Das dunkle Netz von Barcelona - oder: Im Bann des Tigers - Irene Rodrian - E-Book
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Das dunkle Netz von Barcelona - oder: Im Bann des Tigers E-Book

Irene Rodrian

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Beschreibung

Er lauert ihnen auf – und schlägt blitzschnell zu … Der Kriminalroman »Das dunkle Netz von Barcelona« von Irene Rodrian jetzt als eBook bei dotbooks. Ein heißer Herbstnachmittag in Barcelona. Ein kleiner Junge auf einem Roller. Und ein Mann am Steuer eines weißen Citroёn, der den Jungen mit eisigen Augen beobachtet … In der Metropole Kataloniens werden immer mehr Kinder als vermisst gemeldet – und die Polizei ist machtlos. Also beginnt die ehemalige Polizistin Pia gemeinsam mit den anderen Frauen ihrer Detektei Llimona 5 zu ermitteln. Doch plötzlich ist auch ihre Freundin Anna verschwunden! Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt: Wird es den Frauen gelingen, die Entführten noch rechtzeitig zu finden? »Fünf höchst sympathische Frauen, die das Schicksal in Barcelona zusammenführt.« Brigitte Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Das dunkle Netz von Barcelona« von Irene Rodrian, auch bekannt unter dem Titel »Im Bann des Tigers«, ist der zweite Band einer Barcelona-Krimireihe, der auch unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden kann. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 334

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Über dieses Buch:

Ein heißer Herbstnachmittag in Barcelona. Ein kleiner Junge auf einem Roller. Und ein Mann am Steuer eines weißen Citroёn, der den Jungen nicht aus den Augen lässt – immer mehr Kinder verschwinden auf mysteriöse Weise. Die Polizei tappt im Dunkeln, und die ehemalige Polizistin Pia wird gebeten, bei den Ermittlungen zu helfen. Gemeinsam mit den anderen Frauen der Detektei Llimona 5 macht sie sich an die Aufklärung der Vermisstenfälle. Doch plötzlich ist eine der Ermittlerinnen wie vom Erdboden verschluckt. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Wird es den Frauen gelingen, ihre Freundin noch rechtzeitig zu finden?

»Fünf höchst sympathische Frauen, die das Schicksal in Barcelona zusammenführt.« Brigitte

Über die Autorin:

Irene Rodrian, 1937 in Berlin geboren, wurde u. a. mit dem Edgar-Wallace-Preis für Kriminalliteratur ausgezeichnet. Seither hat sie sich mit zahlreichen Bestsellern in einer Gesamtauflage von über zwei Millionen und als Drehbuchautorin (Tatort, Ein Fall für zwei) einen Namen gemacht. Irene Rodrian lebt heute in München.

Ebenfalls bei dotbooks erschien Irene Rodrians Roman Meines Bruders Mörderin.

Die Autorin im Internet: www.irenerodrian.com, www.facebook.com/irene.rodrian und www.llimona5.com

***

Neuausgabe Dezember 2012

Copyright © der Originalausgabe 2003 Ullstein Heyne List GmbH & Co. KG, München

Copyright © der Neuausgabe 2012 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München

Titelbildabbildung: © Astonishing | photocase.com

ISBN 978-3-95520-052-7

***

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Irene Rodrian

Im Bann des Tigers

Der zweite Fall für Llimona 5

dotbooks.

I. SERGI MIT DEM SCOOTER

II. DER TIGER ZEIGT DIE ZÄHNE

III. SPUREN INS NICHTS

IV. DIE VERLORENEN KINDER VON BARCELONA

V. ZEICHNER DER ZUKUNFT

NACHWORT

Lesetipps

I. SERGI MIT DEM SCOOTER

1

Er war neun, aber er wusste Bescheid.

Über die Einsamkeit. Die Liebe. Und die Macht.

Auf der Rambla de Catalunya staute sich der Verkehr. Die Sonne stand tief. Hitze flirrte über den Autodächern. Auf dem breiten, von Platanen gesäumten Mittelstreifen schmolz der Asphalt.

Die alten Bürgerhäuser waren in den letzten Jahren renoviert und frisch verputzt worden. Regelmäßig geölte Jalousien verschlossen die französischen Fenster, und helle Markisen bedeckten die Balkone. Hier gab es kaum noch Geschäfte und Cafés. Die Bänke unter den Bäumen waren leer.

Nur der kleine Junge mit dem Roller fuhr unermüdlich seine Runden. Er hatte dunkelblaue Ledersneakers an, dazu graue Bermudas mit Bügelfalte, ein hellblaues Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln und eine grau-gelb-blaue Krawatte.

Ein weißer Citroën Berlingo stand halb auf dem Gehweg im löchrigen Schatten einer Platane. Der Mann am Steuer trug eine schwarze Uncle-Sam-Snapcap und eine verspiegelte Sonnenbrille. Sein linker Arm ragte aus dem Fenster, die Finger waren oben in die Dachrinne gehakt. Ein knappes rotes Muscleshirt zeigte den durchtrainierten Körper und ein gewaltiges Tattoo auf Schulter und Oberarm: rot züngelnde Flammen und davor ein gelbäugiger Tiger mit langen spitzen Zähnen im weitaufgerissenen Maul.

Der Mann schnippte eine bis auf den Filter heruntergerauchte Zigarette aus dem Fenster, sie verglühte auf einem Berg anderer Kippen. Neben ihm auf dem Beifahrersitz lag ein auf die Hälfte zusammengefaltetes Blatt Papier mit Schmutzspuren und zerfransten Ecken. Er nahm es hoch und klappte es auf. Ein digitales Farbfoto. Blauer Himmel, blaues Meer. Ein Junge kam aus dem Wasser gerannt und lachte in die Kamera. Er schob eine kleine Bugwelle vor sich her. Das nasse Haar klebte ihm wie eine Kappe auf dem Kopf, sein dünner Kinderkörper war braungebrannt, die roten Badeshorts rutschten ihm über die Hüften. Kein Zweifel, es war derselbe Junge.

Jetzt legte er sich in die Kurve und kam ganz nah am Citroën vorbei. Der Mann duckte sich unwillkürlich, aber der Junge nahm ihn gar nicht wahr.

Der neue Scooter blinkte silbern in der Sonne, und die Bladeräder glitten fast lautlos über den Asphalt. Und dennoch: Es war kein Kickboard. Sergi fuhr mit einer Hand und zog einen Bogen, aber der Scooter reagierte nur langsam und schwerfällig. Die Großmutter hatte ihm immerhin den Scooter zum Geburtstag geschenkt. Aber sie sah die Unterschiede zwischen einem Scooter und einem Kickboard nicht, und sie verstand auch nichts, wenn er es ihr zu erklären versuchte. Zwei oder drei Räder, Lenker oder Knauf, Kinderkram oder Sportgerät. Für sie waren das alles nur diese neuen kleinen Roller.

Seit neun Monaten, seit Weihnachten war ein Kickboard Sergis allergrößter Wunsch gewesen. Aber der Vater machte es wie alles andere von den Mathenoten abhängig. In dem Fall hätte er nie eins bekommen. Sergi hasste Mathe, er verstand Zahlen einfach nicht. Er begriff nicht, wie sie zusammenhingen und was an ihnen so wichtig sein sollte. In allen anderen Fächern war er gut, aber für den Vater zählte nur Mathe. Mama hatte sowieso nie Zeit. Sie kaufte ihm Klamotten, meistens Anzüge oder alberne Blazer, aber er zog sie an. Nicht nur in der Schule. Einmal hatte sie auf einer Fiesta mit ihm getanzt, das vergaß er nie. Das hätte in Jeans nicht halb so gut ausgesehen, hatte sie gesagt. Und sie richtete ihm jedes Jahr eine Geburtstagsparty aus. Mit Torten und Luftballons, mit einem Zauberer und allen seinen Freunden. Aber dem Vater widersprach sie nie. Sie ging ihm aus dem Weg. Sergi konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt einmal etwas zusammen unternommen hatten. Nur sie drei, ohne Großmutter und ohne Onkel Eduard. Oder einfach nur ferngesehen, wie das die Eltern seiner Freunde taten. Der Vater war ein berühmter Architekt, und keiner durfte ihm etwas sagen, außer der abuela, seiner Mutter. Die setzte immer ihren Kopf durch. Aber sie machte das geschickt, sie nickte und sagte sí, sí, aber dann machte sie doch, was sie wollte. Wie mit dem Scooter. Der Vater hatte es verboten, aber an Sergios Geburtstag hatte er doch vor der Tür gestanden. Mit einer roten Schleife am Lenker.

Sergi fuhr eine neue Kurve, flitzte über den Asphalt, sah sich schon hinausfahren, immer weiter, raus aus Barcelona, den grünen Berg hinauf bis zum Tibidabo. Er warf sich erneut herum und raste zurück.

Und sah sie.

Zuerst dachte er, es wäre ein Junge. Aber es war eine Frau und viel zu alt für das supercoole Kickboard, das sie fuhr. Aber fahren konnte sie! Sie legte sich so steil in die Kurven, dass jeder andere umgekippt wäre, und sie sprang locker hundertachtzig Grad Volten wie mit einem Skateboard. Sergio fuhr full speed weiter, sie hielt voll auf ihn zu und sprang erst in allerletzter Sekunde zur Seite. Stoppte. Lachte.

Sie hatte das absolute Superboard.

»Ich bin Anna. Und wer bist du?«

Die Frau war ziemlich groß und dünn, trug rote Sneakers zu 7/8 Hosen, und breite Rucksackträger zogen ihr bauchfreies Top glatt. Sie sah geil aus, fast so wie Britney Spears, nur eben mit dunklem Haar. Und so alt war sie doch noch gar nicht. »Leihst du mir mal dein Board?« Er grinste.

»Ist das dein Name? Leihst du mir mal dein Brot?«

»Sergio heiße ich. Und ich will nicht dein Brot. Äh ...« Er spürte, dass er rot wurde, und sprach hastig weiter. »B-o-a-r-d. Dein Kickboard würde ich mir gern mal ausleihen. Okay? Nur für fünf Minuten.«

»Ach. Brauchst du vielleicht sonst noch was? Ein Pferd? Einen Ferrari? Einen Hubschrauber?«

»Ich will doch nur einmal damit fahren!«

»Und das soll ich dir glauben?«

»Logo!« Sergi legte sich die Hand aufs Herz. Aber er machte sich keine ernsthaften Hoffnungen. Sie nahm ihn nicht für voll. Wie alle Erwachsenen. Es war ein Spielchen. Es war vorbei, er wollte sich schon abwenden.

»Okay.« Anna hielt ihm den Knauf ihres Kickboards hin. Er glaubte ihr nicht. Aber sie nahm seinen Scooter und drückte Sergio stattdessen den silbernen Knauf in die Hand. Er war rund und glatt und warm. Sie sah auf die Uhr. »Eine halbe Stunde. Dann bin ich wieder hier. Und du auch. Ich verlass mich drauf!«

»Claro, hundertpro!« Er hätte ihr alles versprochen und auch alles gehalten. Er glühte. Er sah ihr nach, wie sie mit seinem Scooter blitzschnell über den Asphalt kurvte, sich an einem weißen Citroën Berlingo vorbeischob und in einer Nebenstraße verschwand.

Sergi fuhr. Es war dann doch völlig anders, nur mit einer Hand. Zweimal fiel er fast hin und knallte beinahe gegen eine Platane, bis er den Dreh raushatte. Mit der anderen Hand das Gleichgewicht halten wie die Rodeoreiter. Aber dann kurvte er los. Es war wie Fliegen. Nur schöner. Viel schöner.

Das war Glück.

2

Anna hatte mit dem Scooter keine Probleme. Leicht und elegant flitzte sie über die breiten Trottoirs der Mallorca, wich zwei alten Damen aus, bog rechts ab und sprang vor Dagmars Haus ab, ohne zu bremsen. Mit einer Hand riss sie den Scooter hoch, mit der anderen wollte sie läuten. Im gleichen Moment ging die Haustür auf.

Emilio, Dagmars Nachbar. Verbeulte Jogginghosen und ein uralter Einkaufskorb mit Blümchenrand. »Äh, die Señorita Anna, heute so sportlich ...« Sein Kugelkopf wurde rot, als sich Anna mit ihrem Scooter an ihm vorbeiquetschte und die Treppen hinaufrannte. Ohne sich umzusehen, wusste sie, dass er in der Tür stehen blieb und ihr nachglotzte. Die Zunge tropfnass zwischen den Wulstlippen.

Dagmar öffnete gleich beim ersten Läuten. »Anna, da bist du ja. Komm rein!« Sie nahm ihr den Scooter ab und umarmte sie. Anna machte sich vorsichtig los und folgte ihr in die Küche. Sie liebte Dagmar, und ihr ganzes Leben lang hatte sie sich nach einer Mutter gesehnt, die sie in den Arm nahm. Aber jetzt, da sie die Zuwendung bekam, konnte sie nicht damit umgehen. »War die Tür unten offen?« Dagmar stellte eine große Sangriakanne mit Zitronenlimonade auf den Tisch.

»Emilio, dein schlabbriger Nachbar, geht mit Tantchens Einkaufstasche Bier holen.«

»So schlimm ist er auch wieder nicht. Irgendwie unsicher, noch nicht ganz fertiggebrannt.«

»Seh ich da dein Rotkreuzmützchen aufleuchten? Willst du ihn etwa fertigbrennen? Eigenhändig?« Anna lachte und trank. »Schmeckt super. Hast du nicht Angst, dass er nachts bei dir einbricht und dich abnuckelt?«

»Angst?« Dagmar grinste. »Im Gegensatz zu dir bin ich ja nicht mehr sweet seventeen. Und Emilio ist ein sehr höflicher junger Mann. Und bald auch noch reich. Wenn das Testament seiner Tante für gültig erklärt wird, dann gehören ihm nicht nur ihr Geld und Schmuck, sondern auch diese ganze Etage. Inklusive meiner Wohnung.«

»Und?« Anna goss sich nach. Zitronenstücke und Eiswürfel blieben in der Glasnase zurück.

»Er wird verkaufen, nehme ich an.« Dagmar brachte einen Teller mit kleinen roccas, knusprigen Haselnussbaisers, und setzte sich zu Anna. Sah nicht hoch. »Dann werde ich mir eine andere Wohnung suchen müssen.«

Anna starrte sie an. Sie kannte Dagmar erst knapp ein Vierteljahr, aber sie konnte sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Die rundliche und schusselige Dagmar mit ihren uncoolen Klamotten, dem ungebändigten Krusselhaar und dem scharfen Verstand. Und mit ihrer schier unerschöpflichen Hilfsbereitschaft und Fürsorge. »Aber er kann dich doch nicht einfach rausschmeißen!«

»Nicht einfach, aber er kann, wenn ihm die Wohnung erst einmal gehört. Eigenbedarf. Er wohnt seit dem Tod der alten Señora schon drüben, seine Bude in Girona hat er sofort danach aufgegeben. Der weiß genau, was er will.«

»Aber es gibt hier in Spanien doch einen sehr effektiven Mieterschutz. Und du bist Anwältin!« Anna fühlte so etwas wie Panik aufsteigen. Seit sie Dagmar und die anderen vier Llimonas kannte, seit die sie aufgenommen und vor Polly und Frank geschützt hatten, seit sie ein Teil von Llimona 5 war, hatte sie sich sicher gefühlt. Geborgen. Sie hasste Veränderungen. Sie hatte in ihrem Leben schon zu viele mitgemacht. Anna nahm einen rocca und biss hinein. Es krümelte süß in ihrem Mund. Diese Wohnung gehörte einfach zu Dagmar: die düsterhohen Räume, die verrückten Mosaikböden, die wenigen und viel zu kleinen Möbel, das chaotische Arbeitszimmer mit den Aktenbergen auf jeder waagerechten Fläche und mit dem wackligen Bücherregal. Und diese große Küche mit den uralten Armaturen, dem Ungetüm von Backofen und dem gewaltigen Familientisch.

»Ich habe drei Alternativen.« Dagmar schenkte Limonade nach. »Erstens: Ich prozessiere und gewinne ein Jahr, vielleicht auch zwei, sitze aber die ganze Zeit auf einem Pulverfass. Zweitens: Ich kaufe die Wohnung selbst, dazu brauche ich allerdings etwa eine Million Euro. Drittens: Ich heirate Emilio.«

»Nein!« Anna schrie fast auf, dann sah sie, dass Dagmar grinste.

»Keine Angst. Ich werde ihn ganz sicher nicht heiraten. Ich finde ihn zwar nicht so grässlich wie du, aber ... Nein!« Sie schüttelte sich und lachte. Anna war beruhigt. Sie holte die Mappe mit den Unterlagen aus ihrem Rucksack.

»Der Fall Arcas gegen Soler. Schöne Grüße von Pia. Und wenn du da durchfindest, bekommst du das goldene Pfadfinderabzeichen.«

Dagmar ließ die Mappe liegen. »Arcas war schon im Kreisverkehr, Soler ist reingefahren. Und er war betrunken. Auch wenn er unser Klient ist.«

»Ja, so sieht's aus. Aber Arcas hat genau diesen Unfall schon dreimal vorher gehabt. Und kassiert. In Tarragona, Valencia und in Denia. Pia hat das rausgefunden.« Anna trank aus und stand auf.

»Immerhin – der Mann kommt rum.« Dagmar klappte die Mappe auf. »Das ist ja wirklich sehr hübsch. Wunderbar!« Sie stand auch auf. »Was ich dich noch fragen wollte ...«

»Ja?« Anna blieb stehen, schaute Dagmar aber nicht an.

»Du hast morgen Geburtstag. Irgendwelche Wünsche?«

»Nein. Ich ... ich bin mit allem glücklich, so wie es ist.«

»Du wirst achtzehn. Volljährig.«

»Nicht so wichtig. Und danke für die Limo.« Anna nahm im Hinausrennen den Scooter. Hörte noch, wie Dagmar etwas hinter ihr herrief, verstand es aber nicht. Sie sprang auf den Gehweg und raste vor zur Mallorca und hinüber zur Rambla de Catalunya.

Der Platz unter den alten Platanen war inzwischen etwas belebter. Drei der Bänke waren besetzt. Zwei englische Touristen mit Sonnenhütchen und kurzen Hosen über geröteten Knien untersuchten ihre durchgefetteten Lunchbeutel, eine alte Frau in Kittelschürze strickte an einer rosa Babydecke, und ein bärtiger Mann blätterte in einem Buch. Keine Spur von Sergio.

Anna sah auf die Uhr. Sie war fast eine halbe Stunde weg gewesen. Sogar etwas länger. Scheiße. Sie war wütend. Sie hatte dem Jungen vertraut. Sie war reingefallen. Auf den Jungen, seine Art, sich auszudrücken, und die scheinwerfergroßen dunklen Augen.

Sie sah sich um.

Vorhin hatte da noch ein weißer Kombi geparkt, jetzt war er verschwunden. An seiner Stelle stand ein blauer Seat. Die Engländer probierten hartgekochte Eier und trockene Hühnerschenkel. Die Frau in der Kittelschürze war offensichtlich halbblind. Und der Bärtige mit dem Buch schien sowieso nicht von dieser Welt zu sein.

Anna fuhr bis zum Ende der Rambla, drehte eine Kurve, fuhr wieder zurück und suchte die Gehwege auf der anderen Seite der Fahrbahn mit den Augen ab. Keine Spur von Sergio. Na schön. Ein Kickboard verloren, dafür einen Scooter und ein Stück Lebenserfahrung gewonnen.

Anna wandte sich um und fuhr los. Legte sich in die Kurven und trat durch. Seltsam, dass sie sich in dem Jungen so getäuscht haben sollte. Mit Jungen kannte sie sich eigentlich aus. Sie war mit Jungen aufgewachsen. Sie war selbst wie ein wilder Junge gewesen, in all den Jahren in der Finca auf Ibiza. Als die Mutter sich mit Miles Davis und Whisky zudröhnte und der Vater nur ab und zu vorbeikam, mit Geschenken beladen. Ein Fremder. Ihre Meister und Beschützer waren Polly und Frank gewesen, die großen Brüder.

Anna konnte besser rennen, Rad fahren, schwimmen, tauchen, surfen und Fußball spielen als alle Jungen in ihrem Alter. Sie akzeptierten sie, sie bewunderten sie. Anna kannte keine Angst.

Nur die Einsamkeit.

Sie fuhr unter den Platanen an den Cafés vorbei bis fast hinunter zum Hafen und bog dann beim Oriente nach links ab in die Ferran. Bis zur Plaça de Sant Jaume war es einfacher, zu laufen und den Roller zu tragen. Das Rathaus war buntbeflaggt, überall auf dem Platz standen lange Reihen schwarzer Luxuslimousinen, bewacht von Dutzenden von Polizisten. Anna erkannte Manolo. »Was ist denn hier los?«

»Hoher Staatsbesuch. Aus der Dominikanischen Republik.«

Anna rannte über den Platz und fuhr dann in die Avinyó und über die Comtessa hinauf zur Plaça del Regomir. Das letzte Stück ging's bergauf. Eng, düster und kühl zwischen den hohen Häusern. Vor einem vergitterten Eingangstor stand ein Stuhl. Ein Radio, mit Lederstreifen am Stuhlbein festgetackert, und daneben ein räudiger Schäferhund. Manchmal saß auch die alte Concierge da und strickte. Hunde liebten Anna. Der Schäferhund kannte sie. Manchmal brachte sie ihm Fleischreste oder ein Würstchen mit. Doch als sie jetzt vorbeifuhr, öffnete er ein trübes Auge und knurrte böse.

Anna zischte, wie es die Kellner in spanischen Bars machen, wenn sie Hunde vertreiben wollen, und fuhr weiter. Sie dachte immer noch an Sergio.

3

Die Sonne brannte flach über die Dächer. Fritz the cat sprang vom Nachbarhaus auf die Terrassenmauer, lief über die angeschrägten Tonplatten bis zum großen Oleanderbusch und kratzte sich ein Loch in die Topferde.

Pia war mit einem Satz bei ihm, packte ihn, bevor er sich hinhocken konnte, und trug ihn zu seiner Katzenkiste hinüber. »Hier ist dein Katzenklo! Lass endlich meine Blumen in Ruhe. Es ist mühsam genug, hier so was wie einen Dachgarten anzulegen.« Fritz verharrte so, wie sie ihn hingesetzt hatte, breitbeinig, unbequem schief, und wartete, dass sie endlich verschwand. Pia blieb stehen. »Ich weiß, dass du auf Blumentöpfe spezialisiert bist. Aber hier nicht, kapiert?« Fritz starrte sie kurz an, schaute dann weg und machte, bevor er sich zurechtsetzte, ein paar Dehnübungen, damit niemand merkte, dass er nachgab.

Pia ging in die Küche zurück und füllte Kaffee in die Maschine. Wenn Fritz kam, war Barbara normalerweise nicht mehr weit.

Manchmal konnte sie es selbst kaum glauben. Noch vor ein paar Monaten war sie inspectora bei der brigada criminal gewesen. Und Barbara eine kleine Taschendiebin, des Doppelmordes verdächtigt und von den Medien bereits abgeurteilt.

Es läutete. Aber nicht an der Wohnungstür, sondern drüben, bei Llimona 5.

Pias Vater wurde bei einem Polizeieinsatz getötet, als sie zwölf war. Von seiner Lebensversicherung konnte sie sich später diese Wohnung kaufen, damals ein verrottetes Dachgeschoss, in dem sie sich in monatelanger Arbeit und mit finanzieller Hilfe der Stadt zuerst nur den vorderen Teil herrichtete.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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