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Fünf fantastische Kurzgeschichten von Topaz Hauyn. Alle mit einem anderen Portal. Zwei bisher unveröffentlichte Kurzgeschichten in dieser Sammlung. Das Getränk an der verfluchten Kreuzung Die Riesen der Traumsandwerke Magisches Parkett Erika trifft Pegasus Ein Tee aus Eis Abenteuerliche Geschichten für Fantasy Fans mit magischen Portalen an unerwarteten Orten.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
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Liebe Leserin, lieber Leser,
ich liebe Kurzgeschichtensammlungen. Für mich bieten sie als Leserin die Möglichkeit, viele verschiedene Geschichten in einem Buch versammelt zu lesen. Aus genau diesem Grund habe ich für dich diese, und die anderen fünf Kurzgeschichtensammlungen, die folgen werden, zusammengestellt.
Alle Kurzgeschichten bewegen sich im Fantasy Genre und sind doch ganz verschieden.
In dieser Sammlung findest du Kurzgeschichten, deren gemeinsames Thema Portale sind. Portale in eine andere Welt. Portale aus einer anderen Welt. Portale zwischen anderen Welten, die unsere überhaupt nicht berühren.
Das Getränk an der verfluchten Kreuzung Eine Geschichte, wie sie in der jüngeren, historischen Vergangenheit spielen könnte. Die Legenden jedenfalls, erzählen immer wieder von ähnlichen Portalen und Begebenheiten.
Die Riesen der Traumsandwerke Den Sandmann kennt jede und jeder, oder? Aber hast du dich schon einmal gefragt, woher der Sandmann all den Traumsand bekommt, den er Nacht für Nacht verstreut? Diese Geschichte gibt einen möglichen Hinweis darauf.
Magisches Parkett Tanzen und Musik. Zwei Dinge, die magisch und real zu gleich sind. Sie können einzeln und gemeinsam existieren. Sie berühren uns und sprechen zu uns. Da ist es ganz natürlich sich zu fragen, ob sie einer Person nicht nur emotional, sondern tatsächlich den Weg in eine andere Welt eröffnen können.
Erika trifft Pegasus Nicht nur unsere Welt betrifft der Wandel, den wir mit unseren Taten hervorrufen. Die Welt der Fabelwesen, die Welten, die mit unserer verbunden sind, sie alle werden von uns ebenfalls verändert. Du glaubst es nicht? Lies selbst, wie diese Veränderung aussehen kann.
Ein Tee aus Eis Nachdem diese Sammlung mit einem Getränk begonnen hat, beschließen wir sie mit einem Getränk. Einem zitronig-frischen Eistee. Bevor du jetzt ins nächste Café gehst, um dir einen zu bestellen, lies zuerst diese Geschichte. Vielleicht überlegst du dir das mit dem Eistee nochmals.
Blättere weiter, tritt durch die Türe und tauche ein in die verschiedenen Welten und ihre Geschichten.
Ich wünsche dir viel Freude beim Lesen.
Eure
Topaz Hauyn
September 2023
Lange bevor es Landkarten gab, gab es bereits die verfluchte Kreuzung.
Ein Ort, an dem alles Leben aufeinander traf. Irgendwann.
Manche sagen, die Kreuzung ist der Zugang zur Hölle. Andere sagen, die Kreuzung ist ein Fantasieprodukt. Bis sie selbst dorthin kommen. Wieder andere sagen, die Kreuzung ist der Segen der Götter. Bis die Kreuzung, ganz zuletzt, vergessen wurde. Untergegangen in der vergesslichen Erinnerung des Lebens. Zusammen mit den Geschichten, die sich um die verfluchte Kreuzung rankten, deren letzte Fragmente in verstaubten Folianten zerfallen werden.
Meredith Lewin glaubte nicht an Magie, Zauberei oder übersinnlichen Krimskrams. Das hatte sie noch nie. Das würde sie nie. Wozu auch? Alles, was für sie wichtig war, waren die Dinge, die sie anfassen, schmecken und riechen konnte. Nichts davon konnte dieser unsichtbare Krimskrams ihr anbieten. Nur glauben sollte sie daran. Immerzu glauben.
Der Pfarrer hatte es letzten Sonntag wieder von der Kanzel gepredigt: »Glaube an Gott und dir wird geholfen.«
Meredith hatte auf der Bank gesessen, zusammen mit ihren Klassenkameradinnen des Internats, und hatte ein Gähnen unterdrückt. Bisher hatte ihr noch kein Glaube geholfen, von diesem Mädcheninternat zu entkommen und ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben zu führen. Bevorzugt ohne bevormundenden Ehemann oder Vater.
Sie war eine erwachsene Frau und nur noch im Internat, weil ihre Eltern der Meinung waren, dort wäre sie bis zur Hochzeit besser aufgehoben, als Zuhause. Außerdem, das war die Meinung ihrer Mutter, könnte sie sich in der Schule nützlich machen. Zum Beispiel als Lehrerin für die jüngeren Kinder. Das würde zudem ihre mütterlichen Fähigkeiten trainieren, mit denen sie aus ihren eigenen Kindern später wohlgeratene Erwachsene formen konnte.
Wenn sie nur selbst Geld gehabt hätte, wäre Meredith auf der Stelle aus dem Internat ausgezogen. Aber sie war abhängig von den regelmäßigen Zahlungen ihrer Eltern, und es blieb ihr nichts anderes übrig, als ein weiteres Jahr im Klassenzimmer zu verbringen und in ihrer Freizeit die Nachhilfelehrerin für die jüngeren Mädchen zu sein. Nicht einmal ein Taschengeld wurde ihr gestattet, um Kleider zu kaufen. Die schickte ihre Mutter. Vermutlich, um ihr keine Chance auf eine Flucht zu eröffnen. Schließlich hatte sie oft genug betont, dass sie nicht heiraten würde. Schon gar keinen Mann, den ihre Eltern aussuchten.
Meredith strich ihr langes Kleid glatt und stand von ihrem Stuhl auf, um in dem Zimmer herumzugehen, das sie sich mit Carolina teilte. Die Vorhänge waren genauso aufwendig bestickt, wie ihr Bettzeug und die Tischdecke im kleinen Empfangsraum, den sie sich mit den acht jungen Frauen aus den vier benachbarten Zimmern teilten. Sticken hasste sie genauso wie die Aussicht, einmal einen Mann heiraten zu müssen und nützliche Nachkommen zur Welt zu bringen.
Nützlich zu sein war genau das, worauf Meredith keine Lust hatte.
Meredith wollte Abenteuer erleben. Sie wollte die Welt entdecken.
Sie griff nach dem Anhänger ihrer dünnen Kette. Eine kleine, goldene Flamme, die sie von ihrer Großmutter geerbt hatte. Zu klein, um sie gegen Geld zu tauschen.
Nützlich im Internat bedeutete entweder, die Kirche abzustauben, in der Küche zu helfen, Kartoffeln schälen und Gemüse kleinschneiden, oder die jüngeren Klassen zu unterrichten und bei den Hausaufgaben zu betreuen. Nützlich in dem ihr zugedachten Leben als Frau hieß heiraten, Kinder gebären und aufzuziehen. Schließlich sollte das Familiengeschlecht erhalten und fortgeführt werden.
Nichts davon war anspruchsvoll oder spannend für sie.
Sie wollte viel lieber die Welt entdecken und beweisen, dass all diese Geschichten von Magie genau das waren: Geschichten.
Meredith blieb vor dem Fenster stehen. Der Stoff ihres langen Rockes schwang um ihre Beine, bevor er, viel später, ruhig von ihrer schlanken Taille herabhing. Sie ließ den goldenen Anhänger los, stützte ihre Handflächen auf den kühlen Marmor des Fenstersims und beugte sich nach vorne, bis sie mit ihrer Nasenspitze gegen die kalte Glasscheibe drückte und ihr Atem darauf beschlug.
Die erste Geschichte, die sie als bloßes Schauermärchen enttarnen wollte, war die verfluchte Kreuzung. Sie hatte viele Nachmittage und Sonntage in der Bibliothek verbracht und in alten Büchern gelesen, um den genauen Ort dieser angeblichen Kreuzung auf einer Landkarte zu markieren. Die Hinweise waren spärlich und die Geschichten teilweise widersprüchlich. Aber am Ende hatte sie nicht nur ihr Ziel erreicht, und die verfluchte Kreuzung auf einer Karte markiert. Sie lag ganz in der Nähe des Mädcheninternats. Darum benutzten die Lehrer sie auch bei Tisch und der Pfarrer auf seiner Kanzel. Sie machten den Mädchen damit Angst und bläuten ihnen ein, niemals, unter keinen Umständen, das Gelände alleine zu verlassen.
Meredith würde mit diesem Unsinn aufräumen, damit nicht nur sie, sondern auch alle anderen jungen Frauen und Mädchen die schöne Landschaft um das Mädcheninternat herum genießen konnten.
Was für ein Glück, dass es bis zu der verfluchten Kreuzung nur ein kurzer Weg war. So konnte sie mit wenig Aufwand, noch im Internat, gleich ihr erstes Abenteuer beginnen. Vielleicht konnte sie das Ergebnis sogar in einer Zeitung veröffentlichen und damit ihr erstes, eigenes Geld verdienen. Anonym natürlich. Ihr Name würde zu viel Aufsehen erregen.
Meredith öffnete das Fenster, beugte sich vor und schaute an den Himmel hinauf.
Der Tag war klar, die Luft war angenehm frisch. Nicht zu kalt, dass sie gleich durchfrieren würde, aber auch nicht so warm, dass sich viele der Mädchen im Garten aufhielten.
Er war ideal für Meredith, um sich davonzuschleichen. Heute war der Tag, an dem sie zur verfluchten Kreuzung wandern würde.
Eingehüllt in einen langen, grauen Reisemantel schritt Meredith zügig die Straße entlang. Sie atmete heftig von ihrem Marsch, mit dem sie sich aus dem Blickfeld des Mädcheninternats entfernt hatte. Das elegante Haus mit den vielen kleinen Erkern und Türmchen war vor wenigen Schritten hinter den Bäumen einer Wegbiegung verschwunden.
Meredith atmete erleichtert auf und verlangsamte ihre Geschwindigkeit. Kein Grund, außer Atem auf die Kreuzung zu stolpern. Nun würde sie von dort niemand mehr beobachten und verfolgt werden können.
Auf ihrem Rücken unter dem Mantel trug sie einen kleinen Rucksack mit Brot, zwei Äpfeln und einer Flasche Wasser. Außerdem hatte sie die Karte und das Märchenbuch mitgenommen. Das, in dem die längste Geschichte über die verfluchte Kreuzung stand. Alles zusammen zog schwer an ihren Schultern.
Forsch schritt sie die Straße entlang, die mehr ein Trampelpfad war, der links und rechts tiefe Spurrillen von den Fuhrwerken hatte, die das Internat mit frischen Lebensmitteln versorgten. Die Bauern, hatte Meredith beobachtet, kamen früh am Morgen. Jetzt, am Nachmittag, war nicht mit ihnen zu rechnen. Sie musste nur auf schnelles Hufgetrappel lauschen, das zu einem Reiter gehören könnte. Und der würde dann ein Besucher sein, der sie für einen Niemand halten und ignorieren würde. Solange sie ihm aus dem Weg ging.
Meredith zog die Kapuze ihres Umhangs tiefer ins Gesicht und wanderte, am Waldrand entlang, weiter die Straße hinunter, bis zu der gespaltenen Eiche. Dort bog sie auf den schmalen, überwachsenen Pfad ab, den sie nur fand, weil sie danach gesucht hatte. Farne bogen sich über den Pfad und Brombeerhecken streckten ihre dornigen Ranken nach ihr aus. Mehrmals blieb ihre Kapuze an einer Dornenranke hängen, bis ihre hochgesteckten, blonden Locken, vom vielen Zupfen und Ziehen, lose und wirr um ihr Gesicht fielen.
Trotzdem ging sie weiter und tiefer in den Wald hinein, in dem es langsam dämmrig wurde.
Unwillkürlich dachte sie an die Räuber und Mörder, die im Wald ihr Unwesen trieben.
Ein Zweig krachte.
Meredith blieb stehen.
Sie lauschte mit angehaltenem Atem.
Nichts rührte sich.
»Vermutlich ein Tier«, sagte Meredith zu sich selbst und ging weiter.
Bestimmt gab es Gesindel in den Wäldern, aber sicher nicht so dicht am Mädcheninternat. Dafür würden alle Eltern schon sorgen. Schließlich wollte niemand die eigene, wertvolle Tochter einer Gefahr aussetzen. Man brauchte sie ja noch, um sie einflussreich zu verheiraten.
Um Meredith herum wurde es dunkler. Die Farne über dem Weg, die sie bisher gut hatte erkennen können, wurden zu grauen Schatten und die Bäume zu schwarzen Riesen. Bis sie schließlich gar nichts mehr sah und stehen blieb.
In ihrem Rucksack hatte sie eine kleine Laterne. Für den Rückweg.
Meredith blieb stehen und lauschte in die Dunkelheit. Sie hörte ein Käuzchen rufen und Blätter rascheln. Die Tiere, die in der frühen Nacht unterwegs waren, waren erwacht. Aber das waren vertraute Geräusche, die sie von Zuhause kannte. Dort war sie manche Nacht mit ihren Brüdern durch das Unterholz gekrabbelt und hatte gespielt. Als sie noch klein genug gewesen war. Vor ihrer Zeit im Mädcheninternat.
Sollte sie für heute aufgeben und zurück ins Internat gehen, bevor man sie vermisste?
Meredith zupfte zögernd an einer ihrer wirren Haarsträhnen, die weich über ihre Wange rieb.
Sie hatte keine Lust, im Dunkeln den Pfad zurückzugehen. Nach ihrer Karte hätte sie schon längst an der Kreuzung ankommen müssen. Andererseits, in dunkler Nacht weiter dem unbekannten Pfad zu folgen, war auch keine gute Idee. Sie kannte den Boden nicht und wenn sie stolperte und sich verletzte, konnte sie gar nicht mehr zurück. Hilfe brauchte sie hier, auf diesem abgeschiedenen, wenig benutzten Trampelpfad nicht zu erwarten.
Während Meredith noch hin und her überlegte, ging über dem Wald der Mond auf. So hell, voll und silbrig leuchtend, dass ein Teil seines Lichtes es durch das Blätterdach bis auf den Waldboden schaffte. Ein schwacher Schein nur, doch hell genug, um die Umrisse der Bäume und Farne als graue Schatten ihrer selbst zu erkennen.
Gut genug, um weiterzugehen, entscheid Meredith. Weit konnte die verfluchte Kreuzung nicht mehr sein. Vermisst werden würde sie im Mädcheninternat, nachdem der Mond aufgegangen war, sowieso schon.