Ein Leben voller Leichen - Gernot Heigl - E-Book

Ein Leben voller Leichen E-Book

Gernot Heigl

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Beschreibung

Wenn Du glaubst, DEIN Leben ist kompliziert; wenn Du glaubst, DIR wächst alles über den Kopf; wenn Du glaubst, DU leidest an Kummer und Sorgen, dann solltest DU dieses Buch lesen, um zu erfahren, wie gut es DIR geht... Alle Opfer dieses Buches hätten nämlich gerne DEIN kompliziertes Leben, DEINE massiven Probleme, DEINE großen Sorgen, denn dann wären sie noch am Leben... Morde, Raubüberfälle, Vergewaltigungen, Drogen, Unfälle... Schockierende Tatsachenberichte, tragische Schicksale und erschreckende Erlebnisse die unter die Haut gehen. Mit ORIGINAL-Akten und echten TATORT-FOTOS. Nichts für schwache Nerven. Erlebt als Polizei-Reporter für Tageszeitungen und Fernsehen. Ungeschminkt. Ungeschönt. Unzensiert. TRUE CRIME mit bis dato teils unveröffentlichten Dokumenten.

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Seitenzahl: 176

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Gernot Heigl

*

Ein Leben voller

Leichen

*

ECHTE Fälle mit FOTOS von Tatorten

*

nichts für schwache nerven

*

Geständnis eines Mörders

Exklusive Polizei-Protokolle

LIVE-Verfolgungsjagden

Vertrauliche Akten

*

Zum Nachdenken

Wenn Du glaubst, DEIN Leben ist kompliziert;

wenn Du glaubst, DIR wächst alles über den Kopf;

wenn Du glaubst, DU leidest an Kummer und Sorgen,

dann solltest DU dieses Buch lesen,

um zu erfahren, wie gut es DIR geht...

Alle Opfer dieses Buches hätten nämlich gerne

DEIN kompliziertes Leben,

DEINE massiven Probleme,

DEINE großen Sorgen,

denn dann wären sie noch am Leben...

*

Impressum:

*

© 2021 • Ein Leben voller Leichen

© 2022 • 12 Frauen Morde

© 2022 • Angst vor dem Todesvirus

*

Autor: Gernot Heigl

Polizei-Reporter für Tageszeitungen,

und Fernsehen; Buchautor

*

Cover und Texte: © by Gernot Heigl

Fotos: Polizei, Gernot Heigl

Kontakt: gernotheigl.com

Verlag: epubli.de

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

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ORIGINAL-Geständnis eines Mörders

Exklusive Polizei-Protokolle

LIVE-Verfolgungsjagden

Vertrauliche Akten

Bis jetzt unveröffentlichte Tatort-FOTOS

*

ECHTE Fälle als selektiver Querschnitt

aus dem bewegten und aufregenden

Leben eines Polizei-Reporters:Morde,

Verbrechen an Kindern,Vergewaltigungen,

Unfälle, Raubüberfälle, Erpressungen,

Drogen, Flugzeugabstürze...

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VOM AUTOR HAUTNAH ERLEBT!

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Nichts für schwache Nerven!

Achtung: Dieses Buch enthält Tatsachen-Berichte und

Tatort-Fotos, die auf Leser verstörend wirken können!

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• Eine schonungslose Analyse als Vorwort

Die Jagd nach Mördern. Exklusiven Storys. Blut. Leichen. Schicksalen. Egal wie grausam und gruselig. Darüber zu berichten, war mein Job. Meine Passion. Meine Berufung. Interessant. Herausfordernd. Kurzweilig.

Helfen. Schützen. Retten. Rund um die Uhr. Das war meine Mission. Tausende Einsätze bei Feuerwehr und Rotem Kreuz. Actionreich. Spannend. Oft gefährlich und riskant.

Ja, ich war ein „harter Kerl“. Ging im wahrsten Sinn des Wortes durchs Feuer. Stieg für Storys über Leichen. Habe stets funktioniert. Rund um die Uhr. Ohne Emotionen zuzulassen. Ohne Empathie offen zu zeigen.

Gefühle verdrängen, mein täglich Brot. Auch im Privatleben. Mein Großvater starb unter meinen Händen. Die Großmutter war bereits tot, als ich sie fand. Eine gute Freundin verlor ihr Leben durch einen Autounfall. Meine beiden Hunde musste ich frühzeitig beerdigen. Ein Feuer vernichtete meine Wohnung. Einbrecher durchwühlten zweimal mein Haus...

Tausende Verbrechen. Hunderte Leichen. Unzählige Tatorte. Schicksalsschläge ohne Ende. Schock. Tragik. Trauer. Soweit meine Erinnerungen reichen... Gepaart mit glücklichen Gefühlen für erfolgreiche Blaulicht-Einsätze, gerettete Menschenleben. Kein Widerspruch, sondern eine dynamische Ergänzung.

Gratulationen seitens der Chefredaktion für außergewöhnliche Storys, gruppendynamisches Schulterklopfen unter KameradInnen. Das war's. Abschütteln. Aufstehen. Bereit für die nächste Aktion.

Emotionslosigkeit als Schutzschirm. Verdrängen als Allheilmittel. Vergessen statt verarbeiten. Trotz furchtbarster Szenen und schrecklichster Storys.

Nach außen hin der perfekte Schein von Unantastbarkeit. Eine stoische Fassade mit einem „perfektioniert-coolen“ Erscheinungsbild. Tief in meinem Inneren jedoch herrschte oftmals Leere. Dominierte das Empfinden bitterer Traurigkeit. Mündete Nachdenklichkeit in Stille. Darüber reden - unmöglich. Stark sein, war die Devise. Für Job und Mission.

Der Preis des jahrelangen Einsatzes zu jeder Tages- und Nachtzeit, dem hektischen Getippe, den Sirenen-Alarmen, der Blaulicht-Action: Albträume. Haarausfall. Tinnitus. Migräne. Herz-Zwischenschläge. Salopp formuliert: stressbedingte Begleiterscheinungen. Ergänzt mit unvergesslichen Bildern aus Tragik und Trauer. Bildern, die man lieber nie gesehen hätte. Bildern, die einen verfolgen. Bildern, die immer wieder erscheinen. Bis heute...

Dieses Buch heischt nicht nach Mitleid. Nein. Mein Tun spiegelt stets meine Überzeugung wieder, zum jeweiligen Zeitpunkt das Richtige getan zu haben. Job und Mission aus Leib und Seele. Ich bereue nichts!

Auf eindringliche Weise wird dieses Buch aber vielen LeserInnen vor Augen führen, wie schnell sich das Leben auf dramatische Weise verändern kann. Alles auf den Kopf stellt. Alles aus den Fugen gerät. Einem den Boden unter den Füßen wegzieht. Von einer Sekunde auf die andere.

Im schlimmsten Fall endet ein Schicksalsschlag mit dem Tod. Ernüchternd und erschreckend zugleich die Erkenntnis: Niemand ist davor gefeit, selbst Opfer oder Hinterbliebener zu werden. Heute. Morgen. Überall und jederzeit. Sich in „falscher“ Sicherheit zu wiegen kann fatale Folgen haben. Ebenso wie Leichtsinn und der absurde Glaube, „mir passiert so etwas eh nicht...!“

Viel zu oft habe ich gehört: Nie hätte ich gedacht, dass mir so etwas zustoßen kann! Nie hätte ich gedacht, dass es meine Frau, meinen Mann, meinen Sohn, meine Tochter, meine Familie trifft... So etwas liest man normalerweise in Zeitungen oder sieht es in den Nachrichten. Von anderen. Da sind diese Vorfälle aber weit weg...

Kein Roman, kein Thriller ist schmerzhafter, zerstörerischer und brutaler als die Realität selbst. Genau diese Realität findet sich in nachfolgenden Kapiteln wieder. Mit Tatsachen-Berichten. Echten Fällen. Echten Dramen. Echtem Leid. Echten Opfern. Echten Hinterbliebenen. Ungeschminkt. Ungeschönt. Unzensiert.

Dieses Buch versteht sich als eine Art „Weckruf“. Mahnt zur bedachten, alltagstauglichen Vorsicht. Motiviert zum Genießen im Hier und Jetzt. Warnt vor endlosem Verschieben. Gut gemeinte Bekundungen „Irgendwann reisen wir...; In der Pension werde ich...“ mutieren häufig zu traurigen, leeren Phrasen. Denn oftmals kommt es anders, als geplant.

Als jahrelanger Boulevard-Journalist „offenbare“ ich auch Einblicke in das Leben eines Polizei-Reporters. Einem Wechselspiel aus Redaktions-Wahnsinn, Zeitdruck und dem Kampf um exklusive Storys. Begleitet von düsteren Wahrnehmungen an Tatorten sowie erschütternden Begegnungen mit trauernden Angehörigen.

Ergänzt durch „dramatische Erlebnisse und Ängste“ aus Einsatztätigkeiten bei Feuerwehr und Rettung. Ich war einer von ihnen. Mitten drinnen. Deshalb sind mir aus Überzeugung und persönlichem Anliegen nachfolgende Zeilen wichtig. Im Wissen, dass viel zu viel gejammert, selten aber gedankt wird:

Tribut und Respekt gezollt sei all jenen, die unermüdlich, 365 Tage, rund um die Uhr, ihren (freiwilligen) Dienst bei Blaulichtorganisationen versehen. Ebenso all jenen bei Polizei und Kriminalpolizei, die für unsere Sicherheit sorgen und/oder akribische Aufklärungsarbeit leisten, um Täter überführen zu können.

KAPITEL 01•Kind in Teich ertrunken

Das ist einer jener Jobs, den definitiv niemand machen möchte. Um den dich niemand beneidet. Bei dem man bereits bei der Anfahrt zum Unglücksort ein mulmiges Gefühl in sich trägt. Umso mehr als mein Auftrag lautet, die Mutter zu interviewen und nach Möglichkeit ein Foto des verstorbenen Kindes zu organisieren...

Klingt furchtbar, ist es auch. Aber, das menschliche Schicksal ist ebenso fixer Bestandteil der Boulevard-Berichterstattung wie die Beschreibung des Unfallherganges an sich. Während ein Kollege die offiziellen Fakten mit der Exekutive abklärt, parke ich vor dem Haus der betroffenen Familie. Es ist kurz vor Mittag. Noch einmal tief durchatmen. Los geht‘s. Ich läute an.

Vieles geht mir durch den Kopf. Als erstes natürlich die Frage, wie die Mutter auf einen Journalisten vor der Türe reagieren wird. Hat sie doch gerade erst vor wenigen Stunden ihren Sohn verloren. Ertrunken beim Spielen in einem Löschteich. Was für eine Ausnahmesituation. Was für ein Leid. Unvorstellbar. Schlimmer geht‘s kaum...

Von Türe zuknallen bis Beschimpfungen ist alles möglich. Und alles verständlich. Ich male mir verschiedene weitere Reaktionen aus. Keine davon ist eine gute für mich. Da beendet ein Knarren im Eingangsbereich meine gedankliche Achterbahn. Verweinte Augen starren mich an. Verzweiflung ohne Worte. Betretene Stille.

Ich stelle mich vor - und werde Nachfolgendes nie vergessen. Habe ich doch mit allem gerechnet, aber damit... niemals!

Die Frau stürzt sich auf mich. Umklammert mich. Lehnt ihren Kopf an meine Schulter und weint bitterlich. Wir verharren bewegungslos. Minuten die zu Stunden mutieren.

Schließlich geleite ich die vom Schicksal gebeutelte Mutter ins Wohnzimmer, wo sie wie ein Häufchen Elend in ihr Sofa sinkt. Und mir erzählt, dass sie bis jetzt alleine zu Hause war und mit niemandem über den Tod ihres Kindes sprechen konnte.

So wurde ich zu ihrem „Trauer-Ventil“. Unglaublich, aber wahr: sie entschuldigt sich nicht nur ob ihres Gefühlsausbruches, sie bedankt sich sogar dafür, dass ich ihr zuhöre und sie mir ihr Herz ausschütten kann.

Gemeinsam schmökern wir in einem Fotoalbum, ehe ich mich nach neuerlichen Umarmungen und beruhigenden Worten auf den Weg in die Redaktion mache. *

Am Folgetag erscheint der Artikel mit den offiziellen Unfalldaten, einem Foto des ertrunkenen Jungen und dem bewegenden Interview mit der Mutter. Auftrag erfüllt. Job erledigt... Könnte man meinen.

Aber gerade bei dieser Story ist das nur die halbe Wahrheit. Denn diese bitterlich weinende, völlig verzweifelte, sich hilflos an mich klammernde Frau ist unvergessen. Eine bewegende und sehr spezielle Ausnahmesituation - auch für mich.

Bewusst habe ich deshalb den tragischen „Tod eines Kindes im Teich“ an den Beginn meines journalistischen Streifzuges gestellt. Ehe Berichte über Opfer und Hinterbliebene aus Mord und Verbrechen folgen.

Weil ich erstens damit verhindern möchte, dass dieses Buch auf die kalte, rationale Auflistung von Schicksalen reduziert wird. Ganz besonders deshalb, weil hier auch menschliche Reaktionen, Wahrnehmungen und Ereignisse ans Tageslicht kommen, die im Rahmen der Berichterstattung nicht in den Medien zu lesen bzw. zu sehen waren.

Und zweitens, ich meinen oft angeprangerten Boulevard-Journalismus zurechtrücken möchte. Verstehe ich meinen Polizei-Reporter-Job doch als Dienst an LeserInnen bzw. ZuseherInnen. Verlangt sind detaillierte Storys, persönliche Schicksale sowie Bilder von Opfern, Tätern und Tatorten. Ich recherchiere vor Ort - und liefere.

Im Wissen um den Wert von „Breaking News“. Denn was interessiert LeserInnen bzw. ZuseherInnen mehr: problemlose Starts und Landungen von täglich 200.000 Flugzeugen weltweit oder aber wenn eines der Flugzeuge abgestürzt ist... Und wie verhält es sich bei Skirennen, bei der Formel 1?

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KAPITEL 02 •Zerstückelte Leiche unter meinen Füßen

„Über Leichen gehen!“ Wenn aus einem Spruch erschreckende Realität wird... Gleich zweimal ist mir diese Unglaublichkeit passiert. Hätte ich es nicht selbst erlebt, würde ich es zumindest im ersten Moment für ein „Stammtisch-Geschichterl“ halten - wie viele andere auch. Denn die rechnerische Möglichkeit, dass einem so etwas widerfährt, ist grundsätzlich schon verschwindend gering. Aber dann auch noch im Doppelpack...

Es ist bereits dunkel. Beim Eintreffen am Tatort ist die Faktenlage noch dünn. Von einem Zugunglück ist die Rede und von einer Leiche auf den Geleisen. Ein Blaulichtszenario. Rettung, Feuerwehr, Polizei. Alles da. Es wimmelt von Uniformierten. Zielorientiert gehen mein Fotograf und ich zur Lokomotive. Dieser Bereich wird von den Einsatzkräften hell ausgeleuchtet.

„Da wurde jemand von einem fahrenden Zug erfasst“, erzählt uns ein Beamter. „Kein schöner Anblick“. Mit versteinerter Mine zeigt er auf die Schienen. Wir sehen, was wir nicht zu sehen glauben. Es ist so surreal. Unwirklicher geht nicht. Die Reste eines Menschen, zerstückelt in bis zu faustgroße Teile, verteilt auf eine Länge von mehreren Metern. Wirr verstreut entlang der Bahnstrecke, gleich einem skurrilen Puzzle.

Notizen notierend gehe ich rücklings aus dem Scheinwerferkegel. Weiche einem Polizisten aus und bleib nach einigen Metern stehen. Mein Fotograf schlägt die Hände zusammen und ruft meinen Namen. Ich drehe mich um, während er bereits wild gestikulierend auf mich zu kommt und mir ins Ohr flüstert: „Du stehst auf einem Fuß...!“ Was soll ich sagen... Der Schreck sitzt mir noch heute in den Gliedern.

Besonders erschütternd war die Ursache dieser Tragödie. Kein Selbstmord, wie man vermuten könnte, sondern ein Unfall. Beim Überqueren der Geleise hat die Person das Vorbeifahren eines Zuges abgewartet und ist dann über die mehrspurige Schienenanlage gegangen. Tragischerweise hat sie dabei den Zug aus der entgegenkommenden Richtung übersehen...

Die zweite „Begegnung mit einer Leiche“ betrifft einen privaten Ausflug mit meinem Vater. Als begeisterte Fliegenfischer spähen wir in der steirischen Mur nach Forellen, Äschen und Huchen. Werfen die Köder aus und stapfen in unseren Wathosen entlang des Ufers. Ein sonniger Tag. Die Fische beißen. Alles scheint perfekt. Bis wir zu einer Stelle kommen, wo wir einen Seitenarm durchqueren, um an eine Insel zu gelangen.

Das Wasser ist glasklar und niedrig. Deshalb können wir ausnahmsweise diese Stelle wählen und ersparen uns einen sonst üblichen Umweg. Ich gehe voraus und wate durch die überschaubar starke Strömung. Nach einer bauchtiefen Flussquerung stoppe ich im knietiefen Uferbereich. Während ich auf meinen Vater warte, werfe ich meinen Köder. Die „Gier“ des Anglers... Zwar vergebens, aber einen Versuch war es wert. So weit, so gut.

Raus aus dem Wasser, das ist der Plan. Dazu mache ich einen Schritt zwischen ein Gebüsch, packe ein paar Äste und will mich gerade hochziehen. Doch irgendwie... Mein Unterbewusstsein hindert mich daran. Nehme ich doch eine eigenartige Bodenstruktur wahr. Anders als sonst üblich. Weicher. Dieses „komische“ Gefühl veranlasst mich, genauer ins Wasser zu schauen. Ich warte einen Wellengang ab, schiebe ein paar lange Grashalme auf die Seite - und schaue in das Gesicht einer Leiche.

Es dauert ein paar Augenblicke, bis ich das richtig einordnen und realisieren kann. Dann drehe ich mich um und sage meinem Vater, ohne Mine zu verziehen: „Ich stehe auf einer Leiche!“

Der über meinen „eigenartigen Scherz“ gar nicht amüsiert, meint kurz und knapp, ich möge ihn nicht verarschen, sondern endlich die Böschung raufklettern, immerhin wollen wir ja noch angeln.

Daraufhin zeige ich mit meiner Hand ins Wasser und untermauere meine Geste mit: „Dann schau mal...!“ Sein Gesichtsausdruck spricht Bände, als er den reglosen Körper sieht.

Um das Abtreiben durch die Wasserströmung zu verhindern, breche ich einen dickeren Strauchzweig ab und ramme diesen nahe der Leiche in den Boden, ehe wir auf die andere Flussseite zurück waten. Über Notruf alarmiere ich Polizei und Feuerwehr, die dann per Boot die Bergung vornehmen.

Aufgrund dieser „eigenartigen Begegnung“ fragt mich einer der Exekutivbeamten, ob er mir ein Einsatz-Foto schicken soll, immerhin steigt man ja nicht täglich auf eine Leiche...

Noch am Tatort erfahre ich, dass die Identität des Opfers geklärt ist - und es sich um eine seit Tagen vermisste Person handelt. Die Frau dürfte beim Spazierengehen am Ufer ausgerutscht und einige Kilometer flussaufwärts ins Wasser gefallen sein. Eine damals durch Regenfälle verursachte starke Strömung hat die Frau mitgerissen und abgetrieben. Sofort durchgeführte Suchaktionen im Bereich des Unfallortes brachten keinen Erfolg.

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KAPITEL 03 •Kokain wie Sand am Meer

Davon träumen Süchtige. Dealer würden vor Freude einen Purzelbaum schlagen. Gar manche aus dem Milieu hätten sich in diesem Moment gewünscht, an meiner Stelle zu sein. Kokain so weit das Auge reicht. Und ich mitten drinnen. Auf einem „Pulverschnee“...

Zeit für ein Plauderstündchen. In der Reportersprache „Kontaktpflege“ genannt. Ein formloser Austausch zwischen Kriminalbeamten und Journalist. Vertrauensbildend und informativ. Ich besuche eine Sondereinheit, die dafür bekannt ist, Jahr für Jahr große Mengen Suchtgift aufzuspüren.

Nichtsahnend platze ich dabei in eine soeben laufende Amtshandlung. Besser kann eine „Kaffeerunde“ nicht laufen. Zumindest für mich. Die Polizisten erzählen, dass sie bei einer Routinekontrolle ein verdächtiges Gepäckstück entdeckt haben - und auf den Abholer warten. Na dann auf ins Getümmel.

Unauffällig observieren Zivilfahnder den weitläufigen Bereich. Nichts deutet auf einen bevorstehenden Exekutiv-Einsatz hin. Dann der Zugriff. Blitzschnell aber unspektakulär. Kein Vergleich mit Szenen aus Actionfilmen.

Der Mann kommt in einen Verhörraum, Kriminalbeamte überprüfen in einem Nebenzimmer das Gepäckstück. Ich hole meine Fotokamera aus dem Auto und warte im Aufenthaltsraum auf weitere News. Sollte auch nicht lange dauern, ehe sich Polizisten mit einem breiten Grinsen zu mir setzen. „Volltreffer“, so die kurz bekundete Erfolgsmeldung.

Laufend trudeln weitere Informationen über den Drogenkurier ein, seine Reiseroute und auch für wen der „Stoff“ bestimmt war. Einige Kaffee später habe ich alle Informationen, die ich für die Story brauche. Zeit zum Aufbruch. Der Redaktionsschluss rückt näher. Was mir noch fehlt, ist ein Bild vom präparierten Drogenkoffer. Die Beamten haben zwar erzählt, dass die große Menge Kokain professionell im doppelten Boden des Gepäckstückes versteckt war - nicht aber erzählen sie, dass beim Öffnen ein Behältnis geplatzt ist...

Unbekümmert laufe ich eilenden Schrittes in den Nebenraum, in dem auch sonst immer die entdeckten Behältnisse der Drogendealer zum Fotografieren für die Medien bereitgestellt sind. Das „Stopp“ eines Beamten erreicht mich jedoch zu spät, denn da bin ich bereits inmitten des Zimmers.

Vor mir der aufgeklappte Koffer mit dem herausgebrochenen doppelten Boden - sowie einigen Drogenpackungen. „Ich will ja nichts von dem Scheiß-Zeug, nur schnell ein Foto. Ich greife eh nichts an“, so meine Erwiderung. Der spontan mit „Alter, du stehst mitten im Koks“ gekontert wird. Halleluja... Scherzhafter Nachsatz des Beamten: „Jetzt kannst am Karlsplatz in Wien deine Sohlen zum Ablecken anbieten...“

Tatsächlich hatte sich durch das Aufplatzen einer Plastikhülle Kokain über den Boden verteilt, als hauchdünner, weißer Film erkennbar. Und um gleich alle „Phantasien“ zu zerstören, nein, natürlich hat niemand meine Sohlen abgeleckt, musste ich diese doch einer gründlichen Reinigung unterziehen, ehe ich das Kommissariat verlassen durfte.

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KAPITEL 04 •Geisterfahrer-Frontalcrash mit vielen Toten

Dunkelgrün blinkt die Ampel, als ich mit erhöhtem Puls meinen Wagen auf die Autobahn lenke. Der Anruf eines Informanten hat meine Einkaufstour jäh unterbrochen. Da gibt es auch für meinen Freund als Beifahrer kein Entkommen. Mitgehangen, mitgefangen. Das Mittagsessen auf unbestimmte Zeit verschoben, rasen wir Richtung Unfallort. Laut ersten Meldungen ist die Rede von einem Geisterfahrerunfall mit mehreren Toten und Verletzten.

50 Kilometer liegen noch vor uns. Beängstigend ein schneller Blick auf meine Tankuhr. Die Anzeige verheißt nichts Gutes. Aber Zeit zum Sprit-auffüllen hab ich keine. Also Risiko und weiter geht‘s. Während der Fahrt erreichen mich aktuellere News.

Es soll sich um einen Frontalcrash handeln. Angeblich ist ein vollbesetzter Kleinbus darin verwickelt. Vor Ort pure Verwüstung. Ich telefoniere mit Polizei und Feuerwehr. Aber alle sind in Hektik. Einen genauen Überblick gibt es noch nicht.

Ein Großaufgebot von Einsatzkräften ist bereits vor Ort, als wir den Beginn vom Stau auf der gesperrten Autobahn erreichen. Ein Polizeiwagen überholt mich mit Blaulicht und Folgetonhorn, bahnt sich seinen Weg. Es ist der Chef der Autobahnpolizei.

Ich folge ihm bis zur mit Einsatzfahrzeugen errichteten Straßensperre. Dort zeige ich meinen Presseausweis und erfahre von den uniformierten Beamten, dass es nicht mehr weit ist bis zur Unglücksstelle.

Also schlängle ich mich zwischen den Blaulichtautos durch und steig‘ wieder aufs Gas. In einer Rechtskurve dann Stress pur: die ersten kurzen Motoraussetzer bei meinem Wagen. „Sch....., das Benzin ist alle“, schießt es mir durch den Kopf. Was tun? In Sichtweite die ersten Blaulichter, kurz davor ein Pannenparkplatz. „Wir schaffen es bis dorthin“, schreie ich mir selbst zu. Und tatsächlich. Wahrlich mit dem letzten Tropfen Sprit stelle ich den Wagen ab, gebe meinem Freund den Autoschlüssel und laufe Richtung Fahrbahnkuppe.

Und wenn ich jetzt diese oftmals leichtfertig verwendete Floskel „Hier sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld“ strapaziere, dann ist das diesmal keine Übertreibung, sondern wird der sich darbietenden Grausamkeit nicht annähernd gerecht.

Dieses Szenario verschlägt einem die Sprache. Wahnsinn...

Ein Unfall mit einer derartigen Brutalität ist definitiv außergewöhnlich. Wie sich später herausstellt, ist ein Mann in selbstmörderischer Absicht ganz bewusst auf der falschen Fahrbahn unterwegs. Lenkt seinen Pkw mit Höllentempo in eine leichte, uneinsehbare Rechtskurve. Befindet sich auf der Überholspur, wenn man die Autobahn korrekt befährt.

Auf dieser Spur - ordnungsgemäß - unterwegs ist der Fahrer eines Kleinbusses. Vollbesetzt mit einer fröhlichen Freundesrunde, die sich auf der Heimreise von ihrem Urlaub befindet.

Eine Rückfahrt, die für viele von ihnen eine Fahrt in den Tod wird. Weil der Busfahrer keine Chance zum Auszuweichen hat und der Pkw-Lenker ohne Rücksicht auf Verluste sterben will.

Am Scheitelpunkt der Autobahnkurve mit einer erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h passiert das Unausweichliche. Frontal prallen beide Fahrzeuge zusammen. Eine Art Urknall. Metall verformt sich wie Knetmasse. Trümmer und Splitter übersäen die Fahrbahn. Inmitten all dieses chaotisch-tragischen Schauplatzes die beiden bis zur Unkenntlichkeit deformierten Autos. Leichen und Verletzte.

Tatsächlich gibt es bei diesem absoluten Wahnsinn, auch wenn es pervers anmutet, sogar einen „Gewinner“: Der selbstmörderische Geisterfahrer hat auf tragischste Art und Weise sein Ziel erreicht. Er ist tot...

Mit in den Tod gerissen hat der Irre zahlreiche unschuldige Insassen des Urlauberbusses, einige Personen überleben Schwerstverletzt.

Hartgesottene Einsatzkräfte von Autobahnpolizei, Feuerwehr und Rotem Kreuz stehen nach der dramatischen Rettungsaktion kopfschüttelnd und fassungslos am Unglücksort. So eine gnadenlose Unfall-Zerstörungswucht haben sie noch nie gesehen. Auch ich nicht. Spontan versammeln sich alle Helfer im Nahbereich der zerfetzten Fahrzeuge. Betretenes Schweigen. Minutenlang makabre Stille. Gänsehautmoment.

Die Unfallfotos sind im Kasten, alle Details notiert. Ich ziehe mich zurück und muss dringend in die Redaktion. Gedankenversunken eile ich zum benzinleeren Auto und überlege, wie ich jetzt schnell zu Sprit komme. Da sehe ich meinen Freund, wie er aus einem Kanister mein Auto betankt. Nochmals auch hier der Dank an den hilfreichen Fahrer eines ÖAMTC-Abschleppautos.

• • •

KAPITEL 05 •Zehn Schüsse bei Nachbarschaftsstreit: „Bitte nicht...!“

„Bitte nicht!“, fleht der junge Mann, während er sich über seine soeben mit acht Schüssen hingerichtete Mutter beugt und in die Waffenmündung des Täters schaut. Vergebens. Ein Knall. Ein Feuerstrahl. Ein Schrei...

Eskalation eines jahrelangen Nachbarschaftsstreites mit tragischen Folgen in einer Eigentumswohnhausanlage, wie es schlimmer kaum möglich ist. Ein Zollbeamter gesetzteren Alters lädt seine Pistole, ein tschechisches Fabrikat Kaliber 7,65 und lauert hinter seiner Türe. Es ist gegen 19 Uhr, als die verhasste Anwohnerin von nebenan vor ihren Eingangsbereich im 2. Stock tritt.

Sie greift zum Schlüssel. In diesem Moment schreitet der bewaffnete Nachbar ins Stiegenhaus, geht auf die Frau zu und hält ihr die Waffe an die Brust. Acht (!) mal drückt der Täter ab. Achtmal wird sie getroffen und sackt leblos in sich zusammen. Die Frau ist sofort tot.

Der Schütze wendet sich von der Leiche ab und geht zum Nachladen der Pistole in seine Räumlichkeiten. Sein Amoklauf ist noch nicht beendet...

In der Wohnung des Opfers befinden sich zur Zeit des Attentates der 20-jährige Sohn der Frau und dessen Freundin. Aufgeschreckt durch „Tumult und Knaller“ im Hausflur öffnet der junge Mann, völlig ahnungslos ob des Lärms, die Türe und sieht seine blutüberströmte Mutter am Boden liegen. Hilfe ringend beugt er sich über sie und ruft verzweifelt seine Freundin.

Währenddessen öffnet der Nachbar seine Wohnungstüre mit der Waffe im Anschlag und zielt auf den wehrlosen Sohn. Reflexartig fleht er den Todesschützen an und versucht im selben Moment, durch einen Sprung über die Stiegen zu entkommen.