Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 793 - Eva Berger - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 793 E-Book

Eva Berger

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Beschreibung

Für die Tochter von Friedrich Wacker wird es allmählich Zeit, unter die Haube zu kommen. Helene ist bereits fünfundzwanzig - und die Hoffnung, dass sich ein Mann jemals in sie verlieben könnte, scheint verschwindend gering. Sie kümmert sich nicht um ihr Äußeres, trägt graue, altmodische Kleider und versteckt ihr Gesicht hinter einer dicken Brille. Selbst ihr Vater kann kaum glauben, dass ausgerechnet er eine so unscheinbare Tochter hat. Auf den Rat eines Freundes hin fasst Friedrich einen skandalösen Entschluss: Er will Helene gewissermaßen "verkaufen". Geld hat er genug - und ein junger Mann in finanzieller Not, der gegen eine großzügige Bezahlung bereit ist, Helene den Hof zu machen, ist schnell gefunden. Helene aber ahnt nichts von diesem üblen Handel - sie schwebt im siebten Himmel, überzeugt davon, endlich die große Liebe gefunden zu haben ...

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Seitenzahl: 118

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Verliebt in die eigene Frau

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Verliebt in die eigene Frau

Ein Roman voller Herzenswärme und besonderer Momente

Für die Tochter von Friedrich Wacker wird es allmählich Zeit, unter die Haube zu kommen. Helene ist bereits fünfundzwanzig – und die Hoffnung, dass sich ein Mann jemals in sie verlieben könnte, scheint verschwindend gering. Sie kümmert sich nicht um ihr Äußeres, trägt ausschließlich graue, altmodische Kleider und versteckt ihr Gesicht hinter einer dicken Brille. Selbst ihr Vater kann kaum glauben, dass ausgerechnet er eine so unscheinbare Tochter hat.

Auf den Rat eines Freundes hin fasst Friedrich einen skandalösen Entschluss: Er will Helene gewissermaßen »verkaufen«. Geld hat er genug – und ein junger Mann in finanzieller Not, der gegen eine großzügige Bezahlung bereit ist, Helene den Hof zu machen, ist schnell gefunden.

Helene aber ahnt nichts von diesem üblen Handel – sie schwebt im siebten Himmel, überzeugt davon, endlich die große Liebe gefunden zu haben ...

»Was Helene macht?«, wiederholte Friedrich Wacker die Frage seines Freundes seufzend. »Sie ist auf dem besten Weg, eine schrullige alte Jungfer zu werden.«

Es fiel ihm nicht leicht, dem Freund dieses Geständnis zu machen. Horst Lemke sah ihn bestürzt an.

»Ich nehme doch nicht an, dass es ihr an Bewerbern mangelt. Bei dem Vermögen ...«

»Nun ja, es gibt bestimmt junge Männer, die gern mein Schwiegersohn werden wollen«, gab Friedrich Wacker zu. »Aber Helene zieht sich dermaßen vom gesellschaftlichen Leben zurück, dass es so gut wie ausgeschlossen für sie ist, überhaupt jemanden kennenzulernen.«

»Ja, aber was macht sie denn, um Gottes willen, den ganzen Tag?«, fragte Horst Lemke. »Sie hat doch keinen Beruf ergriffen, was sie bei ihrem Vermögen ja auch wahrlich nicht nötig hat.«

»Sie spielt Klavier, backt und kocht und spielt wieder Klavier«, erklärte Friedrich Wacker lakonisch.

»Macht sie das zufrieden?«

»Ehrlich gesagt habe ich noch nicht mit ihr darüber gesprochen.« Als ihn der Freund darauf verdutzt ansah, fuhr er fort. »Ich habe wohl nicht das beste Verhältnis zu Helene. Sie ist ganz anders als ich. Ich kann mich nicht auf sie einstellen, verstehst du.«

»Wie alt ist sie jetzt eigentlich?«

»Fünfundzwanzig.«

»Hm, für ein unverheiratetes Mädchen ein Alter, in dem es sich tatsächlich einmal unter den Männern des Landes umsehen müsste.«

»Wem sagst du das?« Friedrich Wacker seufzte wieder. Horst Lemke begriff, dass dem Freund dieses Problem sehr am Herzen lag.

»Ist sie denn Männern gegenüber feindlich eingestellt?«

Friedrich Wacker dachte einen Moment nach.

»Nein, das möchte ich eigentlich nicht sagen.«

»Na, dann führe ihr doch einmal einen Heiratskandidaten zu, und alles läuft von allein!«

Friedrich Wacker lachte bitter.

»Wenn das so einfach mit Helene wäre. Sie ist eine alte Jungfer mit ihren fünfundzwanzig Jahren. Allein schon, wie sie aussieht.« Er schüttelte den Kopf, als könne er nicht begreifen, wie ausgerechnet er zu solch einer hässlichen Tochter gekommen war.

»Dann gib ihr doch einen Tipp, vielleicht durch flotte Kleidung manches wettzumachen.«

Friedrich Wacker hob erschrocken beide Arme.

»Solch ein Thema würde ich niemals anschneiden. Helene ist eine Mimose, überempfindlich.« Er seufzte. »Irgendwie habe ich das Gefühl, sie passt gar nicht so richtig in diese Zeit.«

»Ich habe sie doch als Kind kennengelernt, da war sie ein völlig normales kleines Mädchen.«

»Ja, damals lebte Beate auch noch«, gab Friedrich Wacker zu bedenken. »Helene hat sehr unter dem frühen Tod ihrer Mutter gelitten. Es hat ihr seelisch einen Knacks gegeben, und ich gebe mir daran ein gut Teil Schuld.«

»Das muss doch wieder in Ordnung zu bringen sein.«

»Wie denn? Soll ich sie zum Psychiater schleppen? Da ginge sie nicht hin. So sanft sie auf der einen Seite auch ist, hat sie auf der anderen einen verflixten Dickkopf.«

»Wenn es nicht anders geht, musst du ihr eben einen Mann unterschmuggeln. Du hast doch Geld.«

»Soll ich Helene etwa einen Mann kaufen?«, fragte Friedrich Wacker bestürzt.

»Dramatisiere die Geschichte nicht, Friedrich. Kaufen ist in diesem Zusammenhang ein hässliches Wort. Sagen wir es besser so, du hilfst ein wenig nach, dass sie einmal glücklich wird. Sie ist deine Einzige, und ich nehme an, du liebst sie, nicht wahr?«

»Ja, ich liebe Helene sehr.«

»Hm, lass mich nachdenken.« Plötzlich leuchtete es in Horsts Augen auf. »Jetzt habe ich es«, sagte er.

»Was?«

»Den Ehekandidaten für Helene!«

»Und der wäre?«

»Ein Neffe von mir.«

»Wie kommst du darauf, dass er sich für Helene interessieren könnte?«

»Nun, du müsstest natürlich etwas nachhelfen«, gestand Horst Lemke zögernd. »Er ist ein anständiger junger Mann, dafür verbürge ich mich. Er sieht glänzend aus und kommt bei den Frauen gut an.«

»Dann wird er sicher in festen Händen sein und sich dafür bedanken, Helene zu nehmen«, spöttelte der geplagte Vater.

»Er braucht Geld.«

»Also ist er ein Bruder Leichtfuß«, argwöhnte Friedrich Wacker.

»Nein, ganz und gar nicht. Er hat einen seriösen Beruf und eine Stellung, die durchaus zu den Hoffnungen berechtigt, dass er in etlichen Jahren ein Bombengehalt beziehen wird. Aber jetzt ist er noch nicht so weit.«

»Und wofür braucht er das Geld, wenn nicht dazu, seine Schulden zu bezahlen?«, wollte Friedrich Wacker wissen.

»Das ist eine andere Geschichte.« Horst hüstelte. »Patrick ist Chemiker und der jüngere von zwei Brüdern. Dennoch hat er sich wohl immer für seinen drei Jahre älteren Bruder verantwortlich gefühlt. Stefan ist nämlich körperbehindert und zieht sein rechtes Bein nach. Er hatte als Kind einmal Kinderlähmung, eine scheußliche Sache!«

»In der Tat«, stimmte Friedrich ihm zu.

»Außerdem ist Stefan auch mehr praktisch veranlagt. Ihm fiel das Lernen nie so leicht wie Patrick. Durchs Abitur wäre er sicher nur, wenn überhaupt, mit Ach und Krach gekommen. So wurde er Gärtner.«

»Auch ein ehrenwerter Beruf«, warf sein Freund ein.

»Schon, aber er verdient dabei kein Vermögen. Und er möchte so gerne einen eigenen Betrieb haben und neue Züchtungen hervorbringen. Patrick kennt seine Träume, und ihm ist auch bekannt, dass sich Stefans Chef mit dem Gedanken an einen Verkauf seines Gärtnereibetriebes trägt. Er würde Stefan die Gärtnerei gern überlassen, aber Stefan hat kein Geld.«

»Pech gehabt«, meinte Friedrich lakonisch.

»Patrick würde alles tun, um seinem Bruder den Herzenswunsch zu erfüllen.«

»Aha, ich verstehe. Die Sache hat nur einen Haken. Selbst wenn er sich bereit erklären würde, Helene zu heiraten, glaube ich nicht, dass sie mitspielt. Ich kenne sie schließlich.«

»Es käme auf einen Versuch an. Ich könnte ja einmal mit Patrick reden und mich vortasten, bevor du in Erscheinung trittst. Wenn von seiner Seite Widerstand kommt, lassen wir den Plan fallen.«

»Gut. Und ansonsten schaue ich ihn mir einmal an«, sagte Friedrich Wacker zögernd.

»So machen wir es.« Horst Lemke hob sein Glas, und die Freunde prosteten sich zu.

♥♥♥

Acht Tage später brachte Horst Lemke seinen Neffen mit Helenes Vater zusammen. Friedrich Wacker war sofort von dem gut aussehenden Mann mit den erstklassigen Manieren angetan.

»Sie wissen, worum es geht?«, fragte der ältere Herr. Irgendwie hatte er noch immer Hemmungen.

»Ja«, sagte Patrick Thermolen und nickte. Seine grauen Augen sahen sein Gegenüber ruhig an.

»Aber ich muss Sie warnen, denn meine Tochter ist keine Schönheit und auch nicht sehr unterhaltsam«, gab Friedrich Wacker zu bedenken.

Patrick Thermolen zuckte nicht mit der Wimper.

»Das hat mir bereits mein Onkel mitgeteilt.«

Er fragte sich, was diese beiden älteren Herren sagen würden, wenn er ihnen verriete, wie gleichgültig ihm alle Frauen der Welt waren, die schönen wie die hässlichen! Eine war ohnehin so wie die andere. Diese Erfahrung hatte er gemacht.

Nun wurde ihm also angeboten, ein langweiliges, hässliches Mädchen zu heiraten und dadurch Stefans Herzenswunsch erfüllen zu können. Er wäre töricht, wenn er nicht zugriff.

Sie kamen letztlich überein, dass Friedrich Wacker seinen Freund und dessen Neffen demnächst zu sich einladen würde.

♥♥♥

»Guten Tag, Papa«, sagte Helene, als er auf sie zuging. Er verglich sie unwillkürlich mit dem hübschen jungen Geschöpf, das ihm Hut und Mantel abgenommen hatte, und unterdrückte einen Seufzer. Warum Helene nur diese Vorliebe für die graue Farbe hatte! Außerdem trug sie eine hässliche, unkleidsame Brille.

»Guten Abend, Helene.«

Helene hätte ihrem Vater gern einen Kuss gegeben, aber Scheu hielt sie davon ab. Sie spürte, dass er sie ablehnte, und sie grübelte oftmals darüber nach, warum er es tat.

Sie war kein schönes Mädchen, das wusste sie selbst. Ihr Spiegelbild sagte es ihr ja täglich. Und Papa liebte alles Schöne. Ob er mich wohl darum nicht mag?, fragte sie sich.

»Na, hattest du einen guten Tag?«, fragte ihr Vater, aber Helene hatte irgendwie das Gefühl, es interessiere ihn gar nicht, wie ihr Tag verlaufen war.

»Ja danke, er war sehr angenehm.«

Sie hat kein bisschen Temperament und ist durch und durch langweilig. Selbst für Geld bekomme ich sie nicht an den Mann, dachte er.

»Na, was hast du denn so gemacht?«, fragte er wie an jedem anderen Tag.

»Ich habe Klavier gespielt, gekocht und gebacken, gelesen ...«

»Warum spielst du nicht einmal Tennis oder Golf? Du könntest auch reiten«, schlug der Vater vor.

Prompt sah er auf ihren Zügen jene Abwehr, die er nur zu gut kannte. Er hätte Helene nehmen und schütteln mögen.

»Ich weiß es nicht, ich glaube, ich bin nicht sehr sportlich.« Helene dachte an die fremden Menschen, mit denen sie zusammenkommen würde, und bekam eine Gänsehaut.

»Ach, was ich noch sagen wollte ...« Friedrich Wacker tat so, als habe er fast vergessen, Helene den Besuch seines Freundes und dessen Neffen mitzuteilen. Dabei hatte er den ganzen Tag nur daran gedacht.

»Übrigens werden wir morgen Abend Gäste zum Essen haben. Mein Freund Lemke bringt seinen Neffen mit.«

»Hast du bestimmte Wünsche, was das Essen anbelangt?«

»Nein. Das überlasse ich dir.«

Helene stellte keine Fragen nach dem Neffen, sosehr ihr Vater auch darauf wartete. Er hätte diesen Patrick gern ein wenig ins rechte Licht gerückt.

Am nächsten Tag half Helene der Köchin beim Vorbereiten und Zubereiten des Abendessens. Sie kam gar nicht auf die Idee, sich für die Gäste ein wenig hübsch zu machen.

Erst eine Viertelstunde vor der Ankunft des Besuchs schlüpfte sie in ihr Zimmer, stellte sich kurz unter die Dusche, rubbelte sich ab, streifte sich ein unscheinbares Kleid über und kämmte ihr volles Haar.

Sie warf nur einen flüchtigen Blick in den Spiegel. Sie kannte sich schließlich. Helene kam auch nicht darauf, den hübschen Schmuck zu tragen, den sie von ihrer Mutter geerbt hatte. Wozu? Sie wäre sich lächerlich vorgekommen.

♥♥♥

Und so stand Helene wie ein hässliches Entlein neben ihrem Vater, als die Gäste eintrafen.

Horst Lemke war im ersten Moment ehrlich bestürzt. Er hatte angenommen, sein Freund Friedrich hätte maßlos übertrieben.

Aber das hatte er leider nicht getan! Seine einzige Tochter war wirklich hässlich. Die Brille mit den dicken Gläsern, das stumpfe aschblonde Haar, die viel zu große Nase und das unmögliche Kleid, das sie trug, gaben zusammen ein Bild von einem Mädchen, in das sich ganz bestimmt kein junger Mann verlieben konnte.

Er warf einen schiefen Seitenblick auf Patrick. Doch dessen wie immer beherrschtem Gesichtsausdruck konnte man nicht entnehmen, was er dachte oder fühlte.

»Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte Patrick höflich und küsste Helenes Hand.

Die war erschrocken und zugleich so aufgewühlt, dass sie innerlich erbebte. Was für ein toller Mann war der Neffe von Horst Lemke! Helene hoffte nur, er und die Anwesenden würden nicht ihr Herz schlagen hören. Es klopfte nämlich wie wild gegen ihre Rippen.

»Würden Sie mit ins Esszimmer kommen?«, sagte sie und lispelte vor Aufregung ein wenig.

Friedrich Wacker seufzte innerlich. Helene benahm sich unmöglich!

Das Mädchen servierte.

»Die Suppe schmeckt ausgezeichnet«, sagte Friedrich Wackers Freund anerkennend.

»Die hat meine Tochter selbst gekocht«, erwiderte der Hausherr und freute sich, Helenes Vorzüge einmal herausstreichen zu können.

Sie errötete prompt wie ein kleines Schulmädchen.

»Kochen ist ihre Leidenschaft«, erzählte der Vater den Gästen.

Sie widersprach nicht, obwohl es nicht stimmte. Sie kochte gern, aber was hätte sie sonst tun sollen? Den ganzen Tag konnte sie schließlich nicht Klavier spielen.

Als sie vor Jahren einmal den Wunsch geäußert hatte, Pianistin werden zu wollen, hatte ihr Vater sie angesehen, als zweifelte er an ihrem Verstand.

So spielte sie viele Stunden am Tag Klavier, legte all ihre Stimmungen in das Spiel und fühlte sich immer wohler, wenn sie den Deckel des Flügels zuklappte.

»Du kannst tatsächlich hervorragend kochen«, sagte Vaters Freund eifrig.

»Vielen Dank«, entgegnete Helene bescheiden.

»Du kannst dich glücklich schätzen, Friedrich. Meine beiden Töchter finden Hausarbeiten und das Kochen langweilig. Ich bedaure jetzt schon ihre zukünftigen Männer.«

Er lachte, Friedrich Wacker fiel mit ein. Patrick verzog das Gesicht nur zu einem Lächeln.

»Vielleicht finden sie ja Männer, die gern kochen«, meinte er.

»Würden Sie das tun? Fänden Sie diese Lösung ideal?« Helene wartete gespannt auf seine Antwort.

»Nein, ich bin gewissermaßen noch ein wenig altmodisch und daher wohl kein Maßstab«, sagte Patrick. Helenes Herz hüpfte vor Glück.

Das Essen schmeckte wirklich erstklassig. Helene wünschte nur, ihr Vater und dessen Freund hätten sie nicht bei jedem Gang gelobt. Das war ihr peinlich.

»Gehen wir ins Wohnzimmer«, sagte der Hausherr nach dem Essen.

Sie setzten sich alle vor den flackernden Kamin.

»Horst, ich wollte dir ja noch die alten Bilder zeigen, die ich wiedergefunden habe«, sagte Friedrich dann sofort. »Komm am besten mit. Ich glaube, wir können für eine Weile verschwinden, ihr langweilt euch ja nicht«, wandte er sich an Helene und Patrick.

Sein Freund stand prompt auf. Helene wurde es ganz flau zumute. Was sollte sie mit dem blendend aussehenden jungen Mann reden, wie ihn als Gastgeberin unterhalten? Sie wirkte hilflos und presste die Hände so fest zusammen, dass ihre Fingerknöchel weiß hervorsprangen.

Patrick sah es und fühlte Mitleid mit ihr. Irgendwie bedauerte er dieses unschöne Geschöpf.

Er versuchte nun, ein Gespräch in Gang zu bringen. Doch egal, welches Thema er auch anschnitt, es erfolgte kein Echo. Viele reiche Mädchen vertrieben sich im Moment die Zeit mit Tennisspielen. Er fragte sie danach.

»Ich spiele nicht«, sagte Helene nur.

Nun kam Patrick auf Wintersport und Skilaufen zu sprechen und erlebte die nächste Enttäuschung.

»Ich bin schon lange nicht mehr gelaufen«, gestand Helene. »Können Sie Skilaufen?«

Im nächsten Moment nannte sie sich eine Närrin. Dieser Patrick Thermolen war ein durch und durch sportlicher Mann. Genauso gut hätte sie ihn fragen können, ob er lesen und schreiben könne.