Die dreizehn Fenster - Andrea Lieder-Hein - E-Book

Die dreizehn Fenster E-Book

Andrea Lieder-Hein

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Beschreibung

Titan erhofft sich von Pusteblume eine nette Internet-Bekanntschaft, aber sie will nur heiraten. Ein Ehemann drückt sich um die Antwort auf die gerne gestellte Frage "Liebst Du mich?" Ein Interview über gefährliche Hunderassen endet anders als gedacht. Vorurteile über Lehrer und Eltern amüsieren genauso wie der Bayer, der sich mit Ostfriesischen Namen nicht auskennt. Und... Klassenfahrten sind kein Urlaub.

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Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Andrea Lieder-Hein

Die dreizehn Fenster

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1 Die dreizehn Fenster

Kapitel 2 In der Küche

Kapitel 3 Hochzeitstag

Kapitel 4 Traumpartner

Kapitel 5 Im Fitness-Center

Kapitel 6 In der Eisdiele

Kapitel 7 Im Fahrstuhl

Kapitel 8 Die Testfahrt

Kapitel 9 Geballte Pädagogik

Kapitel 10 Anno 1971

Kapitel 11 Das Interview

Kapitel 12 Kindermund

Kapitel 13 Alleinerziehend

Kapitel 14 In der Sauna

Kapitel 15 Altersunterschied

Kapitel 16 Mutter und Tochter

Kapitel 17 Wenn Schüler Lehrer mögen....

Kapitel 18 In der Wanne

Kapitel 19 Fehlkauf

Kapitel 20 Massage-Gerüchte

Kapitel 21 In der Pizzeria

Kapitel 22 Die Strumpfhose

Kapitel 23 Schätzchen

Kapitel 24 Hallux Valgus

Kapitel 25 Hochbegabt

Kapitel 26 Die unaussprechlichen Namen

Kapitel 27 Ein Liebeslied für Finn

Kapitel 28 Der unerwartete Besuch

Kapitel 29 Lisas Trick

Kapitel 30 Das Erlebnis-Schwimmbad

Kapitel 31 ... der werfe den ersten Stein

Kapitel 32 ... und einer schaufle des anderen Grab...

Kapitel 33 Frühstück in der Pension

Kapitel 34 Die Klassenfahrt der 5c

Kapitel 35 Kirschmarmelade und Rapshonig

Kapitel 36 König Drosselbart und die sieben Zwerge

Kapitel 37 Alte Freunde

Leseprobe "Aya und die Leiche am Priwall"

Leseprobe "Meine Miesen Morde"

Leseprobe "Böse im Bett"

Impressum neobooks

Kapitel 1 Die dreizehn Fenster

Die Sonne blendete ihre Augen, als Jule missmutig über den großen Platz stapfte, vorbei an den 13 Pferdeställen, dem Unterstand für die Trecker und dem großen Scheunentor. „Mistikack“, zischte sie zwischen ihrer großen Zahnlücke hindurch, „ immer diese Langeweile.“

Jule war schon fast sechs, und sie freute sich riesig auf die Schule. Da würde sie endlich Freunde haben. Hier in Stockum gab es nur drei Bauernhöfe und nirgendwo ein Kind, nur sie.

Mit ihren viel zu großen Stiefeln wanderte sie zum Graben, der den Hof an der rechten Seite bis hin zur Straße begrenzte. Dort lag ein großer Stein, den sie so liebte. Dort war ihr Ponyhof.

Sie setzte sich auf den Stein, zog ihre Stiefel aus und schaute auf ihre nackten, dreckigen Zehen. Die Socken hatte sie vorhin in einer Pfütze verloren, als ihre Stiefel plötzlich im Matsch stecken geblieben waren.

Vorsichtig holte Jule einen alten durchfeuchteten Bindfaden aus ihrer Hosentasche und band an seine Enden jeweils alle fünf Zehen ihrer beiden nackten Füße fest. Nun hatte sie zehn Pferde. Jedes hatte einen Namen, das war klar. Die beiden dicken Zehen, ihre Kaltblut-Gäule, hießen  Luzi und Adele. „Hü!!!“, schrie sie, „links, langsamer, hott“, bis die hereinbrechende Dunkelheit ihr zeigte, dass sie nur noch wenig Zeit hatte, an diesem Tag etwas Besonderes zu machen. Sie wollte Zielwerfen üben.

Noch barfuß, aber ohne Faden an den Zehen, schleppte sie mühselig Stein für Stein auf einen Haufen. Endlich hatte sie dreizehn zusammen. Das wusste sie, denn bis siebzehn konnte sie schon zählen.

Gegen die Dunkelheit ankämpfend nahm sie einen Stein nach dem anderen in ihre kleinen Händchen und schleppte sie zu den Pferdeställen. Dann holte sie mit ihrer rechten Hand aus und versuchte, die kleinen Stallfenster zu treffen. BUM, geklappt. Einmal nur verfehlte sie ihr Ziel und musste erneut werfen, danach waren alle dreizehn Fenster kaputt.

Noch während sie ihr Werk bestaunte, kam die Bäuerin aus dem Haus gelaufen, laut schreiend und gestikulierend. Neben ihr Jules Mutter.

Jule ahnte, dass sie etwas Falsches gemacht hatte, als die Worte ihrer Mutter sehr leise aber wie ein Messer an ihr Ohr drangen: „Jule, Du gehst jetzt sofort auf Dein Zimmer und wartest auf mich.“

Was das genau bedeutete, hatte Jule bereits mehrfach zu spüren bekommen: Popo nackt, über die Bettkante legen und dann bekam sie mit der Hundeleine von Akki „Dresche“. Danach konnte Jule tagelang kaum sitzen.

Im Flur stellte sie vorsichtig ihre dreckigen Stiefel neben die Tür. In ihrem Zimmer zog sie langsam ihre Hose aus und auch den Schlüpfer. Mit Tränen in den Augen bettete sie ihren Oberkörper quer über ihr Bett und streckte ihren nackten, ungeschützten Po ihrer Mutter entgegen, die gleich kommen würde.  Akki, der schwarze Pudel, schaute sie mit großen braunen Augen an. Sie war also nicht alleine, ihr Freund war bei ihr.

Als ihre Mutter das Zimmer betrat, fluchte sie plötzlich laut vor sich hin. Während Jule noch ganz doll in die Bettdecke biss, damit die Dresche erträglicher war, hörte sie einen Tritt und das schmerzhafte Winseln von  Akki, der bis in die Ecke geflogen war.

Vorsichtig schaute Jule sich um und sah, wie ihre Mutter eine in lauter kleine Stücke zerbissene Hundeleine in der Hand hielt.   „Danke, Akki“, dachte Jule ganz leise. „Du bist ein echter Held. Das mit dem Fußtritt mach’ ich wieder gut.“

*****

Kapitel 2 In der Küche

Sag mal, liebst Du mich eigentlich noch?

Was meinst Du?

Ob Du mich noch liebst?

Warum denn nicht?

Das ist doch keine Antwort.

Ich fasse das auch nicht als ernst gemeinte Frage auf.

Und?

Was, und?

Mein Gott, liebst Du mich noch?

JA! Bist Du nun zufrieden?

Nein!

WAS willst Du denn? Soll ich hier in der Küche auf Knien vor Dir liegen und leise errötend stammeln „Ich liebe Dich“?

Warum sagst Du nichts? War das nicht komisch?

Wenn ich einen komischen Mann gewollt hätte, hätte ich einen Clown geheiratet. Ich wollte einen liebevollen Mann.

Wenn Du einen liebevollen Mann wolltest, warum hast Du dann keinen geheiratet? Man kann sich die auch mieten, stundenweise.

Mal ernsthaft – Was willst Du eigentlich von mir? Wir haben ein schönes Haus, einen großen Garten, zwei gesunde, kluge Kinder, keine Geldsorgen, beide einen Job. Davon träumen andere. Ich habe den ganzen Tag gearbeitet und möchte mich nun in der wenigen Zeit, die mir zu Hause bleibt, einfach nur ausruhen.

Richtig, und damit Du Ruhe hast, muss ich sexy angezogen sein, hübsch aussehen, beste Laune ausstrahlen, Dich bedienen und gleichzeitig alles sauber geputzt haben. Außerdem soll ich Dinge wie Wäsche waschen von Dir fern halten, Paul bei den Hausaufgaben helfen und mehrmals mit Rover spazieren gehen.

Ach, mach doch, was Du willst, immer die gleiche Leier.

Warum küsst Du mich nicht mal?

Ich küsse Dich, wenn ich gehe, ich küsse Dich, wenn ich komme,....

Ja, genau so küsst Du auch Deine Mutter, deine Freunde, Deine Kinder.

Wenn Du mehr willst, warum ergreifst Du nicht mal die Initiative?

Weil Hausfrau, Mutter, Ehefrau und Krankenschwester als Job genügen. Da muss ich nicht auch noch meine Liebe zum Job machen. Oder bezahlst Du mich hinterher?

Wenn Du gut warst...

Du, heute ist Dienstag. Dass Du Dir immer genaudenTag raussuchst, wo ich knapp mit der Zeit bin. Und die wenige Zeit, die wir haben, verplemperst Du mit dummen Fragen. Lass Paul nicht zu lange fern sehen. Ich komme heutespätwieder.

Und, liebst Du mich nun?

Ehrlich gesagt muss ich jetzt los. Lass uns doch Sonntag gegen elf Uhr darüber reden, wenn es Dir ein solches Bedürfnis ist. Tschüs, Liebes. Bis morgen. Du schläfst sicher schon, wenn ich komme. Morgen Frühdienst?

Ach, schreib mir die Frage auf einen Zettel, damit ich sie nicht vergesse.

*

Eine Woche später

Du?

Ja?

Ich hab das Gefühl, Du liebst mich nicht.

Du antwortest gar nicht?

Du hast keine Frage gestellt.

Also gut. Liebst Du mich?

Kapitel 3 Hochzeitstag

Leefke nickte zufrieden. Der Tisch war gedeckt, fünf rote Rosen standen auf dem Tisch, der Wein war eingeschenkt und das Essen stand in der Küche bereit.

Es war ihr fünfter Hochzeitstag und sie hatte sich große Mühe gegeben, denn es war ein ganz besonderer Tag. Diesmal hatte sie eine umwerfende Überraschung für Joost, aber die bekam er nicht an diesem Tag, nein, die bekam er erst in der folgenden Woche. Da hatten sie beide nämlich Geburtstag, beide am gleichen Tag. Das war unheimlich praktisch, denn dann vergaß keiner von ihnen den Geburtstag oder den Hochzeitstag, der nur vier Tage früher war.

Als sie Schritte hörte, rannte sie zur Tür. „Joost, herzlichen Glückwunsch zum Hochzeitstag“ , flüsterte sie zärtlich in sein Ohr. Joost küsste sie und lachte. „Du siehst fabelhaft aus.“

Ihr Mann staunte nicht schlecht, als er den gedeckten Tisch und die Blumen sah. Vorsichtig zog er einen Umschlag aus der Tasche und legte ihn auf ihren Teller. Leefke öffnete den Umschlag und fand Tickets für eine Woche Urlaub auf der Bodensee-Insel Mainau. Sie liebte den Bodensee, denn sie war in Konstanz geboren und hatte bis zu ihrem Abitur dort bei ihren Eltern gelebt.

„Oh, DANKE, Joost!“, rief sie, „Wir beide dort, wie schön.“

Nach dem Essen zog Joost sie ins Schlafzimmer und knöpfte ihr vorsichtig die Bluse auf. „Ich habe noch etwas“, flüsterte er und während er sie weiter auszog, fischte er zwischendurch eine kleine Tüte aus der Tasche. Darin befanden sich ein süßer roter BH und ein dazu passendes Höschen.

Als er zärtlich in sie eindrang, war sie einen Augenblick versucht, ihm alles zu sagen, aber dann verkniff sie es sich doch. „Nein“, dachte sie, „erst am Geburtstag.“

Am nächsten Tag frühstückten sie gemeinsam. Danach ging Joost wie gewohnt zur Arbeit. Leefke aber nahm ihr Geheimnis aus der Handtasche, legte es in einen Umschlag, packte es hübsch ein und machte sich auf den Weg, es bis zum Geburtstag auf dem Dachboden zu verstecken.

Der Dachboden gruselte sie ein wenig, denn sie hasste es, mit dem Stab die Dachbodentreppe von der Decke zu ziehen. Wenn sie dann oben war, ging sie ungern rückwärts die Treppe wieder hinunter. Aber der Dachboden war der Ort, wo Joost wohl kaum das Geburtstagsgeschenk vermutete.

Oben schaute sie sich um und überlegte angestrengt. Wo konnte sie wohl den Umschlag verstecken? Leefke schloss die Augen und saugte tief und entspannt die Luft durch ihre Lungen. Was Joost wohl sagen würde, wenn sie ihm den Umschlag mit dem Ultraschallbild geben würde? Sophia-Marie hatte sie schon mal als Namen vorsichtig für sich ausgesucht. Es war ein Mädchen und sie war endlich schwanger. Dabei hatten sie beide schon aufgegeben. Und nun schon Ende des fünften Monats! Sie hatte gar nichts bemerkt, kein Gramm zugenommen.

Gleich hinter dem Geländer waren in einem Regal alte Aktenordner gestapelt. Da schaute Joost niemals hin. Also legte sie den Umschlag auf einen der Ordner.

Nach einem leckeren Cappuccino im Wintergarten fiel ihr ein, dass sie den hellen Anzug von Joost noch abbürsten wollte. Für ihren gemeinsamen Geburtstag. Sie liebte diesen Anzug und würde ihn bitten, ihn anzuziehen, obwohl es eigentlich ein Büro-Anzug war. Joost sah immer umwerfend darin aus.

Voller Vorfreude ging sie ins Schlafzimmer und leerte zuerst seine Jackett-Taschen. Als sie einen zusammengefalteten Zettel fand, wollte sie ihn schon ungelesen wegwerfen, aber dann erkannte sie Inkens Schrift. Was hatte Inken denn wohl ihrem Mann geschrieben? Inken war ihre beste Freundin, und zwar seit Kindesbeinen an.

Mit einem unguten Gefühl las sie den Zettel.

Hi, Joost,

ich könnte heute gegen 14:00 Uhr in der Mittagspause. Kannst Du auch? Wir treffen uns vor VW, bei den Schaufenstern. Wenn es nicht geht, simse mir, aber sei vorsichtig, dass Leefke nichts merkt. :)

Inken

Der letzte Satz traf Leefke besonders. Was sollte sie nicht merken? Je mehr sie nachdachte und je öfter sie den Zettel las, je mehr Wut stieg in ihr auf. Ausgerechnet jetzt, wo sie endlich schwanger war! Er und Inken, so ein Schwein, und das zwischen ihrem Geburtstag und Hochzeitstag! Wutschnaubend entschloss sie sich, den Umschlag wieder vom Dachboden zu holen. DAS sollte er jetzt noch nicht erfahren! Wenn überhaupt!

Sie nahm also den Stab und steckte ihn mit dem Haken in die Öse, um die Boden-Klappe herunterzulassen. Während sie noch ihre linke Hand hob, um die gelöste Treppe zu stützen, bemerkte sie, dass die Halterung nicht eingehakt gewesen sein konnte, denn die Dachbodentreppe schoss auf ihren Kopf zu. Das letzte, was ihr durch den Kopf ging, war, dass hinter ihr gleich die Treppe zum Flur war, die in einer steilen Kurve zur Haustüre hinabging. Dann spürte sie einen heftigen Stoß gegen ihre Stirn und fiel nach hinten über.

*****

Joost kam wie immer gegen 18:00 Uhr nach Hause und freute sich an diesem Tag besonders auf seine süße Frau, denn auch nach fünf Jahren liebte er sie wie am ersten Tag.

Als er die Türe öffnete, lag Leefke am Fuße der Treppe in einer großen Blutlache. Wie von Sinnen griff Joost nach seinem Handy und rief den Rettungswagen. Aber es war zu spät. Seine geliebte Leefke hatte sich bei dem Sturz von der Treppe das Genick gebrochen. Sie war schon seit Stunden tot.

Nachdem der Krankenwagen wieder abgefahren war und die Polizei ihre Arbeit getan hatte, war es totenstill im Haus. Joost kämpfte mit Wut, Hass, Verzweiflung und vor allem mit der Frage: WARUM? Was wollte sie auf dem Dachboden? Der Frage wollte er nachgehen.

Mühselig und mit Tränen in den Augen ging er die Treppe hoch, öffnete die von der Polizei wieder verschlossene Dachbodentreppe und sah sich um. Er konnte nichts finden. Nichts in den Schränken, nichts bei den Koffern, nichts auf dem Tisch. Als er schon im Hinuntergehen war, fiel sein Blick auf einen bunten, hübsch eingepackten Umschlag. Ob es das war? Joost nahm ihn von den alten Ordnern im Regal und setzte sich in die Küche. Fast ängstlich öffnete er den Umschlag und schaute fassungslos auf das Ultraschall-Bild eines Babys. Er konnte die Nase schon erkennen, das kleine Gesicht, der Daumen am Kinn. Das Baby, sein Baby? Ihr gemeinsames Wunschkind? Er hatte also an diesem Tag Frau und Kind verloren. Durch einen Vorhang von Tränen las er auf dem Umschlag in rot die Worte „Sophia-Marie“.

Kapitel 4 Traumpartner

Hi, Du bist also Pusteblume?

Ja, ich bin das.

Siehst gar nicht so übel aus, Pusteblume.

Du auch nicht, Titan. Ich mach das übrigens zum ersten Mal.

Ja, ja, ich auch. Aja, für mich einen Cappuccino bitte.

Für mich nur ein Mineralwasser, ich bin auf Diät. Hab’ etwas Speck angesetzt am Bauch. Und an den Beinen sieht das nach Cellulite aus, so Dellen. Hoffentlich sind die blauen dicken Adern keine Krampfadern.

Was machst Du eigentlich sonst so? Außer chatten?

Ich jobbe mal hier, mal da. Aber ich möchte schon irgendwann heiraten, Kinder kriegen. Alle meine Freundinnen sind schon verheiratet. Sonst mach ich nichts. Nichts Wichtiges. Mama macht den ganzen fiesen Haushaltskram. Betten beziehen, saugen, putzen. Ich lese auch gerne. „Bild der Frau, Gala, Die Aktuelle“. Mit Königshäusern kenne ich mich aus.

Also, heiraten kommt für mich noch nicht so schnell in Frage. Der Job ist für mich das Wichtigste. Partys, Disco und Koma-Saufen, in der Sonne abhängen und nur PC spielen, alles nix für mich. Wird man nur taub von, oder abhängig und kriegt Hautkrebs. Ich wohne übrigens auch noch bei meiner Mama. Da hab ich’s echt gemütlich.

Aber so ein bisschen Alk muss schon sein, finde ich. Kochen kann ich übrigens perfekt. Mit der Mikrowelle mach ich dir die leckersten Gerichte warm. Oder mal die vielen Tüten-Soßen und dazu Hähnchen. Gibt’s bei unserem Discounter schon gebraten.

Erzähl mal von Deiner letzten Beziehung.

Ich bin Informatiker und leite ein Institut für Software-Entwicklung. Da bleibt mir wenig Zeit für Beziehungen. Mama kocht und wäscht, und ich arbeite und verdiene gut. Deswegen auch die Internet-Suche. Mama meint, wenn sie mal nicht mehr ist, brauche ich wen, der sie ersetzt. Aber bis dahin ... Und wenn Du alles das nicht kannst ...

Oh, ist Dein T-Shirt super. Das war sicher teuer. Und der Blazer erst.

Da kann ich mir nach unserer Hochzeit eine ganz neue Garderobe zulegen. Mama trägt auch gerne so teure Sachen.

Ja, ich trage nur Marken, Diesel, Replay, Calvin Klein, Otto Kern, Hugo Boss ... Ich muss ja schließlich nach was aussehen.

Otto kenn ich, aber die anderen? Was für’n Sternzeichen bist Du eigentlich?

Steinbock. Aber an son Schwachsinn glaub ich nicht. Was hast Du eigentlich für wunderschöne blaue Augen? Hab ich noch nie gesehen, so stahlblau. Echt gut.

Ja, nicht? Die fallen jedem auf. Gibt’s bei Fielmann. Sind so Wegwerf-Linsen, richtig teuer, weil man sie doch immer wieder wegwerfen muss. Aber wenn ich damit meinen Mann für’s Leben finde ... Ich möchte ja so gerne heiraten und viele Kinder kriegen.

Ach ja, im Augenblick läuft bei mir alles schief. Ich war gestern beim Arzt. Hab da so ‘neunangenehme Unterleibsgeschichte. Pilze glaub ich, jedenfalls schleimig gelb. Hast Du eigentlich mal einen Aids-Test gemacht?

Du, Du, ich muss mal kurz da drüben „Guten Tag“ sagen. Freunde meiner Mutter.

„Möchte die Dame noch ein Wasser?“