Die Nullform (Buch 2) - Dem Mikhailov - E-Book

Die Nullform (Buch 2) E-Book

Dem Mikhailov

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Beschreibung

Selbst in der schrecklichsten Welt ist das Überleben möglich, wenn man einen Plan hat und sich kompromisslos daran hält, wenn man ohne zurückzuschauen seine Ziele verfolgt und vor allem, wenn man sich nicht mit dem Kleinen zufrieden gibt, sondern beständig nach dem Großen strebt. Nummer 11 wurde am Anfang von den Bewohnern des Außenbezirks als leichtes Ziel betrachtet, das keinen einzigen Tag überleben würde. Jetzt wird der Name Elb nur mit Furcht und Respekt genannt. Und diejenigen, die sich früher wie Platzhirsche in diesem Bezirk aufführten, äußern sich gar nicht über ihn, aus einem einfachen Grund: die Toten reden nicht. Das System ist hart, aber fair. Wer entschlossen ist, voranzukommen und sein Level zu erhöhen, muss jede Gelegenheit nutzen. Zum neuen „König des Außenbezirks“ zu werden, ist ein zu kleines Ziel. Außerdem würde man früher oder später von anderen, größeren Raubtieren gefressen werden. Es ist daher an der Zeit, sich an die Orte zu wagen, um die andere aus Angst einen großen Bogen machen. Was lauert in dem giftigen Nebel unter der Brücke, die nach Drainagestadt führt? Sogar das System besitzt dort keine Macht, da die Kuppel, die diesen Sektor überwachen sollte, schon vor langer Zeit zerstört wurde. Jetzt ist es an der Zeit, die Geheimnisse zu lüften. Elb der Goblin und sein Team scheuen sich nicht, auch in die entlegensten und gefährlichsten Winkel des Außenbezirks dieser Welt einzudringen und sich dort umzusehen. Lesen Sie die Fortsetzung dieser RealRPG-Serie von Dem Mikhailov, Autor der legendären Serie „Herrschaft der Clans: Die Rastlosen“ und Schöpfer einer neuen, düsteren Welt, deren Beliebtheit unter Fantasy-Fans mit jedem Tag wächst.

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel Eins

Kapitel Zwei

Kapitel Drei

Kapitel Vier

Kapitel Fünf

Kapitel Sechs

Kapitel Sieben

Kapitel Acht

Über den Autor

Die Nullform

Eine LitRPG-Serie von Dem Mikhailov

Buch #2

Herausgegeben von Magic Dome Books in Zusammenarbeit mit 1C-Publishing

Die Nullform, Buch #2

Originaltitel: Nullform, Book #2

Copyright © Dem Mikhailov, 2021

Covergestaltung © Sergei Kolesnikov, 2021

Designer: Vladimir Manyukhin

Deutsche Übersetzung © Marion Köhler, 2021

Lektor: Lilian R. Franke

Herausgegeben von Magic Dome Books in Zusammenarbeit mit 1C-Publishing 2021

Anschrift: Podkovářská 933/3, Vysočany, 190 00 Praha 9

Czech Republic

IC: 28203127

Alle Rechte vorbehalten

Dieses Buch ist nur für deine persönliche Unterhaltung lizensiert. Das Buch sollte nicht weiterverkauft oder an Dritte verschenkt werden. Wenn du dieses Buch mit anderen Personen teilen möchtest, erwirb bitte für jede Person ein zusätzliches Exemplar. Vielen Dank, dass du die harte Arbeit des Autors respektierst.

Die Personen und Handlung dieses Buches sind frei erfunden. Jede Übereinstimmung mit realen Personen oder Vorkommnissen wäre zufällig.

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Kapitel Eins

„VERRECK UND STIRB!“, knurrte ich ärgerlich mit zusammengebissenen Zähnen und massierte vorsichtig meine Fußsohlen, während ich den Gedanken in meinem Kopf lauschte.

Was für ein Blödsinn: Meine Füße tun weh, aber mein Kopf nicht. Jetzt weiß ich, was ich beruflich mache. Trotzdem ist es schön, nicht einmal den Hauch von einem Kater zu haben, wenn man bedenkt, dass gestern jeder von uns drei Doppelte von diesem richtig krassen Mondschein getrunken hat. Wir hatten keine Ahnung gehabt, wie gut der Schnaps sein würde, aber die lahme Brigade, auch bekannt als Sonnenflammen, hatte uns keinen schlechten Stoff ausgeschenkt. Der Alkohol hatte uns nicht verkatert.

Aktuelle Zeit: 05:50 Uhr

Ich war vor fünf Minuten leise fluchend und auf beiden Beinen humpelnd aus meiner Kapsel gekrochen, hatte es mir auf einem warmen Mauervorsprung bequem gemacht und war nun dabei, meinen ganzen Körper zu inspizieren, meine Gliedmaßen wieder in Form zu massieren und die gestrigen Ereignisse im Kopf durchzugehen. Ich verbrachte fünf Minuten damit, meine Erinnerungen und Eindrücke zu verarbeiten, und die nächsten fünf nutzte ich, um mein Interface zu überprüfen und über den heraufziehenden Tag nachzudenken.

Ich hatte gerade mal fünf Stunden geschlafen. Wenn ich mich nur noch eine Weile auf einem warmen, aber nicht zu weichen Bett in der sicheren Kapsel ausruhen könnte. Aber irgendetwas hatte mich zehn Minuten früher als nötig geweckt, sodass ich in den zugigen Gang herausgekommen und mich neben ein Dutzend schnarchender Arbeiter-Orks gesetzt hatte. Sie hatten es nicht geschafft, eine freie Kapsel zu finden, und waren gezwungen gewesen, die Nacht auf den Bänken zu verbringen. Es war sogar eine Wache postiert worden, die dösend an die Wand gelehnt vor sich hin träumte. Wäre ich ihr Kommandant, würde ich sie mit meinem Stilett aufwecken.

Was hatte mich aus der Kapsel geholt?

Definitiv ein vergangenes Ereignis. Etwas, das ich gestern übersehen hatte. Es war verloren gegangen, war dann aber später leise zurückgekehrt und hatte sich in meinen Traum gestohlen. Und an den Traum dieser Nacht konnte ich mich deutlich erinnern: Es war eine Wiederholung des Abends im Fröhlichen Plux. Eine fast exakte Wiederholung der realen Ereignisse, nur dass wir in meinem Traum Rotwein und keinen Schnaps tranken. Das Fleisch, das wir aßen, war roh und blutig, und wir lachten, als wir unsere rotbefleckten Lippen mit Servietten aus tätowierter Menschenhaut abwischten, während am Nebentisch eine Gruppe von Würmern, die genüsslich roten Brei aus Schüsseln schleckten und lange Rülpser produzierten, irgendetwas feierte.

Das war's!

Während ich meine Fußmassage fortsetzte, richtete ich mich auf und blinzelte. Das war's!

Die tätowierten Hautservietten. Oder besser gesagt, die Tattoos selbst. Irgendwo da ... war ein Hinweis. Das war der Grund, warum die tote, tätowierte Haut in meinem ansonsten so belanglosen Traum vorkam.

Gestern ... beim Abendessen ... hatten wir unseren zweiten Schnaps getrunken und gierig unser gebratenes Fleisch verschlungen. Und in diesem Moment, als ich vor Glückseligkeit die Augen geschlossen und gekaut hatte, hatte ich etwas gespürt. Nein, ich hatte etwas gesehen. Ganz bestimmt. Ich hatte meine Gabel gesenkt, immer noch hungrig kauend, meinen Blick zum Eingang gewandt, den wackelnden Hintern der Kellnerin bewertet (drei von fünf), ein wenig weiter geschaut, mechanisch das neue Objekt meiner Aufmerksamkeit begutachtet, ohne ihm allzu viel Bedeutung beizumessen, und meinen Blick wieder abgewandt.

Definitiv ...

Ich brauchte mich nur an diesen Moment zu erinnern, und schon fiel mir alles andere wieder ein.

Nichts Besonderes. Lappalien. Mein Gedächtnis hatte pflichtgemäß begonnen, Details und alles, was belanglos war, herauszufiltern, und nun erschien das klare farbige Bild vor meinen Augen.

Ich sah die Gesellschaft am Nebentisch. Nein, es waren keine Würmer beim Festmahl. Es waren Orks und Halblinge, die sich um einen niedrigen Tisch herum versammelt hatten. Vier Männer, zwischen 35 und 50 Jahren alt, und zwei Frauen, die ein bisschen jünger waren, aber eindeutig nicht wie bezahlte Dekorationen für Tisch und Bett aussahen. Sie wirkten eher, als gehörte ihnen der Ort. Sie hatten die Ellbogen auf den Knien, eine stocherte faul mit einem kleineren Messer in den Zähnen, die andere stach mit einem riesigen säbelartigen Messer in ein Stück Fleisch. Sie hatte sich bereits satt gegessen, aber es machte ihr sichtlich Spaß, mit einer scharfen Spitze in das feste, gebratene Fleisch zu schneiden. Der Tisch war reichlich mit Gläsern, Flaschen und Tellern mit gebratenem Fleisch bedeckt. Es handelte sich offensichtlich um wohlhabende Nullformen – man könnte sogar sagen, stinkreich –, da allein das Fleisch grob geschätzt 300 Sol kostete. Sie hatten mindestens 500 Sol für das gesamte Festmahl ausgegeben – eine fast wahnsinnige Summe für die Leute im Außenbezirk. Nach der Tatsache zu urteilen, dass alle gesättigt waren, während noch reichlich Fleisch übrig war, waren sie es nicht gewohnt, zu hungern, wenn sie überhaupt jemals hungrig gewesen waren.

Was noch?

Es waren Wölfe. Sie alle, Männer und Frauen, sahen wie Kämpfer aus, nicht wie Arbeiter.

Sie waren anständig, aber unauffällig gekleidet. Mäntel, Umhänge, Hosen, Stiefel und schwere Rucksäcke. Ich sah keine Waffen – sie waren zweifellos unter dem Haufen der abgelegten Mäntel an der Wand versteckt -, aber sie hatten ihre Messer bei sich, und sie trugen Stiletts an ihren Gürteln. Nicht irgendwelche alten Metallbolzen, sondern hochwertige, handgefertigte Stiletts – aus dünnen Stahlspitzen wie die in den Knüppeln –, aber geschärft und mit einem Gummigriff und Riemen versehen. Zweckdienlich, schön, praktisch und Respekt einflößend.

Am Eingang saß ein breitschultriger Kerl. Er war es, der meine Aufmerksamkeit erregt hatte. Er war um die 50, und seine rechte Wange war mit kleinen runden Narben übersät, als hätte jemand versucht, sie mit einem dicken Stilett zu perforieren. Der Schirm seiner Baseballkappe verdeckte seine Augen, aber in diesem Moment blickte er auf, um dem Mädchen zu antworten, das neben ihm saß, und ich konnte sehen, wen er ansah: Yorka, die mit dem Rücken zu ihm saß. Um genauer zu sein, konnte er nicht aufhören, ihren rechten Arm anzustarren, der teilweise vom Ärmel ihres schwarzen T-Shirts verdeckt wurde.

Noch genauer gesagt starrte er auf Yorkas markanten neuen Arm, der dicht mit unverständlichen Tattoos bedeckt war.

Ungewöhnlicherweise waren die Männer selbst so gekleidet, dass ihre Arme nicht zu sehen waren. Hosen bedeckten ihre Beine, und nur ihre Hälse ragten aus ihren T-Shirts. Unnötig zu sagen, dass ihre Gesichter sichtbar waren. Ich sah dort keine Tattoos. Das hieß aber nicht, dass keiner von ihnen auch nur die geringste Spur von nicht entfernbarer Tinte aufwies, welche kunstvoll die Haut verunstaltete.

Der unverwandte Blick mit dem Schimmer des Erkennens – das war es, was ich am Tag zuvor bemerkt, aber nicht beachtet hatte. Ich Idiot. Hätte ich mich früher angestrengt, statt erst einmal zu feiern und zu schlafen, hätte ich eine Menge wichtiger Details entdecken können.

Entweder irrte ich mich gewaltig, oder der Mann hatte Yorkas neuen Arm erkannt.

Was nun?

Nichts. Obwohl ich Yorka jetzt doppelt so gut im Auge behalten würde, nur für den Fall.

Aktuelle Zeit: 05:55 Uhr

Ich versuchte, mich dem Heute zuzuwenden, doch die Bilder von gestern und die Eindrücke aus meinem Traum blieben hartnäckig in meinem Kopf. Mein Interface zu überprüfen bildete die einzige Möglichkeit, mich auf den Tag zu konzentrieren.

Status

Körperlicher Zustand

Finanzen

Quests

Status

Nummer: 11

Rang: Nullform (gewollt)

Aktueller Status: ORL-K (drei verbesserte Mahlzeiten pro Tag, Standard-Wasserration, Standard-Zusatzversorgung)

„Das ist ja interessant“, kicherte ich und spürte, wie meine gute Laune zurückkehrte. „ORL-K? Kampf-Ork? Nein, danke. Ich bleibe erst mal Goblin. Verbesserte Mahlzeiten ...“

Ich studierte jede Zeile und kratzte mich nachdenklich an meiner stoppeligen Wange. Es war noch zu früh zum Feiern. Doch was ich sah, wirkte nicht verkehrt.

Und wieder einmal hatte alles seine maschinenartige Logik.

Kämpfer laufen mindestens doppelt so weit an einem Tag wie normale Arbeiter. Wo müssen die Normalen denn schon hin? Sie wachen auf, frühstücken, gehen zum Auftragsort des Tages, erfüllen ihr normales Pensum und kehren wieder zu ihren Cluxen zurück. Mittagessen, müßiges Geplapper, Abendessen, müßiges Geplapper, Schlaf. Die Standardernährung und Injektionen reichen völlig aus, um ihren Energieaufwand zu decken. Und der Verdienst geht in den persönlichen Bedarf – zumindest, wenn man ein Ork ist, im Gegensatz zu einem elendigen Goblin.

Und Kämpfer ... erst müssen sie die normale Quest abschließen (zum Einsatzort und zurück laufen), anschließend gehen sie noch einige Kilometer auf Patrouille, und dann kommt vielleicht noch ein dringender Kampfauftrag. All dies erfordert Kraft. Und Vitalität. Eine erhöhte Erholungsgeschwindigkeit ist ebenfalls sehr wünschenswert.

Ich frage mich, wie es um meine Vitalität und Erholung bestellt ist.

Allgemeine körperliche Verfassung: normal

Zustand und Status der Gliedmaßen:

ORG: normal

OLG: normal

URG: normal

ULG: normal

Zusätzliche Informationen: Der Körper kämpft gegen die Nachwirkungen einer akuten Vergiftung. Leichte Toxikose.

Zuerst war ich besorgt. Aber schon nach einer Sekunde atmete ich erleichtert auf, als ich feststellte, dass die Informationen nicht aktualisiert worden waren. Der Körper konnte keine eigene Diagnostik durchführen, und um auf den neuesten Stand gebracht zu werden, müsste man in den nächsten Med-Block gehen und einen Obolus entrichten, um aktuelle Daten zu erhalten.

Guthaben: 38

Vier Sol waren für die heutige Miete meiner Gliedmaßen abgegangen.

Zwei weitere für die Unterkunft und eine Dusche – ich wollte nicht mit getrocknetem Blut bedeckt einschlafen.

Von den neun Spritzen waren die ersten drei kostenlos gewesen. Die anderen sechs kosteten vier Sol pro Stück.

Dorthin war mein ganzes Geld verschwunden. Aber ich geriet nicht in Panik. Es würde neue Quests und damit wieder Kohle geben.

Quest: Patrouille.

Wichtige zusätzliche Einzelheiten: Seid bis spätestens 12:00 Uhr vor Ort. Steht bereit, um die vorherige Patrouille bei Ertönen des doppelten Signaltons zu ersetzen.

Beschreibung: Patrouille im Hauptkorridor 29 von Abschnitt 80 bis Abschnitt 110. Vernichtet alle Plunar Xarle, die ihr antrefft. Wenn ihr ein Systemziel erhaltet, eliminiert das angegebene Ziel.

Auftragsort: Hauptkorridor 29, Abschnitt 80 bis Abschnitt 110.

Fertigstellung: 15:00 Uhr. Übergebt das Gebiet bei Ertönen des doppelten Signaltons an die nächste Patrouille.

Vergütung: 45 Sol

Die Kampf-Quest stand an erster Stelle: eine neue Priorität, die vom System klar verdeutlicht wurde.

Und wieder in Korridor 29. Offensichtlich war dies der problematischste Teil des Außenbezirks. Wenn ich es richtig verstanden hatte, verlief Korridor 29 in einem gigantischen Bogen, vorbei an der Verfluchten Brücke und dem Gestank und weiter zu Orten, von denen selbst Bask kaum etwas wusste. Er sagte nur, dass irgendwo in der Nähe von Sektion 70 Clux-16 sei, und wenn man noch fünf Kilometer weiterging, kam man zu Clux-15, der den Spitznamen „Pest-Clux“ trug. Vor vielen Jahren hatte es dort eine Epidemie gegeben, die mehrere 100 Goblins das Leben gekostet hatte. Das System hatte einige Zeit gebraucht, um die Situation unter Kontrolle zu bringen, aber es hatte die Ausbreitung der Infektion stoppen können, indem es die Durchgänge mit gepanzerten Trennwänden blockiert und Kampftruppen den Befehl erteilt hatte, auf jeden zu schießen, der sich auf weniger als 30 Schritte Entfernung näherte.

Jeden Tag lernte ich mehr über die lokalen Gegebenheiten, und ich war bereit, Anerkennung zu zollen, wo angebracht: Diese Beinamen blieben wirklich gut im Gedächtnis haften. Clux-15 war nicht sofort einprägsam. Aber Pest-Clux war schwer zu vergessen. Für die Bewohner dieses Teils des Außenbezirks bedeuteten die Namen von Bevölkerungszentren nicht viel, da sie nicht weit reisten. Die Quests wurden so verteilt, dass die Arbeiter nicht mehr als drei oder vier Kilometer laufen mussten. Fünf, wenn es hoch kam. Und es war höchst unwahrscheinlich, dass ein Goblin, der sich in Clux-17 gut eingelebt hatte, aufstand und sich auf die lange Reise begab, um Clux-15 zu bestaunen, der im Prinzip genau gleich aussah. Wobei wohl jeder schon mindestens einmal an der Verfluchten Brücke gewesen war, denn sie bot einen beeindruckenden Anblick.

Quest: Lieferung und Einsetzen von Blöcken.

Wichtige zusätzliche Einzelheiten: Hole dir zwischen 07:00 Uhr und 10:00 Uhr einen Block von Nummer 63 in Abschnitt 1 von Hauptkorridor 30. Übernimm die Lieferung des Blocks. Unterwegs den Block im Auge behalten, den Block beschützen, den Block nicht verlieren, keinem vertrauen. Nach der Ankunft am Auftragsort, vor der Installation des Blocks (Nicht früher! Dies ist äußerst wichtig!) die Kunststoff-Sicherheitsplatte vom Block entfernen (herausziehen). Den Block mit der richtigen (roten) Seite zuerst in den Aufnahmebehälter 22-5, 22-6 oder 22-9 (Gang 214) einsetzen.

Beschreibung: Lieferung und Einsetzen von Blöcken.

Auftragsort: Zone 27, Gang 214.

Fertigstellung: 12:00 Uhr

Vergütung: 15 Sol

„Nun denn ...“ Ich las die Information ein zweites Mal durch, schüttelte den Kopf und las sie erneut.

Also ... dies war eindeutig eine Erklärung für Idioten. Das System versuchte, seine Texte so verständlich wie möglich zu gestalten, obwohl das Ergebnis das Gegenteil ergab. Man konnte sich keinen Reim darauf machen, musste es aber extrem ernst nehmen.

Eine neue Art von Quest. Anders als alles, was wir bisher gemacht hatten. Ich war zuversichtlich, dass die anderen Mitglieder der Gruppe die gleiche Quest erhalten hatten. Insgesamt drei Blöcke. Und eine beunruhigende Anzahl von Mahnungen, die sie betrafen: im Auge behalten, beschützen, nicht verlieren, auf der Hut sein.

Beschützt den Block! Nehmt euch in Acht!

Vor wem beschützen, verdammt noch mal?

Die naheliegende erste Frage war: Was waren das für Blöcke? Aber das würde mir bestimmt niemand sagen.

Wie schwer waren sie? Keine Information, aber höchstwahrscheinlich waren sie nicht leicht. Yorka und ich hatten Rucksäcke. Wir mussten schnell einen Rucksack für Bask den Zombie finden, etwas zu essen besorgen, unsere Diagnosen erhalten, unsere Spritzen bekommen und losziehen. Beide heutige Quests waren zeitlich knapp begrenzt. Ich hatte bereits begonnen, mich nach dem jetzt verlockend klingenden „bis zum abendlichen Arbeitsende-Signal“ zu sehnen.

Der erste Abschnitt von Hauptkorridor 30 lag direkt an der Verfluchten Brücke. Der Ort, an dem gestern vier Kampf-Orks gefressen worden waren.

Aktuelle Zeit: 05:59 Uhr

Der Zombie kroch aus seiner Kapsel. Er setzte sich auf den Boden, gähnte laut und zog den Schirm seiner Baseballkappe herunter, um sein entstelltes Gesicht zu verdecken. Er lehnte den Kopf zur Seite und lauschte. Ich klopfte an die Wand – dreimal, kurze Pause, wieder dreimal. Bask erhob sich langsam und streckte sich, während seine Hände das Bett in der Kapsel abtasteten. Dann ging er auf mich zu. Die Kapsel schloss sich hinter ihm. Wenn er dort etwas vergessen hätte, müsste er jetzt einen Sol bezahlen.

Der Zombie nahm neben mir Platz.

„Guten Morgen, Kommandant.“

„Morgen.“ Ich erwiderte seinen Gruß und richtete meinen Blick auf die dritte Kapsel.

Aktuelle Zeit: 06:01 Uhr

„Sie verpennt ...“

„Ich mache es.“

„Weck unsere Langschläferin erbarmungslos auf!“, befahl ich. „Prüf unterwegs dein Interface. Die heutigen Quests sind ungewöhnlich.“

„In Ordnung.“

Nachdem ich beide Quests noch einmal durchgelesen hatte, wandte ich mich der Untersuchung meiner Wunden zu, wobei ich meine Beine gründlich inspizierte und abtastete. Und nicht zu vergessen, daran schnupperte. Ging es nur mir so, oder rochen die Wunden nach frischem Schweinefleisch? Hast du Angst, Goblin? Das solltest du auch. Fürchte dich, Goblin! Streng dich an, Goblin. Werde zum Wurm, und du verwandelst dich in ein potenzielles Spanferkel. Ohne sprechen zu können, wirst du nur noch in deinem Stall sitzen, fressen und grunzen.

Zufrieden, dass soweit alles in Ordnung war, stand ich auf, streckte mich in aller Ruhe und achtete aufmerksam auf meine körperlichen Empfindungen. „Normal“, um in der Sprache des Systems zu bleiben. Meine gequälten Muskeln waren steif, aber sie würden auf dem Weg zu den Handelsplätzen bald lockerer werden.

Die dritte Kapsel öffnete sich, und Yorka taumelte mit einem lang gezogenen Seufzer heraus und setzte sich auf den Boden.

„Verreck und stirb! Zu früh! Nur noch eine Minute ...“

„Wir brechen in zwei Minuten auf!“ Ich ließ ihr keine Zeit zum Jammern. „Lies die Quests durch und los geht's! Die Zeit läuft, Kämpferin. Wer keine Lust hat, zu arbeiten, grunze dreimal und stelle sich vor, er wäre ein Steak. Du wirst deine Meinung dann ändern.“

„Elb! Igitt! Das ist nicht fair, Goblin! Ich bin bereit.“

„Kontrolliere die Kapsel“, riet Bask der Zombie leise.

„Scheiße! Ich habe meinen Knüppel drin vergessen. Okay, jetzt bin ich definitiv bereit!“

„Los geht‘s!“

* * *

Das Frühstück hinterließ uns sprachlos. Alle drei. Yorka und ich starrten uns erstaunt an, während Bask ungläubig die Ration, die das System servierte, in die Hand nahm und sie in seinen Handflächen rollte. Es gab neue Nährstoffwürfel. Sie waren etwa um 30 Prozent größer als das übliche Frühstück, das den Arbeiter-Zombies, -Goblins und -Orks serviert wurde. Aber am wichtigsten: Sie waren auch schwerer. Deutlich schwerer. Man konnte sofort erkennen, dass sie eine Menge Sachen enthielten, die in sich verdichtet waren. Außerdem besaßen sie ein stärkeres Aroma. Obwohl der Preis derselbe blieb – 1 Sol. Seltsam. Früher bekam man für das gleiche Geld ein altbackenes Stück Brot, aber das hier war wie warmer Toast mit Wurst und Butter.

„Vielleicht wird das Leben ab jetzt immer so schön“, sagte Yorka mit untypisch leiser, weicher Stimme und schaukelte sanft den Würfel in ihren Händen.

Ich fühlte mich gezwungen, sie anzuschnauzen: „Vielleicht möchtest du ihm ein Schlaflied singen? Wach endlich auf und hau rein!“

Ich ging mit gutem Beispiel voran und biss ein beträchtliches Stück von meinem eigenen Frühstück ab. Während ich kaute, ging ich gedanklich das Sortiment der Lebensmittel-Handelsplätze durch. Mir schien, dass ich darin größere Nährstoffwürfel gesehen hatte. Und das zum Preis von 3 Sol pro Stück – dreimal so viel, wie jetzt von meinem Konto abgezogen wurde. Der Würfel besaß einen viel reichhaltigeren Geschmack, obwohl ich nicht verstehen konnte, was es darstellen sollte: nur ein angenehmes, salziges Etwas.

Als ich fertig war, starrte ich meine beiden Kämpfer an und knurrte wie ein griesgrämiger Ork: „Was macht ihr denn da? Esst jeden letzten Krümel!“

„Elb! Das ist für später“, widersprach Yorka auf frischer Tat ertappt und verstaute gut die Hälfte ihres Würfels in ihrer Gürteltasche.

„Pack ihn ein, zusammen mit deinen Goblin-Gewohnheiten! Schluss damit, Knochen in Ecken zu vergraben. Bask, das gilt auch für dich. Was tust du da mit deinem Rest?“

„Dieselbe Angewohnheit“, antwortete der Zombie verlegen. „Früher konnte ich nicht jeden Tag etwas zu essen haben. Ich habe Mahlzeiten absichtlich ausgelassen, um meine Schulden nicht zu erhöhen. Ich knabberte einfach ein Stück vom Würfel ab und ließ es unter meiner Zunge zergehen. Sie sagen, dass auf diese Weise alles direkt in dein Blut und dein Gehirn gelangt.“

„Nichts dergleichen“, erwiderte ich. „Diese Zeiten sind vorbei. Dies ist kein Rat, ich bitte euch nicht und ich empfehle euch auch nichts. Ich gebe euch einen klaren und verbindlichen Befehl: Frühstück, Mittagessen und Abendbrot werden bis auf den letzten Krümel an Ort und Stelle aufgegessen! Jeder Krümel enthält eine bestimmte Menge an Nährstoffen und Kalorien, und das bedeutet Erholungszeit, Kraft und Energiereserven. Dies bedeutet, dass wir weiter gehen oder rennen können, Quests schneller erledigen werden und, wenn nötig, einen längeren Kampf aushalten oder vor einem stärkeren Feind fliehen können. Ohne Energie im Blut können wir das nicht. Also kaut!“

„Jesst!“

„Wie bitte?“

„Das sind die Worte ‚ja‘ und ‚esst‘ zusammen. Cool, hm? Jesst jeden letzten Krümel!“

„Wenn ich nur wüsste, welche Sprache wir sprechen“, seufzte ich und sah wohlwollend zu, wie meine Kämpfer den Rest ihrer Würfel verspeisten.

„Unsere“, sagte Yorka und zuckte mit den Schultern.

Bask nickte einvernehmlich.

„Unsere.“ Was für eine Art von Antwort ist denn das? Wobei ich diese Frage selbst nicht beantworten konnte.

Nachdem wir gefrühstückt hatten, machten wir uns auf den Weg. Ich hielt mich im Hintergrund, um mein Team zu beobachten, seufzte noch heftiger und schüttelte reumütig den Kopf. Da liefen sie: zusammengekauert, die Hände in den Taschen, den Blick nach unten gerichtet, die Füße schleifend, alle drei Schritte gähnend, jede Bank, an der sie vorbeikamen, gierig beäugend. Am liebsten wollten sie sitzen oder, noch besser, liegen, um das Frühstück langsam zu verdauen. Das waren keine Kämpfer. Das waren genau die Art von Zombies, die sich jeden Tag an der Kreuzung 17 versammelten und voller Hoffnung auf eine beliebige Quest voller Drecksarbeit wie Walrösser herumlungerten.

„Yorka, nimm deinen Knüppel in deine linke Hand“, sagte ich sanft. „Übe alle zehn Schritte einen einfachen Schlag.“

„Elb!“

„Keine Widerworte!“

„Jesst!“

„Nimm dieses Stilett. Es gehört jetzt dir. Bewahre es immer in gutem Zustand und griffbereit auf. Schau es dir an. Was siehst du?“

„Es ist sauber und glänzend.“

„Genau. So soll es auch bleiben. Bask, das gleiche gilt auch für dich.“

„Verstanden.“

„Yorka, stecke dir das Stilett so in den Gürtel deiner Gürteltasche, dass du dir nicht in den Bauch stichst, wenn du dich bückst. Was passiert sonst, wenn du gezwungen bist, dich abrupt zu setzen oder zu bücken? Du begehst Harakiri!“

„Verreck und stirb! Ich mache was?!“

„Verschiebe das Stilett leicht zur Seite, aber achte darauf, dass du es schnell mit der rechten Hand herausziehen kannst. Probiere es aus. Siehst du, was ich meine? Es ist gefährlich – ein zu umständliches Manöver. Es muss so schnell wie möglich sein. Das ist viel besser. Lass mich dir nun die neue Schlagtechnik erklären, zuerst in Worten, dann zeige ich sie dir ein paarmal. Du kennst einen Teil der Kombination, aber ich werde ein paar neue Elemente hinzufügen. Nimm den Knüppel mit deiner linken Hand vom Gürtel und das Stilett mit deiner rechten, tritt einen Schritt nach vorne, hebe den Knüppel und schwinge ihn scharf nach unten. Der Plux wird festgehalten. Halte den Knüppel fest, knie dich auf dein linkes Knie und stich fest und schnell mit dem Stilett zu. Eins, zwei, drei!“

„Alle werden mich anstarren wie eine ...“

„Wie eine was?“, fragte ich leise.

„Ähm ... Wie eine Person, die zu beneiden ist!“

„Das klingt schon besser. Gib mir den Knüppel und das Stilett. Die Technik geht so.“ Ich steckte beides in meinen Gürtel, demonstrierte die Ausführung der Angriffstechnik und drehte mich anschließend zu Yorka um. „Konntest du mir folgen?“

„Natürlich nicht. Zu schnell.“

„Schnell? Das war zu langsam“, widersprach ich. „Das war alles, was die Physik momentan zulässt.“

„Physik?“, erkundigte Bask sich.

„Der physische Zustand meines Körpers“, erklärte ich. „Die Kombination aus Flexibilität, Kraft und Koordination. Seid bereit, Kämpfer. Von heute an steigt unser Trainingspensum. Warum? So sterbt ihr nicht in einer schwierigen Situation. Ihr lernt zu kämpfen, zu überleben, zu triumphieren und stolz zurückzukehren. Auf geht‘s, Yorka!“

„Jesst!“

„Bask, du bist dran. Du bist blind, wusstest du das?“

„Hm ... so was habe ich mir auch schon gedacht“, räusperte der Zombie sich. „Fast blind, zumindest.“

„Aber du versteckst immer dein Handicap, indem du den Schirm deiner Kappe nach unten ziehst, sodass nur dein Kinn zu sehen ist. Das ist keine Art, die Dinge anzugehen.“

„Aber so ist es einfacher für ihn“, entgegnete Yorka.

„Kombination! Alle sieben Schritte!“

„Ich werde sterben! Ich werde sterben und verrecken, Elb! ‘Tschuldigung. Mach mit dem Zombie, was du willst.“

„Bask, du hast die falsche Einstellung zu deiner Einschränkung. Du versteckst sie, obwohl du sie eigentlich stolz zur Schau stellen und deine Nachteile in Vorteile verwandeln müsstest.“

„Die Blindheit in einen Vorteil verwandeln, Kommandant?“

„Eine schwierige Aufgabe“, stimmte ich zu. „Aber im Moment reden wir nur über deine schrecklichen Narben und eine leere Augenhöhle. Es wäre dumm, damit zu prahlen, aber du musst jeder sehenden Person, der du begegnest, sofort klar machen, dass sie einen Blinden vor sich hat. Einen blinden, hilflosen Zombie. Was bringt uns das?“

„Nun ...“

„Sehr viel. Im Falle einer Auseinandersetzung mit Goblins oder Orks – jedoch nicht mit Pluxen – wird ein Angreifer, wenn er sieht, dass du blind bist, dich entweder als unbedeutende Bedrohung ignorieren und links liegen lassen oder sich ganz im Gegenteil dazu entscheiden, das einfachste Ziel als Erstes anzugreifen. In jedem Fall hast du einen riesigen taktischen Vorteil mit einer Variantenvielfalt von möglichen Aktionen, wie man ihn sonst nur in Märchen sieht.“

„Riesiger taktischer Vorteil mit einer Variantenvielfalt von möglichen Aktionen.“ Bask war sichtlich fasziniert, und der Schirm seiner Baseballkappe nickte fröhlich auf und ab. „Ich bin ganz Ohr, Kommandant.“

„Riesiger taktischer Vorteil mit einer Varuat ... Varie ... ach, ihr seid ... Goblins!“, sagte Yorka und fuhr mit der Übung ihrer neuen Angriffstechnik fort, ohne auf meinen Befehl zu warten.

Ich beobachtete sie, korrigierte ein paar Fehler und kehrte zu meinem Gespräch mit Bask zurück.

„Jetzt zeige ich dir die erste Stilett-Technik. Sie ist gemein, schnell, unmerklich und ideal für den Einsatz bei einem Gegner, der direkt neben dir steht. Ich warne dich vor: Es ist eine zweiteilige Kombination. Zielen und stechen, zielen und stechen. Und nicht einfach zustechen und dann dieses freudige Lächeln aufsetzen, wenn du denkst, dass alles vorbei ist!“

„Verstanden.“

„Wir werden diese Technik ‚Wer ist da?‘ nennen.“

„Genial“, sagte Yorka und kicherte, nachdem sie ihre Kombination dreimal ausgeführt hatte.

Ihre bis vor Kurzem vorherrschende Apathie war verschwunden und wurde ersetzt durch eine Welle von Lebendigkeit: die Schultern zurück, die Arme angespannt, die Augen funkelnd.

Ihren Sarkasmus ignorierend, begann ich, Bask die Technik näher zu erklären, nahm seine linke Hand und führte sie.

„Du wirst von einer offensichtlich zwielichtigen Person angesprochen. Nehmen wir an, er nähert sich laut, lachend und übermütig, weil du hilflos und blind bist. Was tust du? Einfach. Wenn du merkst, dass er nur noch einen Schritt von dir entfernt ist, hebst du zaghaft und zögernd deine zitternde linke Hand und versuchst, irgendeinen Teil seines Körpers zu berühren: ‚Wer ist da? Ist da jemand? Hallo?‘ Sobald du zum Beispiel seine Schulter ertastest hast, machst du dir sofort ein Bild von seinem Körper, seinem groben Körpertyp und seiner Position im Raum. Aber sei nicht voreilig. Lass deine Hand schnell über seine Schulter, seine Brust und seine andere Schulter gleiten, je nachdem, welches Ziel du wählst. In der Sekunde, in der du herausfindest, dass er keinen Schutz trägt, packst du ihn fest an einer Schulter, ziehst ihn zu dir, gehst selbst einen Schritt nach vorne und stichst so zu.“ Ich ergriff seine rechte Hand, zog an ihr und vollführte damit einen Stoß. „Das ist die Bewegung, wenn du auf seinen Bauch zielst. Wenn es der Hals ist, bewege dich so von rechts nach links. Übe diese zwei Techniken. Das Wichtigste ist die Geschwindigkeit, nicht die Kraft. Tu es. Du wirst Fehler machen, aber das ist kein Problem, du wirst es lernen. Achte auf deinen Gesichtsausdruck. Er sollte nicht aggressiv sein, sondern ängstlich und hilflos wirken. Gesichtsmuskeln entspannt, Mund leicht geöffnet. Deinem Feind muss klar sein, dass er diesen blinden Trottel ordentlich verarschen kann, ohne dass der es sofort merkt.“

„Verstanden!“ Basks Baseballkappe hob sich um ein paar Zentimeter.

Die schrecklichen Narben, die sein Gesicht entstellten, waren in ihrer ganzen Pracht zu sehen, ebenso wie die klaffende Leere einer Augenhöhle und das Weiß des zweiten Augapfels, der von einem verstümmelten Augenlid halb verdeckt wurde.

„Lass es so“, sagte ich anerkennend. „Wenn dir das zu unbehaglich ist, machen wir dir eine Augenbinde und heben sie an einer Seite leicht an. Sie verdeckt dann immer noch die Augen, aber anders als die Baseballkappe wird sie die Tatsache deiner Blindheit nicht verbergen, sondern diese sogar unterstreichen.“

„Ich kann mich darum kümmern“, bot unsere Mitstreiterin an.

„Ausgezeichnet. Jetzt lasst uns weiter trainieren. Mich selbst eingeschlossen.“

Ich war mit meinen Knien und Füßen unzufrieden. Mit dem allgemeinen Zustand meiner Beine, um genau zu sein.

Auch ein Wolf kann ohne seine Beine nicht überleben. Und ich schien nicht mehr zu sein als eine lahme Schnecke. Meine Beine hielten mich kaum bei einem Ausfallschritt oder einer tiefen Hocke. Ganz zu schweigen bei komplizierteren Bewegungen, die mich eher zu Fall bringen würden. Ich würde an meinen Beinen arbeiten. Glücklicherweise gab mir die Diagnose im Med-Block eine knappe, aber optimistische Prognose:

Allgemeine körperliche Verfassung: normal

Zustand und Status der Gliedmaßen:

ORG: normal

OLG: normal

URG: normal

ULG: normal

Zusätzliche Informationen: leichte Vergiftung.

Leichte Vergiftung. Daran war wohl der gestrige Mondschein-Schnaps schuld. Obwohl es auch möglich war, dass die Reste des Plux-Giftes immer noch durch meine Adern pulsierten.

Allgemeine Verfassung: normal. Das System scherte sich einen Dreck um die Wunden an meinen Füßen und meinen fast nutzlosen Ellbogen, obwohl ich eine medizinische Spritze erhalten hatte.

Das System hatte auch begonnen, die inventarisierte „Zusatzversorgung“ auszugeben, die uns gemäß unserem Status als Kampf-Orks zustand. Das erste Geschenk – zusätzliche Vitamine – wurde intravenös verabreicht. Für das zweite wurden wir in Richtung der nächsten Verkaufsautomaten geleitet. Während wir dorthin gingen, schwang der Zombie sein Stilett, die Goblin-Dame übte keuchend mit dem Knüppel und ich machte tiefe Ausfallschritte.

Ein Kämpfer ohne kräftige, elastische Beine ist einfach nur Fleisch, ein Stück Schweinefleisch, das kurz gebraten und herzhaft verschlungen wird, wobei die krallenbewehrten Finger anschließend sauber zu lecken sind.

* * *

Am Waffenhandelspunkt ließ ich 19 Sol. 10 für einen Knüppel, 4 für die dazugehörenden Stahlspitzen und weitere 5 für ein Stilett. Ich vergaß nicht, den gefährlichen Haken am Knüppel abzubrechen, montierte die Spitzen und hängte ihn an meine Gürteltasche. Ich zog und schwang ihn ein paar Male. Das Stilett befestigte ich an der anderen Seite. Nun war auch ich endlich relativ gut bewaffnet. Ich warf einen Blick auf die Elektroschocker und gierte nach den Messern, von denen das billigste 75 Sol kostete. Der billigste Schocker lag bei 120, und er sah nicht besonders stark aus. Die Preise waren irrsinnig. Ich hatte keine Ahnung von den Schockern, obwohl ich sie kompetent genug einsetzen konnte, aber warum waren Messer so teuer? Wie kann ein mittellanges Messer mit einem Plastikgriff 75 Sol kosten? Ein Goblin würde so ein Spielzeug niemals kaufen. Im besten Fall sparte er für ein Stilett oder einen Knüppel. Ein Ork hingegen konnte sich durch harte Arbeit und Sparsamkeit ein Messer leisten. Obwohl er dann in ständiger Angst leben würde, ein so teures Spielzeug zu verlieren. Außerdem sah die Klinge nicht besonders solide aus, und auch der Schliff wirkte nicht professionell. Diese Seltsamkeit war möglich, da der gesamte Handel in einer Hand konzentriert war – das System konnte seine eigenen Preise festlegen und brauchte sich nicht um Wettbewerb kümmern.

Wieder einmal erinnerte ich mich an die gestrige Gesellschaft vom Nachbartisch. Die wilde Frau hatte ihr Fleisch mit einem riesigen Messer geschnitten, fast einem Säbel, das beinahe zu groß für ihre Hände und ihren Körperbau war. Sie wollte nur angeben, sich in den Mittelpunkt spielen. Doch wie viel mochte ein solches Hackmesser wohl kosten? Ich begutachtete das Sortiment im Waffenhandelsposten, konnte aber kein vergleichbar großes Messer finden. Das Teuerste kostete genau 300 Sol und war deutlich kleiner.

Ich bin fast schon wieder ein Nullbie. Na gut. Lass mich noch mehr Geld ausgeben. Ich kaufte noch vier Nüsse und gab jedem aus dem Team eine. Ich scrollte weiter durch das Automatenfenster und gab meine verbliebenen 10 Sol für zwei kleine Päckchen BF-22M Heilkleber aus. Eins gab ich Yorka und befahl ihr, alle offenen Schnitte und Kratzer sofort zu versiegeln, und zwar nicht sparsam. Sie sollte auch Bask untersuchen. Ich bereute sofort, dies gesagt zu haben, denn Yorka fing an, den armen Zombie enthusiastisch wie eine Puppe zu drehen, sein T-Shirt aufdringlich hochzuheben und sich mit Schadenfreude zu erkundigen, ob in seiner Hose alles in Ordnung sei. Der verlegene Bask war gezwungen, sich mit dem Unvermeidlichen abzufinden, und willigte schließlich ein, sich mit dem Kleber einschmieren zu lassen. Auch ich untersuchte mich und versiegelte einige Schürfwunden, die mir aufgefallen waren. Ich wog das Päckchen BF-22M nachdenklich in meiner Hand. 5 Sol. Eine quadratische weiße 50-Gramm-Packung mit einem Schraubdeckel. Bequem zu tragen. Aufwendig gestaltet. Hm …

„Warum schaust du das so an?“, fragte Yorka interessiert.

„Dem Anschein nach brennt es gut“, antwortete ich und steckte den Kleber in meine Gürteltasche.

Guthaben: 0

Nachdem sie kurze Zeit an einem anderen Automaten herumgefingert hatte, streckte Yorka mir ihre Hand entgegen und forderte energisch: „Gib mir deine Goblinhand!“

Überrascht gehorchte ich, und sie legte fünf Nusstabletten und fünf rote KRFR-Tabletten auf meine Handfläche.

„Die Roten sind rote Früchte“, erklärte die junge Frau mir. „Sie sind alle für dich.“

„Und hier ...“, sagte Bask und streckte eine Hand mit vier Tabletten und zwei Paar grauer Handschuhe aus.

Diese leicht zitternde Hand, dieser klagende und pathetische Ausdruck auf dem Gesicht des unglücklichen Blinden ...

„Ausgezeichnet!“, sagte ich. „Dein Gesichtsausdruck ist perfekt.“

„Ich gebe mein Bestes. Nimm das, Kommandant. Yorka, du auch.“

Ich nahm zwei Nusstabletten und ein Paar Handschuhe. Als ich die Geschenke in die Außentaschen meines Rucksacks steckte, schüttelte ich den Kopf.

„Was?!“, fragte Yorka, die sofort in die Offensive ging, als sie meine Missbilligung bemerkte. „Bist du der Einzige, der sich für alle anderen ins Zeug legen darf? Wir helfen, wo wir können. Bask und ich haben uns bereits entschieden.“

„Ganz genau!“, bestätigte der Zombie. „Beleidige uns nicht. Wir sind ein Team.“

„Nun gut“, seufzte ich. „Das ist es also, was als Ergebnis von Demokratie und rassistischer Toleranz von Zombies passiert. Ins Reservat mit den Untoten! Verbannt die Goblins in den Pest-Clux! Und wenn ihr schon dabei seid, besorgt euch noch die Zusatzversorgung. Wo gibt‘s das eigentlich?“

Der Verkaufsautomat, den wir brauchten, war ein nichtssagender grauer Kasten, den nur ein Schild mit der Aufschrift „ORL-K“, ein quadratischer Sensor und eine geschlossene Auslieferungsluke zierten. Es gab keine Glasscheiben, hinter denen man Waren bestaunen konnte. Eine weitere Maschine stand bündig daneben. Etwas größer, blau und mit der Aufschrift „HBL-K“.

Ich wette, dass die Geschenke darin besser sind. Ich berührte mit meinem Finger die erste Maschine.

Zusatzversorgung geliefert (ORL-K).

Die Nachricht war unerwartet und knapp wie immer. Die Luke klapperte und die Maschine spuckte zwei Paar lange schwarze Socken und eine große orangefarbene Tablette aus. Ich nahm die Geschenke an und trat zur Seite, um Platz für Bask zu machen.

Mal sehen. Socken – das ergibt Sinn. Ein Kämpfer-Ork kann ohne seine Beine nicht überleben.

Die Tablette ... Ich drehte die orangefarbene Scheibe in meiner Hand und konnte nicht widerstehen, laut zu lachen. Eine Seite war mit „Energie. ET-M-2“ in winzigen schwarzen Buchstaben beschriftet, während auf der anderen Seite ebenfalls in schwarzer, aber großer Schrift „LUTSCH!“ stand.

„Was für eine fantastische Anleitung“, kicherte ich und wischte mir die Lachtränen weg. „Klar und prägnant. Atemberaubend. Hey, wer hat was bekommen? Zombie?“

„Ein Paar Socken, einmal Unterwäsche, eine Art Tablette. Glaube ich.“

„Stimmt so. Das System erklärt dir nichts. Du bekommst also deine Tablette und beschließt, dass du sie lutschen sollst. Aber es stellt sich heraus, dass du damit in Wirklichkeit Plux-Ärsche abwischen musst.“

„Du bist bescheuert!“, sagte Yorka und kam dem Zombie zu Hilfe. „Ich habe auch Unterwäsche bekommen – für oben und unten. Recht schick. Und eine Energietablette. Hm ... na ja, was auch immer da steht ...“

„Nicht schlecht“, fand ich. „Und anscheinend werden die Geschenke jeden Tag per Zufallsgenerator ausgewählt. In einem Gesamtwert von irgendwo zwischen 3 und 6 Sol, mehr oder weniger.“

„Das wäre in etwa richtig“, sagte Bask und nickte.

„Gut, dann ziehen wir los in Richtung Hauptkorridor 30. Wir üben auf dem Weg, jeder hundertste Schritt.“

„Ich kann auch öfter“, sagte Yorka erstaunt. „Vielleicht jeder fünfzigste?“

„Ich auch!“

„Jeder hundertste.“ Ich schüttelte meinen Kopf. „Der Tag hat gerade erst begonnen, also müssen wir unsere Kräfte schonen. Sonst müssen wir vor dem Abend der Anleitung auf der orangefarbenen Tablette folgen, nur um es bis zu unseren Kapseln zu schaffen. Wir gehen zu Fuß und werden gemeinsam ...“

„… was tun?“, fragte der Zombie neugierig und fuhr fort, ohne eine Antwort abzuwarten: „Was machen wir gemeinsam gemäß der Anleitung auf der orangefarbenen Tablette, hm? Elb? Yorka? Warum sagt ihr nichts? Was machen wir in der Abenddämmerung?“

* * *

Quest: Lieferung und Einsetzen von Blöcken.

Wichtige zusätzliche Einzelheiten: Hole dir zwischen 07:00 Uhr und 10:00 Uhr einen Block von Nummer 63 in Abschnitt 1 von Hauptkorridor 30.

Aktuelle Zeit: 07:04 Uhr

Wir gingen Korridor 29 entlang, bis wir auf Hauptkorridor 30 stießen. Weitere 200 Meter vor uns lag die Verfluchte Brücke. Wir waren weniger als 20 Schritte vom Schauplatz des gestrigen Kampfes entfernt, und ich brachte die Gruppe kurz vor der Abzweigung in Korridor 30 zum Stehen.

Etwas stimmte hier nicht.

Eine Sekunde verging. Und noch eine. Ich ging voraus und gestikulierte Yorka, dass jetzt nicht die Zeit für Fragen war. Das kluge Mädchen nickte verstehend, korrigierte Basks Kurs mit einem Schulterzucken und ging ruhig neben ihm weiter. In Dreiecksformation, ich an der Spitze, erreichten wir die Abzweigung mit der Geschwindigkeit von faulen Arbeitern. Aber es waren nur meine Beine, die träge voranschritten, während meine Augen mit der unstillbaren Neugier eines Heranwachsenden, der zum ersten Mal das Poster in der Mitte eines Erwachsenenmagazins aufschlägt, überall umherschweiften. Es gab so viel Interessantes zu sehen.

Meine Augen sammelten die Informationen, während mein Gehirn sie sortierte und jedem Individuum und jeder Gruppierung, die ich sah, schnell ein Etikett anheftete.

Eine Vierer-Gruppe. Wirkte wie die Mitglieder von einer Sekte. Düstere Halblinge, die vom System als Detektive bei der Untersuchung vom Mord am fetten Johnny eingesetzt worden waren. Sie standen in der Mitte der Kreuzung und starrten mürrisch in Richtung von Hauptkorridor 30. Die unzufriedenen Gesichter verzerrten sich teilweise zu verbitterten und missbilligenden Grimassen. Die Männer hatten ihre Hände an den Knüppeln, aber sie taten nichts. Sie standen einfach nur da.

Eine Menschenmenge. Um die 40 Personen. Einige standen etwas abseits, andere dicht zusammengedrängt. Nach ihrem Verhalten und den unter dem Mantel allgemeiner Gleichgültigkeit verborgenen neugierigen Blicken zu urteilen, waren sie bloß am Gaffen. Zombies, Goblins, Orks und zwei kleinere Gruppen von Halblingen, der Kleidung nach zu urteilen. Sie standen an der hinteren Wand von Korridor 29, hinter den Halblingssektenmitgliedern, und spähten wie diese in Hauptkorridor 30. Niemand tat irgendwas. Sie standen einfach da und plauderten.

Eine große Gruppe. Auch hier standen einige etwas abseits, während die anderen sich dicht zusammendrängten. Orks und Halblinge, klar aufgeteilt in vier oder fünf kleinere Grüppchen. Dank den identischen Elementen ihrer verschiedenen Accessoires und den Farben ihrer Kleidung fiel es sofort ins Auge, wer zu wem gehörte. Ich würde sagen, dass es hier fünf Gruppen gibt. Fünf Dreiergruppen. Wie interessant: Wir sind ja auch zu dritt. Der Haupteindruck, den sie vermittelten, war allzu deutlich: Sie hatten Angst. Sie schindeten Zeit, strebten auf Hauptkorridor 30 zu und waren doch nicht in der Lage, eine unsichtbare Linie zu überschreiten. Sie wirkten alle ungeduldig und blickten zur Decke, als hofften sie auf Schutz. Der zweite Eindruck war der von fleißigen Arbeitspferden, unter denen kein einziges Individuum niedriger als ein Ork war. Die meisten von ihnen waren offensichtlich schon seit einiger Zeit Halblinge. Sie waren gut gekleidet, trugen festes Schuhwerk und besaßen Ausrüstung.

Nun denn, was ist hier los?

Würde man alle drei Gruppierungen nehmen und sie in einer Linie in Richtung Hauptkorridor 30 aufstellen, würde man eine bizarre Bandbreite an Emotionen und Qualitäten antreffen.

Eine Ansammlung neugieriger, doch gleichmütiger Schaulustiger als Menschenmenge.

Das Vierergespann der sektenartig anmutenden Gruppe enthielt drei alte Bekannte plus einem neuen Gesicht – die Halblings-„Detektive“ und ein Muttersöhnchen. Sehr wütend, auffällig wütend. Und doch gleichzeitig passiv.

Anschließend vier oder fünf ungeduldige, aber verängstigte Grüppchen von Arbeitern.

Was bedeutet wohl diese interessante Komposition aus „neugierig, wütend und ängstlich“?

Wir hatten den „verängstigten“ Teil fast erreicht, als sich drei Halblinge zögerlich lösten und ein paar Schritte in Richtung Hauptkorridor 30 gingen. Die Tapfersten der Feigen hatten Mut gefasst und bewegten sich in Richtung ... von was?

Dann wurde der „wütende“ Teil munter. Ihr Anführer hob einen Arm und verkündete in einem lauten und feierlichen Bass: „Mutters Weg darf nicht blockiert werden! Sie darf nicht behindert werden! Sie schaut auf uns!“

Mann, ist das echt dein Ernst? Was glaubst du, wo du bist? Auf einer Bühne? Oder betrachtest du dich als eine Art Prediger?

Kaum hatte das scheinbare Sektenmitglied die Stimme erhoben, wurde der „neugierige“ Teil unruhig, schob sich etwas nach vorne und gaffte begierig in Korridor 30.

Ich war inzwischen ebenfalls beunruhigt, aber auch überaus neugierig.

Schnell durchquerten wir die „Verängstigten“, die uns einfach nur anstarrten.

„Haben die auch eine Lieferung zu machen?“

„Frag sie.“

„Haltet sie auf. Sie haben keine Ahnung …“

„Orks! Das ist Elb!“

„Und der da ist blind.“

„Haben die auch eine Lieferungsquest?“

Wir bogen ab. Vorwärts stürmend, fixierten meine neugierigen Augen den Korridor vor mir. Was ist hier bloß los? Etwa sieben Schritte vor uns befand sich das Trio der Halblinge, langsam und zaghaft vorwärtsgehend. Alle drei waren weiblich. Mein Blick fiel auf ein unbedeutendes Detail – sie alle trugen ihre ordentlich gebürsteten Haare in einem Pferdeschwanz. Vor ihnen schälte ein stämmiger, breitschultriger Kerl sich träge von der Wand, spuckte ihnen vor die Füße und stemmte die Hände in die Hüften.

„Wo wollt ihr hin, ihr Schlampen? Blöcke für eine Lieferung abholen? Sprecht schnell“, forderte er höflich, bevor er die Beule seines Gliedes mit einer abschreckenden Geste durch seine Hose schnippte und fortfuhr: „Sonst werdet ihr drei mein Biest mit euren Liebkosungen befriedigen!“

Wie wunderschön formuliert.

„Wir ...“, begann eine der drei zaghaft.

Ich blieb stehen und drückte mich an die Wand. Ich spürte, wie Yorka hinter mir meinem Beispiel folgte und Bask mit sich zog.

Was zum Teufel ist hier los?

Hinter dem Schwachkopf – der sich als Tiger entpuppte! – erschien Buxa. Sie blickte zur Decke und schlug im nächsten Atemzug der Sprecherin in die Kehle. Der Schlag war offensichtlich schwach – sie traf nicht einmal richtig –, trotzdem zuckte die Halblingsfrau zusammen, taumelte einen Schritt zurück, griff sich an die Kehle, nickte und krächzte: „Ja, Lieferung.“

„Lieferung, hm?“ Tiger nickte. „Ihr liefert heute keine Blöcke, Schlampen! Ihr werdet sie auf dem Weg zum Ziel abgeben. Wenn jemand fragt, sagt ihr, dass ihr sie irgendwo verloren habt und nicht wisst, wo. Verstanden?“

„Das kannst du nicht machen.“

Der Schlägertyp sah kurz zur Decke, und einen Moment später wurden wir Zeugen eines Aktes von grausamer Barbarei. Buxa spuckte der krächzenden Frau ins Gesicht und schlug ihr erneut auf die Kehle, bevor Tiger ihren Kopf packte und ihn hart gegen die Wand knallte. Bumms. Ein Schrei, ein Schlag in den Bauch, und die Halblingsfrau fiel rückwärts in die Arme ihrer Freundinnen, die sie packten, sich umdrehten und an uns vorbeieilten. Ich senkte meinen Kopf, um mein Gesicht zu verbergen. Nicht vor den Frauen. Vor Tiger.

„Entweder ihr tut das, was ich sage, oder es ist hier Endstation! Schlampen!“, rief Tiger und lehnte sich wieder an die Wand. Buxa drehte sich zu ihm um, und beide brachen in Gelächter aus, bevor sie sich in einem langen Kuss umarmten. Ich konnte es von hinten nicht sehen, aber daran waren wahrscheinlich Zungen beteiligt.

Zwei Schritte später stand ich hinter Buxa.

„Du schlägst die Köpfe nicht richtig gegen Wände, Tiger“, korrigierte ich ihn mit einem tiefen Seufzer.

Das erschaudernde Paar trennte sich mit einem feuchten Schlürfen, und Buxa drehte sich zu mir um. Ein Schwall Schleim ins Gesicht, eine Hand auf den Kopf und ein scharfer Ruck. Bumms. Schnell, hart und mit Gefühl. Und noch mal. Jetzt das Gesicht. Rumms.

Buxa brach in sich zusammen, und ich lächelte vergnügt.

„So wird‘s gemacht, Kätzchen.“

„Du!“

„Jaha“, bestätigte ich.

Ich senkte meine Hand zu meinem Knüppel und drückte, ohne ihn aus dem Gürtel zu ziehen, einfach fest auf den Griff. Das bewehrte, stachelige Ende flog in einem Bogen nach oben und landete genau zwischen Tigers weit gespreizten Beinen. Fast gleichzeitig stach mein Stilett in sein Gesicht, riss die Haut von seiner Wange und durchbohrte den Knorpel seiner Nase einen Zentimeter unterhalb seiner Augen. Als ich mehr Druck auf den Knüppel ausübte, drangen die Stachelspitzen tief in das weiche Fleisch ein. Ich zog das Stilett zu mir heran.

„Аaaaaahhh! Aaha. Аaaaaahhh!“

Der sich vor Schmerz krümmende und auf Zehenspitzen gehende Tiger bot einen traurigen Anblick. Er tänzelte, einen Fuß vor den anderen setzend, als erste Blutstropfen auf den Boden fielen.

„Halt‘s Maul!“, befahl ich und gab dem Stilett einen weiteren Ruck.

„Arghhh!“

„Halt‘s Maul!“, wiederholte ich und drückte auf den Knüppel.

Stille. Solch eine angenehme Stille.

„Steh still“, sagte ich zu Tiger, beäugte ihn und spuckte ihm ins Gesicht, da mir etwas einfiel. „Das hatte ich total vergessen. So begrüßt ihr euch doch, oder? Dann mal hallo, du Drecksack!“

Stille. Blut tropfte aus seinen aufgespießten Genitalien. Und offensichtlich nicht nur Blut, denn diese Flüssigkeit war dafür viel zu flüssig und demnach wohl vermischt mit Urin. Das Kätzchen hatte sich wohl vollgepisst.

Ich drehte meinen Kopf und schaute in Richtung der Kreuzung, vorbei an meinem Team, das in seiner Bereitschaftshaltung erstarrt war. Mein Blick ruhte auf dem Anführer der Sekten-Leute.

Unsere Augen trafen sich für eine Sekunde, bevor er seine Arme demonstrativ hinter seinem Rücken verschränkte und laut donnernd verkündete: „Ich sehe nichts! Wir sehen nichts! Mutters Auge wird in vier Minuten hier sein.“

Nickend drehte ich mich wieder zu Tiger um und hielt ihn weiterhin mit dem Stilett und den Stachelspitzen meines Knüppels fest.

„Wir haben noch vier Minuten Zeit für uns, Kätzchen. Möchtest du, dass ich deinen Tiger etwas streichle? Du wolltest doch so gern, dass jemand mit ihm schmust, nicht wahr? Um dein Biest mit Liebkosungen zu besänftigen? Ich habe Angst, verstehst du? Was ist, wenn es aufbrüllt und sich auf mich stürzt? Lass mich ihn sanft streicheln. Es könnte dir sogar gefallen.“

„Nein, nein, bitte nicht. Bleib locker, ganz locker.“ Das Blut der Bestie floss schneller.

„Wie seltsam, solche Worte von einem Kerl zu hören“, sagte ich. „Du bist so nah dran …“

„Hör zu, wir haben hier doch nur eine Gelegenheit wahrgenommen. Das hat Johnny der Löwe auch immer so gemacht ...“

„Die Vergangenheit interessiert mich nicht“, unterbrach ich ihn, verzog das Gesicht und sah zu Boden. „Warte, es macht dir doch bestimmt nichts aus, wenn ich deiner Freundin mit meinem Absatz auf das Ohr trete, oder? Sie fängt an, sich wieder zu rühren, und ich möchte einfach jemandem wehtun.“

„Nicht, El ... Elf ... tu‘s nicht.“

„Dann macht es dir sicher nichts aus, wenn ich den Knüppel noch ein wenig tiefer reinstoße, oder?“

Sein Entschluss war schnell gefasst.

„Tritt sie.“

„Danke für die Erlaubnis“, sagte ich und trat mit meinem Absatz fest auf Buxas Ohr, die sich zu wälzen begann. Ein weiterer Tritt, und ihr Kopf prallte auf den Boden. Knock-out.

Ich hob meinen Blick und fragte: „Wer hat dir denn die Gelegenheit hier angeboten?“

„Hör zu …“

„Wer hat dir den Vorschlag gemacht, Arschloch?“ Der stählerne Klang meiner Stimme ließ Tiger zurückschrecken, und er keuchte vor Schmerz. „Sprich! Ich habe deinen Schwanz mit meiner Gabel aufgespießt. Ein Ruck, Arschloch, und noch ein Ruck, und dein stinkendes Biest wird für immer unliebkost an meinem Knüppel hängen. Und dann werde ich dich es essen lassen. Direkt von meinem Knüppel. Und dann wirst du den Knüppel liebevoll ablecken. Wer war es?“

„Keine Ahnung. ICH WEISS ES NICHT! Es waren Stadtbewohner. Erst gestern angekommen. Sie sind am Abend betrunken aufgetaucht, um Johnny zu treffen. Er ist nicht aufgetaucht. Dafür haben sie mich gefunden. Sie sagten mir, was ich tun soll: Leute verprügeln und erschrecken und Nummern mit einer Liste abgleichen, die sie mir gaben. Ich habe sie immer noch nicht ganz gelesen. Du kannst mir folgen, ja? Ja? Fuck, wenn ich das nur geahnt hätte.“

„Dann hättest du deine Freunde mit ihren Knüppeln angerufen?“, schlug ich vor, und der Wichser blinzelte zustimmend, seine Lippen bebten.

„Uh-Aaah. Аaaaaauuuhhhaa! “

„Die Liste! Gib sie mir!“

„Hier, nimm sie“, sagte er und reichte mir ein kleines Rechteck aus Kunststoff mit einer Zahlenreihe.

„Yorka“, sagte ich und zuckte leicht zusammen, als sie ihre Hand über meine Schulter streckte, um das Rechteck zu nehmen, bevor sie wieder zurücktrat. Ich richtete mich auf und fragte: „Wie viele Stadtmenschen?“

„Sechs Männer. Und zwei Frauen. Gefährliche Frauen.“

Scheiße.

„Mit Messern?“, riet ich.

„Ja, ja! Eine der Frauen spielt die ganze Zeit mit ihrem Messer. Und sie sagten: ‚Erschreckt und verprügelt die Leute! Das Wichtigste ist, nicht die ganze Menge auf einmal durchzulassen, sondern nur Zweier- und Dreiergruppen. Sie nehmen Blöcke und gehen los. Lasst die nächsten nach 20 Minuten durch.‘ Wir müssen eine Vereinbarung aushandeln, um an die Blöcke zu kommen. Wenn sie nicht einverstanden sind, sollen wir sie härter schlagen und erst durchlassen, wenn sie zustimmen. So lautet der Deal. Uns wurden dafür 100 Sol und zwei hochwertige Stilette versprochen!“

„Okay.“ Ich nickte. „Haben sie nach etwas gefragt?“

„N-nein ...“ Seine Augen blickten zur Seite.

Trottel.

„Аaaaaahhh!“

„Beim nächsten Mal drehe ich den Knüppel“, zischte ich. „Und ich werde ihn so verdammt hart drehen, dass er dir die Eier und die Blase rausreißt! Lüg mich nicht an! Was haben sie dich gefragt?“

„Nach dem Mädchen mit dem schwarzen T-Shirt. Mit dem tätowierten rechten Arm. ‚Wer ist sie? Wo können wir sie finden? Ist sie eine Einzelgängerin oder jemandem unterstellt?‘ Ihre Nummer, wo sie normalerweise schläft, welches LEval sie hat, irgendwelche besonderen Merkmale.“

„Und was hast du gesagt?“

„Ich kenne so jemanden nicht! Wir haben versprochen, es herauszufinden!“

„Sonst noch etwas?“

„Nein, ich schwöre! Nein!“

„Gibst du mir dein Weibsstück?“, fragte ich und schaute zu Buxa.

Gut, sie ist fast wieder zu sich gekommen. Das Mädchen blinzelte und zog langsam ihre Beine unter ihren Körper. Sie kauerte sich zusammen und versuchte, den Schmerz und das Schwindelgefühl zu überwinden. Tigers Blut und Urin flossen über ihr Gesicht und ihren Hals.

„Ich werde ein paar Nächte mit ihr spielen und sie dann zurückgeben“, fuhr ich fort. „Du wirst dein Biest sowieso für eine lange Zeit nicht mehr benutzen können. Was meinst du, Tiger?“

„Nimm sie“, seufzte er.

„Vielen Dank.“

Ich lächelte und zog meinen Knüppel aus ihm heraus. Dann senkte ich den Griff des Stiletts und riss es ebenfalls heraus, was seine Schmerzen noch verstärkte. Anschließend stieß ich noch mal zu. Mit dem Stilett. In seine Leber. Ein kurzer, fester Stich - nimm das! -, dann zog ich es wieder raus.

Der ächzende Tiger beugte sich vor, umklammerte seinen Bauch mit der einen Hand und legte die andere sanft auf seine punktierten Genitalien.

Ich beugte mich über ihn und flüsterte: „Ich werde dich töten. Darauf kannst du dich verlassen. Und jetzt lauf weg, Ratte. Ich wollte deine Leber aufspießen, aber ich habe sie vielleicht verfehlt und deine Arterie erwischt. Lauf, Ratte, lauf!“

Und Tiger lief. Vor Schmerzen gekrümmt und schreiend stolperte er mühsam davon. Er schaffte es bis zur Kreuzung, bog ab und verschwand aus meinem Blickfeld. Ich blickte nach unten und sah, wie Buxa leise vor sich hin weinte. Ihre Tränen sammelten sich an ihrer Nase und hinterließen weiße Spuren auf ihren mit Blut und Pisse beschmierten Wangen.

Ich hockte mich neben sie, runzelte nachdenklich die Stirn und sagte langsam: „Einen Kopf gegen eine Wand zu schlagen ist möglich und notwendig. Aber nicht ohne wirklich zwingende Gründe. Und das Wichtigste ist, dass du mit Bedacht wählst, wen du hier deinen Tiger nennst. Verwechsle nicht eine feige Kanalratte mit einem edlen Raubtier. Ein Raubtier würde sein Leben für dich geben. Aber eine Kreatur wie der wird dich einfach verkaufen und nicht einmal um einen guten Preis feilschen. Du hast eine Gehirnerschütterung. Es ist nichts Ernstes. Dein Ohr wird sich erholen – es war ein harter Tritt, aber nicht allzu fest. Wenn du aufstehen kannst, suche dir einen Med-Block. Dann denke lange und gründlich darüber nach, wie du in Zukunft leben willst.“

Ohne auf eine Antwort zu warten, erhob ich mich und ging weiter in Richtung Verfluchte Brücke.

Mein Team folgte mir schweigend, bis Bask die Stille brach.

„Wie ich es bereue, dass ich das jetzt nicht sehen konnte.“

„Und ich bereue es, dass ich es sehen musste“, sagte Yorka. „Stahlspitzen in den G... G...“

„Genitalien“, half ich ihr. „Und tief. Unter dem Fell des Tigers versteckt sich eine erbärmliche Schnecke. Pfui!“

„Ich höre mehrere Schritte“, warnte uns der Zombie.

Ich machte mir nicht die Mühe, mich umzudrehen, aber Yorka schon.

„Oha! Wir haben Gesellschaft. Die Grüppchen, an denen wir vorbeigegangen sind. Haben die hier auch eine Quest zu erledigen?“

„Jepp“, nickte ich grimmig.

„Elb! Mir fällt gerade ein ... Was hat dieser Drecksack über meinen tätowierten Arm und ein Mädchen im schwarzen T-Shirt gesagt? Das war gruselig! Und die Städter haben nach mir gefragt? Aber ich habe doch nichts gemacht!“

„Du hast nichts gemacht“, stimmte ich ihr zu. „Aber das System schon. Es scheint dir einen Arm gegeben zu haben, den es dir nicht hätte geben sollen. Entspann dich, Goblin-Girl.“

„Verreck und stirb! Was jetzt?“

„Jetzt machen wir alles in der richtigen Reihenfolge. Zuerst verschaffen wir uns einen Überblick, und dann beginnen wir unsere Quest. Anschließend kehren wir zur Kreuzung zurück und überlegen gründlich, wie wir die Städter umgehen können.“

„Werden sie mir den Arm abschneiden?“

„Dein Arm ist im Moment nicht wichtig, Goblin-Girl. Sie sind hierhergekommen, um die Blöcke zu bekommen. Weiß der Teufel, was sie mit ihnen wollen, aber sie werden alles tun, um uns daran zu hindern, unsere Quest abzuschließen.“

„Also zum Teufel damit?“

„Wir kriegen das schon hin“, antwortete ich. „Wir kriegen das hin. Die Hauptsache ist, dass wir kein Aufsehen erregen. Was hat es mit den Nummern auf sich?“

„Hier“, sagte Yorka und reichte mir die Tafel, die ich von Tiger erhalten hatte. „Wir sind ganz unten.“

Die anderen Nummern waren mir nicht vertraut. Ich ging die Liste durch. Die drei letzten Nummern waren unsere. Wie sind die Städter an diese Informationen gekommen? Durch das System? Das bezweifle ich.

Aber wer sonst könnte die Nummern derjenigen kennen, die mit der Lieferung der Blöcke beauftragt wurden?

Offensichtlich müssen unsere Nummern demjenigen bekannt sein, der die Blöcke an die für diese Quest auserwählten Arbeiter ausgibt. Dessen Nummer auch in der Beschreibung unserer Quest angegeben ist:

Wichtige zusätzliche Einzelheiten: Hole dir zwischen 07:00 Uhr und 10:00 Uhr einen Block von Nummer 63 in Abschnitt 1 von Hauptkorridor 30.

Dreiundsechzig. Bist du der Wixer, der verbotenerweise Informationen weitergegeben hat? Du bist der offensichtlichste Verdächtige. Das dachte ich gerade, als wir Hauptkorridor 30 verließen und uns am Anfang der Verfluchten Brücke wiederfanden.

So, wir sind da.

Wir mussten nicht lange nach Dreiundsechzig suchen. Auf dem Stahlstreifen der Verfluchten Brücke stand etwas, das man mit etwas Mühe als selbstfahrenden Wagen hätte bezeichnen können. Er war grobem Vandalismus zum Opfer gefallen und mit verrückten Graffitis beschmiert. Die Scheiben waren zertrümmert, die Beleuchtung abgerissen, und die kläglichen Überreste seiner acht Stahlräder waren mit einer ziemlich dünnen Schicht aus Kunststoff überzogen.

Vor dem Wagen stand mit weit gespreizten Beinen ein Mann in einem langen orangefarbenen Ledertrenchcoat, die linke Hand hinter dem Rücken haltend. Schwarze Hose, rotes T-Shirt, rotes Kopftuch, Dreitagebart und eine dicke Kette mit einem goldenen Medaillon mit der Aufschrift „63“. Der Nasenrücken stützte eine Sonnenbrille mit Metallrahmen. Seine rechte Hand bewegte sich auf und ab, während er geschickt mit ein paar großen Tabletten jonglierte. Rot und blau.

„Ausgewählt zur Lieferung?“, fragte er mit gespielter Langeweile.

„Das stimmt.“ Ich nickte und warf einen kurzen Blick auf die Tabletten. „Was soll die Show? Bietest du uns hier eine Wahl an oder was? Ich nehme die blaue – du gibst mir die Blöcke, und wir trennen uns friedlich. Ich wähle die rote – und bevor du uns die Blöcke gibst, gestehst du uns, dass du unsere Nummern an die Arschlöcher weitergegeben hast, die uns dann jagen werden.“

Seine Hand zuckte, sodass die Tabletten sie verfehlten und auf dem Boden landeten. Die blaue blieb liegen. Die rote landete auf der Kante, rollte zum Rand der Brücke und fiel in die Stehende Kloake.

„Jetzt gibt es keine Wahl mehr“, lächelte ich.

„Wovon sprichst du, hä? Du Goblin!“

Es lag so viel Wut in seinem Gebrüll. Und so viel Angst, unerwartet und beschämend. Die peinliche Angst eines erwachsenen Mannes, der von einem kleinen Hund erschreckt wurde, der unerwartet um die Ecke sprang.

„Wovor hast du solche Angst?“, erkundigte ich mich und lächelte weiter. „Du wirkst wie ein grauhaariger Opa, der von seiner Enkelin beim Masturbieren erwischt wird, während er sich Betagte lesbische Frauen im Paradies ansieht.“

„Wovon redest du?“

„Gib mir einen Block“, befahl ich, ließ mein Lächeln sterben und zog am Hals meines T-Shirts. „Nummer 11. Gib mir einen Block!“

„Bist du nicht ein bisschen zu ...“

„Gib mir einen Block!“, brüllte ich und starrte den Mann mit der Art unverhohlener Abscheu an, die man empfindet, wenn Hundescheiße aus einer Tüte fällt.

---ENDE DER LESEPROBE---