Die Schatten von Barcelona - oder: Ein letztes Lächeln - Irene Rodrian - E-Book
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Die Schatten von Barcelona - oder: Ein letztes Lächeln E-Book

Irene Rodrian

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Beschreibung

Wenn das eigene Zuhause keinen Schutz bietet: Der fesselnde Kriminalroman »Die Schatten von Barcelona« von Irene Rodrian jetzt als eBook bei dotbooks. Die schöne Elena ist verzweifelt: Ihr Mann prügelt sie immer häufiger bis zur Bewusstlosigkeit. Sie erduldet die Qualen und die Demütigung, um so ihren kleinen Sohn vor ihm zu schützen – doch als auch Isi die Hand seines Vaters zu spüren bekommt, schlägt Elena mit dem Mut einer Löwin zurück, und sie hört erst auf, als ihr Peiniger blutend vor ihr liegt. Das hat schlimme Konsequenzen: Elena wird wegen schwerer Körperverletzung verhaftet, Isi in die Obhut der Erzieherin Monica gegeben. Aber ist der Junge dort vor den skrupellosen Freunden seines Vaters sicher, die noch eine Rechnung mit der Familie offen zu haben scheinen? Monica bittet die Frauen der Detektei Llimona 5 um Hilfe … »Fünf höchst sympathische Frauen, die das Schicksal in Barcelona zusammenführt.« Brigitte Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Die Schatten von Barcelona« auch bekannt unter dem Titel »Ein letztes Lächeln«, ist der vierte Band von Irene Rodrians Barcelona-Krimireihe, der auch unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden kann. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 323

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Über dieses Buch:

Die schöne Elena ist verzweifelt. Ihr Mann schlägt sie immer häufiger bis zur Bewusstlosigkeit. Sie erduldet die Qualen und die Demütigung. Doch als ihr Mann sogar zur Gefahr für ihren kleinen Sohn wird, wehrt sie sich das erste Mal. Sie greift sich das Nächstbeste, das sie findet: einen Stuhl. Sie holt aus und schlägt zu. Immer wieder. Ihr Mann wird ins Krankenhaus eingeliefert, doch er hat skrupellose Freunde. In ihrer Verzweiflung wendet sich Elena an die Frauen der Llimona 5. Doch wird es ihnen gelingen, Elena und ihr Kind in Sicherheit vor ihrem Mann und dessen skrupellosen Freunden zu bringen?

„Fünf höchst sympathische Frauen, die das Schicksal in Barcelona zusammenführt.“ Brigitte

Über die Autorin:

Irene Rodrian, 1937 in Berlin geboren, wurde u.a. mit dem Ehrenglauser des Friedrich-Glauser-Preises und dem Edgar-Wallace-Preis für Kriminalliteratur ausgezeichnet. Seither hat sie sich mit zahlreichen Bestsellern in einer Gesamtauflage von über zwei Millionen und als Drehbuchautorin (Tatort, Ein Fall für Zwei) einen Namen gemacht. Irene Rodrian lebt heute in München.

Ebenfalls bei dotbooks erschienen Irene Rodrians Romane Meines Bruders Mörderin, Im Bann des Tigers, Eisiges Schweigen und ihre Kinderbücher Pepolino sticht in See, Pepolino auf großer Fahrt und Pepolino und der dicke Kapitän.

Die Autorin im Internet: www.irenerodrian.com, www.facebook.com/irene.rodrian und www.llimona5.com

***

Neuausgabe Januar 2013

Copyright © der Originalausgabe 2007 by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Copyright © 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München

Titelbildabbildung: Lunamarina | iStockphoto.de

ISBN 978-3-95520-092-3

***

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Irene RodrianEin letztes Lächeln

Der vierte Fall für Llimona 5

dotbooks

I. Erste Warnung

II. Lautlose Schritte

III. Zoom

IV. Glasherz

V. Die Ratten von Barcelona

Anmerkung

Lesetipps

DIE 5 LLIMONAS

Pia Cortes-Casares

äußerst erfahrene und erfolgreiche Ermittlerin, bis vor kurzem noch inspectora bei der Mordkommission. Scharf & pragmatisch

Janet Howard

Gerichtsreporterin für englische und spanische Zeitungen. Lebt seit dreißig Jahren in Spanien, ist aber nach wie vor very british. Cool & souverän

Dagmar Warwitz

kluge Anwältin, ursprünglich aus München. Im Kampf um ihre Kinder kam sie nach Barcelona und erwarb dort alle notwendigen Zulassungen. Sie wird leicht unterschätzt. Lieb & klug

Barbara Dyckhoff

als Jugendliche aus einem von vielen Heimen ausgerissen und nach Barcelona getrampt. Ihr hochgebildeter Mentor ist der König der Taschendiebe. Er bringt ihr alles bei was er weiß und kann. Kühn & geschickt

Anna Guzman

auf Ibiza in einer deutsch-amerikanischen Chaosfamilie aufgewachsen. Kam früh an Drogen und schaffte es aus eigener Kraft, davon loszukommen. Mutig & zäh

UND IHRE BESTEN FREUNDE

Luis Llobet

brillanter Pathologe und Gerichtsmediziner, Feinschmecker und Rotweinkenner. Verehrer der Damen

Josep Bonet

schlauer Ermittler, capitán bei der Mordkommission, ehrlicher Macho

Fritz the cat

der große gelbe Kater mit dem runden Kopf.

Chef über die Dächer vom barrio gótico und die Terrasse von Llimona 5

I. Erste Warnung

1.

Schwere Schritte. Machten vor der Tür halt. Dann kratzte der Schlüssel ein paar Mal über die Metalleinfassung, bis er endlich ins Schlüsselloch fand.

Elena blieb regungslos auf dem Sofa vor dem Fernseher sitzen. Eine Spielshow auf TV3. Den Ton hatte sie abgestellt, als sie das asthmatische Rattern des Fahrstuhls im Treppenhaus hörte. Sie bewegte sich nicht, drehte sich nicht um, sie starrte auf den Fernsehschirm.

Die Tür wurde aufgestoßen und fiel krachend wieder ins Schloss. Sein Schlüsselbund fiel zu Boden, als er ihn gegen das Brett neben der Garderobe warf. Sie hörte seinen schnaufenden Atem. Sie roch den süßlichen Dampf von Bier und conac.

Sie bewegte sich nicht. Sie konnte sich nicht bewegen. Obwohl sie ihn hinter sich spürte. Wie er in der Wohnzimmertür stand. Sich am Türrahmen festhielt und sie anglotzte.

“Müsierst du dich?”

Sie drehte sich noch immer nicht um. Links vor ihr war die offene Balkontür. Weiße Vorhänge blähten sich in der heißen Nachtluft. Dahinter die Töpfe mit den hellroten Geranien, die sie einmal zusammen gekauft hatten, der kleine Tisch, an dem sie früher manchmal abends gegessen hatten. Auf der anderen Straßenseite die dunklen Umrisse der Platanenkronen und dahinter der Palaude Justicia, der gewaltige Justizpalast mit seinen hell angestrahlten Türmen. Und fünf Stockwerke unter ihnen Barcelona. Hupend, schreiend, tobend.

Sie wollte wegrennen. Hinaus auf den Balkon. Hinunterspringen. Weg sein. Unsichtbar. Unfühlbar.

Sie bewegte sich nicht.

In der Wohnung war es still. Auch im Kinderzimmer. Kein Laut. Er stand immer noch hinter ihr. Stieß sich plötzlich vom Türrahmen ab und stolperte auf sie zu. Hielt sich an der Sofalehne fest. Sein Atem direkt über ihr. Leise, fast freundlich: “Meinelena ...” Er fiel auf sie, sein Gewicht drückte sie in die Polster. Grunzen, es klang wie ein Lachen. Sein feuchter Mund an ihrem Hals.

Der Ekel löste ihre Lähmung, sie drehte sich unter ihm weg. “Hast du Hunger? Wir haben noch Reis und Kaninchen ...”

“Keininchen, dubismein Hase ...” Wieder lachte er grunzend und hielt ihren Arm fest. Sie verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Im Versuch, sich aus seinem Griff zu winden, verdrehte sich ihre Schulter, ein kurzer scharfer Schmerz ließ sie aufschreien.

Er ließ ihren Arm nicht los, rollte vom Sofa, wieder über sie. Diesmal war es kein Zufall, er nagelte ihre Arme mit seinen Ellbogen auf dem Fußboden fest und drückte ihre Beine mit den Knien auseinander. In seiner Stimme war auch keine Freundlichkeit mehr. “Liebe dich verdammt ... kommher!” Er versuchte, mit einer Hand seinem Gürtel zu öffnen. Speicheltropfen sprühten über ihr Gesicht.

“Bitte! Bitte nicht!” Sie hörte ihr eigenes Winseln und konnte nichts dagegen tun. Sein Gesicht war so nah über ihr, dass sie die gelben Augenbröckchen in seinen Wimpern sehen konnte, den entzündeten Eiterpickel über seinem Schnauzbart und die fettigen Schweißperlen neben der Nase. Und die riesigen Pupillen seiner Augen. “Nein!!!”

Es wäre so leicht gewesen. Er war relativ friedlich besoffen, als er heimkam. Sie war seine Königin, er betete sie an, er hatte ihr versprochen, die Sterne für sie vom Himmel zu holen. Er war ihr Mann. Er wollte sie haben. Sie hätte nur mitmachen müssen. Einfach stillhalten. Seine Küsse erwidern. Ihn umarmen. Ihm dabei helfen, seine Hose aufzuknöpfen.

Aber genau das hatte sie ja in den ersten Jahren immer getan. Immer und immer wieder. Es hatte nie etwas genutzt. Im Gegenteil. Aber vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn sie ihn an diesem Abend nur gelassen hätte.

Sie drehte sich unter ihm weg, als er sie nur noch mit einer Hand festhielt, und versuchte, auf die Beine zu kommen. Schaffte es nicht. Er riss sie zurück und knallte sie gegen die Wand.

“Hure!” Er sprach plötzlich klar und deutlich. “Hast wohl schon deinen Spaß gehabt?! Den ganzen Tag über, wie?!” Er riss den Gürtel aus den Schlaufen seiner Hose. “Du verdammte Hure, du!!!”

Er schlug nicht methodisch. Früher hatte er darauf geachtet, dass sie keine sichtbaren Verletzungen davontrug. Das interessierte ihn schon lange nicht mehr. Er schlug sie, weil sie dalag. Weil sie schrie. Weil sie sich wehrte. Weil sie sich nicht mehr wehrte. Weil sie nur noch wehrlos dalag und sich zu schützen versuchte. Sich zusammenrollte. Wimmerte. Irgendwann warf er den Gürtel weg und schlug sie mit seinen Fäusten. Stand über ihr. Trat sie. In den Bauch, in die Nieren, in die Brust.

Elena spürte nur die ersten Schläge. Versuchte nur noch ganz am Anfang, sich etwas wegzudrehen, damit das Blut nicht auf den neuen Teppich floss. Viel Blut, er hatte ihre Nase getroffen. Das Auge. Dann schaltete sie ab.

Das hatte sie schon als kleines Kind gelernt. Wenn Papa zu ihr kam oder später Fred. Sie konnte ihren Körper verlassen und ganz woanders sein, wenn es hier nicht mehr zu ertragen war.

Deshalb dauerte es auch eine ganze Weile, bis sie merkte, dass er nicht mehr auf sie einschlug. Dass im Nebenzimmer der kleine Isi schrie.

Elena hatte Mühe, hochzukommen, sie krallte sich am Sofa fest und zog sich langsam auf die Knie. Die Schmerzen erwachten und überfielen sie. Am ganzen Körper gleichzeitig. Blut floss in heftigen Stößen von ihrem Gesicht auf den Boden.

Isi schrie.

Es war nicht das normale Schreien von Einsamkeit und Hunger. Es war höher, schriller. Elena vergaß alle Schmerzen. Sie stand aufrecht. Sie musste sich das Blut aus den Augen wischen, um sehen zu können. Sie stürmte los.

Flur. Kinderzimmer. Er stand über dem Gitterbettchen und versuchte, Isi herauszuheben. Konnte ihn nicht halten. Der Kleine strampelte und schrie. Rutschte aus seinen Händen und fiel ins Bettchen zurück.

Stille.

Die plötzliche Stille war schlimmer als die Schreie vorher. Elena griff neben sich und hatte den blauen Kinderstuhl in der Hand. Schlug zu. Auf seinen Hinterkopf. Und als er sich umwandte, in sein Gesicht. Schlug zu und schlug zu. Mit aller Kraft.

Er hob die Hände, um den Stuhl abzuwehren, er stolperte, versuchte, sich am Kinderbett abzustützen. Fiel schwer zu Boden. Elena schlug weiter auf ihn ein. Auch, als er zum Flur hinaus kroch, weiter zur Wohnungstür, und bei dem Versuch, aufzustehen, die Garderobe umriss.

Erst als Isi zu wimmern begann, ließ sie den Stuhl fallen und wandte sich dem Kinderbett zu. Nahm ihr Baby hoch und wiegte es tröstend in den Armen. Ihr Blut tropfte auf seinem weißen Strampelanzug.

2.

Es war heiß, aber für Juli noch erstaunlich klar. Von der Gondel aus konnten sie über die ganze Stadt sehen und weit hinaus aufs offene Meer. Dagmar stand zwischen Quim und Sara, hielt beide umarmt und an sich gedrückt. Sie entdeckte Barcelona noch einmal durch ihre Augen.

Als sie vom Montjuich herunter wieder zum Hafen zurückkamen, lagen die platanengesäumten Ramblas wie eine lange grüne Schneise im schiefergrauen Dächermeer unter ihnen, und vor ihnen das funkelnde Ultramarin des Hafens mit den hochstiebenden Bugwellen der Motorboote und den weißen Segeln der Yachten.

“Quim hat schon zwei Segelscheine”, sagte Sara stolz, und Quim ergänzte sofort:

“Sara ist Surfmeisterin in ihrer Altersklasse.”

“Würdet ihr denn gern weiter Wassersport machen? Es gibt einen Club ...”

“Nicht so dringend”, sagte Sara, Quim zuckte mit den Schultern. Sie waren sich einig, wie so oft.

Dagmar hatte ihre beiden Kinder jetzt seit ein paar Monaten wieder bei sich. Über vier Jahre lang hatten sie sich nicht gesehen, eine lange Zeit, die sie jetzt mit allen Mitteln aufzuholen versuchten.

Die Kinder hatten keine wirkliche Beziehung zu ihrem Vater, dem Münchner Staranwalt Werner Warwitz. Dazu hatten sie ihn viel zu selten gesehen. Und er hatte sich nie wirklich auf sie eingelassen. Bei ihren wenigen Besuchen in München bekamen sie ihn kaum zu Gesicht, und selbst, wenn er bei ihnen auf der Finca in Mallorca war, verbrachte er fast die ganze Zeit über seinen Akten im Arbeitszimmer und durfte nicht gestört werden. Und von seiner englischen Gespielin und ihrer Nurse Helen sprachen sie immer nur leicht verächtlich von ‘sie’ oder ‘die’.

Vier Jahre. Sarah war damals erst sechs Jahre alt gewesen, Achim schon acht. Und er war es auch, der in all den Jahren die Erinnerung an Dagmar wachgehalten hatte. Der nicht zugelassen hatte, dass sie ihr die Schuld an der Trennung gaben, oder dass sie sich zu nah an Helen anschlossen. Aber die Gefahr hatte wohl nie bestanden, Helen war kein warmherziger oder mütterlicher Typ. Für sie waren die Kinder ein Job, der alte Warwitz eine Art Lebensversicherung. Achim und Sarah waren auf sich allein gestellt, das hatte sie zusammengeschweißt.

Dagmar hatte Angst vor der ersten Begegnung gehabt, fast Panik. Aber sie hatte sich vorgenommen, von Anfang an ehrlich zu sein. Und beide Kinder zu respektieren.

Immer noch verbrachten sie soviel Zeit wie nur irgend möglich zusammen. Sie waren vertraut, sie liebten sich. Aber sie kannten sich nicht. In den ersten Tagen und Wochen hatten sie miteinander geredet. Sie hatten die Wohnung neu eingerichtet, sie hatten eine Schule gesucht, sie hatten mit den anderen vier Llimonas Feste gefeiert. Und sie hatten geredet und geredet, tagelang, nächtelang. Und doch gab es immer noch so viel, was sie nicht voneinander wussten.

“Es gibt hier in Barcelona eine Menge Aktivitäten für Schüler aller Altersklassen. Musik, Theater, Sport und Spiele, Ausflüge und und und. Habt ihr irgendwelche Ferienwünsche? Pläne?”

Die Kinder sahen sich kurz an, grinsten und schmiegten sich noch enger an Dagmar.

“Nein!”

“Wir wollen hierbleiben!”

“Mit dir!”

“Die Stadt ist toll!”

“Hier haben wir doch alles!”

“Kinos und Eiscafés, Hafen und Strand ...”

“Sogar Theater, Konzerte und Museen.”

“Und dich!”

“Aber ich werde vielleicht nicht immer soviel Zeit haben ...”

“Und Llimona 5!”

“Und die neue Fälle!”

“Genau!”

Sie lachten und knufften Dagmar. So gut kannten sie sie schon, sie wussten, was sie dachte. Die Freundschaft der anderen vier Llimonas war wichtig und wunderbar, aber eine Detektei doch eigentlich keine Umgebung für Kinder. Dagmar musste sich dann immer wieder gewaltsam in Erinnerung rufen, dass die Kinder nicht mehr klein waren, und dass es längst zu spät war, sie vor allen Realitäten des Lebens zu behüten. Außerdem war ihr jetzt von der Gondelfahrt grottenschlecht, und alle pädagogischen Überlegungen mussten dahinter zurückstehen.

Die Gondel machte ruckelnd fest, sie stiegen aus und gingen zum Fahrstuhl. Die Kinder liefen voraus und machten Witze über einen Touristen, der die Spucktüte benutzte. Die Fahrt hinunter zum Hafen war eine weitere Herausforderung. Die Sonne brannte von einem wolkenlosen Himmel, und Dieselabgase legten sich über den salzigen Geruch des Meeres. Dagmar kämpfte immer noch gegen die Übelkeit, als sich ihr Handy meldete. “Diga?”

“Hola, Dagmar? Hier spricht Mónica Vidal. Pia Cortes-Casares hat mir deine Telefonnummer gegeben. Du hast einen guten Ruf als Anwältin.”

“Danke. Müsste ich dich kennen?”

“Nein, hoffentlich nicht”, trockenes Lachen. “Ich arbeite für die Liga gegen häusliche Gewalt. Ich leite und koordiniere verschiedene Frauenhäuser und die Notrufstationen in Barcelona und Umgebung.”

Die Kinder waren vorausgelaufen, warteten und kamen langsam wieder zurück. Dagmar blieb neben der Gondelbahn stehen. “Beeindruckend. Was kann ich für Sie tun?”

“Bitte, sag Du. Und komm, so schnell du kannst zur brigada criminal ins Polizeipräsidium in der Laietana.”

“Um was geht es denn?”

“Adrián Sauro und seine Frau Elena. Er misshandelt sie seit Jahren. Heute hat sie zum ersten Mal zurückgeschlagen, weil er sich an dem Baby vergreifen wollte. Und jetzt ist sie verhaftet worden und steht unter Anklage. Schwere Körperverletzung.”

“Ich bin in zehn Minuten da.”

Dagmar schaltete ihr Handy aus und sah den Kindern entgegen. Sie wussten schon Bescheid. Sara war als erste bei ihr. “Du musst weg?”

“Ja ...”

“Können wir mitkommen?” Quim schaute hinüber zur geschwungenen Fußgängerbrücke und dem runden Dach des riesigen Mittelmeeraquariums. “Nein. Richtig?”

“Tut mir leid”, Dagmar lachte und kramte zwanzig Euro heraus. “Ich muss in die Laietana. Kommt ihr allein zurecht?”

“Claro Mama”, Sara hatte sie seit ihrer Ankunft noch nie Mama genannt. Dagmar versuchte, sich die Rührung nicht anmerken zu lassen. Quim beobachtete sie, nahm das Geld und deutete zur Brücke hinüber.

“Mach dir keine Sorgen. Wir schauen uns die Haifische an. Und kommen dann zum Pati Llimona. Richtig?”

Noch eine letzte Umarmung, dann sah Dagmar ihren beiden Kindern nach, wie sie hinübergingen, über den grünen Platz mit den bunten Skulpturen und den flanierenden Gruppen von jungen Menschen und Touristen. Weiter zu der freischwebenden Brücke zum L’aquarium.

Sie blieben immer wieder stehen und winkten.

Dagmar winkte zurück, bis die beiden in der bunten Menge verschwanden. Der sehnige Junge mit dem sonnengebleichten Stoppelhaar und das schlaksige Mädchen mit den dunklen Locken, kaum kleiner als er. Es tat weh, sie so allein zu lassen. Es kostete unglaubliche Kraft, darauf zu vertrauen, dass die beiden sich längst in Barcelona zurechtfanden. Dass ihnen nichts geschehen würde. Dass sie jetzt für immer bei ihr waren.

Dagmar wandte sich entschlossen ab, lief hinüber zum Kolumbusdenkmal und winkte sich ein Taxi. Die Strecke war kurz, aber das Taxi hatte eine Klimaanlage, und Dagmar konnte für ein paar Minuten zurücksinken und die kleinen grauen Zellen in ihrem Kopf zu Ruhe kommen lassen.

Die Prefectura Superior sah nicht gerade aus wie das Zentrum für Mord und Totschlag. Eher wie ein eleganter Stadtpalast, der zu internationalen Festen einlud. Die weißgraue Fassade und die verschnörkelten Fensterrahmen erst kürzlich renoviert, die Polizisten, die in ihren blauen Uniformen vor der Einfahrt Wache hielten, frisch gestärkt, selbst die beiden gepanzerten Mannschaftswagen, die gerade von der Laietana in den Durchgang einbogen, wirkten wie Requisiten aus einem Kriminalfilm.

Dagmar lief sofort hinauf zum Großraumbüro, in dem Pia als inspectora der Mordkommission gearbeitet hatte, bevor sie sich alle kennen gelernt, ihren ersten Mordfall gelöst und zusammen Llimona 5 gegründet hatten.

Lärm und Stimmengewirr schlugen Dagmar entgegen. Sie blieb in der Tür stehen. Auf den am Boden festgeschraubten Bänken drängten sich die Wartenden, einige standen unter den Fahndungsplakaten, alle Tische waren besetzt. Telefone läuteten, Männer brüllten sich Informationen quer durch den Raum zu, eine Frau schrie hysterisch. Zwei uniformierte Polizisten, ein Mann und eine Frau brachten einen Betrunkenen herein, der sich mit Händen und Füßen wehrte, nach seiner Mutter schrie und dem Mann auf die blank polierten Schuhe kotzte.

Der hübsche Toni verhörte eine extrem lange dünne Frau mit hochtoupierter Blondhaarperücke und winzigem Minirock, die vermutlich ein Mann war. Die kleine Silvi war hinter ihrem Computer und einem Berg von Akten kaum noch zu sehen. Das verglaste Chefbüro war leer, el jefe lochte vermutlich gerade mit einer wichtigen Persönlichkeit aus Politik oder Wirtschaft ein.

Capitán Josep Bonet hatte seinen Tisch ganz hinten beim Durchgang zu den Verhör- und Konferenzräumen. Neben ihm saß eine Frau mit einem jeansblau getönten Rasiermesserschnitt und einem leuchtend roten Poncho. Beide schauten auf, als Dagmar sich zu ihnen durchgearbeitet hatte. Josep wie immer in einem verdrückten Baumwollhemd, die graue Haarbürste noch wilder als sonst zerwühlt. “Dagmar”, sagte er.

Die Frau war um die vierzig, hatte ein schmales Gesicht mit einer sehr dominanten Nase und einen vollen Mund. Sie sprang auf und streckte Dagmar eine Hand entgegen. Kein Schmuck, kräftiger Händedruck. “Dagmar Warwitz? Ich bin Mónica Vidal. Danke, dass du so schnell gekommen bist.”

Dagmar sah sich nach einer Sitzgelegenheit um, aber erst als Mónica ihr ihren Stuhl hinschieben wollte, schien Josep aufzuwachen und bot ihr seinen Stuhl mit der abgewetzten Bomberjacke über der Rückenlehne an. Er selbst hockte sich auf die Kante des nächsten Tisches. “Sieht nicht gut aus”, sagte er, und seine dunklen Bassetaugen ergänzten: Da wirst du wenig ausrichten können. Pech gehabt!

“Elena Saura?” Dagmar mochte Josep, aber sie kannte auch seine unverbesserlichen Machoseiten. Sie wandte sich direkt an Mónica. “Wo ist sie jetzt?”

“Schon im Wad Ras.” Mónica warf Josep einen wütenden Blick zu. “Der Untersuchungsrichter hat keine Zeit verloren.”

“Mateo Calvet?” Dagmar dachte an den gutmütigen Rundschädel mit dem mönchischen Lockenkranz. “Aber der ist doch normalerweise wirklich sehr friedlich!”

“Mein Gott, was sollte er machen?!” knurrte Josep. “Adrián Saura liegt im Hospital del Mar auf der Intensivstation. Der kann froh sein, wenn er seinen Namen noch weiß, falls er je wieder aufwacht. Sie hat nicht viel von ihm übrig gelassen.”

“Und das Baby?”

“Isidre. Elf Monate. Er ist unverletzt.” Mónica hatte einen ziemlich dicken hellroten Aktenordner vor sich liegen. “Das Jugendamt hat ihn erstmal in einem Heim untergebracht.”

“Aber du hast doch gesagt, dieser Adrián hat seine Frau Elena seit Jahren geschlagen und misshandelt.”

“Darum geht es hier nicht”, Josep hatte auch einen Aktenordner vor sich liegen, grün und noch dünn. “Es geht hier um schwere Körperverletzung oder sogar versuchten Totschlag. Elena Saura hat auf Adrián weiter und weiter eingeschlagen, obwohl er schon am Boden lag. Er war betrunken, er war nicht fähig, sich zu wehren. Sie hat sogar zugegeben, dass sie ihn töten wollte. Und so leid es mir tut, das wird als Heimtücke gewertet. Lo siento mucho.”

“Ihnen tut gar nichts leid”, fauchte Mónica, “Sie finden das doch ganz in Ordnung!”

Dagmar legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. Leise: “Wir werden als erstes Haftverschonung beantragen, damit Elena rauskommt und sich wieder um ihr Baby kümmern kann.”

“Das wird nicht klappen”, Josep konnte die Zufriedenheit in seiner Stimme nicht ganz unterdrücken. “Adrián hat Jorge Carod als Anwalt.”

“Na und?” Dagmar kannte Carod durch ihren Seniorpartner Fusté. Er war auf Strafrecht spezialisiert und galt als eitel, rücksichtslos und extrem ehrgeizig. “Wenn Saura sich so einen scharfen Hund zum Anwalt nimmt, dann zeigt das nur, dass er erstens so krank nicht sein kann, und dass er zweitens nicht so unschuldig ist, wie er tut.”

Josep lächelte herablassend. “Schöne Theorie. Aber die beiden kennen sich schon länger. Carod ist ein Freund und Studienkollege.”

“Saura ist auch Anwalt?”

“Nein, nein, entschuldige. Sie waren auf derselben Schule. Saura ist Architekt.”

“Ein junger Gaudí?” Dagmar lächelte. “Bisher aber noch nicht ganz so berühmt, oder?”

“Er baut Einkaufszentren. Der neue Supermarkt in Llobregat ist von ihm.”

“Aha. Also hat er Geld?”

“Er ist nicht reich”, sagte Mónica, “aber er verdient gut. Er hat eine komfortabel ausgebaute Eigentumswohnung beim Arc de Triomf, und er ist dabei, sein Elternhaus in Gerona ziemlich aufwendig auszubauen.”

“Nicht eben der typische Frauenschläger, oder?”

“In Barcelona schon. Wir sind hier nicht in Andalusien. Dort findet Gewalt gegen Frauen meist nur in den untersten Gesellschaftsschichten statt. Hier aber ist das durchaus ein Phänomen auch der besseren Stände.” Mónica verzog ironisch den Mund und sah Josep von der Seite her an. Josep demonstrierte Langeweile. Dagmar hakte nach.

“Und wer ist der zuständige Staatsanwalt?”

“Sanz Lleida.” Das kam schnell und sehr zufrieden.

Dagmar fiel in den Stuhl zurück.

Sanz Lleida war der härteste Knochen, den es im Justizpalast gab. Er sah aus wie hundert, aber natürlich konnte er so alt noch nicht sein. Hager, leicht gekrümmt, mit einer hohen scharfen Stimme und einem phänomenalen Verstand. Er konnte virtuos mit der Sprache und den Gesetzen umgehen und er tat alles, was in seiner durchaus großen Macht stand, um die alten Werte zu schützen und zu stützen. Demokratie und Emanzipation hielt er für Teufelswerk. Dagmar hatte miterlebt, wie er mit Pressevertretern umgesprungen war oder wie er weibliche Anwälte in coram publico fertigmachte.

“Scheiße!”

“Du sagst es.” Mónica klappte ihre Mappe zu. “Wir haben schon alles Menschenmögliche versucht, aber wir laufen nur gegen Mauern.”

“Dahinter steckt System.” Dagmar war auf ihrem Gebiet und scherte sich nicht mehr um Joseps Machogebaren. “In Barcelona laufen eine ganze Menge Männer frei herum, die ihre Frauen erst jahrelang gequält und dann ermordet haben. Im Affekt, aus Leidenschaft, oder im Suff. Begründet, so heißt es. Die Frau hatte sie betrogen, beleidigt, verlassen. Freispruch oder Bewährung. Im Wad Ras sitzen einige Frauen lebenslänglich, weil sie ihre Männer getötet haben. Ihnen wird Heimtücke vorgeworfen. Weil sie sich nach Jahren der Erniedrigung an die meist körperlich weit überlegenen Männer erst rangetraut haben, als diese betrunken auf dem Boden lagen oder schliefen. Heimtücke. Dass ich nicht lache!”

“Danke für Ihr Plädoyer”, Josep grinste, stand auf, griff hinter Dagmar und zog seine Fliegerjacke vom Stuhl. “Es ist Freitag, halb sieben. Keine Chance auf irgendeinen Gerichtstermin vor Montag. Und ich habe jetzt auch Feierabend.” Er warf sich die Jacke über die Schulter und schlenderte davon.

3.

Die Zielperson blieb vor einem Schaufenster mit Second-Hand-Kameras stehen. Barbara musste sich drei Läden dahinter in eine Auslage mit Stützstrümpfen und Beckenkorsetts vertiefen, um nicht aufzufallen.

José Alonso. Der Mann sah weder gut aus noch war er jung, reich oder berühmt. Zahntechniker, zweiundfünfzig. Er hatte eine Halbglatze, war eindeutig übergewichtig und untrainiert, seine hellbeigen Hosen waren nicht mehr sauber, sein braunes T-Shirt durchgeschwitzt.

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