Die drei !!!, 70, Gefährliches Spiel (drei Ausrufezeichen) - Kirsten Vogel - E-Book

Die drei !!!, 70, Gefährliches Spiel (drei Ausrufezeichen) E-Book

Kirsten Vogel

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Beschreibung

Kim, Franzi und Marie sind "Die drei !!!". Mutig und clever ermitteln die drei Detektivinnen und sind jedem Fall gewachsen. Franzi wird zum Training der aufstrebenden Mädchen-Fußballmannschaft eingeladen. Doch dort ist die Stimmung schlecht und schon bald geschehen Sabotageakte gegen zwei Spielerinnen und den Trainerstab. Franzi ermittelt Undercover und die drei Detektivinnen ahnen nicht, in welch dunkle Machenschaften sie sich verstricken...

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Gefährliches Spiel

Kirsten Vogel

KOSMOS

Umschlagillustration von Ina Biber, Gilching

Umschlaggestaltung von Sabine Reddig

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele

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Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2020 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-440-50224-2

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Hitzköpfe

Der Ball kam auf Franzi zugeflogen. Gekonnt stieß sie sich in die Höhe, fing ihn mit der rechten Hand und feuerte ihn in Richtung Tor. Und WUSCH! landete er an Kims Kopf. Kim tauchte unter. Franzi erschrak und kraulte los. Nach wenigen Zügen war sie bei ihrer Freundin angelangt, die japsend wieder auftauchte. Sie wischte Kim die nassen Haare aus dem Gesicht. »Entschuldigung! Alles klar bei dir?«

Auch Marie kam angeschwommen und sah besorgt aus. Kim rieb sich die Augen. »Ich sag doch, ich bin bei Ballspielen jeglicher Art keine besonders helle Leuchte. Eigentlich ducke ich mich lieber weg, wenn der Ball geflogen kommt. Aber das hat eben irgendwie nicht geklappt.« Kim ruderte angestrengt mit den Armen.

»Hauptsache, du hast ihn gehalten«, versuchte Marie Kim aufzumuntern.

»Ich hab vielleicht ein bisschen zu viel Schwung gehabt«, meinte Franzi.

»Quatsch, du bist eben so eine richtige Energiekugel.« Kim kicherte.

»Wollen wir nicht lieber ein Eis essen? Oma Agnes hat uns welches gemacht«, schlug Marie vor.

Kim nickte. »Ja, Energiekugeln für alle!«

Die drei Mädchen schwammen zum Beckenrand und kletterten nacheinander die Leiter hoch.

»Und was ist mit unserem Spiel?«, krähte Kims Bruder Lukas ihnen hinterher.

»Wir spielen später weiter, okay?«, rief Franzi Ben und Lukas zu.

»Das geht nicht, da habe ich Training!«, maulte Ben.

»Morgen?«, fragte Kim leicht genervt.

»Okay! Dann mach ich dich jetzt platt, Ben!« Lukas tunkte seinen Bruder unter Wasser.

Kim funkelte ihren Bruder an. »Lukas, ich hab keine Lust, euer Kindermädchen zu spielen. Benehmt euch mal!«

Lukas rollte mit den Augen und ließ von seinem Bruder ab. Kim drehte sich um und folgte Franzi und Marie, die über die Liegewiese des Waldschwimmbades zu ihrem Handtuchlager liefen, das sie im Halbschatten von drei Pappeln aufgeschlagen hatten.

»Noch nicht mal mehr zwei Wochen, dann sind Sommerferien!« Franzi streifte das Wasser aus ihren roten Haaren und lächelte ihre beiden tropfnassen Freundinnen an.

»Wenn es weiter so heiß bleibt, haben wir vielleicht in den nächsten Tagen öfter mal hitzefrei.« Kim legte sich auf ihr Badetuch. Es war die vorletzte Woche vor den Sommerferien, da passierte in der Schule ohnehin nicht mehr viel.

Franzi nahm sich ein Handtuch und wuschelte damit über ihre Haare. »Das wäre ja super! Dann findet ihr mich ab sofort immer genau hier.« Sie zeigte mit dem Zeigefinger auf ihr Badetuch. »Ich hab mir vorhin eine Ferienkarte fürs Schwimmbad gekauft.«

»Stellt euch mal vor – das wird so toll: Jeden Tag zusammen im Halbschatten auf der Wiese liegen, ins Wasser springen, wenn es zu heiß wird, und einfach mal nichts tun.« Kim lächelte verträumt, während Marie in ihrer Kühltasche wühlte.

»Da muss man gar nicht in den Urlaub fahren. Ich bin froh, dass wir dieses Jahr alle hierbleiben.« Marie seufzte. »Obwohl, Urlaub von Oma Agnes hätten wir alle nötig.«

Kim stützte den Kopf auf ihre Hände. »Sie wird ja wohl hoffentlich nicht ins Waldschwimmbad mitkommen! Übrigens, vielleicht schlage ich David vor, dass wir in den Ferien eine Reportage schreiben. Aber das hat ja nichts mit Schule oder Lernen zu tun.«

»Sondern nur mit reiner Freude«, führte Franzi Kims Satz fort und Marie ergänzte: »Zumindest für David.«

Franzi merkte, dass Kim gar nicht richtig hinhörte, weil sich nicht weit von ihnen entfernt Ben und Lukas stritten. »Zum Glück hat Ben das Sommercamp. Dann haben wir auch mal Pause von den beiden.« Kim seufzte. »Sie wollen immer noch unbedingt Superheldendetektive sein.«

Franzi überlegte. »Ein neuer Fall für uns wäre aber auch mal wieder was, oder?«

Franziska Winkler, Kim Jülich und Marie Grevenbroich waren nämlich nicht nur beste Freundinnen, sie waren auch Detektivinnen, und zusammen waren sie Die drei !!!. Fast siebzig Fälle hatten sie bereits erfolgreich gelöst. Ihr letzter spannender Fall, bei dem Wölfe in der Nähe eines Waldkindergartens aufgetaucht waren, lag schon eine Weile zurück. Und deshalb war es klar, dass Franzi auf der Suche nach neuem Nervenkitzel war.

Kims Zwillingsbrüder eiferten ihrer großen Schwester nach und hatten den drei !!! tatsächlich schon ein paarmal geholfen. So süß Kim das auch manchmal fand, eigentlich nervte es eher.

Marie war in ihrer geblümten Kühltasche fündig geworden und drückte ihren beiden Freundinnen ein Eis in die Hand.

»Hier. Himbeer-Pfefferminz-Eis am Stock.«

»Das sieht ja cool aus. Echt schön mit dem Stock.« Franzi betrachtete die Eiskreation genauer. Auf einem Stock waren drei Kugeln aufgespießt. Das Eis sah nach Vanille aus, darin steckten Himbeerstücke und grüne Blätter.

Marie lächelte. »Die Stöcke hat Oma Agnes aus Finns Stöckelager.« Finn war Maries dreijähriger Halbbruder, der in einen Waldkindergarten ging und jeden Tag mit mehreren Stöcken nach Hause kam, die alle in einem großen Tontopf vor dem Eingang der Villa Grevenbroich gesammelt wurden. Franzi probierte das Eis. »Hmmm, das ist ganz schön hart.«

»Und so gar nicht süß. Eher sauer.« Kim, die Gummibärchen und Schokolade über alles liebte, verzog das Gesicht.

»Ist ja auch nur leicht mit Birkenzucker gesüßt«, erklärte Marie, während sie mit dem Eis in der einen Hand nun einhändig in ihrer Strandtasche wühlte.

»Birkenzucker? Was ist das denn?«, fragte Kim verwundert.

Marie zuckte mit den Schultern und lutschte an ihrem Eis. »Schmeckt ganz schön quarkig.«

»Ja, stimmt, nach Kräuterquark«, stellte Franzi fest. »Oma Agnes hat bestimmt Minze mit Petersilie verwechselt. Ist es immer noch so schlimm mit ihr?«

Marie sah ihre Freundinnen an. »Schlimmer als schlimm. Nicht auszuhalten. Tessa, Lina und ich haben jetzt auch ein geheimes Süßigkeitenlager. Ich kann Opa Herbert zu hundert Prozent verstehen.« Maries Oma Agnes hatte einen Riesenstreit mit Opa Herbert angefangen, als sie sein geheimes Süßigkeitenlager in der Garage entdeckt hatte. Seitdem wohnte sie mehr in der Villa Grevenbroich als zu Hause und trieb Maries Familie mit ihrem Gesundheitstick und ihren strengen und nicht zeitgemäßen Vorstellungen von Erziehung in den Wahnsinn.

Marie drückte Franzi ihr Eis in die Hand. »Kannst du mal bitte halten?«

»Wenn ich es nicht essen muss.« Franzi sah Marie dabei zu, wie sie weiter in ihrer Strandtasche wühlte.

»Sie ist ein echter Kontrollfreak. Und dieses seltsame Essen. Selbst mein Vater hat gestern heimlich mit den Augen gerollt, als sie uns schon wieder Quinoa mit Wurzelgemüse aufgetischt hat.«

»Wahrscheinlich solltet ihr ihm verraten, wo euer Süßigkeitenlager ist.« Kim überlegte. »Oder Oma Agnes heimlich Hinweise darauf zuspielen. Vielleicht fährt sie endgültig wieder nach Hause, wenn sie es entdeckt.« Kim zwinkerte Marie zu.

»Ihr muss klargemacht werden, dass Opa Herbert ein cooler Typ ist. Damit sie sich endlich mit ihm verträgt und zurückzieht«, sagte Franzi nachdenklich.

»Stimmt. Ich weiß nur nicht, wie. Ist mit Blake eigentlich alles in Butter?«, fragte Marie.

»Ja, alles gut.« Franzi lächelte.

»Nervt es dich noch, dass er oft im Mittelpunkt steht?« Kim hielt ihr Stockeis in der Hand und beobachtete, wie es langsam zu schmelzen anfing.

»Ein bisschen.« Franzi versuchte, mit den Schneidezähnen ein Himbeerstück aus dem Eis zu knabbern.

Kim legte das Eis in eine Serviette. »Sorry, ich kann das nicht essen.«

»Schmeckt auch eher nach deftigem Mittagessen«, meinte Marie.

»Und wie läuft es mit Holger?« Franzi kaute nun auf dem Himbeerstück herum.

»Gut eigentlich.« Marie wühlte angestrengt weiter in ihrer Strandtasche.

»Eigentlich?« Franzi sah Marie fragend an.

In dem Moment hatte Marie gefunden, wonach sie gesucht hatte. »Tessa hat für jeden von uns ein Strandtuch bedruckt.« Nacheinander zupfte sie drei verschiedenfarbige Baumwolltücher aus ihrer großen Tasche und verteilte sie an ihre Freundinnen. Eins war orange, eins lila und eins grün. Maries Stiefmutter Tessa hatte auf jedes der Tücher ein schwarzes Ausrufezeichen gedruckt.

Kims Augen leuchteten. »Der Hammer – wenn man die nebeneinanderlegt, sind es drei Ausrufezeichen.«

»Wow, wann hat sie das denn noch gemacht? Sie arbeitet doch auch wieder ganz schön viel als Kamerafrau, oder?« Franzi nahm sich eines der Tücher und betrachtete es genau.

»Sie flieht vor Oma Agnes und stürzt sich in die Arbeit. Eine neue T-Shirt-Kollektion hat sie auch entworfen.« Maries Stiefmutter betrieb neben ihrer Arbeit als Kamerafrau ein kleines eigenes Modelabel, für das sie T-Shirts aus Biobaumwolle herstellte. Marie band sich das lilafarbene Tuch um den Körper. »Kann man auch als Kleid tragen.« Sie nahm ihr Eis und lutschte lustlos daran. Ein Teil war geschmolzen, brach ab und landete auf dem Tuch.

Franzi musste lachen. »Oder als Lätzchen.«

In dem Moment kamen Kims Zwillingsbrüder vorbeigelaufen, die auch ein Eis in der Hand hatten. Aber ein richtiges Eis. Mit Zucker und Sahne. Franzi wusste, was sie jetzt brauchten. »Ich hole uns auch so eins, okay?«

Kim und Marie nickten dankbar.

Marie sammelte die Stockeis ein und stand auf. »Ich entsorge sie im Müll. Aber Oma Agnes darf das nicht erfahren.« Franzi schnappte sich ihr Geld und machte sich auf den Weg zum kleinen Kiosk, der sich weiter hinten bei den Umkleiden befand. Die Schlange war lang, aber das war Franzi egal. Sie reihte sich hinten ein, atmete den Duft von Pommes und Sonnenmilch und schaute gut gelaunt auf das glitzernde Wasser, in dem ganz schön viel los war. Zwei Mädchen machten mit ein paar Jungs eine Wasserschlacht. Franzi musste grinsen. Nachher würde sie Blake auch so richtig schön nass spritzen.

»Und, junge Dame, was darf es sein?«, wurde sie von der freundlichen Stimme des Kioskverkäufers aus ihren Gedanken gerissen.

»Ich hätte gern drei große …«

»Stopp!«, rief plötzlich eine Mädchenstimme. Franzi suchte mit dem Blick das Wasser ab.

»Drei große was?«, fragte der Kioskverkäufer, aber Franzi hatte nun entdeckt, woher der Schrei gekommen war. Ein Mädchen wurde von einem Jungen unter Wasser getunkt. Franzi sah zum Kioskverkäufer, der auf ihre Bestellung wartete, und entschied sich loszurennen. Ihren Zehneuroschein drückte sie Ben in die Hand, der ihr gerade entgegenkam. Mit einem Köpper sprang Franzi ins Schwimmerbecken und war mit wenigen Schwimmzügen bei dem Mädchen angelangt, das gerade wieder japsend auftauchte. Der Junge und sein Freund, der ein anderes Mädchen davon abhielt, seiner Freundin zu helfen, lachten. Franzi warf sich dazwischen. Es gelang ihr, den Jungen von hinten zu umklammern. Überrascht ließ er das Mädchen los.

»Lass sie in Ruhe«, zischte Franzi.

Der Junge drehte sich zu ihr um. »Bleib mal locker.«

Franzi ließ seinen Arm los und sah, dass der Bademeister am Beckenrand stand. »Was ist passiert?«

»Das war doch nur Spaß!« Der Junge wandte sich an seinen Kumpel. »Komm, wir wollten noch Eis essen.« Beide stützten sich am Beckenrand ab und sprangen aus dem Wasser.

»Alles klar?«, fragte der Bademeister.

»Alles klar«, antworteten die beiden Mädchen und Franzi im Chor.

»Gut, wenn etwas ist, kommt ihr bitte zu mir.« Der Bademeister entfernte sich wieder.

»Danke«, sagte das blonde Mädchen, dem Franzi gerade geholfen hatte.

Franzi schwamm zu den beiden, die sich am Beckenrand festhielten. »Ist wirklich alles klar?«

»Ja, danke. Ich bin Elli und das ist meine Freundin Nele. Und du?«

»Franzi. Was war denn da gerade los?«

»Ich weiß auch nicht, ich war so überrascht, als Pepe immer weitergemacht hat, dass ich mich gar nicht richtig wehren konnte.« Elli hüpfte im Wasser auf und ab und hielt ihren Kopf schräg, um Wasser aus ihrem Ohr zu bekommen.

»Milan hat mich nicht zu dir durchgelassen«, meinte Nele.

»Du hast Elli echt profimäßig gerettet. Bist du Rettungsschwimmerin oder so?«

Franzi schüttelte den Kopf und lächelte. »Ihr kennt die Jungs?« Elli nickte. »Eigentlich sind wir Freunde und spielen im selben Verein Fußball.«

»Cool, ihr spielt Fußball?« Franzi betrachtete die beiden Mädchen neugierig. Sie schätzte sie auf fünfzehn. Elli hatte Sommersprossen und ein kleines Grübchen auf der Wange. Ihre blonden, langen Haare waren zu einem dicken Zopf geflochten. Nele wirkte ebenfalls sehr sympathisch, sie hatte braune, halblange Haare, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren.

Die drei Mädchen kletterten aus dem Wasser. Elli wrang ihren dicken Zopf aus. Im selben Moment kamen Ben und Lukas mit ihrem Fußball angerannt. »Hier, Franzi, deine zehn Euro.« Lukas gab Franzi den Schein zurück.

»Ach, du bist doch in der Auswahlmannschaft beim FC Südwest, stimmt’s?« Elli sah Ben aufmerksam an.

»Und ihr seid in der Mädchenmannschaft, die unser Trainer vor Kurzem gegründet hat, oder?«, fragte Ben zurück. »Ihr seid echt gut.«

»Du aber auch!« Elli kickte mit dem Knie den Ball aus Bens Hand, fing ihn mit dem Fuß auf und schoss ihn direkt zu Nele. Ben und Lukas stiegen sofort darauf ein und versuchten, den Ball zurückzuerobern. Aber Nele schoss ihn zu Franzi, die ihn gekonnt annahm.

»Nicht am Beckenrand!«, rief der Bademeister, der noch in der Nähe stand.

Franzi schoss den Ball in einem hohen Bogen Richtung Wiese, auf der zwei Tore aufgestellt waren. Elli und Nele rannten wie Franzi und die Zwillinge hinter dem Ball her. Franzi lief an Kim und Marie vorbei und gab ihnen den Zehneuroschein. »Das Eis holen wir nach, Mädels.«

Schnell lief sie weiter und nahm den Ball an, den Elli ihr zupasste. Daraus entwickelte sich ein Spiel, bei dem auch ein paar andere Jugendliche spontan mitmachten. Franzi hatte richtig Spaß dabei und das Zusammenspiel mit Nele und Elli klappte perfekt. Nele passte ihr wieder den Ball zu und Franzi stürmte damit auf das Tor, in dem Lukas stand. Sie schoss – und dieses Mal landete der Ball im Tor. Franzi klatschte sich mit Elli und Nele ab und zwinkerte Lukas zu. Kim und Marie, die von ihren Strandtüchern aufgestanden waren, jubelten.

Franzi wollte gerade wieder losrennen, da kam ein dunkelhaariger, sportlicher Mann auf sie zu und klatschte Franzi Beifall. »Bei welchem Verein spielst du?«, fragte er sie neugierig.

»Bei gar keinem.« Franzi war außer Puste.

»Hast du Lust, mal ein Probetraining beim FC Südwest zu machen? Wir suchen für unsere Mädchenmannschaft noch junge, talentierte Spielerinnen.«

Marie und Kim waren sprachlos, und auch Franzi wusste nicht, was sie sagen sollte.

Spurlos verschwunden

Franzi stellte ihren Schulrucksack an der Garderobe ab und lief in die Küche, wo ihre Mutter gerade Gurken und Tomaten zerkleinerte.

»Hallo, mein Schatz, ich hab dir Spaghetti bolo gemacht.« Frau Winkler deutete auf zwei Töpfe auf dem Herd. Sie war ein Ass in der Küche. Sie konnte backen und kochen und betrieb seit einiger Zeit ein Hofcafé, das sehr gut lief. Zu gut, denn Franzis Mutter hatte manchmal kaum noch Zeit für die Familie. Deswegen hatte sie sich entschieden, das Café nicht mehr regelmäßig, sondern nur noch für spezielle Events zu öffnen. Wenn es Spaghetti bolognese gab, war das ein Zeichen dafür, dass Frau Winkler wenig Zeit zum Kochen hatte und sicher wieder ein großes Event plante.

Franzi nahm sich ihren Teller und häufte einen großen Berg Nudeln darauf. »Ich muss viele Kohlenhydrate essen.«

Frau Winkler sah ihre Tochter überrascht an.

»Mama, stell dir vor. Jan Bachmann, der Trainer vom FC Südwest, hat mich heute im Waldschwimmbad beim Kicken beobachtet. Und dann hat er mich zum Probetraining eingeladen.« Auf den Nudelberg häufte Franzi eine große Kelle Bolognesesoße.

Franzis Vater kam mit zwei riesigen Wassermelonen in die Küche. »Etwa in die vor ein paar Monaten gegründete Mädchenmannschaft? Davon habe ich in der Zeitung gelesen.« Franzi musste niesen. Dabei fiel ihr beinahe der Teller aus der Hand.

»Wenn du erkältet bist, kannst du aber keinen Leistungssport machen«, sagte ihre Mutter.

»Ich fühle mich topfit. Und es ist doch nur ein Probetraining, da kicke ich den Ball ein bisschen hin und her, mehr passiert da nicht.« Franzi setzte sich. Sie drehte die Nudeln auf ihre Gabel und steckte sie in den Mund. »Schmeckt super, Mama.«

»Also, ich bin begeistert. Dann können wir wenigstens bei der Frauen-WM 2023 dabei sein. Bis dahin spielt Franzi bestimmt in der Nationalmannschaft. Und wir können früher in den Ruhestand gehen.« Herr Winkler legte eine der Wassermelonen auf den Fußboden und tat so, als wolle er dagegentreten. »Tor!«, rief er und nahm sich danach ein Messer, um die andere Melone aufzuschneiden.

Franzi sah ihre Eltern verwundert an. »Wollt ihr ’ne Gurken- und Melonenparty feiern?«

»Nein, ich mache Gazpacho für deine Lehrer.«

Ungläubig schüttelte Franzi den Kopf. »Willst du die mit kalter Gemüsesuppe bestechen? Aber mein Zeugnis wird echt ganz gut?!«

Frau Winkler lachte. »Ich hab eure Rektorin Frau Dr. Kümmerle neulich im Tante-Emma-Laden von Frau Blume getroffen und ihr angeboten, dass sie bei der Hitze die letzte Lehrerkonferenz vor den Ferien bei uns zum Event machen kann. Es wird ein Strandnachmittag. Und es gibt kalte Speisen, Obst und Fruchteis.«

»Keinen Kuchen?« Franzi blickte ihre Mutter zwischen zwei Bissen verständnislos an.

Frau Winkler schüttelte den Kopf.

»Oh nein!«, rief Franzi. »Ich will auf keinen Fall Herrn Bode in Badehose sehen. Wann steigt das Gurkenevent denn?«

»Frau Dr. Kümmerle hat mehrere Nachmittage geblockt, da es in eurem Lehrerzimmer wohl sehr heiß ist und noch diverse Besprechungen anstehen«, erklärte Frau Winkler.

»Alles klar. Ihr findet mich dann im Waldschwimmbad oder – wer weiß? – beim FC Südwest.« Herr und Frau Winkler lachten.

Frau Winkler überlegte. »Vielleicht sind im Keller noch Stefans alte Stollenschuhe.«

Am nächsten Tag radelte Franzi nach Schulschluss zum FC Südwest. Ein langes, flaches Gebäude, das Vereinsheim, versperrte den Blick auf den Fußballplatz, der geschützt hinter großen Bäumen und einem Zaun lag. Der Verein befand sich im Südteil der Stadt und grenzte an ein Wohngebiet an. Franzi stellte ihr Fahrrad im Ständer ab und holte Zopfgummis aus der Tasche ihrer Sporthose. Während sie sich damit zwei Zöpfe machte, kam Kim angeradelt. Ihre roten Wangen und die zerzausten Haare ließen darauf schließen, dass sie sehr schnell gefahren war. »Entschuldige, meine Mutter wollte uns allen Ernstes mit Salat abspeisen, weil sie es für warmes Essen zu warm findet. Da musste ich noch Spaghetti für Ben, Lukas und mich kochen«, erklärte Kim, während sie eine Flasche Wasser aus ihrem Matchbeutel holte. »Ist ja der Wahnsinn, dass du so ein Naturtalent im Fußball bist«, sagte sie, nachdem sie die Flasche in einem Zug ausgetrunken hatte.

Vor längerer Zeit hatten die drei !!! mal im Fußballmilieu ermittelt. Kim konnte dem Hype während der damaligen Weltmeisterschaft zunächst nichts abgewinnen, hatte sich aber dann von der allgemeinen Euphorie anstecken lassen. Zumindest interessierte sie sich seitdem ein bisschen für Fußball.