Der Hauch des Bösen - J.D. Robb - E-Book

Der Hauch des Bösen E-Book

J.D. Robb

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Beschreibung

Unsterblichkeit heißt Sterben ... für immer!

„Sie war die erste und ihr Licht war rein!“ Zusammen mit dieser Botschaft werden einer Journalistin eine Reihe professioneller Modelfotos zugespielt. Nur – das Model ist tot und liegt in der schwülheißen Sommerhitze New Yorks in einem Recycling-Container. Eve Dallas ermittelt gegen einen Killer, der nichts dem Zufall hinterlässt, denn sein Werk muss vollendet werden. Er hat eine Mission: Die Unschuld, Jugend und Lebendigkeit ihrer Jugend einzufangen – mit einem einzigen Schuss …

Ein Serienkiller, der seinen Opfern die ewige Jugend verspricht!

Hochdosierte Spannung von Nora Roberts alias J.D. Robb: Der 16. Fall um Lieutenant Eve Dallas.

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Seitenzahl: 692

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Inhaltsverzeichnis
 
Buch
Autorin
Liste lieferbarer Titel
Inschrift
Prolog
 
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
 
Epilog
Copyright
Buch
Autorin
J. D. Robb ist das Pseudonym der international höchst erfolgreichen Autorin Nora Roberts. Durch einen Blizzard entdeckte Nora Roberts ihre Leidenschaft fürs Schreiben: Tagelang fesselte 1979 ein eisiger Schneesturm sie in ihrer Heimat Maryland ans Haus. Um sich zu beschäftigen, schrieb sie ihren ersten Roman. Zum Glück – denn inzwischen zählt Nora Roberts zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt. Unter dem Namen J.D. Robb veröffentlicht sie seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane. Auch in Deutschland sind ihre Bücher von den Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken.
 
Weitere Informationen finden Sie unter: www.blanvalet.de und www.jdrobb.com
ListelieferbarerTitel
Rendezvous mit einem Mörder (1; 35450) · Tödliche Küsse (2; 35451) · Eine mörderische Hochzeit (3; 35452) · Bis in den Tod (4; 35632) · Der Kuss des Killers (5; 35633) · Mord ist ihre Leidenschaft (6; 35634) · Liebesnacht mit einem Mörder (7; 36026) · Der Tod ist mein (8; 36027) · Ein feuriger Verehrer (9; 36028) · Spiel mit dem Mörder (10; 36321) · Sündige Rache (11; 36332) · Symphonie des Todes (12; 36333) · Das Lächeln des Killers (13; 36334) Einladung zum Mord (14; 36595) · Tödliche Unschuld (15; 36599) Der Hauch des Bösen (16; 36693)
 
Mörderspiele. Drei Fälle für Eve Dallas (36753)
 
Nora Roberts ist J. D. Robb Ein gefährliches Geschenk (36384)
The light of the body is in the eye. Das Auge ist das Licht des Leibes.
Neues Testament
 
A mother is a mother still,The holiest thing alive. Eine Mutter ist immer eine Mutter, das Heiligste, was es auf Erden gibt.
Samuel Coleridge
Prolog
Wir beginnen bereits mit unserem ersten Atemzug zu sterben. Der Tod wohnt uns von Geburt an inne und rückt mit jedem Herzschlag tickend ein Stück näher. Er ist das Ende, dem kein Mensch entkommen kann. Trotzdem klammern wir uns an das Leben, und trotz oder vielleicht wegen seiner Flüchtigkeit beten wir es an.
Gleichzeitig aber denken wir ständig an den Tod. Wir errichten Denkmäler für ihn, erweisen ihm unsere Ehrfurcht mit unseren Ritualen. Wie wird unser Tod werden, fragen wir uns ein ums andere Mal. Wird er schnell und plötzlich oder langsam und qualvoll sein? Werden wir Schmerzen haben? Wird er uns nach einem langen, erfüllten Leben holen oder reißt er uns - gewaltsam, unerklärlich - aus der Blüte unserer Jahre heraus?
Wann wird unsere Zeit gekommen sein? Der Tod ereilt uns stets und allerorts.
Wir erschaffen ein Leben nach dem Tod, weil wir es nicht ertragen, die Tage zu durchschreiten, während uns das Gespenst eines möglichen Endes jagt. Wir erschaffen Götter, die uns lenken und die an goldenen Toren auf uns warten, um uns in ein Land zu führen, in dem auf ewig Milch und Honig fließen.
Wir sind Kinder, die in den Ketten des Guten mit der ewigen Belohnung liegen und in denen des Bösen, für das uns die ewige Strafe ereilen wird. Weshalb die meisten von uns niemals wirklich leben und niemals wissen werden, was wahre Freiheit ist.
Ich habe das Leben und den Tod studiert.
Es gibt nur ein einziges Ziel. Zu leben. Frei zu leben. Sich beständig weiterzuentwickeln. Und sich mit jedem Atemzug bewusst zu sein, dass man nicht nur ein bloßer Schatten ist. Ihr seid das Licht und müsst dieses Licht nähren, aus jeder Quelle, die euch zur Verfügung steht. Dann steht am Ende nicht der Tod. Dann werden wir am Ende selbst das Licht.
Sie werden sagen, ich wäre verrückt, doch das, was ich gefunden habe, sind geistige Gesundheit, Wahrheit und Erlösung. Wenn meine Entwicklung abgeschlossen ist, wird, was ich bin, was ich tue, was ich habe, unbeschreiblich sein.
1
Viel besser konnte das Leben nicht mehr werden. Eve trank ihre erste Tasse Kaffee aus und riss eine Bluse aus dem Schrank. Sie wählte etwas Dünnes, Ärmelloses aus, denn der Sommer des Jahres 2059 drohte New York allmählich zu ersticken und hielt die gesamte Ostküste des Landes in einem festen, verschwitzten Griff.
Aber, he, lieber diese Affenhitze als irgendeine Form von Kälte, dachte sie.
Nichts würde ihr diesen Tag verderben. Nichts.
Sie zog die Bluse an, warf, um ganz sicher zu sein, dass sie allein im Zimmer war, einen schnellen Blick zur Tür, tänzelte mit vergnügt schwingenden Hüften zum AutoChef und füllte dort grinsend ihre Tasse wieder auf. Ein Blick auf ihre Uhr verriet, dass die Zeit reichen würde, noch etwas zu essen, und so gab sie die Bestellung für ein paar frische Blaubeerpfannkuchen auf.
Dann kehrte sie zurück zum Schrank und suchte ihre Stiefel. Sie war eine große, schlanke Frau, die momentan eine kurze Khakihose und ein blaues Tanktop trug. Die blonden Strähnen, die die gleißend helle Sonne in ihr kurz geschnittenes, braunes Haar gewoben hatte, passten gut zu ihrem etwas kantigen Gesicht mit den großen braunen Augen und dem vollen Mund. In der Mitte ihres Kinns hatte sie ein kleines Grübchen, über das ihr Gatte Roarke gern mit einer Fingerspitze fuhr.
Trotz der Hitze, die ihr beim Verlassen des großen, herrlich kühlen Schlafzimmers vor dem großen, herrlich kühlen Haus entgegenschlagen würde, zog sie eine dünne Jacke aus dem Schrank und warf sie über das Waffenhalfter, das über der Rückenlehne des Sofas in der Sitzecke hing.
Ihre Dienstmarke steckte bereits in ihrer Tasche.
Lieutenant Eve Dallas holte sich die Pfannkuchen und den Kaffee, warf sich gemütlich auf die Couch und bereitete sich vor Beginn des Arbeitstages bei der Mordkommission auf den Genuss eines luxuriösen Frühstücks vor.
Mit dem Katzen eigenen siebten Sinn für Futter tauchte mit einem Mal der fette Galahad aus dem Nichts neben ihr auf dem Sofa auf und starrte mit seinen zweifarbigen Augen begierig ihren Teller an.
»Das Essen gehört mir.« Sie spießte ein Stück Pfannkuchen mit ihrer Gabel auf und fixierte den Kater. »Selbst wenn du bei Roarke leichtes Spiel hast, Freundchen, bei mir geht gar nichts. Wahrscheinlich hast du sowieso schon gefuttert«, fügte sie hinzu, legte ihre Füße auf den Tisch und kaute genüsslich. »Ich wette, du warst gleich bei Sonnenaufgang in der Küche und hast dort Summerset umgarnt.«
Sie neigte ihren Kopf und lachte den Kater an. »Tja, das wird für dich drei wunderbare, phänomenale, phantastische Wochen das letzte Mal gewesen sein. Und weißt du auch, warum? Weißt du, warum?«
Vor Freude überwältigt gab sie nach und hielt dem Tier ein Stück des Eierkuchens hin. »Weil der klapperige, knochenarschige Hurensohn heute in Urlaub fährt! Weit, weit weg von hier.« Fast hätte sie angefangen vor lauter Glück zu singen, weil der Butler ihres Mannes, ihr Intimfeind, weder heute Abend noch an einem anderen Abend in den nächsten Wochen hier sein würde, um ihr den letzten Nerv zu rauben.
»Vor mir liegen einundzwanzig Summerset-freie Tage, und ich weiß vor lauter Freude kaum, wohin.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob der Kater deine Freude teilt«, erklärte Roarke, der im Türrahmen lehnte und sie amüsiert beobachtete.
»Natürlich tut er das.« Bevor Galahad ihr den Pfannkuchen klauen konnte, schob sie sich die nächste volle Gabel in den Mund. »Er spielt nur den Coolen, ich seh’s ihm an. Aber ich dachte, du hättest heute Morgen irgendeine interstellare Konferenz.«
»Die ist bereits beendet.«
Er kam hereingeschlendert, und Eve steigerte ihr Glücksgefühl, indem sie ihn betrachtete. Die Geschmeidigkeit und Eleganz, mit der er sich bewegte, wirkten geradezu gefährlich maskulin.
Er hätte selbst dem ansonsten gelenkigen Kater noch eine Lektion erteilen können, dachte sie. Es gab sicher keine Frau auf Erden, die nicht begeistert wäre, wenn sie beim Frühstück in ein derart attraktives Gesicht sehen würde.
Es war ein regelrechtes Meisterwerk, das vom lieben Gott an einem seiner besten Tage gemeißelt worden war. Schmal, mit scharfkantigen Wangenknochen, keltisch blauen Augen und einem festen, vollen Mund, dessen bloßer Anblick in ihrem Mund das Wasser zusammenlaufen ließ. Umrahmt wurde all dies von dichtem, schwarz glänzendem Haar.
Auch der Rest von ihm war alles andere als übel, überlegte sie. Groß, langgliedrig – und sehr ausdauernd.
»Komm her, mein Hübscher.« Sie erwischte ihn an seinem Hemd, zog ihn zu sich heran, grub ihm wollüstig die Zähne in die Unterlippe, fuhr kurz mit ihrer Zunge über seine Zähne und lehnte sich dann wieder zurück. »Du schmeckst noch viel besser als die leckersten Pfannkuchen der Welt.«
»Du bist heute Morgen aber außergewöhnlich gut gelaunt.«
»Allerdings. Und so wird es bleiben. Ich werde nichts als Freude und Gelächter unter die Menschheit bringen an diesem wunderbaren Tag.«
»Was für eine nette Abwechslung.« Eine gewisse Belustigung verstärkte seinen melodiösen irischen Akzent. »Vielleicht fängst du ja damit an, dass du mit mir runterkommst und Summerset noch eine gute Reise wünschst.«
Sie zog eine Grimasse. »Vielleicht verdirbt mir das den Appetit.« Probeweise schob sie sich die nächste volle Gabel in den Mund. »Nein, nein, tut es nicht. Also werde ich es sicher schaffen. Ich werde es ganz sicher schaffen, mit dir runterzugehen und ihm noch kurz zu winken.«
Er zog die Brauen in die Höhe und zupfte leicht an einer Strähne ihres Haars. »Aber sei dabei bitte möglichst nett.«
»Ich werde erst mit einem Freudentanz beginnen, wenn er es nicht mehr sieht. Drei Wochen.« Mit einem wohligen Schauder stand sie auf und verärgerte den Kater, indem sie ihren Teller so hoch stellte, dass er für ihn nicht mehr zu erreichen war. »Drei wunderbare Wochen lang werde ich weder seine quietschende Stimme hören noch seine hässliche Visage sehen.«
»Ich bin der festen Überzeugung, dass er wahrscheinlich andersrum ähnlich denkt.« Seufzend wandte sich Roarke zum Gehen. »Genau, wie ich mir sicher bin, dass euch beiden euer ständiges Geplänkel spätestens in drei Tagen fehlen wird.«
»Das wird es garantiert nicht.« Eilig legte sie ihr Waffenhalfter an. »Heute Abend werde ich zur Feier seiner Abreise im Wohnzimmer herumlungern und eine ganze Familienpizza essen. Und zwar splitternackt.«
Abermals zog Roarke die Brauen hoch. »Das wird sicher schön.«
»Aber bring dir eine eigene Pizza mit.« Sie zog sich ihre Jacke an. »Ich muss ihm jetzt schon winken. Ich muss nämlich aufs Revier.«
»Erst solltest du eventuell kurz üben.« Er umfasste ihre Schultern und drehte sie zu sich herum. »Also: Gute Reise. Ich wünsche Ihnen einen schönen Urlaub.«
»Du hast nicht gesagt, dass ich mit ihm reden muss.« Als Roarke sie schweigend musterte, atmete sie schnaubend aus. »Schon gut, schon gut, das ist es sicher wert. Gute Reise.« Sie verzog den Mund zu einem Lächeln. »Schönen Urlaub. Arschloch. Das mit dem Arschloch werde ich mir sparen. Aber jetzt musste es raus.«
»Verstehe.« Er ließ seine Hände über ihre Arme gleiten, und als sie sich zum Gehen wandten, schoss Galahad wie ein geölter Blitz vor ihnen durch die Tür. »Er freut sich sehr auf den Urlaub. In den letzten Jahren hat er kaum jemals freigemacht.«
»Schließlich hätte er mich dann nicht überwachen können. Aber das ist okay, das ist kein Problem«, stellte sie fröhlich fest. »Denn jetzt fährt er endlich, und das ist das Einzige, was zählt.«
Plötzlich hörte sie den Kater kreischen, einen leisen Fluch und dann lautes Gepolter. Sie rannte sofort los.
Roarke jedoch gelangte noch vor ihr an die Treppe und stürmte zu Summerset, der am Fuß der Treppe in einem Wust frisch gewaschener Bettwäsche lag.
Ein Blick auf das Chaos reichte, und Eve entfuhr ein »Oh, verdammt«.
»Bewegen Sie sich nicht. Versuchen Sie nicht, sich zu bewegen«, murmelte Roarke beruhigend, der bereits neben dem Butler auf die Knie gesunken war.
Eve beugte sich nun ebenfalls über ihren Feind. Summersets stets kreidiges Gesicht war noch bleicher als gewöhnlich, und dicke Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Seine Augen zeigten, dass er unter Schock stand und unter großen Schmerzen litt.
»Mein Bein«, brachte er mit dünner Stimme hervor. »Ich fürchte, es ist gebrochen.«
Das war nicht zu übersehen, denn der Unterschenkel war in einem unglücklichen Winkel abgespreizt. »Hol eine Decke«, bat sie Roarke, während sie bereits ihr Handy aus der Tasche zog. »Er steht unter Schock. Ich rufe einen Krankenwagen.«
»Sorg dafür, dass er sich nicht bewegt.« Roarke deckte Summerset mit einem der verstreuten Laken zu und rannte zurück in die obere Etage. »Möglich, dass er noch andere Verletzungen hat.«
»Es ist nur mein Bein. Und meine Schulter.« Er schloss gequält die Augen. »Ich bin über den verdammten Kater gestolpert.« Er biss die Zähne aufeinander, schlug die Augen wieder auf und gab sich, obwohl ihm derart kalt war, dass er anfing zu zittern, die größte Mühe, Eve mit einem gehässigen Grinsen anzusehen. »Ich nehme an, Sie finden es bedauerlich, dass ich mir nicht den Hals gebrochen habe.«
»Der Gedanke zuckte mir durch den Kopf.« Er war noch völlig klar, dachte sie erleichtert. Er war noch bei Bewusstsein, auch wenn sein Blick ein wenig glasig war. Als Roarke mit einer Decke kam, wandte sie den Kopf. »Die Ambulanz ist unterwegs. Er ist völlig klar und ekelhaft wie üblich. Ich glaube nicht, dass er eine Kopfverletzung hat. Müsste wahrscheinlich mehr passieren als ein kleiner Treppensturz, um diesen Sturschädel zu erschüttern. Er ist über Galahad gestolpert.«
Stumm ergriff Roarke Summersets Hand und hielt sie fest umklammert. So schlecht Eve selbst sich mit diesem dürren Halbaffen verstand, war ihr durchaus bewusst, dass er für Roarke so etwas wie ein Vater war.
»Ich mache schon mal das Tor für den Krankenwagen auf.«
Sie trat vor das Sicherheitspaneel, um das Tor zu öffnen, durch das das Haus mitsamt den ausgedehnten Gärten, die von ihrem Gatten selbst erschaffene Welt, mit der Stadt verbunden war. Galahad war nirgendwo zu sehen. Der würde erst wieder auftauchen, wenn sich die Aufregungen gelegt hätten.
Womöglich hatte der verdammte Kater das absichtlich gemacht, um ihr die heiß ersehnten drei Wochen zu verderben, weil sie mit den Pfannkuchen nicht großzügig genug gewesen war.
Damit sie die Sirenen hörten, öffnete sie schon einmal die Haustür und wäre ob der Hitze, die ihr dort entgegenschlug, beinahe rückwärts gegen die Wand des Flurs geprallt. Es war noch nicht mal acht und schon heiß genug, dass einem das Hirn kocht, dachte sie. Der Himmel hatte die Farbe saurer Milch, die Luft die Konsistenz des Sirups, den sie so fröhlich konsumiert hatte, als ihr Herz noch voller Freude und ihr Schritt noch leicht gewesen war.
Schöne Reise, dachte sie. Verdammter Hurensohn.
Gerade als sie die Sirenen hörte, klingelte ihr Handy. »Sie kommen«, rief sie Roarke über die Schulter zu, trat einen Schritt zur Seite und nahm den Anruf an.
»Dallas. Scheiße, Nadine«, sagte sie, als das Gesicht der Starreporterin von Channel 75 auf dem kleinen Monitor erschien. »Dies ist ein schlechter Zeitpunkt.«
»Ich habe einen Tipp für Sie. Einen wichtigen Tipp. Treffen Sie mich an der Ecke Delancey/Avenue D. Ich mache mich jetzt auf den Weg dorthin.«
»Halt, warten Sie. Ich fahre doch jetzt nicht in die Lower East Side, nur weil Sie -«
»Ich glaube, dass es eine Tote gibt.« Sie trat etwas zur Seite, damit Eve die auf ihrem Schreibtisch verstreuten Fotos sah. »Ich glaube, sie ist tot.«
Auf den Bildern sah man eine junge, brünette Frau in verschiedenen Posen, einige natürlich, andere, wie es aussah, einstudiert.
»Warum denken Sie, dass sie tot ist?«
»Das werde ich Ihnen sagen, wenn wir uns gleich treffen. Wir vergeuden unnötige Zeit.«
Während Eve noch stirnrunzelnd auf ihr Handy blickte, winkte sie die Sanitäter an sich vorbei ins Haus. »Ich werde einen Streifenwagen schicken.«
»Ich habe Sie nicht angerufen, damit irgendein uniformierter Beamter mich daran hindert, der Story weiter nachzugehen. Wie es aussieht, ist sie nämlich wirklich heiß. Entweder wir treffen uns, oder ich gehe der Sache alleine nach. Und dann werde ich mit allem, was ich habe, und allem, was ich finde, sofort auf Sendung gehen.«
»Verdammt, was ist aus diesem Tag geworden? Also gut. Warten Sie dort an der Ecke und holen sich einen Bagel oder so. Tun Sie nichts, solange ich nicht da bin. Erst muss ich hier noch kurz etwas erledigen.« Sie blickte zu dem Sanitäter, der sich um den Butler kümmerte. »Aber ich mache mich so schnell wie möglich auf den Weg.«
Damit brach sie die Übertragung ab, stopfte das Handy in die Tasche, ging zu Roarke und tätschelte ihm, während er dem Sanitäter zusah, hilflos den linken Arm. »Es gibt eine Sache, die ich überprüfen muss.«
»Ich kann mich nicht daran erinnern, wie alt er genau ist. Ich kann mich nicht erinnern.«
»He.« Jetzt drückte sie seinen Arm. »Er ist viel zu gehässig, um nicht bald wieder auf den Beinen zu sein. Hör zu, wenn ich noch bleiben soll, kann auch jemand anderes diese Sache, die ich tun muss, übernehmen.«
»Nein, schon gut.« Er schüttelte sich leicht. »Wie konnte er nur über den gottverdammten Kater fallen? Er hätte sich umbringen können bei dem Sturz.« Er wandte sich ihr zu und presste seine Lippen sanft auf ihre Stirn. »Das Leben ist doch immer wieder voller hässlicher Überraschungen. Pass auf dich auf, Lieutenant, es ist mir nämlich lieber, wenn es bei dieser einen Überraschung bleibt.«
 
Der Verkehr war fürchterlich, passte aber bestens zu ihrer ruinierten Stimmung. Hinter einem Maxibus mit einer Panne stauten sich die Wagen auf der Lexington Avenue von der 75. Straße so weit in Richtung Süden, wie das menschliche Auge sah. Von allen Seiten drang erbostes Hupen an Eves Ohr, und über ihrem Kopf schwirrten summend ein paar Hubschrauber der Verkehrswacht, damit es nicht in der Luft zusätzlich zu Verstopfungen durch Schaulustige kam.
Als sie es schließlich leid war, in diesem Pendlermeer zu sitzen, schaltete sie die Sirene ihres Fahrzeugs ein, ging entschlossen in die Vertikale und bog erst nach Osten ab und dann wieder nach Süden, bis sie endlich eine freie Straße fand.
Sie hatte die Zentrale angerufen und darüber informiert, dass sie erst in einer Stunde im Büro sein würde.
Es wäre sinnlos, dort zu melden, dass sie ohne Befugnis und ohne erkennbaren Grund in die Lower East Side fuhr, nur weil sie von einer Journalistin darum gebeten worden war.
Doch sie traute Nadines Instinkt – der Riecher dieser Frau für eine Story war genauso gut wie der von einem Jagdhund, der einem Kaninchen auf der Fährte war. Deshalb hatte sie auch ihre Assistentin angerufen und sie in die Delancey Street bestellt.
Es herrschte reges Treiben in dem Gebiet. Auf Straßenebene gab es jede Menge Cafés, Delikatessen- und Spezialitätenläden, die vor allem von den Bewohnern der Apartments, die über den Geschäften lagen, gern genutzt wurden. Die Bäckerei verkaufte beispielsweise ihre Brötchen an den Betreiber der daneben gelegenen Reparaturwerkstatt. Der wiederum sah nach dem AutoChef der Frau, die den Kleiderladen gegenüber führte, während sie selbst gerade über die Straße lief und etwas bei dem alten Gemüsehändler kaufte.
Es war ein funktionierendes System. Alt und etabliert. Obwohl viele der Häuser noch Narben von den innerstädtischen Revolten trugen, hatte man die Nachbarschaft schnell wieder aufgebaut.
Dies war allerdings keine Gegend, in der man spätabends noch einen Spaziergang unternehmen wollte. Ein paar Blocks südlich oder westlich traf man nämlich die nicht ganz so properen Gemeinschaften der Obdachlosen und der Junkies an. Doch an einem heißen Sommermorgen herrschte in diesem Abschnitt der Delancey Street Hochbetrieb.
Eve hielt hinter einem Lieferwagen, der in zweiter Reihe parkte, und schaltete das Blaulicht ein.
Widerstrebend stieg sie aus dem kühlen Wagen und trat in die heiße Feuchtigkeit des Hochsommers hinaus. Es roch nach Salz, Kaffee und Schweiß. Den durchaus guten Duft der Melonen, die der Obsthändler verkaufte, nahm sie neben dem Geruch von Ei-Ersatz und Zwiebeln, der in einer Wolke dichten, schwarzen Rauchs über einem Schwebekarren aufstieg, nur mit Mühe wahr.
Sie versuchte, möglichst flach zu atmen – Wer zum Teufel aß wohl dieses Zeug? -, als sie wartend an der Ecke stand.
Sie entdeckte weder ihre Assistentin noch Nadine, dafür aber drei Leute, die anscheinend Ladenbesitzer waren und mit einem Müllmann stritten, der vor einem grünen Recyclingcontainer stand.
Ohne ihren Blick von den Männern abzuwenden überlegte sie, ob sie vielleicht Roarke anrufen sollte, um zu fragen, wie es Summerset ging. Vielleicht war ja ein Wunder geschehen, der Sanitäter hatte die Knochen des Butlers kleben können, er war inzwischen auf dem Weg zu seinem Flieger und käme, um sich von dem schrecklichen Erlebnis restlos zu erholen, nicht bereits in drei, sondern erst in vier Wochen wieder zurück.
Oder er würde sich während des Urlaubs unsterblich in eine lizenzierte Gesellschafterin verlieben – Welche Frau ginge schließlich mit einem solchen Kerl ins Bett, ohne dass sie Geld dafür bekam? – und beschließen, dass er bis an sein Lebensende bei ihr in Europa blieb.
Nein, nicht in Europa. Das war nicht weit genug von Amerika entfernt. Sie zögen also besser in die Alphakolonie auf Taurus I und kämen niemals wieder auf den Planeten namens Erde zurück.
Solange sie nicht anrief, könnte sie sich weiter an die Silberfäden dieses wunderbaren Traumes klammern.
Dann aber fielen ihr Summersets vor Schmerzen verzogenes Gesicht und Roarke, wie er seine Hand gehalten hatte, ein, und mit einem abgrundtiefen Seufzer nahm sie ihr Handy in die Hand.
Ehe sie jedoch Roarkes Nummer wählen konnte, versetzte einer der drei Männer dem Müllmann einen Stoß, dieser stupste seinem Gegenüber wütend in die Brust, und bevor er sich’s versah, bekam er einen Schlag verpasst, der ihn unsanft auf den Hintern plumpsen ließ. Eve steckte ihr Handy wieder ein und marschierte, um den Streit zu schlichten, den Bürgersteig hinab.
Sie war noch über einen Meter von dem Recyclingcontainer entfernt, als sie es bereits roch. Sie hatte viel zu oft mit dem Tod zu tun gehabt, als dass ein Irrtum möglich war.
Die Lebenden wälzten sich inzwischen auf dem Boden, und die Leute, die aus den Läden getreten waren oder auf dem Weg zur Arbeit eine kurze Pause machten, um das Schauspiel zu genießen, feuerten sie dabei an.
Eve ersparte sich die Mühe, ihre Dienstmarke zu zücken, packte den Kerl, der oben lag, am Kragen seines Hemdes und stellte dem, der noch am Boden war, einen Stiefel auf die Brust.
»Aufhören.«
Der Ladenbesitzer war ein kleiner, drahtiger Geselle, und als er sich wütend losriss, blieb Eve mit einer Hand voll verschwitztem Hemd zurück. Das Blut in seinen Augen war ein Zeichen seiner Wut, das an seiner Lippe allerdings war echt. »Das hier geht Sie nichts an, Lady, also gehen Sie besser weiter, bevor Ihnen noch was passiert.«
»Lieutenant Lady, wenn ich bitten darf.« Der Typ auf dem Boden blieb reglos liegen. Er war dickbäuchig, erschöpft, und sein linkes Auge schwoll allmählich zu. Da jedoch ihr Verhältnis zu städtischen Bediensteten nicht gerade herzlich war, ließ sie ihren Stiefel auf seiner Brust stehen, als sie ihre Dienstmarke aus ihrer Hosentasche zog.
Als sie sich mit einem eisigen Lächeln an den Ladenbesitzer wandte, blitzten ihre Zähne dabei gefährlich auf. »Wollen wir wetten, wem von uns beiden eher etwas passiert? Und jetzt verschwinden Sie!«
»Eine Polizistin. Gut. Sie sollten diesen Kerl hier hinter Gitter bringen. Ich zahle einen Haufen Steuern.« Der Mann warf die Hände in die Luft und sah sich wie ein Boxer, der zwischen zwei Runden einmal durch den Ring stolziert, Beifall heischend um. »Wir zahlen uns dumm und dämlich, und Schwachköpfe wie der hier machen dafür nichts als Mist.«
»Er hat mich angegriffen. Ich möchte Anzeige erstatten.«
Eve bedachte den Mann unter ihrem Stiefel mit einem abfälligen Blick.
»Halten Sie die Klappe. Name«, wandte sie sich wieder dem Ladenbesitzer zu.
»Remke. Waldo Remke.« Er stemmte die lädierten Fäuste in die schmalen Hüften. »Ich bin derjenige, der Anzeige erstatten will.«
»Ja, ja. Gehört der Ihnen?«, fragte sie und zeigte auf den Delikatessenladen, vor dem sie gerade stand.
»Mir gehört er seit achtzehn Jahren, und vorher hat mein Vater ihn geführt. Wir zahlen einen Haufen Steuern.«
»Das habe ich bereits gehört. Und, ist das hier Ihr Recycler?«
»Wir haben für das Ding zwanzigmal mehr bezahlt, als es uns nützt. Ich, Costello und Mintz.« Während ihm der Schweiß über das Gesicht rann, wies er mit dem Daumen auf die beiden Männer hinter ihm. »Die Hälfte der Zeit ist es kaputt. Riechen Sie das? Verdammt, riechen Sie das? Wer will bei uns was kaufen, wenn es hier derart stinkt? Das ist das dritte Mal in weniger als sechs Wochen, dass das Teil nicht funktioniert. Jedes Mal haben wir angerufen, aber nie ist irgendwas passiert.«
Die Umstehenden brachen in zustimmendes Murmeln aus, und ein Witzbold rief: »Tod den Faschisten!«
Die bisher harmlose Menge könnte sich aufgrund der Hitze, des Gestanks und des Blutes, das bereits vergossen worden war, im Bruchteil einer Sekunde in einen wilden Mob verwandeln, mutmaßte Eve.
»Mr Remke, bitte treten Sie, Mr Costello und Mr Mintz ein paar Schritte zurück. Alle anderen verschwinden jetzt bitte von hier.«
Als das eindeutige schnelle Klopfen von Polizistenschuhen an ihre Ohren drang, sagte sie ohne sich umzudrehen: »Peabody, sorgen Sie dafür, dass die Menge sich zerstreut, bevor jemand ein Seil findet und den Kerl hier lyncht.«
Ein wenig atemlos trat Peabody neben Eve. »Zu Befehl, Ma’am. Bitte gehen Sie«, sagte sie zu den Leuten. »Bitte kümmern Sie sich wieder um Ihre eigenen Angelegenheiten. Hier gibt es nichts mehr zu sehen.«
Obwohl ihre Uniform aufgrund der Hitze nicht mehr ganz frisch aussah, genügte doch ihr Anblick, und die meisten Schaulustigen wandten sich gehorsam ab. Sie rückte ihre Sonnenbrille und ihre Kappe gerade, denn sie waren während ihres Laufs etwas verrutscht.
Schweiß glänzte in ihrem viereckigen Gesicht, aber die Augen hinter den getönten Gläsern ihrer Brille wirkten völlig ruhig. Sie warf einen Blick auf den Recycler und dann wieder auf Eve. »Lieutenant?«
»Ja. Name«, sagte diese und stieß den Müllmann unsanft mit dem Stiefel an.
»Larry Poole. Hören Sie, Lieutenant, ich mache nur meine Arbeit. Ich bin hier, weil jemand einen kaputten Recycler bei uns gemeldet hat. Doch sofort hat dieser Typ hier mich blöd angemacht.«
»Wann sind Sie hier angekommen?«
»Vor weniger als zehn Minuten. Dieser verdammte Hundesohn hat mir nicht mal die Gelegenheit gegeben, mir den Recycler anzugucken, bevor er auf mich losgegangen ist.«
»Dann werden Sie sich den Recycler jetzt ansehen. Und Sie halten sich zurück«, fügte sie, an Remke gewandt, hinzu.
»Ich möchte eine Beschwerde einreichen.« Als Eve Poole wieder auf die Beine half, kreuzte Remke wütend die Arme vor der Brust.
»Die Leute werfen allen möglichen Scheiß hier rein«, setzte Poole zu seiner Verteidigungsrede an. »Das ist das Problem, verstehen Sie? Sie benutzen nie die richtigen Schlitze. Und wenn man organische Abfälle auf die nichtorganische Seite wirft, fängt alles an zu stinken.«
Er hinkte zum Recycler und setzte sich umständlich eine Filtermaske auf. »Sie bräuchten sich nur an die Anweisungen zu halten, aber nein, sie rufen lieber alle fünf Minuten mit einer Beschwerde bei uns an.«
»Wie funktioniert das Schloss?«
»Es hat einen Code. Sehen Sie, sie haben den Container von der Stadt gemietet, und die Stadt hat die Codes unter Verschluss. Ich lese den Code mit meinem Scanner ein, und dann... Verdammt, das Ding ist ja total kaputt.«
»Das habe ich Ihnen doch die ganze Zeit gesagt.«
Poole richtete sich auf, nahm eine möglichst würdevolle Haltung ein und funkelte Remke an. »Das Schloss und das Siegel sind kaputt. Manchmal machen das irgendwelche Kinder. Ich kann, verdammt noch mal, auf alle Fälle nichts dazu. Wer zum Teufel kann schon sagen, weshalb die Kinder solchen Blödsinn machen? Wahrscheinlich haben sie das Ding letzte Nacht kaputt gemacht und dann noch eine tote Katze oder so was reingeschmissen, so wie es aus der Öffnung stinkt.«
»Solange Ihre Schlösser nicht funktionieren, bezahle ich auch nicht«, setzte Remke an.
»Mr Remke«, warnte Eve. »Ersparen Sie uns Ihre Drohungen gefälligst. Ist das Ding jetzt aufgeschlossen und entsiegelt?«, wandte sie sich wieder an Poole.
»Ja. Und jetzt muss ich extra ein Team bestellen, das die Scheiße wegmacht. Diese verdammten Plagen.« Er versuchte, den Deckel des Recyclers anzuheben, Eve aber schlug ihm rasch auf die Hand.
»Würden Sie bitte einen Schritt zurücktreten? Peabody?«
Der Geruch war jetzt Übelkeit erregend, und da Peabody wusste, dass es gleich noch schlimmer werden würde, murmelte sie: »Ich wünschte, ich hätte auf dem Weg hierher nicht noch diese Eiertasche gegessen.«
Eve packte den Deckel und schüttelte den Kopf. »Sie essen dieses Zeug? Was ist nur mit Ihnen los?«
»Eigentlich sind sie wirklich lecker. Und vor allem ist es eine schnelle Mahlzeit zwischendurch.« Sie atmete tief ein, presste die Lippen aufeinander, nickte, und gemeinsam hoben sie den schweren Deckel an.
Der Gestank des Todes schlug ihnen ins Gesicht.
Man hatte sie auf die Seite mit den organischen Abfällen gestopft. Nur die Hälfte ihres Gesichtes war zu sehen. Eve sah, dass ihre Augen grün gewesen waren – sie hatten ein klares Flaschengrün gehabt. Die Hitze und der Tod hatten sie obszön aufquellen lassen, doch sie war jung gewesen und wahrscheinlich hübsch.
»Was zum Teufel haben sie da reingeworfen?« Poole drängte sich neben sie, warf einen Blick in den Recycler und stolperte würgend einen Schritt zurück.
»Rufen Sie auf dem Revier an, Peabody. Nadine ist auf dem Weg hierher. Wahrscheinlich steht sie irgendwo in einem Stau, sonst wäre sie längst hier. Halten Sie sie und ihre Kamerafrau auf. Sie wird bestimmt mit Ihnen streiten, aber sorgen Sie dafür, dass weder sie noch jemand anderes in die Nähe kommt.«
»Da drinnen liegt jemand.« Jeder Ärger war aus Remkes Gesicht gewichen, und er starrte Eve entgeistert an. »Ein Mensch.«
»Gehen Sie bitte ins Haus, Mr Remke. Gehen Sie bitte alle in Ihren Laden. Ich werde gleich zu Ihnen kommen und mit Ihnen sprechen.«
»Lassen Sie mich gucken.« Er musste sich räuspern, bevor er weitersprach. »Ich könnte – falls es jemand hier aus der Gegend ist, weiß ich ja vielleicht... Falls es Ihnen hilft, gucke ich mal rein.«
»Es ist kein schöner Anblick«, warnte sie, winkte ihn aber zu sich heran.
Sein Gesicht war kreidebleich, doch er machte entschlossen einen Schritt nach vorne, schloss für einen Moment die Augen, biss die Zähne aufeinander und klappte den Deckel auf.
Der letzte Rest von Farbe wich aus seinem Gesicht.
»Rachel.« Er fing an zu würgen und wich entsetzt zurück. »O Gott. O Gott. Das ist Rachel – ich weiß nicht, wie sie weiter heißt. Sie, meine Güte, sie hat in der Drogerie auf der anderen Straßenseite gejobbt. Sie war doch noch ein Kind.« Tränen rannen über sein bleiches Gesicht, und hastig wandte er sich ab. »Zwanzig, einundzwanzig höchstens. Collegestudentin. Sie hat die ganze Zeit gelernt.«
»Gehen Sie ins Haus, Mr Remke. Ab jetzt werde ich mich um sie kümmern.«
»Sie war doch noch ein Kind.« Er fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. »Was für eine Bestie tut einem Kind so etwas an?«
Sie hätte ihm erklären können, dass es alle Arten von Bestien gab, Bestien, die viel böser und todbringender waren als alle Tiere in der Natur. Aber sie schwieg, als er zu Poole hinüberging.
»Kommen Sie mit rein.« Er legte eine Hand auf die Schulter seines bisherigen Gegners. »Kommen Sie mit ins Kühle. Ich gebe Ihnen erst mal ein Glas Wasser.«
»Peabody, mein Untersuchungsset liegt noch im Wagen.«
Sie wandte sich der Toten zu und machte den Rekorder am Kragen ihrer Jacke fest. »Also, Rachel«, murmelte sie. »Machen wir uns an die Arbeit. Rekorder an. Das Opfer ist weiblich, weiß, ungefähr zwanzig Jahre alt.«
 
Am Ende des Blocks entdeckte sie den Wagen von Channel 75. Nadine wäre gewiss kurz vorm Platzen, und zwar nicht nur wegen der Hitze und der Feuchtigkeit. Aber sie müsste eben warten, bis sie an die Reihe kam.
Sie ließ die Straße sperren und wies die eingetroffenen Beamten an, dafür zu sorgen, dass niemand die Absperrung übertrat. Nachdem sie die Tote, den Recycler und die Umgebung per Kamera aufgenommen hatte, versiegelte sie ihre Hände und stieg in den Container ein.
Die folgenden zwanzig Minuten waren absolut grauenhaft.
»Madam.« Als Eve endlich wieder dem Container entstieg, hielt Peabody ihr eine Wasserflasche hin.
»Danke.« Sie trank einen guten halben Liter, ohne Luft zu holen, wurde aber den fauligen Geschmack im Mund dadurch nicht los. Mit dem Inhalt einer zweiten Wasserflasche wusch sie sich die Hände und meinte mit einem Nicken in Richtung von Remkes Geschäft: »Halten Sie die Männer da drinnen noch etwas in Schach. Ich kümmere mich erst mal um Nadine.«
»Wissen Sie schon, wer sie ist?«
»Ich habe im Melderegister nachgesehen. Rachel Howard, Teilzeitstudentin an der Columbia University.« Sie wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Bezüglich ihres Alters hatte Remke Recht. Zwanzig. Lassen Sie sie einpacken und wegbringen«, fügte sie hinzu. »So, wie sie darin gebacken wurde, finde ich hier weder die Todesursache noch den Todeszeitpunkt raus.«
Sie blickte noch mal auf den Recycler. »Wir werden sehen, was die Leute von der Spurensicherung finden, und dann schicken wir sie in die Pathologie.«
»Sollen wir gleich damit beginnen, die Anwohner zu befragen?«
»Warten Sie damit, bis ich mit Nadine gesprochen habe.« Eve warf Peabody die leere Wasserflasche zu und marschierte den Bürgersteig hinauf. Einer der Schaulustigen wollte etwas rufen, klappte den Mund, als er ihr in das Gesicht sah, jedoch vorsichtshalber wieder zu.
Nicht äußerst telegen, sondern vor allem spinnewütend stieg die Journalistin aus dem Van. »Verdammt, Dallas, wie lange meinen Sie, dass Sie mich hier festhalten können?«
»Solange ich Sie hier festhalten muss. Ich muss die Bilder sehen. Und dann brauche ich Sie auf der Wache, damit ich Ihnen ein paar Fragen stellen kann.«
»Sie brauchen? Glauben Sie etwa allen Ernstes, es würde mich nur ansatzweise interessieren, was Sie brauchen?«
Der Morgen war fürchterlich gewesen. Ihr war siedend heiß, sie stank, und das Frühstück, das sie so gut gelaunt genossen hatte, lag ihr wie ein Stein im Magen. Der Rauch über dem Schwebegrill, dessen Betreiber dank der Leute, die sich in der Hoffnung, sich den Tod eines anderen aus der Nähe ansehen zu können, doppelt so gute Geschäfte machte wie an jedem anderen Vormittag, mischte eine Ladung Fett unter die zuvor schon schwere Luft.
Ihr kam gar nicht der Gedanke, ihren Zorn im Zaum zu halten, und so blitzte sie Nadine, die frisch wie ein Frühlingsmorgen aussah und einen Becher Eiskaffee in einer ihrer hübschen, sorgsam manikürten Hände hielt, lediglich bitterböse an.
»Meinetwegen. Sie haben das Recht zu schweigen.«
»Was zum Teufel soll das werden?«
2
Das Innere des Ladens war erfrischend kühl und erfüllt vom Duft von Kaffee, Bohnerwachs und warmem Brot. Während sie das Wasser trank, das ihr Remke angeboten hatte, studierte sie ihn. Er sah nicht länger wie eine menschliche Rakete kurz vor der Explosion aus, sondern wirkte abgrundtief erschöpft.
Wie sie aus Erfahrung wusste, war das, wenn Menschen Gewalt begegnet waren, nur allzu oft der Fall.
»Wann haben Sie den Container zum letzten Mal benutzt?«, fragte sie.
»Gestern Abend gegen sieben, gleich nachdem ich den Laden geschlossen hatte. Normalerweise schließt mein Neffe immer ab, aber er hat diese Woche Urlaub. Wollte mit seiner Frau und seinen Kindern zum Disney Planet fliegen – der Himmel weiß, warum.«
Er stützte die Ellenbogen auf dem Tresen ab, legte den Kopf zwischen die Hände und bohrte seine Zeigefinger in die Schläfen. »Ich kriege das Gesicht von diesem Mädchen einfach nicht mehr aus dem Kopf.«
Das werden Sie auch nie, dachte Eve. Zumindest nicht völlig. »Wann waren Sie heute Morgen hier?«
»Um sechs.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus und ließ die Hände sinken. »Ich habe den... Geruch sofort bemerkt und wütend gegen den Recycler getreten. Großer Gott, ich habe gegen den Container getreten, während sie da dringelegen hat.«
»Sie hätten ihr nicht helfen können, aber das können Sie jetzt. Was haben Sie dann getan?«
»Ich habe die Störung gemeldet. Habe das Mädchen am Telefon zur Schnecke gemacht. Costello und Mintz kamen ungefähr halb sieben, und wir haben uns furchtbar aufgeregt. Gegen sieben habe ich dann noch mal angerufen, weil bis dahin immer noch niemand da war. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich dort angerufen habe, und bis Poole dann endlich kam, stand ich kurz vorm Durchdrehen. Das war zirka zehn Minuten, bevor ich auf ihn losgegangen bin.«
»Sie wohnen über dem Geschäft?«
»Ja. Ich, meine Frau und unsere jüngste Tochter. Sie ist sechzehn.« Er atmete rau ein. »Ebenso hätte er sie erwischen können. Sie war gestern bis zehn Uhr abends weg. Zu dem Zeitpunkt muss sie immer zu Hause sein. Sie war mit ein paar Freundinnen und Freunden unterwegs. Ich weiß nicht, was ich machen würde, wenn... ich weiß nicht, was ich machen würde.« Seine Stimme wurde krächzend. »Was macht man in einem solchen Fall?«
»Ich weiß, das ist sehr schwer für Sie. Haben Sie gestern Abend vielleicht irgendwas gehört, irgendjemanden gesehen? Fällt Ihnen irgendetwas ein?«
»Shelly kam auf die Minute pünktlich heim. Wir sind darin sehr streng, deshalb war sie Punkt zehn zu Hause. Ich habe das Footballspiel im Fernsehen gesehen – aber eigentlich habe ich eher auf sie gewartet. Um elf lagen wir alle drei im Bett. Ich musste in der Früh den Laden öffnen, deshalb habe ich mich beizeiten hingelegt. Ich habe, verdammt noch mal, nicht das Mindeste gehört.«
»Okay, erzählen Sie mir von Rachel. Was wissen Sie über sie?«
»Nicht viel. Sie hat seit ungefähr einem Jahr in der Drogerie gejobbt. Meistens tagsüber. Manchmal hatte sie auch Nachtschicht, meistens aber war sie tagsüber da. Wenn man in den Laden kam und sie hatte gerade nichts zu tun, saß sie über ihren Büchern. Sie wollte Lehrerin werden. Sie hatte ein unglaublich süßes Lächeln.« Erneut brach seine Stimme. »Es war eine Freude, sie anzusehen. Ich verstehe wirklich nicht, wie irgendwer so etwas tun konnte.« Er blickte durch das Fenster auf den Container und wiederholte leise: »Wie in aller Welt konnte ihr jemand so was antun?«
Zusammen mit ihrer Assistentin ging Eve hinüber in die Drogerie. »Rufen Sie bitte Roarke an, und finden Sie heraus, wie es Summerset geht.«
»Ich dachte, er fährt heute in Urlaub. Das steht zumindest in Ihrem Kalender. Sie haben extra einen Fanfarenbläser und ein Feuerwerk dazugemalt.«
»Er hat sich das Bein gebrochen.«
»Was? Wann? Wie? Mein Gott!«
»Ist heute Morgen die verdammte Treppe runtergefallen. Ich glaube, das hat er nur getan, um mich zu ärgern. Rufen Sie also bitte an. Sagen Sie Roarke, dass ich mich bei ihm melde, sobald das Chaos hier halbwegs gelichtet ist.«
»Ich werde ihm ausrichten, dass Sie in großer Sorge sind.« Es zeugte von bewundernswerter Kühnheit, dass Peabody unter dem Blick, mit dem ihre Vorgesetzte sie bedachte, nicht zuckte. »Natürlich wird er wissen, dass das Blödsinn ist, aber so was sagt man nun einmal.«
»Halten Sie das, wie Sie wollen.«
Damit betrat sie das Geschäft. Irgendeine vernünftige Person hatte die klimpernde Musik, die in sämtlichen Drogerien auf und außerhalb der Erde spielte, abgestellt. Deshalb hing eine Grabesstille über dem mit Fertiggerichten, überteuerten Dingen des alltäglichen Lebens und einer Reihe von AutoChefs bestückten Raum. Ein uniformierter Beamter sah sich die angebotenen Entertainmentdisketten an, während ein junger Angestellter zusammengesunken hinter dem Tresen saß. Seine Augen waren rot verquollen. Er hatte offenbar geweint.
Noch so ein junger Mensch, ging es Eve durch den Kopf. In Läden wie diesem waren immer entweder halbe Kinder oder Rentner angestellt, denn ihnen machten die absurden Arbeitszeiten und die dürftige Bezahlung weniger als anderen aus.
Der junge Mann war klapperdürr und rabenschwarz, mit wild vom Kopf stehendem, leuchtend orangefarbenem Haar. Er trug einen silbernen Lippenring und hatte eine billige Imitation einer populären Uhrenmarke an seinem linken Arm.
Er sah Eve und brach erneut lautlos in Tränen aus.
»Sie haben gesagt, dass ich niemanden anrufen darf. Sie haben gesagt, dass ich hierbleiben muss. Aber ich will nicht länger bleiben.«
»Gleich können Sie gehen.« Mit einer Kopfbewegung schickte sie den Beamten vor die Tür.
»Sie haben behauptet, Rachel wäre tot.«
»Das stimmt. Waren Sie mit ihr befreundet?«
»Das muss ein Irrtum sein. Das muss einfach ein Irrtum sein.« Er wischte sich die Nase mit dem Handrücken ab. »Wenn Sie mir erlauben würden, bei ihr anzurufen, würden Sie gleich sehen, dass es ein Irrtum ist.«
»Tut mir leid. Wie heißen Sie?«
»Madinga. Madinga Jones.«
»Es ist kein Irrtum, Madinga, und es tut mir leid, weil ich sehe, dass sie eine Freundin von Ihnen war. Wie lange haben Sie sie gekannt?«
»Das ist unmöglich. Das darf nicht sein.« Er fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. »Sie hat letzten Sommer, Anfang letzten Sommer hier begonnen. Sie geht aufs College und braucht deshalb den Job. Manchmal gehen wir zusammen aus.«
»Sie standen einander also ziemlich nahe. Waren Sie ein Paar?«
»Wir waren miteinander befreundet, das war alles. Ich habe eine Freundin. Aber manchmal haben wir zusammen eine Kneipentour gemacht oder uns einen neuen Videofilm angesehen.«
»Hatte sie einen festen Freund?«
»Niemand Speziellen. Sie hat ihre ganze Zeit für ihr Studium gebraucht. Sie hat Tag und Nacht nur gelernt.«
»Hat sie je davon gesprochen, dass sie von irgendwem belästigt wird? Vielleicht von irgendeinem Typen, der doch was Festes wollte?«
»Ich... tja, da war dieser Typ, den wir einmal in einem Club getroffen haben. Danach ist sie einmal mit ihm ausgegangen, in irgendein Restaurant, das ihm gehörte oder so. Aber sie meinte, er wäre ein Grabscher, und hat ihn deshalb abserviert. Das hat ihm nicht gefallen, und eine Zeit lang hat er sie immer wieder angemacht. Aber das ist Monate her. Das muss vor Weihnachten gewesen sein.«
»Haben Sie auch einen Namen?«
»Diego.« Er erschauderte. »Den Nachnamen kenne ich nicht. Sah ziemlich geschniegelt aus und hatte todschicke Klamotten an. Ich habe ihr sofort gesagt, dass er ein Aufreißer ist, aber er konnte tanzen, und sie hat gern getanzt.«
»In was für einem Club war das?«
»Im Make The Scene. Oben am Union Square, wo die Vierzehnte abgeht. Er – er hat sie doch wohl nicht vergewaltigt, bevor er sie dort reingeworfen hat?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Sie war noch Jungfrau.« Seine Lippen fingen an zu zittern. »Sie hat gesagt, sie wollte es nicht einfach tun, nur um es zu tun. Ich habe sie öfter damit aufgezogen, Sie wissen schon, es war ein Spaß, wie man ihn unter Freunden macht. Wenn er ihr das angetan hat...« Der Tränenstrom versiegte, und sein Blick wurde stahlhart. »Dann müssen Sie ihm auch wehtun. Sie müssen ihm so wehtun, wie er ihr wehgetan hat.«
Als sie wieder draußen stand, schüttelte Eve missmutig ihren Kopf und wünschte, sie hätte ihre Sonnenbrille nicht schon wieder verlegt. Sie hatte keine Ahnung, wo sie das verdammte Ding verschusselt hatte.
»Das Bein ist tatsächlich gebrochen«, informierte ihre Assistentin sie. »Außerdem hat er eine verrenkte Schulter und irgendeinen Schaden an der Rotatorenmanschette.«
»Was?«
»Summerset. Roarke hat gesagt, dass sie ihn über Nacht im Krankenhaus behalten werden, dass er aber Vorkehrungen trifft, damit man ihn im Anschluss zu Hause pflegen kann. Da er sich außerdem am Knie des nicht gebrochenen Beines eine starke Prellung zugezogen hat, wird es eine ganze Weile dauern, bis er wieder laufen kann.«
»Scheiße.«
»Oh, und Roarke lässt Ihnen ausrichten, dass er Ihre Sorge um den Patienten zu schätzen weiß und ihm Ihre Grüße ausrichten wird.«
»Scheiße«, wiederholte Eve.
»Und um Ihre Freude noch zu vergrößern, hat eben Nadines Anwalt angerufen. Sie haben eine Stunde Zeit, um sie zu vernehmen, sonst reicht Channel 75 im Namen von Ms Furst eine offizielle Beschwerde gegen Sie bei Ihren Vorgesetzten ein.«
»Trotzdem wird sie noch ein bisschen schmoren müssen.« Eve zog Peabodys Sonnenbrille aus der Brusttasche von deren Uniform und setzte sie sich auf. »Wir müssen nämlich erst die nächsten Verwandten von Rachel Howard verständigen.«
 
Das Einzige, was Eve sich wünschte, als sie schließlich auf die Wache kam, war eine kalte Dusche. Dafür war jedoch keine Zeit. Stattdessen marschierte sie direkt in die so genannte Lounge, einen Warteraum für Leute, die Verwandte hierherbegleitet hatten, und für potentielle Zeugen, die nicht selbst verdächtig waren. Es gab Stühle, Tische, Automaten, an denen man Getränke oder kleine Snacks erstehen konnte, sowie ein paar Fernseher, um sich zu beschäftigen, bis man endlich an die Reihe kam. Momentan waren die einzigen Personen in der Lounge Nadine, ihr Team sowie ein Kerl in einem eleganten Anzug, der wohl ihr Anwalt war.
Als Eve den Raum betrat, sprang Nadine von ihrem Stuhl. »Ich will Ihnen mal was sagen...«
Der große, schlanke Mann in dem schicken Anzug, der dicht gewelltes braunes Haar und kühle blaue Augen hatte, legte eine Hand auf ihren Arm. »Nadine. Überlassen Sie die Sache besser mir. Lieutenant Dallas, ich bin Carter Swan, Anwalt des Channel 75. Ich bin hier als Vertreter von Ms Furst und ihren Kollegen. Es ist völlig inakzeptabel, wie Sie mit meiner Mandantin, einer angesehenen Journalistin, umgesprungen sind. Ich werde mich deshalb bei Ihren Vorgesetzten über Sie beschweren.«
»Meinetwegen.« Eve trat vor einen der Automaten. Der Kaffee hier war scheußlich, aber da sie unbedingt etwas brauchte, tippte sie ihren Personalcode ein und fing leise an zu fluchen, als man ihr mitteilte, dass es keinen Kredit mehr für sie gab. »Ms Furst«, erklärte sie, »ist eine wichtige Zeugin in einem aktuellen Mordfall. Sie wurde gebeten, freiwillig eine Aussage zu machen, war aber nicht kooperationsbereit.«
Sie schob die Hände in die Hosentaschen und kramte vergeblich nach irgendwelchen Münzen, mit denen sich der Automat zufriedengab. »Es war deshalb mein gutes Recht, Ihre Mandantin hierherbringen zu lassen, genau wie es ihr Recht gewesen ist, Sie hierherzubestellen, um mir auf den Geist zu gehen. Ich brauche die Ausdrucke, Nadine.«
Nadine nahm wieder Platz, schlug ihre langen Beine übereinander, fuhr sich durch das blonde Haar und erwiderte mit einem schmalen Lächeln: »Zeigen Sie meinem Anwalt die Beschlagnahmeverfügung, und sobald er ihre Gültigkeit bestätigt hat, können wir darüber reden, ob Sie sie bekommen oder nicht.«
»Sie wollen doch sicher keinen Streit mit mir.«
»Ach nein?« Nadines grüne Katzenaugen fingen an zu blitzen.
»Ohne richterlichen Beschluss«, setzte Carter an, »ist Ms Furst nicht verpflichtet, Ihnen irgendwelche Gegenstände aus ihrem persönlichen Besitz zu überlassen.«
»Ich habe Sie angerufen«, meinte Nadine mit ruhiger Stimme. »Das hätte ich nicht machen müssen. Ich hätte auch direkt losfahren und meine Geschichte bringen können. Stattdessen habe ich Sie angerufen, und zwar, weil ich Sie respektiere und weil wir befreundet sind. Im Gegensatz dazu haben Sie mich, nur weil Sie vor mir dort waren...« Sie machte eine kurze Pause und schenkte einem ihrer Leute einen solch giftigen Blick, dass der sichtlich zu schrumpfen schien. »... von der Sache ausgeschlossen. Obwohl es meine Story ist.«
»Sie werden Ihre verdammte Story schon noch kriegen. Ich habe die letzte halbe Stunde in einem hübschen kleinen Reihenhaus in Brooklyn mit den Eltern eines zwanzigjährigen Mädchens zugebracht, Eltern, für die eine Welt zusammengebrochen ist, als ich ihnen sagen musste, dass ihre Tochter nicht mehr lebt und wo sie die ganze verdammte Nacht gelegen hat.«
Als Eve quer durch den Raum marschierte, erhob sich Nadine von ihrem Platz und baute sich dicht vor ihr auf.
»Ohne mich hätten Sie sie überhaupt nicht gefunden.«
»Sie irren sich. Fünf, sechs Stunden bei über dreißig Grad Außentemperatur in einem Recycler – da hätte unter Garantie irgendjemand sie inzwischen entdeckt.«
»Hören Sie, Dallas«, begann Nadine, Eve aber fuhr unbeeindruckt fort.
»Wahrscheinlich hat er damit gerechnet, als er sie dorthin verfrachtet und Ihnen die Fotos zugesendet hat. Vielleicht hat es ihm einen Kick versetzt, an den armen Hurensohn zu denken, der sie finden würde. Und an den Polizisten, der gezwungen wäre, in dem Container rumzuwaten, während sie dort drinnen liegt. Wissen Sie, was mit einer Leiche passiert, die ein paar Stunden in einer solchen Hitze liegt, Nadine?«
»Darum geht es doch nicht.«
»Nein? Gucken Sie sich an, worum es geht.« Sie riss ihren Rekorder aus der Tasche, stöpselte ihn in den Computer ein, und ein paar Sekunden später erschien auf dem Monitor das Bild von Rachel Howard, wie sie von ihr gefunden worden war.
»Sie war zwanzig Jahre alt, hat studiert, um Lehrerin zu werden, und nebenher in einer Drogerie gejobbt. Sie hat gerne getanzt und Teddybären gesammelt. Teddybären.« Eves Stimme wurde schneidend, während sie reglos auf die Überreste von Rachel Howard sah. »Sie hat eine jüngere Schwester namens Melissa. Ihre Familie dachte, sie wäre im Studentenwohnheim, wo sie Freundinnen hat, um dort, wie üblicherweise ein-, zweimal die Woche, die ganze Nacht hindurch zu lernen. Sie haben sich also keine Sorgen um das Mädchen gemacht. Bis ich sie besucht habe.«
Sie wandte sich vom Bildschirm ab und der Journalistin zu. »Ihre Mutter ist in sich zusammengesackt wie ein Luftballon, aus dem plötzlich die gesamte Luft entwichen ist. Wenn unser Gespräch beendet ist, sollten Sie vielleicht mit Ihren Leuten rüberfahren und sie filmen. Ich bin sicher, dass das ein paar tolle Bilder für Ihre Story gibt. Ich bin sicher, dass das Leid dieser Menschen Ihre Einschaltquoten in die Höhe schießen lassen wird.«
»Eine solche Bemerkung ist nicht erforderlich«, schnauzte sie der Anwalt an. »Das brauchen wir uns nicht gefallen zu lassen. Meine Mandantin...«
»Seien Sie still, Carter.« Nadine bückte sich nach ihrer Lederaktentasche und wandte sich an Eve. »Ich würde gern unter vier Augen mit Ihnen sprechen, Lieutenant.«
»Nadine, ich rate Ihnen dringend...«
»Halten Sie den Mund, Carter. Wie sieht’s aus, Dallas?«
»Also gut.« Eve steckte ihren Rekorder wieder ein. »Gehen wir in mein Büro.«
Weder auf dem Weg aus dem Warteraum noch auf der Fahrt mit dem Gleitband in ihre Abteilung wechselten sie ein Wort.
Eve passierte die Tische der Kollegen, und die anfänglichen Begrüßungen verstummten, als man die beiden Frauen mit grimmigen Gesichtern durch den Raum marschieren sah.
Eves Büro war winzig mit einem einzigen, schmalen Fenster in der der Tür gegenüber befindlichen Wand. Sie zog die Tür hinter sich zu, setzte sich hinter ihren Schreibtisch und überließ Nadine den zweiten, wackeligen Stuhl.
Nadine jedoch blieb lieber stehen. Ihr war deutlich anzusehen, was sie infolge der kurzen Diashow empfand. »Sie kennen mich. Sie kennen mich so gut, dass Sie hätten wissen müssen, dass ich es nicht verdient habe, dass Sie mich so behandeln und mir solche Dinge vorhalten.«
»Vielleicht, aber Sie waren diejenige, die einen Anwalt auf die Wache bestellt hat und mir an den Hals gesprungen ist, nur weil ich sie davon abgehalten habe, einer Story nachzugehen.«
»Verdammt, Dallas, Sie haben mich verhaften lassen.«
»Das habe ich nicht. Ich habe Sie nur vorläufig hier festhalten lassen, um Sie zu vernehmen. Sie werden deshalb nicht aktenkundig werden.«
»Das ist mir völlig egal.« Außer sich vor Zorn trat sie gegen den Stuhl. Dies war eine Geste, die Eve verstand und respektierte, obwohl eine der Kanten des fliegenden Möbelstückes sie am Schienbein traf.
»Ich habe Sie angerufen«, fuhr Nadine sie an. »Ich hätte Sie nicht informieren müssen, habe es aber getan. Und zum Dank für diese freundschaftliche Geste haben Sie mich nicht nur um meinen Bericht gebracht, sondern mich auch noch hierherverfrachten lassen und mich behandelt wie eine Leichenschänderin.«
»Ich habe Sie nicht um Ihren Bericht gebracht, sondern habe lediglich meine Arbeit getan. Und ich habe Sie hierherverfrachten lassen, weil Sie Informationen haben, die ich brauche, und weil Sie superzickig gewesen sind.«
»Ich bin zickig gewesen?«
»Ja, das waren Sie. Himmel, ich brauche dringend einen Kaffee.« Sie stand auf und drückte sich an Nadine vorbei zu ihrem AutoChef. »Und ich war ebenfalls schlecht drauf. Deshalb habe ich mir das normale Geplänkel mit Ihnen kurzerhand erspart. Aber dafür, dass ich Sie behandelt habe wie eine Leichenschänderin, muss ich mich entschuldigen. Das sind Sie nämlich nicht. Wollen Sie auch einen Kaffee?«
Nadine öffnete den Mund, klappte ihn wieder zu und atmete leise stöhnend aus. »Ja. Wenn Sie mich respektieren würden...«
»Nadine.« Zwei Tassen in der Hand fädelte Eve sich wieder an ihren Platz. »Wenn ich Sie nicht respektieren würde, hätte ich eben einen Haftbefehl dabeigehabt.« Sie schwieg kurz und fragte dann: »Ist es möglich, dass zwischen Ihnen und diesem Anzugträger etwas läuft?«
Nadine nippte vorsichtig an ihrem Kaffee und erklärte schulterzuckend: »Das ist durchaus möglich, ja. Ich habe Kopien der Ausdrucke für Sie gemacht, bevor ich zur Delancey Street aufgebrochen bin – wo ich erheblich früher gewesen wäre, wenn nicht der dämliche Red unterwegs die Stoßstange eines anderen Wagens demoliert hätte.« Sie zog die Bilder aus der Tasche und legte sie vor sich auf den Tisch.
»Die Abteilung für elektronische Ermittlungen wird sich Ihren Link ansehen müssen.«
»Das habe ich mir schon gedacht.« Nun, da die Schlacht geschlagen war, standen die beiden Frauen auf.
»Sie war ein hübsches Mädchen«, bemerkte die Reporterin. »Mit einem wunderbaren Lächeln.«
»Das sagen alle. Dieses Foto wurde in der Drogerie gemacht. Man sieht im Hintergrund das Süßwarenregal. Das hier... vielleicht in der U-Bahn. Und das hier, keine Ahnung. Irgendwo in einem Park. Die Fotos wirken sehr natürlich. Sie hat also vermutlich überhaupt nicht mitbekommen, dass sie fotografiert worden ist.«
»Dann hat er sie also verfolgt.«
»Kann sein. Dieses Foto hier allerdings ist eindeutig gestellt.«
Sie hielt den letzten Ausdruck hoch. Rachel saß auf einem Stuhl vor einer weißen Wand. Die Beine waren übereinandergeschlagen und die Hände ordentlich in ihrem Schoß gefaltet. Das Licht war weich und schmeichelhaft. Sie trug die blaue Bluse und die Jeans, in denen sie gefunden worden war. Ihr Gesicht war jung und hübsch, ihre Lippen und die Wangen rosig, der Blick aus ihren leuchtend grünen Augen jedoch völlig leer.
»Sie ist tot, nicht wahr? Auf diesem Foto ist sie bereits tot.«
»Sieht so aus.« Eve schob die Aufnahme zur Seite und las den beigefügten Text.
 
SIE WAR DIE ERSTE, UND IHR LICHT WAR REIN. JETZT WIRD ES EWIG LEUCHTEN, DENN IN MIR LEBT ES FORT. SIE LEBT IN MIR FORT. IHRE HÜLLE FINDEN SIE AN DER ECKE DELANCEY/AVENUE D. SAGEN SIE DER WELT, DASS DIES ERST DER ANFANG IST. DER ANFANG FÜR UNS ALLE.
 
»Ich werde Feeney anrufen, damit er Ihren Link von jemandem aus seiner Abteilung abholen lässt. Und da wir beide uns ja so unendlich respektieren, brauche ich Ihnen sicher nicht zu sagen, dass Sie bestimmte Einzelheiten wie zum Beispiel diesen Text bis zum Abschluss der Ermittlungen nicht oder höchstens auszugsweise in Ihre Story einfließen lassen dürfen.«
»Das brauchen Sie mir wahrhaftig nicht zu sagen. Ebenso wenig wie ich Sie extra darum bitten muss, mich auf dem Laufenden zu halten und mir regelmäßig Exklusivinterviews zu geben, bis die Sache abgeschlossen ist.«
»Ich schätze, nicht. Aber bitten Sie mich bloß nicht jetzt schon um ein Interview. Ich habe nämlich alle Hände voll zu tun.«
»Dann wenigstens ein kurzes Statement. Etwas, um unseren Zuschauern zu zeigen, dass die Polizei die Ärmel hochgekrempelt hat.«
»Sie können sagen, dass die Ermittlungsleiterin allen Spuren nachgeht und dass weder sie noch irgendjemand anderes aus ihrer Abteilung tatenlos dabei zusieht, wenn ein junges Mädchen wie Müll behandelt wird.«
 
Nachdem Nadine gegangen war, nahm Eve hinter ihrem Schreibtisch Platz. Am besten führe sie als Erstes in die Pathologie. Vorher aber musste sie noch etwas anderes tun.
Sie rief Roarke unter seiner privaten Nummer an, hörte, dass er nicht erreichbar war, und wurde, ehe sie die Übertragung unterbrechen konnte, bereits zu seiner Assistentin durchgestellt.
»Oh. Hi, Caro. Ich nehme an, er hat gerade zu tun.«
»Hallo, Lieutenant.« Das freundliche Gesicht blickte sie lächelnd an. »Er kommt gerade aus einer Besprechung. Ah, jetzt müsste er frei sein. Warten Sie, ich stelle Sie schnell durch.«
»Ich will bestimmt nicht stören – ah, verdammt.« Als sie das schnelle Piepsen hörte, rutschte sie unbehaglich auf ihrem Schreibtischstuhl herum. Dann erschien auf dem Bildschirm Roarkes Gesicht. Obwohl auch er sie lächelnd ansah, war ihm deutlich anzusehen, dass er in Gedanken ganz woanders war.
»Lieutenant. Du hast Glück, dass du mich erwischst.«
»Tut mir leid, dass ich nicht früher angerufen habe. Ich hatte alle Hände voll zu tun. Ist er, hm, okay?«
»Es ist ein ziemlich blöder Bruch, und er ist dementsprechend gereizt. Durch die Sache mit der Schulter und dem Knie – und eine Reihe Prellungen und blauer Flecken – wird alles noch verkompliziert. Er ist wirklich ziemlich schwer gestürzt.«
»Ja. Hör zu, das tut mir leid. Ehrlich.«
»Mmm. Sie werden ihn bis morgen dortbehalten, aber sobald er sich so weit erholt hat, dass sie ihn entlassen können, hole ich ihn heim. Anfangs wird er sich nicht allein bewegen können, also wird er einen Menschen brauchen, der ihn pflegt. Ich habe schon jemanden besorgt.«
»Sollte ich, du weißt schon, irgendetwas tun?«
Dieses Mal wirkte sein Lächeln ein wenig entspannter. »Wie zum Beispiel?«
»Ich habe keinen blassen Schimmer. Bist du selbst okay?«
»Die Sache hat mich ziemlich mitgenommen. Ich neige dazu überzureagieren, wenn jemand, der mir am Herzen liegt, verletzt wird. Das wird zumindest allgemein behauptet. Er ist fast so wütend darüber, dass ich ihn ins Krankenhaus verfrachtet habe, wie du es für gewöhnlich bist.«
»Er wird schon darüber hinwegkommen.« Am liebsten hätte sie die Sorgenfalten fortgestreichelt, die sie unter seinen Augen sah. »Das tue ich schließlich auch.«
»Bevor ich dich getroffen habe, war er die einzige Konstante, die es je in meinem Leben gab. Ich bin vor Angst fast wahnsinnig geworden, als ich ihn dort unten liegen sah.«
»Er ist viel zu gemein, um nicht in Kürze wieder auf den Beinen zu sein. Ich muss langsam los. Ich habe keine Ahnung, wann ich nach Hause kommen werde.«
»Ich auch nicht. Danke, dass du angerufen hast.«
Sie beendete die Übertragung, steckte die Aufnahmen des jungen Mädchens ein, verließ ihr Büro und ging am Schreibtisch ihrer Assistentin vorbei. »Kommen Sie, Peabody.«
»Ich habe den Stundenplan des Opfers.« Peabody musste sich beeilen, um mit Eve Schritt halten zu können. »Und eine Liste mit den Namen der Dozenten und denen ihrer Arbeitskollegen in der Drogerie. Bisher bin ich noch nicht dazu gekommen, die Liste zu checken.«
»Tun Sie das auf dem Weg ins Leichenschauhaus. Prüfen Sie vor allem die Dozenten für Bildbearbeitung und Fotografie. Vielleicht hat ja einer von ihnen ein besonderes Interesse an dem Mädchen gehabt.«
»Das kann ich Ihnen jetzt schon sagen. Eins ihrer Wahlfächer war Bildbearbeitung. Sie war darin wirklich gut. Verdammt, sie war in allen Fächern gut. Sie war echt intelligent.« Auf dem Weg in die Garage zog sie ihren Handcomputer aus der Tasche und gab die Anfrage ein. »Der Kurs war immer dienstagabends.«
»Also gestern Abend.«
»Ja, Madam. Ihre Dozentin war eine gewisse Leeanne Browning.«
»Überprüfen Sie sie zuerst.« Als sie durch die Garage liefen, rümpfte Eve plötzlich die Nase. »Was ist das für ein Geruch?«
»Als Ihre Assistentin und ergebene Gefährtin muss ich Sie darüber informieren, dass der Geruch von Ihnen kommt.«
»O verdammt.«
»Hier.« Peabody zog eine kleine Sprühflasche aus ihrer Tasche und hielt sie ihr freundlich hin.
Instinktiv wich Eve zurück. »Was ist das? Kommen Sie mir damit bloß nicht zu nahe.«
»Dallas, wenn wir in Ihren Wagen steigen, wird es uns selbst bei voll aufgedrehter Klimaanlage schwerfallen zu atmen. Der Gestank ist unerträglich. Wahrscheinlich wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben, als die Jacke zu verbrennen, was wirklich schade ist, denn sie ist todschick.«
Ehe Eve es schaffte, ihr nochmals auszuweichen, drückte Peabody entschlossen auf den Knopf.
»Das riecht wie... verrottete Blumen.«
»Das Verrottete sind Sie.« Ihre Assistentin trat an sie heran und beschnupperte sie. »Aber es ist erheblich besser. Aus ein paar Metern Entfernung riecht man kaum noch was. Außerdem haben sie im Leichenschauhaus