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Sie hat genug und möchte nur noch eine seriöse Masseurin sein, oder so. Ihr ganzes Leben hinter sich lassen, noch einen letzten Kunden bedienen und dann ganz andere Stammkundschaft haben. Doch noch läuft nicht alles, wie sie es gern hätte – und ihre dunkle Vergangenheit scheint sie einzuholen.
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Veröffentlichungsjahr: 2021
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Anhang
Impressum
Sie hat genug und möchte nur noch eine seriöse Masseurin sein, oder so. Ihr ganzes Leben hinter sich lassen, noch einen letzten Kunden bedienen und dann ganz andere Stammkundschaft haben. Doch noch läuft nicht alles, wie sie es gern hätte – und ihre dunkle Vergangenheit scheint sie einzuholen.
Der Zug näherte sich dem Bahnhof – und Sabine dachte daran, was sie in dem Zimmer vergessen hatte. Na gut, das Ding war nicht so teuer gewesen, aber ob er sich nun damit herumspielte? Die Türen öffneten sich, und nur wenige Leute waren hier. Noch immer fühlte sich die Luft ein wenig kühl an, aber ihr Sommerkleid passte gerade so. Vielleicht sollte sie … sich nun in Ruhe einen Kaffee genehmigen. Dort vorne schien es welchen zu geben.
An dem Imbisslokal musste sie nicht warten und stellte ihre Sachen ab. Sie sollte noch einmal genau nachsehen, wie sie zu dieser Adresse kam. Ein eigenes Badezimmer sollte es haben, das hatte ihr dieser Mann versichert. Wenn sie in zehn Minuten eine Straßenbahn erwischte, sollte es sich genau ausgehen. Also kippte sie ihren restlichen Espresso hinunter und ging in Richtung Ausgang weiter.
*
Es musste an der nächsten Haltestelle sein. Ihr fiel ein, dass vorhin an dem Ticket-Automaten ihre Karte funktioniert hatte. Das Guthaben auf ihrem Bankkonto musste noch eine Weile reichen, und er hatte das Geld immer nur in bar haben wollen. An diesem Vormittag hätte es wieder sein sollen, und Sabine war so früh wie schon lange nicht aufgestanden. Hatte es endlich getan! Ihre Telefonnummer war nun natürlich eine andere. Und ihre Tätigkeit würde das auch bald sein. Nur noch ein Kunde, und dann …
Wahrscheinlich war es dort um die Ecke. Sie hätte sich eine Gegend mit großen Wohnblocks erwartet, deren Fassaden seit Jahrzehnten auf eine Renovierung warteten. Aber hier waren die Häuser eher niedriger, und manche davon hatten einen Garten. Neben großen Bäumen, deren Blätter in einem satten Grün erschienen, erstreckte sich ein Gehweg. Sollte sie diesen Mann noch einmal anrufen oder einfach warten, ob er am Treffpunkt auftauchte? Es waren noch … drei Minuten, toll.
Warum gerieten ihre Hände ins Schwitzen? Was, wenn es einfach ein Kunde wäre? Hier konnte sie wahrscheinlich weniger auf der Straße herumstehen, was sie sonst auch kaum machte. Nur vor ein paar Monaten, als sie gerade 20 geworden und von ihm angesprochen worden war. Für einen Moment schloss sie die Augen und schob alles weit weg, wieder einmal. Wahrscheinlich war das Angebot hier so günstig gewesen, weil die Gegend nicht so gefragt war. Und ihr Vermieter … einen Moment, war er das?
Ein eher kräftiger Mann kam auf sie zu, musste sie gerade bemerkt haben. Hielt er da schon einen Schlüsselbund in der Hand? Er trug eine dünne, offene Jacke. Vielleicht einer von denen, die sich eher mit Computern als mit Frauen auskannten. Aber dafür schritt er viel zu entschlossen auf sie zu.
„Hallo!“, begrüßte er sie und deutete mit zappelnden Fingern einen Händedruck an, bevor er die Hand wegzog und mit der anderen den Schlüssel in die Höhe hielt. „Es geht um die Wohnung?“
„Ja“, erhob Sabine ihre Stimme. „Also wie gesagt, erst einmal ein Monat und dann möchte ich vielleicht verlängern.“
„Ja, kein Problem. Dann kommen Sie einmal mit. Oder … komm mit.“
Sie sagte nichts und folgte ihm, als er ziemlich schnell wieder in die andere Richtung ging. Ein Stück weiter, auf der anderen Straßenseite, gab es einen Durchgang in einem zweistöckigen Gebäude. Dieser Mann folgte einem kurzen Gang, bis er schließlich eine Tür aufsperrte. Er ließ den Schlüsselbund stecken und trat ein. Wohl von einem Innenhof her drang ein wenig Licht in den Raum, und ein Fenster stand offen. Hatte der Typ gerade auf das große Bett und dann auf Sabine geblickt? Mit einem Augenzwinkern? Ach, sie dachte schon wieder zu viel nach.
„Dort hinten ist dann das Badezimmer und ja …“
Viel gab es wahrscheinlich nicht mehr zu erklären – und nun stand er wie jemand da, der ganz gerne ein Trinkgeld hätte.
„Ja, also ein Monat im Voraus war ausgemacht. Einen Moment …“
Sie stellte ihre Sachen ab und kramte nach ihrem Geld. Legte die Scheine auf den Tisch und blickte hin. Ihr Vermieter warf ihr ein sehr kurzes Lächeln zu und steckte alles ein, hielt sich nur eine Sekunde mit dem Zählen auf.
„Ach ja, und …“, sprach er sie nochmals an, als er schon zum Gehen angesetzt hatte.
„Ja?“
Wieder schwitzten ihre Hände – und diesmal stieg auch ihr Puls in die Höhe. Fast so wie an diesem Morgen, wo sich erst während der Bahnfahrt alles gelegt hatte.
„Ich weiß schon, wie … das bei dir läuft, oder ich kann es mir vorstellen.“
„Na ja, ich wollte an sich …“
„Keine Angst …“, klang sein Tonfall wieder anders, „… hat sich noch niemand beschwert, dass es zu laut ist. Jemand muss halt hier die Spesen bezahlen und …“
„Oh, ja, also …“
Sabine lachte kurz, während er sich nochmals umdrehte und diesmal hinausging.