Du weisst, warum... - Andrea Lieder-Hein - E-Book

Du weisst, warum... E-Book

Andrea Lieder-Hein

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Beschreibung

Emily Pedersson verschwindet plötzlich wie vom Erdboden. Ihre Freunde melden sie als vermisst, denn sie sorgen sich sehr um Emily. Ihr Vater wurde erst kürzlich von einem LKW überfahren. Seit der Zeit ist Emily nicht mehr sie selbst. Als Emily nach einem Besuch im Fêtenkeller aufwacht, befindet sie sich in einem dunklen Raum. Sie ist angekettet. Wenig später kommt ihre seit 13 Jahren vermisste Mutter in den Keller und spielt mit Emily Psycho-Spiele. Der Wahnsinn beginnt….

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Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Andrea Lieder-Hein

Du weisst, warum...

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Emily

Mama

Die Clique

Die Suche beginnt

Milliöh und Fêtenkeller

Emily’s SMS

Neue Infos, neue Spiele

Gedanken

Polizeidirektion Kiel

Chefsache

Emmys Geburtstag

Emily, komm trink mit mir...

Elterngespräche

Birke Engel

Emily Pedersson, 20 Jahre

Klinikbesuch bei Emily

Das Gutachten entsteht

Ein letzter Artikel

Epilog

Leseprobe, Leseprobe, Leseprobe

Impressum neobooks

Emily

WO bin ich? Ahhh, mein Rücken. Und meine Beine. Mein ganzer Körper tut mir weh. PAPA? PAPA, wo bist du?

Mir ist kotzübel. Wie bin ich hier her gekommen? Warum ist mir so kalt? WO ist mein Handy???

Ich liege ja gar nicht in meinem Bett. Oder doch? War ich so hacke? Nee, eigentlich nicht. Die paar Bierchen im Milliöh und Cola-Rum im Fêtenkeller. Kein Crystal Meth, kein Angel Dust. Ganz harmlos, nur Alk.

War da nicht son Typ? Mit ner BOSS Mütze? Oder was? Nee, das war wohl vorher. Oder doch im Fêtenkeller. Der Idiot. Dachte schon, da geht was, aber der hat nicht mal geguckt, der Spacken.

Verdammte Scheiße, wo bin ich? Welcher Psycho hat mich hier her geschleppt? Werd’ erst mal aufstehen und duschen. Hunger hab ich auch. Und meine Birne platzt. Wo wohl mein Handy ist? Hey, und meine Brille ist auch weg. NEIN, SCHEISSE, die ist kaputt. Echt, WAS für ein Tag.

WO ist mein Handy? Wenn das weg ist, dann ... Nein, bitte nicht. Es war Papas Weihnachtsgeschenk. Papa hatte es im Internet gekauft, mein Samsung. NEIN, wo ist es? Es ist ohne Vertrag. Gott sei Dank, denn den hätte ich kaum bezahlen können, jetzt, wo Papa tot ist.

Bitte!!! Es ist das letzte Geschenk, ein Andenken an Papa.

Nein, es ist weg. KAKKKE. Bitte, ... bitte nicht, nicht mein Handy....

Was ist das schon wieder? Ich hänge fest. WAS??? Ich hänge an einer Kette? Mein Fuß, mein linker Fuß ist angekettet. So was kenne ich nur aus Filmen. Ich? WIESO?

HILFE!!! Hört mich denn keiner in dieser verdammten Bude? Es ist so dunkel. Kein Fenster. Nur so ein Glimmlicht aus der Steckdose. Überall Eierpappe... ICH WILL HIER RAUS.... HILFE...

Scheiße, ich muss mal pissen. Soll ich mir jetzt in die Hosen pissen, oder was?

Erst mal Fakten schaffen. Also, ich liege auf einer Matratze. Hab ne Decke. Da steht ein Becher und ... was ist das? Ahhh, Cola. Abgestanden, sausüß... BÄÄÄÄ. Und daneben so ein Bottich. Sieht aus wie ein Klo. Igitt. Ein Plumpsklo? Nee, das ist ein CampingKlo, wie Kais Eltern das in ihrem Camping-Bus haben. Und da soll ich nun drauf...?

Hilfe, Papa, warum hast du mich so allein gelassen? Mama??? Du alte Sau, bist einfach abgehauen, damals, vor fast 14 Jahren. Ich war dir scheißegal. Und Papa auch. Du bist einfach weg. Und Papa hat geschuftet, für uns, und du warst einfach weg.

Hilfe, ... Hilfe, ich hab Angst. Wo bin ich? Ich ... ich ... Mama ... Papa ... Papa, du warst doch immer für mich da. Wo bist du? Und Mama, warum kommst du nicht zurück? Oder ... bleib besser, wo du bist...

Mama

Wer sind Sie?

Erkennst du mich nicht, Emily?

Warum tragen Sie einen Schleier? Haben Sie mich hier eingesperrt?

Ich bin zu dir gekommen, um zu sehen, was aus dir geworden ist, Emily.

Mama?

Siehst du, du erkennst mich doch.

Warum trägst du den Schleier?

Ich bin an Brustkrebs erkrankt, Emily. Die Chemo hat mir stark zugesetzt. Du würdestdich fürchten, so ohne Haare und ganz mitgenommen.

Warum bin ich gefesselt?

Damit du nicht wegläufst. Warum fesselt man sonst?

Aber ich lauf doch nicht weg.

Ich habe dir alles hingestellt, was du brauchst. CampingKlo, Matratze, Decke, Kissen, was zu trinken. Cola mochtest du immer so gerne. Und hier, ich hab dir Frühstück mitgebracht, Chicken Nuggets und zwei Cheeseburger. Und ... einen Cappuccino.

Ich hab keinen Hunger. Oder ... gib mir mal den Cappuccino rüber. Latte wär’ mir lieber.

Ich habe dich immer so vermisst, Emily.

Und warum bist du dann nicht zu uns gekommen?

Lasse wollte es nicht.

Papa wollte es nicht? Du lügst, Papa hat sich nichts sehnlicher gewünscht. Immerhin war ich erst sechs, und er musste arbeiten. Da hätte er dich gut brauchen können. DU LÜGST!!!

Du gingst dann schon zur Schule, und er wusste, wie sehr ich unter dem Tod von Jella gelitten habe.

Ich konnte nichts dafür, Mama. Jella rannte einfach los.

Ja, so hast du das damals behauptet. Aber die Spaziergänger am Strand haben es anderes berichtet.

WAS denn?

Jella ist an der Wasserkante entlang gelaufen, und du hinterher.

Ja, das stimmt.

Dann plötzlich war da dieser Priel, und Jella lief einfach hinein.

Ja, und ich hinterher. Ich wollte sie rausziehen.

NEIN, du hast sie hineingeschupst. Reingedrückt ins Wasser.

NEIN. Mama, was behauptest du da?

Nicht ich, Emily, sondern die Leute um euch herum.

Und warum bin ich nie verurteilt worden? Oder in so ein Heim gekommen?

Weil du nicht strafmündig warst, mit sechs Jahren.

Und die Leute? Warum haben sie Jella nicht geholfen?

Du musst dich nur erinnern. Versucht haben sie es, aber Jella wurde mit der Strömung hinweggesogen. In Sekunden. Weggerissen, ins offene Meer.

Und wo warst DU?

Ich war gerade unterwegs, für euch Pommes holen. Erinnerst du dich nicht? Ihr habt gequengelt. „Mama, bitte, hol uns Pommes“, und Papa hat alles versucht, Jella zu retten, aber vergebens.

ICH WAR NICHT SCHULD!

DOCH!

Du warst nicht einmal mehr da, als Jella gefunden und beerdigt wurde.

Nein, da war ich schon weg. Aber Papa hat mir geschrieben, damals. Die sofort eingeleitete Rettungs- und Suchaktion blieb doch erfolglos. Ich habe gedacht, sie sei tot. Sie konnte nur tot sein. Bei den Temperaturen in der Nordsee.

Erst drei Wochen später wurde Jellas Leiche dann endlich von einem Hubschrauber entdeckt. Mehrere Kilometer weiter westlich von dem eigentlichen Unglücksort in St. Peter-Ording. Dann wurde sie endlich geborgen und beerdigt. Was von ihr übrig war.

Papa hat DIR geschrieben?

Ja, mein Herz. Auch schon vor der Beerdigung.

Nun liegt Papa neben Jella. Seit drei Wochen.

Ja, mein geliebter Lasse. Erzähl mir von ihm. Von seinem Unfall. Von eurem Leben. Das hilft. Dann kannst du alles besser verarbeiten.

Papa war wie immer mit seinem Fahrrad unterwegs. Hat seine Post verteilt. Dann hat ihn ein Laster übersehen und überfahren. Er war sofort tot. Ich durfte ihn auch gar nicht mehr sehen, so zugerichtet war er. Und die Post ganz über die Unfallstelle verteilt und voll Blut. Da haben sich viele beschwert.

Emily, wir werden hier einige Tage zusammen verbringen, um alles zu verarbeiten. In neun Tagen wirst du 20. Das feiern wir, und dann bist du endlich frei. Auch tief drinnen in deinem Herzen.

Es ist auch Jellas Todestag.

Eben. Und bis dahin wirst du schön nachdenken, was damals genau geschah.

Mama, lass bitte das Licht an, ich fürchte mich sonst.

Nein, Emily. Zum Nachdenken braucht’s Ruhe und Dunkelheit. Keine Ablenkung. Du hast eine kleine Steckdosen-Leuchte. Die reicht für das Nötigste. Waschen, Zähne putzen, Klo und Nahrung.

Waschen? Wie denn? WO denn?

Die Clique

Piet Demel versuchte zum hundertsten Male, seine große Liebe Emily Pedersson zu erreichen. Aber ihr Handy war tot. Wo war sie bloß? Piet machte sich große Sorgen. Seit Samstag, als er sie das letzte Mal im Milliöh gesehen hatte, war sie verschwunden.

Piet war an diesem Samstag mit der Clique unterwegs gewesen, wie jedes Wochenende. Emily war immer dabei, aber sie hatte später am Abend irgendwie Stress mit Martje und Eva gehabt. Deshalb wollte sie gegen Mitternacht noch kurz in den Fêtenkeller, zum Abchillen. Seitdem war sie wie vom Erdboden verschwunden. Und ihr Handy tot.

Gegen drei Uhr nachmittags hielt Piet es nicht mehr aus. Seit Emiliys Vater kurz vor Weihnachten von einem LKW überfahren worden war, schien sie nicht mehr sie selbst. Piet machte sich große Sorgen und wünschte sich, Emily würde ihn näher an sich ranlassen. Aber nein. Das Gegenteil war der Fall. Sie wurde immer verschlossener und trank auch härtete Sachen. Vielleicht hatte sie sich was angetan. Nein, er musste Hilfe suchen. Er würde sie als vermisst melden, auch wenn sie später sauer auf ihn war.

Piet wohnte in Kiel und fuhr deshalb mit seinem Rad zur dortigen Polizeidienststelle. Mit einem flauen Gefühl im Magen schaute er auf eine Tür im Gebäude. Hauptkommissar Joost Christianssen stand auf einem Schildchen. Piet klopfte und betrat nach einem fröhlichen „Herein“ das Büro des Beamten. Etwas nervös und unsicher schilderte Piet seine Befürchtungen. HK Christianssen führte ihn zu Okka Madsen, die solche Fälle bearbeitete.

Moin, Herr ...

Piet Demel. Ich vermisse meine Freundin. Nein, eher gute Freundin.

Moin, Herr Demel. Nehmen Sie doch bitte Platz. Ich heiße Okka Madsen und bearbeite Vermisstenfälle. Was ist passiert?

Ja, ich war mit meiner Clique in Kiel im Milliöh und da haben wir bisschen gequatscht und gefeiert. Martje hatte Geburtstag.

Ja, und dann?

Dann haben sich Martje und Emily gezofft, weil Martje zum Geburtstag von ihrem Vater ein iPhone geschenkt bekommen hatte und Emily zu Weihnachten ein Samsung.

Und warum haben sie sich gestritten?

Martje sagte, dass ein iPhone viel was Besseres ist als ein Samsung.

Aha.

Ja, und das Samsung war das letzte Geschenk ihres Vaters. Also Emilys Vater. Der wurde nämlich gleich darauf tot gefahren. Auf seinem Fahrrad. Von einem LKW.

Der Postbote?

Ja, genau der. Er hatte das Handy im Netz bestellt und es kam erst nach seinem Tod an. Zum 24.12. eben. Und deshalb fand Emily ihr Samsung viel wertvoller.

Ah, das verstehe ich. Das war von Marje ja auch blöd.

Martje. Sie heißt Martje und ist eigentlich Emilys Freundin. Wie Eva auch.

Was passierte dann?

Emily ist dann weg. Zum Fêtenkeller. Danach haben wir nichts mehr von ihr gehört. Kein Handy an, nichts. Ich war auch mal da und hab nach ihr gefragt. Aber da wusste auch keiner was.

Und WER ist nun verschwunden? Diese Emily?

Ja, Emily, meine Freundin. Am Samstag, 4. Januar. In der Nacht. Also sie ging ja erst um Mitternacht zum Fêtenkeller.

Ja, und heute ist Montag. Gut. Beschreiben Sie Emily mal. Was hatte sie an? Oder haben Sie ein Foto?

Na klar, ich finde Emily super schön. Hier.

Aha. Dunkelblonde lange Haare, streng zurückgekämmt, Pferdeschwanz. Große Brille.

Ja, sie trug diese NERD Retro Brille, ganz schwarz. Dabei konnte sie super sehen. War nur son Geck.

Und trug sie die Haare immer so zurück?

Meistens. Manchmal auch offen, mit Seitenscheitel rechts.

Was hatte sie an dem besagten Tag an?

Schwarze enge Jeans Röhre, schwarze Sneakers, T-Shirt, darüber eine beige Jacke mit Zopfmuster und vorne geknöpft. Darüber einen schwarzen Parka mit Teddyfell.

Donnerwetter. 1A Beschreibung.

Ja, Emily ist eben mein Traum.

Und Sie ihrer?

Nein, leider nicht. Noch nicht. Aber ich arbeite daran.

Gut. Haben Sie sich schon mal im Fêtenkeller umgehört?

Ja, sagte ich doch. Aber da wusste keiner was. Die wollten mir auch nichts sagen. Gestern schon. Ich meine, ich war gestern schon da. Und heute machen die erst um 21:00 Uhr auf.

OK. Dann übernehmen wir das. Nun brauche ich noch die Namen und Adressen ihrer ganzen Clique. Hier, schreiben Sie eben alles auf den Block.

Alles klar?

...

Fertig? Danke.

OK. Rieka Schuster, Emily Pedersson, Ole Bartell, Hanno Wölke, Sie selbst, Jens Waaber. Der wird Krokus genannt? Warum?

Sein Hobby. Er züchtet Krokusse. Er arbeitet in einer Gärtnerei. Mit Leidenschaft.

OK. Mike Andreesen, genannt Delle. Warum?

Ach, der fährt dauernd Beulen in sein Auto.

OK. Martje Becker, die hatte an dem Abend Geburtstag. Die mit dem IPhone?

Genau.

Und Eva März. Gut, vielen Dank. Warum hat Emilys Mutter ihre Tochter nicht als vermisst gemeldet?

Emilys Mutter ist seit 13 Jahren verschwunden.

Ach, die auch? Und? Wurde nie gefunden?

Nein, aber sie ist wohl aus Kummer weg. Ihre Tochter Jella, also Emilys Schwester, war drei, als sie in der Nordsee ertrank. St. Peter-Ording.

Oje. Und der Vater? Ach, richtig, der wurde ja kurz vor Weihnachten überfahren. OK. Wir hören von einander.

MOMENT, Herr Demel...... Ich vergaß.... Die Adresse. Ich brauche noch die Adresse von der Vermissten. Der Emily Pedersson....

Emily Pedersson. Sie wohnt in Süderfelde. Klinkerweg 7.

Süderfelde? Ist das nicht am Selenter See?

Die Suche beginnt

Okka, such mal mit Malte alles raus, was Ihr über diese verschwundene Emily Pedersson findet.

OK, Edda. Malte, kommst du mit in mein Büro?

Klar. Auf geht’s. Komm, Okka.

Boah, Malte, für ihre 19 Jahre hat die schon ne Menge erlebt. Polizeilich, mein ich.

Ja, Führerschein ist sie gerade los, für vier Monate, wegen Alkohol am Steuer. Aber die vier Monate sind bald rum. Ende Februar.

Ja, und zweimal mit Drogen erwischt. Crystal Meth und sieben Gramm Gras.

Dieser Möchtegern-Freund Piet hat doch noch was von einem tödlichen Unfall des Vaters geredet. Find das mal raus. Der Postbote, kurz vor Weihnachten.

Hab’s, Okka. Ich les mal vor.

Tragischer Unfall mit Todesfolge

Postbote stirbt in Ausübung seines Dienstes

Von Birke Engel

Süderfelde – Er brachte seit über 20 Jahren die Post. Regelmäßig und pünktlich. Bis ein LKW ihn übersah und überfuhr.

Es war ein regnerischer Donnerstag, als Lasse Pedersson seine Post wie an jedem Tag austrug. Gut gelaunt und von allen erwartet. Er war beliebt, denn er war freundlich und gewissenhaft. „Ich kann es noch gar nicht fassen“, weinte eine Nachbarin.

Wie aus dem Nichts muss der LKW den Postboten erwischt haben, denn es blieb ihm keine Zeit für eine rettende Reaktion. Das Hinterteil des LKW rutschte aus noch unbekannten Gründen zur Seite, erfasste den Postboten und zerquetschte ihn an der Wand eines Wohnhauses, in das der LKW rutschte. An dem Wohnhaus entstand Totalschaden. Die Bewohner des Hauses hatten mehr Glück als Lasse Pedersson, denn sie waren zu der Zeit des Unfalls bei ihren Kindern in Bochum.