Die Totenbändiger - Band 21: Nebelzeit - Nadine Erdmann - E-Book

Die Totenbändiger - Band 21: Nebelzeit E-Book

Nadine Erdmann

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Beschreibung

London steht ein weiterer Nebellockdown bevor, doch der ist die geringste Sorge der Rifkins und Hunts, als sie erfahren, dass Evan verschwunden ist. Wohin hat Carlton ihn verschleppt und was hat er ihm angetan? Der 21. Roman aus der Reihe, "Die Totenbändiger", von Nadine Erdmann (Cyberworld, Die Lichtstein-Saga).

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Table of Contents

Nebelzeit

Was bisher geschah

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Vorschau

Impressum

Die Totenbändiger

Band 21

Nebelzeit

von Nadine Erdmann

 

 

 

 

 

Was bisher geschah

 

Zurück aus Cornwall stehen für die Ghost Reapers verschiedene Aufträge an. Cam hilft ihnen dabei, um sich weiter mit dem Zwillingsgeist vertraut zu machen. Ein besonderes Augenmerk legt er dabei darauf, herauszufinden, wann und wie der Geminus ihm Energie nimmt. Außerdem versucht er, neue Wege der Kommunikation mit dem Wesen zu finden.

 

Für die Spuk Squads der Metropolitan Police steht derweil die erste der Säuberungsaktionen an, mit denen man nach und nach alle Verlorenen Orte Londons zurückerobern will. Während der Säuberung des Scarlet Theaters kommen neue Gerätschaften zum Einsatz, die im Tower entwickelt wurden. Außerdem findet ein Teil der Säuberung in Kooperation mit dem London Fire Department statt. Der erste Teil der Säuberung verläuft sehr erfolgreich und es gelingt durch ein gezieltes Manöver, gleich einen Großteil der Geister zu vernichten. Bei der anschließenden Überprüfung des Theaters, dem zweiten Teil der Säuberungsaktion, bei der letzte Geister in ihren Verstecken aufgespürt werden sollen, finden Gabriel, Matt, Connor und Thad einen Gruß von Carlton. Im Namen der Death Strikers hat er eine Silberbox mit einem Schatten verstecken lassen, den er ferngesteuert auf die Spuks hetzt, um sie daran zu erinnern, dass die Death Strikers noch nicht geschlagen sind und einen Vergeltungsschlag planen. Die vier können den Schatten vernichten und entscheiden gemeinsam mit Commander Pratt, dass nichts davon an die Öffentlichkeit dringen soll.

 

Carlton nutzt den Tag der Säuberungsaktion aus, um Evan aus der Akademie zu locken. Unter dem Vorwand, mit ihm eine erste Prüfung in einem der Trainingshäuser abhalten zu wollen, bringt er Evan auf das abgelegene Gelände einer verlassenen Ziegelei. Dort will er seine Loyalität auf die Probe stellen und von Evan erfahren, ob Cam tatsächlich ein Ritualkind ist und wie weit sich der Geminus in ihm entwickelt hat, sollte Cam die Rituale vollzogen haben. Als Evan dazu schweigt, foltert Carlton ihn mit Silberenergie. Als das ebenfalls nicht zu der gewünschten Kooperationsbereitschaft führt, tötet er Evans Eltern, um ihn so zum Reden zu bringen. Evan ist jedoch davon überzeugt, dass Carlton ihn ebenfalls töten wird, um ihn als Zeugen zu beseitigen. Deshalb schweigt er eisern weiter, um Cam zu schützen und nicht als Verräter zu sterben.

Kapitel 1

Dienstag, 12. November

15:07 Uhr

In der Wohnung der Rifkins

 

Jack stieg hinauf in sein Zimmer, das zusammen mit drei weiteren Schlafzimmern im obersten Stockwerk der Wohnung über dem Mean & Evil lag. Er war erledigt und brauchte jetzt dringend einen Moment für sich, um seine Gedanken zu ordnen. Vor dem Bewerbungsgespräch mit dem Dekan der London University School of Law and Criminology war er nervöser gewesen, als er sich selbst eingestanden hatte. Doch das Gespräch mit dem Dekan war gut gelaufen und er hatte die Zusage, als erster Totenbändiger ab Januar an der LUSLC studieren zu dürfen, wenn er alle Unterlagen fristgerecht einreichte. Unter Euphorie und Stolz hatten sich allerdings ziemlich schnell Zweifel und Bedenken gemischt, weil er die Studiengebühren nie im Leben allein würde aufbringen können. In den letzten beiden Stunden hatten jedoch sowohl seine Eltern als auch seine Schwester Willa ihm versichert, dass sie die Finanzierung innerhalb der Familie schon stemmen würden. Zu hören, wie sehr sich alle für ihn freuten, wie stolz sie auf ihn waren und dass sie ihn auf jeden Fall unterstützen wollten, tat unglaublich gut, sorgte allerdings gleichzeitig auch für Druck, weil er jetzt natürlich niemanden enttäuschen wollte. Außerdem gab er lieber, statt zu nehmen, daher fiel es ihm schwer, das Geld für die Studiengebühren von seinen Eltern und Geschwistern anzunehmen.

Er stieß die Tür zu seinem Zimmer auf, warf sich aufs Bett und starrte an die Decke.

Endlich allein.

Das ganz Gefühlschaos schlauchte echt. Und es hatte auch nicht gerade geholfen, dass er in den letzten beiden Stunden alles zweimal hatte erzählen müssen. Als er heimgekommen war, waren nur seine beiden Dads da gewesen. Seine Mum und Willa hatten Lebensmittel in eine Obdachlosenunterkunft im East End gebracht. Der Nebel, der eigentlich erst zum Wochenende angekündigt gewesen war, sollte schon in der nächsten Nacht kommen. Damit drohte bereits ab morgen ein neuer Lockdown und weil das Mean & Evil dann ebenfalls schließen musste, hatten sie einen Teil der Lebensmittel des Pubs gespendet, bevor sie hier womöglich verdarben.

Gerade als Jack seinen beiden Dads alles erzählt und eigentlich in sein Zimmer hatte verschwinden wollen, waren seine Mum und Willa zurückgekehrt und er hatte alles noch einmal erzählen müssen. Völlig begeistert hatte Willa daraufhin gleich Cleo und Adam angerufen und sie per Handy am Gespräch teilhaben lassen, was Jack eine Flut von Nachrichten einbrachte, die Cleo ihm parallel geschickt hatte. Jede einzelne versicherte ihm, dass sie unfassbar stolz auf ihn war und ihn wahnsinnig liebte, sie aber beides in keinster Weise davon abhalten würde, ihm achtkantig in den Hintern zu treten, sollte er sich jetzt einen Kopf über die Finanzierung machen und deshalb darüber nachdenken, sich nicht einzuschreiben.

Tom und Mark, die im neuen Haus der Hunts renovierten, hatte Willa ebenfalls informiert. Auch die beiden freuten sich riesig für ihn und sicherten Unterstützung zu, brauchten dafür aber jeweils nur eine Nachricht und nicht gefühlte hundert. Sie drohten ihm netterweise auch nicht.

Obwohl die Flut von Nachrichten und das gleichzeitige Reden mit seinen Eltern, Willa, Cleo und Adam anstrengend gewesen war, war Jack Willa dankbar, dass sie das Weiterreichen der Neuigkeiten für ihn übernommen hatte. Der Einzige, der noch nichts wusste, war Matt, da er mit den Spuks im Sondereinsatz im Scarlet Theater und entsprechend nicht erreichbar war. Jack ging aber schwer davon aus, dass Willa auch ihm eine Nachricht geschickt hatte, also würde Matt sich sicher bei ihm melden, sobald der Einsatz vorbei war.

Müde rieb Jack sich über die Augen und musste dann plötzlich ganz unvermittelt grinsen, als die Vorfreude mit einem Mal über alles andere gewann.

Er durfte Jura studieren.

Etwas, das vor einem Jahr, als er sein Abi geschafft hatte, noch unerreichbar schien.

Jetzt war es auf einmal möglich und selbst wenn vermutlich nicht alle Universitäten sofort nachzogen, weil nach dem Terroranschlag auf die Ravencourt viel Verunsicherung herrschte, war es ein riesiger Schritt in eine neue Richtung. Damit konnte vielleicht auch Jules studieren, wenn er im nächsten Jahr sein Abi in der Tasche hatte. Ella auch – wenn sie das wollte. Sie wusste noch nicht genau, was sie werden wollte. Am liebsten würde sie etwas mit Kindern machen. Sie liebte ihre neuen kleinen Brüder und ging in der Rolle der großen Schwester völlig auf. Erzieherin oder Grundschullehrerin wären da sicher genau ihr Ding und Jack hoffte sehr, dass sich die Gesellschaft in London weiter wandeln würde und man Ella eine entsprechende Chance gab. Jaz dagegen wollte eine Geisterjägerin werden. Ob als Spuk bei der Polizei oder in einer privaten Agentur wie den Ghost Reapers, wusste sie noch nicht so recht. Evan versuchte aber, sie für die Polizeiakademie zu begeistern, weil sie dann gemeinsam dort hingehen konnten. Cam versuchte er ebenfalls davon zu überzeugen. Der wollte auch Geisterjäger werden, war sich aber genauso unschlüssig wie Jaz, wo genau er arbeiten wollte.

Jack hoffte sehr, dass sich zumindest einer der beiden für die Karriere als Spuk entschied. Evan würde sich dann sicher weniger als Outsider fühlen. Obwohl keiner von ihnen ihn so sah, sah Evan sich selbst oft so, weil er sich schwer damit tat, beim Blocken und Geisterjagen noch ein Anfänger zu sein. Er hasste es, bei manchen Aktionen noch nicht mithalten zu können, und es war ihm unangenehm, wenn sie beim Training Geister erst schwächen mussten, bevor er mit ihnen üben konnte. Er schien zu denken, dass er damit eine Last oder ein Schwächling war, der einen Job mühsamer und langwieriger machte. Was totaler Quatsch war, denn so funktionierte Training ja nun mal. Jeder fing klein an und lernte von denen, die es schon konnten. Das war doch nur selbstverständlich. Genauso, dass Anfänger von den Erfahrenen im Team beschützt wurden, weil Geisterjagen ja nun mal gefährlich war. Klar kam man sich dabei hin und wieder ein bisschen blöd vor oder war frustriert, wenn Fortschritte sich gefühlt nur quälend langsam einstellten. Aber deswegen war man kein Schwächling oder gar eine Last.

Besonders Evan nicht.

Nach allem, was Jack gehört hatte, hatte er Cam an der Ravencourt mehr als einmal vor seinen Mobbern beschützt. Und nicht nur ihn. Auch Jules, Ella und Jaz hatte er an seiner Schule immer wieder gegen Anfeindungen verteidigt. Ganz abgesehen davon, dass er sich jetzt als Spitzel zu Carlton an die Akademie gewagt hatte und dafür seit Wochen seine Freunde nicht sehen konnte.

Schwächling – ja, klar.

Schnaubend rieb Jack sich über den Bauch, in dem es in letzter Zeit immer ziemlich wohlig kribbelte, wenn er an Evan dachte. Oder wenn sie sich online sahen.

Er mochte ihn. Mittlerweile sogar sehr.

Schon seit Cam ihn das erste Mal zum Training mitgebracht hatte, foppten sie sich gegenseitig und hatten hin und wieder auch ein bisschen geflirtet, aber es war nichts Ernstes gewesen. Als Evan dann jedoch an die Akademie gegangen war, hatten sie sich bei den Updates, die er jeden Abend lieferte, besser kennengelernt und auch an den Wochenenden viel Zeit online miteinander verbracht. Sie waren Freunde geworden und Jack freute sich jeden Tag auf die Zeit mit Evan. Und Evan schien es ganz genauso zu gehen.

Wie spät war es eigentlich?

Draußen vor dem Fenster schien es immer düsterer zu werden, was allerdings nicht unbedingt bedeuten musste, dass der Abend schon nahte. Das Wetter wurde immer trüber.

War es schon halb vier? Dann hatte Evan in der Akademie Unterrichtsschluss. Meist bleib er jedoch noch länger dort, um mit Ruben zu trainieren, und kehrte erst zum Abendessen heim. So lange würde Jack noch warten müssen, um ihm von seinem Erfolg an der Uni erzählen zu können.

Er schwang sich vom Bett, tauschte die guten Klamotten, die er fürs Bewerbungsgespräch angezogen hatte, gegen Jeans, Longsleeve und Sneakers und kramte in seiner Messenger-Bag nach seinem Handy. Vielleicht konnte Cleo noch Hilfe bei den Vorbereitungen auf den Nebellockdown gebrauchen. Sie hatte die Geburt ihrer kleinen Tochter zwar gut überstanden und half Adam sogar schon wieder stundenweise in ihrem Internetcafé, weil Tia ein absolutes Sonnenscheinbaby war und Cleo daheim schnell die Decke auf den Kopf fiel. Trotzdem war mit einem Baby an der Seite jetzt alles umständlicher, vieles musste sich erst einspielen und ein paar extra Hände waren immer willkommen. Jack war sich zwar sicher, dass sich Cleo und Adam gut auf den Lockdown vorbereitet hatten, doch dass der jetzt früher kam als eigentlich angekündigt, sorgte eventuell doch für Stress. Vielleicht konnte er noch ein paar Besorgungen für sie erledigen. Oder er passte auf Tia auf, wenn Cleo selbst losgehen wollte. Er fand es faszinierend, dass sich auch dieses Minimenschlein wieder genauso schnell in sein Herz geschlichen hatte wie seine anderen Nichten und Neffen.

Als er sein Smartphone anschaltete, zeigte ihm sein Display noch drei Nachrichten von Cleo an. Er musste schmunzeln. Irgendwann hatte er sie vorhin während ihres Gesprächs ignoriert, weil sie ihn nur noch hatte foppen wollen und die meisten Nachrichten bloß noch aus Emojis bestanden hatten.

Eine vierte Nachricht war von Nell und informationsmäßig deutlich gehaltvoller. Die Übergabe des gesäuberten St James’s Parks an die Stadt war erledigt und sie, Leslie und Dash waren auf dem Weg zum Mean & Evil.

Außerdem hatte irgendwer ihm eine Notfallnachricht geschickt. Sie war irgendwann zwischen den gefühlt tausend Nachrichten von Cleo reingekommen, doch Jack hatte sie ignoriert, weil er sie als eine dieser reißerischen Werbebotschaften abgetan hatte, mit denen Hilfsorganisationen um Spendengelder baten. Jetzt erkannte er jedoch das Logo.

Die Message war über die App der Agentenuhr gekommen, die er Evan geschenkt hatte. Eigentlich war sie bloß ein Fitness-Tracker, der wie eine Agentenuhr aufgemacht war. Für Leute, die gern durch die Wildnis wanderten oder auf weniger belebten Strecken joggen gingen, besaß sie einen GPS-Sender und einen Notfallknopf, mit dem man Hilfe rufen konnte, falls in der Abgeschiedenheit etwas passierte. Jack hatte Evan die Uhr als Gag geschenkt, nachdem er als ihr Undercover-Agent in die Akademie gegangen war. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Evan sie wirklich tragen würde, doch der hatte das Geschenk witzig gefunden und sie hatten die Uhr aus Spaß mit der App verknüpft, sodass Jack ihn tracken konnte.

War Evan aus Versehen an den Knopf gekommen? Die Notfallnachricht war um kurz vor drei eingegangen. Zu dem Zeitpunkt hatte Evan noch Unterricht. Welcher Notfall sollte da schon eintreten – außer vielleicht Sterbenslangeweile.

Andererseits hatte es an der Ravencourt einen Terroranschlag gegeben. Wirklich sicher war es in Schulen also nicht. Aber an der Akademie war ein Terroranschlag nicht möglich. Zumindest nicht von den Death Strikers.

Aber vielleicht ein Amoklauf? Irgendein Schüler, der durchgedreht war?

Die Gedanken jagten plötzlich durch seinen Kopf, bis Jack sich mental in den Hintern trat. Himmel, warum sollte jemand in der Akademie Amok laufen? Er guckte offensichtlich zu viele Horrorfilme über mordlustige Teenager.

Trotzdem blieb ein ungutes Gefühl und er öffnete die App, die ihm die Notfallnachricht geschickt hatte. Eingegangen war sie um 14:57 Uhr. Darunter waren die GPS-Koordinaten als Standortangabe aufgeführt. Damit konnte Jack nicht das Geringste anfangen, es gab aber zum Glück die Funktion, sich den Ort auf einer Karte anzeigen zu lassen. Er tippte darauf und erwartete, dass ihm die Akademie angezeigt werden würde. Stattdessen zoomte der rote Punkt jedoch auf einen Fleck im verwilderten Wald des Richmond Parks. Roehampton Brickworks erschien als Bezeichnung für ein paar Vierecke, die schematisch eine Gruppe von Gebäuden darstellten.

Was zum Henker?

Mit wachsendem Unbehagen wechselte Jack bei der Darstellung der Karte auf Satellitenansicht und zoomte so nah wie möglich an die Gebäude heran.

Es waren halb verfallene Ruinen.

Ihm wurde eiskalt.

Evan hatte den Notfallknopf ganz bestimmt nicht aus Versehen ausgelöst.

Kapitel 2

 

16:03 Uhr

 

Jack saß auf der Rückbank des Familienkombis, kaute nervös auf seinem Daumennagel und starrte aus dem Fenster auf die Landschaft, die endlich ländlicher wurde, als sie die Außenbezirke von London erreichten. Sein Magen fühlte sich flau an, weil das schlechte Gewissen darin herumwühlte.

Evan hatte schon vor über einer Stunde um Hilfe gerufen. Unwirsch fuhr Jack sich durch die Haare. Warum hatte er die verdammte Notfallnachricht nicht sofort als solche erkannt?

Angespannt warf er einen Blick nach vorne. Seine Mum gab zwar ordentlich Gas, jetzt, da sie aus dem zähen Stadtverkehr heraus waren, aber laut Navi würden sie noch dreizehn Minuten brauchen.

Jack presste seine Faust gegen seine Lippen.

Was, wenn sie zu spät kamen, weil er die verdammte Nachricht ignoriert hatte?

Als er hinunter ins Mean & Evil gestürmt war, um sich die Schlüssel für den Familienkombi zu holen, hatten seine Eltern und Willa seine Sorge bezüglich Evan sofort ernst genommen, und weder seine Mum noch sein Dad hatten ihn allein fahren lassen. Lorna hatte sofort einen ihrer eingeschleusten Lehrer an der Akademie angerufen, um nachzufragen, ob er irgendetwas über Evans momentanen Aufenthaltsort wusste. Seine Antwort war alarmierend gewesen. Evan hatte nach der Mittagspause mit Carlton die Schule für seine erste Prüfung in einem der Trainingshäuser verlassen. Da Einzelprüfungen nichts Ungewöhnliches waren und eine solche für Evan schon mehrfach Thema gewesen war, hatte sich niemand darüber gewundert, dass der Schulleiter ihm heute die Chance für einen ersten Lauf durch ein Trainingshaus geben wollte.

»Wenn das alles ganz offiziell war und Carlton nicht heimlich mit dem Jungen losgefahren ist, kann er ihm doch nichts antun«, hatte Hank es mit Aufmunterung versucht. »Der Verdacht würde sofort auf ihn fallen. Selbst wenn er es wie einen Unfall aussehen ließe, wäre es ein Skandal, der seinem guten Ruf schaden würde.«

Eddie war dagegen nicht überzeugt gewesen. »Carlton ist so gerissen, der wird sich schon irgendwas zurechtbiegen.«

»Sehe ich genauso«, hatte Willa ihm zugestimmt und rasch sowohl ihre Eltern als auch ihren Bruder umarmt. »Deshalb passt auf euch auf. Und wartet auf Verstärkung, bevor ihr irgendwas unternehmt!«

»Machen wir«, hatte Lorna ihr versichert und sie waren hastig aufgebrochen.

Jack starrte weiter aus dem Fenster auf die vorbeifliegende Landschaft, ohne sie wirklich wahrzunehmen, während seine Gedanken rasten. Er hatte Nell, Leslie und Dash angerufen und ihnen die Adresse der stillgelegten Ziegelei gegeben. Die drei bildeten einen Teil ihrer Verstärkung. Der andere waren die Evils. Sein Onkel Flint hatte mit zehn seiner zuverlässigsten und verschwiegensten Leute dem Sondereinsatzteam angehört, das an Samhain Leo, Toby und all die Obdachlosen aus Carltons Fängen gerettet hatte. Um zur Stelle zu sein, sobald Carlton zu einem Vergeltungsschlag ausholte, waren Flint und die Evils in der Stadt geblieben und halfen bei der Suche nach dem Versteck des Abtrünnigen, der sich womöglich als Blaine Carlton erweisen würde. Als Eddie seinen älteren Bruder angerufen und um Unterstützung bei der Suche nach Evan gebeten hatte, hatte Flint sofort zugesagt, mit seiner Truppe zur Ziegelei zu kommen.

Damit waren sie siebzehn Leute.

Jacks Magen zog sich nervös zusammen.

Reichte das?

Sie wussten, dass in Carltons Spezialtruppe um die dreißig Leute waren. Mittlerweile vermutlich sogar ein paar mehr, weil er die Truppe für seinen Vergeltungsschlag sicher noch weiter aufstockte.

Aber würde Carlton all die Männer wirklich anfordern, um Evan dafür zu bestrafen, dass er ihn bespitzelt hatte? Es hatte zwar keinerlei Anzeichen dafür gegeben, dass Carlton ihm gegenüber misstrauisch geworden war, doch ausschließen, dass er Evan auf die Schliche gekommen war, konnten sie auch nicht.

Jack schloss die Augen und kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit. Als er die Augen wieder öffnete, lag vor ihnen der wilde Wald des Richmond Parks im letzten trüben Licht des Tages. Der Nebel, der über Nacht in die Stadt ziehen sollte, kündigte sich hier in den ländlichen Außenbezirken bereits an. Als sie in den Wald hineinfuhren, hingen erste graue Nebelbänke zwischen den Bäumen. Trotz der dämmrigen Lichtverhältnisse ließ Lorna die Scheinwerfer jedoch aus. Laut Navi waren sie zwar noch sieben Minuten von der stillgelegten Ziegelei entfernt, aber der Novemberwald war schon ziemlich kahl und sie wollten möglichst lange unentdeckt bleiben.

»Wie sieht es mit unserem Back-up aus?«, fragte Lorna in die Anspannung, die mit jedem Meter, den sie näher an ihr Ziel herankamen, unerträglicher wurde.

»Flint meldet sich, sobald sie den Wald erreichen«, gab Eddie knapp zurück.

Jack hatte eine Nachricht an Nell getippt und erhielt prompt eine Antwort. »Laut ihrem Navi sind Nell, Les und Dash in achtzehn Minuten an der Ziegelei.« Er beugte sich vor, um auf ihr eigenes Navi blicken zu können. Noch fünf Minuten. »Wir sollten irgendwo abseits parken und uns ranschleichen, um schon mal die Lage zu sondieren, bis die anderen da sind.«

Sein Dad nickte. »Sehe ich genauso. Zeigt die App Evan immer noch auf dem Gelände an?«

»Ja. Er scheint sich nicht bewegt zu haben.« Jack verbat sich den Gedanken, dass vielleicht auch nur die Uhr dort liegen könnte, falls Carlton bemerkt hatte, dass Evan damit Hilfe gerufen hatte.

Lorna drosselte die Geschwindigkeit. »Die übernächste Abzweigung auf der linken Seite führt zur Ziegelei. Davor gibt es einen Forstweg. Dort parke ich und schicke meine Position an die anderen. Ihr zwei schlagt euch quer durch den Wald zur Ziegelei durch und peilt die Lage. Wir müssen wissen, mit wie vielen Leuten wir es womöglich aufnehmen müssen.«

»Einverstanden.« Eddie löste seinen Sicherheitsgurt, als Lorna abbremste und in den Forstweg bog.

Jack schaltet sein Handy lautlos und schnallte sich ebenfalls ab.

»Seid vorsichtig«, mahnte Lorna. »Keine leichtsinnigen Aktionen!«

»Keine Sorge, wir passen auf.« Eddie gab ihr rasch einen Kuss, dann stiegen er und Jack aus, eilten zurück zur Hauptstraße und rannten bis zur Abzweigung, die zu den Roehampton Brickworks führte. So schnell es das dämmrige Licht zuließ, schlugen sie sich parallel zur Straße durch den Wald, bis die Umrisse einer verfallenen Ziegelmauer zwischen den Bäumen auftauchten. Langsamer bewegten sie sich weiter auf die Mauer zu und kauerten sich hinter einen noch intakten Abschnitt der Steinwand. Dann verharrten sie und lauschten.

Alles war still.

Vorsichtig wagten sie einen Blick über die Mauer.

Ein Vorplatz aus hellem Schotter lag dahinter, den sich Unkraut und niedriges Gestrüpp zurückerobert hatten. Hier und da wuchsen vereinzelt auch Bäume. Links hinter der Mauer verlief die Straße, rechts des Platzes lagen die Gebäude der ehemaligen Ziegelei. Allesamt in keinem guten Zustand. Laut Internet waren die Roehampton Brickworks schon vor knapp fünfzig Jahren aufgegeben worden und von den meisten Gebäuden standen kaum noch mehr als die Außenmauern. Einzig das kleine Verwaltungsgebäude besaß noch ein löchriges Dach, das noch nicht eingestürzt war.

Alles wirkte menschenleer.

Keine Autos, die auf dem Gelände parkten.

Kein verräterischer Lichtschein, der irgendwo aus den Ruinen drang.

Gar nichts.

Eddie schickte Lorna eine kurze Nachricht zu ihren ersten Beobachtungen.

»Vielleicht hätten wir doch den Hunts Bescheid geben sollen«, murmelte Jack. »Cam hätte uns zumindest sagen können, ob in den alten Bauten Geister hausen.«

»Du bist der Experte – aber sind Geister hier in dieser Einöde nicht eher unwahrscheinlich?«

Jack ließ das Gelände nicht aus den Augen. »Unwahrscheinlich? Ja. Unmöglich? Nein. Und es könnte ja immerhin sein, dass Carlton hier extra welche platziert hat, um den Rettungstrupp angreifen zu lassen. So wie Blaine es gemacht hat, als er Ella in das Trainingshaus verschleppt hatte. Eine Silberbox lag bei ihr auf dem Bett, die anderen waren darunter versteckt und hatten sich zeitverzögert geöffnet. Seinem Vater traue ich so eine Aktion genauso zu.«

Eddie stieß ein Schnauben aus. »Ja, da gebe ich dir recht«, knurrte er. »Trotzdem war es richtig, die Hunts nicht mitzunehmen. Gabriel, Sky und Connor sind ohnehin noch im Einsatz und nicht erreichbar. Sue hat ebenfalls Dienst. Und die Kids setze ich keiner Gefahr aus. Vor allem, wenn Cam dabei womöglich auf Carlton treffen könnte. Er hat die Tatsache, dass dieser Dreckskerl sein biologischer Vater ist, zwar angeblich ganz gut verkraftet, aber wer weiß, was es bei ihm auslösen würde, wenn er ihm plötzlich gegenüberstände. Wenn ihm dabei etwas passieren würde, könnte ich Phil und Sue nie wieder in die Augen sehen.«

Jack presste die Kiefer aufeinander. Auch wenn er die Argumente seiner Eltern nachvollziehen konnte, hätte er Cam, Jules, Ella und Jaz jetzt trotzdem gern an seiner Seite gehabt. Ihnen war Evan genauso wichtig wie ihm.

Er deutete zum Gelände. »Sieht nicht so aus, als wäre da noch irgendjemand. Vielleicht hat Carlton Evan nur verhört und ihn dann mit Geistern hier zurückgelassen. Wenn die zu stark sind, hat Evan keine Chance, und wir können nicht auf Verstärkung warten.«

Eddie zögerte nur kurz und nickte dann knapp. »Okay, wir sehen nach. Aber vorsichtig!«

Jack hatte sich schon über die Mauer geschwungen, bevor sein Dad ausgeredet hatte. Eddie unterdrückte einen Fluch und folgte ihm. Geduckt huschten die beiden zwischen Büschen und Gestrüpp hinüber zu den Gebäuden. An der alten Produktionshalle drückten sie sich in den Schatten der Außenwand und spähten durch einen Riss ins Innere. Wie es dort ursprünglich einmal ausgesehen hatte, war nicht mal mehr zu erahnen. Das Dach musste schon vor etlichen Jahren in die Halle hinabgestürzt sein. Berge von Schindeln und Schutt türmten sich auf, aus denen hier und da einer der zersplitterten Dachbalken ragte. An vielen Stellen hatte die Natur sich den Ort zurückerobert und zwischen den Trümmern wucherten Unkraut, Sträucher und ein paar kleine Bäume.

»Da drin ist definitiv kein Platz, um Autos zu verstecken«, flüsterte Jack. »Und Evan ist da auch nicht drin.« Er eilte weiter.

Er konnte nicht genau sagen, warum, aber Evan so schnell wie möglich zu finden, schien immer dringender zu werden. Er hetzte an der Vorderseite der Produktionshalle entlang und behielt dabei die Umgebung im Auge. Noch immer war keine Menschenseele zu sehen und es war so totenstill, dass ihre Schritte schrecklich laut klangen, obwohl sie sich Mühe gaben, nur über Gras und Unkraut zu laufen und nicht auf dem Schotter.

Als sie das Verwaltungsgebäude erreichten, packte Eddie Jack am Arm und bedeutete ihm wortlos, neben einer der leeren Fensterhöhlen innezuhalten und erst die Lage zu peilen, bevor sie das Haus betraten. Jack presste sich neben dem Fenster gegen die Wand und versuchte, ins Innere zu lauschen. Sein Herz schlug jedoch so laut in seiner Brust und ließ sein Blut in den Ohren rauschen, dass er kaum etwas anderes hören konnte. Sekunden schienen zu Ewigkeiten zu werden, aber sein Herzschlag wollte sich nicht beruhigen. Im Gegenteil. Das Hämmern wurde nur immer schlimmer.

Ohne länger abzuwarten, beugte er sich vor, um durch das Fenster zu spähen. Zuerst sah er nichts, weil es in dem Zimmer dahinter ziemlich düster war.

Dann erkannte er den leblosen Körper, der zwischen Schutt und altem Laub auf dem Betonboden lag.

Kapitel 3

 

Evan!«

Irgendwas setzte bei Jack aus und er hätte nicht sagen können, wie er ins Haus gekommen war, aber plötzlich kniete er neben seinem Freund, tastete mit zittrigen Fingern an dessen Hals nach einem Puls und nahm gleichzeitig Evans Hand, um ihm Energie zu geben.

»Evan!«

Die Hand in seiner war eiskalt und er fand keinen Puls. Hektisch fuhr er mit den Fingern hin und her, während sein eigenes Herz so heftig gegen seine Rippen hämmerte, als wollte es aus seiner Brust springen.

Kein Puls.

Warum verdammt fand er keinen Puls?

Evan konnte nicht tot sein. Er durfte nicht tot sein!

Automatisch suchte Jack mit seiner Silberenergie nach Evans und geriet noch mehr in Panik, als er nichts fand, bis ihm klar wurde, dass er nichts finden konnte, weil Evan ein Normalo war.

Shit!

Warum fand er dann nicht wenigstens einen Puls?

In der Dämmerung war nicht viel zu erkennen, doch auf den ersten Blick wirkte Evan unverletzt.

Keine Blutlache.

Keine Anzeichen dafür, dass eine Kugel, eine Klinge oder Silberenergie seinen Kopf oder sein Herz durchbohrt hatten.

Trotzdem regte Evan sich nicht, obwohl Jack ihm Energie gab.

Wo verdammt war sein Puls?!

Sein Dad kniete sich neben ihn und schob Jacks Finger beiseite, die fahrig über Evans Hals tasteten.

»Lass mich nachsehen.« Die Stimme seines Vaters klang so angespannt, dass es Jack die Kehle zuschnürte.

Evan durfte nicht tot sein.

Alles daran wäre falsch.

Alles.

Eddie legte seine Finger an Evans Halsschlagader und hielt seine andere Hand gleichzeitig ganz nah an dessen Mund. Jack dagegen drückte Evans Finger und schob seine zweite Hand unter Trainingsjacke und Shirt, um sie auf Evans Herz zu legen.

Vielleicht fühlte er dort etwas. Irgendwas.

Die Haut unter seiner Handfläche war eiskalt und der widerliche Kloß in Jacks Kehle wurde immer dicker.

Evan durfte nicht tot sein.

Jack schickte Wärme und Silberenergie in seinen Freund und suchte statt nach Silberenergie nach einem Herzschlag.

Wieder schienen sich die Sekunden zu Ewigkeiten zu dehnen.

Dann spürte er plötzlich ein Pochen. So minimal, dass er fürchtete, es könnte bloßes Wunschdenken sein.

»Er hat einen schwachen Puls«, kamen jedoch im selben Moment die erlösenden Worte von seinem Dad und in jedem einzelnen schwang unendliche Erleichterung mit. »Und er atmet.«

Jack würgte an dem Kloß in seinem Hals, zwang sich dann aber wieder, sich voll und ganz auf Evan zu konzentrieren. Normalerweise hätte er jetzt versucht, über Gedanken Kontakt zu ihm zu bekommen. So, wie er es tat, wenn er jemanden aus seinem Seelenversteck holte. Doch das würde bei Evan nicht funktionieren.

Oder vielleicht doch?

Schaden konnte es sicher nicht, also war es einen Versuch wert.

Hey, ich bin’s, Jack, schickte er mit Silberenergie, sanfter Wärme und dem Gefühl von Sicherheit in Evan. Ich weiß nicht, was man dir angetan hat, aber es ist vorbei. Wir sind hier und helfen dir. Dir passiert nichts mehr, versprochen.

Evan zeigte keinerlei Regung, Jack spürte aber seinen Herzschlag weiter unter seiner Hand. Noch immer nur sehr schwach und ziemlich langsam, aber regelmäßig.

Komm schon. Wach auf.

Er schloss die Augen und wünschte, er hätte Erfahrung damit, Normalos Energie zu geben, wenn sie so viel verloren hatten, dass sie nicht mehr bei Bewusstsein waren. Zwar waren Big Daddy sowie Adam und Tom, zwei seiner älteren Brüder, Normalos, aber keiner von ihnen hatte irgendwas mit Geisterjagen zu tun, deshalb hatten sie noch nie so viel Energie verloren, wie es bei Evan anscheinend gerade der Fall war.

Waren Geister schuld daran? Oder hatte Carlton ihm die Energie genommen als Strafe dafür, dass Evan sich als Spitzel in die Akademie eingeschlichen hatte? Hatte dieser Dreckskerl ihn gefoltert und dann zum Sterben hier zurückgelassen?

Heiße Wut wallte durch Jack und er riss die Augen wieder auf, als ihm plötzlich klar wurde, dass er völlig vergessen hatte, dass hier vielleicht noch Geister lauern konnten.

Oder Carlton und seine Männer.

Hastig wandte er sich zu seinem Vater um. Der war mit seinem Handy zum Fenster getreten, sobald klar gewesen war, dass Evans Herz noch schlug.

»Okay, beeilt euch«, hörte Jack ihn jetzt leise sagen, dann legte Eddie auf und steckte sein Handy weg.

»Was ist los?«, fragte Jack beunruhigt, während er weiter versuchte, diese entsetzliche Kälte aus Evans Körper zu vertreiben. Die schien die Wärme seiner Silberenergie jedoch bloß unbeeindruckt zu verschlucken und kein bisschen zu weichen. »Siehst du da draußen jemanden?«

Eddie warf einen kurzen Blick zu seinem Sohn, wandte sich dann aber wieder zum Fenster, um die Umgebung im Auge zu behalten. »Nein. Carlton scheint Evan allein hier zurückgelassen zu haben. Oder er hat ihn von seinen Leuten hier ablegen lassen. Was genau passiert ist, werden wir wohl erst erfahren, wenn Evan aufwacht. Ich hab Lorna gesagt, dass sie herkommen soll, um uns abzuholen. Nell und die Evils begleiten sie. Dann packen wir Evan ins Auto und verschwinden von hier.«

»Ja, er muss dringend ins Warme. Ich gebe ihm zwar Energie und Wärme, aber es scheint überhaupt nichts zu nutzen. Er wird weder wärmer noch wacht er auf. Er hat noch nicht die kleinste Regung gezeigt.«

Eddie hatte sich ihnen wieder zugewandt und nickte bitter. »Was immer Carlton ihm angetan hat, er hat ihn nur gerade so am Leben gelassen. Jemanden aus diesem Zustand zurückzuholen, wäre schon bei einem Totenbändiger schwer. Da Evan ein Normalo ist, schlägt es bei ihm noch heftiger rein.«

Erschrocken starrte Jack zu ihm hoch. »Denkst du, er schafft es nicht?«

»Wenn ich das denken würde, würde ich nicht hier Wache halten, sondern neben dir knien und Evan mit so viel Energie vollpumpen, dass er es schafft«, gab sein Vater mit einem milden Lächeln zurück. »Er wird durchkommen, aber er braucht Hilfe von jemandem wie Sue oder Annalise, die sich aufs Heilen spezialisiert haben. Gib ihm weiter Wärme und lass ihn spüren, dass du da bist, aber reib deine Energie dabei nicht völlig auf. Evan können nur Profis helfen.«