Ein Date mit Aliens und Cyborgs - Nova Edwins - E-Book

Ein Date mit Aliens und Cyborgs E-Book

Nova Edwins

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Beschreibung

Cyborgs, Aliens und Mutanten wollen ein Date mit dir!   Fünf düstere Sci-Fi-Liebesgeschichten von Bestsellerautorin Nova Edwins in einem Band. Enthalten sind: Gerecht geteilt Wild und ausgehungert Ihr skrupelloses Alien Der Cyborg von nebenan Ihr riesiger roter Retter

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EIN DATE MIT ALIENS UND CYBORGS

SAMMELBAND

NOVA EDWINS

SCI-FI ROMANCE

INHALT

Gerecht geteilt

Gerecht geteilt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Wild und ausgehungert

Wild und ausgehungert

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Epilog

Ihr skrupelloses Alien

Ihr skrupelloses Alien

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Epilog

Der Cyborg von nebenan

Der Cyborg von nebenan

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Mein riesiger roter Retter

Mein riesiger roter Retter

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Erobert von ihren Aliens

Aliens und Cupcakes

Die Gefangene der Voight

Über Nova Edwins

Copyright: Nova Edwins, 2020-2021, Deutschland.

Übersetzung: Mia Kingsley, 2020-2021, Deutschland.

Coverfoto: © Zoa-Arts – stock.adobe.com

Korrektur: http://www.korrekturservice-bingel.de

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

GERECHT GETEILT

GERECHT GETEILT

Sean ist seit einer Ewigkeit mein bester Freund – mit gewissen Vorzügen. Daran hat auch die Apokalypse nichts geändert. Früher sind wir zusammen durch die Klubs gezogen, jetzt wandern wir durch das Ödland, auf der Suche nach Lebensmitteln und einem sicheren Platz zum Schlafen.

Ich würde Sean niemals zurücklassen, aber sein Bein ist schwer verletzt und er kann kaum mithalten. Jeden Tag wird das Leben gefährlicher und da nur noch knapp ein Drittel der weiblichen Bevölkerung übrig ist, sind Frauen rares Gut.

Wir brauchen Hilfe. Wenn es nur um mich ginge, hätte ich in Rekordgeschwindigkeit die Apokalypse-Version eines Sugardaddys. Aber ich brauche jemanden, der willens ist, mich und Sean zu beschützen. Ich bin bereit zu tun, was auch immer nötig ist, um ihn zu finden.

Dark Sci-Fi-Romance-Novelle mit Over-the-top-Action und einem Happy End. Enthält ein knurrendes Alien, einen besitzergreifenden Mann der Rasse Mensch und einen kleinen Spritzer Apokalypse.

1

»Du solltest das wahrscheinlich nicht machen«, ruft Sean mir von unten zu.

Ich rolle mit den Augen. »Tja, irgendjemand muss es aber tun.«

»Wir können es auch beim nächsten Laden wieder versuchen – einem mit weniger Schutt vor der Tür.«

Ich muss ihn nicht ansehen, um zu wissen, wie besorgt er ist. Um ehrlich zu sein, mache ich mir ebenfalls Sorgen. Dieser Berg aus Müll und Beton sieht alles andere als stabil aus. Doch das kann auch gut sein, denn es bedeutet, dass die Apotheke dahinter schwerer zu erreichen ist. Vielleicht haben wir jetzt endlich mal Glück.

Ich mache den nächsten Schritt – wobei das Wort »Schritt« für die Bewegung, die ich mit meinem Fuß ausführe, vielleicht etwas hoch gegriffen ist. Im Grunde hocke ich mehr oder weniger auf dem Müllberg und taste mich vorwärts, indem ich mit dem Fuß teste, ob die wacklige Konstruktion unter mir mein Gewicht trägt. Ich krieche mehr, als dass ich gehe. Insgesamt arbeite ich mich nur sehr langsam vor und vermeide plötzliche Bewegungen.

Ich werfe einen Blick über die Schulter und sehe, dass Sean sich schwer auf den Überresten eines ausgebrannten Autos abstützt. Meine Entschlossenheit wächst. Ich muss unbedingt in diese Apotheke – er braucht Antibiotika.

Ein Operationstisch, ein Chirurg und ein paar nette Betäubungsmittel wären noch besser – aber die Zeiten sind lang vorbei. Nichts davon ist auch nur ansatzweise verfügbar, seit die Welt vor sechs Monaten untergegangen ist.

Und seitdem läuft alles echt beschissen.

Vor sechs Monaten habe ich es gerade eben geschafft, ein Streichholz zu entzünden, um meine heiß geliebten Duftkerzen anzuzünden, bevor ich mir mit dem Smartphone Lieferessen bestellt habe. Jetzt weiß ich, wie man ein echtes Feuer anzündet und – leider auch – wie man ein totes Tier häutet.

Es hat sich ebenfalls herausgestellt, dass ich eine erstaunlich gute Schützin bin. Nichts davon hätte ich je erfahren, wenn diese verdammten Aliens nicht unseren Planeten überfallen hätten. Dank ihnen habe ich zum ersten Mal eine Pistole gezückt, obwohl ich davor immer gegen Handfeuerwaffen gewesen war. Ironischerweise habe ich die Waffe nicht auf die Aliens gerichtet, sondern auf Menschen – auf Männer, um genau zu sein.

Sean ist einer der wenigen Kerle, die nicht vollkommen durchgedreht sind, seit die Aliens gelandet sind. Allerdings ist er auch schon immer mein bester Freund gewesen – schon bevor die Lichter im wahrsten Sinne des Wortes ausgegangen sind. Es ist nicht ein einziges Fünkchen Elektrizität übrig.

Auf diese Weise haben die Aliens uns erwischt – und dadurch, dass sie rund fünfundachtzig Prozent der weiblichen Weltbevölkerung getötet haben.

»Verdammt, Delilah, rede mit mir«, verlangt Sean.

»Ich kann noch nichts sehen und habe dementsprechend nichts zu berichten.«

»Ich will trotzdem deine Stimme hören, damit ich weiß, dass es dir gut geht.«

»Okay.« Ich beiße mir auf die Unterlippe, weil mein ganzer Körper kribbelt. Leider kann ich mich noch zu gut an die Zeiten erinnern, in denen Sean mich stöhnen und schmutzige Dinge sagen hören wollte. Jetzt will er bloß sichergehen, dass ich noch lebe. Ich hasse mein neues Leben. Das alte war um Längen besser. Aber wenigstens habe ich Sean an meiner Seite.

Nachdem ich sichergestellt habe, dass die Konstruktion mein Gewicht trägt, klettere ich vorsichtig auf der anderen Seite nach unten.

Ich wische meine schmutzigen Hände an meiner ebenso schmutzigen Jeans ab und schaue mich um. »Keine unmittelbare Bedrohung.«

»Sei trotzdem vorsichtig!«

Wieder rolle ich mit den Augen. Für diese Geste hätte ich vor ein paar Monaten noch ein Spanking von Sean bekommen. Jetzt sind wir beide zu erschöpft von der reinen Menge Arbeit, die wir brauchen, um am Leben zu bleiben.

»Ich bin immer vorsichtig«, rufe ich zurück.

»Du bist aber auch tollpatschig.«

Ich muss mir auf die Zunge beißen, weil ich müde und hungrig und genervt bin und deshalb fast etwas sage, was ich später bereuen würde. Alles in mir will ihn anfauchen, dass nicht ich diejenige bin, die in ein ausgetrocknetes Flussbett gefallen ist und sich das Bein gebrochen hat, weil sie die Tragfähigkeit einer Brücke unterschätzt hat.

Die Sache mit seinem Bein ist wirklich schlimm. Sean behauptet zwar das Gegenteil, aber ich sehe, wie er schwitzt und versucht, so wenig Gewicht wie möglich auf das Bein zu verlagern. Es gibt keine Krankenhäuser mehr und obwohl wir alles versucht haben, um den Bruch zu richten, bin ich mir sicher, dass er nicht richtig verheilt ist.

»Ich gehe jetzt rein.«

»Beeil dich!«

Ich lächele aufgrund seiner Antwort, denn manchmal kann er den dominanten Ton in seiner Stimme einfach nicht verstecken. Es ist der gleiche Tonfall, der immer dazu geführt hat, dass ich mein Höschen noch in der gleichen Sekunde ausgezogen habe, in der Sean es verlangt hat. Damals, in der guten alten Zeit, bevor die Aliens gekommen sind und die Welt in Flammen aufgegangen ist, waren wir Freunde mit gewissen Extras gewesen – kinky Extras.

Sean war Anwalt und ich habe Jura studiert, sodass wir beide zu beschäftigt waren, um neue Leute kennenzulernen und auf Dates zu gehen. Irgendwann haben wir herausgefunden, wie gut wir uns sexuell ergänzen, und haben angefangen, miteinander zu schlafen. Einer von uns hat das Essen besorgt, wir haben uns getroffen und einen Film geschaut und uns danach das Hirn rausgevögelt. Damit es nicht zu kompliziert wurde, hatten wir ein paar Regeln aufgestellt. Als Resultat habe ich in den letzten zwei Jahren nur Sex mit Sean gehabt, während ich mich sonst vollkommen auf mein Studium und meinen Teilzeitjob im Einzelhandel konzentrieren konnte. Es war das reinste Paradies.

Unsere freundschaftliche Affäre ist auch der Grund, warum wir zusammen waren, als die Apokalypse über die Welt hereingebrochen ist. Sean war mit Sushi vorbeigekommen und gerade damit beschäftigt gewesen, mir den Hintern zu versohlen, als der Strom ausgefallen ist. Das hat uns nicht aufgehalten, weil wir dachten, dass es sich um einen normalen Stromausfall handeln würde. Aber der Stromausfall hält bis heute an.

Stattdessen haben die Aliens einen Virus freigesetzt, der uns vermutlich alle töten sollte. Es lief offensichtlich nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatten, denn während die Männer überlebten, verwandelte sich der Großteil der Frauen in blutrünstige Monster.

Ich kämpfe mit den Tränen – wie immer, wenn ich an die Vergangenheit denke. Deshalb vermeide ich es weitestgehend, über das Vorher nachzudenken.

Während ich über das zerbrochene Glas der Eingangstür steige und die Apotheke betrete, schüttele ich den Kopf, um das Bild meiner jüngeren Schwester Amy zu vertreiben und davon, wie sie sich selbst die Kehle durchgeschnitten hat.

Da es seit der Apokalypse keinen Strom, kein Internet und nicht einmal Funkverkehr gibt, wissen wir nicht so richtig, was passiert ist. Ich habe nur meine eigenen Beobachtungen gemacht, auf die ich mich für meine Schlussfolgerungen verlassen muss.

Es sieht so aus, als habe der Virus, den die Aliens verbreitet haben, nahezu alle Frauen in den Wahnsinn getrieben. All das ist unglaublich schnell passiert. Die »Krankheit« ist in weniger als vierundzwanzig Stunden vorangeschritten. Erst sagte meine Schwester, dass sie sich krank fühle, als würde sie eine Erkältung bekommen. Die Erkältung entpuppte sich als Fieber, ein sehr schmerzhaftes Fieber, das irgendetwas mit ihrem Kopf angestellt hat – und nicht nur mit ihrem.

Alle Frauen, die ich kannte, und alle, denen ich kurz nach der Attacke begegnet bin, waren unglaublich feindselig und aggressiv. Sie haben versucht, jeden zu töten, den sie erwischen konnten, ehe sie die Aggressionen gegen sich selbst richteten. Meine Schwester benutzte einen abgebrochenen Flaschenhals, um sich umzubringen. Meine Tante ist vom Dach des Gebäudes gesprungen, in dem sie arbeitete. Und bis heute weiß ich nicht, was mit meiner Mutter passiert ist. Als ich an ihrem Haus ankam, war es bis auf die Grundmauern heruntergebrannt, und vier Leichen lagen dort, wo sich vorher die Küche befunden hatte.

Ich habe auch nicht die geringste Ahnung, warum ich selbst nie irgendwelche Symptome hatte. Abgesehen von dem emotionalen Trauma geht es mir ausgesprochen gut. Aber es ist beängstigend. Seit der Apokalypse habe ich nur fünf andere Frauen getroffen. Sie wiederum hatten auch nicht viele Frauen getroffen.

Das ist auch der Grund, warum der erste Schuss, den ich jemals aus einer Waffe abgefeuert habe, auf einen Mann gerichtet war.

Das Ende der Welt hat wohl dazu geführt, dass der Wahnsinn vieler Leute zum Vorschein gekommen ist. Die Männer haben sich zu Milizen zusammengerottet und versuchen nun, die verbliebenen Frauen für den »Versuch, die Welt wieder zu bevölkern«, einzusammeln. So nennen sie es zumindest. Ich nenne es »Gruppenvergewaltigungen«.

Deshalb halte ich mich an Sean und sorge dafür, dass wir beide sicher sind. Er hatte die Aufgabe übernommen und hervorragend erledigt, bis er sich das Bein gebrochen hat. Nun bin eben ich dran.

Das Glas knirscht unter der Sohle meines Turnschuhs und ich halte lauschend die Luft an. Es ist absolut still. Nicht einmal die Vögel zwitschern mehr. Um auf Nummer sicher zu gehen, ziehe ich das Messer aus der Halterung an meinem Gürtel. Ich mache den nächsten Schritt nach vorn.

Schon von hier aus kann ich sehen, dass die Regale längst geplündert wurden. Aber ich weigere mich aufzugeben. Während ich langsam durch den Laden schleiche, finde ich eine Packung Kopfschmerztabletten, einen Karton Tampons und einige Verbände. Alles davon kommt in meinen Rucksack, bevor ich weitersuche.

Frustration breitet sich in mir aus und ich knirsche mit den Zähnen. Ich brauche ein verdammtes Antibiotikum für Sean, weil ich ihn nicht auch noch verlieren kann.

Doch der Rest des Ladens ist leer. Ich finde bloß noch Windeln für Erwachsene und ein Paar Krücken. Vielleicht sollte ich sie mitnehmen, damit Sean sein Bein entlasten kann. Das wäre wenigstens ein Anfang.

Ich mache mich auf den Rückweg und klettere vorsichtig über den Müllberg. Sean steht auf der anderen Seite und fixiert mich aus schmalen Augen. »Was ist das?«

»Willst du mir erzählen, dass du noch nie Krücken gesehen hast?«

»Warum hast du sie mitgebracht?« Er klingt wütend.

»Weil dein Bein gebrochen ist? Und es nicht besonders gut heilt?«

Sean verschränkt die Arme und schüttelt den Kopf. »Lass sie liegen. Mir geht es gut. Ich brauche keine Krücken, die nur sichtbar machen, dass ich verletzt bin.«

»Nur zu deiner Information: Das macht dein Humpeln schon.«

»Ich habe keine Lust, mit dir zu diskutieren. Lass die Dinger da und komm runter zu mir.«

Am liebsten würde ich mit dem Fuß aufstampfen. Warum ist er so verdammt stur? Ich schwöre, dass ich ihn boxe, wenn er gleich wieder mit der Leier anfängt, dass ich ihn zurücklassen soll.

Mit einem traurigen Ausdruck in seinen grünen Augen schiebt er sein braunes Haar nach hinten. »Du wärst ohne mich besser dran.«

Ha! Ich wusste es! Sobald ich unten bin, werde ich ihm zur Abwechslung mal den Hintern versohlen. Vorher werfe ich ihm allerdings die Krücken hin. Sie landen vor seinen Füßen und er starrt mit angewiderter Miene darauf.

»Fang gar nicht erst damit an«, warne ich ihn, während ich nach unten klettere.

Ich bin fast angekommen, als ich seine starken Hände an meiner Taille spüre. Er kann selbst kaum aufrecht stehen und fühlt sich trotzdem verpflichtet, mir zu helfen.

»Ich habe dich.«

Mit einem Seufzen schließe ich bloß für eine Sekunde die Augen. »Das weiß ich doch. Und deshalb bleiben wir auch zusammen.«

Seine Lippen sind nur eine schmale Linie, weil meine Antwort ihn sichtlich unzufrieden stimmt. Er kann wohl kaum ernsthaft glauben, dass ich ihn im nächstbesten Straßengraben zurücklassen werde, nur weil er verletzt ist. Immerhin weiß ich, dass er so etwas niemals mit mir machen würde.

Er war schon immer einer meiner besten Freunde und jetzt ist er der einzige Mensch auf dieser Welt, dem ich noch vertraue. Ich werde ihn nicht zurücklassen. Weder jetzt noch in Zukunft. Niemals!

Es prickelt in meinem Nacken und ich drehe mich um, ehe ich mich mit zusammengekniffenen Augen umsehe. Ich kann das merkwürdige Gefühl nicht abschütteln, dass wir beobachtet werden.

Wir sind mitten im Nirgendwo in einer kleinen Stadt in Indiana und stehen auf den Überresten der Hauptstraße. In den vergangenen Monaten habe ich mich an die eingeschlagenen Schaufenster, die ausgebrannten Autos und die Leichen, die überall herumliegen, gewöhnt. Die infizierten Frauen haben viele Menschen getötet, bevor sie sich selbst umgebracht haben oder von jemand anderem erwischt wurden. Der Tod ist allgegenwärtig.

Es ist nicht leicht zu schätzen, wie viele Menschen überhaupt noch am Leben sind nach dem Alienangriff, den wahnsinnigen Frauen, den Kämpfen um Ressourcen (worunter heutzutage auch Frauen fallen) und den Versuchen des Militärs, die Erde gegen die Aliens zu verteidigen.

Ich schaue mich um, kann aber niemanden entdecken – weder Mensch noch Alien. Trotzdem nagt das Gefühl, dass wir nicht allein sind, weiterhin an mir.

»Komm. Wir brauchen einen Unterschlupf, ehe es dunkel wird.«

Sean nickt langsam und schaut in die gleiche Richtung wie ich. »Ist alles okay?«

»Ja, sobald wir ein gutes Versteck gefunden haben.«

2

Es ist fast dunkel, als wir das vierstöckige Parkhaus finden, das wie unser perfektes Versteck für die Nacht aussieht. Ich bin todmüde und brauche dringend ein paar Stunden Schlaf.

Wir sehen uns um und das Glück scheint ausnahmsweise auf unserer Seite zu sein.

Es gibt nur einen Eingang, der von dort, wo wir unser Lager aufschlagen wollen, auch zu sehen ist, sodass uns niemand überraschen kann. Der andere Ausgang ist durch zerbeulte Autowracks blockiert. Unser Versteck hat ein Dach, ist windgeschützt und niemand kann sich unbemerkt anschleichen. Damit haben wir den Jackpot geknackt.

Mit einem Ächzen nehme ich den Rucksack ab, stelle ihn auf den Boden und lasse meine Arme kreisen, um meine Schultern zu lockern. Sean rollt seinen Schlafsack aus und setzt sich hin. Die Erleichterung, sein Bein entlasten zu können, ist ihm anzusehen.

»Soll ich es mir mal anschauen?«

»Nein.« Er hebt nicht einmal den Kopf, sondern starrt zu Boden.

»Bist du sicher? Ich könnte –«

»Ich bin mir sicher«, bellt er mich an.

Da ich nicht weiß, was ich sonst noch sagen soll, knie ich mich hin und hole die Sachen aus meinem Rucksack, die wir fürs Abendessen brauchen. Es wird wieder Trockenfleisch und aus Pulver angerührten Eistee geben, weil wir in den letzten Tagen nichts Besseres auftreiben konnten.

Obwohl ich versuche, es mir nicht anmerken zu lassen, mache ich mir große Sorgen. Ich will Sean keinen Vorwand bieten, wieder seine kleine Rede darüber zu halten, dass ich ihn zurücklassen soll.

Wir sind inzwischen zu langsam und werden jeden Tag noch langsamer. Früher haben wir weite Strecken zurückgelegt, solange wir Tageslicht hatten. Wir sind an Supermärkten und Geschäften vorbeigekommen, die noch nicht vollkommen geplündert worden waren. Jetzt finden wir kaum noch Krümel. Wir brauchen mehr Essen und dringend Medikamente für Sean.

»Soll ich ein Feuer machen?«

Sean zuckt mit den Achseln. »Musst du nicht.«

Mir fällt auf, dass er zittert und nicht wirklich Nein gesagt hat. Also hocke ich mich hin und hole den kleinen Topf und die Kohlestücke aus dem Rucksack, um das Feuer zu entfachen. Sean hat ein bisschen Holz in seinem Rucksack und bald darauf werfen die Flammen merkwürdige Schatten auf sein Gesicht.

»Du musst mir etwas versprechen, Delilah.« Er sieht mich an.

Mir gefällt weder der Ton seiner Stimme noch der Ausdruck auf seinem Gesicht, aber ich kenne ihn lang genug, um zu wissen, dass es ihm ernst ist. »Was?«

»Sollten wir jemals auf eine Gruppe Männer treffen, will ich, dass du wegrennst. Mach dir keine Sorgen um mich und versuch nicht, mich zu retten – lauf einfach weg! Du bist schnell und clever und kannst es auch allein schaffen. Ich will nicht, dass du dein Leben für mich riskierst. So, wie die Welt jetzt funktioniert, bekomme ich wahrscheinlich einfach eine Kugel in den Kopf und dann war es das für mich. Aber du?«

Ich nicke, weil mir geradezu schmerzhaft bewusst ist, was mit mir passieren würde. Vaginen sind heutzutage eine Seltenheit und ich würde sofort in einem dieser »Wiederbevölkerungslager« landen, über die wir schon Gerüchte gehört haben, wann immer wir Leute getroffen haben, die keine Arschlöcher waren oder völlig den Verstand verloren hatten. Meistens waren es Pärchen wie wir – ein Mann, der versucht, seine Freundin, Frau oder Schwester zu beschützen. Große Gruppen bieten keine Sicherheit, damit zieht man nur Aufmerksamkeit auf sich. Außerdem muss man dann auch mehr Mäuler stopfen.

Ich war noch nie der extrovertierte Typ und die Apokalypse hat das nicht unbedingt geändert. Es macht Vertrauen fassen nur noch schwerer.

Die Härchen in meinem Nacken richten sich auf und ich drehe mich um, starre die nackte Betonwand an und wundere mich, warum ich mich so merkwürdig fühle.

Vielleicht brauche ich einfach nur Schlaf. Ich setze mich hin und öffne die Packung Trockenfleisch. Während ich meine Beine verschränke, wird mir wieder einmal bewusst, wie nass meine Pussy ist. Ich habe Sean nichts davon erzählt, weil es mir zum damaligen Zeitpunkt lächerlich erschien, aber ich bin mir inzwischen sicher, dass der Alienangriff doch einen Effekt auf mich hatte. Nur bin ich nicht krank geworden, sondern extrem … erregt. Wir hatten seit der Attacke keinen Sex mehr. In der Anfangszeit waren wir zu sehr mit Überleben beschäftigt, mussten uns an die neuen Umstände anpassen und hatten ständig Angst. Danach hat Sean sich verletzt und ich käme mir wie eine Idiotin vor, wenn ich ihn jetzt um Sex bitten würde. Meistens warte ich einfach ab, bis er abends eingeschlafen ist und verschaffe mir dann selbst Erleichterung. Es hilft zwar nur bedingt, aber ich habe keine Ahnung, was ich sonst machen soll.

Das Schlimmste ist allerdings, wie nutzlos ich mich fühle. Sean will nicht, dass ich mich um die Verletzung kümmere, und selbst wenn er es erlauben würde, könnte ich ihm nicht helfen.

Während ich mein Fleisch kaue, reiße ich mich zusammen, um nicht in Tränen auszubrechen. Jeden Tag schlägt die Verzweiflung ihre Klauen etwas tiefer in mich. Sean starrt ins Feuer und ich habe nicht die geringste Ahnung, worüber er nachdenkt. Wir sitzen einfach nur da.

Ich durchforsche meinen Kopf nach einem guten Gesprächsthema, als ich ein entferntes Rascheln höre. Die Art, wie sich Sean anspannt, verrät mir, dass er es auch gehört hat.

Er hat kaum Zeit, mir zu signalisieren, dass ich mich verstecken soll, als fünf Männer auftauchen. Sie betreten die Tiefgarage durch die Einfahrt und steigen lässig über die Überreste der Schranke.

Sieht so aus, als hätten wir uns doch das falsche Versteck ausgesucht. Verdammt!

Ich sehe die Schrotflinten, die auf uns gerichtet sind, und weiß direkt, dass jeder Fluchtversuch zwecklos ist.

Fuck. Fuck. Fuck!

Panik breitet sich in meinem Bauch aus und ich beginne zu zittern. Das trockene Fleisch steckt in meiner Kehle fest, weil ich kaum in der Lage bin zu schlucken.

»Wen haben wir denn hier?« Der vermeintliche Anführer tritt vor, die Hände wie ein Sheriff im Wilden Westen auf seinen Gürtel gelegt. Er nickt langsam und lässt seinen Blick von Sean zu mir wandern. Sein Lächeln ist alles andere als freundlich und ich ahne, was passieren wird. Sie werden Sean erschießen und mich mitnehmen.

Meine Möglichkeiten sind begrenzt. Sehr begrenzt.

In meinem Rucksack ist eine Pistole, aber die Patronen sind mir schon vor drei Wochen ausgegangen. Glücklicherweise wissen die Männer das ja nicht. Wie komme ich jetzt an die Waffe?

»Erinnere dich, was du mir versprochen hast«, zischt Sean durch seine zusammengepressten Zähne.

Ist er verrückt geworden? Ich kann ihn nicht zurücklassen. Selbst wenn ich wegrennen wollte, werden wir gerade von fünf Männern beobachtet. Jeder Plan, den ich mir auf die Schnelle überlege, beinhaltet eine Menge »für den Fall, dass« und keine der Ideen wirkt gut genug, um es auf einen Versuch ankommen zu lassen.

»Was wollt ihr?« Ich bemühe mich, entspannt zu klingen, als wäre mir nicht klar, was sie wollen. »Wir haben nichts Wertvolles dabei.«

Der Anführer lacht und tauscht Blicke mit seinen Kumpeln. »Warum lässt du das nicht die Männer für dich entscheiden, Herzchen?«

»Warum fickst du dich nicht ins Knie?« Ich kann meine Wut nicht unterdrücken.

»Delilah.« Sean schaut mich warnend an.

»Was? Soll ich vorgeben, dass alles in bester Ordnung ist, damit sie nett zu uns sind? Oh, bitte!« Ich verschränke meine Arme, während die Gedanken durch meinen Kopf rasen. Wie kann ich fünf bewaffnete Männer überwältigen?

»Keine Sorge, lieber Freund«, der Anführer lächelt Sean an, »wir werden uns sehr gut um deine kleine Schlampe kümmern. Die Vorlauten bieten nämlich in der Regel den meisten Spaß beim Sex.«

Es fühlt sich an, als hätte jemand mein Blut durch Eis ersetzt, und mit einem Mal fühle ich keinen Funken Selbstvertrauen mehr in mir.

Sean steht auf und nimmt meine Hand. Die Männer sehen noch amüsierter aus, weil sie gesehen haben, welche Probleme mein bester Freund hatte, sich aufzurappeln. Obwohl er verletzt ist, stellt er sich vor mich und schützt mich mit seinem Körper.

Bevor er die pathetische »Zuerst müsst ihr an mir vorbei«-Rede schwingen kann, ertönt hinter den Männern ein bedrohliches Knurren.

Einer von ihnen dreht sich um, stolpert ein paar Schritte nach hinten und flucht laut. »Habt ihr das gesehen?«

»Nein. Was?« Der Anführer wendet uns nun ebenfalls den Rücken zu.

Ich sehe einen Schatten, der sich schnell hinter den Männern bewegt – zu schnell, um menschlich zu sein. Erschrocken klammere ich mich an Seans Shirt fest und zucke zusammen, als ein weiteres Knurren aus der Dunkelheit kommt.

»Wer ist da? Zeig dich«, verlangt der Anführer und zieht seine eigene Schrotflinte, um in Richtung des Geräusches zu zielen.

»Da brat mir doch einer einen Storch!«, murmelt einer der Männer, als ein Alien aus dem Schatten kommt.

Er ist eindeutig männlich, riesig, sieht bedrohlich und überhaupt nicht menschlich aus.

Merkwürdigerweise ist er keins der Aliens, die versucht haben, die Menschheit auszurotten. Diese Art hatte ein ganz anderes Aussehen. Sie waren bloß um die ein Meter fünfzig groß, hatten kurze Arme und Stacheln auf dem Rücken. Ihre Haut wirkte irgendwie schleimig, sie hatten keine Haare, kleine runde Augen und ein Loch anstelle des Mundes.

Dieser Typ hier ist jedoch mindestens zwei Meter zehn groß und das beinhaltet nicht die beeindruckenden Hörner, die er mit sich herumträgt. Sie wachsen direkt aus seiner Stirn und lassen ihn erhaben und noch größer erscheinen, als er ist.

Und das will etwas heißen angesichts der Tatsache, dass alles an ihm riesig ist. Sein Körper glänzt silbrig, beinahe wie Metall. Seine Brust und die Arme sind muskelbepackt, was ich problemlos sehen kann, weil er nur eine Hose trägt. An manchen Stellen auf seinem Rücken und den Armen wächst Fell und die Finger enden in scharfen Krallen.

Als wäre seine Erscheinung mit den Hörnern und den Krallen noch nicht beeindruckend genug, hat er außerdem Fangzähne. Verdammte Fangzähne!

Seine Oberlippe hebt sich und er fletscht die Zähne, während er leise faucht und einen Schritt auf die Männer zumacht, die uns bedrohen.

»Was zur Hölle ist das?«, wispert Sean kaum hörbar.

»Ich habe nicht die geringste Ahnung. Wie verschwinden wir schnellstmöglich von hier?«

Er berührt meine Hüften und versucht, mich zur Seite zu schieben. »Du rennst weg und ich bleibe hier.«

Ich schüttele den Kopf und kralle die Finger tiefer in sein Shirt. »Auf gar keinen Fall!«

»Delilah, du wirst machen, was ich sage. Vor uns stehen bewaffnete Männer und ein Alien. Wie viele Gründe brauchst du noch?«

»Jetzt gerade bist du mein bester Freund und nicht mein Dom, also halt die Klappe.«

Sean schnauft, erwidert aber nichts mehr.

»Bleib weg«, sagt der Anführer der Männer, der am ganzen Körper zittert. Es ist wahrscheinlich auch das erste Mal, dass er ein solches Alien aus der Nähe sieht.

Das Alien brummt und klingt dabei irgendwie angewidert, während er nach dem Lauf der Schrotflinte greift, die der Mann hält. Ohne sich groß anzustrengen, knickt das Alien die Waffe in der Mitte um, als wäre sie aus Butter, und wirft sie zur Seite. Dann greift er an.

Seine große Hand packt den Kopf des Anführers und ich schließe gerade rechtzeitig die Augen. Leider halte ich mir nicht die Ohren zu, weshalb ich ziemlich deutlich höre, wie der Kopf des Mannes abgerissen wird.

»Heilige Scheiße!« Sean stolpert nach hinten und zieht mich mit sich.

Schüsse ertönen, bevor noch mehr Knurren und das Geräusch von reißenden Gliedmaßen die Stille füllen. Ich spüre, dass Sean zittert, und schiele vorsichtig über seine Schulter.

Das Alien hat alle fünf Männer getötet und schaut jetzt in unsere Richtung. Wir weichen langsam zurück, als er näher kommt und anfängt, durch unsere Sachen zu wühlen. Merkwürdigerweise macht er keine Anstalten, uns anzugreifen.

Nachdem er unsere Sachen inspiziert hat, sieht er uns an und zeigt auf das Feuer.

»Will er uns anzünden?«

Sean schüttelt den Kopf. »Keine Ahnung. Vielleicht hat er die Typen getötet, damit er uns essen kann. Oder nur dich. Du siehst definitiv appetitlicher aus als ich.«

Das Alien knurrt frustriert und zeigt erneut auf uns und dann aufs Feuer.

Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und trete vor. »Willst du, dass wir uns hinsetzen?«

Obwohl mein Herz wie verrückt hämmert, mache ich einen weiteren Schritt. Sean packt meinen Unterarm. »Bleib hier.«

»Ich glaube nicht, dass er uns wehtun will. Warum setzen wir uns nicht einfach? Spielt es eine Rolle, ob wir stehen oder sitzen, falls er beschließt, uns umzubringen?«

Sean ist einen langen Moment ruhig, bevor er meinen Arm loslässt. »Wahrscheinlich nicht.«

3

Ich kann den Schmerz auf Seans Gesicht sehen, während er sich hinsetzt. Doch er achtet nicht auf mich, weil er den Blick auf das Alien geheftet hat.

Als wir beide wieder sitzen, als wären die Männer mit den Schrotflinten niemals hier gewesen, nickt das Alien knapp.

Er behält mich im Auge, als ich meinen Rucksack zu mir ziehe und eine weitere Tüte Trockenfleisch heraushole. Wir haben nicht gerade viel Essen, aber ich denke, dass wir einen Freund wie das Alien gebrauchen können, der uns beschützt.

»Was machst du da?« Sean bemüht sich, leise zu reden, doch die Ohren des Aliens zucken, als mein bester Freund den Mund öffnet.

»Er war nett zu uns und jetzt versuche ich, nett zu ihm zu sein. Vielleicht möchte er unser Freund sein.« Ich schlucke nervös und zwinge mir ein Lächeln ins Gesicht. »Freund?«, frage ich das Alien.

Er neigt den Kopf und kommt näher. Zum ersten Mal kann ich seine faszinierenden Augen sehen. Sie haben die Farbe von Lavendel und wirken gütig. Obwohl ich selbst Zeuge war, als er die Männer umgebracht hat, sind das für mich nicht die Augen eines Killers.

»Freund?«, wiederhole ich.

Das Alien öffnet den Mund und grunzt. Sofort zeigt sich Frustration auf seinem Gesicht. Er dreht mir den Rücken zu und geht auf die Ausfahrt des Parkhauses zu. Nach ein paar Schritten schaut er wieder zu uns. Er deutet auf uns und das Feuer und die Botschaft ist ziemlich klar: Wir sollen hierbleiben, weil er wiederkommen wird.

In der nächsten Sekunde ist er verschwunden.

Sean atmet laut aus. »Fuck! Lass uns sofort aufbrechen.«

»Wohin sollen wir denn deiner Meinung nach gehen, wo er uns nicht findet?«

»Ich weiß es nicht. So weit weg wie möglich wahrscheinlich.«

»Aha.« Ich schnalze mit der Zunge. »Dazu hätte ich direkt noch eine Frage: Wie soll das funktionieren angesichts der Tatsache, dass du kaum laufen kannst?«

Sean funkelt mich aus schmalen Augen an und die Sehnsucht erfasst mich wie ein entgegenkommender Güterzug. So hat er mich früher immer angesehen, wenn ich frech war, kurz bevor er mich über seinen Schoß gebeugt und mir den Hintern versohlt hat. Ich beiße mir auf die Unterlippe und versuche, an alles zu denken – nur nicht an Sex.

»Hör zu, Sean, wir können nicht weglaufen. Selbst wenn ich allein aufbreche, würde der Kerl mich wahrscheinlich finden. Unsere beste Möglichkeit ist es, uns mit ihm anzufreunden und ihn bloß nicht zu verärgern.«

Mit beiden Händen reibt Sean sich übers Gesicht. »Das ist verrückt.«

»Ich weiß, aber was sollen wir sonst machen? Um ehrlich zu sein, wollte ich dir nichts davon erzählen, um dich nicht zu beunruhigen, aber ich habe schon ein paar Tage das Gefühl, dass uns jemand beobachtet. Jetzt denke ich, dass er es gewesen sein könnte.«

Mein bester Freund starrt ins Feuer. »Was schlägst du vor? Den Kerl zu einem Schoßhündchen zu erziehen?«

Ich stehe auf und gehe zu den Leichen, arg darum bemüht, sie nicht zu lang anzusehen, während ich die einzige Schrotflinte aufhebe, die das Alien nicht zu einer Brezel geformt hat. »Ja. Und wenn das nicht funktioniert, erschieße ich ihn.«

Hinter mir ertönt ein Knurren und ich erstarre auf der Stelle. Sean reißt die Augen auf und formt lautlos mit dem Mund »Beweg dich nicht«.

Ich muss mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass unser Retter zurückgekehrt ist. Leider bin ich mir nicht sicher, ob und, wenn ja, wie gut er unsere Sprache versteht, aber er sieht bestimmt die Waffe in meiner Hand.

Jemand zieht an der Schrotflinte – viel sanfter, als ich erwartet habe – und ich lasse sie sofort los. Das Metall quietscht und eine weitere Waffenbrezel fällt zu Boden. Ich kann mich immer noch nicht überwinden, mich umzudrehen. Das muss ich auch nicht. Eine große Hand berührt meinen Rücken und schiebt mich in Richtung des Feuers.

Ich kann die Hitze seines Körpers hinter mir spüren, während wir das Parkhaus durchqueren. Als wir bei Sean ankommen, reicht das Alien mir eine Plastiktüte und ich zucke zusammen, weil sie kalt ist.

Das Alien hebt seine dicke Augenbraue und zeigt auf die Tüte.

Sean kann mich nicht sehen, weil das Alien zwischen uns steht. »Was ist das? Was hat er dir gegeben?«

Endlich bringe ich den Mut auf, nach unten zu schauen. »Essen.«

»Was?«

»Es sind Hamburger-Pattys. Gefrorene Pattys.« Meine Finger reißen die Tüte auf. »Oh mein Gott! Echtes Fleisch. Wie bekommen wir sie gebraten? Hast du noch die Pfanne im Rucksack?«

Das Alien zieht sich ein paar Schritte zurück und setzt sich auf den Boden, scheinbar damit zufrieden, uns einfach zu beobachten.

Sean zieht die Pfanne aus dem Rucksack und ich beginne sofort mit dem Braten.

»Gefrorenes Fleisch. Wo hat er das bloß her? Selbst wenn hier in der Nähe ein Fast-Food-Restaurant ist, dürften sie auch seit Monaten keinen Strom mehr haben«, sage ich, während sich mein Mund mit Speichel füllt. Es ist einige Tage her, dass wir genug zu essen hatten, um meinen Hunger wirklich zu stillen, und mein Magen verkrampft sich bereits bei dem Gedanken an diese wunderbare Mahlzeit.

Sean verlagert das Gewicht auf seinem Schlafsack. Eine dünne Schweißschicht glänzt auf seiner Haut. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, was ich hiervon halten soll. Was hat der Kerl vor?«

»Er will unser Freund sein, nicht wahr?« Ich drehe mich zu dem Alien. »Freund?«

Das Alien grunzt bloß wieder und ich kann keinerlei Emotionen auf seinem Gesicht ausmachen, das gleichermaßen irgendwie menschlich aussieht und irgendwie überhaupt nicht.

»Freund?«, wiederhole ich.

Er starrt mich an, bis ich aufgebe und meine Aufmerksamkeit wieder dem Fleisch zuwende. Den ersten Burger-Patty schlinge ich runter, obwohl er in der Mitte noch rosafarben ist, doch das ist mir egal. Ich bin einfach zu hungrig.

Sean und ich essen jeder fünf von den Dingern, bevor wir beide satt sind. Danach wechseln wir uns mit der Wasserflasche ab und zum ersten Mal seit einer verdammt langen Zeit fühle ich mich wieder halbwegs gut.

Die friedliche Stimmung hält keine fünf Minuten an, weil das Alien beginnt, in die Luft zu schnüffeln.

»Was ist los?«, frage ich besorgt, weil ich fürchte, dass wir gleich Besuch von der nächsten Männer-Miliz bekommen, die noch mehr Vaginen für ihre Wiederbevölkerungslager suchen.

Das Alien steht auf und schnüffelt weiter, ehe er sich Sean zuwendet und auf meinen Freund zugeht.

Das Herz schlägt ganz hinten in meiner Kehle und ich springe ebenfalls auf, um mich zwischen Sean und das Alien zu stellen. Es hat nicht gerade den gewünschten Effekt. Das Alien legt bloß seine schwere Hand auf meine Schulter und schiebt mich einfach zur Seite. Er ist vorsichtig, um mich nicht versehentlich zu fest zu stoßen, aber ich fühle mich wie ein kleines Kind, das versucht, einen milde amüsierten Erwachsenen zu bezwingen.

Das Alien hockt sich hin und greift mit präzisen Bewegungen nach Seans rechtem Hosenbein. Er reißt es einfach auseinander und enthüllt die hässliche, rote und sehr entzündet aussehende Wunde, dort, wo der Knochen sich durch Seans Haut gebohrt hat.

Es sieht schlimm aus. Sehr, sehr schlimm. Kein Zuckerguss der Welt würde ausreichen, um diesen Anblick zu beschönigen. Ich werde wütend auf Sean, weil er mir nicht gesagt hat, wie schlimm die Schmerzen wirklich sind.

Eigentlich will ich stark und widerstandsfähig sein, aber ein Blick reicht, damit ich in Tränen ausbreche und wie ein Schlosshund heule. Wir sind am Arsch. Absolut und total am Arsch.

Mir wird klar, dass Sean selbst ohne das Alien als akute Bedrohung kaum eine Chance hätte zu überleben, wenn er nicht schnellstmöglich eine medizinische Behandlung erhält. Wir wissen es beide.

»Weine nicht«, sagt er. »So schlimm ist es nicht.«

Ich heule lauter.

»Wirklich. Es ist nicht schlimm. Bitte, Delilah.«

Mir ist nicht klar, ob es an meinem Geheule oder an Seans Betteln liegt, aber das Alien steht auf und fängt an aufzuräumen. Er zieht die Leichen hinter eine Säule, sodass sie vom Eingang aus nicht direkt sichtbar sind.

Als er danach wieder auf Sean zusteuert, bekomme ich ein mulmiges Gefühl.

»Nein«, warne ich ihn. »Du wirst Sean nicht wehtun.«

Das Alien grunzt – was nicht wirklich überraschend ist – und läuft dann um mich herum. Zu meinem Entsetzen hebt er Sean hoch, als würde mein ein Meter neunzig großer, fünfundneunzig Kilo schwerer Freund nichts wiegen, und läuft in Richtung Ausgang.

Eine Sekunde lang stehe ich bloß da und begreife gar nicht richtig, was passiert ist. Dann schnappe ich mir meinen Rucksack und laufe ihnen hinterher.

Als ich an dem kleinen Häuschen vorbeikomme, in dem früher der Wachmann gesessen haben muss, sehe ich ein schweres Metallrohr auf dem Boden liegen. Ich hebe es auf, weil es mir eine geeignete Waffe für alle Fälle zu sein scheint, bevor ich dem Alien folge, um meinen besten Freund zurückzuholen.

4

Ich muss ein paar Meter joggen, um die beiden einzuholen. »Geht es dir gut?«, frage ich Sean, der in den Armen des Aliens liegt.

Er nickt langsam. »Ja, abgesehen davon, dass ich mir wie eine feingliedrige Prinzessin vorkomme, wenn er mich so trägt, fühle ich mich gut.«

Das Alien läuft nicht unbedingt schnell, aber er sieht aus, als wisse er genau, wo er hinwill. Ich beschleunige meine Schritte und stelle mich ihnen in den Weg, das Metallrohr hebe ich zur Warnung wie einen Baseballschläger.

Das Alien ignoriert mich und marschiert weiter, indem er einfach einen Bogen um mich macht.

»Stopp! Lass Sean los«, verlange ich.

Das Alien hebt lediglich eine Augenbraue und läuft weiter, weil er in mir ganz offensichtlich keine Bedrohung sieht. Nicht einmal mit dem schweren Rohr in meiner Hand. Aber was soll ich auch machen? Ich kann ihn nicht schlagen, weil er Sean sonst vielleicht fallen lässt. Auf ihn schießen kann ich auch nicht, da ich keine Munition mehr habe, und selbst wenn, würde ich es nicht riskieren, um nicht aus Versehen Sean zu treffen.

Also wird mir nichts anderes übrig bleiben, als neben ihnen zu laufen und das Alien zu Tode zu nerven. Das ist der einzige Plan, den ich in diesem Moment habe.

»Was denkst du, wo wir hingehen?«

Sean zuckt gerade so weit mit den Achseln, wie er es, gefangen in den Alienarmen, schafft. »Keine Ahnung. Ich hoffe nur, er ist klug genug, mich nicht zu essen. Ich meine, er muss sich ja nur mein Bein ansehen. Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, warum er nicht einfach dich mitgenommen hat.«

Ich schnaube. »Wenn es um mich gehen würde, denke ich, dass er mich mitgenommen hätte. Aber er hat sich für dich entschieden. Vielleicht steht er auf Männer.«

Mein bester Freund wird blass. Nach allem, was passiert ist, haben wir jetzt offensichtlich seine persönliche Schmerzgrenze erreicht. »Auf gar keinen Fall. Ich bin nicht für perverse Sexspiele mit einem außerirdischen Monster zu haben.«

»Nenn ihn nicht so.« Mir ist nicht ganz klar, warum ich das Alien überhaupt verteidige, aber ich streichele seinen Arm und lächele ihn an. »Freund.«

Sowohl er als auch Sean starren mich an, als hätte ich den Verstand verloren.

Mit einem Seufzer lasse ich das Metallrohr sinken, das ich die ganze Zeit wie einen Baseballschläger gehalten habe. »Was machen wir jetzt?«

»Was ich dir schon eine Million Mal gesagt habe, Delilah. Bitte lauf weg!«

»Ich kann dich nicht mit ihm allein lassen«, erwidere ich mit einem Kopfschütteln.

»Du denkst doch sowieso, dass er unser Freund ist und unbedingt ganz sanft Liebe mit mir machen will – worauf wartest du also noch? Bring dich in Sicherheit, solange du kannst.«

»Ich. Werde. Dich. Nicht. Zurücklassen.«

Das Alien knurrt, als würde er meine Worte bestätigen. Seine Lippen bewegen sich, als würde er sprechen wollen, aber mehr als ein Knurren bringt er nicht zustande. Obwohl es mir schwerfällt, optimistisch zu bleiben, sage ich mir einfach, dass sein Versuch, mit uns zu kommunizieren, ein gutes Zeichen ist. Immerhin redet man nicht mit seinem Essen, oder?

»Du bist so stur. Das hasse ich an dir.« Sean reckt sein Kinn und funkelt mich an. Die Geste wirkt nicht so imposant, wie er es wahrscheinlich gern hätte, da er von einem großen Alien getragen wird.

»Du hast es nicht gehasst, wenn es dir einen Grund gegeben hat, mir ein Spanking zu verpassen.« Die Worte kommen aus meinem Mund, ehe mein Gehirn die Chance hat, sich einzuschalten, und ich bin bereit zu schwören, dass die Ohren des Aliens wieder verdächtig zucken, während er mich beäugt.

Ich kann das Gefühl nicht abschütteln, dass dieser Kerl jedes einzelne Wort versteht und genau weiß, worüber wir reden, obwohl er nie antwortet. Der Gedanke beunruhigt mich.

»Freund.« Ich tätschele erneut seinen Arm und fühle mich vollkommen überwältigt.

Wir laufen gute zwanzig Minuten, und es fällt mir schwer, den Anschluss zu behalten. Es ist dunkel und nur der Mond spendet Licht. Auf mich wirkt es, als könne das Alien problemlos sehen, aber ich muss bei jedem Schritt aufpassen und dem Unrat auf der Straße sowie den Schlaglöchern und gelegentlich auch den Leichen ausweichen.

Nach einer Weile werfe ich einen Blick auf Sean und stelle fest, dass er eingeschlafen ist. Keine große Überraschung, wenn ich bedenke, wie anstrengend der heutige Tag schon für mich war, und ich bin nicht schwer verletzt.

Als das Alien endlich stehen bleibt, befinden wir uns direkt vor einer verlassenen High School. Allerdings sagt das nicht viel aus, denn mittlerweile sind so gut wie alle Gebäude verlassen.

Das Alien grunzt und nickt nach vorn, als würde er mich anweisen wollen, vorauszugehen. Mein Puls beschleunigt sich und ich laufe los. Wir lassen das Gebäude hinter uns. Das Footballfeld kommt in Sicht, nachdem wir die Sporthallen passiert haben. Es sieht furchtbar aus, als hätten dreihundert Leute nichts anderes gemacht, als das Gras aus dem Boden zu reißen, im Dreck zu wühlen und Müll durch die Gegend zu werfen. Je länger ich es ansehe, desto weniger sieht es wie ein Footballfeld aus und mehr wie eine Müllhalde.

Warum hat er uns hergebracht? Damit niemand unsere Leichen findet?

Dann sehe ich das Licht und mein Herzschlag gerät aus dem Takt. Nach dem heutigen Tag, an dem wir eine weitere leere Apotheke vorgefunden haben und von einer Miliz angegriffen wurden, nur um von einem Alien gerettet zu werden, dachte ich wirklich, dass mich nichts mehr schocken kann. Ganz offensichtlich lag ich da falsch.

Es ist echtes Licht von einer elektrischen Lampe. Ich habe seit mehr als sechs Monaten kein einziges, funktionierendes Elektrogerät gesehen.

Obwohl es nur ein schmaler Lichtschein ist, der aus dem Boden zu uns hoch dringt, weiß ich, dass es echt ist.

Das Alien verlagert Seans Gewicht auf seinem Arm und holt ein kleines rechteckiges Objekt aus seiner Hosentasche, über dem er seinen Daumen kreisen lässt. Der Boden unter meinen Füßen vibriert, und Sean wacht auf.

Mit einem Ächzen fragt er: »Verdammt. Bin ich eingeschlafen? Wo sind–« Er verstummt mitten im Satz und starrt das Licht an.

Mein Herz klopft schneller, als der Boden sich mit einem Rumpeln öffnet, das klingt, als würde es geradewegs aus einem Science-Fiction-Film stammen.

»Ist das ein verfluchtes Raumschiff?« Sean kann den Blick ebenso wenig abwenden wie ich.

»Sieht so aus. Ich denke schon.«

Das Alien marschiert los, und da er Sean mitnimmt, bleibt mir nichts anderes übrig, als ihnen in das Schiff zu folgen. Ich zittere am ganzen Körper, weil das alles so surreal ist.

Die Wände bestehen aus glattem Metall und alles ist extrem hell, weil starke Lichter von der Decke strahlen. Die erste Frage, die mir in den Sinn kommt, ist, ob es wohl eine Dusche mit warmem Wasser an Bord gibt. Es ist dämlich, dass es das Einzige ist, an das ich denken kann, weil genug andere Sachen passiert sind, mit denen ich mich dringender beschäftigen sollte.

Der Flur erscheint mir endlos. Endlich bleibt das Alien vor einer durchsichtigen Tür stehen, die sich öffnet, als er die Hand bewegt. Er setzt Sean ab und bedeutet meinem besten Freund, den Raum zu betreten. Da ich nicht sehen kann, was sich hinter der Tür befindet, will ich einen Schritt nach vorn machen. Das Alien streckt den Arm aus und blockiert meinen Weg, während er Sean einsperrt.

»Nein!« Ich ducke mich unter dem Arm des Aliens hindurch und fange an, gegen die Tür zu hämmern. »Sean? Sean, geht es dir gut?«

Er zeigt auf sein Ohr, während sich sein Mund bewegt. Offensichtlich kann er mich ebenso wenig hören wie ich ihn.

»Es wird alles wieder gut«, verspreche ich ihm, obwohl der Raum, in dem er eingesperrt ist, verdächtig wie eine Zelle aussieht. »Mach dir keine Sorgen.«

Das Alien legt die Hand auf meine Schulter und zieht an mir. Er zieht und grunzt, bis ich mich zu ihm umdrehe. Dann deutet er in den langen Flur.

Ich schüttele den Kopf. »Nein. Zuerst lässt du Sean frei.«

Das Alien bedeutet mir, meinen Arsch in Bewegung zu setzen. Weil ich mich weigere, verschränkt er die Arme und beginnt, mit dem Fuß auf den Boden zu klopfen, um seine Ungeduld zum Ausdruck zu bringen.

Ich habe nicht die geringste Ahnung, was ich tun soll. Ich will Sean nicht allein lassen, aber es erscheint mir auch dumm, das Alien zu verärgern.

Weil mir keine andere Wahl bleibt, laufe ich mit hängendem Kopf los.

Unser Entführer bleibt vor einer weiteren Tür stehen. Ich bin mir sicher, dass wir jetzt bei meiner Zelle angekommen sind, bis ich feststelle, dass das Innere des Raumes eher wie ein Operationssaal aussieht – oder ein sehr einschüchterndes Behandlungszimmer eines Arztes.

Meine Kehle wird eng. Das Alien wusste, was wir Menschen essen können, also hat er vielleicht auch Medikamente, die für uns geeignet sind. Möglicherweise befindet sich genau in diesem Raum das Antibiotikum, das Sean so dringend braucht. Ich beiße mir auf die Lippe und drehe mich zum Alien. »Bist du unser Freund?«

Er legt den Kopf schräg und mustert mich.

Während ich an Sean denke, mache ich einen Schritt auf ihn zu. Dann noch einen. Und noch einen. Meine Hand zittert, als ich sie ausstrecke und seine nackte Brust berühre. »Siehst du? Es gibt keinen Grund, netten Leuten wehzutun.«

Obwohl ich nur versuche, ihn durch Bestechung dazu zu bringen, Sean zu helfen, fällt mir auf, wie gut es sich anfühlt, ihn zu berühren. Seine Haut ist glatt und warm, seine Brust bedeckt mit starken Muskeln.

Er steht da und beobachtet mich aus seinen lavendelfarbenen Augen, die immer schmaler werden. Sein männlicher Duft steigt in meine Nase, und die Erregung hat mich sofort wieder im Griff, sorgt dafür, dass ich innerhalb von Sekunden feucht werde.

Ich streichele seine Brust und arbeite mich langsam nach unten vor. »Wie wäre es damit, Großer? Ich zeige dir, dass wir Freunde sind und wie nett ich sein kann, und du heilst Sean, okay?«

Er blinzelt und bewegt nicht einen Muskel, starrt mir einfach nur mit dieser verrückten Intensität in die Augen, die aus devoten Frauen prompt willige Gespielinnen macht.

»Freund?«, frage ich, als meine Finger über seinen Gürtel streichen. Meine Knie sind weich, und Gänsehaut bedeckt meine Arme, während ich die Hand auf seinen Schritt lege.

Moment mal! Ist das eine Erektion? Das ist eindeutig eine Erektion. Es funktioniert!

Grundgütiger, es funktioniert. Und verdammt, alles an ihm ist groß.

Speichel füllt meinen Mund, und meine Erregung nimmt zu, trifft mich mit der Wucht eines Vorschlaghammers. Es ist mir egal, dass er ein Alien ist. Inzwischen ist es einfach zu lang her, dass ich Sex hatte. Und es ist für einen guten Zweck.

Ich kann mich nicht länger anständig benehmen. Durch den Stoff seiner Hose reibe ich seinen imposanten Schwanz. Mit klimpernden Wimpern lächele ich ihn von unten an. »Freund.«

Das Alien packt mein Handgelenk mit einem leisen Knurren.

Scheiße!

5

»Es tut mir leid.« Ich versuche, meine Hand zurückzuziehen, aber das Alien lässt mich nicht.

Stattdessen starrt er mich an, seine Nasenlöcher sind gebläht und sein linkes Augenlid zuckt. Um Himmels willen – habe ich das Alien gestresst oder ist er unfassbar wütend auf mich?

Er knurrt mich an und setzt sich in Bewegung, zieht mich dabei einfach mit sich.

Je näher wir Seans Zelle kommen, desto nervöser werde ich. Das Alien wird seine Frustration über mein Verhalten hoffentlich nicht an meinem besten Freund auslassen, oder?

Oje. Wie soll ich Sean erklären, was passiert ist?

Hey, lustige Geschichte. Ich habe versucht, dieses sexy Alien zu verführen, aber es hat nicht geklappt, und jetzt habe ich Angst, dass er dich foltern wird.

Ja, das trägt sicher dazu bei, Seans Laune zu bessern. Ich sollte wahrscheinlich froh sein, dass er gerade keinen Rohrstock in Reichweite hat.

Während das Alien die Zelle aufsperrt, schlucke ich nervös.

Sean braucht einen Moment, bis er es schafft, von der schmalen Pritsche aufzustehen, auf der er gesessen hat. »Was ist passiert?«