Ein Bodyguard zu Weihnachten - T.C. Daniels - E-Book

Ein Bodyguard zu Weihnachten E-Book

T.C. Daniels

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Beschreibung

Verlieb dich nicht in deinen Boss. Niemals. Parker Sullivan, der neue Gouverneur von Massachusetts, freut sich auf seinen Urlaub. Nach einem anstrengenden, aber erfolgreichen Wahlkampf hat er eine Auszeit dringend nötig. Über die Weihnachtsfeiertage will er sich in sein Blockhaus in den Green Mountains zurückziehen und einfach mal abschalten. Die perfekte Gelegenheit, Abstand zu seinem Leben zu bekommen. Vor allem zu seinem wortkargen Bodyguard, der ihn von Tag zu Tag mehr durcheinanderbringt. Durch einen dummen Zufall, an dem Parker nicht ganz unschuldig ist, wird Grant Marshall, sein heißer Bodyguard, jedoch mit ihm in seiner Berghütte eingeschneit. Und während draußen ein Schneesturm tobt und sie von der Außenwelt abschneidet, entbrennen unerwartete Gefühle und ein gefährliches Verlangen zwischen ihnen. Doch es gibt ein Leben außerhalb dieser Hütte. Ein Leben, in dem sie nicht zusammen sein dürfen. Ein Leben, in dem es kein Happy End für sie gibt. Oder doch?

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

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EIN BODYGUARD ZU WEIHNACHTEN

T.C. DANIELS

INHALT

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Epilog

Über den Autor

Weitere Bücher des Autors

2. Auflage

Copyright © 2023 T.C. Daniels

Covergestaltung: AK Buchcover

T.C. Daniels

c/o WirFinden.Es

Naß und Hellie GbR

Kirchgasse 18

65817 Eppstein

Alle Rechte vorbehalten.

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors. Personen und Handlungen sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Markennamen sowie Warenzeichen, die in diesem Buch verwendet werden, sind Eigentum der rechtmäßigen Besitzer.

PROLOG

Grant

»Mann, wir haben gewonnen!«, schrie Parker ohrenbetäubend laut direkt in Grants linkes Ohr. Er reckte die Faust in Siegerpose in die Höhe, ehe er rückwärts auf sein Bett fiel.

»Ja, Mann«, murmelte Grant, bückte sich und hievte Parkers Beine vollends auf die weiche Matratze. Parker war eingeschlafen, sobald sein Körper das Bett berührt hatte. Alkoholgeruch schwängerte die Luft, und sein Schrei klang Grant noch immer in den Ohren.

Schweigend starrte er auf den zukünftigen Gouverneur von Massachusetts hinunter, der volltrunken im Bett lag. Es war ein langer und harter Kampf gewesen und letztendlich hatte er die Wahl gewonnen. Grant war stolz auf seinen Boss. Er hatte es verdient, denn er war ein guter Kerl und würde ein fabelhafter Politiker werden.

Seufzend zog er Parker die Schuhe aus, ehe er ihn zudeckte, das Licht löschte und den Raum verließ. Draußen lehnte er sich gegen die Tür und schloss müde die Augen. War er ein schlechter Mensch, weil er seinem Boss insgeheim gewünscht hatte, nicht zu gewinnen?

Seit Beginn des Wahlkampfes war er im Personenschutz für Parker Sullivan beschäftigt und jeden Tag hatte er sich ein wenig mehr zu seinem Boss hingezogen gefühlt. Jeden Tag war der Demokrat ihm sympathischer geworden und es war Grant immer schwerer gefallen, seine Gefühle für ihn zu verbergen.

Jetzt, da die Wahl entschieden war und Parker mit einem Jahrhundert-Sieg von sechsundsechzig Prozent der Stimmen zum nächsten Gouverneur von Massachusetts gewählt worden war, hatte sich auch der letzte Rest Hoffnung verabschiedet.

Natürlich war das nicht das einzige Hindernis. Er war sich nicht mal sicher, ob Parker überhaupt an Männern interessiert war. Er hatte zwar versucht, an Informationen zu gelangen, aber diese eine hatte er nicht bekommen. Zumindest wäre es nicht möglich gewesen, ohne dass es aufgefallen wäre.

Und so hatte Grant beschlossen, Parker zu vergessen. Er war sein Boss, vermutlich nicht mal homosexuell und jetzt als Gouverneur sowieso tabu. Es machte keinen Sinn, einem Trugbild nachzujagen. Das war nicht seine Art.

Grant stieß sich kopfschüttelnd von der Tür ab. Er sollte nicht über Parker nachdenken. Nicht darüber, ob er schwul war oder nicht, denn es spielte keine Rolle mehr.

KAPITEL1

Parker

»Du hättest mir den Alkohol wegnehmen sollen«, raunte Parker seinem Bodyguard zu. Grant gab kein Anzeichen, dass er ihn gehört hatte. So wie immer. Er war manchmal ein verdammter Idiot. Er war gut in dem, was er tat. Aber er gab Parker ständig das Gefühl, zu nerven. Und das nervte wirklich.

Parker war der neue Gouverneur von Massachusetts und Grant sollte sich ihm gegenüber nicht aufführen wie der letzte Arsch. Jetzt kniff er seine Lippen zusammen, sodass sie nur noch eine schmale Linie bildeten. Seine Hände hatte er vor seinem Körper verschränkt und lauschte der Rede von Rachel Gallagher, Parkers Wahlkampfmanagerin, die sich über den Sieg und die kommenden vier Jahre ausließ, in denen sich viel ändern würde.

Parker hingegen hatte mit seinem Kater zu kämpfen. Ihm war noch immer übel und schwindelig, aber das änderte nichts daran, dass er seine Pflichten wahrnehmen musste. Jetzt mehr denn je.

»Hörst du mir überhaupt zu?«, raunte er Grant zu.

»Ich höre Rachel zu«, gab der mit seiner tiefen Stimme zurück, ohne ihn anzusehen. Das machte er immer. Immer benahm er sich so, als wäre es ein verdammtes Privileg, dass Parker sich überhaupt in seiner Nähe aufhalten durfte. Wie konnte ein Sicherheitsbeauftragter so arrogant sein? Und wie kam es, dass er sich noch immer in Parkers Team befand?

Na ja, das war ziemlich einfach zu beantworten. Er war kompetent. Er war sogar verflucht kompetent. Er war aufmerksam, er war stets perfekt organisiert und leitete das fünfköpfige Sicherheitsteam so mühelos, als hätte er in seinem Leben nie etwas anderes getan. Er war groß und breit und Parker war sich zu hundert Prozent sicher, dass er sich jeder Kugel in den Weg stellen würde, die auf Parker abgeschossen wurde. Niemand kam an Grant Marshall vorbei.

Außerdem – und das war eigentlich ein sehr, sehr unwichtiger Grund, aber nicht unwichtig genug – sah er verdammt gut aus. Parker stöhnte innerlich manchmal über sich selbst, dass er den Blick einfach nicht von Grants grünen Augen nehmen konnte. Oder von dem Dreitagebart, der sein breites Kinn schmückte.

»Gleich kommt dein Part«, erinnerte ihn Grant.

Parker nickte. »Ich weiß.«

»Gut.«

Da. Da war sie wieder. Die unangebrachte Arroganz, die Grant immer auf ihn abfeuerte. Parker schnaubte. Rachel beendete ihre Rede und drehte sich zu Parker um. Sie klatschte, wie auch viele andere Wähler, die sich heute hier eingefunden hatten. In ihren Augen glimmte Stolz, dass sie den Wahlkampf miteinander durchgestanden und gesiegt hatten.

Parker betrat das Rednerpult und blickte lächelnd in die Kamera. Blitzlichter flammten auf. Er ordnete sorgfältig seine Papiere, die er immer bei sich trug, obwohl der Teleprompter bereitstand. Und dann begann er zu sprechen.

* * *

»Eine großartige Rede!«, rief Rachel, streckte ihre Hände aus und zog Parker in ihre schlanken und durchtrainierten Arme. Rachel war die disziplinierteste Frau, die er kannte. Sie machte fast schon fanatisch Sport, war ein Workaholic und ein unglaublich netter Mensch.

Parker sah über Rachels Schulter zu Grant hinüber. Der war weit entfernt davon, nett zu sein. Er hatte sich eine Sonnenbrille aufgesetzt - es war Ende November – und starrte scheinbar unbeteiligt vor sich hin. Aber Parker wusste, dass dem nicht so war. Grant hatte alles im Blick. Immer.

Der Mann war mit seinen siebenunddreißig Jahren nur ein Jahr älter als er, aber er wirkte, als lastete die Verantwortung für die ganze Welt auf seinen Schultern – und als mache ihm das gar nichts aus. Als würde er sich jeder Herausforderung stellen.

»Danke«, sagte Parker zu Rachel und drückte sie nochmals.

»Denk daran, dass morgen das Dinner bei Frieda Williams ansteht und übermorgen wirst du bei Jimmy erwartet.«

Parker wusste das alles. Er wusste, dass die nächsten Wochen mörderisch werden würden. Nicht ganz so schlimm wie zu Wahlzeiten, aber doch kräftezehrend und erschöpfend. Aber er hatte es so gewollt. Er wollte Gouverneur von Massachusetts werden und er hatte es geschafft. Er würde auch alles Weitere schaffen. Doch das hieß nicht, dass er sich nicht auf seinen wohlverdienten Urlaub in ein paar Wochen freute.

Das abgelegene Chalet in den Bergen, in das er sich für eine Woche zurückzuziehen gedachte, übte schon jetzt einen unwiderstehlichen Reiz auf ihn aus. Einfach mal abschalten, den ganzen Trubel vergessen, Wein trinken, Filme sehen, im Indoor-Pool schwimmen.

Er war nicht anspruchsvoll. Nur urlaubsreif.

Parker trat zu der Limousine, die ihn zu seinem Haus bringen würde. Grant stand an der Tür und hielt sie ihm auf. Er war eine verdammte menschliche Mauer. Manchmal fragte Parker sich, wie viel Menschlichkeit überhaupt in Grant steckte. Er war ein Mann, der selten lachte und stattdessen immer die starre Maske aus Ernsthaftigkeit und Coolness trug.

»Danke, Grant«, schnurrte Parker. Er grinste in Grants Sonnenbrille und sank auf den Rücksitz der Limousine. Grant schloss die Tür und Parker beobachtete, wie er in das Mikrofon, das an einem Band an seinem Handgelenk befestigt war, sprach. Dann drehte er seinen Kopf in alle Richtungen, sah sich nach potentiellen Bedrohungen um, ehe er auf den Fahrersitz sank.

Der Motor schnurrte los und Grant fuhr an.

»Sie können die Sonnenbrille jetzt abnehmen«, sagte Parker schmunzelnd zu Grants Spiegelbild, das er im Rückspiegel betrachten konnte.

»Danke, aber ich behalte sie auf«, entgegnete Grant auf seine kühle, bestimmte Art. Parker unterdrückte ein Seufzen und lehnte sich zurück.

»Was denken Sie? Werde ich ein guter Gouverneur sein?«

»Sie wurden gewählt, oder?«

Parker lehnte sich vor. Grants Parfüm drang ihm in die Nase. »Das war nicht die Frage.«

»Ich habe dazu keine Meinung.«

»Keine Meinung? Das ist eine zu einfache Antwort, Grant. Als Bodyguard eines frischgewählten Gouverneurs sollten Sie auf jeden Fall eine Meinung haben.« Parker wollte eine Antwort. Und er würde sie aus Grant hervorlocken.

»Und wenn ein Reporter mich nach meiner Meinung fragt? Ist es Ihnen dann auch wichtig, dass ich eine Meinung habe und damit hausieren gehe?«, erkundigte Grant sich. Er wirkte vollkommen ruhig und auch seine Mimik ließ nicht erkennen, ob er verärgert war. Das war wirklich frustrierend. Parker sank zurück in den weichen Ledersitz. »Natürlich nicht. Ich will Ihre Meinung wissen.«

»Ich bin die Schweiz. Neutral.«

»Dann sind Sie auf gewisse Weise gegen mich. Wenn sie nicht vollkommen für mich sind, sind Sie gegen mich.«

»Seltsame Ansichtsweise. Werden Sie mich deswegen feuern?«

Parker seufzte. »Nein, ich werde Sie nicht feuern. Solange die Schweiz mir den Rücken freihält, kann ich mich damit arrangieren«, erwiderte Parker. Er betrachtete Grants Spiegelbild und bemerkte ein leichtes Zucken in seinem Mundwinkel.

Schweigen legte sich über sie, in dem Parker immer wieder Grant beobachtete, während der den Wagen problemlos durch den Bostoner Abendverkehr steuerte.

Parker lebte schon seit Jahren zurückgezogen in einem Haus in Beacon Hill. Eine diskrete Tiefgarage an der Hinterseite seines Hauses, ermöglichte es ihm, unerkannt sein Haus zu betreten und zu verlassen, wie es ihm beliebte.

Mit ruhiger Routine gab Grant den Code ein und fuhr in die Garage hinein. Er parkte den Wagen neben Parkers anderen drei Autos. Nur das leise Knacken des Motors durchbrach die Stille zwischen ihnen. Die Tiefgaragenluft drang durch die Lüftungsschlitze ins Auto. Still und drückend legte sie sich um sie, während Parker weiterhin in den Rückspiegel starrte. Er wünschte, Grant würde diese dämliche Brille abnehmen. Er wünschte, Grant würde sich mal weniger wie ein Roboter oder wie die verdammte Schweiz benehmen.

Grant hob sein Gesicht und es sah so aus, als würde er Parkers Blick im Rückspiegel erwidern. Erwartungsvolle Stille hing in der Luft, die Grants Stimme schließlich durchschnitt. »Wir sind da.«

»Habe ich bemerkt«, sagte Parker. Er stieß die Türe auf und stieg aus, was Grant ihm gleichtat. Sie betraten den kleinen Aufzug und fuhren damit ins Haus hoch. Ein Luxus, der zwar angenehm, aber nicht unbedingt nötig gewesen wäre.

Parkers Haus war eines der vielen Reihenhäuser im Federal Style. Innen war alles topmodern. An jeder Ecke fanden sich kleine technische Spielereien, die Parker so liebte. Nachts leuchteten draußen altmodische Gaslampen und die engen Straßen bestanden aus groben Backsteinen. Beacon Hill war eine beschauliche Wohngegend, hier lebten Menschen mit Geld direkt neben ausgeflippten Künstlern.

Parker liebte die Lage, weil sie ihm ein zurückgezogenes Leben ermöglichte, ohne ihn einzuengen. Wenn er in den ersten Stock hinaufging und dann die schmale Wendeltreppe ins zweite Geschoss erklomm, hatte er eine fantastische Aussicht auf den Charles River.

Grant hatte Parkers Reisetasche getragen, in der sich immer frische Hemden befanden, falls mal ein Unglück passierte oder er kurzfristig auf Reisen musste. Er stellte sie in der Garderobe ab und sah Parker erwartungsvoll an.

Parker zerrte an seiner Krawatte und lockerte den Knoten, während er in die Küche ging. Aus dem Kühlschrank holte er einen Kanister Orangensaft und schenkte sich ein Glas voll ein. Er sah zu Grant hin, der ihm in die Küche gefolgt war. Seine dämliche Sonnenbrille hatte er abgenommen. Trotzdem hatte er immer noch die steife Haltung eines Marineoffiziers, der auf Befehle seines Vorgesetzten wartete. Konnte dieser Mann sich auch mal entspannen?

»Auch?«, fragte Parker und hielt den Kanister in die Höhe.

»Nein, danke«, erwiderte Grant. »Wenn Sie mich für heute nicht mehr brauchen …«

»Die Pats spielen gleich gegen die Giants«, sagte Parker mit bedeutungsschwerer Miene. Jeder Football-Fan wusste, was das zu bedeuten hatte.

»Das ist mir bekannt«, entgegnete Grant.

»Das Spiel beginnt in fünf Minuten.«

»Das stimmt.«

Oh Herrgott! Dieser Mann würde ihn noch in den Wahnsinn treiben! Hatte er ein Wortlimit, das er einhalten musste und von dem Parker nichts wusste?

»Sie werden es nie rechtzeitig nach Hause schaffen.«

»Das ist nicht so schlimm, ich werde es aufnehmen.«

Parker verdrehte die Augen. »Oder … Sie entscheiden sich, hierzubleiben und das Spiel zu schauen. Bei mir.«

»Das ist keine gute Idee«, sagte Grant. Sein Tonfall war wie immer tief und dunkel und absolut unumstößlich.

»Warum nicht?«

»Weil Sie …«

»Ich bin Parker. Und ich lade Sie dazu ein, das Spiel mit mir anzusehen«, fiel Parker ihm ins Wort. Er trank seinen Orangensaft leer, stellte den Kanister zurück in den Kühlschrank und zog in der gleichen Bewegung zwei Dosen Bier heraus. Eine warf er Grant zu, der sie mit einem schnellen Griff fing.

Parker nickte beeindruckt. »Gute Reaktion.«

Ohne weiter auf Grant zu achten, ging er in sein Junggesellenwohnzimmer, in dem sich der größte Fernseher aller Zeiten befand. Dazu eine bequeme, durchgesessene Ledercouch und ein einfacher Holztisch. Er war zu selten hier, um sich um Dekoration oder Einrichtung Gedanken zu machen. Es war ihm einfach nicht wichtig genug. Und abgesehen von seiner Schwester gab es auch niemanden, der sich daran störte. Wenn es nach ihr ginge, würde es Bilder an den Wänden geben und Kissen mit bunten Hüllen. Und wenn er sie nicht daran hindern würde, hätten längst jede Menge Funkopops sein Heim erobert.

So gab es da nur den Geruch seines Parfüms und ein einzelner Schal von den New England Patriots, den er vor Jahren an die Wand genagelt und seither nie wieder abgenommen hatte. Parker warf seine Anzugjacke über einen Stuhl und die Krawatte darüber, ehe er die obersten zwei Hemdknöpfe öffnete und sich die Schuhe von den Füßen kickte. Ein gezielter – und über die Jahre perfektionierter – Sprung und er landete auf seinem Lieblingsplatz auf dem Sofa. Er hatte die Fernbedienung in der Hand und der Fernseher erwachte gerade zum Leben, als Grant den Raum betrat.

Eine Hand hatte er in seiner Anzughose vergraben, die andere hielt die Bierdose. Er sah über Parker hinweg zu dem großflächigen Fernseher hin.

»Nettes Teil«, murmelte er.

»Setzen Sie sich«, forderte Parker ihn auf und nickte zum anderen Ende des Sofas hin. »Und ziehen Sie die Schuhe aus. Sie ruinieren noch meinen Teppich.«

Grant sah auf den beigefarbenen Hochflorteppich hinunter, als würde er dort die Lösung der Rätsel der gesamten Menschheit entdecken, dann tat er wirklich das Unglaubliche und schlüpfte aus seinen glänzenden schwarzen Hugo Boss Oxford-Schuhen und stellte sie ordentlich neben Parkers.

Mit elegantem und raumgreifenden Schritt durchquerte er den Raum und ließ sich dann gesittet auf dem Sofa nieder.

»Hi«, sagte Parker grinsend. Bevor Grant etwas erwidern konnte, hob er seine Hand. »Psst. Es geht los!«

Er erhöhte die Lautstärke des Fernsehers und sie betrachteten den Einlauf der Spieler und die üblichen Rituale, bevor das eigentliche Spiel begann.

Online bestellte Parker zwei Pizzen, die kurz nach dem Anpfiff eintrafen. Er reichte einen Pizzakarton Grant, der ihm einen erstaunten Blick zuwarf. Das amüsierte Parker irgendwie. Es war nicht leicht, seinen Bodyguard zu überraschen, aber offenbar war es ihm gelungen.

Parker tat, als hätte er es nicht bemerkt, versenkte seine Zähne hungrig in der knusprigen Pizza und leerte sein Bier. In der Werbepause holte er zwei weitere Dosen aus dem Kühlschrank und warf Grant wieder eine zu. Vergnügt nahm er zur Kenntnis, wie der die Zähne aufeinanderbiss, nachdem er die Dose mühelos aufgefangen hatte. Es war unterhaltsam, Grants Reaktionsgeschwindigkeit zu testen.

»Ich muss noch fahren«, sagte Grant und machte Anstalten, die Bierdose auf den Tisch zu stellen.

»Ich rufe Ihnen nachher ein Taxi«, sagte Parker und hinderte Grant daran, die Bierdose wegzustellen. Dabei berührten sich ihre Hände einen Augenblick und der Blitz, der Parker daraufhin durchzuckte, kam vollkommen unerwartet. Er fuhr zusammen und starrte Grant an. Was war das denn gewesen?

Da dessen Miene aber wie immer undurchdringlich war, glaubte Parker, sich geirrt zu haben. Das lag am Stress der letzten Tage. An den Aufregungen, der gewonnenen Wahl und den kommenden Veränderungen in seinem Leben. Es gab keine Blitze oder andere Naturgewalten, die zwischen ihm und seinem Bodyguard Platz hatten.

Parker richtete seinen Blick wieder auf den Fernseher, vernahm aber das befriedigende Klicken der Bierdose, als Grant sie öffnete.

Das Spiel ging weiter und Parker schaffte es, die Verwirrung zu vertreiben, die ihn kurz umhüllt hatte. Er war überempfindlich, kein Wunder, nach der ganzen Arbeit, die er in den letzten Wochen gehabt hatte. Trotzdem konnte er sich nicht daran hindern, immer wieder zu Grant hinüberzusehen, der gebannt und konzentriert den Spielverlauf beobachtete. Irgendwann richtete er aber doch das Wort an Parker. Und zwar, ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden. »Was gucken Sie denn immer so?«

Parker blinzelte. Offenbar hatte Grant bemerkt, dass er ihn anstarrte. Und das war ziemlich peinlich!

»Ich dachte, ich hab eine Spinne gesehen.«

»An meinem Ohr?«

»An der Wand dahinter«, flunkerte Parker und trank hastig sein Bier leer. Erleichtert, etwas zu tun zu haben, sprang er über die Rückenlehne und eilte in die Küche. Er zog zwei weitere Bierdosen aus dem Kühlschrank und versuchte währenddessen sein Herz dazu zu bringen, die Schlagfrequenz zu reduzieren. Das war doch wirklich lächerlich. Er hatte schon eine Menge Zeit mit Grant verbracht. Es gab keinen Grund, ihn ständig anzustarren. Und es gab auch keinen Grund, vollkommen auszuflippen, weil er es bemerkt hatte.

Parker schlug die Tür des Kühlschranks zu und zuckte zusammen, als Grant vor ihm stand. Er war etwas größer als Parker und sah nun schweigend auf ihn hinunter. Die Intensität seines Blickes war beängstigend. Parker starrte wortlos zurück und fragte sich gleichzeitig, was hier gerade vor sich ging und warum diese seltsame Situation seinen Schwanz dazu brachte, sich zu regen.

Das. War. Grotesk.

»Ich gehe jetzt besser«, sagte Grant kurzangebunden. Parker bemerkte, dass er bereits seine Schuhe trug, die Entscheidung war also schon gefallen.

»Flüchten Sie vor der Spinne?«, fragte Parker mit provokantem Tonfall. Er legte den Kopf schief und grinste.

Grant blieb ernst – natürlich, was auch sonst? »Es ist schon spät.«

Parker warf einen Blick auf die Wanduhr, die mit den Fotos seiner Familie verziert war. Cassidy, seine Schwester hatte sie ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt.

»Stimmt. Es ist schon nach neun Uhr. Wirklich allerhöchste Zeit, ins Bett zu gehen«, spottete er.

Grant nickte abgehackt. »Danke für das Bier und die Pizza.«

»Gerne«, entgegnete Parker.

»Ich hole Sie morgen früh um neun Uhr ab«, informierte Grant ihn. Seine Stimme war in den Minustemperaturbereich gerutscht. Eisig und distanziert. Das hatte er echt gut drauf. Parker fragte sich, ob ein Mann wie Grant Freunde hatte. Eine Familie. Konnte jemand wie er auch nett zu Menschen sein?

»Bis morgen«, sagte Grant und unterbrach damit Parkers Überlegungen. Er ging an Parker vorbei und ihre Körper berührten sich einen winzigen Moment. Man konnte es kaum eine Berührung nennen. Trotzdem begann sein Körper lichterloh zu brennen, an der Stelle, an der Grants Schulter die seine berührt hatte.

Grant schien es nicht zu bemerken, denn er griff nach seinem Jackett und war im nächsten Moment im Aufzug verschwunden.

Parker stützte seine Hände schweratmend auf der Arbeitsplatte ab und schüttelte den Kopf. Das war nicht möglich! Es konnte einfach nicht wahr sein! Warum spielte sein Körper genau jetzt verrückt?

Er hatte bereits monatelang nicht gerade wenig Zeit mit Grant verbracht. Gut, sie hatten sich nie zusammen ein Footballspiel angesehen und bisher war es ihm auch nie in den Sinn gekommen, ihn anzustarren, aber Herrgott! Was stimmte nicht mit ihm?

Parker nahm eine der beiden Bierdosen und hielt sie sich an die Stirn, um seinen erhitzten Kopf abzukühlen. Ein Blick nach unten enthüllte eine deutlich sichtbare Erektion, die die Anzughose kaum verbergen konnte.

Das war lächerlich. Absolut lächerlich. Er bekam einen Ständer, weil sein Bodyguard ihn im Vorbeigehen berührt hatte? Sah ganz danach aus, als ob er jetzt den Verstand verlor.

KAPITEL2

Grant

Er setzte sich in seinen Mercedes, schlug die Türe zu und legte den Kopf auf dem Lenkrad ab. Was zur Hölle war da drin gerade passiert?

Die Luft war so aufgeladen gewesen, dass nicht viel gefehlt hätte und ein Feuerwerk aus Funken wäre auf sie niedergeprasselt! Parkers ständige Blicke hatten ihn mit der Zeit ganz nervös gemacht. Es waren keine zufälligen Blicke gewesen, sondern lange, ausgedehnte Blicke. Blicke, die ein Kribbeln in seinem Körper hervorriefen, das ihn ganz unruhig machte und ihn schließlich dazu brachte, die Flucht zu ergreifen. Auch wenn die Pats in Führung lagen und er den Rest des Spiels nur im Radio mitverfolgen würde können, weil er natürlich nicht die Aufnahmefunktion am Fernseher aktiviert hatte, auch wenn er dass Parker vorhin gesagt hatte. Das war nur ein billiger Versuch gewesen, sich vor seiner einnehmenden Gesellschaft zu drücken.

Verdammt! Der Mann war heiß! Er war witzig, und er versuchte ihn ständig aus der Reserve zu locken.

Grant wünschte sich die anstrengenden letzten Wochen vor Ende des Wahlkampfes zurück. Da hatte Parker keinen Gedanken daran verschwendet, ihn zum Lächeln bringen zu wollen. Wann immer sie miteinander im Auto gefahren waren, hatte Parker seine Nase in seinen Unterlagen vergraben gehabt, was Grant ausreichend Gelegenheit geboten hatte, seinen Boss zu beobachten und vielleicht auch ein bisschen anzuschmachten. Wirklich. Nur ein bisschen.

Scheinbar hatte sich das Blatt gewendet. Jetzt war es Parker, der ihn beobachtete. Parker brachte ihn durcheinander. Parker erregte ihn. Die Erektion in seiner Hose bewies das sehr gut, weshalb es genau der richtige Moment gewesen war, um zu verschwinden.

Leise fluchend legte Grant den Rückwärtsgang ein und fuhr aus Parkers Garage heraus.

---ENDE DER LESEPROBE---