Der Datengräber - Andy S. Falkner - E-Book

Der Datengräber E-Book

Andy S. Falkner

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Beschreibung

Der behinderte Informatiker sammelt Wissen, indem er Daten auswertet. Und das gar nicht selber, sondern seine künstlich-intelligenten Programme und virtuellen Gemeinschaften aus entsozialisierten Freaks. Wie viel Macht er sich dabei aneignen kann und wohin diese Machtfülle führt? Die Gesetze des Chaos bestimmen sein Schicksal.

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Veröffentlichungsjahr: 2016

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Andy S. Falkner

Der Datengräber

Megalomane und Gigantophobe, Band 3

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Titelblatt

Andy S. Falkner

Der Datengräber

Science Fiction Monologue

Megalomane und Gigantophobe, Band 3

Text & Bild © Andreas Solymosi

Umschlaggestaltung: Judith Solymosi, nach einem Gemälde-Motiv von Vera Solymosi-Thurzó

Alle Rechte vorbehalten

Klappentext

Der behinderte Informatiker sammelt Wissen, indem er Daten auswertet. Und das gar nicht selber, sondern seine künstlich-intelligenten Programme und virtuellen Gemeinschaften aus entsozialisierten Freaks. Wie viel Macht er sich dabei aneignen kann und wohin diese Machtfülle führt? Die Gesetze des Chaos bestimmen sein Schicksal.

Der Datengräber

„Nam et ipsa scientia potestas est” – lernte ich noch in der Schule und glaubte daran: „Wissen ist Macht”. Das geflügelte Wort von Francis Bacon nahm ich als meine Lebensphilosophie an.

Mit zwölf Jahren erlitt ich einen schweren Autounfall, in dem ich fast – zusammen mit meinen Eltern – ums Leben gekommen wäre, und von dessen Folgen ich mich nie erholte. Aus meiner Geburtsstadt Tel Aviv waren wir gerade in München angekommen, um eine Rundreise im Land meiner Urgroßeltern zu machen, in dem sie teils ihr Leben, teils ihr Vermögen ließen und mittellos flüchteten. Meine Eltern dachten diese Reise auch als Versöhnung, und als Demonstration hissten wir die deutsche und die israelische Flagge auf unserem Mietwagen. Dies dürfte kaum der Grund dafür gewesen sein, dass der Mercedes mit Tempo 220 in uns raste.

Glück im Unglück war, dass der schuldige Autofahrer nicht nur reich sondern auch herzensgut war; so wurde er von Mitleid und schlechtem Gewissen motiviert, freigiebig für meine gesundheitliche Versorgung und Erziehung zu sorgen; vielleicht spielte auch das deutsche Holocaust-Trauma eine Rolle, dass er mir fast Vater an meines Vaters statt wurde. Durch eine großzügig ausgestattete Stiftung sicherte er, dass ich nie finanzielle Sorgen haben würde. Aber meine Beine konnte ich nie wieder bewegen, auch heute lebe ich im Rollstuhl. Infolge der schweren Kopfverletzung kann ich schlecht reden: Oft werde ich als geistig behindert angesehen. Aber ich denke, gerade das Gegenteil ist geschehen: Seit meiner teilweise Wiederherstellung erscheint mir die Welt viel klarer und schärfer als zuvor. Ich erkläre dies damit, dass mich der Unfall inmitten der steilsten Entwicklungsphase meiner geistigen Fähigkeiten traf. Die Herausforderungen der jahrelangen Genesung und Therapien kräftigten meine Konzentrationsgabe, meine Willensstärke wurde enorm gefordert. Obwohl ich mich sehr schwerfällig ausdrücken kann, wuchs meine Empfangsfähigkeit für Sinneseindrücke nach dem Unfall drastisch. Ich fing an aufzupassen und zu verstehen, ohne nach Außen davon Zeichen zu geben.

Auch vor dem Unfall war ich ein zurückgezogenes, eher hässliches Kind; ich hatte kaum Freunde. Außer meiner dicken Brille, riesigen Nase und dem verpickelten Gesicht trug dazu bei, dass ich mich immer für andere Dinge interessierte als meine Altersgenossen; ich verachtete sie eher, ich hielt mehr von mir selbst. Somit war ich wegen meiner Behinderung gar nicht so sehr traurig, wie man meinen würde – ich war mit meinem Leben immer schon zufrieden. Mit meiner Redegabe gehörte ich nie zu den eloquentesten, wenn auch meine Intelligenz – wie meine frühen Schulergebnisse beweisen – immer schon deutlich über dem Durschnitt lag. So verursachten die Folgen des Unfalls weniger radikale Veränderungen in meinem Leben als bei vielen meiner Schicksalsgenossen. Sowohl zuvor als auch danach kam ich mit mir selbst gut zurecht – andere brauchte ich nicht allzu sehr. Ich beobachtete die Welt um mich herum und verstand sie, hatte aber nicht das tiefe Bedürfnis, meine Beobachtungen anderen mitzuteilen. Sowohl vor dem Unfall wie auch danach.

Zu dieser Zeit wurden die Segnungen der Informationstechnologie Allgemeingut. Selbst in der dritten Welt liefen schon alle mit Mobiltelefonen herum; bei uns lernten die Kleinkinder Farben und Figuren am Computer zu benennen; die Größeren schufteten gleichzeitig an dreien: am tragbaren einen Film gucken, die Hausaufgaben am Desktop und parallel die Spielkonsole. So stand für meine körperliche und geistige Heilung die Elektronik in unbegrenzter Menge zur Verfügung, selbst wenn mit wenig Erfolg. Weil ich wegen meiner Bewegungs- und Ausdrucksprobleme im Gesellschaftsleben meiner Umgebung nur begrenzt teilnehmen konnte, verbrachte und verbrauchte ich das meiste meiner Zeit und Energie im Internet.