fronten von Rot und Weiß.

Ein weiteres Western-Highlight aus den 1970er Jahren!

Zunächst unregelmäßig im SILBER WESTERN erschienen, wurden die Trapper-Abenteuer von Western-Vielschreiber U.H. Wilken bald zu der gern gesammelten Heftserie DAN OAKLAND STORY, die nach über 40 Jahren in dieser TB-Edition, mit je zwei Romanen pro Band, im neuen Glanz erstrahlt!

MANITOBA

Laub raschelte.

Dan Oakland witterte wie ein Wolf in den Wind. Das war kein Elch, auch keine Antilope, das waren Männer, die sich so leise wie möglich um die alten Baumriesen bewegten. Dan Oakland ließ sein Pferd angeleint zurück und folgte dem Geräusch. Er konnte nichts sehen.

Die Verfolger verbargen sich im Unterholz, und Dan tappte ins Ungewisse. Alle seine Sinne waren in höchster Alarmbereitschaft. Mit den gleitenden Bewegungen eines indianischen Spähers schob Dan sich durch das Dickicht. Zweige streiften die Biberpelzmütze, zerrten am strähnigen sandfarbenen Haar und schlugen in das raue wettergebräunte Gesicht. Kalter Glanz war in den rauchgrauen Augen.

Urplötzlich krachten Schüsse. Einen Herzschlag lang stand Dan still. Dann stürmte er los. Todesschreie schrillten durch die Wälder, Pulverdampf wallte empor, Zweige brachen unter fallenden Körpern. Wie ein wildgewordener Büffel brach Dan Oakland aus dem Dickicht. Auf der Lichtung knieten vier weiße Männer auf toten Assinneboin-Indianern und setzten eben scharfe Skalpmesser an. Es waren französische Kanadier. Schon vollendete einer der Weißen sein blutiges Werk.

Dan Oakland feuerte. Er traf. Die anderen Halunken rollten katzenhaft schnell in den Schatten des Wigwams, schossen und brüllten dabei voller Wut.

Hart schlug es in Dans Bein hinein. Wie von einer Faust getroffen, flog er zurück in das Unterholz und kroch auf allen vieren weg, biss die Zähne zusammen und verzerrte das Gesicht unter den flammenden Schmerzen. Schon waren die Skalpjäger hinter ihm her und suchten im Halbdunkel nach ihm. Er konnte nicht laufen; das Bein war wie gelähmt. Er musste sich hinter knorrigen Baumwurzeln verkriechen. Sie hatten sich getrennt, sie kamen aus drei verschiedenen Richtungen näher und machten erst gar nicht den Versuch, lautlos heranzukommen. Dan saß in der Falle, er kam nicht mehr weg. Die Augen tränten vor Schmerz. Eisern hielt er die Winchester gepackt. Er war entschlossen, bis zur letzten Patrone durchzuhalten. Zwischen den Bäumen bewegte sich einer der Gegner. Dan schoss und traf genau. Es war ein mörderischer Kampf. Zwei Halunken trachteten ihm nach dem Leben. Sie würden auch ihn skalpieren. Sie verhielten sich jetzt völlig still, lauerten im Halbdunkel. Um Dan stand es verdammt schlecht. Der Schmerz wütete im Bein so stark, dass er die Winchester losließ und mit beiden Händen das Bein umschloss. Ein Zittern durchlief seinen Körper. Bleib eisern, halt durch! Das sagte er sich wohl hundertmal

Er schob sich auf der Hüfte über den Waldboden und hielt den Atem an, räumte Laub vor sich zur Seite und wusste plötzlich, dass es aus war. Zwei Gewehrläufe ragten aus dem Blätterwerk eines hohen Strauches. Sie zeigten genau auf ihn. Schüsse krachten. Leblos fielen die beiden Skalpjäger aus den Sträuchern in die Lichtung. Fassungslos starrte Dan Oakland auf die Toten. Der Knall der Schüsse war zerflattert, als Dan näherkommende Schritte hörte. Ein jüngerer Mann trat unter den Bäumen hervor, senkte sein Gewehr und lächelte herüber.

„Ich bin Frank Kealock“, sagte er leise.

„Daniel Oakland.“

„Wo hat’s dich erwischt?“

„Am Bein.“

Sie hatten einander noch nie gesehen. Aufrechte Männer der Wildnis halfen sich gegenseitig und fragten nicht erst lange. Frank Kealock kniete neben Dan Oakland nieder und schnitt das lederne Hosenbein auf, legte die Wunde frei und nickte vor sich hin.

„Das kriegen wir schon hin, Dan.“

Er ging weg und kam mit seinem Pferd zurück, entfachte ein kleines Feuer in Dans Nähe und blickte nicht ein einziges Mal auf die toten Halunken.

„Ich habe eine Hütte, nicht sehr weit von hier. Sie steht im Grenzland, genau zwischen Kanada und dem Dakota-Territorium, glaube ich.“

„Wieso glaubst du das nur?“

Frank Kealock strich sich das schwarze Haar aus der Stirn und blickte Dan mit blauen Augen an.

„Niemand weiß genau, wo die Grenze verläuft. Ich frage auch nicht danach. He, weißt du, an wen du mich erinnerst? An meinen Bruder John. Weiß der Teufel, wo er steckt. Ja, wirklich, du siehst aus wie John. Ich könnte glattweg Bruder zu dir sagen.“

Dan lächelte schwach.

„Dann tu’s doch.“

„Ich werde erst mal dein Bein in Ordnung bringen. Dann brechen wir beide auf. Ich will, dass du meine Frau kennenlernst. Einverstanden?“

„Einverstanden.“

Dan hatte in Kanada schon manchen Mann kennengelernt. Frank Kealock war der beste.

Als sie dann später in der Wildnis unterwegs waren, sagte Frank Kealock manchmal Bruder zu Dan Oakland.

* * *

Dan Oakland lag in guter Deckung unter Douglasfichten. Frank Kealock hatte ihn verlassen. Sie hatten nicht mehr weit bis zu seiner Hütte. Er wollte sich anschleichen, um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Dan erschrak. Irgendwo im fremden Wald klang ein bösartiges Gelächter auf.

Dan presste die Hände um den verwundeten Oberschenkel und ruckte herum. Er sah sich um, konnte aber nichts entdecken. Er griff zur Winchester. Totenstille. Nichts rührte sich. Selbst der Wind schien den Atem anzuhalten.

Lautlos tauchte Frank Kealock neben Dan auf. Er zog sein Gewehr an sich.

„Was gibt’s?“, hauchte Dan gespannt.

Frank schluckte trocken. „Neben der Hütte stehen mehrere gesattelte Pferde. Ich habe aber keinen einzigen Mann sehen können. Sie müssen in der Hütte sein.“

Dan Oakland wollte spontan aufspringen. Aber der Schmerz warf ihn zurück an den Baum.

„Frank“, stöhnte er. „Wir müssen hin. Deine Frau wird in der Hütte sein.“

„Rede keinen Unsinn“, fauchte Frank und sah besorgt auf Dans Bein. „Du kannst doch nicht einmal reiten. Die Hütte ist gut zweihundert Yard entfernt.“

Verzweifelt sah Dan sich um. In der Nähe stampften ihre Pferde und rupften Gras. Dan schätzte die Entfernung. Dann stemmte er entschlossen beide Fäuste in den Boden und drückte sich hoch.

„Los, Frank! Hilf mir auf die Beine.“

Frank packte ihn unter dem Arm und zerrte ihn hoch. Dan verbiss den Schmerz und stützte sich am Baumstamm ab. Als er aufrecht stand, warf er seinen Arm um Franks Schulter, streckte das verwundete Bein nach vorn und befahl: „Los! Wir haben keine Zeit zu verlieren.“

Sie arbeiteten sich mühsam durch die Senke, zwei Männer auf drei Beinen. Dan benutzte die Winchester als Stütze.

„Weiter, Frank, weiter“, zischte er, wenn ihn ein Stöhnen ankam.

Tiefhängende Zweige schlugen ihnen ins Gesicht. Farnkraut schlang sich um die Beine und drohte, sie zu Fall zu bringen. Frank fluchte inbrünstig und umschlang Dan fester, um ihn über jedes Hindernis hinwegheben zu können. Dan pfiff leise. Sein Pferd horchte, kam vorsichtig den beiden Männern entgegen. Dicht vor ihnen blieb es stehen. Dan griff mit beiden Händen zum Sattel. Frank schob ihn hoch. Mit einem Ruck hing Dan auf dem Pferd. „Los!“, fauchte er. „Geh voran! Leise! Los doch.“

Frank nahm Dans Tier beim Kopfgeschirr und führte es vorsichtig voran. Sein eigenes Pferd schloss sich gehorsam an. Dan Oakland hing im Sattel und kämpfte gegen eine Ohnmacht an.

Vor ihnen lichtete sich der Wald. Sie waren der Hütte schon ganz nahe. Frank ließ Dan zu Boden gleiten und legte sich neben ihn. Durch lichtes Blätterwerk konnten sie den Platz vor der Hütte überblicken. Dan zählte sieben gesattelte Pferde. Ein Soldat bewachte sie. In der Hütte war es noch still. Frank zweifelte nicht eine einzige Sekunde, dass seine Frau in der Hütte war. Mit einem Ruck brachte er die Winchester nach vorn.

„Was willst du tun?“ Dan legte seine Hand auf Franks Gewehr. „Das sind doch sieben Mann.“

„Ich habe schon gegen zwanzig Mann gekämpft und lebe noch.“

Oakland schluckte und schwieg. Reglos starrten sie zur Hütte hinüber. Sonnenschein lag auf dem Platz. Die Felle hingen zum Trocknen an Stangen im Wind. Auf einem Baumstumpf vor der Hütte lag eine buntbestickte Decke. Auf einmal stöhnte Frank. Er hatte ein Kleidungsstück seiner Frau entdeckt; es lag auf der Türschwelle.

„Dan!“ Frank zeigte entsetzt auf die Hütte. „Da an der Tür!“

Ein Soldat kam aus der Hütte, schloss Hose und Jacke und lehnte sich an die Hüttenwand. Wirr hing ihm das Haar ins Gesicht. Er schloss die Augen und grinste vor sich hin. Wieder kam einer hervor, und er sah genauso aus. Plötzlich gellte ein Schrei in der Hütte. Er wurde jäh erstickt. Dafür kam ein heiseres Gelächter auf. Etwas fiel polternd um. Stiefel stampften hart. Ein Fluch ertönte.

„Du verdammtes Biest! Sie hat mich gebissen, Lieutenant.“

Frank Kealock ließ die Winchester los und sank mit dem Gesicht zu Boden, lag auf dem Moos und verkrampfte sich. Eine Hölle tobte in ihm. Alles, was einmal gut in ihm gewesen war, zerbrach. Dan sah den vierten Soldaten aus der Hütte kommen. Er betrachtete seinen Uniformrock. Es fehlten zwei Knöpfe. Er stieß einen Fluch aus und blickte zum jungen Soldaten hinüber, der bei den Pferden stand.

„Geh’ doch rein! Das hast du doch noch nie erlebt. Mach schon! Wer weiß, ob du wieder mal so eine Gelegenheit haben wirst.“

Der blutjunge Soldat bei den Pferden schüttelte den Kopf.

„Nein, so eine Schweinerei mache ich nicht mit. Ihr seid Schweine.“

„Lass das nicht Lieutenant Yates hören, Kleiner“, grinste der Soldat. „Dieses Indianerweib ist ein Biest, aber du brauchst keine Angst vor ihr zu haben. Chisholm hält sie fest. Nun geh endlich.“

In diesem Moment kam der Lieutenant heraus, ein junger blonder Offizier. Sein Gesicht glühte.

„Lieutenant“, grinste der Soldat. „Unser kleiner Billy Dawson will nicht. Er hält sich wohl für zu fein dazu, das Muttersöhnchen. Bestimmt hat er schon in die Hose gemacht.“

Frank blickte auf. Kein Leben schien mehr in ihm zu sein. Er starrte zu den Soldaten hinüber. Seine Hände krallten sich in das Erdreich. Er konnte seiner Frau nicht helfen. Sie war in der Hütte. Seine einzige Hoffnung, dass sie seine Frau am Leben ließen. Wenn er jetzt schoss, würden die Soldaten sie umbringen. Dan konnte ihn nicht trösten. Er war selber machtlos.

„Lass den Kleinen“, sagte der Lieutenant atemlos, zog die Uniform straff und ging zu den Pferden.

Niemals in seinem ganzen Leben würde Frank Kealock diese grauenvolle Stunde vergessen.

Sie zerbrach seine Seele. Schreiend kam seine Frau aus der Hütte gestürzt. Hinter ihr in der dunklen Hütte fiel ein Schuss. Sie fiel und war sofort tot. Pulverrauch wallte aus der Hütte. Der Schuss hallte durch den Wald. Sein Echo versickerte.

„Aufsitzen!“, befahl der Lieutenant im Schatten der Bäume und zerrte sein Pferd herum.

Kealocks heiserer Schrei ließ sie alle erstarren. Seine Hände klatschten um die Winchester. Feuerstöße kamen aus dem Lauf. Neben ihm schoss Dan Oakland. Sie feuerten durch das Blätterwerk. Der Soldat, der Franks Frau hinterrücks erschossen hatte, wurde von mehreren Kugeln durchsiebt. Die anderen versuchten, wegzukommen. Doch die Schüsse holten sie ein. Sie schrien gurgelnd, wankten umher, rissen die Arme hoch und pressten die Hände an die Brust.

Die Pferde tobten und rissen sich los. Eine Kugel streifte den Lieutenant, doch wie durch ein Wunder entkam er.

Humpelnd und brüllend kam Dan Oakland durch das Unterholz aus dem dunklen Schatten der Bäume. Er sah den blutjungen Soldaten. Billy Dawson hing auf einem Pferd und trieb es an. Das Gesicht des Jungen war eine grauenhafte Fratze der Angst. Dan schwenkte die Winchester herum und zielte. Doch er zögerte zwei, drei Sekunden. Der junge Soldat entkam. Vor der Hütte ruckte ein Soldat hoch. Blut sickerte aus der Brust. Er stierte Frank Kealock an und hob zitternd den schweren Army Colt. Aber der andere schoss. Seine Kugel traf, und der Blaurock fiel rücklings hin, erschlaffte und stierte in den Himmel.

Dichter Qualm zog über die Lichtung hin. Das Echo der Schüsse grollte in der Ferne. Irgendwo im Wald liefen in Panik wiehernd die Pferde davon. Frank Kealock rannte über die Lichtung und feuerte zwischen die Bäume. Er wollte den flüchtenden Lieutenant treffen. Aber Yates war schon in Sicherheit.

Die letzten Schüsse verstummten. Dan stand still und horchte. Nur der Wind war in den Bäumen zu hören. Sonnenlicht flirrte durch die Baumkronen. Warm kam es aus dem Tal herauf. Die Winde trieben den Pulverrauch davon und brachten den Geruch des weiten Landes heran.

Es war die Zeit des Indianersommers, eine wundervolle Zeit, in der die Natur bunt leuchtete. Die Luft war rein und klar, und niemand dachte daran, dass auch ein Paradies sterben kann.

Frank kniete neben seiner Frau. Er weinte. Scheu berührte er das Gesicht. Er hatte die Indianerin geliebt. Sie hatte ihm mehr bedeutet als alles andere auf der Welt. Wie ein alter Mann erhob er sich, ging zum Baumstumpf und nahm die Decke, breitete sie über seiner Frau aus und hockte sich hin. Sie war eine Assinneboin. Sie war jung und schön, zart wie eine Blume. Grausam gequält, geschunden und geschändet.

Dan humpelte weg und holte die Pferde. Als er zurückkam, hockte Frank Kealock noch immer bei der Toten. Die bunten Stickereien auf der Decke leuchteten in der Sonne. Dan schlang die Zügelenden der Pferde um einen Baum und ging wortlos in die Hütte und holte eine Schaufel. Damit verharrte er neben Frank. Steif kam Frank hoch, nahm ihm die Schaufel ab und ging ein paar Schritte, doch dann kehrte er um, ließ die Schaufel fallen und schüttelte den Kopf. Schweigend hob er seine Frau hoch und trug sie ins Haus. Dort bahrte er sie auf dem Lager auf. Kein Wort kam über seine Lippen. Dan stand draußen in der Sonne und wartete.

Frank blieb lange im Haus. Schließlich begann er zu rumoren, und Dan wusste nicht, was er tat. Der blasse Lichtschein einer Petroleumlampe flackerte über die Wände. Mit einem Messer in der Hand kam Frank heraus und blieb auf der Türschwelle stehen. Sein Gesichtsausdruck erschütterte Dan.

„Was willst du tun?“

„Was ich tun muss.“ Er zeigte fahrig auf die toten Soldaten. „Sie haben mir vorgemacht, was ich zu tun habe. Es ist einzig meine Sache. Du hast nichts damit zu tun. Geh, Dan, lass dich nicht aufhalten.“

„Nein, Frank, wir bleiben zusammen. Jetzt erst recht.“

„Es wird dein Untergang sein.“

„Dann werde ich mit dir untergehen.“

„Allright. Dann sieh gut zu!“

Er kniete nieder, setzte das Messer an, und skalpierte den ersten Soldaten. Er riss die Kopfhaut los und legte sie auf die Türschwelle.

„Frank!“ Dan stellte sich dem Freund in den Weg. „Du bist ein Weißer, und Weiße ...“

„Weiße haben den Roten das Skalpieren beigebracht“, vollendete Frank. „Wusstest du das nicht?“

Er ging von einem Soldaten zum anderen. Er skalpierte sie alle. Die Skalpe bündelte er mit einer Lederschnur und hängte sie an das Sattelhorn seines Pferdes. Dann wandte er sich nach Dan Oakland um.

„Willst du immer noch mit mir reiten? Mit einem Weißen, der Weiße skalpiert?“

Er verschwand in der Hütte. Dan hörte, wie der Zylinder der Petroleumlampe an der Wand zerbarst. Feuer breitete sich in der Hütte aus. Mit dem ersten Qualm kam Frank ins Freie und schleppte sich zu seinem Pferd, hielt sich am Sattelhorn fest und sah auf die fünf toten Soldaten.

Während die Hütte zu brennen begann, holte Dan Franks Winchester und schob sie in den Scabbard.

„Wollen wir die Männer nicht begraben?“

„Überlass sie den Wölfen.“

Unablässig sah Frank zur Hütte. Flammen schlugen aus der Tür. Alles sollte verbrennen, was sein Glaube an das Glück gewesen war: die Hütte, der Herd, das Bett und die Frau.

Rauch wirbelte über die Lichtung und stieg zum Himmel empor. Der flüchtige Lieutenant Yates musste den Rauchpilz sehen. Bestimmt war er schon einige Meilen weit weg.

* * *

Indianersommer. Herbst in der Natur. Wind, der noch warm war, brachte den Duft verblühender Blumen. Laubbäume verfärbten sich golden. Die Zeit der großen Wanderung: Das Wild zog aus den nördlichen Regionen nach Süden, und der Indianer war unterwegs zu den Gefilden seiner Väter, die einst im Süden in Frieden gelebt hatten. Bald würde es Winter sein.

Die Sonne stand fern im Westen über den bewaldeten Bergen. Irgendwo zogen die letzten Büffelherden auf ihren alten Straßen südwärts, wo der Tod auf sie wartete, der Tod aus schweren Sharps-Gewehren, die in den Händen von Weißen lagen.

Lichterloh brannte jetzt die Hütte. Flammen schlugen in die Baumwipfel. Es roch nach Harz. Brennende Zweige sanken hernieder und fielen auf die Uniformen der Soldaten. Kealock rührte sich nicht. Vielleicht war es die Hitze des Feuers, die seine Augen tränen ließ. Dan stand mit gesenktem Kopf da. Er hatte die Augen geschlossen. Glutroter Sonnenschein floss über die Berge und in die Täler. Die Bodennebel stiegen empor und hüllten die vielen Grabstätten des roten Mannes ein. Die Hütte brach zusammen. Mit den Flammen ging eine Zeit unter, die für Kealock schön gewesen war.

Was nun kommen würde, wusste niemand. Die Sonne verschwand. Die Schatten der Nacht legten sich lautlos in die Täler. Sterne begannen zu funkeln. Bleiches Licht erhellte die Lichtung. Rot schwelte die Glut. Verrenkt wie Gliederpuppen lagen die Soldaten vor den beiden Männern.

Die Wildnis rief. Hungrige Wölfe heulten den Mond an. Dan rührte sich und atmete tief ein.

„Komm, Frank.“

Frank starrte in die Glut. Das Gesicht war eingefallen und fahl. Plötzlich straffte er sich, fuhr mit der Linken über die Augen und zog sich in den Sattel. Er starrte auf die Skalpe, nahm den Zügel und ritt an. Dan zerrte sich aufs Pferd und folgte ihm. Zusammengesunken hockte Frank im Sattel. Er schien eingeschlafen zu sein, doch sein Blick suchte rastlos den Boden nach Spuren ab.

So ritten sie durch den Wald langsam den Hang des Bergzuges hinunter.

* * *

„Du hältst das verdammte Maul, hast du verstanden?“

Lieutenant Yates stand neben seinem Pferd. Die rechte Hand lag auf der Colttasche. Der Nachtwind bewegte sein blondes Haar. In den Augen funkelte beginnender Wahnsinn. Drohend blickte er den jungen Soldaten an, mit dem er viele Meilen zurückgelegt hatte. Billy Dawson hockte in der Senke und schüttelte verzweifelt den Kopf. Sein Elternhaus stand in Iowa. Freiwillig war er in die Armee eingetreten.

„Dad“, wimmerte er. „O Dad ...“

Er war fertig, ein Bündel Mensch, dem alle Illusionen zerstört worden waren.

„Soldat Dawson!“, fauchte Yates. „Wimmern Sie nicht wie ein kleines Kind. Wir sind von Assinneboin angegriffen worden. Verstanden? Nur wir beide konnten entkommen. Haben Sie das begriffen? Kein Wort von Vergewaltigung und Mord an einer Indianerin. Sehen Sie mich an, Dawson.“

Der Junge hob den Kopf. Er war blass wie eine Kalkwand. Das Gesicht war nass von Tränen. Er schluckte würgend und übergab sich. Zitternd wischte er den Mund ab. Yates lachte kalt auf.

„So ein kleiner Hosenscheißer! Kotzt, wenn er ein paar Tote sieht. Ich sage Ihnen, Dawson, es wird noch viel schlimmer werden. Bald haben wir die verdammten Assinneboin so weit, dann rotten wir sie alle aus. Und Sie werden dabei mitmachen. Verstanden?“

„Es war Mord“, stöhnte Billy Dawson. „Himmel, was haben wir nur getan!“

„Sie war eine Squaw, nicht mehr. Reißen Sie sich zusammen, Kerl! Es sterben ja so viele hier, auf ein paar mehr kommt es nicht an.“

Yates wollte Billy Dawson beherrschen, wollte ihm seinen Hass einimpfen. Doch der Junge reagierte nicht. Er stand noch immer im Bann des schrecklichen Erlebnisses.

„Sie haben es zugelassen, Lieutenant“, stöhnte er. „Sie haben sogar mitgemacht. Die Indianerin war ganz allein. Haben Sie alles vergessen, Sir? Sie hat vor der Hütte gestanden und uns freundlich empfangen, aber dann wurden alle verrückt nach ihr. Sie wollten sie haben und quälen und ...“ Er fiel auf den Bauch und weinte.

Yates biss die Zähne zusammen. Er begriff, dass der junge Soldat zu einer großen Gefahr für ihn werden konnte. Dann würde es ihm auch nichts nützen, dass sein Vater Colonel war.

Die Wildnis war doch so groß. Niemand würde Dawson hier finden. Die Wölfe würden ihn zerreißen.

Er öffnete die Colttasche und zog die Waffe hervor. Als er den Hahn zurückzog, knackte es metallisch. Billy Dawson warf sich herum und stierte auf den Colt.

„Was wollen Sie tun, Lieutenant? „flüsterte er entsetzt.

„Ich kann mich nicht auf dich verlassen, Dawson.“

„Aber ich sage doch nichts. Ich werde meinen Abschied nehmen. Nicht schießen, Sir, bitte!“

„Du wirst alles versuchen, um mich vor ein Kriegsgericht zu kriegen“, erwiderte William Yates eisig. „Ich kenne solche Typen wie dich. Erst klagt ihr an, dann jammert ihr und schwört, alles zu vergessen, und dann fallt ihr einem in den Rücken.“

„Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, Lieutenant, dass ich ...“

„Pah!“, lachte Yates auf. „Du weißt doch, dass mein Alter Colonel ist. Natürlich würde er mich herauszuholen versuchen, weil es ja auch um seine Karriere geht. Aber mir ist das alles zu unsicher. Du kannst doch nicht das Maul halten. Du bist der Einzige, der nicht mitgemacht hat. Darum wirst du mich verraten.“

Mondlicht lag auf dem Colt; das Metall reflektierte das bleiche Licht. Jeden Augenblick konnte eine Feuerlanze aus dem Lauf brechen. Billy Dawson krallte die Hände in den Sand und riss Grasbüschel los. Die Bäume wiegten sich im Wind. Ein geheimnisvolles Rascheln tönte herüber.

Yates drehte sich auf der Stelle halb um und starrte durch das Tal. In der Ferne stieg letzter Rauch auf. Dort hatte die Hütte gestanden. Nirgendwo waren Indianer zu sehen. Auch von Verfolgern war nichts zu erkennen.

„Wir beide sind allein, Dawson“, sagte er entschlossen. „Auch dich haben die Assinneboin erwischt.“

Er griff an den Oberarm und presste die Hand darauf. Der Ärmel der Jacke war blutverkrustet.

„Ich habe was abbekommen“, grinste er verzerrt. „Jeder in Fort Calder wird mir glauben. Vielleicht gibt man mir sogar einen Orden.“

Billy Dawson rückte zurück, schob sich den sandigen Hang hoch und stierte gebannt auf den Colt.

„Es hat keinen Sinn mehr, Dawson“, höhnte er. „Ich bin nicht so verrückt und lasse dich laufen. Das Risiko kann ich nicht eingehen.“

Zitternd und verkrampft richtete Billy Dawson sich auf und stand am Hang.

„Lieutenant“, flüsterte er, „Sie dürfen mich nicht erschießen. Das wäre doch Mord.“

„Aber niemand wird davon erfahren. Es sind die verdammten Indianer gewesen, die mal wieder aus dem Reservat ausgebrochen sind und umherstreifen. Ich weiß schon, wie ich’s anstellen werde.“

Kalt griff die Nacht nach dem jungen Soldaten. Er wollte leben. Er öffnete den Mund zum Schrei, doch er brachte keinen Ton hervor. Dann warf er sich herum und rannte gehetzt den Hang hinauf. William Yates hob die Faust mit dem Colt und zielte. Der junge Soldat sprang hin und her, um kein ruhiges Ziel abzugeben. Yates folgte mit dem Lauf seinen Bewegungen und grinste. Dann drückte er ab. Der Schuss krachte. Dawson schrie gurgelnd auf und klappte zusammen, als hätte man ihm das Rückgrat herausgerissen. Er fiel auf die Seite und rollte in schweren, schlenkernden Bewegungen abwärts. Blut rann über seinen Kopf. Sand klebte daran. Still blieb er liegen, keine fünf Schritte von Yates entfernt. Der Offizier horchte, sah sich um, schob den Colt zurück und beugte sich über den Jungen.

„Mach’s gut, Dawson.“

Durch den Sturz war der Kopf blut- und dreckverschmiert. Yates wandte sich ab und nahm Dawsons Pferd am Zügel, saß auf und ritt davon. Billy Dawson war allein. Nach einer Ewigkeit kam er zu sich. Er sah durch einen blutigen Schleier. Alles war rot, die Fichten, der Hang, die Senke und das weite Tal. Stöhnend fiel er auf die Seite und richtete den Oberkörper auf. Mit dem gelben Halstuch wischte er übers Gesicht. Quälender Durst beherrschte ihn. Er hob die Hand und tastete über den Kopf. Der jähe Schmerz ließ ihn aufschreien. Die Kugel hatte eine lange tiefe Furche in die Kopfhaut gerissen. Yates war nirgendwo zu sehen. Das Land war verlassen. Staubwirbel zogen über kahle Höhen. Schatten von Wolken wanderten durch das Tal.

Mühsam kroch der Junge aus der Mulde und erreichte die Bäume. Dort fiel er kraftlos hin. Ohne Pferd war er verloren. Er versank in halber Bewusstlosigkeit.

* * *

Irgendwann kam Dawson zu sich. Nichts hatte sich geändert. Er war noch immer allein.

Er flüsterte vor sich hin, lachte manchmal auf, sprach wirr und stierte aus flackernden Augen in das weite Tal. Noch war der Wille zum Überleben in ihm. Er quälte sich hoch und schleppte sich vorwärts. Vor ihm war die Fährte des Lieutenants. Sie würde ihn zum Fort führen, wenn er Kraft fand, die vielen Meilen durchzuhalten. Es war sinnlos. Es beschleunigte nur den Tod, der schon nach ihm griff.

Immer wieder fiel er hin, raffte sich auf, taumelte weiter. Nach einer Viertelmeile war es aus. Er fiel und blieb liegen. Iowa. Das Haus seiner Eltern, die grünen Hügel jenseits des fruchtbaren Tals, das Land der vielen Flüsse und Seen. Schwärme von Wasservögeln, die in allen Jahreszeiten über das Elternhaus hinwegzogen. Aber, das war einmal. Der weiße Mann hatte alles vernichtet. Im Osten und Süden hatte es begonnen. Nun drang er nach Norden vor, rodete die Wälder, leitete Flüsse um, knallte alles Wild ab, Büffel, Rotwild und Vögel. Er verwüstete das Land, als würde er es hassen.

Träume brachten dem jungen Soldaten die Vergangenheit zurück. Das Fieber wurde stärker. Er erlebte Gräuel und Massaker, verging vor Angst, vor Ekel, zerfiel in Nichts. Die Nacht ging dahin. Der Morgen dämmerte herauf.

Aus fiebrig glänzenden Augen stierte er zurück, woher er gekommen war. Irgendwo in seinem Unterbewusstsein wurde ihm klar, dass es aus war.

---ENDE DER LESEPROBE---