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Der Krieg geht zu Ende. Sergio Esteban ist der Alpha des Darkfall Mountain-Rudels. Ihm obliegt die Aufgabe, die schweren Entscheidungen zu treffen, doch der Krieg hat seinen Tribut gefordert. Sergio hat seine Schwester und viel zu viele Rudelmitglieder verloren und steht kurz davor, auch noch seinen Gefährten und seinen Sohn zu verlieren. Rache war einst genug, aber jetzt nicht mehr. Sergio muss sich an den Funken erinnern, den er einst für seinen Gefährten Ron spürte, sonst riskiert er, alles zu verlieren. Der Omegawolf Ron weiß, dass es seine Aufgabe ist, seinen mächtigen Gefährten zu unterstützen, egal was passiert. Da es einen Verräter im Rudel gibt, weiß Ron, dass sie ihren Freunden nah sein müssen, ihren Feinden aber noch näher. Eine große und letzte Entscheidungsschlacht zeichnet sich am Horizont ab. Gemeinsam müssen Sergio und Ron ihre eigenen Dämonen bekämpfen. Kann die Kraft ihrer Liebe den Weg zum Sieg ebnen? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: rund 27.000 Wörter
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
ÜBER FEL FERN
LESEPROBE:
Herz des Rudels
Der Krieg geht zu Ende.
Sergio Esteban ist der Alpha des Darkfall Mountain-Rudels. Ihm obliegt die Aufgabe, die schweren Entscheidungen zu treffen, doch der Krieg hat seinen Tribut gefordert. Sergio hat seine Schwester und viel zu viele Rudelmitglieder verloren und steht kurz davor, auch noch seinen Gefährten und seinen Sohn zu verlieren. Rache war einst genug, aber jetzt nicht mehr. Sergio muss sich an den Funken erinnern, den er einst für seinen Gefährten Ron spürte, sonst riskiert er, alles zu verlieren.
Der Omegawolf Ron weiß, dass es seine Aufgabe ist, seinen mächtigen Gefährten zu unterstützen, egal was passiert. Da es einen Verräter im Rudel gibt, weiß Ron, dass sie ihren Freunden nah sein müssen, ihren Feinden aber noch näher. Eine große und letzte Entscheidungsschlacht zeichnet sich am Horizont ab. Gemeinsam müssen Sergio und Ron ihre eigenen Dämonen bekämpfen.
Kann die Kraft ihrer Liebe den Weg zum Sieg ebnen?
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen.
Länge: rund 27.000 Wörter
FEL FERN
Herz des Rudels
Das Rudel von Darkfall Mountain 14
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene
ME AND THE MUSE PUBLISHING
www.meandthemuse.com
Copyright © der englischen Originalausgabe „Heart of the Pack“:
Fel Fern
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:
Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe
Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2025
Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs
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„Willst du dein Frühstück nicht aufessen?“
Sergio Esteban blickte von seinen Berichten auf und sah seinen Mann und Gefährten Ron gegenüber am Tisch sitzen. Ron funkelte ihn an. Der Omega tat das in letzter Zeit oft, aber Ron hatte auch jedes Recht dazu. Fast jeden Tag und jede Nacht war Sergio damit beschäftigt, sich mit dem Rudel und anderen Wandlergruppen zu treffen. Sie hatten ein gemeinsames Ziel.
Seit zwei Jahren entführte Alpine Industries, eine von Menschen geführte Gruppe, die Paranormale hasste, Gestaltwandler und experimentierte mit ihnen, in der Hoffnung, einen landesweiten Krieg gegen Paranormale auszulösen. Vierundzwanzig Monate schienen kurz, doch in Wirklichkeit kam es ihm wie eine Ewigkeit vor. Sergio hatte zu viele Verluste erlitten und zu viele Leute enttäuscht, die sich auf ihn verlassen hatten.
Häusliche Probleme standen im Moment nicht an erster Stelle, besonders nicht heute. Ron hätte verstehen müssen, warum Sergio etwas Zeit für sich brauchte und warum er nicht gerade bei bester Laune war. „Ich habe keinen Appetit.“
Sergio wünschte, er hätte den Mund gehalten. Etwas Kleines stieß gegen den Tisch. Sergio blickte hinunter und sah ihren zweijährigen Sohn Will in Wolfsgestalt. Der Welpe schnappte nach seinen Fingern, als Sergio versuchte, ihn hochzuheben.
„Hör auf, ihm Angst zu machen“, blaffte Ron und hob Will hoch.
Sergio schnaubte. „Ich mache doch nichts.“
„Das ist ja das Problem.“
Ron hob Will hoch und kraulte ihm die Ohren. Der Welpe stieß ein fröhliches Kläffen aus. Sergio kramte in seinem Gedächtnis. Wann hatte er das letzte Mal mit seinem Sohn gespielt? Verdammt, er konnte sich nicht erinnern, wann er seinen Gefährten das letzte Mal um den Verstand gefickt hatte, geschweige denn, Ron lachen oder lächeln gehört zu haben.
„Lass uns nicht damit anfangen.“
Ron verdrehte die Augen. „Das ist also deine Lösung, was? Ein Problem zu ignorieren, wird es nicht verschwinden lassen, Sergio.“
Gut. Wollte Ron das so angehen?
„Dann mal los, Omega. Sag mir, was ich falsch mache.“ Sergio wusste, dass er kein Feuer entfachen sollte, aber früher oder später würde es ausbrechen.
„Du bist immer im Rudelhaus“, sagte Ron. „Ich habe das Gefühl, ich bin der Einzige, der sich um diese Familie kümmert.“
„Ich habe einen Job zu erledigen. Ich bin der Alpha des Darkfall-Rudels. Ich führe fast hundert Leute an. Außerdem gibt es in unserem verdammten Gebiet zu viele kleine Rudel. Keiner dieser Gestaltwandler ist ein Kämpfer, wie wir sie brauchen.“
Sergio rieb sich die Schläfen. Seine Kopfschmerzen wurden immer schlimmer. Ein Alpha musste sowohl geistig als auch körperlich in Topform sein, sonst würden alle anderen Wölfe, die mit ihm verbunden waren, seine Besorgnis spüren. Er konnte sie nicht im Stich lassen, besonders nicht in einer so kritischen Zeit wie dieser.
Laut seinen Spionen hatte es einen starken Anstieg der Aktivitäten von Alpine Industries gegeben. Da so viele nicht räuberische Gestaltwandler wie Hirsche und kleine Katzenkolonien als Flüchtlinge nach Darkfall strömten, konnten seine Wölfe die Grenzen ihres Landes auch nicht gut überwachen.
Die Probleme nahmen kein Ende.
„Ich weiß.“ Ron stieß den Atem aus. „Aber du hast unseren gemeinsamen Abend gestern verpasst.“
„Ich habe keine Zeit für das hier.“
„Du hast nie Zeit für uns.“ Ron stand auf und räumte seinen Teller ab, ohne Sergio zu fragen, ob er wirklich fertig war.
Es klingelte. Ron stellte das Geschirr in die Spüle und machte sich nicht die Mühe, ihn anzusehen. Er nahm Will in die Arme, holte seine Tasche von der Theke und ging durch die Tür hinaus.
Es war wahrscheinlich Jared, einer der Vollstrecker, zusammen mit einem anderen Werwolf. Wäre eine Bedrohung in der Nähe gewesen, hätte sein Wolf sie gespürt. Durch die Rudelbindung spürte Sergio die vertraute Anwesenheit seiner Wölfe. Er konnte nie vorsichtig genug sein, besonders in Zeiten wie diesen.
Sergio wechselte normalerweise die Bewachung seines Gefährten und seines Sohnes ab, doch Jared war einer der wenigen Wölfe, denen er vertraute. Jared war zusammen mit seiner Schwester Jane einer der Wolfsjungen, die er und seine Geschwister adoptiert und praktisch wie ihre eigenen Kinder aufgezogen hatten.
Warum hatte er bei Jared und Jane gute Arbeit geleistet, wenn er nicht einmal für seine eigene verdammte Familie sorgen konnte?
Auch damals herrschte keine friedliche Zeit. Darkfall Mountain war unbeanspruchtes Gebiet gewesen. Sergio hatte anderen Wandlergruppen die Kontrolle entrissen und Frieden in eine Stadt gebracht, die nur Bürgerkriege zwischen Gestaltwandlern kannte. Nun braute sich am Horizont ein anderer Krieg zusammen, größer und schrecklicher.
Sergio glaubte nicht an einen Sieg, trotz der Show, die er vor seinem Bruder und Beta Alessio sowie seinen anderen Vollstreckern abzog. Der Einzige, dem er seine Ängste anvertrauen konnte, war weg. Ron entglitt ihm, und sein eigener Sohn hatte Angst vor ihm.
Alles in seinem Leben geriet langsam außer Kontrolle. Plötzlich fiel ihm das Atmen schwer. Als er sich in der unordentlichen Küche umsah, wurde ihm klar, dass er die Neuerungen in seinem eigenen Haus gar nicht bemerkt hatte. Zum Beispiel war die Kaffeemaschine neu. An der Wand hing eine Zeichnung. Sie bestand nur aus wirren roten Linien, aber er wusste, dass es Wills Werk war.
Ein Stich durchfuhr sein Herz. Sergio fühlte sich wie ein Fremder in seinem eigenen Zuhause. Wie beschissen war das denn?
Sergio holte tief Luft, stand auf und folgte Ron. Sein Gefährte unterhielt sich mit Jared und Leo, einem Neuzugang im Rudel. Sergio brauchte mehr Kämpfer wie Leo. Normalerweise hatte das Rudel strenge Regeln für Neulinge, aber er konnte es sich nicht leisten, wählerisch zu sein. Leo hatte sich immer wieder bewährt und sich zusammen mit seinen anderen Wölfen freiwillig für schwierige Missionen gemeldet.
„Alpha“, grüßte Leo, als er ihn erblickte.
Jared winkte ihm lässig zu. Will war immer noch in Wolfsgestalt und tanzte zu Jareds Füßen herum. Lachend hob Jared den Welpen hoch und rieb ihm den Bauch. Der Welpe winselte, sah aber glücklich aus.
Dieser Anblick machte Sergio neidisch. Es schmerzte, seinen Sohn freundlicher zu anderen Rudelmitgliedern zu sehen, doch Sergio hatte seine Rolle längst akzeptiert. Er war der Alpha, und ein Anführer musste Opfer bringen – harte Entscheidungen treffen, was sonst niemand tun würde. So nutzte Sergio beispielsweise seine militärische Erfahrung und trainierte seine Rudelkämpfer wie Soldaten. Dadurch kämpften seine Wölfe nicht wie betrunkene Kneipenschläger, sondern wie ein einziger Organismus, eine Einheit. Außerdem verfügte Sergio über einen beeindruckenden Waffenvorrat. Deshalb galt das Darkfall-Rudel als eines der mächtigsten Rudel des Landes und war das einzige, das diesen Menschen, die alle Paranormalen ausrotten wollten, erfolgreich Widerstand bieten konnte.
„Hast du den anderen Vollstreckern wegen unserem Treffen heute Abend Bescheid gegeben?“, fragte Sergio Jared.
„Ja. Alle werden da sein.“
Sergio rieb sich die Augen und war überrascht, als er gähnte. Letzte Nacht hatte Wills Weinen ihn wachgehalten. Ron warf ihm einen bösen Blick zu, und er sah wieder zu seinem Gefährten. Selbst unter seinen engsten Vertrauten wagte Sergio es nicht, seine Deckung fallen zu lassen. Er und Ron bildeten bei Rudeltreffen eine geschlossene Front. Für andere Rudelmitglieder und Gäste waren sie das Traumpaar, aber die Maske begann zu bröckeln. Früher oder später mussten sie sich der Realität stellen.
„Tschüss. Ruf mich an, wenn du bei der Arbeit bist“, sagte Sergio zu Ron und beugte sich hinunter, um ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen zu geben.
Ron wandte sich ab und antwortete nicht. Sergio bemerkte, dass Leo Jared einen neugierigen Blick zuwarf, doch Jared führte den anderen Mann zurück zum Auto.
„Alessio sagte übrigens, dass er unterwegs ist“, fügte Jared hinzu, bevor er ins Auto stieg. „Er nervt mich ständig, weil du nicht auf dein Handy schaust.“
Sergio stand am Bordstein, bis Jareds Auto aus seinem Blickfeld verschwand. Er kramte sein Handy hervor, ignorierte die Dutzenden SMS und fand schließlich die zahlreichen verpassten Anrufe seines Bruders. Na toll! Noch jemand, der sauer auf ihn war.
Seufzend stieg er in sein Auto. Im Seitenspiegel sah er Dino und Raul in Rauls Truck. Er hatte Alessio schon viel zu oft gesagt, dass er keine Leibwächter brauchte.
Alessios Argument war jedoch überzeugend: „Wenn dich ein Attentäter aus purer Sturheit findet, was passiert dann mit dem Rest von uns?“
Sergio konnte dieser Logik nicht widersprechen. Raul und Dino gehörten zu den erfahrenen Kämpfern im Rudel. Sie könnten jeden seiner auserwählten Vollstrecker herausfordern und wahrscheinlich gewinnen. Sie waren zwar Rudelmitglieder, aber nicht wirklich seine Wölfe. Sie gehörten ihr. Sergio fing Rauls Blick auf und nickte ihm kurz zu.
Sergio startete den Motor und fuhr direkt zum Friedhof. Dank des falsch gestellten Weckers war er dreißig Minuten zu spät. Er hatte das Gefühl, Ron wollte sich damit für den verpassten gemeinsamen Abend rächen, aber er war zu müde, um sich deswegen mit dem Omega auseinanderzusetzen.
Alessio würde sauer sein, aber er würde es verstehen. Früher waren sie zu dritt gewesen. Jetzt waren es nur noch sie zwei. Sergio erreichte den St. Angelo Friedhof in einer halben Stunde. Er lag am Stadtrand. Um diese Tageszeit war es dort relativ ruhig, aber nicht an diesem Freitagmorgen.
Sergio entdeckte ein paar weitere Werwölfe, die zu ihren jeweiligen Autos gingen. Wie Raul und Dino gehörten diese Männer und Frauen nicht wirklich zu ihm. Sie gehörten zu Michella, seiner Schwester und der ehemaligen Gamma des Rudels. Als sie ihn sahen, grüßten ihn einige, andere nickten kurz mit dem Kopf, wie Raul. Er wusste, dass manche von ihnen ihm immer noch die Schuld an Michellas Tod gaben.
Raul und Dino stiegen aus dem Auto, blieben aber zurück, um mit den anderen zu plaudern. Er hatte Michella immer vorgeworfen, dass sie ein weiches Herz hatte und ihr gesagt, ihre Güte würde einmal ihr Tod sein. Schließlich bewahrheitete sich seine Vorhersage. Sie war gestorben, als sie Rauls Gefährten vor einem Selbstmordattentäter beschützte.
Sergio erinnerte sich noch genau an die Ereignisse am Tag vor ihrem Tod. Sie hatten sich am Telefon heftig gestritten, und Sergio warf ihr vor, einem kleinen, schwachen Wolfsrudel Zuflucht zu gewähren.
Wie so vieles wünschte sich Sergio, er könnte diese Worte zurücknehmen und hätte seine Schwester nach der Explosion nicht in Stücke gerissen wegbringen müssen. Die Trauerfeier fand mit geschlossenem Sarg statt, da es keinen vollständigen Körper für die Beerdigung gab.
Sie ließen ihre sterblichen Überreste einäschern. Alessio wollte sie nicht begraben lassen und bot an, ihre Urne mit in seine Wohnung zu nehmen, doch Sergio wusste, dass dieser Ort einen emotionalen Wert für sie hatte.
Alessio und er hatten Michella praktisch großgezogen, nachdem ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen waren. Sie war wild und ungezähmt aufgewachsen. Dieser Friedhof war eines ihrer Lieblingsverstecke gewesen. Später wurde er zu einem geheimen Ort, an dem sie Liebhaber traf. Als junge Erwachsene verliebte sie sich in einen Menschen mit einer übersinnlichen Gabe und erbte nach dessen Tod seine Fähigkeit der Empathie.
Eine andere Frau hatte sich danach aus der Asche ihres alten Ichs erhoben. Sie nahm ihre Pflichten als Gamma ernst. Rudelmitglieder kamen mit Problemen zu ihr. Sie war zum Herz des Rudels geworden, und alle spürten ihre Abwesenheit, als sie starb.
Er fand seinen Bruder sitzend und mit dem Rücken an ihr Grab gepresst vor. Alessios Lippen bewegten sich, doch Sergio konnte die Worte noch nicht verstehen. Als er ihn näher kommen sah, stand Alessio auf. Es war ihm offenbar peinlich, dass Sergio ihn dabei erwischt hatte, wie er mit ihrer toten Schwester sprach.
„Du bist zu spät“, war alles, was Alessio sagte.
„Ich weiß. Bin mit dem falschen Fuß aufgestanden.“
„Schon wieder Streit mit Ron?“
Sein Bruder konnte ihn immer wie ein Buch lesen, nicht so wie Michella, aber gut genug.
„Das geht dich einen Scheißdreck an“, antwortete Sergio. Nachdem Ron im Haus so kalt zu ihm gewesen war, hatte er nichts dagegen, sich mit seinem Bruder zu streiten.
„Als dein Beta ist es meine Aufgabe, herauszufinden, ob du für die Führung geeignet bist, Sergio.“
Sergio knurrte und fletschte die Zähne. Mit wenigen Schritten überbrückte er die Distanz zwischen ihnen. Er packte Alessios Hemd mit festem Griff und knurrte seinem Bruder ins Gesicht.
Alessio wirkte unbeeindruckt und hatte nicht den Anstand, Sergio den Respekt zu erweisen, den er verdiente. Statt sich zu entschuldigen, schlug Alessio heftig zu. Sergio grunzte und revanchierte sich. Er holte mit der Faust aus. Sie landeten am Boden, rollten herum und tauschten Schläge aus.
„Geh verdammt nochmal runter von mir“, drohte Sergio.
Alessio hörte nicht auf ihn. Sie kämpften eine ganze Weile miteinander, und Sergio merkte, dass sein Bruder weder Krallen noch Zähne benutzte.