Der Notarzt 515 - Caro Stein - E-Book

Der Notarzt 515 E-Book

Caro Stein

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Beschreibung

Eine Nacht, die Frankfurt den Atem raubt: Als der Wintersturm die Stadt lahmlegt, wird Notfallsanitäterin Katharina Mai zu einem schweren Crash an der Stadtgrenze gerufen. Doch kaum ist der erste Einsatz bewältigt, entgleist an der Hauptwache eine U-Bahn - Dutzende Verletzte, einsturzgefährdete Decke, Stromausfall. Zur selben Stunde steht Dr. Peter Kersten, Leiter der Notaufnahme der Sauerbruch-Klinik, vor einem Dilemma: Der Strom fällt aus, das Notstromaggregat läuft am Limit - und im OP liegen Schwerverletzte, die keine Minute verlieren dürfen ...

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Seitenzahl: 115

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

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Frankfurt im Blaulicht

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

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Frankfurt im Blaulicht

Wenn Sekunden alles verändern

Von Caro Stein

Eine Nacht, die Frankfurt den Atem raubt: Als der Wintersturm die Stadt lahmlegt, wird Notfallsanitäterin Katharina Mai zu einem schweren Crash an der Stadtgrenze gerufen. Doch kaum ist der erste Einsatz bewältigt, entgleist an der Hauptwache eine U-Bahn – Dutzende Verletzte, einsturzgefährdete Decke, Stromausfall.

Zur selben Stunde steht Dr. Peter Kersten, Leiter der Notaufnahme der Sauerbruch-Klinik, vor einem Dilemma: Der Strom fällt aus, das Notstromaggregat läuft am Limit – und im OP liegen Schwerverletzte, die keine Minute verlieren dürfen ...

Die Notfallsanitäterin Katharina Mai sah im Rückspiegel gerade noch, wie die Sonne unterging, als der Rettungswagen das Stadtzentrum verließ und auf die Landstraße hinausfuhr. Wenn die Neunundzwanzigjährige aus dem Seitenfenster blickte, konnte sie das Blaulicht am Dach des Wagens über den schneebedeckten Straßenrand flackern sehen.

Sie kniff die Augen zusammen und lehnte sich im Beifahrersitz weiter vor, als könnte sie dadurch besser durch die Windschutzscheibe spähen. Allerdings erschwerte ihr das Schneetreiben draußen, überhaupt etwas erkennen zu können. »Hier irgendwo muss es sein.« Nach der Meldung der Leitstelle waren zwei Fahrzeuge unweit der Stadtgrenze zusammengestoßen.

Ihr Kollege hinter dem Steuer, Jens Jankovsky, nickte zustimmend, konzentrierte sich jedoch weiter darauf, den Wagen auf der spiegelglatten Fahrbahn zu halten. Vor wenigen Stunden war der Winter mit voller Wucht über Frankfurt hereingebrochen, was die Zahl der Autounfälle drastisch in die Höhe schnellen ließ. Unter diesen Bedingungen mussten sie selbst aufpassen, dass der Wagen nicht außer Kontrolle geriet.

Aus dem hinteren Bereich des Wagens, dort, wo sich der Patientenraum befand, hörte Katharina jemanden aufstöhnen. Sie drehte sich halb zu dem geöffneten Schiebefenster um, das sich in der Trennwand zwischen Fahrerhaus und Patientenraum befand.

»Ist alles in Ordnung bei euch?«

»Alles bestens«, war ihr jüngerer Kollege Tim Rohde zu hören. Durch das Fenster erkannte sie bloß, wie er lässig wie immer die langen Beine von sich gestreckt hatte, als befände er sich in einer Hängematte und nicht auf einem unbequemen Klappsitz. »Unserem Neuzugang ist nur etwas flau im Magen.«

»Hier hinten schaukelt es, als wären wir auf hoher See in einen Sturm geraten.« Das war Assistenzarzt Lennard Springer, der sich im ersten Weiterbildungsjahr befand und bei ihnen seinen Pflichtabschnitt für die Notaufnahme absolvierte. Katharina sah ihn nicht, konnte sich aber vorstellen, wie er seine Hände um den Notfallrucksack klammerte, als könnte ihm dieser Halt geben.

»Ach, wir befinden uns doch mitten in einem Wintermärchen. Ist doch eine gemütliche Fahrt ... Danke dafür, Jens!«, rief Tim nach vorne.

Jens gab ein amüsiertes Grunzen von sich. Tatsächlich kannte Katharina nicht viele, die unter diesen Bedingungen einen Rettungswagen so sicher durch die Straßen manövrieren konnten wie ihr Kollege.

Stattdessen machte ihr Sorgen, dass Lennard mit dabei war. Als Hospitant sammelte er bei ihnen bloß Erfahrungen und käme für einen nächtlichen Einsatz im Winterchaos eigentlich nicht infrage. Doch sie würden in den nächsten Stunden jede helfende Hand benötigen. Deshalb hatte sie auch widerwillig zugestimmt, als Dr. Peter Kersten, der Leiter der Notaufnahme in der Sauerbruch-Klinik, sie darum gebeten hatte, Lennard in dieser Schicht mitzunehmen.

»Also, noch mal zum Mitschreiben«, wiederholte sie vor allem für den sechsundzwanzigjährigen Assistenzarzt. »Auf der Höhe von Oberursel sind zwei PKWs zusammengestoßen, drei Verletzte. Wir wissen, dass eine Person bewusstlos ist, die andere ist im Fahrzeug eingeklemmt. Also wird auch die Feuerwehr vor Ort sein, um die Person zu befreien.« Bei der Erwähnung der Feuerwehr klopfte Katharinas Herz einen Augenblick schneller, doch sie rief sich zur Ordnung. »Wir haben es also vermutlich mit einem Trauma, einer Reanimation und wahrscheinlich Schockpatienten zu tun.«

»Ich ... ich war noch nie bei so einem Einsatz«, stammelte Lennard. Vermutlich schob er seine Brille ein Stück nach oben. Katharina hatte diese Geste bei ihm beobachtet, wenn er nervös war. »Also draußen. Mit eingeklemmten Patienten.«

»Dann wird es ja langsam Zeit.« Obwohl Tim so locker tat, wusste Katharina, dass er die Lage durchaus ernst nahm. Er hatte nur seine eigene Art, mit solchen Situationen umzugehen.

»Da vorne sind sie!« Jens trat in die Bremsen. Die Reifen des Rettungswagens quietschten über die glatte Straße.

Katharina sah wieder nach vorn. Inzwischen war es draußen so dunkel geworden, dass nur noch die Straßenlaternen und Scheinwerfer die Umgebung erhellten. Die Feuerwehr war bereits eingetroffen. Sie hatten ihre Wagen so auf der Fahrbahn abgestellt, dass sie Katharina die Sicht auf den eigentlichen Unfall versperrten.

»Dann los«, sagte sie und zog den Haargummi um ihre blonden Haare fester. Als sie die Tür aufstieß, blies ihr ein kalter Luftzug feine Eiskristalle ins Gesicht, sodass sie im ersten Augenblick nichts mehr erkannte. Sie rutschte mit ihren Stiefeln beinahe auf einer vereisten Stelle aus. »Passt auf, wo ihr hintretet!«, wies sie den Rest ihres Teams an. »Es ist verdammt glatt.«

»Ich glaube, ich lasse mich in die Karibik versetzen«, sagte Tim, der soeben hinten aus dem Wagen stieg.

Katharina hatte keine Zeit, auf seinen Scherz einzugehen, sondern bahnte sich über den eisigen Asphalt einen Weg zwischen den Feuerwehrwagen hindurch zur Unfallstelle. Innerhalb weniger Sekunden verschaffte sie sich einen Überblick. Sobald sie einen Unfallort betrat, musste sie innerhalb kürzester Zeit entscheiden, was als Erstes getan werden musste. Wenn sie zögerte, konnte das im schlimmsten Fall Menschenleben kosten.

Sobald sie sich den Fahrzeugen näherte, kam ihr der Geruch von verbranntem Gummi und Benzin entgegen. Die beiden PKWs hatten sich ineinander verkeilt wie verbogene Spielzeugautos. Aus einem Wagen stieg Rauch aus der Motorhaube, an der sich bereits die Feuerwehr zu schaffen machte. Am Straßenrand kauerte eine Frau, die jemand in eine Rettungsdecke gehüllt hatte. Jens ging soeben mit großen Schritten auf sie zu.

Also eilte Katharina weiter zu dem Unfallwagen. Mehrere Feuerwehrmänner in sandfarbenen Anzügen standen davor und versuchten, die eingeklemmte Wagentür zu öffnen. Obwohl sie alle Helme trugen und ihr den Rücken zugewandt hatten, erkannte sie Moritz Zeller sofort.

Womöglich hatte er ihren Blick gespürt, denn er drehte sich in diesem Moment zu ihr um. Er hatte das Visier seines Helms hochgeschoben. Einen Wimpernschlag lang trafen sich ihre Blicke, was Katharina ganz kribbelig werden ließ. Aber sie riss sich gleich wieder zusammen. Das hier war der falsche Ort, um Gefühle zu zeigen. Da sie Moritz allerdings immer nur an Unfallstellen traf, gab es eigentlich nie Zeit für die Schmetterlinge in ihrem Bauch. Vielleicht war das aber auch besser so.

»Der Fahrer ist eingeklemmt und bewusstlos«, sagte er zu ihr.

Im selben Moment trennten seine Kollegen die Scharniere der Wagentür mit einer hydraulischen Schere und setzten dann den Spreizer an, um das zerdrückte Blech aus seiner Verankerung zu lösen.

Katharina kannte die einzelnen Schritte nur zu gut, nicht nur, weil sie als Sanitäterin sehr oft mit der Feuerwehr zusammenarbeitete. In ihrer Jugend war sie selbst bei der Freiwilligen Feuerwehr gewesen, wo sie solche Situationen mehrfach geübt hatten.

Endlich gab das Auto ein ächzendes Geräusch von sich, als das Türblech nachgab und der Zugang zu dem Verletzten frei war. Katharina hastete an Moritz vorbei und beugte sich über den Fahrer. Der Mann hing verdreht im Gurt, sein Kopf war zur Seite gekippt, und die Lippen hatten einen gefährlichen Blauton angenommen. Das waren typische Anzeichen dafür, dass der Kreislauf stillstand. Sie mussten ihn sofort reanimieren.

»Tim, Ambu-Beutel!«, rief Katharina über die Schulter hinweg. Gleichzeitig tastete sie nach dem Hals des Patienten. Er hatte keinen Puls. Sie schnitt den Gurt mit dem Rettungsmesser aus ihrem Rucksack auf. Eine Reanimation im Fahrersitz war schwierig, da sie nur wenig Platz für die Herzdruckmassage hatte, aber ihr blieb keine andere Wahl.

»Geh kurz zur Seite.« Moritz schob sie sanft weg. Gemeinsam mit einem Kollegen drückte er die Lehne des Fahrersitzes zurück, Metall quietschte protestierend. Aber nun lag der Mann zumindest halb im Sitz, was Katharina mehr Platz verschaffte.

Sie begann mit der Herzdruckmassage, indem sie mit beiden Händen kräftig gegen die Mitte des Brustkorbs drückte. Und zwar so tief, dass das Herz zwischen Brustbein und Wirbelsäule gepresst wurde. Nur so konnte das Blut weiter durch den Kreislauf gepumpt werden.

Inzwischen war Tim mit dem Beatmungsbeutel bei ihr. Es handelte sich dabei um eine durchsichtige Maske mit Ventil, mit der man per Hand Luft in die Lungen pumpen konnte. Tim befestigte den Beutel über dem Gesicht des Mannes und wartete auf Katharinas Zeichen. Dreißig Impulse, zwei Atemstöße. Luft blähte den Brustkorb auf und versorgte die Lungen so mit Sauerstoff.

Dann wieder von vorne.

Währenddessen eilte Moritz zum anderen Fahrzeug, wo noch eine Frau hinter dem Steuer saß. Sie wirkte desorientiert, war aber immerhin bei Bewusstsein.

Katharina konzentrierte sich weiter auf den Patienten vor ihr. »Noch kein Puls!«, rief sie nach einer weiteren Runde. Trotz der Kälte rann ihr Schweiß über die Schläfen. Ihre Arme brannten vor Anstrengung, und sie rang nach Luft.

Tim wechselte zu ihr an die Druckposition, während sie den Beatmungsbeutel übernahm. Bei einer Herzdruckmassage musste man sich öfter abwechseln, da sie körperlich viel Kraft und Ausdauer erforderte.

Angespannt pumpte sie Luft in die Lungen des Mannes, aber er rührte sich immer noch nicht. Sie sah auf und entdeckte Lennard, der schräg hinter ihnen stand. Er hatte seine Brille abgenommen, vermutlich waren die Gläser vom Schnee so nass geworden, dass er damit nichts mehr sehen konnte. Der junge Assistenzarzt wirkte blass und umklammerte die Träger seines Notfallrucksacks, sodass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.

»Lennard, du musst intubieren!« Katharina holte aus ihrem Rucksack ein Laryngoskop hervor, einen Metallspatel, mit dem man Atemwege freilegen konnte. »Er braucht einen sicheren Atemweg, sofort.«

***

Im ersten Augenblick glaubte Lennard, sich verhört zu haben. Er starrte Katharina an, die erneut auf den Beatmungsbeutel drückte.

»Beeil dich!« Sie streckte ihm das Laryngoskop hin. »Du bist der einzige Arzt hier. Wer weiß, wann der Notarzt eintrifft.«

Das Herz schlug ihm bis zum Hals. »Aber ... ich ...«

»Wir verlieren wertvolle Sekunden.« Schweiß glänzte auf ihrer Stirn. »Übernimm endlich die Leitung und mach die Intubation.«

Lennard griff mit zittrigen Fingern nach dem Metallspatel. Er war Assistenzarzt im ersten Jahr und hatte bislang nur in OP-Sälen mit sterilen Instrumenten gearbeitet. Diese chaotische Szenerie auf einer Landstraße, während ihm der Schneeregen ins Gesicht schlug, war etwas völlig anderes. Zwar hatte er Intubationen in Simulationen geübt, jedoch hatte ihm dabei stets ein Oberarzt über die Schulter gesehen und ihn korrigiert.

Er war bestimmt nicht die beste Wahl, aber trotzdem war er der einzig greifbare Arzt und somit für diesen Eingriff zuständig. Obwohl er erst Assistenzarzt war, unterlag er dem Arztvorbehalt, der genau festlegte, welche Aufgaben nur von qualifizierten Medizinern durchgeführt werden durften.

Als er an den Patienten herantrat, rauschte es so laut in seinen Ohren, dass er kaum verstand, was Katharina zu ihm sagte.

Tim drückte weiterhin in rhythmischen Bewegungen gegen die Brust des Patienten. Inzwischen keuchte er angestrengt, was Lennard nur umso mehr vor Augen führte, wie nutzlos er herumstand.

Beeil dich! Er hätte nicht sagen können, ob das sein eigener Gedanke war oder ob Katharinas Stimme laut in seinem Kopf widerhallte.

In der Theorie war eine Intubation recht einfach. Man musste lediglich die Zunge zur Seite schieben, in den Kehlkopf leuchten, nach den Stimmbändern suchen und den Schlauch in die Luftröhre schieben.

Aber in der Realität sah die Sache völlig anders aus. Obwohl die Scheinwerfer der Einsatzfahrzeuge die Unfallstelle beleuchteten, herrschte im Wagen ein Halbdunkel, das ihn kaum etwas richtig erkennen ließ. Zudem hatte der Mann Blut im Mund, was die Sache weiter erschwerte.

Vom anderen Fahrzeug stieg Rauch auf, als sich die Feuerwehr mit einer Schere durch das Metall der Fahrertür arbeitete, wodurch ein unangenehmer Geruch die Luft erfüllte und ihm den Atem raubte.

Lennard kniff die Augen zusammen. Zumindest war seine Sehstärke gut genug, dass er auch ohne Brille auf kurze Distanz ausreichend scharf sah.

Er setzte den Spatel an und ließ ihn langsam in den Rachen des Mannes gleiten. Doch sofort beschlug die Sicht. Die Stimmbänder waren nicht zu erkennen, lediglich ein rotes Flimmern war zu sehen, das er nicht näher zuordnen konnte.

Bin ich zu tief? Oder zu hoch?

Lennard stockte. Katharina rief etwas in seine Richtung, doch er verstand nicht, was sie sagte. Zu sehr nahmen ihn seine Gedanken in Anspruch.

Wenn ich den Schlauch falsch platziere, landet er in der Speiseröhre. Dann pumpen wir Luft in den Magen, und der Patient stirbt erst recht.

Aus den Augenwinkeln erkannte er, wie Tim weiter die Herzdruckmassage durchführte. Jeder Schlag auf den Brustkorb erschien ihm wie ein Hohn auf sein Zögern. Warum war er nicht dazu in der Lage, einen sinnvollen Handgriff zu machen?

»Ich übernehme.« Katharinas Stimme drang durch das Rauschen in seinem Kopf. Sie schob ihn beiseite, riss ihm das Laryngoskop aus der Hand und führte den Beatmungsschlauch mit geübten Bewegungen in den Rachen des Patienten. Dann fixierte sie den Schlauch mit einem Band, damit er nicht verrutschte. »Verbinden!«, wies sie Tim an.

Dieser setzte den Ambu-Beutel auf das freie Ende des Schlauches und koppelte beides mit einer Drehbewegung fest zusammen. So gelangte die Luft direkt in die Lunge des Patienten, ohne Umwege über Mund oder Nase.

Tim drückte einmal kräftig auf den Beutel.

Lennards Blick hing am Brustkorb des Verletzten. Einen endlosen Moment lang tat sich nichts, dann hob sich der Brustkorb ein Stück. Beschämt wich Lennard einen Schritt zurück. Sein eigener Puls pochte ihm in den Ohren. Er hatte im entscheidenden Moment versagt, weil er Angst gehabt hatte, einen Fehler zu machen.

Katharina warf ihm einen Blick zu, den er nicht näher deuten konnte. War sie wütend auf ihn? Hielt sie ihn für einen unfähigen Arzt?

Sie sagte nichts, sondern wandte sich wieder dem Verletzten zu.

»Beutel. Noch mal Druck. Wir hören nicht auf, bis er wiederkommt.«

***

Das kreischende Geräusch der Rettungsschere, die sich durch die Türsäule des zweiten Fahrzeugs fraß, bereitete Moritz Zeller immer noch Zahnschmerzen, obwohl er sich eigentlich nach all diesen Jahren bei der Feuerwehr längst daran hätte gewöhnen müssen. Die Zangenblätter schnitten sich durch das Blech der Beifahrertür, wodurch Funken aufstoben.