Die drei !!!, 78, Das Bienengeheimnis (drei Ausrufezeichen) - Kirsten Vogel - E-Book
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Die drei !!!, 78, Das Bienengeheimnis (drei Ausrufezeichen) E-Book

Kirsten Vogel

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Beschreibung

Kim, Franzi und Marie sind "Die drei !!!". Mutig und clever ermitteln die drei Detektivinnen und sind jedem Fall gewachsen. Auf dem Biohof von Bauer Kronkamp werden einige Bienenvölker gestohlen. Wer will dem Bauern schaden? Umweltaktivisten und Wirtschaftsvertreter gehen wie angestochen aufeinander los. Können Kim, Franzi und Marie das Bienengeheimnis lüften?

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Das Bienengeheimnis

Kirsten Vogel

KOSMOS

Umschlagillustration von Ina Biber, Gilching

Umschlaggestaltung von Sabine Reddig

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und Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2020, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-50308-9

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Fall auf Knall

»Haltet den Dieb!«, schrie Kim.

Franzi rannte los. Sie war dem Gauner dicht auf den Fersen und legte noch einen Zahn zu. Ein Griff, und sie hatte Finn geschnappt. »Du Frechdachs!«

Finn lachte und strampelte mit den Beinen. »Lass mich runter!«

»Gib uns Kims Süßigkeiten zurück.« Franzi merkte, wie ihr Maries zappelnder Bruder zu schwer wurde, und setzte ihn wieder ab. Gerade wollte sie sich den Kescher greifen, da rannte Finn schon wieder los. Diesmal war Kim schneller. Sie hielt ihn am Ärmel seines T-Shirts fest. »Jetzt hab ich dich!«

Finn kicherte.

»Was ist hier los?« Marie kam mit einem großen Rollkoffer aus der Villa Grevenbroich auf die Terrasse.

»Dein kleiner Bruder ist ein Ganove«, erklärte Kim lachend.

Franzi kitzelte Finn am Bauch. »Er hat mit seinem Kescher Kims Süßigkeiten geklaut, die sie für die Fahrt eingepackt hat.«

Der kleine Junge gluckste.

»Na warte, Finn!« Marie ließ ihren Rollkoffer los, der donnernd auf den Holzboden der Terrasse krachte. Schnell pflückte sie eine Margerite aus dem Blumentopf und kitzelte Finn damit an der Nase.

Finn verzog das Gesicht. »Stopp! Das riecht nach Vogelpipi.«

»Nur, wenn du uns die Tüte gibst.« Marie hielt ihm lachend die Blume vor die Nase.

Finn umklammerte den Griff des Keschers. »Nur, wenn ich etwas Süßes abbekomme.«

Kim musste lachen. »Geht klar.«

»Gut, ich hole sie raus.« Finn zupfte an der Tüte, die sich im Netz des Keschers verfangen hatte.

Franzi hob Maries Koffer auf. »Der wiegt ja mehr als mein kompletter Kleiderschrank. Wir fahren doch nur ein paar Tage nach Dettingen.«

»Ich hab vier Paar Schuhe dabei, falls ich in einen Kuhfladen trete oder so.« Marie grinste.

»Außerdem Schuhe für den Waldspaziergang, Schuhe für den Wiesenspaziergang, Schuhe, um das Dorf unsicher zu machen«, scherzte Kim.

»Na und?« Marie zuckte mit den Schultern. »Schuhe sind eben meine Leidenschaft.«

»Puh, ist das schwer.« Finn lud Kims Beutel vor ihren Füßen ab.

»Sind das etwa alles Süßigkeiten?«, fragte Marie überrascht.

»Sie sind eben Kims Leidenschaft«, lachte Franzi.

Finn hüpfte auf und ab. »Darf ich jetzt etwas haben?«

Kim hielt Finn den Beutel hin. »Klar, bedien dich.«

Finn griff in die Tasche und holte einen Apfel heraus. »Ich dachte, da ist Süßes drin«, motzte er.

Kim grinste. »Ich hab eben eine Leidenschaft für Süßigkeiten und Obst.« Kim hielt den Beutel auf. »Möchte noch jemand einen?«

Marie und Franzi griffen zu.

»Ein bisschen fad. Sind die vom Großstadtkauf?«, fragte Franzi kauend.

Kim nickte. »Die kommen bestimmt aus Neuseeland oder so.«

»Oh, das wird Oma Agnes aber nicht gutheißen. Ihr ist es wichtig, dass wir regional essen.« Marie biss in ihren Apfel. »Und am besten nur unverarbeitete Lebensmittel.«

»Finde ich richtig.« Franzi nagte an ihrem Kerngehäuse herum. »Aber ab und zu was Süßes muss auch drin sein.«

Maries Oma Agnes hatte sich vor einiger Zeit aufgrund eines heftigen Streits mit Opa Herbert in der Villa Grevenbroich einquartiert. Streitpunkt war Opa Herberts geheimes Süßigkeitenlager gewesen, das Oma Agnes durch Zufall in der Garage entdeckt hatte. Mit ihrem Gesundheitswahn war sie der gesamten Familie Grevenbroich auf die Nerven gegangen. Zum Glück hatten die drei Freundinnen Maries Oma auf die Sprünge geholfen und der Streit zwischen ihr und Tessa, vor allem aber der Streit zwischen ihr und Opa Herbert, konnte beigelegt werden. Oma Agnes war dann wieder zu Opa Herbert aufs Land nach Dettingen gezogen.

Kim kaute unbeeindruckt weiter. »Dann kann ich ja gar keine Äpfel mehr essen. Hier in der Stadt gibt es kaum Apfelbäume und außerdem kann man die doch erst im Spätsommer ernten, oder?«

Marie nickte. »Oma Agnes wohnt neben einer Obstplantage. Ich glaube, die Apfelbäume blühen gerade erst.«

Tessa kam aus der Villa auf die Terrasse. »Hallo, Kim, hallo, Franzi. Schön, dass ihr uns zu meinen Eltern begleitet.«

»Ja, dann hat Marie zwei Babysitter«, lachte Finn. »Und ich kann mit Oma und Opa spielen.«

Marie zwinkerte Tessa zu. »Genauso war es gedacht.«

Tessa schmunzelte. »Ich bin euch Mädchen sehr dankbar, dass ihr in letzter Zeit so oft auf Finn aufgepasst habt. Ihr könnt euch sicher sein, dass ich nach einer Lösung suche.«

Da Maries Vater Helmut Grevenbroich als bekannter Hauptdarsteller der Vorabendserie Vorstadtwache und Tessa als Kamerafrau sehr viel unterwegs waren und weil sie momentan keinen Babysitter für den dreijährigen Finn hatten, waren die drei Freundinnen Kim, Franzi und Marie öfter als Babysitterinnen eingesprungen. Sie hatten es gerne gemacht, aber es war natürlich kein Dauerzustand. Und weil Maries Stiefmutter Tessa über die Feiertage unbedingt eine neue Kollektion für ihr eigenes ökologisches T-Shirt-Label Think Nature! entwerfen wollte, hatte Marie die Idee gehabt, zu Oma Agnes und Opa Herbert aufs Land zu fahren. Da konnten die Großeltern sich um ihren kleinen Enkel kümmern, während Tessa T-Shirts entwarf. Franzi hatte sich gefreut, als Marie sie gefragt hatte, ob sie und Kim mitkommen wollten.

»Geht’s gleich los?« Helmut Grevenbroich kam auf die Terrasse. »Ich hab euch noch Obst eingepackt.« Er überreichte Kim die Kühltasche und verabschiedete sich von Tessa, Marie und Finn.

»Warum kommst du nicht mit, Papa?«, fragte Finn, nachdem er seinen Kescher in den Kofferraum auf Maries Koffer geworfen hatte.

»Ich muss arbeiten, leider. Sonst wäre ich liebend gern mit dir auf Schmetterlingssafari gegangen.« Herr Grevenbroich schnallte Finn in seinem Kindersitz an und die drei Freundinnen stiegen zu Tessa ins Auto.

»Passt auf euch auf!« Maries Vater schlug die Autotür zu.

Marie steckte ihr Handykabel in das Autoradio. »Ich spiele euch mal den neuen Song von den Boyzzzz vor, das wird bestimmt der neue Sommerhit.«

»Ich will aber das neue Dinohörspiel hören«, maulte Finn.

»Immer abwechselnd, Finn. Jetzt hören wir erst mal Maries Lied.« Tessa schaltete das Radio an und drehte auf laut.

Nachdem es dreimal gelaufen war, konnten bereits alle Autoinsassen den Refrain mitsingen. »Summer, summer, summer, o oho ohooohooo.«

Auch Finn hatte Spaß und sang: »Sabba sabba sabba, oho.«

Die Fahrt war wie im Flug vergangen. Nach drei Stunden, mindestens 13 »Summer«-Wiederholungen und drei Dino-CDs fuhren sie in Dettingen auf die Einfahrt von Oma Agnes’ und Opa Herberts Grundstück.

»Wo sind Oma und Opa denn?« Marie, die auf dem Beifahrersitz saß, drückte auf die Hupe.

»Ich will auch mal.« Finn schnallte sich ab und krabbelte nach vorne.

»Das ist aber ein schönes Hupkonzert.« Lachend kamen Oma Agnes und Opa Herbert aus dem Haus.

»Mit der Ruhe in Dettingen ist es jetzt vorbei«, drohte Tessa augenzwinkernd.

Franzi sprang als Erste aus dem Auto und streckte sich. Dabei atmete sie tief ein. Die Luft war frisch, es duftete nach Frühling. Die Sonne strahlte und wenige Schäfchenwolken waren am knallblauen Himmel.

»Wir freuen uns, dass ihr uns endlich mal besuchen kommt«, rief Oma Agnes ihnen entgegen und umarmte erst Franzi und dann Kim, die ebenfalls ausstieg.

Finn kletterte aus dem Auto und lief seiner Oma in die Arme. »Oma, wir haben Äpfel aus Neuseeland gegessen.«

»Aha«, sagte Oma Agnes und blinzelte den drei Mädchen zu. »Wie wäre es, wenn wir gleich Apfelpfannkuchen aus Dettingen essen?«

»Gute Idee.« Tessa begann, die Koffer aus dem Auto zu heben. Opa Herbert half ihr dabei.

»Wir nehmen auch gerne Pfannkuchen.« Marie begrüßte ihre Oma mit einem Kuss auf die Wange. »Aber wir sind noch ganz satt von dem vielen Obst, das wir auf der Fahrt gegessen haben. Kann ich Kim und Franzi erst mal alles zeigen?«

»Na klar.« Oma Agnes machte eine einladende Geste.

Finn schnappte sich den Kescher. »Opa, gehst du mit mir auf Schmetterlingssafari?«

Opa Herbert zog die Stirn kraus. »Was ist denn das?«

Finn hatte einen gelben Schmetterling entdeckt und sauste hinterher. »Erklär ich dir später, Opa.«

Marie, Franzi und Kim rollten ihre Koffer über den Hof zum Haus. Überall standen Tontöpfe mit roten und weißen Tulpen. Das Haus war ein altes Bauernhaus, das Oma Agnes und Opa Herbert vor vielen Jahren gekauft und selbst renoviert hatten. Alles war sehr modern und geschmackvoll erneuert, wie Franzi fand. Der Holzboden knarrte, als sie das Haus betraten.

»Schlafen wir unter dem Dach?«, fragte Marie aufgeregt.

»Ja, es ist alles hergerichtet.« Oma Agnes lächelte. »Fühlt euch wie zu Hause.«

»Toll, danke.« Franzi marschierte als Erste die Holztreppen hinauf.

»Ist das schön«, rief Kim, als sie das Zimmer betrat. Sie ließ sich auf das mit blütenweißer Bettwäsche bezogene Bett fallen.

Oma Agnes hatte neben ein altes Doppelbett noch ein Klappbett gestellt und auf jedes Kopfkissen eine Tüte Gummibärchen gelegt.

»Nächstes Mal nehme ich vielleicht ein paar Schuhe weniger mit«, stöhnte Marie, nachdem sie es geschafft hatte, ihren Koffer die Treppe hinaufzubefördern. »Puh, ist mir warm.« Sie öffnete das Fenster und sofort wehte ihnen ein zarter Blütenduft um die Nasen.

»Oma Agnes und Gummibärchen?«, wunderte sich Kim, während sie sich eins davon in den Mund steckte.

»Sag ich doch, sie ist echt viel cooler geworden.« Marie öffnete ihren Koffer und stellte ihre vier Paar Schuhe in eine Reihe. Dann nahm sie ihren Kulturbeutel und verschwand im Bad. »Ich creme mich mal lieber mit Sonnencreme ein.«

»Das ist gut. Muss ich auch noch machen.« Franzi lief zum Fenster. »Wow, ist das schön hier.«

Hinter einer alten Steinmauer, die das Grundstück von Maries Großeltern eingrenzte, konnte sie einen Bauernhof sehen. Vor einer Scheune stand ein Traktor, dahinter blühten Apfelbäume.

»Das ist die Obst-ha-ha-ha-tschi-Plantage. Mist, kaum bin ich in der Natur, muss ich schon wieder niesen.« Franzi war allergisch gegen Gräser. Den Großteil des Jahres war das kein Problem, aber immer dann, wenn die Gräser blühten, hatte sie mit lästigen Niesattacken und Augenjucken zu kämpfen.

Nachdem die drei Mädchen Oma Agnes’ selbst gemachte Zitronenlimo mit Minze aus Eigenanbau getrunken und sich das Haus und den Garten angesehen hatten, waren sie nun auf der Blumenwiese hinter dem Haus gelandet. Hier durfte Opa Herbert nicht mähen, denn Oma Agnes hatte extra eine Bienenweide angelegt. Bevorzugt hatte sie Wildblumen ausgesät, die Bienen gerne mochten, und einfach alles wachsen lassen. Außerdem hatte sie verschiedene Kräuter angebaut, aus denen sie Tee herstellte.

»Es gibt hier sogar essbare Blumen«, erklärte Marie. »Die schmecken richtig gut zu Salaten.«

Franzi ließ sich in das kniehohe Gras fallen. »So eine tolle Wiese hab ich noch nie gesehen.« Um sie herum blühten knallroter Mohn, blaue Kornblumen, Lavendel und Kamille. Franzi drehte an einem silbernen Ring mit grünem Stein, den sie am Finger trug.

»Oh Franzi, ich hab dich ja noch nie mit Schmuck gesehen. Ist der Ring neu?« Marie pflückte ein paar Blumen und begann, daraus einen Blumenkranz zu flechten.

»Ach, den hat Blake aus dem Kaugummiautomaten beim Jugendzentrum gezogen. Als Zeichen seiner Liebe.« Franzi seufzte. »Wobei ich nicht weiß, ob das als Zeichen seiner Liebe zu Kaugummis oder zu mir gemeint war.«

»Du bist blöd, Franzi! Natürlich aus Liebe zu dir. Das finde ich supersüß«, schwärmte Kim. »David würde mir nie einen Ring schenken.« Kim ließ sich neben Franzi auf die Wiese fallen.

»Blake hat ein schlechtes Gewissen, weil er ernsthaft darüber nachdenkt, ein Austauschjahr in den USA zu machen. Dort könnte er besser für die WCMX-Meisterschaft trainieren.« Franzi zupfte eine Kamillenblüte ab und gab sie Marie.

»Was? Das wusste ich ja noch gar nicht!« Marie fiel die Blüte aus der Hand. »Warum hast du uns das nicht früher erzählt?«

Franzi hob sie wieder auf. »Ich weiß es auch erst seit Kurzem.«

Franzis Freund Blake, der seit einem Unfall im Rollstuhl saß, war extrem sportlich. Da auch Franzi eine echte Sportskanone war, passten die beiden super zusammen. Blake war mit seinem Rollstuhl schneller und wendiger als die meisten Menschen auf zwei Beinen. Seine Lieblingssportart nannte sich WCMX, das war die Abkürzung für Wheelchair Motocross.

»Kaugummiautomat ist total romantisch.« Kim rollte sich auf den Bauch und stützte den Kopf in die Hände. »Seit David und ich diesen blöden Schreibstreit haben, ist bei uns überhaupt nichts mehr romantisch.«

»Könnt ihr Junos nicht einfach wieder auferstehen lassen?«, fragte Marie.

Energisch schüttelte Kim den Kopf. »Selbst wenn David das wollen würde, ich kann ihm einfach nicht verzeihen.« Kim und ihr Freund David teilten eine Leidenschaft: das Schreiben. Da Kim Krimiautorin werden wollte und David sich sehr für Fantasy-Romane interessierte, hatten die beiden beschlossen, gemeinsam einen Fantasy-Krimi, ein noch neues Genre, zu schreiben. Doch ihre Vorstellungen davon waren sehr unterschiedlich. David hatte die Hauptfigur Junos gleich zu Beginn der Geschichte durch den Stich einer außerirdischen Biene sterben lassen. Kim, die eine romantische Liebesgeschichte erzählen wollte, war zutiefst enttäuscht und stellte sogar die Beziehung zu David infrage.

»Hmmm …« Franzi pflückte ein Gänseblümchen. »Vielleicht solltet ihr das Ganze vergessen und eine neue Geschichte schreiben?«

Kim zuckte mit den Schultern. »Irgendwie ist die Leichtigkeit weg. Früher haben wir andauernd zusammen gelacht. Neulich hat er mir ganz viele Nachrichten mit Witzen geschickt, aber die waren so was von unlustig.«

»Na ja, er wollte dich bestimmt nur zum Lachen bringen. Gut, dass du hier mal ein bisschen Abstand gewinnst.« Marie legte Kim einen kleinen Blumenkranz auf den Kopf. »Steht dir.«

»Meinst du, Blake würde wirklich für ein ganzes Jahr in die USA gehen?« Kim legte sich wieder auf den Rücken.

Franzi zupfte nach und nach Blütenblätter des Gänseblümchens ab. »Ich weiß nicht.« Dass ihr Freund für sein Hobby eine räumliche Trennung von ihr in Kauf nehmen würde, verletzte sie. Aber natürlich wusste sie, dass sie ihm auch nicht im Weg stehen durfte. »Erzähl mal was Schönes, Marie. Damit wir weiter an die große Liebe glauben können.«

Marie grinste. »Bei uns ist alles in Butter.«

»Und weiter?«, hakte Kim neugierig nach.

»Nichts, alles gut.« Marie strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

Kim rupfte ein paar lange Gräser ab und kitzelte Marie damit im Nacken. »Ich kitzele es aus dir raus.«

Marie musste kichern. »Aber es gibt nichts Neues, außer dass Holger der tollste Typ überhaupt ist.«

Franzi zupfte das letzte Blütenblatt des Gänseblümchens ab. »Das ist echt ha-ha-hatschi. Hatschi!«

Kim reichte Franzi ein Taschentuch.

»Das ist echt süß«, sagte Franzi, nachdem sie sich die Nase geputzt hatte. Sie freute sich für ihre Freundin, denn Marie und Holger hatten bereits mehrfach schwierige Zeiten gemeistert und waren schon seit langer Zeit so verliebt wie am ersten Tag.

»Kommt, legt euch auch mal hin«, sagte Kim. »Und lauscht dem Summen der Bienen. Das ist so schön.«

»Stimmt.« Franzi rollte sich nach hinten in die Mitte zwischen ihre beiden besten Freundinnen und freute sich, dass ein paar entspannte Tage vor ihnen lagen. Sie beobachtete eine Biene, die direkt neben ihr in den Kelch einer Blume krabbelte. »Zum Glück sind wir keine Bienen – die haben immer was zu tun.«

»Ich hätte aber nichts gegen einen neuen Fall«, meinte Kim.

»Ich auch nicht«, gab Franzi zu.

Kim Jülich, Franziska Winkler und Marie Grevenbroich waren Detektivinnen. Sie nannten sich Die drei !!! und hatten schon mehr als siebzig Fälle erfolgreich gelöst. Ihr letzter Fall war schon eine Weile her und so lag es auf der Hand, dass die drei Detektivinnen sich nach neuem Nervenkitzel sehnten.

Franzi blinzelte in den blauen Himmel. Ein Flugzeug flog über kleine Schäfchenwolken hinweg. Kurz stellte sie sich vor, wie traurig es wäre, wenn Blake in so ein Flugzeug steigen würde.

In die Stille hinein ertönte plötzlich ein dumpfer Knall. Darauf folgte ein lauter Schrei. Alle drei Mädchen schreckten hoch.

»Was war das?« Franzi war als Erste auf den Beinen.

Marie sprang auf. »Ein Schuss?«

»Oder ein Autounfall?« Kim erhob sich ebenfalls.

Lautes Babygeschrei drang vom Nachbargrundstück zu den drei !!!.

»Oh nein, Nils, was ist passiert?«, rief eine Frauenstimme.

Aufgewühlt sahen sich die Mädchen an und liefen los.

Franzi blickte über die Mauer und entdeckte einen Mann auf einem Traktor.

Eine rothaarige Frau mit einem weinenden Baby auf dem Arm lief bereits auf ihn zu.

»Guck mal, da scheint etwas passiert zu sein!« Ohne zu zögern, hüpfte Franzi über die Mauer und ihre beiden Freundinnen hinterher.

Tausendfaches Verschwinden

Marie und Kim folgten Franzi. Sie war schon fast bei dem großen Mann angekommen, der gerade von seinem Traktor heruntersprang. »Hallo, was ist passiert?«, rief sie besorgt.

»Kleiner Unfall.« Benommen setzte der Mann sich auf die Trittstufe des Traktors.

»Klein? Es hat ganz schön gescheppert«, sagte die Frau mit dem weinenden Baby auf dem Arm.

Franzi ging auf den Mann zu. »Haben Sie sich verletzt?«

»Danke, es geht!« Er wischte sich mit der Hand über die Stirn.

Erst jetzt merkte Franzi, dass er unter seinen dunklen Haaren eine Platzwunde an der Stirn hatte. »Sie bluten ja.«

»Zeig mal her.« Die Frau begutachtete die Wunde. »Scheint nicht so schlimm zu sein.«

»Ist Ihnen etwas passiert?«, fragte Marie die Frau.

»Nein, ich war drinnen und hab Theo gefüttert«, sie zeigte auf das Baby, »dann hab ich den lauten Knall gehört. Seid ihr der Besuch von Agnes?«

»Ja, ich bin Agnes’ Enkelin Marie. Und das sind meine Freundinnen Kim und Franzi.«

»Ich heiße Saskia Kronkamp und das ist mein Mann Nils.«

»Was ist denn genau passiert?« Kim wühlte Taschentücher aus ihrer Tasche, dabei fiel ihr Maries Blumenkranz vom Kopf.

Nils Kronkamp nahm sich einige Taschentücher aus der Packung und presste sie gegen die Wunde an der Stirn. »Die Bremse meines Traktors hat geklemmt. Der ist einfach zu alt.«

»Ich hole Verbandszeug.« Mit dem Baby auf dem Arm verschwand Frau Kronkamp wieder im Haus.

Franzi lief zur Vorderseite des Traktors. Dort befanden sich einige Paletten, auf denen kreuz und quer Kisten aus Holz lagen. »Sind die Kisten bei dem Zusammenstoß umgefallen?«

»Ja.« Kronkamp seufzte.

Franzi ging näher heran. Aus einer der Kisten flogen Bienen heraus und hinein. »Sind das etwa Bienenstöcke?«

»Ist was mit den Beuten?« Ein kleiner Mann in einem weißen Overall lief über den Hof zu den Kisten. Er trug einen Hut mit einem Netz vor dem Gesicht.

»Die Bremse«, sagte Kronkamp benommen. »Sie hat geklemmt. Ich bin gegen die Beuten gefahren.«

»Oh nein, ist bei dir alles klar?« Der Mann drehte sich zu Kronkamp um.

»Ich bin beim Aufprall mit dem Kopf gegen das Lenkrad gestoßen.« Kronkamp stand langsam auf.

»Beuten? Heißen so die Bienenstöcke?«, fragte Franzi.

Nils Kronkamp nickte.