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An einem Ort, an dem sie es überhaupt nicht erwartet hätte, trifft sie einen alten Freund wieder. Er kennt sich in der Gegend aus und führt sie zu einigen abenteuerlichen Plätzen. Dabei lernt sie auch eine ganz andere Seite von ihm kennen – und das Wiedersehen scheint sehr hart zu werden.
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Veröffentlichungsjahr: 2021
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Anhang
Impressum
An einem Ort, an dem sie es überhaupt nicht erwartet hätte, trifft sie einen alten Freund wieder. Er kennt sich in der Gegend aus und führt sie zu einigen abenteuerlichen Plätzen. Dabei lernt sie auch eine ganz andere Seite von ihm kennen – und das Wiedersehen scheint sehr hart zu werden.
Der Himmel war völlig wolkenlos, und Katja genoss das Brennen auf ihrer Haut. Zusammen mit der kühlen Brise fühlte es sich nicht so an, als sollte sie bald in den Schatten gehen. Der Zug würde erst in einer halben Stunde oder so fahren, aber am besten, sie sah sich schon einmal im Bahnhof um. Das Gebäude mit dem bröckeligen Mauerwerk war gleich dort drüben – und drinnen sah es nicht viel anders aus.
Ein großer Ventilator an der Decke versuchte, die schwüle Luft zu zerschneiden. Die Landkarte hier musste auch schon so lange montiert sein – aber ihr Ziel konnte sie darauf erkennen. Automaten gab es keine, aber das hier sah nach einem Fahrkarten-Schalter aus. Die Frau, die dort saß, trug anscheinend einen knapperen Rock als sie selbst. Genauso, wie hier viele Männer nur etwas mehr als eine Badehose trugen. Sie nannte den Namen und bekam für weniger Geld als erwartet ein Stück Papier.
Der Zug würde auf Gleis 2 abfahren, wenn der Plan stimmte. Von hier aus waren schon die Gleise zu sehen, und sie durchschritt den Durchgang und gelangte zu einigen mit Ziffern beschrifteten Bahnsteigen. Die Bodenfliesen hier mussten noch älter als der Ventilator sein. Ein paar Leute standen herum oder gingen auf und ab. Die meisten von ihnen fuhren wohl nur bis zu diesem berühmten Strand. Katjas Weg würde bis zu dieser Endstation führen, vor der der Reiseführer gewarnt hatte.
Einerseits sah der Zug fast wie in einem Museum aus, andererseits passten die leuchtend gelb-orangenen Farben nicht ganz zusammen. Sie fragte sich, ob die dicken Farbschichten alles zusammenhielten. Drei Waggons waren dort und eine Tür offen, also stieg sie ein. Nach und nach füllte sich alles bis zu einem gewissen Grad, auch wenn noch genügend Platz vorhanden war.
Sie hörte eine Ansage, die sie kaum verstand – und der Zug setzte sich in Bewegung. Er beschleunigte nur langsam, aber es war nicht gerade eine Expresszug-Linie. Sie hatte nur ungefähr eine Ahnung, wie weit es genau war und überhaupt keine, wie lange es dauern würde. Würde es sich bis zum Abend ausgehen? Ihr fiel etwas ein, das sie wahrscheinlich zu genau dieser Reise angeregt hatte. Aber das konnte doch nicht sein.
Sie fuhr an den Ausläufern der Stadt vorbei, konnte grüne Hügel, Obstbäume, ein paar kleine Felder, felsige Hänge ausmachen. Aus einem Fenster wehte eine kühle Brise herein. Nach kurzer Zeit blieben nur noch eine endlose grüne Weite, bewaldete Hügel und ein paar Lichtungen mit hohem Gras. Das Geräusch des Zuges schwankte zwischen einem fast lautlosen Surren und einem ständigen Rasseln. Je länger sie ihren Blick schweifen ließ, desto schwieriger war es für sie, die Augen offen zu halten. Sie fragte sich, ob all diese anderen Geschichten ebenso wahr waren. Sie handelten nicht direkt von Orten, an denen Menschen auf mysteriöse Weise verschwanden, sondern von so etwas Ähnlichem.
Wenn die Bar wirklich so aussah wie auf den Bildern, konnte es ja lustig werden. Oder gab es wirklich noch geheime touristische Treffpunkte am Ende der Welt? Wahrscheinlich war das erste, was passierte, dass sie nicht genug Schlaf fand.
*
Ein lautes Quietschen riss sie aus ihrem Halbschlaf. Es war, als hätte sie auch Donner gehört, zumindest war der zuvor makellos blaue Himmel jetzt etwas trüb. Der Zug stand irgendwo in der Mitte der Strecke, und vom Fenster aus konnte sie den Boden erahnen. Ein großer, abgebrochener Ast lag quer über den Schienen. Oder lag er nur knapp so dort?
Einige Passagiere waren auch aufgestanden, hatten laut geredet und sich immer wieder hinausgelehnt. Die Sonne brannte wieder herunter. Eigentlich konnte sie das T-Shirt im Moment ganz ruhig ausziehen, genau wie der Mann neben ihr. War das nicht …? Nein, das konnte doch nicht sein. Ihr Badeanzug darunter schien ihr ganz passend zu sein, als sie sich umsah. Der Mann war einen Hauch größer als sie und hatte dunkles Haar mit hellen Strähnen darin. Was wäre, wenn …? Sollte sie ihn ansprechen? Seine Oberarme sahen aus, als hätte er kein Problem mit dem riesigen Ast. Bei ihr zu Hause wäre es streng verboten gewesen, mitten auf einer Bahnstrecke auszusteigen, und Hilfe wäre zwei Stunden später gekommen. Hier halfen sich die Leute womöglich selbst. Aber es konnte doch nicht viel passiert sein, oder? Fuhr der Zug nicht schon wieder sehr langsam weiter?