Der Fall Hirn - Artur Hermann Landsberger - E-Book

Der Fall Hirn E-Book

Artur Hermann Landsberger

0,0

Beschreibung

Doktor Hirn ist ein echter Lebemann. Seine Lebensmaximen lauten: Nichts ernst nehmen und sich gegen die einzige Gefahr, die Langeweile, schützen! Im Vorfeld einer Reise nach Kopenhagen wird er in seinem Golfclub Zeuge einer gewaltigen Aufschneiderei. Ein Mann erzählt einer Gruppe von Gästen eine völlig absurde Geschichte, die Hirn einfach nicht glauben kann. Bei dem Fremden soll es sich um den Meisterdetektiv Mister Pino handeln, der berichtet, wie er einen Einbruch verhindert, dabei in einer haarsträubenden Fallschirmaktion eine Frau gerettet und schließlich noch die Diebe ins Kittchen überführt hat. Hirn ist fest entschlossen, den Wichtigtuer auffliegen zu lassen und in seine Schranken zu weisen. In einer aberwitzigen Spontanaktion fingiert er einen Einbruch in seiner eigenen Villa, ein so wasserdicht konstruiertes Verbrechen, dass Pino es unmöglich aufdecken kann. Doch schon werden erste Wetten abgeschlossen, dass der Meister einfach jeden Fall zu lösen imstande ist. Hirn wettet natürlich dagegen ...-

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 123

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Artur Hermann Landsberger

Der Fall Hirn

Eine Detektivgeschichte

Saga

Ebook-Kolophon

Artur Hermann Landsberger: Der Fall Hirn. © 1918 Artur Hermann Landsberger. Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2015 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen 2015. All rights reserved.

ISBN: 9788711488461

1. Ebook-Auflage, 2016

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com - a part of Egmont, www.egmont.com.

Max Mack gewidmet

Da Sie, lieber Max Mack, diese Filmangelegenheit verschuldet haben, so sollen Sie auch verantwortlich neben mir zeichnen, indem ich Ihnen dies kleine Buch, das Anspruch auf literarische Wertung nicht erhebt, widme.

Ueberhaupt: literarische Wertung. Aber darüber ein anderes Mal.

Jedenfalls werden Sie sich der Eilbriese und Telegramme erinnern, in denen Sie mich immer wieder um Filmschlager baten. Zeit und Neigung fehlten, Ihre Bitte zu erfüllen. Aber nachgedacht habe ich infolge Ihrer Anregungen doch darüber. Und so entstand diese kleine Geschichte, bei deren Niederschrift ich das Gefühl nicht los wurde, als ständen Sie hinter mir und zeichneten mir mit Ihrem Regiestab all die Szenen, die sich auf den folgenden Seiten abrollen.

IhrDr. Artur Landsberger

Der Teufel steckte in diesem Dr. Hirn. Er war doch nun bald vierzig und hatte, weiss Gott, genug hinter sich. Wenn vielleicht auch nur die Hälfte von alledem wahr war, was man von ihm und was er von sich selbst erzählte, so genügte das noch immer, um das Leben von einem halben Dutzend Abenteuer suchender Menschen auszufüllen.

Dass er aber auch gar nicht zur Ruhe kommen konnte: In Maria Orta besass er doch nun seit zwei Jahren eine Frau, um die alle Welt ihn beneidete. Ihre Carmen war in Berlin so berühmt wie in New York. Aber nicht nur die Direktoren der grossen Opern rissen sich um sie, die Aristokraten vom Schlage Vanderbilt warben mit der gleichen Leidenschaft und mit demselben Misserfolg um die schöne Orta wie die blaublütigen Ritter mit den hundertjährigen Pedigrees.

Orta aber liebte Dr. Hirn und hielt ihm Treue. Was Dr. Hirn trieb? Wovon er lebte? Nun, ich sagte ja schon: der Teufel steckte in ihm. Er betrachtete das Leben als ein Gastspiel, das man um des Himmels willen nicht ernst nehmen durfte. Die Bühne, auf der es spielte, die Welt, war, wenn man genau hinsah, ein Tummelplatz von Millionen Knirpsen, die mit einer Wichtigkeit und mit einem Ernste agierten, als wenn die Welt ihretwegen da sei und nur durch sie bestände. Trotz der Geologie, die nachwies, dass die Welt Millionen von Jahren stand, ehe sie den ersten Menschen trug, trotz der Weisheit ihrer Hirten, die der Menschenherde seit Jahrtausenden predigte, dass das Leben des Menschen einem Hauche gleiche, dass seine Tage ein Schatten seien, der dahingehe, trotz ihrer Weisen, von Plato bis herab zu Nietzsche, die sie lehrten, dass das Leben des grossen Ernstes nicht wert sei, trotzdem sie mit eigenen Augen sahen, dass die Grossen, denen sie nachstrebten, dahinblühten, nichts mit ins Grab nahmen und keine Lücke hinterliessen — trotz alledem behielt ein jeder seinen Ernst und seine Feierlichkeit bei und hielt sich für den Mittelpunkt der Erde. Nur Dr. Hirn dachte anders. Er war sich seiner eigenen Bedeutungslosigkeit genau so bewusst wie der aller anderen Menschen. Mochte es ein gekröntes Haupt oder ein Landstreicher, der letzte Bettler oder ein Gelehrter von Weltruhm sein — im Verhältnis zum Unendlichen verschwand jeder Unterschied, war der Eine genau so ein Nichts wie der Andere.

Für Dr. Hirn gab es nur zwei Maximen, nach denen er lebte: nichts ernst zu nehmen und sich gegen die einzige Gefahr, die Langeweile, zu schützen. Ein grosses Vermögen und die Fähigkeit, allen menschlichen Dingen, selbst den ernstesten, noch eine heitere Seite abzugewinnen, ermöglichte ihm, treu diesen Maximen zu leben. Und da auch Orta das Leben von der heiteren Seite nahm, so konnte man begreifen, wenn Dr. Hirn jedem, der es hören wollte, erklärte: wenn ich die Wahl hätte, zu sein, wer ich wollte, ich möchte niemand anders sein als Dr. Hirn.

Mehr als die Menschen liebte Hirn die Tiere. Sein Garten, in dessen Mitte eine landhausartige Villa stand, glich einem Tierpark. Seine Leidenschaft war nicht die Jagd. Er liebte es, die Tiere lebend zu fangen, ihnen in seinem weitangelegten Park ein Dasein zu schaffen, das möglichst wenig einer Gefangenschaft glich und möglichst weit den Gewohnheiten Rechnung trug, unter denen sie in der Freiheit lebten. Er erforschte ihr Gefühlsleben, ihren Charakter, ihre Eigenart, und seine Liebe zu den Menschen erfuhr durch diese lehrreichen Studien keine Vertiefung. Er schloss sich immer mehr von ihnen ab und verlor daher auch bei ihnen an Geltung. Sie lachten über ihn und nannten ihn einen Sonderling. Dabei war die Wichtigkeit, die sie sich und allem, was um sie herum vorging, beimassen, die Ueberhebung, mit der sie das Uebersinnliche leugneten und alles, was ihrer Vernunft nicht einging, unvernünftig schalten — kurz: ihre fixe Idee vom Menschen, als der Krone der Schöpfung, dem Zweck der Welt — die Ursache, aus der Hirn mit der gleichgesinnten Orta seinen Tierpark den Salons der grossen Welt vorzog, in denen Unnatur herrschte und jeder wirken und mehr scheinen wollte, als er war.

Hirn besass einen Seehund, namens Toni, den er auf einer Sandbank in der Nähe Kopenhagens gefangen hatte. Toni war ein Prachtkerl, gut, treu und gelehrig. Sobald Hirn in seinem Käfig erschien, paddelte er aus seinem Bassin, kroch zu ihm, legte den schweren runden Kopf auf seinen Schoss und sah ihn mit guten Augen an. Er hatte, als man ihn vor zwei Jahren auf der Sandbank fing und in einen Sack sperrte, wohl ein anderes Schicksal erwartet. Das geruhige Leben, das er in Hirns Park führte, die gute und reichliche Verpflegung, für die er selbst nicht zu sorgen brauchte, die gute Behandlung, die man ihm zuteil werden liess, die Spiele, die man mit ihm trieb, das alles hatte aus dem misstrauischen Menschenfeinde einen heiteren und dankbaren Gesellen gemacht. Wer Toni beobachtete, wusste, dass er mit seinem Lose durchaus zufrieden war.

Aber seit einiger Zeit hatte sein Blick etwas Schwermütiges, sein Appetit liess nach, beim Spiel war er nicht mehr mit der gleichen Liebe bei der Sache wie früher, kurz, alles deutete darauf hin, dass eine Wandlung in ihm vorgegangen war. Hirn konsultierte den Arzt. Der untersuchte und verschrieb. Aber Tonis Depression verschlimmerte sich. Hirn kam dem Uebel auf die Spur. Er nahm eine ausgestopfte Seehün din und stellte sie in einiger Entfernung von Tonis Käfig auf. Die Wirkung war überraschend. Tonis trübe Züge verklärten sich, er wich nicht mehr vom Gitter, patschte daran empor, stiess winselnde Laute aus — kurz: Hirn wusste, woran er war. Er ging zu Toni in den Käfig, klatschte ihn auf den Rücken und versprach ihm eine Gefährtin, an die noch keines Menschen Hand gerührt hatte.

Tonis dankbarer Blick sagte, dass er ihn verstanden hatte.

Hirn rüstete sich am gleichen Tage zu einer Reise nach Kopenhagen.

Frau Orta war von der Aussicht, tagelang ohne ihren Mann zu sein, wenig erbaut. Er forderte sie auf, ihn zu begleiten. Sie setzte sich mit ihrem Direktor in Verbindung. Der drohte mit Konventionalstrafe. Hirn erklärte sich bereit, sie zu zahlen. Der Direktor fuhr schärferes Geschütz auf. Er brüllte durch den Apparat: „Falls Sie reisen, begehen Sie einen Kontraktbruch und jedes Theater ist Ihnen fünf Jahre lang verschlossen.“ Orta tobte. Sie trampelte mit den hübschen Füsschen auf dem Boden, dass die Dienerschaft, die ein Stockwerk tiefer beim Mittagessen sass, erschrocken auffuhr. Sie zerrte ihr feines Spitzentuch zwischen den Zähnen und riss es in Fetzen. „Pfeif’ auf die dumme Kunst!“ riet ihr Hirn — „und sei fünf Jahre lang ein freier Mensch.“ — „Und nach fünf Jahren“, erwiderte Orta, „bin ich alt und hässlich und kein Direktor will mehr etwas von mir wissen. Nein, es geht nicht! Also sei gut, Hirn,“ bettelte sie zärtlich, „und gib die Reise auf. Verschieb sie!“ — „Bis du alt und hässlich bist? Nein! Toni kann unmöglich so lange warten. Ich habe es ihm versprochen und muss mein Wort halten.“ — „So steht der Seehund dir also näher als ich?“ — „Wie kannst du nur so etwas sagen?“ — „Nun, der Seehund braucht ein Weibchen. Gut, ich sehe das ein. Aber ich verlange auch von dir, dass du einsiehst, dass ich dich brauche.“ — Hirn redete ihr zu. Acht Tage vergingen schnell. Ehe sie ihre neue Rolle zu Ende studiert habe, sei er zurück. — Aber Orta wollte nichts davon hören. Es gab eine kleine Szene, aus der Toni als Sieger hervorging. Peter, Hirns treu ergebener Kammerdiener, der seit zwanzig Jahren bei ihm und auf den gleichen Ton gestimmt war wie sein Herr, packte die Koffer, Orta schickte sich in das Unvermeidliche, versöhnte sich mit Hirn, nahm Abschied und winkte, als er mit Peter, der ihn auf jeder Reise begleitete, in seinem Auto davonfuhr, vom Fenster aus zu.

Hirn hatte reichlich Zeit bis zum Abgang des Zuges. Er fuhr beim Golfklub, dessen Mitglied er war, vorbei. Nicht um sich von seinen Freunden zu verabschieden, aus denen er sich nicht viel machte, vielmehr aus dem sehr materiellen Grunde, einige Flaschen des ausgezeichneten Skotch Whisky, die es nirgends in der Vorzüglichkeit gab wie hier, mit auf die beschwerliche Reise zu nehmen. Peter wartete in dem mit Koffern beladenen Auto vor dem Klubgebäude.

Hirn liess den Kellermeister in die Halle rufen. Während der die Flaschen holte, sah Hirn durch die Glasscheiben in den kleinen, im Parterre gelegenen Vortragsraum.

Klubmitglieder im Frack sassen im Kreise um einen Herrn mit scharfgeschnittenem Gesicht und arroganten Zügen. Hirn kannte den Herrn nicht. Der redete mit lebhaften Gesten auf die Herren ein, die ganz im Banne seiner Erzählung standen.

„Wer ist der Herr?“ fragte Hirn einen Klubdiener.

„Herr Doktor kennen ihn nicht?“ erwiderte der erstaunt.

„Schlaukopf! würd’ ich sonst fragen?“

„Das ist doch Mister Pino!“ — Und da Dr.

Hirns Gesicht nicht schlauer wurde, so fügte er hinzu: „Der Meisterdetektiv.“

„Was Sie nicht sagen.“

„Er hat vor kurzem den dreihundertsten Verbrecher zur Strecke gebracht.“

„Auch ein Jubiläum,“ dachte Hirn und öffnete behutsam die Glastür — so weit, dass er, ohne gesehen zu werden, hören konnte, was dieser Meisterdetektiv erzählte. Das Auditorium war fasziniert. Der Kreis um Pino, den Erzähler, wurde immer enger; immer dichter rückten sie ihre Sessel an ihn heran. Sie hingen mit ihren Blicken an seinem Munde und schienen alles zu vergessen, was um sie herum vorging. Einem Herrn fiel das volle Whiskyglas aus der Hand. Er merkte es so wenig wie sein Nachbar, dem der kalte Inhalt über die Smoking hose lief. In die Hand, die er, als wenn sie das Glas noch umschlösse, offenhielt, schob Pino, der Meisterdetektiv, ohne seine Rede zu unterbrechen, sein eignes Whiskyglas. Einem Herrn fiel die brennende Zigarre aus dem Munde, Pino zertrat sie geschickt, zog, immer erzählend, eine Havanna aus der Tasche, rauchte sie an und steckte sie dem Herrn, dessen Mund noch immer offen stand, zwischen die Zähne. Und als Pino auf die Rolle zu sprechen kam, die sein Revolver bei der Verfolgung der Verbrecher spielte, und, beschwingt durch die atemlose Spannung und das Mitgehen seiner Hörer, zur Belebung der Szene die Füllfeder statt des Revolvers aus der Tasche zog, sprangen einige Herren entsetzt auf und verkrochen sich unter den schweren Klubsesseln. Hirn fasste sich mehrmals an die Stirn und fragte sich: Ist das denn möglich? Ist das Wirklichkeit, was ich da sehe und höre?

Die Geschichte, die Pino erzählte, schien ihm ebenso unwahrscheinlich, wie ihm die Leichtgläubigkeit und die Verblüffung der Klubmitglieder unverständlich war.

Pino erzählte:

„Ich gehe nachts durch eine einsame Strasse und sehe aus dem Fenster eines Hauses im vierten Stock einen Strick heraushängen. Kurzentschlossen klettere ich hinauf und sehe, oben angekommen, in einem halberleuchteten Zimmer ein paar Strolche, die Schränke ausräumen, während auf einem Stuhl gefesselt und gebunden eine Frau stöhnt. Ich lasse mich behutsam bis zum Fenster des dritten Stockes hinunter, binde mich an dem herunterhängenden Ende des Strickes fest, klettere wieder zum vierten Stock hinauf und steige so, angebunden, ins Zimmer. Die Strolche stürzen sich auf mich. Wir kämpfen. Während des Ringens verwickle ich absichtlich den Strick in den Stuhl, auf dem das gefesselte Opfer sitzt, der Stuhl fliegt um. Ich lasse mich zum Fenster drängen. Meine Berechnung stimmt. Während die Strolche mich hinausstürzen, folgt der Stuhl mit dem Opfer mit. Wir bleiben nebeneinander vor dem Fenster des dritten Stocks hängen. Ich schlage die Scheiben ein und komme auf den Sims des Fensters zu stehen. Im selben Augenblick sehen die Strolche oben aus dem Fenster und versuchen, den Strick, an dem ich und das Opfer noch hängen, nach oben zu ziehen. Es gelingt mir, den Stuhl zu fassen, den ich auf den Sims hinüberziehe; dann schneide ich den Strick durch. Die Strolche oben, die an dem Strick ziehen, schlagen lang hin. Ich steige ins Zimmer, stelle den Stuhl mit dem Opfer hinein und binde die Aermste, die ohnmächtig ist, los. Während ich mich um sie mühe, lassen sich die Strolche vor dem Fenster an einem Strick herunter. Ich wecke schnell Leute, die nebenan schlafen, orientiere sie und stürze ans Fenster. Ich will mich zur Verfolgung der Strolche eben an dem Strick herablassen, als er mit einem Ruck nach unten gezogen wird. Ich hing zum Glück noch mit einem Arm am Fenstersims. Ich sehe wie die Strolche ihre Beutesäcke, die sie teils mit hinuntergeschleppt, teils hinuntergeworfen hatten, in ein Auto verstauen, das ein paar Schritte vom Haus entfernt hält. Ich ziehe meinen Fallschirm, den ich immer bei mir trage, aus der Tasche, und lasse mich so, dass ich gerade auf das Dach des vorbeirasenden Autos zu stehen komme, herabstürzen. Ich plombiere unbemerkt die beiden Türen des Autos, klettere auf den Fahrsitz, zwinge durch Vorhalten des Revolvers den Chauffeur zum Abspringen und lenke den Wagen zum Gefängnis. Im Gefängnishof, dessen Tore sich hinter uns schliessen, werden die Türen des Autos entplombiert und die Herren Strolche, die keine Ahnung haben, wo sie sich befinden, gebeten, auszusteigen. Polizisten nehmen sie und die Beute in Empfang. Der Gefängnisdirektor schüttelt mir dankbar die Hand, ich ziehe den Hut, sage: ‚Nicht der Mühe wert!‘ und entferne mich.“ —

Hirn hatte Mühe, ruhig zu bleiben. Dieser Aufschneider! dachte er. Dieser Blagueur! Ich hätte nicht übel Lust, ihm den Star zu stechen. Und dieser anfangs nur so dahingedachte Wunsch verstärkte und vertiefte sich mit jedem Satz, den Pino weitersprach, bis er schliesslich wie eine Notwendigkeit, die sich erfüllen musste, von ihm Besitz ergriff, sich in ihm festsetzte, ihn nicht mehr los liess.

Er riss die Uhr hervor. Beinahe noch eine Stunde war es bis zum Abgang seines Zuges. Da liess sich viel machen. Er schloss behutsam die Tür, benützte einen ihm bekannten Nebenausgang des Klubs, sprang in das erste leere Auto und liess sich in die unmittelbare Nähe seiner Villa fahren. Da stieg er aus.