Du bist gefährlich für mich - Dunkle Geheimnisse Teil 1 von 4 - Sabine Richling - E-Book

Du bist gefährlich für mich - Dunkle Geheimnisse Teil 1 von 4 E-Book

Sabine Richling

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Beschreibung

"Sinnlich" "Gefährlicher Verführer trifft auf gebrochenes Mädchen. Wird er sein Ziel erreichen?" Dies ist der 1. Band einer prickelnden Dark-Love-Romanze in vier Teilen. 2. Band: "Du bist gefährlich für mich - Dunkle Begierden" 3. Band: "Du bist gefährlich für mich - Tödliche Bedrohung" Sündhafte Verführung, dunkles Verlangen und jede Menge Geheimnisse. Eine riskante Liebe und überkochende Gefühle ... mit einem i-Tüpfelchen Krimi. Das sind die Zutaten für diese 4-teilige "Dark-Love-Romanreihe". Teil 1: Er ist arrogant, selbstgefällig und unerhört vermessen. - Ich bin verschlossen und gehemmt. Vor allem aber will ich mich nicht verlieben. Er rettet mich aus einer prekären Situation und will mich von nun an beschützen. Doch da ist eine Dunkelheit in ihm und ich frage mich, ob ich mich in seiner Nähe nicht in weit größerer Gefahr befinde. Ich hatte mir geschworen, nie wieder einen Kerl in mein Leben zu lassen. Und dann treffe ich ihn auf einer Galaveranstaltung: Marc Brenner, weltberühmter Schauspieler, ungemein hot und kein bisschen bescheiden. Als Draufgängertyp hat er ein unerschütterliches Selbstbewusstsein und verführt Frauen im Akkord. Also weshalb bitteschön sollte ich mich auf ihn einlassen wollen? Ich bin das komplette Gegenteil von ihm: zurückhaltend und eher menschenscheu. Das Trauma meiner Vergangenheit hat aus mir eine Eigenbrötlerin gemacht. Deshalb traue ich heute keiner Menschenseele mehr über den Weg. Marc kann man nicht trauen! Er ist ein Herzensbrecher! Da bin ich mir sicher! Entschlossen wehre ich all seine Flirtversuche ab. Doch er versteht es, mich um den Finger zu wickeln. Und tatsächlich will ich irgendwann bloß noch eins: mich ihm mit Haut und Haaren hingeben! Nur dann finde ich etwas Fatales über ihn heraus! Er ist ein Mann mit dunklen Geheimnissen. Und plötzlich fürchte ich mich vor ihm. Denn eines ist von nun an klar: Er kann mir gefährlich werden und wird mich restlos zerstören ... Buchblog "Kruemelkeks" zum Buch: "Ich fieberte mit, ich bangte mit und ich spürte jeden Herzschlag der Charaktere. Mit einer fesselnden Sprache und einer packenden Erzählweise zieht die Autorin wohl jeden in den Bann und lässt einen bis zum Schluss nicht mehr los. Das Buch hinterlässt einen bleibenden Eindruck, der weit über die Seiten hinausreicht. En absolutes Must-read für alle Fans von Dark-Love-Romanen!" Mehr Infos zum Buch unter: cleobe.wordpress.com/2024/04/09/du-bist-gefaehrlich-fuer-mich-dunkle-geheimnisse-von-sabine-richling

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

„Kein Sex mit einem Millionär“

Leseprobe

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

1

Ich stehe mitten im Gang wie bestellt und nicht abgeholt und sehe mich um. Die meisten Gäste der Gala haben ihre Plätze schon eingenommen. Jeder weiß, wo er hingehört, nur ich fühle mich wie im falschen Film – vollkommen fehl am Platz.

„Sie sehen so aus, als wüssten Sie nicht, wohin“, spricht mich ein smarter, viel zu gut aussehender junger Mann im schwarzen Dreiteiler an. Womöglich ist er ein berühmter Schauspieler – ein Star erster Güteklasse – und ich habe keine Ahnung, wer er ist. Da ich keinen Fernseher besitze und selten ins Kino gehe, kenne ich mich in der Filmbranche nicht so aus, was mit großer Wahrscheinlichkeit als Gast dieser Veranstaltung ein No-Go ist.

„Ja, so ist es“, antworte ich dem schönen Mann mit seinen unverschämt leuchtend blauen Augen. Dabei beginnen meine Wangen aufzuglühen, als wollten sie Alarm schlagen oder einen Grill anzünden.

Ich bin es nicht gewohnt, unter Menschen zu sein. Am liebsten verkrieche ich mich in meinem Atelier und widme mich meiner Kunst.

„Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen“, scheint er sich in den Kopf gesetzt zu haben, mir unter die Arme zu greifen.

Ich lächle ihn bloß unsicher an und frage mich, wie man einer verlorenen Seele wie mir helfen könnte.

„Zeigen Sie mir doch mal Ihre Einladung“, fordert er mich auf und hält mir seine Hand entgegen. Folgsam tue ich, was er verlangt. Widerspruch wurde nicht in meine Gene programmiert. Ich suche die Karte in meiner Handtasche und reiche sie ihm. Dabei sehe ich ihn mit meinen hellbraunen Augen hoffend an, dass er mir sagt, was ich zu tun habe.

„Sie sind Lea Waldeck?“, fragt er verblüfft. „Die Lea Waldeck? Tochter des großen Regisseurs Udo Waldeck?“

Ich antworte nicht, lächle ihn bloß verlegen an und beginne, mit meinen hüftlangen blonden Locken zu spielen. In solche Situationen gerate ich ständig, sobald jemand meinen Namen erfährt. Dabei will ich gar nicht erkannt werden, sondern mein Leben unauffällig in der Versenkung verbringen. Was kann ich dafür, dass mein Vater ist, wer er ist? Ich habe mit all dem nichts am Hut.

„Ihr Vater sitzt an Tisch vierzehn, wie ich gesehen habe. Kommen Sie, Lea, ich führe Sie dorthin.“

Er hält mir seinen Arm hin, den ich erst nach einigem Zögern ergreife, um mich bei ihm unterzuhaken.

„Sie brauchen keine Scheu zu haben. Ich werde Ihnen nichts tun, versprochen“, scheint er sich über meine Zurückhaltung zu amüsieren. Natürlich findet er es witzig, dass ausgerechnet ich total verklemmt bin. Das findet jeder in dieser Branche lustig, in der man über exhibitionistische Veranlagungen verfügen muss, um der Welt sein Gesicht in Film- und Fernsehproduktionen zu präsentieren. Ich könnte das nicht! Sobald eine Kamera auf mich gerichtet wird, erstarre ich vor Aufregung und ich bin froh, wenn mich niemand weiter beachtet. Ich brauche keinen unnötigen Rummel um mich – nur Ruhe und Frieden, um mich in stiller Abgeschiedenheit meiner Bildhauerei zu widmen. Was ich mit meinen Händen erschaffe, ist formschöne Ästhetik. In jeder meiner Skulpturen befindet sich ein kleines Stückchen meiner Seele – meiner Persönlichkeit. Nur wer genau hinsieht und das Kunstwerk mit seinen Fingern ertastet, kann die Magie erfühlen und erfahren.

„Wissen Sie, Lea, Ihre Kunst fasziniert mich bereits seit Längerem“, behauptet er, was mich nicht weiter beeindruckt. Ein Schönling wie er weiß einfach, das Entscheidende im richtigen Moment zu sagen. Wahrscheinlich gibt er sich regelmäßig als Frauenversteher aus und sagt seinem Flirt-Objekt genau die Dinge, die es hören möchte. Er wird geübt darin sein, eine Frau um den Finger zu wickeln – ist wohl ein Meister der Verführung.

Nur ich funktioniere anders. Wer mich für sich gewinnen möchte (was zugegebenermaßen ziemlich schwer ist), muss erst mal in der Lage sein, meine Seele zu berühren. Und dieser charmante, aber viel zu forsch vorgehende Schönheitskönig ist zwar ein Sahneschnittchen, dem die Mädels mit Sicherheit zu Füßen liegen, doch in meiner Welt kommt es darauf nicht an. Für mich ist es wichtig, dass ein Mensch Tiefgang besitzt und nicht unbedingt eine dicke Brieftasche. Ein großes Herz ist entscheidend und nicht eine coole Fassade oder gar ein perfektes Äußeres.

„Ach ja?“, zweifle ich an der Wahrheit seiner Worte. „Sie sehen nicht aus wie ein Kunstliebhaber.“

Ich gebe zu, in meiner Bemerkung schwingen unzählbar viele Vorurteile mit, die ich bereits in so kurzer Zeit über ihn entwickelt habe. Das ist nicht fair von mir. Immerhin kenne ich ihn überhaupt nicht. Doch ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er ein Sonnyboy ist, der das Leben recht leicht nimmt.

Er lacht – scheint nicht weiter gekränkt zu sein. Ich bin beruhigt. Warum ist mir sein Gemütszustand plötzlich wichtig?

„Wie sieht denn ein Kunstliebhaber Ihrer Ansicht nach aus?“, will er wissen und bleibt mit mir an einer Säule stehen. Hier ist Tisch vierzehn ganz sicher nicht zu finden. Seine kurzen rabenschwarzen Haare lassen das Blau seiner Augen noch farbenfroher hervorstechen. Gott, diese perfekten Konturen seines Gesichts sind nicht von dieser Welt! Wie kann man nur so unerhört schön sein?

„Nun ja …“, stammle ich und suche nach einer überzeugenden Antwort, die nicht durchblicken lässt, dass ich ihn bereits in eine Schublade sortiert habe, die ihm womöglich nicht gefällt. „Weniger wie ein Pfau, eher unauffälliger“, gelingt es mir nicht mal ansatzweise, meine viel zu schnell erlangten Vorurteile bedeckt zu halten. Ich schäme mich sofort für meinen als durchaus beleidigend zu verstehenden dummen Satz.

„Oh, so habe ich das nicht gemeint“, rudere ich sogleich zurück. Doch dieser Satz steht nun im Raum – schwebt über uns wie eine dunkle Wolke.

Erneut lacht er, nur diesmal mit weniger Leichtigkeit.

„Warum habe ich auf einmal das Gefühl, Sie hätten mir bereits einen Stempel aufgedrückt?“, lässt er durchblicken, erkannt zu haben, was in mir vorgeht.

„Das habe ich nicht“, lüge ich und wechsle die Farbe in meinem Gesicht von Leichenblass zu Feuerrot. Oh Mann, am liebsten würde ich ein Loch in die Säule hinter mir bohren und meinen Kopf reinstecken! Ich bin aufgeflogen! Nun weiß er, wie ich über ihn denke – einen netten, hilfsbereiten, außergewöhnlich schönen Mann, der nichts weiter im Sinn hat, als mir zu helfen. Ich bin eine doofe Kuh! Genau deshalb – weil ich null Komma null Ahnung habe, wie man sich in Gesellschaft korrekt verhält – meide ich die Menschen weitestgehend. Fettnäpfchen sind nämlich meine Spezialität.

„Lassen Sie mich raten, Lea“, sagt er und sieht galant über die körperlichen Anzeichen hinweg, die meine Schwindelei allzu deutlich werden lassen. „Sie glauben, ich hätte Sie nur angesprochen, weil ich auf einen heißen Flirt aus bin, mit der anschließenden Option auf mehr. Wobei die Betonung auf ‚mehr‘ liegt. Richtig?“

Wow, ich sterbe jeden Augenblick vor Pein! Da mein Gesicht bereits in knalligem Rot vor sich hinglüht, kann ich mich eigentlich entspannt zurücklehnen. In dieser Hinsicht kann mir nichts Schlimmeres passieren. Allerdings schießt mir nun das Adrenalin wie ein Hurrikan durch die Blutgefäße, sodass mir auf einmal schwindelig wird. Mit einem Taumel vor den Augen denkt es sich so schlecht. Was soll ich darauf sagen?

„Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen“, bemerke ich und verblüffe mich selbst. Dass mir in solch einer Situation die richtigen Worte einfallen, hätte ich nicht gedacht. Normalerweise renne ich einfach davon, wenn’s blöd wird. Heute und hier wäre ein so unreifes Verhalten jedoch schlichtweg deplatziert. Mein Vater sitzt irgendwo in diesem Festsaal und wartet auf mich. Und da er ohnehin keine hohe Meinung von mir hat, habe ich beschlossen, die Minuspunkte, die ich im Laufe meines fünfundzwanzigjährigen Lebens bei ihm angesammelt habe, nicht unnötig zu erweitern.

„Es war unangebracht von mir, so unhöflich zu sein. Manchmal weiß ich auch nicht, warum ich bin, wie ich bin. Glauben Sie mir, ich habe es nicht leicht damit, ich selbst zu sein.“

Der Schönling beginnt zu lachen – derart laut, dass einige zu uns herüberschauen.

Hört auf zu glotzen! Ich kenne den Kerl nicht und stehe nur aus Versehen neben ihm.

„Sie sind wirklich entzückend, Lea“, lässt er den Charmeur raushängen. Bin ich eben unbemerkt in eine Parallelwelt gesprungen? Ich hab doch gar nichts Nettes zu ihm gesagt!

Als er gerade ansetzt, mit seinen abstrusen Komplimenten fortzufahren, ruft mir mein Vater von Weitem zu.

„Lea, Kind, hier bin ich!“, scheint es ihn nicht weiter zu stören, dass sich beinahe die Aufmerksamkeit aller Versammelten auf ihn richtet und kurz darauf auch auf mich.

Prima! Jetzt würde ich gerne ins nächst gelegene Gully-Loch springen und darin für immer verschwinden.

„Tut mir leid, Herr …“, ich gerate ins Stocken, da ich ja versäumt habe zu fragen, wer er eigentlich ist. Andererseits sollte mir als Tochter von Udo Waldeck, dem Star-Regisseur, jeder Promi der Filmbranche bekannt sein.

Er grinst mich an und wirkt amüsiert über meine Bildungslücke, doch seinen Namen verrät er mir nicht.

„Ist ja auch egal, wie Sie heißen“, haue ich meinen nächsten Fauxpas heraus. Ich sollte mich dringend bei einem Knigge-Kurs anmelden. Und so ganz nebenbei muss ich zweifellos den Umgang mit meinen Mitmenschen erlernen. „Tschuldigung!“, sage ich nun und bin empört über mich selbst. „Natürlich ist es nicht egal, wer Sie sind. Und Sie haben mir wirklich prima geholfen, wofür ich Ihnen selbstverständlich dankbar bin. Aber Sie sehen ja selbst: Ich bin ein Elefant im Porzellanladen und alles andere als entzückend. Ständig purzeln mir Unhöflichkeiten aus dem Mund.“

„Ja, in der Tat, Lea, Sie sind wirklich etwas Besonderes“, scheint er nicht verstanden zu haben, was ich ihm gerade gesagt habe. Meine Worte sollten als Warnung vor mir verstanden werden. Doch anstatt erschüttert die Flucht zu ergreifen und überall Warnschilder im Saal anzubringen: Vorsicht, tollpatschige Regisseurs-Tochter, zeigt er sich erneut erheitert und grient vor sich hin.

„Wenn Sie glauben, ich fühle mich durch Ihren trockenen Charme abgeschreckt, liegen Sie falsch“, fügt er an, als hätte er den Ernst der Lage noch immer nicht erkannt. Dabei geht es hier um nichts Geringeres als seinen Ruf, der ihm verloren gehen könnte, wenn er einmal zu oft mit einem Schussel wie mir zusammen gesehen wird.

„Aber ich habe gar nicht vor, Sie absichtlich abzuschrecken“, erkläre ich ihm die Situation. „Das passiert mir ganz automatisch.“

Mein mir unbekannter Promi beginnt lauthals zu lachen.

„Lea, Sie sind wirklich erfrischend. Wo haben Sie nur Ihren Humor her?“

Hä?

„Lea!“, ruft mein Vater nun energischer und winkt mich mit wilden Gesten zu seinem Tisch heran. Wenn ich nicht gleich pariere, wird er zu seiner Muskete greifen und damit eiskalt auf mich zielen. Er spielte sich schon immer als General unserer Familie auf. Auch als meine Eltern noch verheiratet waren und jedem die heile Welt vortäuschten.

Meine Mutter hat sich zu ihrem Glück vor ein paar Jahren von ihm gelöst. Nur ich habe den Absprung nie so ganz geschafft. Ich lasse mich nach wie vor von ihm herumschubsen und mir in regelmäßigen Abständen an den Kopf werfen, welche Enttäuschung ich doch im Grunde bin. Selbst meinen letzten Freund hat er auf seine Seite gezogen und ihn davon überzeugt, was ich für ein nutzloses Dasein friste.

„Ich denke, ich werde Sie jetzt besser zu Ihrem Vater führen, bevor er sich zu einem feuerspeienden Drachen verwandelt“, hat mein Gegenüber anscheinend richtig erkannt, was für eine Bestie in meinem Vater steckt, die man lieber nicht reizen sollte.

„Danke“, bin ich froh, dass er die drohende Gefahr erkannt hat und mich freizugeben beabsichtigt. An der Schulter drückt er mich leicht voran und ich habe das Gefühl, zu meiner Hinrichtung geführt zu werden. Die glühenden Augen meines Vaters sind ein kleiner Vorgeschmack dessen, was mich noch erwartet: nämlich eine Standpauke, die sich gewaschen hat, weil ich mich verspätet habe.

„Vielleicht darf ich Sie nachher zu einem Getränk an die Bar entführen?“, fragt mich mein namenloser Schmeichler.

„Falls mich der General jetzt nicht in tausend Stücke zerreißt und was von mir übrig bleibt, gern“, habe ich mich offensichtlich entschieden, ihm keinen Korb zu geben. Dabei mache ich seit dem Scheitern meiner letzten Beziehung nichts anderes. Ich verteile die Körbe im Akkord. Sobald mir ein Mann ansatzweise das Gefühl gibt, interessiert an mir zu sein, schwinge ich den Hammer und zerstöre jedes noch so kleine aufkeimende Pflänzchen. Und das fällt mir überhaupt nicht schwer, denn im Menschenvertreiben bin ich geübt. Ich brauche nur den Versuch einer Konversation zu beginnen und schon geht alles schief. Mein Vater hat durchaus Recht: Ich bin eine Enttäuschung und absolut nutzlos.

„Gut“, erwidert mein freundlicher Begleiter abschließend, als er mich bei meinem Henker abliefert. Dabei grinst er belustigt, als würde er nicht ernst nehmen, was ich ihm gerade über meine bevorstehende Hinrichtung gesagt habe.

„Ich hole Sie später hoffentlich in einem Stück ab.“

Ich lächle bloß verlegen und schaue ihm beinahe flehend hinterher, mich nicht mit meinem Vater allein zu lassen. Doch wenn mir eines niemand glaubt, dann dass mein Vater ein Monster ist! Er ist wer in der Filmbranche: ein Star, ein erfolgreicher Macher, den alle verehren.

Wer bin ich schon? Die unnütze Tochter, die nicht an sich glaubt – beladen mit Selbstzweifeln und Ängsten und alles andere als gesellschaftsfähig.

2

„Verflucht noch mal, Lea, wo warst du so lange?“, fragt der General mit wutverzerrter Miene. „Wirst du es jemals schaffen, mich nicht zu blamieren? Sämtliche Tische sind voll besetzt, jeder Gast dieser Gala-Veranstaltung ist pünktlich erschienen. Und wer erlaubt sich mal wieder, aus der Reihe zu tanzen? Meine nichtsnutzige Tochter! Mein Gott, Lea, gibt es denn nichts, wovor du ein bisschen Respekt hast? Haben deine Mutter und ich denn wirklich alles falsch bei dir gemacht?“

Wie ein wütender Gorilla dreht er an dem Schraubverschluss der Mineralwasserflasche und befüllt sein Glas mit der sprudelnden Flüssigkeit. Dabei stellt er sich eine Spur zu ungeschickt an und kippt einen Teil daneben.

„Verflixt und zugenäht! Nun sieh, was du gemacht hast!“, ist ihm wohl entgangen, dass er sich das Wasser selbst eingeschenkt hat.

Bis jetzt ist es mir noch nicht gelungen, eine entspannte Sitzhaltung einzunehmen, da mein Vater sofort drauflospolterte. Deshalb versuche ich – trotz der schlechten Stimmung zwischen uns –, meinen steifen Rücken zu entlasten. Doch als ich meinen Blick in die Tischrunde werfe, erstarre ich, als ich Ben links von mir sitzen sehe.

„Oh“, bin ich immerhin in der Lage zu sagen. Mein erstes Wort, seitdem ich an diesem Tisch Platz genommen habe.

„Ja, Kind“, mischt sich mein Vater sofort ein, „wie du siehst, habe ich deinen Ex-Freund hierhergebeten. Der bisher einzige vernünftige Mensch in deinem sonst so verkorksten Leben.“

„Hi“, bemerkt Ben und grinst mich blöd an.

Ich kann es nicht fassen, dass ich ihm – nach zwei Jahren Glückseligkeit ohne ihn – hier plötzlich wiederbegegnen muss. Wenn ich eines definitiv nicht will, dann ist es mit ihm reden zu müssen, geschweige denn, in seiner Nähe zu sein. In den drei Jahren, in denen wir ein Paar waren, hatte er sich zu einem Abklatsch meines Vaters entwickelt. Er und der General wurden zu einem Herz und einer Seele, was dazu führte, dass ich von da an der Knecht zweier Personen wurde. Beide hackten im Wechsel wie zwei Aasgeier auf mir herum, so oft, bis sie sämtliches Fleisch von meinen Knochen abgenagt hatten – mein Selbstwertgefühl bis aufs kleinste Atom zerstört war.

„Es wäre schön, ihr würdet wieder zusammenfinden“, erlaubt sich mein Vater zu verlangen. „Ben hatte dich gut im Griff und dir zu mehr Disziplin verholfen.“

„Ja, bis ihm dann das erste Mal die Hand ausgerutscht ist und er mich zu Hackfleisch verarbeitet hat“, stimme ich meinem Vater verbittert zu.

„Nun übertreib’s mal nicht, Kind“, lässt der General meine Worte nicht gelten. „Ben hat nur getan, was nötig war. Schließlich mangelte es dir auch damals schon an Respekt und Verstand.“

Natürlich! Es war meine Schuld. Denn alles, was ich tue oder sage, ist falsch. Da hatte ich durchaus die eine oder andere Tracht Prügel nötig.

„Aha!“, erwidere ich nur und würde am liebsten auf der Stelle davonlaufen. Doch meine Furcht vor dem General ist viel zu groß – vor dem, was er mir antun könnte, wenn ich mich seinem Willen nicht beuge.

„Es tut mir leid, was damals passiert ist“, gibt sich Ben reumütig.

„Na bitte, Lea, alles halb so wild“, ist mein Vater offenbar voll im Bilde. „Gib ihm eine Chance. Die hat er verdient.“

„Ich denke, das sollte ich entscheiden und nicht du!“, wage ich mir gerade, einen eigenen Willen zu zeigen.

„Papperlapapp, Lea!“, nimmt der General mein Aufbegehren nicht ernst. „Seit wann weißt du, was gut für dich ist? Das wäre ja was ganz Neues. Seit Jahren versuchst du erfolglos, deine bizarren Skulpturen zu vermarkten. Wenn das so weitergeht, gerätst du mir noch unter die Räder. Wahrscheinlich nimmst du schon heimlich Drogen oder fällst jeden Abend betrunken ins Bett. Glaub mir, Lea, ich weiß, wohin die Erfolglosigkeit mancher Künstler führt.“

Er nimmt einen Schluck aus seinem Wasserglas und lässt dabei außer Acht – trotz seines ach so gewaltigen Erfolgs –, ein ehemaliger Alkoholiker zu sein.

„Ich bin nicht so erfolglos, wie du denkst“, lasse ich mich zu einem weiteren Widerspruch hinreißen. Die Tatsache, dass wir uns in der Öffentlichkeit befinden, verleiht mir Mut. Wären wir unter uns, würde ich mehr Zurückhaltung üben, denn sein Verhalten kann unberechenbar sein.

„Mädchen, du trägst einen großen Namen“, erinnert er mich daran, die Tochter eines gefeierten Regisseurs zu sein. „Niemand kauft deine Basteleien, weil sie künstlerisch wertvoll sind, sondern weil sie den Namen ‚Waldeck‘ tragen. Du profitierst von meinem Erfolg! Das ist alles!“

Ich entgegne meinem Vater nichts mehr – lasse seine Aussage unkommentiert im Raum stehen. Auch wenn mich jedes einzelne Wort bis auf die Knochen entwürdigt. Was auch immer ich jetzt erwidern würde, es könnte den General niemals erreichen, da seine geringschätzige Meinung über mich unabänderlich ist.

„Und nun hör auf deinen alten Herrn und freunde dich wieder mit Ben an. Er soll schließlich nicht umsonst hergekommen sein.“

Ich wende meinen Kopf zur Seite und blicke in Bens dämlich grinsende Visage. Die Zeit nach ihm war wie eine Befreiung. Mein Magen krampft sich zusammen bei seinem bloßen Anblick. Ich bemühe mich, ein gequältes Lächeln aufzusetzen. Aber ich befürchte, dabei wie eine Henne kurz vor der Schlachtung auszusehen.

„Du bist immer noch so hübsch wie damals“, schmiert er mir Honig um den Bart. „Wenn ich dich so ansehe, kann ich nicht verstehen, wie ich es zulassen konnte, dass du mich verlässt.“

Seine Worte erinnern mich daran, wie schwer es war, Ben nach der Trennung abzuschütteln. Überall, wo ich war, lauerte er mir auf. Er war wie eine lästige Zecke, die sich an einen ranhängt, um sämtliche Lebensenergie schonungslos auszusaugen. Drei Mal bin ich umgezogen – ohne Erfolg! Nach kurzer Zeit gelang es ihm, meine geheimen Adressen herauszufinden. Bis er eines Tages eine neue Frau kennenlernte und glücklicherweise von mir abließ. Von da an begann mein neues Leben und ich konnte endlich durchatmen.

Einen Freund hatte ich seither nicht mehr gehabt. Viel zu groß war meine Angst, alles könnte sich wiederholen. Und jetzt schleppt der General meine vergangene Hölle hier an. Ich möchte mich dagegen wehren, meinem Vater empört ins Gesicht schreien. Doch revolutionäres Gebaren meinem Vater gegenüber ist keine Option – habe ich auch nie gelernt. Denn Widerstand ist zwecklos und könnte ungeahnte Folgen nach sich ziehen.

„Ich finde die Idee deines Vaters großartig, uns wieder zu verkuppeln“, fährt Ben ungeniert fort und rückt mit seinem Stuhl etwas näher. „Wir gehören einfach zusammen, Lea, findest du nicht auch?“

Er sieht mich an wie ein Gefängniswärter, der sich schelmisch darüber freut, dass ihm sein entflohener Häftling erneut ins Netz gegangen ist. Fehlt bloß noch die maßgeschneiderte Sträflingskleidung, die er unerwartet für mich hervorzieht.

„Ich glaube, wir sollten alles so lassen, wie es ist“, wage ich, seinen Annäherungsversuch sofort im Keim zu ersticken.

„Waaas?“, rutscht ihm seine Frage eine Spur zu laut heraus, sodass uns alle weiteren acht Personen an diesem runden Tisch, inklusive des Generals kritisch beäugen. Gleichzeitig wird plötzlich der erste Gang serviert. Somit ist Ben genötigt, Ruhe zu bewahren und von mir abzurücken.

Ich bin froh, den Löffel in die Hand nehmen zu können, und betrachte meine Suppe als willkommene Ablenkung. Beinahe in Lichtgeschwindigkeit schlürfe ich die Flüssigkeit in mich hinein und denke aufgewühlt darüber nach, ob ich mich besser davonschleichen sollte, solange weder Ben noch der General über meine Zukunft entschieden haben. Noch bin ich ein freier Mensch, aber das könnte sich jeden Augenblick ändern.

Würde ich mich allerdings tatsächlich für eine spontane Flucht entscheiden, wäre es nicht ausgeschlossen, auf der Todesliste meines Vaters zu landen. Jeder Mensch, der ihm auch nur ansatzweise zu schaden beabsichtigt oder nicht nach seiner Pfeife tanzt, wird stückchenweise von ihm demontiert. Der General findet immer Mittel und Wege seine Gegenspieler auszuschalten.

Ja, mit dem Wissen, einen Diktator zum Vater zu haben, lebe ich bereits seit langer Zeit. Und es gab niemanden, der mich hätte vor ihm schützen können. Nicht einmal meine Mutter.

„Mein Gott, Lea, hast du denn überhaupt keine Tischmanieren?“, stört sich mein Vater daran, wie ich esse. „Du schlingst ja alles wie ein Geier in dich hinein.“

Ich erwidere nichts und lege den Löffel beiseite … in der Hoffnung, er würde sich entscheiden, mich wieder in Ruhe zu lassen.

„Gut, dass dich Marc Brenner so nicht sehen kann“, geht mein Wunsch nicht in Erfüllung. „Er hätte mir doch glatt unterstellt, bei deiner Erziehung versagt zu haben.“

„Von wem redest du?“, frage ich, während die leeren Suppentassen abgeräumt werden.

„Herrgott, Lea!“, schimpft er mit verkniffener Mimik und fasst sich an die Stirn. „Du lässt dich von einem Weltstar an unseren Tisch führen und hast keine Ahnung, wer er ist?“

Verständnislos schüttelt er mit dem Kopf und starrt mich an, als wäre ich ein grünes Männchen vom Mars, das sich in der Adresse geirrt hat. Sorry, wo ist meine Untertasse? Ich reise sofort wieder ab.

„Mensch, Mädchen, du bist die Tochter des Regisseurs und erkennst nicht mal einen Schauspieler, um den sich die Filmwelt reißt?“

Nervös rutsche ich auf meinem Stuhl herum, weil ich befürchte, wieder einmal mit Vorwürfen überschüttet zu werden.

„Also wirklich, Lea“, klinkt sich Ben mit ein, „du kannst deinen Vater doch nicht ständig blamieren.“

„Siehst du, der Junge stimmt mir zu“, fühlt sich der General darin unterstützt, mich zur Dumpfbacke zu erklären.

„Natürlich“, sage ich. „Das war ja auch nicht anders zu erwarten.“

Ben schnappt wie ein Karpfen auf dem Trockenen nach Luft und scheint empört zu sein über meine aufsässige Bemerkung.

„Du brauchst eindeutig jemanden, der dir deine Grenzen aufzeigt“, knurrt er und ergreift meine Hand. Seine Augen verfinstern sich und der Druck seiner Finger um meinen Handrücken nimmt zu.

„Entschuldige dich bei ihm, Mädchen“, befiehlt mein Vater. „Du siehst doch, was deine unüberlegten Worte angerichtet haben. Ben ist bloß deinetwegen hergekommen und du hast ihm bis jetzt nur die kalte Schulter gezeigt.“

„Tut mir leid“, habe ich mich entschieden, auf den General zu hören, damit der Schmerz in meiner Hand aufhört.

„Schon besser“, entgegnet Ben und lässt mich los. „Du musst dich eben erst daran gewöhnen, dich wieder disziplinierter zu verhalten. Aber das kriegen wir schon hin, mein süßes Dummerchen. Deine Flausen werde ich dir bald austreiben.“

Ich reibe mir die Hand und erwidere nichts auf Bens Äußerung, die wie eine Drohung klingt. Langsam bekomme ich es mit der Angst zu tun, dass die beiden längst in meiner Abwesenheit über mich und mein weiteres Leben entschieden haben. Dann kann ich mich ja zurücklehnen und dem General und seinem Handlanger die Entscheidungsgewalt über meine Person anvertrauen. Sie werden schon wissen, was das Beste für mich ist.

Ich schaue an mir herunter und überprüfe, ob ich bereits mit dicken Ketten an Händen und Füßen am Stuhl fixiert wurde. Meine Glieder fühlen sich auf einmal so schwer an. Noch scheint aber die mutmaßlich geplante Knebelung nicht vollendet, daher nehme ich mir vor, die Veranstaltung auf der Stelle zu verlassen – ungeachtet aller Konsequenzen, die mir drohen.

„Ich muss mal Luft schnappen“, entscheide ich mich für den falschen Satz.

„Jetzt?“, fragt der General verärgert. „Kommt nicht infrage! Der zweite Gang wird gleich serviert.“

Ben wirft mir einen gefährlichen Blick zu, den Bogen nicht zu überspannen. Plötzlich fühle ich mich versetzt in die Vergangenheit, in der ich nichts alleine entscheiden durfte. Nicht mal, wann ich aufs Klo gehe. Ich habe nicht vor, es jemals wieder so weit kommen zu lassen, deshalb springe ich vom Stuhl auf und hänge mir meine Handtasche um die Schulter.

„Bitte entschuldigt mich einen Moment“, mache ich klar, mir nichts mehr verbieten zu lassen.

Ich warte nicht auf eine mögliche Reaktion der beiden Wachhunde und will mich nicht damit aufhalten, meinen Stuhl an den Tisch zu schieben. Ich plane die direkte Flucht.

Doch unerwartet ergreift Ben mein Handgelenk und hält mich fest.

„Warte, Lea, ich begleite dich“, tut er vor den Gästen so, als wäre alles ganz harmlos. Dabei ist mir vollkommen klar, dass er mich nicht aus den Augen lassen möchte.

„Danke, das ist nicht nötig“, versuche ich, die aufgezwungene Eskorte zu verhindern.

„Aber das macht mir nichts aus“, gibt er sich vor allen als den charmanten Begleiter.

„Na dann …“, bleibt mir keine andere Wahl, als zuzustimmen, um kein Aufsehen zu erregen.

Ben wirft mir ein siegreiches Grinsen zu. Offenbar habe ich den Kampf um meine Freiheit längst verloren.

3

Im Laufschritt eile ich auf die große Terrasse – mit Ben im Schlepptau – und denke nicht darüber nach, wie es mir hier in meinem dünnen, zweifellos sexy geschnittenen Kleid ergehen wird. Es ist tiefster Winter und die Temperaturen empfindlich kalt. Meine Beine sind nur bis zu den Knien bedeckt und der schwarze seidige Stoff, in den ich heute für diese Veranstaltung geschlüpft bin, bietet keinen Schutz vor dem eisigen Klima. Trotzdem führt mich mein Weg hierher, in der Hoffnung auf einen klaren Kopf.

„Bist du irre?“, schimpft mir Ben hinterher und folgt mir in die klare Mondnacht. Die Musik aus dem Festsaal dringt bis zu uns vor, doch die plötzliche Zweisamkeit mit Ben ist alles andere als romantisch. „Es ist schweinekalt und du kommst auf die wahnwitzige Idee, dir in dieser Eisluft den Arsch abzufrieren? Glaub ja nicht, dass ich dir mein Jackett gebe. Ich hol mir doch nicht deinetwegen den Tod!“

„Du kannst ja gerne wieder reingehen“, biete ich ihm an, mich alleine zu lassen. Nichts wäre mir lieber als das. Ihn in meiner Nähe zu wissen, ist reinste Folter für mich. Und da ich nicht damit rechnen kann, dass er urplötzlich von einem Meteoriten erschlagen wird, der versehentlich Bens Weg kreuzt, kann ich nur hoffen, er würde sich aufgrund der frostigen Temperaturen freiwillig zurückziehen.

„Ich denk nicht dran!“, erhebt er seine Stimme und schnappt mich am Oberarm. „Du wirst jetzt mit mir gemeinsam an den Tisch zurückgehen und das Menü bis zum letzten Gang genießen.“

„Lass mich bitte los, Ben!“, sage ich, denn mir missfällt sein Umgang mit mir.

„Dann begleite mich ins Warme“, fordert er in harschem Ton und bohrt seine Finger in mein Fleisch.

„Später“, mache ich ihm deutlich, mich nicht mehr nach seinen Anweisungen zu richten.

„Jetzt hörst du mir gut zu, Lea“, sagt er mit bedrohlicher Miene und zieht mich gewaltsam zu sich heran. Seine immer dunkler werdenden Augen formen sich zu Schlitzen, während er mich mit beiden Händen an den Schultern packt. „Ich bin heute hergekommen, um mir zurückzuholen, was mir gehört. Daran wirst du mich nicht hindern. Deine neue Aufsässigkeit wird dir noch leidtun und ändert nichts daran, dass du heute Abend mit mir gehen wirst.“

Ängstlich vernehme ich, was er mir gerade offenbart hat: nämlich dass er vorhat, mich nach der Feier zu entführen. Ich beginne zu zittern und frage mich, ob dies die wachsende Furcht vor Ben verursacht oder die Kälte, die mir durch Mark und Bein zieht.

„Ich werde nirgendwo mit dir hingehen, Ben“, wage ich, mich gegen seine Eigenmächtigkeiten zu behaupten, obwohl ich befürchte, dass er jeden Augenblick die Kontrolle verliert.

„Los, wir gehen jetzt wieder rein!“, legt er fest und zieht mich am Arm Richtung Eingang.

„Ich entscheide für mich selbst!“, bricht Panik in mir aus, er könnte mich verschleppen.