Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 787 - Eva Berger - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 787 E-Book

Eva Berger

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Beschreibung

Felizitas - von allen nur Fee genannt - ist wild, ungestüm und voller Lebensfreude. Mit ihrem Rappen Hektor reitet sie furchtlos über Gräben und Felder, immer das Herz voller Glück und Sehnsucht nach Freiheit. Aufgewachsen auf Hochstetten, wo sie von ihrem liebevollen Vater verwöhnt wird, kennt sie Sorgen kaum - bis ein Fremder in ihr Leben tritt: Baron Malte von Bromberg. Der selbstbewusste Mineraloge bringt nicht nur Unruhe auf ihre geliebten Wiesen, sondern auch in Fees Herz. Zwischen Stolz und Trotz, Empörung und einer seltsam neuen Anziehungskraft entbrennt ein Widerstreit, der Fee mehr fordert, als sie je für möglich hielt. Und während über Hochstetten dunkle Schatten in Gestalt einer strengen Tante und drängender Erwartungen ziehen, beginnt für das junge Mädchen der Kampf um ihre Freiheit - und um die erste, große Liebe ...

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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Sie war das Licht des Sommers

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Sie war das Licht des Sommers

Doch dann fiel ein Schatten über ihr Leben

Felizitas – von allen nur Fee genannt – ist wild, ungestüm und voller Lebensfreude. Mit ihrem Rappen Hektor reitet sie furchtlos über Gräben und Felder, immer das Herz voller Glück und Sehnsucht nach Freiheit. Aufgewachsen auf Hochstetten, wo sie von ihrem liebevollen Vater verwöhnt wird, kennt sie Sorgen kaum – bis ein Fremder in ihr Leben tritt: Malte von Bromberg.

Der selbstbewusste Ölingenieur bringt nicht nur Unruhe auf ihre geliebten Wiesen, sondern auch in Fees Herz. Zwischen Stolz und Trotz, Empörung und einer seltsam neuen Anziehungskraft entbrennt ein Widerstreit, der Fee mehr fordert, als sie je für möglich hielt. Und während über Hochstetten dunkle Wolken aufziehen, beginnt für das junge Mädchen der Kampf um die Freiheit – und um die erste große Liebe ...

Fees rote Haare flogen beim Reiten hoch auf und wehten leuchtend im Wind.

»Los, Hektor, den Graben nehmen wir doch mit Leichtigkeit«, rief sie ihrem edlen Rappen zu.

Das Tier spitzte die Ohren, als verstände es seine kleine Herrin genau. Es setzte an und sprang über den breiten Graben.

»Gut gemacht!« Fee klopfte ihm zärtlich die Flanken. Sie sah den großen Mann nicht, der sich mit einigen Geräten beschäftigte, denn er wurde von einer Weidengruppe verdeckt.

Malte von Bromberg vergaß minutenlang seine Arbeit. Er verfolgte den Sprung und blickte dem schmalen Persönchen kopfschüttelnd nach.

»Solch ein Leichtsinn«, knurrte er unwillig. Aber er musste zugeben, dass er selten eine Reiterin gesehen hatte, die so tadellos im Sattel saß wie dieses wilde Geschöpf.

Fee ahnte nicht, dass sie beobachtet wurde. Jetzt ließ sie ihren Hektor langsam gehen. Ihr treuer Freund hatte eine kleine Verschnaufpause verdient.

Sie hob den Kopf der Sonne entgegen. Wie schön war doch die Welt! Über ihr trillerten Lerchen. Die Natur erwachte zu neuem Leben. Am Bachrand hatte sie die ersten blauen Veilchen entdeckt.

Wie glücklich sie war! Sorgen waren Fee fremd. Als einziges Kind eines nachgiebigen Vaters lebte sie auf Hochstetten, wo sie auch das Licht der Welt erblickt hatte. Jeder Wunsch wurde ihr erfüllt.

Dabei wünschte sie sich weder schöne Kleider noch Schmuck oder andere Luxusartikel. Ihr konnte man nur eine Freude machen, indem man ihr etwa einen edlen Rappen wie Hektor schenkte. Damals, vor vier Jahren, als das Pferd an ihrem sechzehnten Geburtstag im Stall gestanden hatte, war sie vor Freude ganz außer sich gewesen.

Nun ritt Fee über nachbarliches Land und galoppierte auf Wremen zu. Als sie das Gutshaus vor sich liegen sah, hielt sie Ausschau nach Hanno. Doch sie entdeckte ihn nirgendwo.

Zwei kleine Mädchen stürmten aus dem Haus. Sie winkten, als sie Felizitas sahen.

»Fee!«, riefen beide ihr zu.

»Hallo, Inga, hallo, Gerti!« Fee mochte Hannos jüngere Schwestern gern. Sie waren sehr anhänglich.

»Wo ist Hanno?«, fragte sie.

»Mit Papa in der Stadt«, erwiderte Inga, und Gerti nickte.

»Ach! Davon hat er mir gestern gar nichts gesagt.«

»Er wusste vielleicht nicht, dass Papa ihn mitnehmen wollte«, sagte Gerti.

»So wird es sein.« Fee wollte noch rasch Hannos Mutter begrüßen. Das gehörte sich wohl so.

Die Stalltür ging auf. Ein Knecht kam heraus. Er grinste über sein ganzes sommersprossiges Gesicht.

»Komtess!«, rief er erfreut.

»Tag, Gustav. Nimm Hektor und stell ihn einen Moment in den Stall. Ich gehe ins Herrenhaus, bin jedoch gleich wieder zurück.«

Sie warf Gustav die Zügel zu. Der errötete prompt und blickte Fee selbstvergessen nach, als sie leichtfüßig die ausgetretene Treppe emporeilte. Er seufzte.

»Das Komtesschen hat Schneid«, murmelte er vor sich hin. Er war bis über seine beiden viel zu großen Ohren in Fee verliebt und hätte alles für sie getan.

Fee war es gewohnt, dass ihr auf Wremen im Herrenhaus kein dienstbarer Geist entgegenkam. So durchquerte sie die Halle und klopfte an die Wohnzimmertür, hinter der sie Hannos Mutter vermutete.

»Herein!«, kam es auch prompt, aber ein wenig müde von drinnen.

Fee öffnete und trat ein. Frau von Wremen saß hinter einem Berg Wäsche, die ausgebessert werden musste.

»Guten Tag, Frau von Wremen«, sagte Fee.

»Guten Tag, Felizitas«, erwiderte diese.

Fee hatte in letzter Zeit das Gefühl, Hannos Mutter habe irgendetwas gegen sie. Früher war sie viel freundlicher und zugänglicher zu ihr gewesen. Sosehr sie sich aber zu erinnern versuchte, sie kam nicht darauf, wodurch sie sie verletzt haben könnte.

»Setz dich doch«, forderte Frau von Wremen sie ein wenig steif auf.

»Ich wollte eigentlich zu Hanno, aber Gerti und Inga haben mir erzählt, dass er in der Stadt ist. Deshalb möchte ich mich nicht länger aufhalten.«

»Ja, Hanno ist in der Stadt«, sagte die Dame des Hauses.

Es kam Fee so vor, als sei sie froh darüber. Na ja, wer weiß, welche Mission Hanno dort erfüllte!

»Dann will ich wieder gehen.«

Frau von Wremen hielt sie nicht auf. Verabschiedend reichte sie Fee die Hand.

»Grüßen Sie Hanno von mir und sagen Sie ihm bitte, dass ich hier war«, bat Fee, als sie schon an der Tür stand.

Sie bekam darauf keine Antwort und war froh, als sie das Wohnzimmer verlassen hatte. Erst als sie auf Hektors Rücken saß, fühlte sie sich wieder frei und glücklich.

Fee schlug den Weg nach Hochstetten ein. Als sie das Gut von Weitem erblickte, wurde ihr das Herz weit. Es gab nichts Schöneres auf der Welt als ihr Zuhause.

Hochstetten war früher einmal eine Burg gewesen. Im Laufe der Jahrhunderte war sie jedoch zerfallen. Nur der Turm stand noch trutzig wie eh und je und war auch gut erhalten.

Die früheren Grafen von Hochstetten hatten auf den Ruinen ein Gutshaus erbaut, das in seiner Art zweckmäßig war und sich architektonisch dem Landschaftsbild anpasste.

»Los, Hektor«, spornte Fee den Rappen zum Galopp an.

♥♥♥

Auf dem Gutshof traf sie ihren Vater. Er schmunzelte, als er seine Tochter kommen sah.

»Hallo, Paps!« Fee war mit einem gekonnten Satz vom Rücken des Pferdes gesprungen und winkte ihrem Vater zu. Mit der anderen Hand tätschelte sie Hektors Hals.

»Hast dich brav gehalten, alter Junge«, lobte sie ihren Rappen.

Graf Rudolf kam in seiner etwas langsamen, schwerfälligen Art auf seine Einzige zu.

»Na, du Irrwisch«, sagte er zärtlich. »Wo hast du dich wieder den ganzen Vormittag herumgetrieben?«

»Ich bin ein bisschen ausgeritten und war kurz auf Wremen, aber Hanno war nicht da. Ich bringe Hektor rasch in den Stall.«

Fee führte das edle Tier über den Hof und übergab es dem Stallknecht.

»Karl, reibe Hektor tüchtig ab, sonst erkältet er sich«, bat sie den Alten.

»Geht in Ordnung, Komtesschen. Das ist doch Ehrensache«, erwiderte er und tätschelte den Hals des Pferdes.

Fee wusste ihren Liebling bei Karl in den besten Händen. Sie eilte zu ihrem Vater zurück. Gemeinsam gingen sie dem Herrenhaus zu und stiegen die breite Marmortreppe empor.

»Es wird Frühling, Paps«, verkündete Fee mit strahlendem Gesicht. Mein Gott, gab es etwas Schöneres, als auf Hochstetten leben zu dürfen?

Der alte Herr lächelte gerührt. Seine kleine Fee war so recht nach seinem Herzen. Sie war das natürlichste Geschöpf, das er kannte, und zählte gottlob nicht zu den jungen Dingern, die nur an Putz und Tand dachten.

»Die ersten Schafe haben bei uns gelammt, das habe ich dir heute Morgen beim Frühstück noch gar nicht gesagt.«

»Oh, ich muss sie sehen!« Fee wollte sich auf dem Absatz umdrehen und zu den Ställen hinüberlaufen, aber ihr Vater hielt sie fest.

»Später, die lösen sich ja nicht in Luft auf. Ich habe noch andere Nachrichten für dich.«

Fee begleitete ihren Vater in sein Arbeitszimmer, das sehr geräumig und mit wuchtigen dunklen Eichenmöbeln ausgestattet war.

Sie setzten sich in die bequemen Ledersessel.

Weder Fee noch ihren Vater störte es, dass ihre Stiefel alles andere als sauber waren. Sie war ein Stück durch den Schlamm geritten. Bei der Gelegenheit hatte auch ihre recht schäbige Reithose etwas abbekommen.

Fee wäre niemals auf den Gedanken gekommen, sich herauszuputzen. Sie fühlte sich in ihren ältesten Sachen am wohlsten, weil sie sich in ihnen bequem bewegen konnte. Aus praktischen Gründen bevorzugte sie darum auch Reithosen und Stiefel.

»Nun spanne mich nicht länger auf die Folter, Paps. Was ist los?«

»Tja, ich glaube, mit unserer Ruhe ist es in nächster Zeit vorbei«, sagte er bedächtig.

»Warum?«

Der alte Herr erhob sich seufzend und nahm von seinem Schreibtisch einen Brief.

»Lies«, sagte er.

Als Fee die Schrift erkannte, zuckte sie zusammen.

»Von Tante Griselda«, sagte sie düster.

Graf Rudolf nickte und seufzte erneut.

Fee zog den Briefbogen heraus. Er war in säuberlicher Schrift bis unten hin vollgeschrieben. Einen Satz las Fee schreckensbleich laut vor:

»Ich werde also am kommenden Montag bei Euch eintreffen und bitte Euch, mir einen Wagen zur Bahn zu schicken ...«

»Können wir das nicht verhindern, Paps?«, fragte sie entsetzt. Was Tante Griselda sonst noch schrieb, interessierte sie nicht mehr.

»Ich fürchte nicht. Was sollte ich ihr wohl schreiben, um sie von dem Besuch bei uns abzuhalten?«

»Bei uns sind die Masern, die Pocken oder sonst eine ansteckende Krankheit ausgebrochen«, bekam er prompt zurück.

»Du vergisst, dass Tante Griselda früher mal Krankenschwester war. Ich glaube nicht, dass sie sich dadurch abhalten ließe zu kommen. Im Gegenteil, sie wäre sicher der Meinung, nun erst recht nötig zu sein.«

»Nötig, wieso nötig?«, murmelte Fee.

»Hast du denn den Brief nicht zu Ende gelesen? Sie schreibt doch, sie sei der Meinung, sich endlich einmal um dich kümmern zu müssen.«

»Heiliger Strohsack!«, entfuhr es Fee. »Ausgerechnet um mich? Ich bin gesund und munter. Mir fehlt absolut nichts zu meinem Glück.«

»Der Meinung bin ich auch«, stimmte der Graf zu.

»Na, dann verstehe ich absolut nicht, warum sie sich um mich kümmern will.«

»Tante Griselda ist wahrscheinlich der Meinung, weil du ohne Mutter aufwächst ...«

»Aber ich habe doch dich«, fiel Fee dem Vater ins Wort. Sie hatte ihre Mutter bisher nicht vermisst, weil sie sich gar nicht an sie erinnerte. Sie war noch kein Jahr alt gewesen, als man die Gräfin von Hochstetten zu Grabe getragen hatte.

»Na ja, sicher«, murmelte Graf Rudolf, »aber ich bin ein Mann.«

Fee sprang hoch, setzte sich auf seine Knie und umarmte ihn.

»Du bist der liebste und beste Paps und Mann, den es nur gibt«, versicherte sie ihm.

Graf von Hochstetten war sichtlich gerührt.

»Du bist mein gutes kleines Mädchen«, sagte er zärtlich und strich Fee über das rote Haar.

»Weißt du, ich habe ja durchaus nichts gegen Tante Griselda. Sie ist ein lieber Mensch, aber sie hatte bei ihrem letzten Besuch so schrecklich viel an uns auszusetzen.«

»Das hatte sie wohl«, pflichtete der Graf ihr bei.

Die Schwester seiner verstorbenen Frau war vor etlichen Jahren zuletzt auf Hochstetten gewesen. Damals hatte sie ihm dringend ans Herz gelegt, Fee doch endlich eine Mutter zu geben.

»Sie wächst völlig verwildert auf, Rudolf. Du erziehst sie wie einen Jungen und nicht wie ein Mädchen. Das kann nicht gut gehen«, hatte sie gesagt.

»Ich habe einmal im Leben geliebt, das genügt mir«, hatte er ihr kurz und bündig erklärt. »Fee wird sich schon ein wenig wandeln, wenn sie älter wird.«

Dessen war die alte Dame natürlich auch gewiss gewesen. Dennoch hatte sie damals in den wenigen Wochen versucht, Fee ein wenig Schliff beizubringen, wie sie sagte. Von morgens bis abends hatte es Ermahnungen gehagelt für den Backfisch. Und Fee war froh gewesen, wenn sie sich in der Schule aufgehalten hatte.

»Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als ihren Besuch mit Fassung zu ertragen«, meinte Fee schließlich schicksalergeben. »Was macht eigentlich Vetter Roderich?«, fragte sie dann übergangslos. Den hatte Fee in guter Erinnerung.

Roderich war früher oftmals in den Schulferien auf Hochstetten gewesen. Er hatte mit dem um Jahre jüngeren Mädchen nicht viel anfangen können, war aber immer nett und freundlich zu ihr gewesen.

»Er ist doch Arzt geworden und soll es im Krankenhaus bereits zum Stationsarzt gebracht haben«, erzählte der Vater. »Später will er sich selbstständig machen, möchte aber wohl noch möglichst viel lernen, um fit zu sein, wenn er eine Praxis eröffnet. Tante Griselda ist sehr mit ihm zufrieden.«

»Puh, dann muss er wirklich ein Mustermann sein«, stöhnte Fee verzweifelt.

»So schlimm, wie du Tante Griselda hinstellst, ist sie auch wieder nicht«, verteidigte der Gutsherr seine Schwägerin.

»Ich fürchte, sie ist noch schlimmer. Warte nur ab, was auf uns zukommt.«

»Sie wird ja nicht ewig bleiben.«

»Die Zeit könnte grässlich werden. Ich wette, sie versteht es, einem die ganze Freude am Leben zu nehmen.«

Fee starrte so düster vor sich hin, dass ihr Vater laut auflachte.

»Nein, mein Kind, das wird niemand schaffen, auch nicht Tante Griselda. Vergessen wir bis zum Montag den von ihr angekündigten Besuch.«

»Das wäre das Beste«, meinte Fee. »Jetzt möchte ich mir aber die jungen Lämmchen ansehen, Paps.«

»Ja, lauf nur, mein Kind.«

Das ließ sich Fee nicht zweimal sagen. Sie eilte aus dem Zimmer und schmetterte die Tür hinter sich ins Schloss. Gottlob besaß sie die Gabe, alles Unangenehme schnell beiseitezuschieben. So pfiff sie eine fröhliche Melodie vor sich hin, als sie die Marmortreppe hinuntersprang.

♥♥♥

Langsam zu gehen, das lag Fee ganz und gar nicht. Also nahm sie auch den Weg über den Hof im Laufschritt und erreichte im Nu den großen Schafstall. Hier waren die Mutterschafe mit ihren Jungen bereits von den übrigen Tieren getrennt worden.

Fee stürzte auf das Gehege zu, in dem die Lämmchen ihre ersten zaghaften Gehversuche starteten. Sie standen noch auf unsicheren Beinen und sahen niedlich aus.

»Wie süß ihr seid!«, rief Fee.

Schon kniete sie bei einem und umarmte es zärtlich. Seine Mutter sah dem Treiben zunächst recht ängstlich zu. Dann kam sie jedoch näher und leckte Fees Hand.

»Du hast ein prächtiges Kindchen«, lobte Fee das Mutterschaf und streichelte es nun auch.

Fee musste erst einmal jedes Neugeborene in den Arm nehmen. Sie gab ihnen Kosenamen und erhob sich erst aus ihrer hockenden Stellung, als ihr die Knie wehtaten.

Der Großknecht kam ihr entgegen. Jeder auf Hochstetten kannte Fees Liebe zu den Tieren.

»Na, Komtesschen«, sagte er und grinste.

»Unsere Lämmchen sind die süßesten auf der Welt, Otto. Haben Sie sie schon gesehen?«

»Und ob! Ich war sogar dabei, als zwei zur Welt kamen. Ich wette, morgen haben wir noch mehr Schäfchen.«

»So wird es sein.« Fee lachte. »Es ist ja in jedem Jahr so. Ich müsste daran gewöhnt sein, aber ich freue mich immer wieder unbändig über die kleinen, tollpatschigen Tiere.«

Fee war an diesem Tag mit dem Nachwuchs im Schafstall zu beschäftigt, um noch an Tante Griseldas Kommen zu denken.

Am nächsten Tag ritt sie wieder nach Wremen und trällerte auf Hektors Rücken ein Lied. Die beschwingten Töne hallten bis zu dem Mann, der gerade eine Verschnaufpause einlegte. Er setzte sich an den Wiesenrand auf seine Jacke, holte Butterbrot und Thermosflasche hervor und frühstückte. Die kleine Lerche, dachte er und schmunzelte dabei, aber Fee achtete nicht auf ihn.

Auf Wremen traf sie Hanno an. Er kam gerade aus den Ställen, die er ausgemistet hatte. Ihn umgab alles andere als ein einladender Duft. Er trug ein bunt kariertes Hemd und hatte die Ärmel aufgekrempelt. An seinen Stiefeln saß noch der Mist.

»Hallo, Hanno!« Fee freute sich, den Freund zu sehen. Es störte sie nicht, dass er nicht auf Besuch eingerichtet war.

»Hallo, Fee«, sagte er und errötete heftig. »Ich stinke und sehe nicht gerade ansprechend aus.« Er blickte verlegen an sich herunter.

»Das stört mich nicht im Geringsten, Hanno.«

»Ich wasche mich rasch und ziehe mich um«, beharrte er.

»Quatsch, gegen Händewaschen habe ich nichts, aber ansonsten bist du für mich schick genug«, versicherte sie ihm.