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Colonel Squawkiller Die Geschichte beschreibt den Konflikt zwischen der US-Kavallerie und den Sioux-Indianern. Die US-Armee unter Colonel Custer und General Crook greift ein friedliches Indianerlager an, was zu einem erbitterten Kampf führt. Die Indianer, angeführt von Crazy Horse und Sitting Bull, verteidigen sich tapfer. Dan Oakland versucht zusammen mit seinem Sohn Sky, die Sioux zu unterstützen und die Gewalt zu stoppen. Trotz der Angriffe und Verluste bleibt der Widerstand der Indianer stark. Sioux-Poker um Fort Pease Dan Oakland und sein Sohn Sky kämpfen gegen die Errichtung von Fort Pease, das als Handelsstation getarnt ist, aber tatsächlich als militärische Festung dient. Die Sioux belagern das Fort, um die Weißen zu vertreiben. Sky wird gefangen genommen, kann aber schließlich entkommen und versucht, die Sioux zu warnen. Währenddessen kämpft Dan Oakland gegen den abtrünnigen Sioux One-eyed Hunter, der die Weißen angreift und die Sioux in Gefahr bringt. Nach vielen Kämpfen und Verlusten gelingt es Dan und Sky, die Sioux zu unterstützen und One-eyed Hunter zu besiegen.
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Seitenzahl: 281
Veröffentlichungsjahr: 2025
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In dieser Reihe bisher erschienen
4301 U. H. Wilken Lockruf der Wildnis
4302 U. H. Wilken Teufelsbrigade
4303 U. H. Wilken Die Feuertaufe
4304 U. H. Wilken Der weiße Büffel
4305 U. H. Wilken Das Aufgebot des Bösen
4306 U. H. Wilken Grausame Grenze
4307 U. H. Wilken Omaha-Marter
4308 U. H. Wilken Blutige Säbel
4309 U. H. Wilken Der Unbezwingbare
4310 U. H. Wilken California-Trail
4311 U. H. Wilken Berg der zornigen Götter
4312 U. H. Wilken Die Teuflischen
4313 U. H. Wilken In Todesgefahr
4314 U. H. Wilken Schwarzer Horizont
4315 U. H. Wilken Der Raubadler
4316 U. H. Wilken Trail aus Blut und Eisen
4317 U. H. Wilken Der Wolfskiller
4318 U. H. Wilken Nachtfalken
4319 U. H. Wilken Der Geheimbund
4320 U. H. Wilken Tödliche Tomahawks
4321 U. H. Wilken Minnesota
4322 U. H. Wilken Die Revolver-Lady
4323 U. H. Wilken Sterben am Washita
4324 U. H. Wilken Langmesser
4325 U. H. Wilken Der Bärentöter
4326 U. H. Wilken Manitoba
4327 U. H. Wilken Yellow River
4328 U. H. Wilken Land der Sioux
4329 U. H. Wilken Todesvögel
4330 U. H. Wilken Shinto
4331 U. H. Wilken Blutmond
4332 U. H. Wilken Der Skalphügel
4333 U. H. Wilken Todestrommeln
4334 U. H. Wilken Skalpjäger
4335 U. H. Wilken Fort Lincoln
4336 U. H. Wilken Sky
4337 U. H. Wilken Canatta-Kid
4338 U. H. Wilken Sioux-Poker
4339 U. H. Wilken Die steinerne Squaw
4340 U. H. Wilken Rote Fracht
4341 U. H. Wilken Sun
DAN OAKLAND STORY
BUCH 38
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Copyright © 2024 Blitz-Verlag, eine Marke der Silberscore Beteiligungs GmbH, Mühlsteig 10, A-6633 Biberwier
Redaktion: Alfred Wallon
Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati
Umschlaggestaltung: Mario Heyer
Satz: Gero Reimer
Alle Rechte vorbehalten.
www.Blitz-Verlag.de
ISBN: 978-3-689-84318-2
4338 vom 20.02.2025
Colonel Squawkiller
Sioux-Poker um Fort Pease
Anmerkung
Über den Autor
Über dem Powder River graute der Morgen. Da tauchten die Blauröcke im kalten Dunst oberhalb des Indianerlagers auf. Schlaftrunken kroch ein Oglala-Sioux aus dem Wigwam. Der Morgenwind trieb die Holzasche durch das Lager. Zu Hunderten standen die ungesattelten Ponys der Oglalas und Northern Cheyennes in der Flussniederung. Dörrfleisch hing an hohen Stangengerüsten. Dumpfer Hufschlag schwoll an.
Soldaten!
Ein gellender Schrei brach über die Lippen des Oglala. Schüsse zerrissen die Stille im Lager. Kugeln schleuderten ihn in die Glut der Feuerstelle. Squaws und Kinder flüchteten in Todesangst aus den Wigwams - mitten in den Kugelhagel. Krieger griffen nach den Waffen und warfen sich den Soldaten mutig entgegen. Die Blauröcke schossen mit ihren Repetiergewehren auf alles, was sich bewegte. Der Nebel machte es unmöglich, die Ziele deutlich zu erkennen und sichere Schüsse abzugeben. Die Soldaten gehörten der Truppe des Drei-Sterne-Generals Crook an. Colonel Reynolds führte die Vorhut. Er und Captain Egan fielen gnadenlos über das friedliche Indianerlager her.
Säbel schimmerten bleigrau in der Morgendämmerung. Colonel Reynolds wollte das ganze Dorf zerstören und alle Ponys in den Besitz der Armee bringen.
Weinend lief ein Indianermädchen durch das Lager. In seiner Todesangst klammerte es sich an einem Krieger fest. Der Cheyenne senkte das rauchende Gewehr und schlang den Arm um das Kind, riss es hoch und floh mit dem Mädchen in die Nebelwand.
Die Rudel der Ponys donnerten am Fluss entlang. Eine Schar verwegener Krieger schoss ständig auf die vorbeijagenden Kavalleristen. Die Oglalas und Cheyennes deckten den Rückzug von Frauen und Kindern.
Immer wieder versuchten die Blauröcke, die flüchtenden Indianer zu erreichen, doch die Krieger leisteten erbitterten Widerstand.
Reynolds musste einsehen, dass er den felsübersäten Hang nicht stürmen konnte. Die Indianer am Hang hatten sich eingegraben. Fast alle bluteten aus Wunden, doch sie gaben nicht auf - und die Squaws, Kinder und alten Leute konnten sich immer weiter zurückziehen.
Nun fielen nur noch vereinzelt Schüsse:
Das Lager brannte.
Hell tönte ein Signal durch die Dämmerung.
Die US-Kavalleristen zogen sich zurück.
Es war der Morgen des 17. März 1876.
Die Frauen, Kinder und Greise zogen nach Nordosten durch den grauen Tag davon.
Nicht weit von der Flussniederung entfernt, schlugen die Soldaten ihr Biwak auf. Feuer loderten. Blechgeschirr klapperte. Posten bewachten die riesige geraubte Ponyherde.
Northern Cheyennes und Oglala Sioux schlichen durch die Dunstfelder. Es war eine Verzweiflungstat. Sie wollten die Ponys nicht verlieren. Sie brauchten die Tiere, um den langen Marsch nach Nordosten durchzustehen.
In der Nacht zum 8. März machten sie sich an das Lager der Blauröcke heran und überwältigten die Posten.
Das Dröhnen vieler Hufe ließ Colonel Reynolds aus seinem Zelt stürzen.
„Alarm!” schrie ein Soldat. „Indianer!”
Schüsse krachten durch die Nacht. Die Ponys donnerten davon. Schrille, spitze Indianerrufe verloren sich in der Nacht. Viele Soldatenpferde liefen hinterher. Reynolds schoss wie ein Irrer in die Dunkelheit.
Captain Egan nahm die Verfolgung auf. Die Blauröcke gerieten aber mit ihren Pferden in die von den Indianern vorsorglich ausgelegten Drahtschlingen. Pferde brachen sich das Genick. Soldaten wurden unter ihren Tieren eingeklemmt.
Egan weinte fast vor Wut.
Die Indianer entkamen. Sie besaßen nur, was sie auf dem Leib trugen. Und während sie nach Nordosten zu Crazy Horses Lager zogen, tönte der wimmernde Klagegesang der Squaws durch die graue und kalte Wildnis.
Es war das Schicksalsjahr von Dakota.
1876.
* * *
Schaurig hallte ein Wolfsschrei über das Tal des Tongue River.
Ein großer, bulliger Mann in Wolfsfellkleidung stand auf der Hügelkuppe und blickte über das Mündungsgebiet des Flusses. Warmer Wind strich über die Wälder und Prärien. Fern im Westen, jenseits des Little Bighorn River, sank glutrot die Sonne.
Daniel Oakland hob die Hand und wies nach Süden.
Und die Hunkpapa Sioux, die dort unten in einem riesigen Lager mit vielen hundert Wigwams seinen Wolfsruf gehört hatten, blickten zur Kuppe empor und erkannten sein Zeichen.
Ein älterer Sioux trat aus seinem Wigwam. Zahllose Runzeln umgaben die verkniffenen Augen, die klar und scharf blickten. Falten durchzogen gleich Kerben das Gesicht. Eine prächtige Federhaube bewegte sich im Abendwind.
Der Hunkpapa hob die Rechte und gab das Zeichen zurück.
Es war Tahtanka Yotanka, den die Weißen Sitting Bull nannten.
Oben auf dem Hügel zog ein Lächeln über Dan Oaklands Gesicht. Er drehte sich im warmen Wind um und sah nach Süden.
Von dort zog der Oglala-Häuptling Crazy Horse mit seinen Kriegern und vielen Northern Cheyennes heran.
Dan stieg auf sein Pferd und ritt ihnen in der Abenddämmerung entgegen.
Crazy Horse erkannte ihn. Er trieb sein geflecktes Pony an. Sie trafen sich am Tongue River. Viele Monde waren seit ihrer letzten Zusammenkunft vergangen.
Die dunklen Augen des jungen Crazy Horse schimmerten. Er presste vom Pferd aus Dan Oaklands Rechte und legte die linke Hand um Dans Arm.
„Mein Bruder”, sagte er.
Und Dan Oakland antwortete: „Bruder.”
Gemeinsam ritten sie vor den Oglalas und Cheyennes durch die hereinbrechende Dunkelheit.
Im Hunkpapa-Lager dröhnte dumpf eine Trommel.
Als Dan und Crazy Horse in das Lager ritten, standen alle Hunkpapas vor ihren Wigwams. Auch viele Minneconjous lagerten im Mündungsgebiet. Hoch loderten die Flammen der Feuer. Ein heller Sternenhimmel wölbte sich über den Black Hills.
Sitting Bull und Crazy Horse umarmten einander wie Brüder.
Lächelnd ging Dan zur Seite und zog sein Pferd hinter sich her. Vor einem Wigwam ließ er den Zügel los.
Hier standen Sky und seine junge Squaw Sun.
Beide sahen mit leuchtenden Augen auf die vielen Sioux und die Northern Cheyennes mit ihren zahllosen Ponys.
„Sie schließen sich zusammen zum großen Kampf gegen die Weißen, Vater”, sagte Sky erleichtert. „Dakota wird nicht untergehen.”
Er war ein Sohn dieser Berge. Er hatte in seinen Adern Siouxblut.
„Die Not hat sie hergetrieben, Sky”, sagte Dan. Sein Lächeln verlor sich. „Das Lager am Powder River wurde von Kavalleristen überfallen und zerstört. Die Oglalas und Northern Cheyennes flüchteten zu Crazy Horse. Nun ist er zu Sitting Bull gekommen. Die wollen gemeinsam Büffel und Antilopen jagen und sich für den Kampf gegen die Soldaten zusammentun.”
Sky legte den Arm um die zierliche Sun, die aus dem fernen Comanchenland stammte. Der Nachtwind bewegte sein langes rabenschwarzes Haar. „Niemals wird Dakota untergehen, Dad! Wenn alle Stämme gemeinsam gegen die Soldaten kämpfen, dann kann die weiße Flut die Black Hills nicht überschwemmen!”
Um Suns Mund lag ein weiches Lächeln. Mondschein erhellte ihr schönes Gesicht. In Dakota hatte sie eine neue Heimat gefunden.
Sky wurde ernst.
„Sind viele unserer Freunde von den Soldaten am Powder River umgebracht worden, Vater?”
„Zu viele”, antwortete Dan lakonisch, denn er wollte seine Gefühle nicht offenbaren. „Greise, Krieger, Frauen und Kinder.”
In Skys dunkelbraunen Augen glühte es auf. Er presste die Lippen zusammen und atmete schwer, und Sun spürte, wie er sich verhärtete.
„Am Powder River war Frieden, Dad. Kein Indianer in diesem Winterlager hat die Soldaten angegriffen, das weiß ich genau.”
„Danach fragte die Armee nicht. Für die Blauröcke sind die Indianer nur Futter für ihre Kanonen und Gewehre.”
„Wer hat die Soldaten angeführt? Weiß Crazy Horse das?”
„Ein Oglala am Powder River will gesehen haben, dass es ein Colonel war. Die Beschreibung passt auf Reynolds.”
„Dieser Hund!” flüsterte Sky voller Zorn.
Dan klopfte ihm beruhigend auf die Schulter.
„Reynolds wird längst in Fort Robinson sein. Er wollte die Indianer vernichten. Das ist ihm nicht gelungen. Er hat sogar eine Schlappe einstecken müssen.
Sky starrte in die Feuer.
„Warum reitet niemand hin und schießt Reynolds einfach eine Kugel in den Kopf!” sagte er bitter. „Das wäre eine gerechte Strafe für den Mord an Frauen und Kindern.”
„Verlier dich nicht im Hass, Sky.”
Sky schüttelte den Kopf und entspannte sich. Dan ließ Sky und Sun allein und stapfte zum großen Versammlungszelt. Hier hatten die Häuptlinge Platz genommen. Bläulicher Rauch stieg aus dem Feuer im Zelt. Alle Häuptlinge hatten sich versammelt. Sitting Bull hockte zusammengesunken im Feuerschein, als horchte er in sich hinein. Der Rat der Weisen tagte.
Überall an den Stangen hingen Federhauben und Jagdtrophäen. Geschmückte Lanzen steckten im Boden.
Still setzte Dan sich abseits auf ein Büffelfell.
Die Sioux nannten ihn Catch-the-Bear.
Im großen Hunkpapa-Lager wurde es allmählich ruhig. Der Mond stand hell leuchtend über den Black Hills.
Sky ging durch das Lager, und Sun hockte im Wigwam und bereitete das Essen. Sie warteten auf Sky, doch er kam nicht.
Im großen Versammlungszelt erhoben sich die Häuptlinge. Der Rat war beendet. Man wollte zunächst Büffel und Antilopen am Rosebud jagen, alle Gruppen und Stämme verständigen und die großen Häuptlinge zu einem Rat zusammenrufen.
Als Dan den Wigwam betrat, saß Sun allein am glimmenden Feuer.
„Wo ist Sky?”
„Ich weiß es nicht. Er ist weggegangen, Dad.”
„Hat er nicht gesagt, wohin, Sun?”
„Nein.”
Catch-the-Bear Dan Oakland stand einen Atemzug lang völlig still, und er dachte an die Worte seines Sohnes. Plötzlich drehte er sich um und stürzte aus dem Wigwam. Die Sioux sahen, wie er durch ihr Lager lief. Dort, wo die Ponys weideten, blieb Dan stehen und blickte suchend umher. Posten ritten um die große Herde. Sternenlicht lag auf den Rücken der vielen Ponys. Wölfe kläfften in der Nacht. Warm war der Wind, und die Flussnebel wallten über dem Tongue River.
„Sky!” rief Dan.
Sein Sohn antwortete nicht.
Leise rauschten die dunklen Douglasfichten. Ponys stampften und kamen schnaubend näher. Sie schnupperten an Dans Lederkleidung. Unruhig spähte er in die Runde.
Skys Pferd war verschwunden.
Ein Hunkpapa ritt heran und blickte fragend den Trapper an.
„Catch-the-Bear sucht seinen Sohn?”
„Ja, das stimmt. Der-die-Büffelfelle-trug”, sagte Dan leise. „Hast du ihn gesehen?”
Der Hunkpapa nickte und streckte den Arm aus, zeigte nach Süden und antwortete: „Sky the Walker ritt in den Wind. Er hatte es eilig.”
Dan atmete tief ein, und die Lederbekleidung spannte sich über seiner Brust. Er nickte dem Hunkpapa dankend zu und wandte sich ab. Mit großen Schritten ging er zurück.
„Du bist verrückt, Sky”, flüsterte er vor sich hin. „So kannst du die Feinde nicht besiegen.”
Sein Sohn war jung und tapfer. Manchmal war er so rebellisch und starrköpfig wie die anderen jungen Indianer. Der Zorn hatte ihn in den Sattel getrieben. Dan konnte Sky verstehen, doch sein Entschluss bedrückte ihn.
Leise Stimmen drangen aus den vielen Wigwams. An den Lagerfeuern saßen Hunkpapas, Oglalas, Minneconjous und Northern Cheyennes. Irgendwo weinte ein Säugling. Rauch wehte über die Spitzzelte hinweg.
Langsam und gebeugt betrat Dan den Wigwam des Sohnes.
Sun richtete sich auf und sah ihn unruhig an.
„Hast du ihn nicht gefunden, Dad?”
„Er ist weggeritten, Sun. Nein, bleib ganz ruhig. Ich werde hinterherreiten. Du ziehst mit den Hunkpapas zum Rosebud. Ich werde Sky zurückholen. Er reitet bestimmt nach Fort Robinson.”
Sun warf sich in seine Arme und schmiegte sich an ihn. Er strich über ihr weiches langes Haar und sprach aufmunternde Worte. Sie zitterte.
„Was hat Sky denn vor, Dad”, hauchte sie. „Denkt er an diesen Colonel? Will er das wahrmachen, worüber er gesprochen hat?”
„Vermutlich, Sun. Sky macht eine schwere Zeit durch. Er ist ein halber Weißer und ein halber Sioux. Er sieht, wie die Sioux immer mehr Land verlieren, wie sie ihre alten Jagdgründe verlassen müssen, und er ist voller Zorn. Mach dir keine Sorgen, mein Kind. Am Rosebud sehen wir uns wieder.”
* * *
Fort Robinson.
Abseits der Palisaden verhielt Sky. Er sah die vielen Zelte vor dem Fort und die Crows und Shoshonen, die dort lagerten. Er presste die Lippen zusammen und verachtete diese Indianer, die sich von der Armee als Kundschafter hatten anwerben lassen.
Langsam näherte er sich den hohen Palisaden.
Das Tor stand weit offen. Sonnenschein lag auf dem Fort und den Zelten. Ponys grasten abseits. Indianer hockten an den kleinen Lagerfeuern. Soldaten patrouillierten auf den Wehrgängen innerhalb des Forts.
Sky war von einer Rastlosigkeit erfüllt, die ihn fast schon quälte.
Er spürte diese Unruhe und litt darrunter, doch er konnte sie nicht unterdrücken.
Niemand stellte sich ihm in den Weg, als er durch das Tor ritt. Vor ihm lag der sonnenhelle große Platz. Soldaten schritten umher. Händler feilschten. Planwagen standen neben dem großen Pferdestall. Männer und Frauen saßen mit ihren Kindern im Schatten der Wagen. Es waren Siedler, die nach Westen wollten.
Trapper versuchten, sich gegenseitig im Messerwerfen zu übertreffen. Alte knochige Indianer hockten neben der Kantine der Soldaten und warteten auf einen Drink.
Sky zügelte sein Pferd zwischen Depot und Unterkunft. Mit fiebrig funkelnden Augen blickte er umher und glitt aus dem Sattel. Eine buntbestickte Indianerdecke verbarg seine Winchester.
Was er tun wollte, war selbstmörderisch.
Trotzdem war er entschlossen dazu.
Er sah nicht, dass alle Zivilisten und Indianer innerhalb der Palisaden unbewaffnet waren. Er wusste nicht, dass sie ihre Waffen hatten abgeben müssen.
Still stand er neben seinem Pferd und blickte über den Sattel hinweg auf die Soldaten, die eine Kanone putzten. Aus der Kantine drang Stimmengemurmel.
Drüben lag die Kommandantenbaracke. Zwei Posten bewachten den Eingang. Träge schwang das Sternenbanner am hohen Mast.
Irgendetwas Besonderes geschah in Fort Robinson. Sky spürte es, aber er wusste nicht, was es war.
Viele Soldaten befanden sich in diesen Tagen im Fort. Sie hatten leichten Dienst. Sky bemerkte, dass sie sich bemühten, diszipliniert aufzutreten.
Ein mächtiger Soldatenhäuptling musste sich im Fort aufhalten.
Altgediente Sergeants gingen umher und beaufsichtigten die Soldaten. Männer schleppten von einem Frachtwagen Munitionskisten in das Depot.
Sky ließ die Winchester im Scabbard und trat zur Seite. Er blickte in den Pferdestall und sah, wie Soldaten die Tiere striegelten. Sättel lagen aufgereiht im Stallgang. Pferdedecken hingen nebeneinander von langen Balken herunter.
Plötzlich wusste Sky, wer im Fort weilte. Die vordere Decke war von besonderer Qualität. Drei goldene Sterne waren eingestickt.
Ein Drei-Sterne-General musste im Fort Robinson sein.
Jetzt klappte die Tür der Kommandantenbaracke. Offiziere traten hervor. Sie machten einen abgespannten Eindruck. Schweigend gingen sie über den Exerzierplatz.
Plötzlich sah Sky Colonel Reynolds. Der Offizier trug keine Waffe. Niedergeschlagen blieb er vor der Kommandantur stehen.
Das war der Mann, der die Oglalas und Cheyennes am Powder River überfallen hatte.
Sky wich zu seinem Pferd zurück und berührte die Winchester unter der Decke. Er ließ Colonel Reynolds nicht aus den Augen, und er war enttäuscht, ihn unbewaffnet zu sehen. Niemals würde Sky auf einen unbewaffneten Mann schießen.
Heiß brannte die Sonne. Reynolds wartete. Sein Gesicht war erschlafft.
Unruhig nagte Sky auf der Unterlippe.
Dann erblickte er General Crook. Der Offizier schritt an Reynolds vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
„Sir”, sagte Reynolds unterwürfig, „darf ich Sie kurz sprechen?”
Crook blieb stehen und drehte sich langsam um. Deutlich konnte Sky sehen, dass Crook nur mühsam seine Wut unterdrückte. Die Hände des Generals waren auf dem Rücken zu Fäusten geballt.
„Nein, Colonel Reynolds!” antwortete Crook. „Es bleibt dabei — ich werde Sie vor ein Kriegsgericht stellen! Sie haben die Indianer entkommen lassen. Und dann haben Sie es auch noch zugelassen, dass die Rothäute ihre Ponys zurückholen! Sie haben jämmerlich versagt.”
„Sir, ich bitte Sie um die Chance zur Bewährung.”
„Das Verfahren gegen Sie ist bereits eingeleitet, Reynolds. Nein, es gibt für Sie keine Chance. Ich habe bessere Colonels. Sie hätten sich an Custer ein Beispiel nehmen wollen.”
„Sir, ich…”
„Halten Sie den Mund! Sie sind eine Schande für die Armee!”
Crook ging zur Offiziersunterkunft. Reynolds schüttelte benommen den Kopf. Gebeugt schritt er über den Platz und kam dicht an Sky vorbei. Sky hätte sein Messer ziehen und zustoßen können, doch er tat es nicht. Reynolds war erledigt. Er war kein Gegner mehr für Sky.
Jetzt wurde Sky sich darüber klar, was er vorgehabt hatte. Ernüchtert stand er neben seinem Pferd. Er hörte Crooks Stimme. Der General stand nahe am geöffneten Fenster der Unterkunft und sprach zu Offizieren. Sky roch Kaffee. Tassen klapperten. Er konnte die Worte nicht verstehen. Manchmal fielen die Namen Terry und Custer. Es ging um die Black Hills und um die Sioux.
Sky wollte sich der Unterkunft der Offiziere nähern, um das Gespräch zu belauschen.
Da spürte er einen harten Druck in der Seite. Eisen wurde ihm zwischen die Rippen gedrückt.
Er wagte nicht, sich zu bewegen.
„Ich hab’ ihn, Sergeant!” sagte ein Soldat hinter ihm.
Schritte kamen näher. Hände tasteten Sky ab und zogen den Colt unter der Jacke hervor.
Dann sah Sky das raue Gesicht eines Sergeants. Der Soldat grinste. Die Augen aber blieben kalt.
„Aah, ein Halbblut!” knurrte der Sergeant. „Steht bewaffnet im Fort und lauscht. Warum schnüffelst du hier herum, Bastard?”
Sky überlegte schnell. Er hatte sich nun eisern in der Gewalt. Der Druck zwischen den Rippen war schmerzhaft.
„Ich will Scout werden, Sergeant”, antwortete er ruhig.
„Das soll ich dir glauben? Warum stehst du dann hier herum, he? Du hättest sofort deine Waffen abgeben müssen, Halbblut. Warum hast du dich nicht sofort bei einem Sergeant oder Offizier gemeldet, he? Nein, Bastard, du lügst. Die Indsmen schicken genug Spione ins Fort. Wir fangen euch alle.”
Der Sergeant gab dem Soldaten einen Wink. Zwei andere kamen dazu. Sie nahmen Sky in die Mitte. Er konnte ihnen nicht entkommen. Der Sergeant befahl den Posten auf dem Wehrgang, dass sie sofort auf Sky schießen sollten, wenn er einen Fluchtversuch unternahm.
Sie brachten ihn zu einer kleinen Baracke. Einer der Soldaten öffnete die Tür. Dann wurde Sky hineingestoßen. Der Sergeant stellte ihm ein Bein, und er stolperte darüber und stürzte in den halbdunklen Raum. Schwer schlug er gegen eine Pritsche. Krachend fiel die Tür zu. Draußen polterte der Querbalken in die Halterung.
Sky biss die Zähne zusammen. Er spürte sofort, dass er nicht allein war. Er rollte herum, erhob sich und blickte zum hochgelegenen kleinen Fenster, das mit starken Eisenstäben vergittert war. Entschlossen stieß er die Pritsche unter das Fenster, stellte sie schräg an die Wand und zog sich daran empor.
Er schaffte es, erreichte das Fenster und starrte hinaus. So sah er, wie sie seine Winchester entdeckten und sein Pferd in den Stall zerrten.
Die Pritsche rutschte ab. Sky stürzte zu Boden. Er war wütend auf sich. Wie ein Anfänger hatte er sich übertölpeln lassen.
Reglos saß er im Raum. Im Hintergrund kauerten drei Gestalten. Der Boden war schmutzig. Die Decken auf den Pritschen stanken.
Sky richtete sich auf und schob die Pritsche auf ihren alten Platz zurück. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Dämmerung. Nun konnte er erkennen, dass vor ihm zwei Sans Arcs und ein Brulé hockten.
Dakota-Indianer, die wie er in Gefangenschaft geraten waren.
Langsam ging Sky zu ihnen.
„Warum werden meine Brüder wie Tiere eingesperrt?”
„Die Blauröcke trauen keinem freien Indianer”, antwortete der Indianer vom Stamm der Brulés mit dunkler Stimme. „Sie wollen unser Volk vernichten. Blut soll fließen in Paha Sapa.”
Sky setzte sich und schlug die Beine unter.
Düster starrte er die drei Indianer an und sagte mit frostig klingender Stimme:
„Die Stämme von Dakota werden siegen! Sie werden die Blauröcke töten, denn sie sind nicht mehr so arglos wie früher. Ihr werdet es erleben.”
„Die Bleichgesichter lassen uns nicht frei. Wir werden hier sterben. Die Blauröcke fragen uns, warum wir umhergeritten sind. Wir antworteten ihnen, dass es unser Land ist, und wir uns hier frei bewegen können. Sie fragen immer wieder und schlagen uns wie Hunde, aber wir sagen ihnen nichts Anderes. Darum lassen sie uns sterben.”
Sky blickte sie zweifelnd an.
„Willst du damit sagen, dass sie uns hier einfach verrotten lassen? Dass sie sich nicht mehr um uns kümmern und nur darauf warten, dass wir hier krepieren?”
„So ist es.”
„Sie werden auch dich schlagen”, erklärte einer der Sans Arcs mit klangloser Stimme. „Sie wollen von dir hören, dass du hier herumgeschnüffelt hast. Und dann werden sie dich erschießen. Wenn du nichts sagst, dann lassen sie dich hier umkommen.”
„Sie wollen, dass wir sterben”, bestätigte der Brulé.
Sky war klar, dass die Indianer nicht übertrieben.
„Sie haben mein Messer nicht gefunden”, flüsterte er. „Es steckt unter dem Hosenbein. Wir sind nicht wehrlos.” Er zog es hervor und reichte es einem Sans Arc. „Nimm es und versteck es gut. Sie dürfen es nicht bei mir finden.”
* * *
Soldaten zogen im klirrenden Trab durch das Land. Weit wehte der Staub durch das Tal, wallte unter die Fichten am Hang.
Das 7. US.-Kavallerie-Regiment war unterwegs.
Späher erkundeten das Land vor den Reitern.
Lässig saß der Colonel im Sattel. Sein gelocktes langes Haar fiel aschblond unter dem Kavalleriehut hervor. Im Halfter steckte ein langläufiger Colt. Er trug staubige Kleidung. Jacke und Hose waren aus Rehleder.
Er war noch ziemlich jung. Mit fünfundzwanzig Jahren hatte man ihm das Kommando über das Regiment übertragen. Seine Soldaten nannten ihn darum Boy-General. Der Dienstposten war als eine Generalstelle ausgewiesen — und Colonel George A. Custer wollte um jeden Preis General werden.
Vor ihm am Talausgang tauchten zwei Späher auf, verhielten und wendeten die Ponys.
Die Kavallerie verließ das Tal und ritt über die schroffen Hänge eines Höhenzuges, stieß wie ein Keil in die Dämmerung hinein und hielt schließlich am Rand eines Waldgebietes an.
Zelte wurden aufgeschlagen. Lagerfeuer brannten. Die Soldaten faßten Essen. Blechgeschirre klapperten.
Custer saß auf einem Klappstuhl in seinem Kommandozelt und aß.
Stimmen im Lager ließen ihn innehalten. Er warf den Löffel in die Suppe und trat vor das Zelt.
Crow-Späher hatten einen Blackfoot gestellt. Sie schleiften den gefangenen Indianer durch das Lager und stießen ihn vor Custers Stiefel auf den zerstampften Boden.
Der Colonel winkte durch den Feuerschein, und mit einer Flasche Whisky in der Hand kam Major Marcus Reno heran.
„Was würden Sie mit dem Blackfoot machen, Reno?” fragte Custer.
Reno starrte auf den zerschundenen Blackfoot und trank geräuschvoll aus der Flasche.
„Ich würde ihn laufenlassen. Das wäre doch der beste Beweis dafür, dass wir in friedlicher Absicht unterwegs in die Black Hills sind.”
Custer zog die Augenbrauen hoch. Die Wangenknochen traten stark hervor. Er zupfte an seinem Schnurrbart und betrachtete den Indianer feindselig.
„Sie sind zu weich, Reno”, urteilte er, „viel zu lasch, Major. Ich will nicht, dass dieser rothäutige Bursche die anderen alarmiert, verstehen Sie? Bis zum Rosebud ist es noch weit.”
„Warum haben Sie mich dann erst gefragt, Colonel?” entgegnete Reno bitter.„Sie tun ja doch das, was Sie wollen.”
In Custers Augen blitzte es auf. Er war maßlos ehrgeizig.
Lassen Sie diesen Blackfoot aufhängen. Bäume gibt es hier ja genug.”
“Ja, Sir”, sagte Reno leise,„zu Befehl.”
Auf sein Geheiß packten Soldaten den Blackfoot und schleiften ihn unter die Bäume. Sie schnürten ihm die Hände auf dem Rücken zusammen und legten ihm eine Schlinge um den Hals. Dann packten sie das Ende des Stricks.
Custer verweilte vor seinem Zelt und schlürfte Kaffee. Major Reno kam zurück und meldete, dass alles vorbereitet war.
“Gut”, sagte Custer.„Worauf warten Sie noch, Major? Lassen Sie ihn baumeln!”
* * *
Sky horchte auf.
Soldaten kamen heran. Der Querbalken polterte. Die Tür wurde geöffnet. Der Sergeant kam mit mehreren Soldaten herein. Einer hielt eine Petroleumlampe und leuchtete.
Der Schein fiel auf die abgezehrten Indianer und auf Sky, der aufrecht vor der Pritsche stand.
“Wer hat dich nach Fort Robinson geschickt?” wollte der Sergeant wissen.„Heraus mit der Sprache, Bastard!”
“Niemand.”
Sky antwortete ruhig, nahezu kalt. Kein Muskel bewegte sich in seinem Gesicht. Seine Augen funkelten im Lichtschein. Stroh haftete an seiner Lederkleidung.
Der Sergeant rümpfte die Nase. Obwohl er genau wusste, dass der Gestank sich schon längst in diesem Raum eingenistet hatte, sagte er:
“Der Bastard stinkt! Und er will nicht die Wahrheit sagen. Dann müssen wir eben etwas nachhelfen. Packt ihn!”
Sky wehrte sich nicht. Er wollte keine Kraft vergeuden. Die Soldaten holten ihn aus dem Kerker und schlossen wieder die Tür. Dann brachten sie Sky in den Wachraum.
“Du hast noch ’ne Chance, Bastard. Antworte mir, und dir wird nichts geschehen”, versprach der Sergeant und rieb mit dem Zeigefinger über die wulstige Stirnnarbe.„Also, wer hat dich geschickt? Vielleicht Sitting Bull?”
Die Soldaten grinsten.
Skys Gesicht blieb ausdruckslos. Er wich dem drohenden Blick des Sergeanten nicht aus. Die Wahrheit würde ihm nichts nützen - im Gegenteil, die Soldaten würden ihn töten.
Er schwieg.
“Wie du willst.” Der Sergeant gab einem Wachsoldaten einen Wink. Der Soldat schloss daraufhin die Tür der Wachstube. Mehrere Soldaten hielten ihren Colt im Anschlag. Die Läufe waren auf Sky gerichtet. Er konnte nicht entrinnen. Drohend starrte der Sergeant ihn an.
“Bringt ihn zum Reden, Jungs!” befahl er.
Sie hielten Sky fest. Einer trat ihm in die Kniekehlen. Sie rissen ihn zu Boden, und dann traten und schlugen sie ihn.
“Antworte!” brüllte der Sergeant.
Sky ertrug die höllischen Schmerzen stumm.
“Hoch mit ihm!” befahl der Sergeant.
Sie stellten ihn auf die Beine. Seine Lippen bluteten. Ganze Haarbüschel hatten sie ihm ausgerissen. Sein Körper schmerzte überall. Er konnte kaum stehen. In den dunklen Augen flackerte der Schmerz. Er atmete flach und musste festgehalten werden. Sekundenlang verschwamm alles vor seinen Augen. Er schmeckte das Blut und fühlte sich elend, doch er schwieg.
Der Sergeant trat dicht an ihn heran.
“Nun”, dehnte er,„willst du jetzt endlich das dreckige Maul aufmachen, Bastard, oder hast du noch immer nicht genug?”
Sky starrte in das grobe Gesicht. Er wusste, dass sie ihn wieder schlagen und treten würden. Blut sammelte sich zwischen seinen Zähnen. Er bereute, dass er das Indianerlager am Tongue River verlassen hatte, dass er nicht den Willen aufgebracht hatte, seinen wilden Zorn zu unterdrücken.
Und er spie dem Sergeant ins Gesicht.
Aufbrüllend wich der Sergeant zurück, und grenzenlose Wut erfüllte ihn. Er riss den Colt hervor, holte damit aus, und schlug die Waffe in Skys Gesicht. Bewusstlos brach Sky zusammen.
“Schlagt ihn tot!” brüllte der Sergeant.„Macht ihn fertig! Dieses verdammte Bastardschwein soll diese Nacht nicht überleben! Ich will, dass er…”
Sie warfen sich auf Sky und schlugen zu. Keuchend und zitternd schwankte der Sergeant durch den Wachraum und tauchte das Gesicht in den Eimer mit Wasser.
Plötzlich wurde die Tür geöffnet. Der wachhabende Offizier erschien. Die Soldaten ließen von Sky ab. Mit tropfnassem Gesicht kam der Sergeant hoch.
Der Lieutenant blickte auf Sky und schluckte trocken.
“Hat er nichts gesagt, Sergeant?”
“Kein Wort, Lieutenant!”
“Dann wird er später auch nichts sagen. Der ist völlig fertig. Werft ihn in den Kerker. Wir sind Soldaten, Sergeant, keine Schlächter.”
“Der Hundesohn hat mich angespuckt, Lieutenant!”
“Beruhigen Sie sich. Würden Sie es an seiner Stelle vielleicht nicht getan haben? Los, schafft ihn weg, Männer.”
Es war kein Mitleid, das den Offizier so reden ließ. Er hatte begriffen, dass selbst die grausamsten Schläge den jungen Halbblutindianer nicht zum Sprechen bringen würden.
Sie zerrten Sky in den Kerker zurück. Er spürte es nicht.
Als er zu sich kam, hockten die drei Indianer bei ihm. Er konnte kaum denken. Selbst das Atmen war schmerzhaft. Sein Gesicht war angeschwollen. Er hatte Mühe, die Augen zu öffnen.
„Sind — sie — weg?” stöhnte er.
„Ja. Bleib liegen, Sky the Walker”, antwortete der Brule-Indianer.„Du musst dich ausruhen, Bruder.”
Sky schloss die Augen.
„Ich wollte - Colonel Reynolds - töten”, flüsterte er,„aber ich - hätte auf General - Crook schießen sollen.”
„Sag jetzt nichts. Du bist ein tapferer Krieger. Wir haben mit deinem Messer den Boden aufgekratzt. Du hast recht, darunter ist der Boden weich. Wenn Manitu es will, dann sterben wir, aber nicht in diesem Haus.”
Stöhnend drehte Sky den Kopf herum und blickte auf den kleinen Haufen Erde, über den die Indianer die Pritsche geschoben hatten.
„Macht weiter”, kam es undeutlich über seine zerschlagenen Lippen.„Nur nicht aufgeben.”
„Halt! Was willst du in Fort Robinson?”
Einer der Wachposten beugte sich über die Brüstung des Turms neben dem geschlossenen Tor und blickte auf den Reiter.
Dan Oakland verhielt dicht davor.
„Übernachten”, antwortete er ruhig.
Der Soldat auf dem Wachturm wandte sich ab. Dan hörte Stimmen, dann sah er, wie ein Lieutenant sich über die Brüstung beugte.
„Wir haben keinen Platz, Trapper. Du musst draußen übernachten. Mach den Platz vor dem Tor frei.”
Dan nickte. Grimmig zog er sein Pferd herum und ritt an den glimmenden Feuern der indianischen Kundschafter vorbei. Abseits von ihnen stieg er aus dem Sattel. Düster blickte er zum Fort zurück.
Er war seinem Sohn gefolgt - und Skys Fährte führte nach Fort Robinson. Für Dan stand fest, dass sein Sohn im Fort war.
Er hockte sich hin, warf das Büffelfell über die Schultern und saß reglos im wogenden Gras.
Die Nacht war lang. Dan döste vor sich hin. Im Halbschlaf hörte er jedes Geräusch. Die Crows und Shoshonen verhielten sich still. Dumpf dröhnten die Schritte der Posten auf den Wehrgängen hinter den Palisaden. Endlich graute der Morgen.
Dan machte ein kleines Feuer und kochte etwas Kaffee.
Die Wache wurde abgelöst. Wenig später schwangen die Torflügel auf. Eine Patrouille verließ das Fort. Das Tor blieb geöffnet.
Der Himmel im Osten färbte sich. Ein neuer Tag begann. Dan Oakland erhob sich und stapfte an den Zelten der Indianer vorbei. Keiner kannte ihn.
Neben dem Tor blieb er stehen. An diesem Tag mussten alle Zivilisten Fort Robinson verlassen. Knarrend rollten die Planwagen mit den Siedlern durch das Tor. Ein kleines Mädchen winkte Dan. Er lächelte schwach und grüßte flüchtig zurück.
Trapper ritten an Dan vorbei. Niemand sollte Zeuge militärischer Vorbereitungen sein. Ein Feldzug gegen die Sioux stand bevor.
Dan gelang es noch, einen Blick auf den großen Platz zu werfen, bevor das Tor geschlossen wurde. Er sah viele Pferde, und eins davon gehörte seinem Sohn.
Dumpf schlugen die Torflügel zusammen.
Dan Oakland ging zurück und setzte sich in den Schatten der hohen Strauchgruppen. Hier harrte er aus.
Sky kam nicht, und Dan machte sich große Sorgen um seinen Jungen. Mit der Sorge wuchs aber auch seine Entschlossenheit.
Vielleicht hatte Sky in seinem wilden Zorn auf Colonel Reynolds geschossen. Dan zweifelte daran. Er konnte es sich nicht vorstellen, dass sein Sohn derart reagierte.
Sky war wütend gewesen, aber er war kein Mann, der gnadenlos auf einen Soldaten schoss, um blutige Rache zu nehmen. Um Gewissheit zu haben, stapfte Dan schließlich zu den Zelten der Kundschafter hinüber.
Ein schon ergrauter Crow stocherte in der Holzglut. Dan setzte sich ihm gegenüber an das schwelende Feuer und wartete. Der Crow tat, als wäre Dan Luft. Als Dan aber schließlich seine Pfeife stopfte, sah der Crow auf den Tabak, und Dan reichte ihm welchen.
Hastig stopfte der Crow nun seinerseits eine Pfeife und zog ein Stück glühendes Holz aus dem Feuer, rauchte den Tabak an und nickte zufrieden vor sich hin.
„Warum sind die Blauröcke fortgeritten?” fragte Dan.„Suchen Sie einen Feind? Wurde im Fort geschossen?”
Der Crow paffte und schüttelte den Kopf. Er blickte durch die hitzeflimmernde Luft über dem Feuer und betrachtete das wettergebräunte Gesicht des Mountain Man.
„Warum fragst du danach, weißer Mann?”
„Nun, ich wundere mich, dass die Blauröcke weggeritten sind. Es ist doch Frieden überall.”
„Niemals ist Frieden”, widersprach der Crow.„Sioux überfallen weiße Goldsucher in den Black Hills. Das ist nicht gut für den Frieden.”
„Du musst es wissen”, brummte Dan und lächelte ausdruckslos, stand auf und grüßte. Gemächlich schritt er zu seinem Pferd. Der Crow starrte ihm nach und rauchte.
Wieder saß Dan still im Schatten. Sein Pferd graste. Vom Zeltlager drangen leise Geräusche herüber. Vier Soldaten verließen zu Fuß das Fort und gingen zu den angeworbenen Indianer-Scouts. Dort ließen sie sich nieder und unterhielten sich mit den Kundschaftern.
Die Planwagen der Siedler befanden sich bereits weit draußen. Die hohen gewölbten Planenhimmel sahen wie die Segel von Schiffen aus. Feiner Staub trieb über das Land.
Dan Oakland wartete.
* * *
Durch das hochgelegene kleine Fenster, stach der Sonnenschein in den Kerker, kroch langsam über die schmutzige Wand. Je tiefer die Sonne sank, umso höher kroch ihr Schein im Kerker.
Immer wieder stieß Sky sein Messer in den Boden und lockerte mit der Klinge die Erde.
Die beiden Sans Arcs und der Brulé scharrten mit den bloßen Händen. Sie gruben gemeinsam ein Loch dicht neben der Wand. Die Erde verbargen sie unter einer Pritsche.
Sky litt unter den Schmerzen. Der Schweiß brannte in den Platzwunden. Er biss die Zähne so fest zusammen, als wollte er sie ineinander verkeilen. Manchmal stöhnte er dumpf auf.
Er liebte die Freiheit.
Wenn es ein musste, dann würde er sich den Weg freikämpfen.
Erschöpft hielten sie inne.
Kein Soldat kam und brachte ihnen Essen und Wasser.
Sie sollten verhungern. Den Blauröcken in Fort Robinson war es völlig gleich, was aus ihnen wurde.
Wichtigeres stand bevor. Waffenreinigen und das Verladen von Munition und Pulver. Der Marsch in die Black Hills bedurfte vieler Vorbereitungen.