Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 786 - Eva Berger - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 786 E-Book

Eva Berger

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Beschreibung

Stefan Grote kennt keine Schwäche. Frauen bewundern ihn, Männer beneiden ihn - doch Gefühle lässt er nicht zu. Liebe ist für ihn nichts als Täuschung, ein Spiel, das er stets kalt und überlegt führt. Sein Herz ist ein Ort, den niemand betreten darf. Bis er auf dem Fest der gefeierten Operndiva der jungen Anja begegnet. Ein Mädchen ohne Schmuck, ohne Glanz - und doch mit einer Kraft, die seine eiserne Fassade zu durchbrechen droht. Ein einziger Tanz genügt, und Stefan spürt das Unvorstellbare: Sehnsucht. Gefangen zwischen seiner Abwehr und dem Drang, sich hinzugeben, beginnt ein gefährliches Ringen. Denn er weiß: Wer der Liebe nachgibt, riskiert alles ...

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Seitenzahl: 122

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Reich – doch arm an Liebe

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Reich – doch arm an Liebe

Meisterwerk um einen Mann, der sich keine Gefühle erlaubt

Stefan Grote kennt keine Schwäche. Frauen bewundern ihn, Männer beneiden ihn – doch Gefühle lässt er nicht zu. Liebe ist für ihn nichts als Täuschung, ein Spiel, das er stets kalt und überlegt führt. Sein Herz ist ein Ort, den niemand betreten darf.

Bis er auf dem Fest der gefeierten Operndiva der jungen Anja begegnet. Ein Mädchen ohne Schmuck, ohne Glanz – und doch mit einer Kraft, die seine eiserne Fassade zu durchbrechen droht. Ein einziger Tanz genügt, und Stefan spürt das Unvorstellbare: Sehnsucht.

Gefangen zwischen seiner Abwehr und dem Drang, sich hinzugeben, beginnt ein gefährliches Ringen. Denn er weiß: Wer der Liebe nachgibt, riskiert alles ...

»Ich nehme an, dass du als Hausarzt der berühmten Sängerin Schwenker auch eine Einladung zu ihrem Fest bekommen hast, oder?« Stefan Grote lächelte seinen Freund spöttisch an.

»Ja«, erwiderte Michael Blume. »Aber ich werde selbstverständlich nicht hingehen.«

»Das habe ich von dir auch nicht anders erwartet. Du bist ja die Treue in Person.«

»Ganz recht, Stefan. Ich liebe Margit und würde ihr niemals wissentlich wehtun. Ich bedauere dich, der du nicht an Liebe und Treue glaubst.«

»Zugegeben, Margit ist eine echte Perle, und darum verstehe ich dich auch. Aber mich brauchst du wahrhaftig nicht zu bedauern. Ich habe alles im Leben erreicht, was ein Mann nur erreichen kann.«

»Sicher, du bist sehr reich, Stefan, und die Frauen liegen dir zu Füßen. Du siehst blendend aus, bist charmant, geistreich, tatkräftig und klug ...«

»Stopp!«, rief Stefan. »Sonst glaube ich dir noch!«

»Es stimmt, was ich gesagt habe, und dennoch bedauere ich dich, mein Freund. Denn dir fehlt das Wichtigste, was das Leben erst lebenswert macht, und zwar die Liebe.«

»Die Liebe!«, stieß Stefan verächtlich hervor. »Ich hätte nicht gedacht, dass ein Mann in deinem Alter noch so romantische Ansichten haben kann.«

»Nichts ist beglückender als das gemeinsame Erleben mit einem geliebten Menschen. Die Liebe ist es, die uns die Welt verzaubert. Und das entgeht dir, Stefan, wenn du die Liebe nicht in dein Leben lässt.«

»Vielleicht kenne ich die alles verzaubernde Liebe ja, mein Lieber, und weiß nur zu genau um den Katzenjammer, der ihr fast immer folgt«, gab der Freund leichthin zurück.

»O Stefan, ich hoffe nicht, dass du einmal von der Liebe gepackt und geschüttelt wirst«, sagte Michael Blume. »Hoffentlich zahlt dir das Schicksal nicht eines Tages heim, dass du immer mit dem Feuer spielst.«

»Deine Sorgen sind unbegründet, mein lieber Michael. Mein Herz ist bei meinen Abenteuern nicht beteiligt und bleibt völlig unberührt.«

»Die Schwenker scheint von dir jedenfalls vollkommen eingenommen zu sein und schmachtet nach dir.«

»Ich habe sie nicht dazu ermuntert«, erklärte Stefan kühl.

»Das mag sein. Aber die schöne, berühmte Frau will dich offenbar einfangen. Irgendwie hat sie erfahren, dass wir uns kennen. Wenn ich zu ihrer Mutter komme und treffe sie, fragt sie garantiert nach dir.«

»Möglich. Ich kann es nicht verhindern, dass sie dich belästigt.«

»Ich sehe darin keine Belästigung, Stefan«, stellte Michael klar. »Ich halte die Schwenker aber für eine gefährliche Frau und rate dir deshalb, dich zurückzuziehen. Sie könnte dir sonst Schaden zufügen.«

Stefan lachte spöttisch. Michael konnte sich keinen besseren Freund wünschen, doch diesbezüglich war Stefan unbelehrbar.

Obwohl er Frauen gegenüber so kalt und unverbindlich war, liefen sie ihm in Scharen nach. Und nun hatte die berühmte Schwenker ein Auge auf ihn geworfen.

Sie war ein leuchtender Stern am internationalen Opernhimmel. Sie sang in der Met in New York sowie in der Mailänder Scala und in allen bekannten Opernhäusern der Welt. Zwischendurch gab sie Konzerte und trat gelegentlich auch in ihrer Heimatstadt auf.

Michael Blume kam fast täglich in ihre Villa, um ihre Mutter zu behandeln. Die nette alte Dame litt stark unter Arthritis und war zeitweilig sogar an den Rollstuhl gefesselt. Im Moment ging es ihr leidlich, nachdem er ihr ein neues Medikament verschrieben hatte.

Natürlich hatte Michael inzwischen auch ihre berühmte Tochter kennengelernt. Zeitungen und Rundfunk berichteten ständig über die Operndiva, die im Allgemeinen nur »die Schwenker« genannt wurde. Sie konnte jeden Mann haben, der ihr gefiel. Aber ausgerechnet Stefan hatte es ihr angetan, Stefan, der mit Frauenherzen spielte und nicht an Liebe glaubte.

»Ich muss zugeben, dass mir die Schwenker mit ihrer Beharrlichkeit auf die Nerven geht, Michael. Ich glaube, das bevorstehende Fest hat sie vor allem meinetwegen arrangiert. Das wollte ich auf keinen Fall.«

»Nun, in vier Wochen startet sie ja zu einer neuen Tournee. Dann wird die Geschichte beendet sein.«

»Davon gehe ich aus. Wie geht es denn Margit?«, fragte Stefan nun besorgt.

»Der letzte Bericht meines Kollegen war recht gut. Ich hoffe, dass Margit in einigen Monaten wieder so weit hergestellt sein wird, dass sie ihre Liegekuren zu Hause fortsetzen kann.«

»Das freut mich. Und was machen die Rangen? Ich war lange Zeit nicht bei euch.«

»Anne und Uwe geht es blendend. Sie vermissen ihre Mutter selbstverständlich, aber sie sind den ganzen Tag so beschäftigt, dass keine Trübsal aufkommt. Ich hoffe nur, dass die Kinderpflegerin noch so lange bleibt, bis Margit wieder einigermaßen gesund ist.«

»Das ist alles nicht leicht für dich, mein Freund. Hoffen wir, dass Margit bald nach Hause zurückkehrt.«

»Ja, das hoffe ich sehr.« Der junge Arzt stand auf, um sich zu verabschieden.

♥♥♥

»Haben Sie ein Abendkleid, Fräulein Franke?«, fragte die alte Dame Schwenker das junge Mädchen.

»Ja.« Anja wusste nicht, worauf die Frage abzielte. Sie war seit einigen Monaten die Pflegerin der Mutter der berühmten Schwenker.

»Das ist gut.« Frau Ursula nickte zufrieden. »Meine Tochter gibt nämlich in einigen Tagen ein Fest.«

»Davon habe ich gehört.« Die Vorbereitungen liefen auch bereits auf vollen Touren. Was sie allerdings mit dem Fest zu tun hatte, wusste Anja nicht.

»Meine Tochter besteht darauf, dass ich an dem Fest teilnehme«, erzählte die liebenswürdige alte Dame. »Der zukünftige Gatte meiner Tochter kommt auch, und ich soll ihn kennenlernen. Und Sie werden mich begleiten, mein Kind.«

»Ich habe auf einem solchen Fest doch nichts verloren«, wandte Anja ein.

»Ohne Ihre Fürsorge wäre ich völlig hilflos. Sie werden an meiner Seite sitzen und mir unauffällig behilflich sein, wenn meine steifen Glieder versagen.«

Anja sah ein, dass jeder Widerspruch zwecklos war. Wenn die alte Dame sie brauchte, musste sie selbstverständlich an ihrer Seite sein.

Das schlichte Taftkleid mit einem zeitlosen Schnitt, das das junge Mädchen besaß, konnte sie durchaus noch tragen, auch wenn es schon einige Jahre alt war.

♥♥♥

Ein kritischer Blick in den Spiegel bestätigte Anja, dass sie sich so auf dem Fest sehen lassen konnte. Ihr blondes Haar lag hübsch gewellt um ihren Kopf und glänzte wie Seide. Auf Schmuck verzichtete sie mit voller Absicht.

Sie strich noch einmal über ihr Kleid und ging dann zu Frau Ursula. Die alte Dame war heute bester Stimmung. Ihre Wangen waren von der Vorfreude rosig überhaucht. Ihr weißes Haar war hübsch frisiert und verlieh ihr noch mehr Würde und Eleganz. Um ihren Körper schmiegte sich ein dunkles Kleid aus echter Brüsseler Spitze.

»Sie sehen blendend aus«, entfuhr es Anja unwillkürlich.

»Ja, nicht wahr?« Die alte Dame nickte ihrem Spiegelbild nicht ohne Eitelkeit zu. »Meine Tochter wird bestimmt mit mir zufrieden sein.«

Als Anja mit Frau Ursula in den Flur trat, stießen sie mit der Operndiva zusammen. Sie blieben sofort stehen. Die Schwenker spürte die Bewunderung der kleinen Pflegerin und nickte ihr gnädig zu. Es gefiel ihr nicht, dass die Kleine ihre Mutter begleitete. Das Personal hatte auf ihrem Fest nichts zu suchen.

»Falls Sie einmal zum Tanz aufgefordert werden, können Sie meine Gäste selbstverständlich nicht vor den Kopf stoßen«, erklärte die Schwenker der Pflegerin.

Anja senkte den Kopf. In ihre Wangen schoss ein heißes Rot. Sie kam sich gedemütigt vor.

Kurz darauf betraten sie den Festsaal. Anja war ungeheuer beeindruckt. Alles, was Rang und Namen hatte, war erschienen, die Herren im Frack und die Damen in den schönsten Abendroben und mit wertvollem Schmuck behangen.

Inmitten der schillernden Pracht wirkte Anja wie ein lieblicher Frühlingstag. Ihre herrliche Jugend, ihre makellose, schimmernde Haut, ihre großen veilchenblauen Augen verliehen ihr eine natürliche Schönheit, die sich wundervoll von den aufgeputzten Damen abhob.

Die Schwenker war spritzig wie Sekt. An ihrer Seite saß der interessanteste, eleganteste und reichste Mann. Böse Zungen zischten sich zu, dass er sich offenbar gar nicht des Vorzugs bewusst war, neben der großen Diva sitzen zu dürfen.

Ob er der zukünftige Gatte der Schwenker ist?, fragte sich Anja ein wenig besorgt. Wenn dieser Mann in die Villa ziehen würde, gab es sicher Komplikationen. Er gehörte zu jener Sorte Mann, die Anja überhaupt nicht mochte.

Das Festmenü schmeckte ausgezeichnet. Aushilfskellner bedienten die Gäste lautlos und geschickt. Anja half Frau Ursula fürsorglich und unauffällig, wie sie es gewohnt war.

Später bot die große Schwenker ihren Gästen den künstlerischen Genuss des Abends. Ein kleines, unscheinbares Männchen huschte heran. Anja kannte den Begleiter. Herr Sichermer spielte ausgezeichnet Klavier und besaß ein wundervolles Einfühlungsvermögen.

Die Schwenker sang einige Liebesarien aus bekannten Opern. Anja war wie alle anderen auch von dem glockenreinen, herrlichen Sopran begeistert. Es wurde frenetisch Beifall geklatscht.

Heute hatte die Operndiva, die eine begnadete Sängerin war, sich selbst übertroffen. Sie hatte für Stefan Grote gesungen. Er musste es gefühlt haben. Sie hoffte, mit ihrem Gesang die Mauer niedergerungen zu haben, die Stefan zwischen ihnen errichtet hatte. Gewiss würde er jetzt wie so viele Männer vor ihm um ihre Liebe flehen.

Mit einem bezaubernden Lächeln verbeugte Renate Schwenker sich noch einmal. Dann ging sie auf Stefan zu. Sie zeigte ihren Gästen, dass sie zu ihm gehörte. Er erhob sich.

»Sie waren wundervoll, gnädige Frau«, versicherte er. Niemand besaß seine unnachahmliche Art zu lächeln, wobei er seinem Gegenüber tief in die Augen sah. Er zog ihre beringte Hand an seine Lippen.

Die Diva lächelte siegesgewiss. Ihr Wunsch würde sich erfüllen, und sie würde den Mann, den sie haben wollten, auch bekommen. Zum ersten Mal in ihrem Leben spielte sie mit Heiratsgedanken.

Stefan fand es widerwärtig, wenn sich ihm Frauen so anboten. Er erlebte es jeden Tag. Der Künstlerin gehörte seine unumschränkte Bewunderung, doch die Frau stieß ihn ab. Sie zeigte zu deutlich ihre Wünsche und glaubte offenbar, er gehöre ihr bereits.

Aus dem Ballsaal erklangen Straußweisen.

»Ich möchte Sie bitten, mich aufs Parkett zu führen, damit wir den Reigen beginnen«, sagte die Operndiva in einem Ton, als wüsste sie genau, wie brennend Stefan Grote sich das wünschte.

Er verbeugte sich korrekt und lächelte verbindlich. Alle Augen waren auf ihn und die Schwenker gerichtet. Sie waren ein hübsches Paar.

Die Geigen schluchzten, Stefan führte die schöne Frau gekonnt über das Parkett. Sie schmiegte sich dicht an ihn. Er fand das abstoßend.

Nach dem Tanz brachte Stefan die Schwenker zu ihrem Platz zurück und verbeugte sich. Sie lächelte ihn an, und er wusste, was das Lächeln bedeutete.

♥♥♥

Der großen Diva blieb nur ein kurzer Moment, um Luft zu holen, dann wurde sie zum nächsten Tanz geholt. Als sie am Arm ihres Tänzers davonging, warf sie Stefan noch einen vertraulichen Blick zu. Es tut mir leid, ich hätte liebend gern wieder mit dir getanzt, sollte er ihm sagen.

Stefan erhob sich und blickte sich im Saal um. Die meisten Damen waren schon aufgefordert worden. Er wollte die Schwenker schockieren und sie von ihrer ihm lästigen Leidenschaft zu ihm heilen. Darum ging er quer durch den großen Festsaal auf die Sesselgruppe zu, wo Frau Ursula, ein älterer Herr und Anja saßen. Er verbeugte sich vor Anja!

Anja schoss eine Glutwelle ins Gesicht. Vor ihr stand der hochgewachsene, elegante Mann mit den seltsam zwingenden Augen, der Mann, den die Schwenker heiraten würde. Anja erinnerte sich an die Weisung der großen Diva, keinen ihrer Gäste vor den Kopf zu stoßen. So erhob sie sich zögernd und keinesfalls bereitwillig.

Es passierte Stefan zum ersten Mal, dass ein weibliches Wesen nicht hochbeglückt war, wenn er es auf irgendeine Weise bevorzugte. Die Kleine, die nun neben ihm zur Tanzfläche ging, war ihm vorhin aufgefallen, weil sie sich so vorteilhaft von den aufgeputzten Damen unterschied.

Eine kleine Verbeugung, und dann legte Stefan seinen Arm um die schmale Mädchentaille.

Im ersten Moment fühlte Anja sich ein wenig unwohl, doch nach einigen Tanzschritten genoss sie es, über das Parkett zu schweben. Sie war so herrlich jung, und das Leben war schön.

Sie brachte ihre glückliche Stimmung aber keineswegs mit ihrem Tanzpartner in Verbindung. Es waren die zärtlichen Klänge des Walzers, die sie betörten. Verträumt schloss sie kurz die Augen und gab sich lächelnd dem Augenblick hin.

Anja bot in ihrer reizenden jugendlichen Frische einen zauberhaften Anblick. Die Schwenker tanzte einige Male an Stefan und Anja vorüber. Doch er merkte es nicht und sah auch nicht, wie sie ihm zulächelte. Er schien nur Augen für seine Tanzpartnerin zu haben.

Als der letzte Ton verklang, erwachte Anja wie aus einem Traum und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Ihr wurde bewusst, dass sie, eine kleine Pflegerin, gerade mit dem begehrtesten Mann im Saal getanzt hatte.

Jäh setzte sie eine kühle Miene auf, um nur keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen.

»Darf ich Sie zur Bar führen, gnädiges Fräulein?«, fragte Stefan.

»Nein«, erwiderte Anja abweisend und ein wenig hochmütig. »Vielleicht ist Ihnen nicht bekannt, dass ich die Pflegerin von Frau Schwenker bin«, fügte sie erklärend hinzu.

Stefan musste insgeheim lächeln. Pflegerin hin und her. Er verstand dennoch nicht, dass sie sich so zierte.

Inzwischen verließen die anderen Pärchen die Tanzfläche, und die beiden zogen schon die Aufmerksamkeit auf sich.

Anja hatte es gleich geahnt, dass dieser Stefan Grote ein abscheulicher Mensch war.

»Führen Sie mich an meinen Platz zurück«, flehte sie.

Lächelnd reichte er ihr den Arm und entsprach ihrem Wunsch. Er merkte offenbar nicht, dass man ihm und seiner Partnerin nachstarrte. Anja war froh, als sie endlich wieder an Frau Ursulas Seite saß.

Die Musiker spielten fleißig. Es vergingen nur wenige Minuten, da stand Stefan wieder vor Anja. Dass er die Gastgeberin brüskierte, kümmerte ihn nicht, im Gegenteil. Er hatte eine Möglichkeit gefunden, ihr zu zeigen, dass sie ihm nichts bedeutete.

Am liebsten hätte Anja ihm einen Korb gegeben und ihm zugeschrien: Scher dich zum Teufel, du bringst mich nur in Schwierigkeiten! Doch die Schwenker hatte ihr ausdrücklich befohlen, keinen Gast bloßzustellen.

Also erhob Anja sich zögernd. Diesmal schwebte sie nicht so verträumt mit Stefan über das Parkett. Sie hatte die Lippen fest zusammengepresst und den Kopf stolz in den Nacken gelegt.

Stefan unternahm einige Male den Versuch, ein Gespräch zu beginnen, doch er erhielt von Anja nur einsilbige und unfreundliche Antworten, die ihm zeigten, wie sie zu ihm stand.