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Seth Devereux befindet sich auf dem absteigenden Ast. Noch immer vom Verrat seines Bruders erschüttert, hat er vor, alles und jeden zu töten, der der Menschheit feindlich gesonnen ist. Als ein draufgängerischer Plan nach hinten losgeht, findet sich Seth in den Händen eines bösen Vampirnests wieder. Der Tod nähert sich schnell, das hofft Seth zumindest. Doch das Schicksal greift in Gestalt eines gefährlichen und großspurigen Drachenwandlers ein. Noah ist nicht Seths Retter, sondern sein Entführer. Seth schwört sich, unter Folter nicht zusammenzubrechen, doch es stellt sich heraus, dass Noah andere Pläne mit ihm hat. Noah Savage ist besessen von Seth Devereux. Seth verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Töten seiner Artgenossen. Nicht nur das, Seth scheint sich selbst zu zerstören, doch Noah glaubt, dass Seth es wert ist, gerettet zu werden. Noah hat ihn beobachtet. Er hält Abstand, aber er hat genug vom Warten. Seth wird gegen ihn kämpfen, das Feuer zwischen ihnen leugnen, doch ein Drache bekommt immer, was er will, und Noah wird Seth zu seinem Gefährten machen. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: rund 35.000 Wörter
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Seth Devereux befindet sich auf dem absteigenden Ast. Noch immer vom Verrat seines Bruders erschüttert, hat er vor, alles und jeden zu töten, der der Menschheit feindlich gesonnen ist. Als ein draufgängerischer Plan nach hinten losgeht, findet sich Seth in den Händen eines bösen Vampirnests wieder. Der Tod nähert sich schnell, das hofft Seth zumindest. Doch das Schicksal greift in Gestalt eines gefährlichen und großspurigen Drachenwandlers ein. Noah ist nicht Seths Retter, sondern sein Entführer. Seth schwört sich, unter Folter nicht zusammenzubrechen, doch es stellt sich heraus, dass Noah andere Pläne mit ihm hat.
Noah Savage ist besessen von Seth Devereux. Seth verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Töten seiner Artgenossen. Nicht nur das, Seth scheint sich selbst zu zerstören, doch Noah glaubt, dass Seth es wert ist, gerettet zu werden. Noah hat ihn beobachtet. Er hält Abstand, aber er hat genug vom Warten. Seth wird gegen ihn kämpfen, das Feuer zwischen ihnen leugnen, doch ein Drache bekommt immer, was er will, und Noah wird Seth zu seinem Gefährten machen.
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen.
Länge: rund 35.000 Wörter
FEL FERN
Den Wilden verführen
Savage Dragons: Wilde Drachen 2
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene
ME AND THE MUSE PUBLISHING
www.meandthemuse.com
Copyright © der englischen Originalausgabe „Tempting the Savage“:
Fel Fern
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:
Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe
Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2025
Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs
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„Ich habe dir gesagt, dass diese Mission zusammen mit ihm nur in einer Katastrophe enden kann.“
„Nicht so laut, Rico. Gib ihm eine Chance. Verdammt, er war mal einer unserer Besten. Ist er immer noch.“
Seth Devereux ignorierte die beiden wütend flüsternden Jäger auf dem Rücksitz seines Wagens und holte sein Nachtsichtgerät hervor. Ein Blick durch das Glas zeigte ihm das schmuddelige, hell erleuchtete Rasthaus. Selbst als er etwas entfernt parkte, hörte er das Dröhnen der Achtzigerjahre-Rockmusik. Durch die staubigen Fenster sah er, wie Leute tanzten, tranken und fickten. Keine Menschen. Gestaltwandler. Vampire. Andere. Der Feind.
Die Menschen im Innenraum zählten nicht als Kollateralschaden. Sie hatten sich entschieden, sich mit Nicht-Menschen einzulassen. Konsequenzen folgten unvorsichtigem Handeln. Seth hatte sich früher darum gekümmert und geglaubt, solche Menschen könnten gerettet werden. Nicht mehr. Heutzutage kümmerte ihn nur noch das Adrenalin. Die Jagd. Sein Blut in Wallung bringen. Eine Kugel in den Kopf oder das Herz eines Monsters zu jagen, gab ihm das Gefühl, lebendig zu sein.
An den meisten Tagen fühlte sich Seth innerlich tot. Leer. Heute Abend würde ihn das Adrenalin durchströmen, sobald er einem Vampirfürsten seinen Revolver an den Schädel presste und abfeuerte.
„Heute Abend ist es hier voll. Perfekt“, sagte er. Er richtete sein Fernglas auf ein paar bleiche, untote Blutsauger. Seth leckte sich über die Lippen und nahm sein Ziel ins Visier. Eine wunderschöne Brünette Mitte zwanzig, mit Cowgirl-Hut, Neckholdertop und einer engen Lederjeans. Ein zweihundert Jahre altes Monster. „Margo, ich habe dich endlich gefunden. Das bedeutet, Blake ist irgendwo in diesem Rasthaus. Dieser Vampirfürst geht nie ohne seinen Stellvertreter irgendwohin.“
„Seth, wir sind hier, um Nachforschungen zu betreiben, sonst nichts“, erinnerte ihn Dana von hinten.
„Sieht aus, als wäre die Hälfte von Blakes Nest dort. Schau dir mal die vier blassen Mistkerle an, die mit ihren Motorrädern auf dem Parkplatz herumhängen“, kommentierte Rico.
„Nachforschungen. Sicher“, antwortete er geistesabwesend und ignorierte Ricos Kommentar völlig.
Vier? Leichte Beute. Außerdem wusste Seth, dass nur Margo und Blake die wahre Herausforderung darstellen würden. Blake hatte die Angewohnheit, ständig junge Vampire zu erschaffen, sie als Schutzschilde zu benutzen und sie anschließend wieder zu entsorgen. Seths Finger kribbelten nach dem Griff seiner Pistole oder seinem speziell angefertigten Messer, das eigens dafür geschaffen war, das Herz seiner unsterblichen Beute zu durchbohren.
„Hör zu, wir sollten gehen. Bevor die Vampire uns wittern. Denk dran, wir Devereux-Jäger verströmen einen anderen Geruch als Menschen“, sagte Rico.
Seth verdrehte die Augen. Rico war schon immer ein Feigling gewesen, selbst als sie noch Kinder waren. Rico prahlte immer mit seiner hohen Quote an Tötungen, aber Seth wusste, dass es alles Vampire waren. Warmblütige Monster wie Gestaltwandler mied Rico, weil sie ihn zu sehr an Menschen erinnerten.
„Kannst du wirklich zulassen, dass diese Blutsauger einen Haufen betrunkene Menschen ausnutzen, sie leertrinken und sterben lassen?“, fragte er.
Seth zuckte innerlich zusammen, als er seine erhobene Stimme hörte. Früher war er ruhig und gelassen. Ein Jäger, der von Logik geleitet wurde, überdauerte stets diejenigen, die sich von Emotionen bei der Jagd abhalten ließen. Schade, dass Seth die Fassung verloren hatte, sein altes Ich, als sowohl sein Vater als auch sein älterer Bruder sich auf die Seite der Monster stellten, die sie töteten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Rico schnaubte. „Tu nicht so edelmütig. Wir wissen doch alle, wie du dir deinen Kick holst.“
Seth drehte sich zu ihm um und starrte Rico wütend an. „Was zum Teufel soll das heißen?“
„Seit dein Vater mit seiner Werwolf-Schlampe durchgebrannt ist und dein Bruder beim Versuch, den Einflügeligen Drachen zu besiegen, gestorben ist, hast du dich verändert. Du bist zu einem Arschloch erster Güte geworden.“
Allein wegen dieser Bemerkung ballte Seth die Hand zur Faust und stürzte sich auf Rico, der auf dem Rücksitz war. Dana schubste ihn zurück, bevor er ernsthaften Schaden anrichten konnte.
„Ich habe das Leben meines verräterischen Vaters beendet“, sagte er mit kalter Stimme.
„Klar, das hast du allen erzählt.“
„Ich habe seine Leiche mit zurückgebracht.“ Warum sollte er seine Energie damit verschwenden, es einem Feigling wie Rico zu erklären?
Er dachte, Rico wäre fertig, aber der Bastard hatte noch jede Menge Munition zum Abfeuern.
„Verbrannt. Kaum wiederzuerkennen. Könnte jeder sein.“
„Hört auf zu streiten, ihr beiden“, unterbrach Dana ihn. „Seth, Rico hat recht. Wir haben unsere Erkundung für heute Nacht abgeschlossen und bestätigt, dass Blake und sein Nest das Bitch Witch-Rasthaus als ihren aktuellen Treffpunkt gewählt haben. Wir kommen morgen Abend mit einem größeren Einsatzteam zurück.“
Seth umklammerte das Lenkrad fest, dass seine Knöchel weiß wurden. Er konnte die blauen Flecken vom Kampf der vergangenen Nacht sehen. Eine zufällige Werwolfjagd in der Stadt, nur um etwas zu spüren, aber die Wirkung des Rausches ließ zu schnell nach. Seth wusste, dass er in eine Abwärtsspirale geriet und mit jedem Tag tiefer sank. Heute Abend würde er Danas und Ricos Rat befolgen. Er würde wieder der Alte sein. Logisch. Drei Menschen, selbst Devereux-Jäger wie sie, konnten es unmöglich allein mit Blake und seinem Nest aufnehmen.
„Rico, rede ihm mehr Vernunft ein“, sagte Dana.
„Hör zu, es tut mir leid, aber lass uns morgen jagen. Mit einem guten Scharfschützen wie Simon hätten wir vielleicht eine Chance, aber nur zu dritt? Die kreisen uns ein und reißen uns die Kehle raus, bevor wir einen Treffer landen können“, sagte Rico.
Seths Geduldsfaden riss. Rico musste ja unbedingt seinen Bruder erwähnen. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Seth sprach mit niemandem über Simons Schicksal. Selbst jetzt, ein Jahr nach dem Vorfall. Soweit der Rat, die herrschenden Jäger, die alle Entscheidungen für die Gruppe trafen, wusste, war sein Bruder während seiner Mission gestorben. Die schmerzliche Wahrheit? Sein Bruder hatte die Sache aufgegeben und seiner Familie, Seth, den Rücken gekehrt. Der schlimmste Verrat. Ihr Vater war ihnen nie ein richtiger Vater gewesen, hatte sich mehr aufs Jagen, Ficken, Reisen konzentriert, auf alles andere als auf die Vaterrolle, aber Simon? Simon hatte ihm immer zur Seite gestanden. Sie hatten sich praktisch gegenseitig großgezogen.
Seth hatte immer gedacht, selbst wenn die Welt untergehen, die Monster siegen und die Menschheit den Kampf verlieren würde, wäre das egal, denn er hätte immer noch seinen Bruder.
Simon öffnete den Koffer auf seinem Armaturenbrett. Er nahm die Spritze heraus und stach sie sich seitlich in den Hals. Eine Formel mit Silbernitrat. Sie befand sich noch in der Testphase, aber Seth hatte sie für den Notfall aus den Devereux-Laboren gestohlen. Wenn irgendein Blutsauger von ihm trank, würde er eine böse Überraschung erleben. Der Devereux-Wissenschaftler hatte ihn vor möglichen Nebenwirkungen gewarnt. Seth war das völlig egal.
Danach schnappte er sich Messer und Pistole aus seinem Rucksack und riss die Autotür auf. Scheiß drauf. Simon mochte zwar gut mit einem Sturmgewehr umgehen können, aber Seth zögerte nie, ganz nah heranzugehen und seiner Beute eine Klinge in Brust oder Kopf zu rammen. Der Rat betrachtete Seth bereits als Sohn eines Verräters und sah ihn nicht länger als nützliche Schachfigur an, selbst nachdem er die verbrannte Leiche abgeliefert hatte.
„Was zum Teufel denkst du, was du tust?“, wollte Rico wissen.
„Du bringst uns alle um!“, schrie Dana.
„Wenn du unbedingt sterben willst, dann geh allein. Wir bleiben hier“, sagte Rico.
„Ich brauche deine Hilfe nicht“, blaffte Seth. „Ich schaffe das allein.“
Seth brauchte niemanden. Er musste nur eine Klinge in Blakes Herz stoßen und sie drehen. Ein Vampirfürst bildete den Kern, das Herz ihrer Blutlinie. Er müsste nur Blake töten, und der Rest von Blakes Schöpfungen würde ohne das Blut ihres Gründers verkümmern. Ende der Geschichte.
Rico und Dana stritten weiter, redeten ihm zu, doch er ignorierte ihre nervigen Stimmen. Seth ging zum Rasthaus und verbarg Messer und Pistole. Als er sich dem Parkplatz näherte, hatte Seth seine Jägermaske abgelegt und sich in einen lüsternen Menschen verwandelt, der nur Spaß haben wollte. Ein Devereux-Jäger verströmte keinen anderen Geruch als normale Menschen, wie Rico glaubte.
Seine Körpersprache bewirkte das. Er entspannte die Schultern und ging an Blakes Vampiren vorbei, die zu sehr damit beschäftigt waren, ihre Beute zu vernaschen, um ihn zu bemerken. Junge Vampire, die weniger als fünfzig Jahre alt waren, unterschätzten Jäger oft, da ihnen die Kräfte, Fähigkeiten und die Erfahrung der älteren Blutsauger fehlten.
Seth griff nach dem Griff seines Messers, das in der versteckten Scheide hinter seinem Rücken steckte, hielt aber inne und dachte über seine Situation nach. Obwohl es verlockend war, die Welt von ein paar weiteren Blutsaugern zu befreien, hatte er Wichtigeres zu tun.
„Ich habe dich hier noch nie gesehen.“
Seth blieb wie angewurzelt stehen. Plötzlich tauchte ein männlicher Vampir vor ihm auf, als hätte sich der Blutsauger teleportiert. Die Geschwindigkeit mahnte Seth zur Vorsicht. Er setzte ein falsches Lächeln auf, als der gutaussehende, dunkelhaarige und dunkeläugige Vampir in der Lederjacke ihn weiterhin finster ansah. Der Blutsauger kam ihm bekannt vor. Seth ging im Kopf seine Recherchen durch, die Fotos von Blake und seinem Zirkel. Er wiederholte die Namen und verglich sie mit den Bildern.
Raul. Ein alter. Scheiße.
Raul wäre keine leichte Beute, nicht wie die anderen jüngeren Vampire. Blake hatte Raul zwei Jahrzehnte nach Margo verwandelt, und der muskulöse Vampir galt als Blakes brutalster Vollstrecker. Seth musste bei diesem Mann sehr vorsichtig sein.
„Mein Kumpel und ich sind auf der Durchreise. Ich bin zum ersten Mal hier. Stell dir das mal vor.“ Seth lachte und wirkte hoffentlich nervös, aber flirtend. „Mein Freund meinte, das ist der beste Ort, um mit einem Übernatürlichen in Kontakt zu kommen.“
„Ach ja?“, fragte Raul mit träger Stimme, doch der Vampir klang immer noch misstrauisch und vorsichtig.
Er überlegte, welche Optionen er wählen sollte. Zeit, in den Vampir-Fan-Modus zu wechseln. Seth riss die Augen auf.
„Warte. Du hast helle Haut und siehst umwerfend aus. Bist du ein Vampir?“ Er stieß ein Quietschen aus, als Raul nickte. Seth wagte sich näher heran und strich mit den Fingern über Rauls Arm. „Kannst du mir vielleicht alles zeigen? Mir einen Drink ausgeben? Vielleicht einen Schluck von mir nehmen?“
Raul lachte und schien sich nun zu entspannen. „Gerne. Du und dein Freund, wo kommt ihr nochmal her?“
„Mission, South Dakota“, log er lässig. „Ich bin aus einer Kleinstadt. Ich habe jede Menge Vampir-Erinnerungsstücke zu Hause. Habe alle aktuellen Folgen von Vampire Academy gesehen und alle Dusk Bite-Bücher gelesen. Ich bin ein richtiger Fan. Ich kann es kaum glauben, dass ich einem echten Vampir begegne.“
„Glaub es ruhig. Komm rein, dann reden wir weiter“, sagte Raul. Der Vampir legte Seth den Arm um die Schultern und führte ihn in das hell erleuchtete und laute Rasthaus – ins sichere Verderben.
Seths Herz raste vor Vorfreude auf die Tötung. Raul würde es hoffentlich als Begeisterung abtun. Laute Rockmusik dröhnte aus den schlechten Lautsprechern im Rasthaus. Raul hatte ihn nicht losgelassen und besaß sogar die Frechheit, ihm mit seinen eiskalten Fingern den Nacken zu drücken. Gott.
Seths Haut kribbelte vor Ekel. Er hätte Raul am liebsten von sich gestoßen, seine Klinge gezogen und ihm die Finger abgehackt. Wie konnte jemand es ertragen, von einer wandelnden Leiche berührt zu werden? Denn genau das waren Vampire. Unnatürliche Untote.
Beruhige dich, du bist drinnen, das ist alles, was zählt, ermahnte sich Seth. Blakes Nest zu zerstören, stand seit Monaten auf der Prioritätenliste des Devereux-Rates. Blake und sein Nest hatten die Gegend terrorisiert und eine Spur von Leichen hinterlassen, ohne Rücksicht auf die Autoritäten, sowohl menschliche als auch paranormale. Unglücklicherweise war Blake mit einem der hohen Tiere in der paranormalen Regierung gut befreundet. Das machte den Vampirfürsten praktisch unantastbar, doch die Devereux ließen sich von menschlichen oder übernatürlichen Gesetzen niemals von ihrer Mission abbringen.
Rico und Dana dachten wahrscheinlich, er würde mit gezogenen Waffen loslegen. Dummköpfe. Seth wusste, wie er sich in seine Umgebung einfügen konnte, indem er sich wie eine verlockende Beute verhielt. Sobald sein Ziel in seiner Gegenwart weniger wachsam würde, machte er gnadenlos seinen Zug. Eine schnelle und einfache Tötung.
Raul beugte sich näher, sein Atem war warm und faulig, obwohl der Vampir ein kaltblütiges Wesen war. Der Blutsauger rieb mit scharfen Nägeln an Seths Hals, nahe seinem Puls. Jeder Muskel in Seths Körper spannte sich an, doch er zwang sich, sich zu entspannen.
„Wie heißt du noch mal?“, fragte Raul.
„Simon“, sagte er gedankenlos, nicht sicher, warum er den Namen seines Bruders benutzte. Es war der erste, der ihm in den Sinn kam. Hatte Raul ihn schon durchschaut? Nein. Seth weigerte sich, in Panik zu geraten. So würde er sich verraten. „Simon Smith.“
„Ich bin Raul. Wir werden viel Spaß zusammen haben.“
Seth entspannte sich und schmollte ein wenig. „Was ist mit meinem Drink?“
Raul hatte ihm innerhalb von Sekunden die Hand an die Kehle gelegt und ihn gegen die nächste Wand gedrückt. Seth griff routiniert nach der Waffe in seiner Jackentasche, zwang sich aber, innezuhalten. In einem Raum voller Vampire und anderer Monster hätte er keine Chance, besonders wenn sich herumsprach, dass er ein Devereux-Jäger war.
„Ich mache hier die Regeln, nicht du, Mensch.“ Raul spuckte das letzte Wort praktisch aus, als würde er in Menschen nichts Besseres sehen als Ungeziefer.
Seth kicherte. „Oh. Spielst du gerne wild, Großer?“
Raul ließ ihn los und grinste süffisant. „Oh ja. Du hast keine Ahnung. Lass uns dir was zu trinken holen.“
Raul packte ihn am Arm und führte ihn zur Bar. Die Leute dort schienen Raul zu kennen und machten Platz für ihn.
„Ein Bier für meinen neuen Blutspender Simon hier“, sagte Raul zum Barkeeper.
„Gehöre ich jetzt zu dir?“, fragte Seth aufgeregt, als Raul das Bier von der Theke nahm und es ihm reichte.
„Wir werden sehen.“
Seth trank einen Schluck Bier. Nur normales Bier. Keine Drogen, aber er musste hundertprozentig wachsam sein. Raul schubste den betrunken aussehenden Mann, der das Pech hatte, ihn anzurempeln, von sich, so dass dieser gegen den nächsten Tisch krachte.
„Verpiss dich, Verlierer“, sagte Raul abfällig.
Die Gespräche verstummten und wurden dann wieder aufgenommen, als wäre nichts geschehen. Die Vampire benahmen sich wie die Könige dieses Ortes. Andererseits war die ganze Gegend von ihnen befallen. Seth unterdrückte den Drang, nach dem betrunkenen Kerl zu sehen.
Raul führte ihn von der Bar weg in eine Ecke, die Seth zuvor noch nicht aufgefallen war. Sie war mit abgenutzten roten Ledersofas bestückt. Schick. Dann wurde ihm klar, dass er die Anwesenden dort kannte.
Genau in der Mitte saß niemand Geringeres als Blake. Der Vampir hatte seinen typischen weißen Cowboyhut abgenommen und beobachtete die tanzende Menge mit unheimlicher, intensiver Aufmerksamkeit. Margo saß auf der anderen Couch, auf dem Schoß eines muskulösen Mannes, und trank an seinem Hals. Blake hatte zwei leicht bekleidete Mädchen zu beiden Seiten auf dem Sofa liegen. Sie rührten sich nicht. Seth hätte sie beinahe für Schaufensterpuppen gehalten.
Aus den identischen Bisswunden an ihren Hälsen floss noch immer ein Rinnsal Blut. Weitere Spuren entdeckte er an ihren Brüsten und Oberschenkeln.
Seth vergrub seinen Ekel und Hass tief in seinem Inneren. Er sagte sich, dass er im Moment kein Jäger war, sondern nur ein menschlicher Tourist ohne jegliche Vernunft. Raul nahm den leeren Sessel und zog Seth auf seinen Schoß.
„Wer ist das?“, fragte Blake, der ihn sofort bemerkte.
Seth schenkte dem Vampirfürsten dasselbe alberne Lächeln, das er auch bei Raul gezeigt hatte. Blake erwiderte es nicht, sondern richtete lediglich seine volle Aufmerksamkeit auf ihn. In Seths Kopf läuteten leise Alarmglocken. Er könnte immer noch einen Rückzieher machen und sich entschuldigen. Ihnen sagen, dass er auf die Toilette musste. Und dann abhauen.
Nein. Seth war zu nah dran. Er konnte das beruhigende Gewicht seiner Waffe spüren. Er konnte schon fast die Genugtuung spüren, wenn er sein gesamtes Magazin in Blakes Brust entlud und sie zerfetzte.
„Simon, aus Mission, South Dakota“, antwortete Raul und legte einen Arm um seine Taille. Seth konnte die Erektion des Vampirs spüren, die aus Rauls enger Lederjeans herauswollte. Er wand sich auf Rauls Schoß. Hatte er es übertrieben? Seth sah keinen Ausweg, keine andere Wahl, als weiterzumachen. Er hatte keine Unterstützung und wäre nicht überrascht gewesen, wenn Rico und Dana sein Auto genommen und davongerast wären.
„Du bist weit weg von zu Hause, Junge.“
„Oh ja, Sir. Mein Freund Cal und ich wollten diesen Roadtrip schon so lange machen. Ich dachte, ich mache hier einen kurzen Zwischenstopp. Es war schon immer mein Traum, einen Vampir zu treffen.“
„Wie süß.“ Blake betrachtete ihn. „Wie geht es meiner guten Freundin Esther?“
„Esther?“, fragte Seth verdutzt.
Es half nichts, dass Raul anfing, mit der Hand an seiner Taille hochzufahren. Doppelt beschissen. Wenn Raul seine Messerscheide oder seine Waffe entdeckte, wäre alles vorbei. Seth lenkte Raul ab, indem er ihm die Arme um den Nacken schlang und seinen Hals entblößte. Raul hörte auf, ihn zu berühren, und leckte an seinem Hals, konnte sich wahrscheinlich bei der Aussicht auf Blut nicht beherrschen. Wie ein Hund mit einem Steak.
Seth war ein geradliniger, altmodischer Jäger. Er drang in feindliches Gebiet ein, stieß seine Klinge hinein oder jagte dem Monster eine Kugel in den Kopf. Rein und raus. Ganz einfach. Wann war er nur so geworden? Seth kannte sich selbst kaum noch. Wenn ihn ein anderer Devereux-Jäger so sehen würde, wäre er angewidert. Sein Ruf würde durch den Dreck gezogen, nicht, dass er noch etwas wert gewesen wäre. Nicht nach seinem Vater.
Blake hatte immer noch nichts gesagt, was Seth sehr beunruhigte. Er versuchte, abgelenkt zu wirken, auf Raul scharf zu sein, aber warum hatte er das Gefühl, zwar Raul, aber nicht Blake, getäuscht zu haben? Der Vampirfürst durchschaute seine Maskerade.
„Esther. Sie und ihr Zirkel herrschen seit über einem Jahrhundert über Mission.“
Seth erstarrte. War Mission eine echte Stadt? So ein Blödsinn. Er hatte sie sich nur ausgedacht, um Raul abzulenken. Seth war verzweifelt gewesen und hatte wirklich geglaubt, er könnte diese Vampire täuschen und Blake töten. Er spürte die Spitzen von Rauls Reißzähnen, die in seine Haut drangen.
„Mein Bruder Cal und ich leben auf einer Farm weit weg von der Stadt“, sagte er.
„Dein Bruder? Ich dachte, Cal wäre dein Freund“, sagte Blake.
Sogar Margo hörte auf, sich an ihrem Opfer zu laben, um ihn anzusehen. Raul zischte, wahrscheinlich schmeckte er das Silber in Seths Blut, und stieß ihn weg. Seth schaffte es gerade so, wieder auf die Beine zu kommen, doch seine Waffe landete scheppernd auf dem schmutzigen Boden. Die extra angefertigte Waffe trug das Wappen der Familie Devereux auf dem Griff.
„Ein Jäger.“ Margo sprach das Wort wie einen Fluch aus.
