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»He!«, rief Soldan Geauscu alarmiert. »Was ist das denn für ein Knirps? Stehen bleiben, Kleiner! Was suchst du hier?« Donald Chapman gehorchte und blickte den Blutsaugern furchtlos ins Gesicht. Soldan musterte den Puppenmann. »Ich glaube, ich weiß, wer du bist. Rebecca hat von dir erzählt. Chapman ...« Chapman riss die Druckluftpistole aus der Hose und schoss. Der Pflock traf den Vampir aus kurzer Distanz, doch der Puppenmann stellte mit einem kurzen Blick fest, dass er das Herz verfehlt hatte ...
Rebecca ruft in der ehemaligen Zamis-Villa zu einer großen Zusammenkunft der Vampire, mit dem Ziel, Luguri den Schwarzen Thron streitig zu machen. Inzwischen stellt der »Schwarze Engel« in London seinen Artgenossen Nathaniel. Es kommt zum Duell der Schemen ...
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Seitenzahl: 127
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Was bisher geschah
DUELL DER SCHEMEN
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
mystery-press
Vorschau
Impressum
Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.
Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.
In seinem Kampf findet Dorian mächtige Verbündete – die Freimaurerloge der Magischen Bruderschaft; den Hermaphroditen Phillip, der stets in fremden Sphären zu leben scheint; den Steinzeitmenschen Unga, der einst dem legendären Weißmagier Hermes Trismegistos diente; den früheren Secret-Service-Agenten Donald Chapman, der von einem Dämon auf Puppengröße geschrumpft wurde; vor allem aber die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat und ihm einen Sohn, Martin, geboren hat. Aber die Dämonen bleiben nicht untätig: Es gelingt ihnen, mit dem Castillo Basajaun einen wichtigen Stützpunkt der Magischen Bruderschaft in Andorra zu zerstören. Damit bleibt Dorian als Rückzugsort nur noch die Jugendstilvilla in der Londoner Baring Road.
Durch außergewöhnliche Umstände wird Coco in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges versetzt. In anderer Identität steht sie Dorians früherer Inkarnation Matthias Troger im Kampf gegen die Schwarze Familie bei und kann den Raid verhindern, mit dem Asmodi das Zeitalter der Finsternis einläuten will. Knapp entgeht Coco dem Tod und kann durch einen Zeitschacht in die Gegenwart zurückkehren.
Bei Ausgrabungen in Israel werden ein seltsamer Metallstab und ein geheimnisvoller Kokon entdeckt. Der Kokon wird nach Tel Aviv gebracht, und dort entschlüpft ihm ein menschenähnliches Wesen. Nathaniel, wie sich der Fremde nennt, ist ein Angisus und wurde von den Menschen einst als Engel verehrt. Schockiert über den Zustand der Welt, will er Gegenmaßnahmen ergreifen. Aber dazu benötigt er den Metallstab, seinen Diz, der in die Jugendstilvilla geschickt wurde. Dorthin bricht Nathaniel zusammen mit der Archäologin Helena Riedberg auf. Der Erzdämon Luguri, derzeitiger Fürst der Finsternis, weckt inzwischen eine Gefangene: eine Artgenossin Nathaniels, die nach Jahrtausenden den Einflüsterungen des Bösen erliegt!
DUELL DER SCHEMEN
von Dario Vandis und Martin Kay
Coco hatte sich Chapmans wegen entschlossen, die Bahn zu nehmen, obwohl sie ihr Ziel eigentlich zu Fuß hätte erreichen können. Die ganze Strecke in ihrem auf und ab wippenden Rucksack zu verbringen, hatte sie dem Puppenmann jedoch nicht zumuten wollen.
Ihr Weg führte sie nach Josefstadt, wo sie die U-Bahn beim Rathaus verließen. Zwei Straßen westlich lag die Buchfeldgasse, in der ein kleines Ziegelhäuschen auf sie wartete. Chapman spähte durch die Ritzen des Rucksackes hindurch über Cocos Schultern und runzelte verwundert die Stirn, als er den heruntergekommenen Bau erblickte.
»Was haben wir denn hier verloren?«, wisperte er der ehemaligen Hexe ins Ohr.
Sie antwortete leise, ohne den Kopf zu wenden. »Ein Bekannter aus alten Wiener Zeiten wohnt hier: Johannes Burgdörfler. Vielleicht kann er uns ein paar genauere Informationen zukommen lassen.«
»Ein Dämon etwa?«, fragte der Puppenmann nervös.
»Ein Freak«, verbesserte Coco. »Er ist vor einigen Jahren unvermittelt in Wien aufgetaucht, ohne dass irgendjemand wusste, woher er kam. Er lebt sehr zurückgezogen. Sein Haus hat er magisch abgesichert, um sich vor Übergriffen zu schützen, denn als Freak ist er bekanntlich vogelfrei. Aber er besitzt immer noch einige gute Kontakte in den Reihen der Dämonen, obwohl er verständlicherweise keine Namen nennt. Auch meine Familie hatte ein relativ gutes Verhältnis zu ihm.«
Chapman murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Er zweifelte daran, dass der Mann ihnen weiterhelfen konnte.
Wenig später betraten sie das Grundstück, und Coco klingelte an der Tür. Nach einigen Sekunden erklangen Schritte im Flur, und eine dumpfe Stimme ertönte. »Wer da?«
»Grüß dich, Johannes«, erwiderte die ehemalige Hexe, »Ich bin's, Coco.«
Eine Weile geschah nichts, dann erwiderte die Stimme, wie um sich zu vergewissern: »Die Hexe Coco Zamis? Was willst du?«
»Ich habe einige Fragen an dich. Es geht um Rebecca«, antwortete sie.
Die Tür öffnete sich und ein vernarbtes, hässliches Gesicht kam zum Vorschein. Johannes Burgdörfler war von zwergenhafter, scheußlich verwachsener Gestalt, die es ihm schwer machte, sich aufrecht zu bewegen. Es stand außer Zweifel, dass die Dämonen an seinem Anblick schuld waren. Mit schief liegenden Augen musterte er Coco und raunzte sie an: »Du bist nicht allein. Das merke ich sofort. Wer begleitet dich? Ich will es sehen!«
Die ehemalige Hexe deutete mit der rechten Hand auf den Rucksack, unter dessen lockerer Verschnürung nun wie auf Kommando das winzige Gesicht des Puppenmannes zum Vorschein kam. »Darf ich vorstellen, das ist Donald Chapman. Er ist sehr erfahren im Kampf gegen die Dämonen. Don, das ist Johannes Burgdörfler.«
»Erfahren? Dieser Zwerg?«, unkte der Freak. Misstrauen spiegelte sich in seinen Augen.
»Dürfen wir eintreten?«, fragte Coco ungerührt.
»Nur zu, nur zu. Du sagst, dass ich ihm vertrauen kann, also darf er hereinkommen!« Der Verwachsene humpelte zwei Schritte zurück und gab die Tür frei. Augenblicke später überschritt Coco die Schwelle. Sobald sie im Flur standen, nahm sie den Rucksack ab, und der Puppenmann kletterte heraus.
»Fürwahr, ein sonderbarer Anblick! Wer ist schuld an dieser Misere, Herr Chapman? Garstig, unerhört, so eine Winzigkeit!«, meinte Burgdörfler kopfschüttelnd.
»Ein Puppenmacher verkleinerte mich. Ein Bruder Dorian Hunters«, erwiderte Don bereitwillig.
»Ich verstehe. Ich verstehe. Da ist natürlich Hopfen und Malz verloren! Der Bruder ist tot, und der Zauber ist nicht rückgängig zu machen! Schöne Bescherung! Bitte kommt herein und nehmt auf dem Sofa Platz.« Er hastete voraus, und sein Körper schwankte bei jedem Schritt, sodass man unwillkürlich um sein Gleichgewicht fürchtete. Ohne seinen Stock wäre er mit Sicherheit gestürzt.
Coco und Chapman ließen sich auf der Couch nieder, und der Freak setzte sich ihnen gegenüber in einen Sessel.
»Was gibt es, Coco Zamis? Was treibt dich nach Wien?«, fragte er lauernd.
»Wie ich schon sagte, es geht um Rebecca. Sie hat sich sehr verändert, und leider nicht zu ihrem Vorteil.«
»Ich weiß, ich weiß!«, erklärte Burgdörfler ungeduldig und scharrte mit seinen Klumpfüßen auf dem Teppich. »Verändert! Gefrevelt hat sie und Blut getrunken. Das Blut eines Dämons!«
»Was hat sie vor?«, fragte Coco interessiert.
»Sie will kämpfen. Und siegen. Gegen den Herrn der Finsternis. Alle Freaks sind in Aufruhr. Sie will sich mit Luguri duellieren.« Johannes Burgdörfler schüttelte den Kopf. »Ich kann sie nicht verstehen.«
»Die Freaks fürchten sich?«, hakte Coco nach. »Weswegen?«
Der Verwachsene rutschte unruhig im Sessel hin und her. »Es wird Blut fließen«, prophezeite er. »Liter um Liter. Die Stadt färbt sich rot, und Freaks werden sterben. Ich bin ihr Wortführer, und ich weiß um ihr Schicksal!«
»Du hast Angst, dass ihr zwischen die Fronten geratet?«, folgerte Coco, und der Freak nickte heftig. »Aus welchem Anlass?«
»Anlass?«, fragte Burgdörfler aufgebracht und schüttelte seinen übergroßen Kopf. »Braucht es einen Anlass? Ich sage, nein! Wien ist die Stadt, in der gekämpft wird, und dort werden die Freaks sterben.«
»Wir hatten gedacht, du könntest uns weiterhelfen«, fuhr Coco mit einem Seitenblick auf Chapman fort.
Burgdörfler erstarrte plötzlich und stierte mit glasigem Blick an die Decke des Zimmers. Dann besann er sich und nickte.
»Ja, weiterhelfen!«, antwortete er hastig. »Deshalb ließen wir euch kommen. Könnt ihr weiterhelfen? – Es wäre so wichtig für uns!«, seufzte er.
»Heißt das, ihr habt uns nach Wien geholt? Mich und Don Chapman?«, fragte Coco. Ihr Verdacht schien sich zu bestätigen. »Hast du uns einen deiner Freunde als Boten geschickt?«
»Ja, ja!«, stimmte Burgdörfler ihr zu. »Ich tat es im Auftrag der anderen Freaks, die sich sorgten ... um die Stadt, um ihr Leben. Als ich von seinem Tod erfuhr, dachte ich schon, alle Mühe sei vergebens gewesen! Ich wollte den Dämonenkiller herbitten, aber ich sehe ihn nicht. Wo ist der Dämonenkiller Dorian Hunter?«
Coco ignorierte seine Frage. »Du hast uns also auch den Zeitungsartikel nach London geschickt?«
Der Verwachsene nickte. »Wo ist der Dämonenkiller? Er ist nicht nach Wien gekommen?«, wiederholte er besorgt. Das Schicksal des toten Freaks schien ihn nicht sehr zu bedrücken. Aber auch unter ehemaligen Dämonen herrschen immer noch andere Moralvorstellungen als unter Menschen.
»Er ist hier«, gab sie beruhigend zur Antwort. »Aber er untersucht den Fall von einer anderen Seite. Warum habt ihr euch nicht offen zu erkennen gegeben? Vielleicht wären wir jetzt schon weiter.«
Aber der Freak schüttelte nur heftig den Kopf. »Nein, niemals! Nicht zu erkennen geben! Das wäre falsch. Was ist, wenn Luguri ahnt, dass wir euch riefen? Zu erkennen geben? Nein, niemals!«
Der Puppenmann bemerkte erstaunt, wie der Freak am ganzen Leib zu zittern begonnen hatte.
»Ich mag dir nicht recht glauben, Johannes!«, entgegnete Coco, und Burgdörfler nahm ihren Einwand mit sichtlichem Unbehagen zur Kenntnis.
»Nicht glauben?«, fragte er, und suchte seine Verlegenheit hinter gespielter Empörung zu verbergen.
Die ehemalige Hexe nickte. »Luguri hat euch meines Wissens Rehabilitierung versprochen. Für den Fall, dass ihr seine Ziele in besonderer Weise unterstützt. Ich weiß nur zu gut, wie viele von euch davon träumen, eines Tages wieder in die Schwarze Familie eingegliedert zu werden, und ...«
»Nein, nein!«, rief Burgdörfler dazwischen, »niemals würden wir so etwas wünschen!«
»Vielleicht nicht alle, aber doch die meisten. Gib es zu, Johannes. Luguri hat euch mit seinem Angebot am Haken, ist es nicht so?«
Der Freak druckste eine Weile unglücklich herum. Unruhig wischte er sich mit seinen verformten Fingern den Schweiß von der hohen Stirn.
»Es ist nicht ganz so, wie du sagst, Coco Zamis«, sagte er vorsichtig, »obwohl es viele von uns gibt, die sich dem Erzdämon anbiedern. Sie wollen ihr Leben zurück, ihr früheres Leben! – Aber ach, ich weiß, dass sie es nicht bekommen werden. Noch nie wurde ein Freak zurückverwandelt.«
Da hatte er zweifellos recht. Im Grunde konnte man nur Mitleid mit diesen Geschöpfen haben. Von den Menschen aufgrund ihres scheußlichen Aussehens nicht akzeptiert, hatten sie doch all ihre magischen Fähigkeiten verloren, was es ihnen unmöglich machte, gegen die Dämonen, die sie ausgestoßen hatten, vorzugehen.
»Die Freaks von Wien sind gespalten«, gab Burgdörfler nun unumwunden zu. »Die meisten laufen Luguri hinterher und bemühen sich, ihm zu Diensten zu sein, aber eine Minderheit ...« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »... eine Minderheit weiß, wohin das führen wird, jawohl! Nichts wird passieren, und die Freaks werden Freaks bleiben bis an ihr Lebensende! Deshalb wollen wir – ich wie viele andere – nur in Frieden leben. In unserer eigenen Stadt. In unserem Heim. Ohne die Dämonen, die es verwüsten. Wir wollen nicht benutzt werden, um ihre Schlachten zu schlagen. Wir wollen uns wehren, doch wir sind zu schwach. Deshalb müssen wir zur List greifen. Es gibt Informationen ... brisante Informationen«, flüsterte der Freak und rollte unfreiwillig komisch mit den Augen, sodass Chapman beinah in wohlwollendes Gelächter ausgebrochen wäre.
»Rebecca ist stark«, fuhr Burgdörfler unbeirrt fort, »aber das war nicht immer so.«
»Was plant sie?«, wurde er von Coco unterbrochen, die keine Lust hatte, sich das Geschwafel des Freaks noch länger anzuhören.
»Plant? Was sie plant?«, fragte der Verwachsene irritiert. »Hm. Kann ich ruhig sagen. Ja, das kann ich ruhig sagen! Sie beruft eine große Versammlung der Vampire ein. In der Ratmannsdorfgasse. In deinem Haus.«
»Alle Wiener Vampire?«, warf Coco ein. Was machte es für einen Sinn, ein solches Treffen einzuberufen?
»Nein! Nein! Nur die Oberhäupter ... die wichtigsten Oberhäupter der Welt! Jawohl! Sieben mal sieben Vampire sind eingeladen! Rebecca hat den Keller zu einem Versammlungssaal erweitert. Heute um Mitternacht fällt eine Entscheidung.«
»Das Treffen findet heute Abend statt?«, fragte sie. »Du rechnest doch nicht im Ernst damit, dass ich dir das abnehme!«
»Doch, doch! Heute Abend im Keller der Zamis-Villa!«, zeterte Burgdörfler. »Ganz sicher. Die ganze Vampirbrut ist bereits informiert. Und alle Dämonen. Rebecca hat versucht, es geheim zu halten, aber jeder weiß es. Seit Wochen ist es so geplant!«
Coco und auch Chapman blickten den Verwachsenen äußerst misstrauisch an, aber er wich keinen Millimeter von seinen Aussagen ab.
»Es ist wahr! Heute Abend!«, sagte er immer wieder und blickte seine beiden Besucher treuherzig an.
»Schön«, meinte Coco schließlich und ließ von dem Thema ab. »Gibt es sonst noch etwas Interessantes zu berichten? Was ist mit den Dämonenfamilien passiert? Sind sie von Rebecca alle unterjocht worden?«
»Nicht alle, nein«, wandte Burgdörfler zögerlich ein. »Einige sind geflüchtet. Die Lexas, die Nowottnys. Sie verließen die Stadt, bevor die Vampirin ihnen etwas anhaben konnte.«
Das hatte Coco bereits insgeheim vermutet. Diese beiden Dämonen-Clans hatten die Zeichen der Zeit erkannt und sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht.
Aber dem Freak schien noch etwas anderes auf dem Herzen zu liegen. Er rückte zunächst nicht recht mit der Sprache heraus, aber als er erkannte, dass Coco sich nicht so leicht abwimmeln ließ, lenkte er ein.
»Rebecca ist stärker als je zuvor«, murmelte er, »sie gewann neue Kraft mithilfe eines Hexers, so raunt man es sich hinter vorgehaltener Hand zu.«
»Nun rede doch nicht ewig um den heißen Brei herum!«, schimpfte sie, da sie langsam die Geduld verlor. »Jeder weiß, dass erst das Blut des Kinddämons ...«
»O nein!«, wehrte der Freak ab und schüttelte seinen Wasserkopf, »nicht das meine ich. Sie trank das Blut Baphomets und damit seine Magie – aber sie hat sie nicht recht vertragen können, die gute Rebecca! Die Wahrheit ist, sie hat gelitten die letzten Monate. Sie war schwach und hilflos, aber jetzt hat sie sich erholt.«
Coco wusste, dass der Grund dafür woanders lag, als der Freak vermutete, aber das band sie ihm nicht auf die Nase. Sie musterte Burgdörfler misstrauisch. »Was willst du damit sagen?«
»Das Vampirweib ist stark, sehr stark, das ist wahr«, nickte der Freak, »aber nur durch fremde Hilfe!«
»Baphomets Hilfe.«
Der Verwachsene schüttelte energisch den Kopf. »Nein, nein, nein! Nevermann war es, der ihr seine Dienste anbot. Ich habe es in dunklen Ecken dieser Stadt wispern hören. Leopold Nevermanns Zauber hat sie erstarken lassen.«
Coco warf dem Puppenmann neben sich einen fragenden Blick zu, doch der zuckte ebenfalls die Schultern. Augenscheinlich hatte auch er diesen Namen noch nie gehört.
»Ein Hexer ist er. Ein dämonischer Hexer und ein gerissener dazu. Er leistet keinen Dienst umsonst. Er ist ein Geschäftsmann.«
»Johannes, bitte drück dich etwas deutlicher aus«, mahnte Coco, »ich stehe hier wie der Ochs vorm Berg, und Don geht es nicht anders. Was hat es nun mit diesem Nevermann auf sich. Inwiefern war er Rebecca behilflich?«
Der Freak begann erneut, unruhig auf seinem Platz herumzurutschen. Offensichtlich war ihm nicht wohl dabei, so offen aus dem Nähkästchen zu plaudern. »Rebecca konnte Baphomets Fähigkeiten nicht nutzen. Keine von ihnen. Deshalb benötigte sie einen Magier-Dämon, der die Fesseln in ihr beseitigte. Fesseln, die ihr Baphomet damals selbst anlegte. Der alte Schurke! Hat sie zeit seines Lebens ausgenützt! Doch wie sollte sie Nevermann finden? Er ist ein Phantom, mal hier, mal da. Er haust im Gebirge, doch niemand weiß, wo genau. Also rief sie ihn mit einer Beschwörung zu sich.«