Die drei !!!, 83, Voller Einsatz für die Erde (drei Ausrufezeichen) - Kirsten Vogel - E-Book
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Die drei !!!, 83, Voller Einsatz für die Erde (drei Ausrufezeichen) E-Book

Kirsten Vogel

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Beschreibung

Kim, Franzi und Marie sind "Die drei !!!". Mutig und clever ermitteln die drei Detektivinnen und sind jedem Fall gewachsen. Eine friedliche Demonstration für den Klimaschutz wird durch Sabotageakte vereitelt. Die Freundinnen nehmen die Ermittlungen auf…

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Voller Einsatz für die Erde

Kirsten Vogel

KOSMOS

»You are never too small to make a difference.«

Greta Thunberg, Klimaaktivistin, 2018

Fußabdrücke

»Advent, Advent …«, murmelte Franzi mit einem rot triefenden Pinsel in der Hand.

»Es ist Sommer, wir haben seit sechs Wochen eine Hitzewelle, Sonne pur, keinen Regen, und du denkst an Advent?«, wurde sie von Marie unterbrochen.

»Mhm, Lebkuchen und Zimtsterne könnte ich zu jeder Jahreszeit essen«, schwärmte Kim.

»Lasst mich doch mal in Ruhe denken«, beschwerte sich Franzi, die über ihren kurzen Shorts und dem geringelten T-Shirt einen riesigen weißen Kittel trug.

»Ach, du hast meinen Arztkittel.« Herr Winkler, Franzis Vater, war gerade auf dem Weg in seine Tierarztpraxis, die sich auf dem Winklerhof befand.

Franzi stand auf und sofort wurden viele bunte Farbkleckse auf dem blütenweißen Stoff sichtbar. »Entschuldigung, Papa.«

»Ach, darin ist mir sowieso zu heiß.« Herr Winkler betrachtete die Pappen, die zwischen den drei Mädchen auf dem Rasen lagen. »Was macht ihr denn da eigentlich?«

»Wir malen Plakate für die Demonstration morgen«, erklärte Kim.

»Hat Chrissie die wieder mitorganisiert?«, fragte Franzis Vater.

Franzi nickte. »Cool, oder?«

»Ja, schon. Gut, dass wenigstens du noch weißt, was deine Schwester so treibt.« Im Losgehen drehte sich Herr Winkler noch einmal um. »Nachher kommt mein neuer Praktikant Paul. Zeigt ihr ihm den Weg?«

»Hatschi! Klaro! Hatschi!« Franzi rieb mit dem Handrücken ihr juckendes Auge. »Mist, ich habe meine Allergietablette noch nicht genommen.«

»Ist die Allergie so schlimm?«, fragte Kim.

»Im Moment schon, durch die Trockenheit fliegen so viele Pollen durch die Luft. Es müsste mal wieder regnen«, seufzte Franzi und wühlte aus ihrem Beutel eine Tablette, die sie mit Wasser herunterspülte. »Super, dass es die gibt, sonst müsste ich bei dem Wetter in der Bude hocken.« Franzi setzte sich wieder zu ihren Freundinnen.

Im Schatten der großen Linde, die sich im hinteren Teil des winklerschen Gartens befand, malten sie ihre Plakate für den am nächsten Morgen geplanten Demonstrationszug. Die Schüler, allen voran Franzis große Schwester Chrissie, protestierten gegen die Rodung eines großen Teils des Waldes am Stadtrand. Eine Pharmafirma plante zu expandieren und wollte dort einen neuen Produktionsstandort aufbauen. Chrissie kämpfte aktiv für die Erhaltung des Waldes und war kaum noch zu Hause. Franzis Eltern fanden es zwar toll, dass sie sich so für den Umweltschutz einsetzte, aber sie waren nicht glücklich darüber, dass sich das mittlerweile auf ihre Schulnoten auswirkte.

»Jetzt sind Oma Agnes und Opa Herbert gerade in das süße Häuschen am Waldrand gezogen und freuen sich, dass es endlich ruhiger wird, und dann sollen da so viele Bäume gerodet werden.« Marie tunkte ihren Pinsel in die blaue Farbe. »Wer will schon in der Nachbarschaft eines Chemiewerks wohnen?« Mit Schwung malte sie eine Kugel auf ihr Plakat. »Der Wald ist übrigens knochentrocken.«

»Die armen Pflanzen und Tiere! Die bekommen alle zu wenig Wasser.« Franzi sah zur Pferdekoppel rüber, wo ihr Pferd Tinka gerade an der Tränke stand. »Es ist wirklich auffällig, dass die Sommer immer heißer werden.« Mit Klebeband befestigte sie einen Stab an ihrer Pappe.

»Und Holger sitzt die ganze Zeit in seinem Zimmer.« Marie rührte mit ihrem Pinsel in der grünen Farbe. »Er muss lernen, weil er in zwei Fächern auf der Kippe steht. Deshalb kann er auch nicht zur Demo mitkommen. Er schreibt eine Klausur.«

»Aber bei Klausuren darf man doch sowieso nicht streiken, da hilft auch die Entschuldigung der Eltern nichts.« Kim tunkte ihren Pinsel in die gelbe Farbe. »Bei der Hitze büffeln … der arme Holger! Es ist so heiß, dass David und ich in letzter Zeit weniger an unserem Roman geschrieben haben, sondern eher Eis essen und schwimmen waren«, berichtete sie. »Ich hatte zuerst ein schlechtes Gewissen, aber David meint, wir sollen es als kreative Pause ansehen und das Leben genießen.«

Kim und ihr Freund David teilten eine gemeinsame Leidenschaft: das Schreiben. Sie hatten sich vor einiger Zeit bei einem Schreibworkshop kennengelernt, der von Sebastian, einem Redakteur der NeuenZeitung, geleitet worden war. Da Kim Krimiautorin werden wollte und David sich eher für Fantasy-Romane interessierte, hatten die beiden für ihr gemeinsames Schreibprojekt einen Kompromiss gefunden, der beide glücklich machte: Sie schrieben zusammen einen Fantasy-Krimi, ein noch relativ neues Genre. In der Vergangenheit hatte eine Schreibentscheidung von David – Junos, die Hauptfigur der Geschichte, durch den Stich einer außerirdischen Biene sterben zu lassen –, zu einer Beziehungskrise geführt. Nachdem Kim und David sich darauf geeinigt hatten, dass Junos von seiner Geliebten Laurina durch ein Gegengift gerettet wird, war wieder Frieden eingekehrt.

»Ich möchte gerne ein Plakat mit Bienen machen«, entschied Kim.

»Das ist gut!«, fand Marie. »Auch die Insekten werden ja immer weniger, und das hat auch damit zu tun, dass die ökologischen Systeme durch den Lebenswandel von uns Menschen durcheinandergebracht werden.«

»Wisst ihr noch, wie wir das Bienengeheimnis gelüftet haben?«, fragte Franzi.

»Na klar, der Bienen-Fall! Der war wirklich ganz schön knifflig«, erinnerte sich Marie. »Oma Agnes hat übrigens erzählt, dass Sven Kronkamp sich entschieden hat, keine Pestizide mehr einzusetzen, damit es den Bienen richtig gut geht.«

»Toll!«, freute sich Kim. »Da war unsere Mission doppelt erfolgreich.«

Kim Jülich, Marie Grevenbroich und Franziska Winkler waren Detektivinnen. Sie nannten sich Die drei !!! und hatten gemeinsam schon mehr als achtzig Fälle erfolgreich gelöst.

Kim begann eine Biene auf ihre große helle Pappe zu zeichnen. »Eigentlich könnten wir auch mal wieder einen neuen Fall gebrauchen, oder?«

Der letzte Fall, bei dem die drei !!! beim Karnevalszug einen Raubüberfall aufgeklärt hatten, lag schon eine Weile zurück.

»Ja, mir brennt es auch schon unter den Fingernägeln«, sagte Franzi und hatte plötzlich die zündende Idee für ihr Plakat. »Ich hab’s!« Franzi begann, ihr Plakat zu malen.

Marie las mit. »Advent, Advent … die Erde brennt.«

»Nicht schlecht, Franzi!«, sagte Kim anerkennend.

»Chrissie hat einen Artikel gelesen, in dem ein renommierter Wissenschaftler vorhersagt, dass sich die Erde viel stärker und schneller erwärmen wird als bisher angenommen«, berichtete Franzi. »Dann schmelzen die Polkappen, der Meeresspiegel steigt an und der Lebensraum für Tiere und Pflanzen wird immer kleiner. Die Menschen sind dafür verantwortlich. Sie hinterlassen einen gewaltigen ökologischen Fußabdruck.«

»Was ist damit eigentlich gemeint?« Marie malte jetzt mit grüner Farbe Kontinente auf ihr Plakat.

»Jeder Mensch verbraucht Rohstoffe und Energie, produziert Müll und Abgase«, erklärte Franzi. »Er hinterlässt also einen ökologischen Fußabdruck. Die Biosphäre, also der Raum, in dem es auf der Erde Leben gibt, wird so gestört, und es wird immer wärmer.«

»Weißt du das alles von Chrissie?«, fragte Marie beeindruckt.

»Ja.« Franzi war es in dem Kittel ihres Vaters auch viel zu heiß. Sie zog ihn sich über den Kopf und warf ihn zur Seite.

»Und was genau ist eigentlich mit Ökologie gemeint?«, wollte Kim wissen.

»Die Ökologie befasst sich mit Wechselbeziehungen zwischen Lebensraum und Lebewesen. Der Regenwald ist zum Beispiel ein abgeschlossenes Ökosystem. Bäume, Pflanzen, Pilze und Tiere sind voneinander abhängig«, erklärte Franzi.

»Wir Menschen brauchen unsere Erde und zerstören sie durch unsere Lebensweise – wie schrecklich!«, sagte Marie.

Genau in diesem Augenblick hinkte Franzis Huhn Polly gackernd über Maries Plakat und hinterließ in der frisch gemalten Erdkugel seinen ganz besonderen Fußabdruck. Die drei Freundinnen prusteten los.

»Oh, was ist denn mit dir passiert?« Ein Junge stand plötzlich neben ihnen und hatte sich zu Polly hinuntergebeugt. Er nahm das Huhn auf den Arm und sah es sich genauer an.

»Das ist Polly«, erklärte Franzi. »Sie lässt sich normalerweise nicht so leicht anfassen. Und wer bist du?«

Der Junge, den Franzi auf siebzehn schätzte, schien gar nicht richtig zuzuhören. Er schnappte sich den Holzstab, den Marie an ihr Plakat kleben wollte und brach ein wenige Zentimeter langes Stück ab. Dann rupfte er einen langen Grashalm von der Wiese und band damit den kleinen Stab an Pollys Bein fest.

Die drei !!! staunten.

Franzi fand als Erste die Sprache wieder. »Polly hinkt schon länger.«

»Ich bin Paul.« Lächelnd setzte er das Huhn wieder ab. Langsam spazierte Polly mit der Schiene am linken Bein los.

»Ach, du bist der neue Praktikant von meinem Vater.«

»Genau. Und wer bist du?«

Franzi merkte, dass ihr noch wärmer wurde, als es ihr ohnehin schon war. »Ich bin Franzi. Und das sind meine beiden Freundinnen Kim und Marie.«

Die beiden winkten Paul zu und grinsten Franzi an, die das mit einem heimlichen Augenrollen in ihre Richtung quittierte.

Paul sah sich um. »Wo ist denn die Praxis?«

Franzi zeigte in Richtung Hof. »Am Haus vorbei und dann über den Hof. Draußen ist dann ein Schild.«

Paul stand wieder auf. »Kim, du kannst doch auf das Plakat mit der Biene Kurzstreckenflüge nur für Insekten schreiben.«

»Das ist gut, danke.« Kim reinigte ihren Pinsel in einem Wasserglas.

Paul verschwand in die Richtung, die Franzi ihm gezeigt hatte. Sie sah ihm hinterher. »Ist ja ganz nett, dieser Paul.« Franzi zeigte zu Polly, die hinter Paul herstolzierte. »Und auch nicht ungeschickt.«

»Stimmt, und Polly scheint er auch zu gefallen.« Marie grinste. »Dein Typ?«

»Was?« Franzi zog eines ihrer Zöpfchen fest. »Ach so, ja, äh, nee.«

»Wow, der hat dich aber aus dem Konzept gebracht«, staunte Kim, während sie mit schwarzer Farbe ihren Spruch schrieb.

»Was ist denn eigentlich mit Blake?«, wollte Marie wissen. »Habt ihr mal wieder geskypt?«

Franzis Freund Blake war schon zehn Monate im Ausland. Seit einem Reitunfall saß Blake im Rollstuhl. Er war sehr sportlich und machte WCMX, was für Wheelchair Motorcross stand. In Amerika gab es bessere Möglichkeiten, diese Sportart zu trainieren, deshalb hatte er sich für ein Austauschjahr in Fontana entschieden. Weil Franzi zu Beginn ihrer Fernbeziehung nächtelang mit ihm geskypt hatte und daraufhin einige Male beim Abendessen eingeschlafen war, war von ihren Eltern schließlich unter der Woche ein Skypeverbot verhängt worden.

»Eine Fernbeziehung plus Zeitunterschied ist echt eine Herausforderung.« Franzi seufzte. »In sieben Wochen kommt er wieder. Hoffentlich erkenne ich Blake überhaupt noch, wenn ich ihn am Flughafen abhole.«

»Ein Flug von Amerika nach Deutschland hinterlässt einen gewaltigen ökologischen Fußabdruck.« Chrissie sprang neben den drei Freundinnen von ihrem Rad. »Flugzeuge pusten tonnenweise CO2 in die Luft!«

»Ich weiß.« Franzi überlegte. »Er kann ja durch den Atlantik schwimmen.«

»Stimmt, wenn die Meere immer wärmer werden, dürfte das kein Problem sein«, seufzte Chrissie. Ihr Blick fiel auf die selbst gemalten Plakate. »Wow, die sehen gut aus!«

»Finde ich auch!« Franzis Mutter kam mit einem großen Tablett auf die Mädchen zu. »Hallo, Chrissie, schön, dich mal wieder zu sehen. Wie geht’s dir?«

»Gut, Mama, danke. Morgen ist die große Demo.«

»Ja, ich weiß. Toll.« Frau Winkler stellte ein Tablett auf die Wiese. »Voilà. Selbst gezauberte Biozitronenlimo mit Pfefferminzblättern.«

Kim nahm sich ein Glas mit einem grünen Strohhalm. »Fantastisch. Perfekt bei der Hitze. Danke schön!«

Frau Winkler lächelte. »Chrissie, ich bringe dir auch noch ein Glas. Mit Strohhalm?«

Chrissie verdrehte die Augen. »Nein, danke, Mama. Ich will nur ein paar Sachen holen.«

»Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?« Frau Winkler stemmte die Hände in die Hüften.

»Warum verwendest du immer noch Plastikstrohhalme? Jedes Jahr landen acht Millionen Tonnen Plastik in den Meeren«, sagte Chrissie vorwurfsvoll. »Und warum kaufst du Zitronen, obwohl die gerade keine Saison haben? Die sind mit dem Flugzeug hertransportiert worden.«

Frau Winkler pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Erstens: Die Strohhalme habe ich mal in einer großen Packung gekauft. Vor zwei Jahren. Soll ich sie gleich wegwerfen oder erst nach Gebrauch? Und zweitens: Die Zitronen sind bio.«

Chrissie verdrehte die Augen. »Das reicht nicht, Mama.«

»Soll ich dir mal was sagen, Chrissie? Es ist leicht, sich über alles zu beschweren. Aber mach doch bitte erst mal deinen Schulabschluss und stehe auf eigenen Beinen, ehe du mich so verurteilst.«

»Mama, ganz ehrlich: Was ist dir wichtiger? Dass ich einen Schulabschluss habe oder dass wir auf dieser Erde eine Zukunft haben? Morgen soll ein großer Teil der Natur zerstört werden – und da denkst du an Schulaufgaben?« Chrissie lehnte ihr Rad an die Hausmauer. »Ich hole Klamotten, dann bin ich wieder weg.« Eilig lief sie ins Haus.

Frau Winkler schüttelte den Kopf. »Die Klamotten habe ich übrigens mit Biowaschmittel gewaschen, falls es dich interessiert!«, rief sie Chrissie hinterher. Sie drehte sich wieder zu den Freundinnen. »Lasst euch die Limo trotzdem schmecken.« Frau Winkler rang sich ein Lächeln ab und verschwand dann ebenfalls im Haus.

Betreten schweigend saßen die drei Mädchen zwischen ihren Plakaten auf der Wiese und saugten an ihren Strohhalmen. Dass es allen Detektivinnen gleichzeitig die Sprache verschlug, kam eigentlich nie vor.

Ohne etwas zu sagen, schrieb Marie nun Kein Planet B auf ihr Plakat und malte noch einen Kontinent mit Tannenbäumen auf die blaue Kugel.

Franzi betrachtete den in der Sonne funkelnden Glaspavillon weiter hinten auf der Wiese, den ihre Mutter öfter für Veranstaltungen ihres Eventcafébetriebs nutzte. Zusammen mit ihren Eltern, ihrem Bruder Stefan und ihrer Schwester Chrissie hatte sie den sehr heruntergekommenen Pavillon vor längerer Zeit wieder auf Vordermann gebracht. »Irgendwie haben sie beide recht«, fand Franzi. »Aber wenn sie sich ständig streiten, bringt das doch auch keinem was.«

Marie und Kim nickten.

In die Stille hinein war ein leises »I-A!« zu hören. Kim und Franzi sahen sich suchend um.

Marie fischte ihr Handy aus der Tasche ihres Jeanskleides. »Mein neuer Klingelton. Ich hab Adam und Eva aufgenommen.« Marie ging ans Telefon. »Was? … Oh nein! … Ja, wir kommen!« Marie legte auf.

»Was ist?«, wollte Kim wissen.

»Die große Fichte neben Adams und Evas Eselstall in Oma Agnes’ und Opa Herberts Garten muss gefällt werden. Sie fragen, ob wir uns ein bisschen mit Finn beschäftigen können.« Marie begann, die Deckel der Farbdosen einzusammeln.

»Gebongt!«, sagte Franzi und warf die leere rote Farbdose in den gelben Sack, der neben dem Hausmüll lehnte.

Nachdem sie die Farben und ihre Demoplakate im Kellereingang abgestellt hatten, setzten die drei !!! ihre Helme auf und düsten auf ihren Rädern los.

Ein herzzerreißender Fund

»Der Baum ist tot.« Maries kleiner Halbbruder Finn kam den Detektivinnen aufgeregt entgegen. »Die blöden Borkenkäfer sind schuld.«

Marie nahm Finn auf den Arm. »Schade, dabei sieht er eigentlich noch ganz lebendig aus.«

Oma Agnes und Opa Herbert standen neben dem Eselstall und sprachen mit einer blonden Frau, die ihre schulterlangen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Sie trug eine Jeans und Wanderstiefel, dazu ein graues T-Shirt. Um ihre Hüften hing ein Arbeitsgürtel, aus dem ein Taschenmesser und eine kleine Axt ragten. Franzi schätzte sie auf Ende dreißig.

»Ach, da seid ihr ja schon.« Oma Agnes umarmte Marie und streichelte Kim und Franzi über die Wangen.

»Wir sind so schnell geradelt«, erklärte Kim und schob die Unterlippe vor, um sich selbst ins Gesicht zu pusten.

»Das ist Frau Grimme, die Försterin. Und das ist meine Enkelin Marie mit ihren beiden Freundinnen Kim und Franzi«, stellte Oma Agnes alle einander vor.

»Die Fichte neben dem Eselstall ist befallen«, berichtete Opa Herbert. »Heute Morgen, als ich Adam und Eva füttern wollte, sind mir die Löcher in der Rinde aufgefallen.«

Oma Agnes und Opa Herbert hatten mit dem Haus noch einen Eselstall mit zwei Eseln, Adam und Eva, übernommen. Die beiden Tiere waren schon etwas älter, aber bei Oma Agnes und Opa Herbert fehlte es ihnen an nichts. Da sich das Haus am Waldrand befand, war es hier schattiger als im Rest der Stadt, und so hatten die Esel auch eine Menge Gras zum Futtern.

»Kann man nichts mehr machen, um den Baum zu retten?«, erkundigte sich Franzi.

Die Försterin schüttelte den Kopf. »Wir haben in diesem Jahr ein massives Borkenkäferproblem. Durch die trockenen Hitzeperioden in den letzten beiden Jahren sind die Bäume geschwächt und können sich schlechter gegen den Befall durch die Käfer wehren. Sie bohren Brutgänge in die Rinde der Bäume und legen da ihre Eier ab. Die Larven ernähren sich von den saftführenden Schichten des Baumes in der Rinde. Da diese Schicht die Lebensader des Baumes darstellt, führt der Befall meist zu dessen Absterben.«

»Die Käfer vermehren sich rasant«, erklärte Opa Herbert. »In diesem Jahr gibt es schon die zweite Generation. Ein weiblicher Käfer legt einhundert Eier im Frühjahr ab. Wenn es trocken und warm ist, so wie in den letzten beiden Jahren, vermehren diese sich dann wieder und wieder.«

»Unglaublich!«, staunte Franzi. »Und da kann man gar nichts machen?«

»Doch, man hat die Wahl. Entweder verliert man große Baumbestände oder man setzt Insektizide ein, damit die Käfer nicht noch mehr Bäume befallen können«, erklärte Frau Grimme.

»Aber ist das nicht auch Gift für andere Tiere?«, fragte Franzi.

»Vierbeinern schadet es nicht, aber klar, für andere nützliche Insekten ist das auch nicht so gut.«

»Also ist der Ökokreislauf gestört«, schlussfolgerte Marie.

»Genau.« Die Försterin begrüßte einen jungen Mann im Holzfällerhemd, der schwer bepackt mit großen Kettensägen den Garten betrat. »Das ist mein Waldarbeiter Malte.«

»Haben Sie das Insektizid auch schon verwendet?«, fragte Franzi.

»Ja, mir blieb nichts anderes übrig. Vor zwei Wochen hatte ich einen Hubschrauber im Einsatz, der das von oben verteilt hat. Aber wir bekommen das Problem nicht in den Griff.« Die Försterin sah auf ihr Handy. »Ich muss los. Malte wird die Fichte fällen und abtransportieren«, erklärte sie Maries Großeltern. »Sollten Sie noch Fragen haben, melden Sie sich.«

Franzi merkte, dass Adam besonders unruhig wirkte. »Darf ich mit Adam ein bisschen spazieren gehen?«

»Na klar.« Oma Agnes freute sich. »Ich habe noch selbst gemachtes Vanilleeis im Tiefkühlfach. Marie, kümmerst du dich darum?«

»Ja, gerne. Willst du mit, Finn?«

»Iah!«, rief Finn und flitzte ins Haus.

»Lasst ihr etwas für mich übrig?« Franzi nahm den Esel an seinem Zaumzeug.

»Na gut.« Marie zwinkerte Franzi zu. »Aber beeil dich! Finn und Kim sind unberechenbar.«

Franzi nickte. »Komm, Adam, wir flanieren ein bisschen, während der schöne Baum gefällt wird.«

»Iah!«, antwortete Adam und alle lachten.

Franzi hatte ein riesengroßes Herz für Tiere und Adam schien das auch zu spüren. Gemütlich trottete er neben ihr den Waldweg entlang. Das Klopfen eines Spechtes war zu hören. Franzi spähte in die Baumkronen, konnte ihn aber nicht entdecken. Nach einer Weile wurden die Bäume etwas lichter, einige waren gefällt worden. Vermutlich waren sie ebenfalls dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen.