Das Mädchen und der Milliardär - Sabine Richling - E-Book

Das Mädchen und der Milliardär E-Book

Sabine Richling

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Beschreibung

Autorin Sabine Richling für prickelnde Romantik auf www.sabine-richling.com besuchen. "Spannender Romantik- / Frauenroman" "Eintauchen und verzaubern lassen von diesem verführerischen Erotik - Liebesroman." "Fesselnder Milliardär - Roman zum Wegträumen. Die hübsche Nina ist eine liebenswerte junge Frau mit einem großen Herzen. Sie macht sich für Menschen stark, die alles verloren haben und auf der Straße leben müssen. Unverhofft lernt sie den attraktiven, schwerreichen Tobias kennen, der sich dazu noch als ihr Boss entpuppt. Obwohl seine Welt nicht gegensätzlicher sein könnte, findet er Gefallen an ihr, denn einer Frau wie Nina ist er bisher nicht begegnet. Sie fühlt sich von ihm angezogen, wehrt sich jedoch gegen ihre Gefühle, da sie sein übermäßiger Wohlstand abschreckt. Doch Tobias lässt nicht locker. Machtvoll drängt er in ihr Leben und stößt dabei auf ihr Geheimnis ... "Romantische und märchenhafte Lovestory."

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Leseprobe

1

„Sie sind also die Ignorantin, die meinen Parkplatz blockiert“, fährt mich ein attraktiver, aber glattgebügelter, aufgeblasener Blödmann im Dreiteiler an, der gerade aus seiner Luxuskutsche steigt, um mir entgegenzukommen. Er drückt ein Gespräch auf dem Handy weg und steckt sich das teure Mobiltelefon der allerneuesten Generation in die Innentasche seines Sakkos. Von mir aus kann er sich das Protzteil in seine Kehrseite stecken.

„Tut mir leid“, sage ich und gehe weiter auf mein Auto zu, „ich wusste nicht, dass dieser Parkplatz reserviert ist.“

„Na sind Sie denn blind?“, fragt er gereizt und rollt mit den Augen. „Da oben ist ein Schild angebracht. Auf dem können Sie in großen, schwarzen Buchstaben und Zahlen ein Kennzeichen erkennen.“ Er zeigt mit dem Finger darauf. „Sehen Sie?“

„Ja, tatsächlich“, bemerke ich überrascht und kratze mich an der Schläfe. Dabei fällt mir auf, dass ich immer noch mein Halstuch auf dem Kopf trage, das ich mir bei der Arbeit um meine kaum zu bändigenden nussbraunen Locken wickle. Peinlich berührt sehe ich nach unten und stelle fest, dass ich noch das Schürzchen umhabe, deren Taschen als Ablage für meine Arbeitsutensilien dienen, damit ich mich nicht immerzu danach bücken muss. Bei meiner Aufgabe als Dekorateurin benötige ich einige Werkzeuge wie Schere, Zollstock und Co, die ich nun auch noch versehentlich habe mitgehen lassen, statt sie zum Feierabend zurück in den Deko-Raum zu bringen.

Ich arbeite für die Modekette Kronberg und verschönere die Schaufenster. In der Regel bin ich bloß für eine Filiale tätig, aber heute wurde ich ausgeliehen, um fehlendes Personal im Haupthaus zu ersetzen. Hier bin ich jahrelang nicht mehr gewesen und mit den Gepflogenheiten nicht vertraut. Dass die Parkplätze auf dem Hinterhof nicht jedem Mitarbeiter der Firma zustehen, habe ich nicht gewusst. Aber in der Hamburger Innenstadt ist es so gut wie unmöglich, einen Stellplatz fürs Auto zu finden, deshalb war das firmeneigene Grundstück die einzige Möglichkeit für mich.

„Ist das alles, was Ihnen dazu einfällt?“, fragt mich der Typ überheblich und schüttelt mit dem Kopf. Er bleibt neben meiner rostigen Klapperkiste stehen und schenkt ihr einen verachtenden Blick.

„Ich habe mich bereits entschuldigt“, entgegne ich ihm und fühle mich unwohl, als ich ihn erreicht habe und ihm gegenüberstehe. Er kommt mir bekannt vor, aber ich weiß nicht, wo ich sein Gesicht schon mal gesehen habe.

„Und Sie glauben, damit ist es getan?“, hört er nicht auf, das Thema aufzubauschen. „Für das Putzpersonal steht der Dienstboteneingang zur Verfügung. Dies ist der Parkplatz für die Führungsebene, meine Liebe. Hier haben Sie nichts verloren!“

Er scheint meine Aufmachung misszuverstehen und aufgrund derer mich noch abschätziger zu behandeln, als er es sicher ohnehin getan hätte. Ich sehe keine Veranlassung, seine fälschliche Annahme, ich würde einem Reinigungsteam angehören, zu korrigieren. An seinem missfälligen Ton würde das garantiert nichts ändern.

„Danke für Ihren freundlichen Hinweis“, sage ich ihm direkt in seine eingebildete Visage und starre ihn provokativ an. Dabei fallen mir seine kugelrunden dunkelbraunen Augen auf, die durch seine wutverzerrte Mimik noch finsterer erscheinen.

Statt nun zu kontern und mit seiner Schimpftirade fortzufahren, bremst er sich plötzlich und nimmt sich Zeit, mein Gesicht zu mustern. Wenn ich es nicht so eilig hätte, würde ich diese ungeahnte Schweigenummer amüsant finden. Immerhin vermittelt sie mir den Eindruck, ich hätte diesen Krieg gewonnen. Dabei habe ich mich nicht mal verteidigt, sondern klein beigegeben. Aber ich habe einen Termin mit dem Koch eines Fünfsternehotels. Einmal in der Woche stellt mir das Bonbach Hotel übrig gebliebene Lebensmittel zur Verfügung fürs Café Nächstenliebe, in dem ich ehrenamtlich arbeite. Es ist ein Treffpunkt für jeden: Obdachlose oder Menschen ohne regelmäßiges Einkommen. Aber auch Gäste mit einem prall gefüllten Geldbeutel sind herzlich willkommen, solange sie bereit sind, eine kleine Summe für die Benachteiligten unserer Gesellschaft zu spenden. Sein Essen bezahlen muss bei uns niemand.

„Ich kenne Sie doch“, bemerkt er grübelnd und fährt sich über seinen dunkelblonden Dreitagebart.

„Ach ja?“, frage ich irritiert von der sich abzeichnenden Wende der Lage, die mir langsam bedrohlich vorkam. „Wir arbeiten offenbar im gleichen Unternehmen“, füge ich keck an meine Frage, obwohl es mir nicht anders als ihm ergeht. Ich habe keinen blassen Schimmer, mit wem ich hier rede, und doch kommt mir sein Gesicht bekannt vor.

Er studiert mich weiter und überlegt angestrengt, aber der Groschen will wohl nicht fallen. Auch ich komme zu keinem nennenswerten Ergebnis, deshalb entscheide ich mich, um ihn herumzugehen, um zur Fahrerseite meines Autos zu gelangen.

„Wo wollen Sie so schnell hin?“, will er wissen und fällt wieder in seine tyrannisch anmutende Rolle zurück. „Ich habe noch ein Hühnchen mit Ihnen zu rupfen.“

„Das tun Sie doch bereits die ganze Zeit“, erinnere ich ihn an seinen theaterreifen Auftritt. „Ich bin jetzt wirklich in Eile, tut mir leid. Vielleicht verschieben wir das Donnerwetter auf einen anderen Tag.“

Er sieht mich sprachlos an, während ich verkrampft versuche, meine Autotür zu öffnen. Gott, nun geh schon auf, du blödes Ding, sonst komme ich hier nie weg!

Er versenkt seine Hände in den Hosentaschen und spaziert gemächlich zu meiner Position. Als er hinter mir steht, beobachtet er mein verzweifeltes Rumrütteln an der Fahrertür. Ich bekomme diesen dummen Schlüssel nicht gedreht und meine ansteigende Nervosität macht die Sache nicht leichter. In der Fensterscheibe kann ich sein amüsiertes Grinsen erkennen und wie er sich gegen seinen Wagen lehnt, der direkt neben meinem parkt, und die Arme verschränkt.

„Ein Auto mit Zentralverriegelung könnte hier Abhilfe schaffen“, gibt er altklug von sich und kichert vor sich hin.

„Sehr witzig“, gebe ich zurück und drehe mich wütend zu ihm herum. „Das ist aber gerade nicht verfügbar und Ihre Überheblichkeit hilft mir auch nicht weiter.“

„Wer sagt, dass ich vorhabe, Ihnen zu helfen?“, sprüht er nur so vor Charme. „Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort. Das wird Ihnen hoffentlich eine Lehre sein, sich nicht mehr auf fremde Parkflächen zu stellen.“

Ich schüttle den Kopf und trete einen Schritt auf ihn zu, sodass wir uns beängstigend nahe stehen.

„Ich glaube nicht, dass es den lieben Gott interessiert, wenn ich mich auf den Stellplatz eines aufgeblasenen Schönlings stelle, der seine Nase so hoch trägt, dass sie an das Himmelstor stößt.“ Ich stemme meine Hände in die Hüften und koche über wie ein Kessel voller Suppe. „Sie sind so ein hundsgemeiner Fiesling und könnten mal einen Dämpfer gebrauchen. Ich habe mich bei Ihnen dafür entschuldigt, Ihren kostbaren Parkplatz in Anspruch genommen zu haben, und diese Entschuldigung meinte ich ehrlich. Ich wusste es einfach nicht besser, weil ich sonst in einer anderen Filiale arbeite. Aber das genügt Herrn Gnadenlos nicht. Er besteht auf sein Recht und zettelt einen Krieg an. Hier geht es schließlich ums Prinzip, und das muss der dummen Mieze – also mir – mit Nachdruck verdeutlicht werden, sonst begreift die womöglich nicht, dass sie nur ein kleines, unbedeutendes Rädchen dieser Firma ist. Oh doch, mein lieber Herr Gnadenlos, ich habe es bereits nach Ihrem ersten Satz begriffen. Und jetzt hören Sie endlich auf, sich so aufzuspielen, und helfen mir gefälligst, diesen verdammten Wagen aufzubekommen!“

Ich atme durch und habe das Gefühl, nicht einmal Luft geholt zu haben. Mein Adrenalinspiegel steht auf Anschlag und ich erwarte seinen Gegenschlag. Doch er bleibt erstaunlicherweise ruhig und wirkt überrascht von meinem Vorstoß. Immerhin war ich bis eben noch lammfromm und habe mir seine Angriffe ohne Gegenwehr gefallen lassen. Er hat wohl nicht damit gerechnet, dass ich von jetzt auf gleich zu einem feuerspeienden Drachen mutiere. Ich auch nicht. In der Regel bin ich friedsam und schon gar nicht aufbrausend. Aber sein anmaßendes Verhalten hat mich schlicht zur Weißglut getrieben.

„Verstehe“, sagt er lediglich und reibt sich sein Kinn. Dabei sieht er nachdenklich zu Boden, obwohl ich ihm nach wie vor so dicht gegenüberstehe, dass er sich durch meine Nähe eigentlich unbehaglich fühlen müsste. Doch er nimmt sich Zeit für seine Antwort und macht nicht den Eindruck, verärgert über meine Beleidigungen zu sein. Und ich gebe zu, sie waren deutlich unter der Gürtellinie, was mir gerade auffällt, da sich meine Stresshormone aufzulösen beginnen. Ich nehme etwas Abstand zu ihm und blicke ihn abwartend an. Währenddessen spüre ich die Scham über mein Fehlverhalten in mir anwachsen. Ich hätte nicht gleich so aus der Haut fahren dürfen und meine Wortwahl besser überdenken müssen.

„Das habe ich nicht so gemeint“, rudere ich deshalb zurück und kann sein Schweigen nur schwer ertragen. „Bitte entschuldigen Sie meine Anmaßungen. Das war unangebracht von mir.“

Endlich schaut er auf und starrt mir mit gekräuselten Stirnfalten in die Augen.

„Dann wollen wir doch mal sehen, ob wir Ihr kleines Problem nicht gemeinsam aus der Welt schaffen können“, geht er auf keines meiner Worte ein und löst sich von seinem Wagen. „Geben Sie mir mal Ihren Schlüssel“, fordert er und streckt mir seine Finger entgegen.

Ich tue, was er sagt, und lege ihn ihm in die Hand. Er tritt an mein Auto heran und steckt den Schlüssel ins Schloss. Gefühlvoll dreht er ihn herum und als hätte es nie Schwierigkeiten gegeben, öffnet sich die Tür. Verwundert stiere ich ihn an.

„Das haben Sie toll gemacht“, bin ich baff. „Jetzt verstehe ich gar nicht mehr, warum es mir nicht gelungen ist.“

„Lassen Sie es lieber in der Werkstatt kontrollieren“, lässt er weiterhin nicht durchblicken, was wirklich in ihm vorgeht. „Ich habe einen leichten Widerstand gespürt. Das Schloss ist mit Sicherheit defekt.“

„Das mache ich, vielen Dank.“

„Und sollten Sie morgen wieder im Haupthaus zu tun haben, stellen Sie Ihren Wagen ruhig auf diesem Parkplatz ab.“

Er zeigt mit der Hand auf eine freie Stellfläche neben meinem Fahrzeug. „Der gehört meinem Vater, der ohnehin nur noch selten anzutreffen ist, da er sich, wie Sie sicherlich wissen, aus dem Unternehmen zurückgezogen hat.“

Ich erstarre zu einer Eisskulptur, als mir klar wird, wer er ist. Gerade habe ich Herrn Kronberg persönlich den Marsch geblasen und keine Ahnung gehabt, damit meinen Arbeitsplatz zu gefährden.

„Äh …“, bringe ich noch heraus, bevor mir endgültig die Luft wegbleibt.

Er gibt mir meine Autoschlüssel zurück und geht zu seinem Wagen, den er lässig mit der Fernbedienung öffnet.

„Wie heißen Sie eigentlich?“, fragt er, als er vor seiner Fahrertür steht und sich mit beiden Händen gegen das Dach seines Fahrzeugs stützt.

„Nina ist mein Name, Nina Schöne.“

Zum ersten Mal lächelt er warmherzig und nickt mir zu.

„Na dann, Nina Schöne“, wiederholt er meinen Namen, „freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.“ Er zwinkert mir zu und zieht die Wagentür auf. „Es wäre schön, wenn wir uns bei unserer nächsten Begegnung nicht wieder die Köpfe einschlagen“, fügt er an, bevor er in seinen Wagen einsteigt.

Kurz darauf startet er den Motor und braust vom Hof.

Ich sehe ihm nach, wie er von der Auffahrt auf die Straße biegt und verschwindet. Habe ich das eben geträumt? Erst will mich dieser Kerl zum Mond schießen und dann verwandelt er sich in einen hilfsbereiten Charmeur, der auch noch mein Chef ist, dessen Gesicht ich lediglich aus Zeitungen kenne oder von unserer Website. Im Original sieht er völlig anders aus, vor allem, wenn man vor Zorn mit Stresshormonen überschwemmt wird.

Ich kontrolliere die Zeit auf meiner Armbanduhr. Ach du Schreck, ich bin viel zu spät dran. Panisch stürze ich ins Auto und lasse den Motor aufheulen. Unpünktlichkeit ist man von mir nicht gewohnt. Ich bin stets verlässlich – zu jeder Zeit. Der unverhoffte Disput mit meinem Boss hat mich aus dem Takt gebracht. Dieses Erlebnis muss ich erst einmal verdauen.

Als ich am Hotel ankomme und auf den Parkplatz für Lieferanten vorfahre, werde ich bereits von Sven, dem Koch, erwartet. Er winkt mich heran und zeigt mir, wo ich meine Rostmühle abstellen soll.

Kurz darauf steige ich aus und begrüße ihn mit einer Umarmung. Aufgrund meiner jahrelangen Tätigkeit fürs Café Nächstenliebe sind wir uns inzwischen recht vertraut, denn auch das Hotel Bonbach spendet seit Längerem nicht mehr benötigte Lebensmittel.

„Mensch, Nina, wo bleibst du nur so lange? Ich warte bereits seit …“

„Tut mir leid, Sven“, unterbreche ich ihn sofort. Mir ist eine unangenehme Sache dazwischengekommen. Aber jetzt bin ich ja hier und das wird bestimmt nicht noch einmal vorkommen.“

„Also schön“, gibt er sich mit meiner Entschuldigung zufrieden. Wenn das Herrn Kronberg mal ebenfalls gelungen wäre. Dann hätte ich Sven nicht warten lassen müssen.

Ich öffne meinen Kofferraum, damit Sven die Kisten darin verstauen kann.

„Warum hast du nicht Willi mit dem Lieferwagen vorbeigeschickt? Da bekommen wir viel mehr unter“, will Sven wissen und bemüht sich, den Kram zu verstauen.

„Willi ist leider krank und unser Kleintransporter defekt. Uns fehlen zurzeit die Gelder, ihn reparieren zu lassen.“

„Tja“, bemerkt Sven und reibt sich grübelnd den Nacken, „eine Dauerlösung ist dein winziges Auto aber nicht. Ich bekomme die Kisten nicht alle verstaut.“

„Oh“, bin ich betroffen. „Was machen wir denn jetzt?“

„Ich müsste im Lagerraum noch ein paar kleinere Kartons zu stehen haben. Ob wir darin dann aber alle Lebensmittel deponieren können, weiß ich nicht.“

„Den Rest packen wir einfach in Taschen, Sven, und verstauen ihn im Fußraum.“

„Na, dann wollen wir mal sehen, ob wir das so hinbekommen“, sagt er und lächelt mich zuversichtlich an. „Das wird schon.“

„Danke für deine Hilfe.“

Gemeinsam gehen wir durch den Hintereingang ins Hotel und machen einen Abstecher durch die Lobby. Hier ist mir alles sehr vertraut, als wäre ich regelmäßig Gast in diesem Haus. Dabei habe ich hier niemals etwas gegessen, geschweige denn übernachtet. Aber häufig komme ich vorbei, um Ware fürs Café abzuholen. Und da ich gern ein Schwätzchen mit dem Personal halte, bin ich jedem, der hier arbeitet, bekannt. Gerade kommt uns Lena von der Rezeption entgegen und lächelt mir zu.

„Hey, Nina, wie geht’s?“, fragt sie im Vorbeigehen.

„Super, und dir?“

„Bisschen viel Stress heute, aber das ist okay.“

„Komm doch mal wieder bei uns im Café vorbei“, biete ich an.

„Gerne“, freut sie sich über mein Angebot. „Vielleicht nächste Woche?“

„Du bist immer willkommen.“

Sie winkt mir noch von Weitem zu, bis sie in einem Pulk von Leuten im Eingangsbereich untergeht.

„Irgendwie schaffst du es, jeden im Hotel von dir zu begeistern“, bemerkt Sven, als wir dem Flur weiter folgen, und überrascht mich mit dieser Behauptung.

„Unsinn“, sage ich und schüttle den Kopf. „Es kennen mich inzwischen halt alle. Das ist alles.“

„Jeder hier weiß, wie sehr du dich für benachteiligte Menschen einsetzt. Und dafür bewundern sie dich“, fährt Sven mit seinen übertriebenen Komplimenten fort. Solche Belobigungen sind mir unangenehm, schließlich tue ich, was ich tue, aus Überzeugung und nicht, weil ich mir einen Orden verdienen möchte.

„Jetzt hör schon auf damit, Sven. Komm lieber mal wieder ins Café Nächstenliebe und spende ein paar deiner alten Klamotten. Der Winter steht vor der Tür und wir brauchen noch warme Jacken und Hosen.“

Sven lacht und legt seinen Arm um mich.

„Dir spende ich auch mein letztes Hemd.“

„Na bitte“, entgegne ich und lasse mich von seinem Lachen anstecken. „Das wollte ich hören.“

Kichernd gehen wir weiter voran, bis sich uns plötzlich ein beleibter älterer Herr im grauen Anzug in den Weg stellt.

„Na wenn das nicht meine zuckersüße Mutter Teresa aus dem Café Nächstenliebe ist“, ruft er durch den Flur und breitet seine Arme aus, um mich zu herzen.

„Herr Fuhrmann!“, freue ich mich, unseren größten Spender wiederzusehen. „Wo waren Sie nur so lange? Wir vermissen Sie im Café.“

„Ich bin untröstlich, Nina, aber meine Geschäfte nehmen mich zurzeit sehr in Anspruch. Sobald ich einen freien Moment habe, komme ich auf einen Kaffee vorbei, versprochen.“

Er dreht sich zur Seite, um sich seinem Geschäftspartner zuzuwenden, der sich abseits von uns positioniert hat. Ich fahre zusammen, als ich ihn erkenne.

„Herr Kronberg, darf ich Ihnen Nina Schöne vorstellen? Sie ist unsere gute Seele Hamburgs.“

Mein Chef tritt zu uns heran und mein Herz plumpst vor Schreck in meinen Magen. Dort schlägt es gegen die Magenwände und verursacht sofortige Übelkeit.

„Hallo“, hauche ich meine Begrüßung wie ein laues Lüftchen heraus.

„Hallo, Frau Schöne“, gibt mein Boss lächelnd zurück. „Wer hätte das gedacht?“

Er reicht mir seine Hand, die ich mechanisch ergreife. Mir ist nicht klar, warum er das tut, immerhin ist es keine Stunde her, dass wir uns gesprochen haben. Oder soll ich „angefeindet“ sagen?

„Sie kennen sich?“, fragt Herr Fuhrmann erstaunt. „Dann wissen Sie sicher auch, wie fleißig sich das Mädchen fürs Café Nächstenliebe engagiert.“

Herr Kronberg zieht eine Augenbraue hoch und hält meine Hand weiterhin fest.

„Nein, das war mir nicht bekannt“, entgegnet er, während sein Lächeln einfriert. „Wie vielen Tätigkeiten gehen Sie eigentlich nach, Frau Schöne?“, will er wissen und durchbohrt mich mit seinem Blick. „Bezahlen wir Ihnen nicht genug fürs Putzen?“

Ich erwidere nichts und bin fassungslos, dass er mich vor Sven und Herrn Fuhrmann bloßstellen will.

„Aber nicht doch, Tobias“, reden sich die beiden Herren offenbar mit dem Vornamen an. Herr Fuhrmann möchte Partei für mich ergreifen und scheint begriffen zu haben, dass ich die Angestellte seines Geschäftspartners bin. „Frau Schöne arbeitet ehrenamtlich fürs Café. Es ist ein Sozialprojekt in Hamburg, für das meine Firma seit Jahren spendet.“

„Ach“, ist mein Chef von einem Geistesblitz getroffen worden. „Dann sind Sie die Kleine, die gerade im Fernsehen ein Interview zum Thema ‚Obdachlosigkeit‘ gegeben hat?“, fragt er und gibt meine Hand endlich frei. Ich reibe sie ein wenig, damit wieder Gefühl reinkommt. Er hat sie so fest gedrückt, dass kaum mehr Blut hineinfließen konnte. Ich antworte nicht auf seine Frage und starre ihn nur an. Jahrelang arbeite ich für die Modekette Kronberg und bin diesem Mann niemals begegnet. Und nun lenkt mich die Schöpfung zweimal an einem Tag in seine unsympathischen Arme. Toller Gag!

„Daher kam mir Ihr Gesicht so bekannt vor“, gibt er sich seiner Überraschung hin.

„Ich denke, sie ist Ihre Angestellte, Tobias“, zeigt sich Herr Fuhrmann verwirrt. „Da sollte man seine Leute kennen.“

„Wissen Sie, wie viele Menschen weltweit für uns arbeiten, Heinz? Da kann mir unmöglich jeder bekannt sein.“

„Ich kenne jeden Mitarbeiter meines Unternehmens persönlich“, erklärt Herr Fuhrmann stolz.

„Auch das Putzpersonal?“, fragt mein Boss abschätzig.

„Jeden, Tobias“, antwortet Herr Fuhrmann empört über diese Frage. „Da mache ich keine Unterschiede. Sie etwa?“

„Ja, Herr Fuhrmann“, ergreife ich das Wort. „Herr Kronberg macht hier Unterschiede. Reinigungskräfte sind in seinen Augen minderwertig. Sie bekommen in der Hauptverwaltung sogar einen separaten Eingang, um sie zu verstecken.“

„Ich denke, meine liebe Frau Schöne“, bemerkt mein Chef und lässt nicht durchblicken, welche Gefühle gerade in ihm vorgehen, „wir beide sollten mal ein langes Gespräch miteinander führen. Finden Sie nicht auch?“

Ich erwidere nichts darauf und hoffe nur, dass ich vor lauter Verärgerung über ihn nicht wieder zu weit gegangen bin. Mein Job ist mir wichtig. Ich möchte ihn nicht verlieren.

„Es sind auch noch ein paar Punkte zu klären, die Sie mir vorhin auf dem Parkplatz so unverblümt an den Kopf geworfen haben.“

Die Spannung in der Luft ist kaum zu übersehen. Herr Fuhrmann tritt ein paar Schritte zurück und auch Sven, der sich bis jetzt ohnehin aus allem rausgehalten hat, setzt sich etwas ab.

„Hören Sie, Herr Kronberg“, fasse ich mir ein Herz, um seine bedrohlich klingenden Worte zu kommentieren, „meine Bemerkungen auf dem Parkplatz sind mir so rausgerutscht und …“

„Und diese eben auch?“, fragt er mich tonlos und bemüht sich, die Contenance zu wahren.

„Soll das heißen, dass Sie auf meinen Gefühlen herumtrampeln dürfen, wie es Ihnen beliebt, und ich mich nicht wehren darf, nur weil Sie mein Chef sind?“, kann ich mich erneut nicht bremsen und gebe ihm eine Antwort, die er wahrscheinlich nicht hören wollte.

„Und Sie meinen, sich stattdessen dieses Recht herausnehmen zu dürfen?“, spielt er den Ball zurück und erstaunt mich mit dieser Aussage.

„Nein“, bin ich verwundert. „Ich hatte nicht vor, Sie zu verletzen – zu keiner Zeit. Bitte entschuldigen Sie, falls ich übers Ziel hinausgeschossen bin. Das war nicht meine Absicht.“

Herr Kronberg lächelt unerwartet und lässt seinen Blick fragend durch mein Gesicht wandern. Dabei schüttelt er den Kopf und wirkt beinahe sprachlos.

Mir ist diese Reaktion nicht klar. Habe ich erneut etwas Falsches gesagt?

„Wie machen Sie das nur, Nina?“, bedient er sich meines Vornamens. Ich kann mich nicht erinnern, ihm diese persönliche Anrede angeboten zu haben.

„Was meinen Sie?“, frage ich verblüfft von seiner Wandlung.

„Sie werfen mir unverhohlen mein fehlerhaftes Verhalten vor, konfrontieren mich mit meinen Schwächen. Und kaum haben Sie mir die Hosen runtergezogen und mich zum Nachdenken gebracht, entschuldigen Sie sich auch schon wieder mit einer Herzlichkeit, die sagenhaft ist. Es gelingt mir kaum, Ihnen Ihre Worte übelzunehmen. Dazu geben Sie mir ja nicht mal die Zeit.“

„Tut mir leid“, weiß ich nichts anderes darauf zu sagen. „Ehrlich.“

Herr Kronberg bricht in schallendes Gelächter aus.

„Sie sind ein Phänomen“, lacht er über meine Unbeholfenheit, mich zu erklären. Ich bin noch dabei zu verstehen, was er mir eben hat sagen wollen. Er ist mir also nicht böse, dass ich mich unangemessen über ihn geäußert habe, obwohl er es gerne wäre! Doch meine schnelle Entschuldigung würde ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Ist das jetzt gut oder schlecht?

„Na sehen Sie, Tobias“, kommt Herr Fuhrmann erneut dazu, „meine kleine Nina ist eine Fee und zaubert jedem ein Lächeln auf die Lippen.“

Er legt seinen Arm um meine Hüfte und drückt mich seitlich an sich. „Da bin ich aber froh, dass Sie sich beide besonnen haben. Es ist so ein herrlicher Herbsttag. Die Sonne scheint und es gibt gar keinen Grund, sich über meinen kleinen Engel zu ärgern, Tobias. Fahren Sie mal im Café Nächstenliebe vorbei und schauen sich an, wie die Mädels dort arbeiten. Vielleicht ist es Ihnen eine Spende wert.“

Herr Kronberg erwidert nichts darauf, sieht mich bloß nachdenklich an. Mir sind die Lobhuldigungen vor meinem Chef unangenehm. Ich kann ihn nicht einschätzen und weiß nicht, wie er sie auffasst. Nicht, dass er mir am Ende noch vorwirft, ich engagiere mich in dieser Sache zu sehr, sodass meine Leistung in meinem Beruf darunter leidet. Das könnte mich den Job kosten.

„Ich muss jetzt weiter, Herr Fuhrmann“, mache ich klar. „Sven wartet auf mich, um mir ein paar vom Hotel gespendete Lebensmittel in mein Auto zu tragen.“

„So?“, fragt Herr Fuhrmann. „Das finde ich großartig.“ Er wendet sich an Sven. „Sind Sie nicht der hervorragende Koch in diesem Haus?“

„Das bin ich. Danke fürs Kompliment“, antwortet Sven und wirkt verlegen.

„Machen Sie nur weiter so, mein Junge, dann wird aus Ihnen noch ein Sterne-Koch.“

Herr Fuhrmann biegt seinen Oberkörper zurück in meine Richtung, löst seine Umarmung aber nicht. „Und Sie, meine Zimtschnecke, bleiben die herzensgute Seele, die Sie sind, versprechen Sie mir das?“

„Schmier’n Sie mir nicht so viel Honig um den Bart, Herr Fuhrmann, sonst verliebe ich mich noch in Sie.“

Nun ist er es, der sich vor Lachen kaum halten kann. Sein dicker Bauch wackelt dabei im Takt.

„Womöglich in einem anderen Leben“, erwidert er fröhlich. „Wenn ich so ein gut aussehender, junger Mann wie unser Herr Kronberg bin.“

Mein Chef sieht mich an und verzieht keine Miene. Ich laufe krebsrot an und möchte auf der Stelle unterm Teppichboden verschwinden. „Na, na, das muss Ihnen nicht peinlich sein, meine Hübsche“, fährt er fort, mich zu blamieren. „Lassen Sie sich bitte nicht mehr von mir und meinen dummen Bemerkungen aufhalten. Sie müssen Ihrem Boss schließlich in der Firma noch in die Augen schauen können.“

„Gut“, sage ich und gehe nicht weiter auf seine Worte ein, „dann will ich mal.“

Ich verabschiede mich erst von Herrn Fuhrmann und reiche meinem Chef danach die Hand. Er legt seine warmen Finger um meinen Handrücken und umfasst ihn kraftvoll.

„Auf Wiedersehen, Herr Kronberg“, sage ich und warte auf seine Reaktion. Doch die bleibt aus, stattdessen schenkt er mir einen unergründlichen Blick. Als ich meine Hand zurückziehen möchte, lässt er sie nicht los und kommt mir einen Schritt näher.

„Ich erwarte Sie morgen früh um neun Uhr in meinem Büro, Frau Schöne. Und dann werden wir unser Gespräch in Ruhe fortsetzen. Haben Sie mich verstanden?“

Ich muss schlucken, weil der Ton nach einer Kampfansage klingt.

„Ja, ich denke schon“, erwidere ich und bin froh, als er mich wieder freigibt.

„Was war das denn eben?“, bemerkt Sven, als wir uns außer Hörweite befinden. „Dein Chef hat dich anscheinend auf dem Kieker.“

„Ich hoffe nur, dass er mir morgen nicht gleich mit einer Kündigung droht“, erwidere ich bedrückt. „Ich arbeite gern für die Firma Kronberg. Außerdem bezahlen sie gut.“

„Mach dir keine Sorgen, Nina“, beruhigt mich Sven, „du findest überall einen Job. Im Hotel würden sie dich mit Kusshand nehmen.“

„Als Tellerwäscherin?“, frage ich lächelnd und boxe ihn freundschaftlich. „Damit du mich täglich durch die Küche scheuchen kannst?“

„Das würde mir gefallen“, entgegnet er grinsend und zieht mich an der Schulter zu sich heran.

„Tut mir leid, aber diesen Gefallen werde ich dir nicht tun.“

„Schade, hab mich schon drauf gefreut.“

2

Am nächsten Morgen fahre ich mit einem flauen Gefühl im Magen zur Hauptverwaltung. Ich habe keine Ahnung, was mich dort erwartet, und womöglich ist es dieses Nichtwissen, was mich innerlich zerfrisst.

Als ich gestern Abend mit der Hotelspende im Café Nächstenliebe eingetroffen bin, hat mir Heike, meine dortige Kollegin und gute Freundin, sofort angesehen, dass mich etwas beschäftigt. Wir kennen uns bereits zehn Jahre – lange genug, um den anderen zu durchschauen.

„Was ist mit dir?“, fragte sie mich besorgt, als wir gemeinsam die Lebensmittel im Kühlschrank verstauten. „So nachdenklich habe ich dich schon eine Weile nicht mehr gesehen.“

„Ach, ich weiß auch nicht“, gab ich unschlüssig zur Antwort. Immerhin war nicht klar, ob es überhaupt ein Problem gab und ich mir lediglich zu viele Gedanken machte. „Heute bin ich meinem Chef in die Arme gelaufen, den ich bisher gar nicht kannte. Und was soll ich sagen? Prompt habe ich mich in die Nesseln gesetzt und ihn aller Wahrscheinlichkeit nach verstimmt. Für morgen hat er mich zum Rapport gebeten und wenn nicht ein Wunder geschieht, kann ich mir danach einen neuen Job suchen.“

„Ach nö“, sagte Heike betroffen und nahm mich tröstend in die Arme. „Ich kann mich gerne mal in meiner Firma nach vakanten Stellen umhorchen.“

„Danke, das ist lieb von dir“, war ich dankbar für ihr Angebot.

„Darf ick mitkuscheln?“, fragte Ecki, einer unserer Stammgäste, der seit Jahren auf der Straße lebt und sich bei uns täglich seine warme Mahlzeit abholt.

„Klar, komm her“, bot Heike an und drückte uns beide.

Ich liebe diese familiäre Atmosphäre im Café. Inzwischen sind wir eine große Gemeinschaft und kennen uns untereinander gut. Die meisten unserer regelmäßigen Gäste sind mir ans Herz gewachsen und jedes ihrer Schicksale ist mir bekannt. Dass es in einem reichen Land wie Deutschland möglich ist, alles zu verlieren und vor dem Nichts zu stehen, ist mir nach wie vor unbegreiflich. Es ist eine Schande, dass der Staat an dieser Armut vorbeisieht und sich darum nicht schert. Nein, es ist nicht unsere Regierung, die den Menschen auf der Straße hilft, es sind die Mitfühlenden in unserer Gesellschaft, die durch ihre Spenden Großes bewirken. Ich wünschte, man könnte mehr tun, sodass niemand in diesem Land gezwungen ist, auf der Straße zu leben. Jeder sollte ein Dach über dem Kopf haben und nicht hungern müssen.

Ich biege ab auf den Innenhof der Firma Kronberg und beabsichtige, meinen Wagen auf der Stellfläche des Seniorchefs zu parken. Zwar bin ich mir nicht sicher, ob das Zugeständnis des Juniors, dort stehen zu dürfen, noch gilt, allerdings hat er sein Wort auch nicht zurückgenommen. Also gehe ich davon aus, diesmal alles richtig zu machen.

Ich wäre ja gern mit der U-Bahn gekommen, doch da unser Fahrer Willi weiterhin krank ist und ich die einzige von uns vier Mädels mit einem Auto bin, obliegt es mir, mich um die Einkäufe fürs Café zu kümmern.

Mit Gummibeinen wackle ich aufgeregt in den Bürotrakt des Hauses. Wo sich das Zimmer des Obergurus der Firma befindet, ist mir natürlich nicht bekannt. Woher auch? Diese Räumlichkeit zu betreten, ist in der Regel nur dem Führungspersonal vorbehalten. Ich bin jedoch bloß ein kleiner Krümel im großen Kuchen.

„Entschuldigung“, bleibe ich am Empfang stehen und spreche eine mir ebenfalls unbekannte Kollegin an, „wo finde ich das Büro von Herrn Kronberg?“

„Haben Sie denn einen Termin?“, fragt sie mich kratzbürstig, als würde sie mir bereits ansehen, dass ich nicht zur Oberelite gehöre, die sich einen Termin beim König verdient hat.

„Würde ich Sie sonst fragen?“, bin ich geringfügig gekränkt, nicht für würdig genug gehalten zu werden.

„Wie ist Ihr Name?“, hört sie nicht auf, blöde Fragen zu stellen. Ich wollte nur den Weg wissen und muss auf einmal einen ganzen Haufen voller abschätziger Blicke ertragen.

„Nina Schöne“, antworte ich ansatzweise genervt und trommle mit den Fingern auf dem Tresen herum.

„Gut, ich melde Sie im Vorzimmer an.“

„Und wo thront nun unsere Eminenz?“