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Im 2. Teil meiner sechsteiligen Buchreihe finden Sie Fabeln und Legenden aus Asien, Australien, Europa, Türkei, Südamerika, Nordamerika, Mittelamerika und der Karibik sowie Fabeln unbekannter Herkunft und einige Fabeln für Kinder. Seit meiner frühesten Kindheit bin ich fasziniert von Fabeln, Mythen, Legenden, Märchen und Sagen. Im Laufe meines bisherigen Lebens konnte ich eine beachtliche Sammlung von mehreren Tausend Geschichten aus aller Herren Länder zusammentragen. Ich möchte diesen Schatz jetzt mit Euch allen Teilen! Viel Spaß auf Eurem Weg zum Träumen!
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Seitenzahl: 220
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Im zweiten Teil meiner sechsteiligen Buchreihe finden Sie Fabeln und Legenden aus Asien, Australien, Europa, Türkei, Südamerika, Nordamerika, Mittelamerika und der Karibik sowie Fabeln unbekannter Herkunft und einige Fabeln für Kinder.
Seit meiner frühesten Kindheit bin ich fasziniert von Fabeln, Mythen, Legenden, Märchen und Sagen. Im Laufe meines bisherigen Lebens konnte ich eine beachtliche Sammlung von mehreren Tausend Geschichten aus aller Herren Länder zusammentragen.
Ich möchte diesen „Schatz“ jetzt mit Euch allen teilen!
Die Fabel (lateinisch fabula, „Geschichte, Erzählung, Sage“) bezeichnet eine in Vers oder Prosa verfasste, kürzere Erzählung mit belehrender Absicht.
Die Legende hat, wie die Sage, einen wahren Kern. Oft stellen Legenden das vorbildhafte Leben oder Begebenheiten von Heiligen oder sehr religiösen Menschen dar.
Viel Spaß auf Eurem „Weg zum Träumen“!
Indien
Das Krokodil, der Tiger und der Wandersmann
Hasenlist
Löwe und Hase
Indonesien – Birma
Die Wunderharfe
Eine birmanische Fabel
Indonesien – Java
Warum die Affen den Tigern Steuer leisten müssen
Irak
Die Geschichte vom Honigtropfen
Iran
Unnatürliches Wetter
Japan
Die allzu klugen Fische
Die beiden Frösche
Die Ratten und ihr Töchterlein
Kambodscha
Der steinerne Affe
Kaukasus
Der Kranich und das Füchschen
Malaysia
Der Affe und der Reisvogel
Mongolei
List oder Weisheit
Myanmar
Der hochmütige Geier
Mauritius
Der Hase, der Elefant und der Walfisch
Pakistan
Warum die Fledermäuse am Tag schlafen
Wie der Specht entstand
Philippinen
Die verlorene Halskette
South-Korea
Der Holzsammler
Syrien
Der Hahn und der Falke
Taiwan
Der kluge Kater und die dummen Affen
Thailand
Warum Huhn und Katze Feinde sind
Thailand – Siam
Eine siamesische Erzählung
Tibet
Eine tibetische Fabel über Freundschaft
Die Krähe mit der goldenen Kappe
Vietnam
Der Ochsenhirte und die Himmelsweberin
Der Regengeist und der Frosch
Der Tiger und der Büffel
Unübertrefflicher Sparsinn
Asien allgemein
Alte Gewohnheit
Das Kaninchen im Mond
Der Fuchs mit dem abgeschlagenen Schwanz
Der Spiegel
Sonne und Mond – ein Liebespaar
Die gutherzigen kleinen Schneehasen
Der Hase und der Igel
Kröte und Hase
Australien
Die Krähe und der Kranich
Europa
Albanien
Der Fuchs und der Adler
Andorra
Minka, die Katze
Belgien
Der Frosch im Brunnen
Bosnien – Herzegowina
Vom Hahn und der Perle
Bulgarien
Der Ertrinkende und die Schlange
Dänemark
Von der Schwalbe und den anderen Vögeln
Deutschland
Der Bär und der Elefant
Hyäne und Königstiger
Kater und Sperling
Mit dem Löwen jagen
Von der Stadtmaus und der Feldmaus
Estland
Von einem Wolf
Wettkampf des Frostes und des Hasen
Finnland
Der Bär als Richter
Die Wette von Kaulbarsch und Lachs
Vom Kranich, der den Fuchs das Fliegen lehrte
Frankreich
Der Rabe und der Fuchs
Der Wolf und das Lamm
Die Henne mit den goldenen Eiern
Die Katze und die Ratte
Die Taube und die Ameise
Griechenland
Actas und der Bär
Der Adler und der Fuchs
Die Taube und die Krähe
Drei Stiere und der Löwe
Jupiter und die Bienen
Jupiter und die Schlange
Rabe und Fuchs
Zwei Krebse
Der Affe
Großbritannien
Fuchs und Gans
Irland
Der kluge Wolf und die neun dummen Wölfe
Die Kinder von Lir
Island
Wie der Fuchs den Bären ums Weihnachtsessen prellt
Italien
Das Rasiermesser
Kroatien
Der getäuschte Wolf
Moldavien
Warum die Schlangen keine Beine haben
Nordirland
Wer hängt der Katze die Schelle an
Norwegen
Der Bär, der vom Affen eine Goldkette haben wollte
Der Drache und der Bauer
Österreich
Die alten und die jungen Frösche
Polen
Der Fuchs und das Rebhuhn
Portugal
Der Hase und der Wolf
Rumänien
Der Fuchs macht dem Wolf einen Schwanz
Warum die Biene Freude bringt, aber die Spinne Leid
Russland
Der Ziegenbock
Die Stute und der Ackergaul
Russland – Sibirien
Vom Fuchs und dem Karpfen
Der kleine Hase
Schottland
Der Schuster von Selkirk
Die Legende vom Giant's Causeway
Schweden
Warum der Hase kein Haus hat
Schweiz
Vom Fichtenbaum, dem Teiche und den Wolken
Slowakei
Das Löwenfell
Slowenien
Der Fuchs und sein Schwanz
Spanien
Alkor und Mizar
Was sich mit zwei sehr reichen Leuten zugetragen
Tschechische Republik
Der Fischotter und der Fuchs
Türkei
Solange du nicht drinnen liegst
Und wenn es doch klappt
Wem es steht, dem steht es
Wer die blaue Perle hat
Der allwissende Turban
Südamerika
Chile
Die drei Schweine und der Wolf
Ecuador
Der Teufelssee
Kolumbien
Die Überschwemmung von Bogotá
Peru
Das Tor zum Land der Götter
Die Steine der Tränen
Argentinien
Die Menschen und die Kaninchen
Nordamerika
USA
Der Fuchs und der Rabe
Die Affenfrau
Die Fliege und die Spinne
Die Kaninchen, die an allem Schuld waren
Mittelamerika
Costa Rica
Die Hasen bitten die Füchse um Hilfe
Karibik
Trinidad und Tobago
Das Kaninchen und der Tiger
St. Lucia
Der Hase bittet Gott um mehr Verstand
Puerto Rico
Das Kaninchen und der Tiger
Fabeln unbekannter Herkunft
Die Scholle
Kater und Sperling
Die Emanzipierte
Fabeln für Kinder
Rabe
Schneemann
Kätzchen
Vogel
Kind und Buch
Der Reiher
Die Brautschau
Die Hochzeit der Frau Füchsin
Die Schlickerlinge
Die alte Bettelfrau
Der Hund und der Sperling
Der Zaunkönig und der Bär
Die drei Faulen
Der undankbare Sohn
Auf einem schmalen Wege, wo zur rechten Hand ein hohes Gebirge emporstieg und zur Linken der Ganges floss, ging ein Wanderer. Plötzlich sah er vom Berge herab einen grimmigen Tiger auf sich zueilen; um ihn zu entgehen, wollte er geradezu in den Strom sich stürzen und durch Schwimmen sich retten, so gut er könne, als aus diesem ein Krokodil emporfuhr.
"Oh ich Elender!" rief der arme Wanderer, "wohin ich blicke, ist der gewisse Tod."
Voll unaussprechlicher Angst sank er bei diesen Worten zu Boden. Der Tiger schon hart an ihm, tat einen jähen Sprung und - fiel dem Krokodil in den Rachen. Zufrieden mit seiner Beute fuhr dieses wieder in die Tiefe hinab. Erhalten und unbeschädigt ging der Wandersmann von dannen. Auch in höchster Gefahr verzweifle noch nicht!
Oft dient zu deiner Erhaltung, was im ersten Augenblick deines Untergangs Vollendung schien.
In einem Wald hauste ein fürchterlicher Löwe, der unaufhörlich die anderen Tiere verfolgte und mordete. Da schlossen sie sich zusammen und beschlossen, den Löwen als König anzuerkennen und ihm täglich ein Tier zu opfern, wenn er mit dem Ausrotten aller Bewohner aufhören würde. Eines Tages fiel die Wahl auf einen alten Hasen, er sollte dem Löwen als Nahrung dienen. Aber der Hase war ein gewieftes Bürschchen und mit allen Wassern gewaschen. „Der König will mich umbringen«, dachte er, »also muss ich ihm nicht länger gehorchen. Ich lasse mich nicht wie ein einfältiges Lamm geduldig abschlachten.“
Der Hase zockelte gemächlich zum König und näherte sich ihm in Schneckentempo. Der hungrige Löwe wurde zornig und brüllte: „Du ungehobelter Flegel, du wagst es, deinen König warten zu lassen?“
„Verzeiht, mein edler König“, stotterte der gerissene alte Hase mit ersterbender Stimme, „die Angst sitzt mir noch in den Knochen und hat mich völlig gelähmt. Stellt Euch vor, welchen Schrecken ich erlitten habe, als ich auf dem Weg zu Euch einen anderen Löwen traf. Zunächst freute ich mich, denn ich glaubte, Ihr wäret es. Aber welch Entsetzen packte mich, als ich erkennen musste, dass es ein fremder Löwe war. Mein König, er sah Euch so ähnlich, als wäre es Euer Bruder. Nur schien er mir, Ihr verzeiht meine Aufrichtigkeit, ein wenig stärker zu sein als Ihr. Er ergriff mich grob bei meinen Ohren und wollte mich verschlingen! Denkt Euch nur, ausgerechnet mich, den alle Tiere für unseren heißgeliebten König auserwählt hatten. Geistesgegenwärtig verteidigte ich Euer Vorrecht auf mich und erzählte ihm, dass mich die Pflicht zu Euch ruft. Darauf ließ er mich unsanft fallen und hieß mich schwören, sobald ich Euch benachrichtigt hätte, postwendend zu ihm zurückzukommen.“
Dem König hatten sich bei den Worten des Hasen vor Grimm die Haare aufgestellt. Er raste: „Wo ist dieser verwegene Lümmel, der die Frechheit besitzt, in mein Reich einzudringen und meinen Untertanen zu befehlen? Langohr, auf der Stelle führst du mich zu ihm!“
Der durchtriebene Hase sträubte sich mächtig. Aber der Löwe fuhr ihn an: „Wirst du wohl folgen! Du hast keinen Grund, dich zu fürchten.“ Der findige Hase führte den Löwen einen weiten Weg und dachte dabei: „Die Zeit wird für mich arbeiten; je weiter der Weg, umso größer der Hunger des Königs; je größer der Hunger, desto stärker sein Zorn; je stärker sein Zorn, umso sicherer gelingt mir mein Streich.“
Endlich lockte der Schlaukopf den Löwen zu einem Brunnen, blieb davorstehen und flüsterte ihm mit zittriger Stimme zu: „Dort unten haust der Fremde.“ Der König blickte wutschnaubend in die Tiefe. Als er dort unten einen Uwen sah, stürzte er sich kampfwütig hinunter und ertrank.
Er hatte sein eigenes Spiegelbild für einen Rivalen gehalten.
Auf dem Berge Mandara wohnte ein Löwe, der hieß Grimmig, und dieser Löwe mordete fortwährend die Tiere. Da ließen denn diese nach einer gemeinsamen Beratung dem Löwen sagen: „Warum tötet Ihr alles Wild? Lieber wollen wir Euch zu Eurer Wohnung täglich ein Tier schicken.“ Der Löwe sagte: „Ich bin zufrieden!“ Also schickten sie ihm alle Tage ein Tier. Da kam nun einst die Reihe an einen alten Hasen. Dieser dachte: „Bescheiden ist man nur aus Scheu und wenn man fürder hofft zu leben. Was frommt's, ist günstig mir der Leu? Ich muss ihm doch mein Leben geben. Drum will ich mir ja Zeit nehmen auf meinem Gange.“ Der Löwe aber, den der Hunger peinigte, fuhr ihn zornig an: „Warum kommst du so spät?“
Jener erwiderte: „Meine Schuld ist es nicht. Ein anderer Löwe hat mich unterwegs aufgehalten. Ich habe ihm einen Eid leisten müssen, zurückzukehren und bin jetzt nur gekommen, dies dem Herrn zu melden.“
Da wurde der Löwe zornig und rief: „Gleich kommst du mit und zeigst mir, wo der Schurke ist!“ Der Hase führte ihn an einen tiefen Brunnen. „Geruhe der Herr zu kommen und zu sehen“ - so sagte er und zeigte ihm sein Spiegelbild im Brunnen. Geschwollen vor Wut und von seinem Stolze getrieben, stürzte er sich auf dieses hinab und musste sterben.
Auf zwei hohen Bergen lebten einst in grauer Vorzeit zwei Eremiten (Yathay), die das Abkommen getroffen hatten, sich Lichter zu zeigen, um sich gegenseitig Kunde von ihrem Leben zu geben. Eines Nachts konnte der eine Eremit kein Licht auf dem andern Berge bemerken, und er schloss daraus, dass sein Freund das Zeitliche gesegnet habe und in den Stand der Dämonen (Nats) übergegangen sei. Bald darauf erhielt er auch einen Besuch von dessen Gespenst, und da er sich über die wilden Elefanten beklagte, welche ihn vielfach belästigten, eine Harfe zum Geschenk, durch deren Spielen er je nach der Melodie die Elefanten herbeiziehen oder vertreiben könne.
Eines Tages hörte er in der Wildnis das Gejammer eines Kindes, und als er darauf zuging, fand er, trostlos auf einem Baume sitzend, eine Königin mit einem Säugling im Arme. Sich im Hofe ihres Palastes sonnend, war sie durch den herbei schwirrenden Riesenvogel aufgepackt und aus dem Kreise ihrer jammernden Ehrendamen fortgeführt worden, um ihm in seinem Neste zur Speise zu dienen.
Der Eremit verbarg sie in seiner Einsiedelei und vermählte sich mit ihr; den königlichen Sohn, Oudinath, adoptierte er, mit der Wunderharfe ihn beschenkend. Einst im Dunkel der Nacht sah der Eremit einen der glänzendsten Sterne am Himmel sich plötzlich verdüstern und erkannte daraus, dass der große König, der Oudinath seinen Ursprung gegeben, sein Leben geendet habe, und der Sohn, davon hörend, beschließt in sein väterliches Reich zurückzukehren. Auf hohem Elefanten thronend, begleitet von den sämtlichen Elefanten des Waldes, langt er vor den Toren der Hauptstadt an, die er verschlossen findet, und das ganze Volk in Trauer, da dem Lande ein Herrscher fehlt. Durch die Wahrzeichen eines Ringes und Gürtels, welche seine Mutter ihm mitgegeben, wurde er als der Erbprinz erkannt und von den Edelleuten auf den Thron gehoben.
Zu jener Zeit erfüllte die Tochter eines Pana (Brahmanen) mit dem Rufe ihrer Schönheit die Reiche der Erde, und aus allen Gegenden strömten Bewerber um ihre Hand herbei, aber Niemand fand Gnade vor ihren Augen. Der Vater begegnete einst Myatzoa-Phaya (Buddha), und überwältigt von dem göttlichen Glanz seiner Herrlichkeit, dachte er in ihm einen passenden Schwiegersohn zu finden. Er bat ihn, in einem Hause zu warten, da er seine Tochter herbeibringen wollte, aber als er zurückkam, war sein Gast fortgegangen und hatte nur den Abdruck seines Fußes zurückgelassen. Die in der Kenntnis der Beden (Vedas) wohl unterrichtete Tochter erkannte aus den Figuren, dass es die Fußsohle des Gottes sei, und wurde von unbezwinglicher Sehnsucht ergriffen, sich ihm zu vermählen. Seinen Spuren nachgehend, holte sie Myatzoa-Phaya ein, dieser aber wies ihre Liebe zurück, da er auf dem Wege nach Baranasi (Benares) war, um dort den Thron zu besteigen, und Überfluss an Frauen ihn schon erwartete. Die verschmähte Schöne traf im Walde mit Oudinath zusammen, und jetzt weniger wählerisch geworden, erlaubte sie ihm, sie als seine Königin sich zur Seite zu setzen.
Nun geschah es, dass ein benachbarter König, der Oudinaths Zauberinstrument zu besitzen suchte, auf eine List sann, ihn in seine Gewalt zu bekommen. Er lässt die große Figur eines weißen Elefanten aus Holz verfertigen und mit Soldaten gefüllt in den Wald stellen. Als Jäger an Oudinath berichten, ein Thier höchster Vollkommenheit gesehen zu haben, zieht dieser aus, um dasselbe zu fangen. Aber zum ersten Male versagen die Töne der Harfe ihren Dienst. Statt zu folgen entfernt sich der Elefant, und Oudinath, überrascht und verwundert, verfolgt ihn so eifrig auf seinem Pferd, dass er bald von seinem Jagdgefolge getrennt ist. An einer versteckten Stelle des Waldes springen die Soldaten aus dem Bauche des Elefanten hervor und führen Oudinath als Gefangenen zum König. Dieser verlangt die Mittheilung seiner magischen Geheimnisse, kann aber die hartnäckige Verschwiegenheit Oudinaths nicht besiegen, da selbst Todesandrohungen fruchtlos, blieben. Zuletzt erbietet er sich, als Bedingung der Freiheit, ein Sklavenmädchen darin zu unterrichten; der König aber substituiert seine eigene Tochter, die er hinter einen Vorhang stellt und ihr sagt, dass sie von einem weisen Manne unterrichtet werden würde, der aber körperlich ein abschreckendes Scheusal und aussätzig sei.
Als während des Unterrichtes Oudinath sie ausschielt, weil sie nicht rascher begreife, schmäht sie auf ihn als einen Aussätzigen zurück. In der Lebhaftigkeit des Zankes wird der Vorhang bei Seite geschoben, Beide erblicken sich und verlieben sich sterblich in einander aus Wahlverwandtschaft, da sie schon in einer früheren Existenz Gatte und Gattin gewesen. Sie entwerfen einen Plan und teilen dem König mit, dass zur Ausführung der Zauberzeremonien Blätter eines fremden Baumes nötig seien. Danach ausgeschickt, entläuft die Prinzessin, welche die Wachen des Gefangenen fortgesendet hat, mit ihm nach seinem Reich, und sie wurde ihm als die erste Königin vermählt. Die dadurch eifersüchtige Brahmanin benützt eine Abwesenheit des Königs, um eine zwischen Blumen versteckte Schlange auf den Thron zu stellen und die Königin des Verrats zu beschuldigen. Die Minister, welche die hervorzüngelnde Schlange sehen, erkennen sie für schuldig, und die Brahmanin, der sie zur Hut übergeben ist, verbrennt sie in einem durch Teppiche verhängten Hofe des Palastes.
Als der König bei seiner Rückkehr davon hörte und den Zusammenhang der Sache erfuhr, geriet er in den größten Zorn. Er lässt das ganze Geschlecht der Pona herbeiholen, sie auf einem Felde eingraben und dann ihre Köpfe abpflügen. Für die Ponatochter selbst aber wird die grausamste Strafe ausgesonnen. In dem obersten Gemache des Palastes eingeschlossen, wird ihr jeden Tag ein kleines Stück ihres Fleisches abgeschnitten, vor ihren Augen in ein Ragout gemischt und ihr zum Essen eingezwängt, um die Pein zu verlängern; aber während dieser ganzen Zeit betet die Ponatochter täglich zu Myatzoa-Phaya, den sie durch ein kleines Loch aus dem Dache ihres Gefängnisses über sich am Firmament umherwandeln sieht. Dass die Ponatochter, obwohl sie so eifrig Myatzoa-Phaya verehrte, diese schmerzliche Strafe erdulden musste, war die Folge einer in früherer Existenz begangenen Sünde. Als sie einst aus dem Bade hervorkam, und der Tag etwas kühl war, machte sie sich Feuer an im Walde. Durch die zurückgebliebenen Kohlen entstand nach ihrem Fortgehen ein Waldbrand, und ein heiliger Rochanda, der, in Meditation versunken, im Walde saß, wäre fast verbrannt, wenn er nicht, durch die Fähigkeit zu fliegen, in die Höhe gestiegen und entkommen wäre.
Zu Schintai, dem Löwenkönig der Tiere, kamen alle Bewohner des Waldes, um ihre Huldigung darzubringen. Auch die kleine Ameise kam herbei, sich vor ihm zu verneigen, aber die Edelleute trieben sie verächtlich weg. Als der Ameisenkönig davon hörte, geriet er in Zorn und schickte einen Wurm, sich in das Ohr des Löwen einzuschleichen und ihn zu quälen. Auf das schreckliche Schmerzgebrüll kamen die Tiere von allen Seiten herbeigelaufen, boten ihre Dienste an und wollten den Feind bekämpfen, wo und wer er auch sei. Aber Keiner konnte Hilfe leisten. Zuletzt, nach vielen demütigen Botschaften, ließ sich der Ameisenkönig bewegen, einen seiner Untertanen zu schicken, der in das Ohr hineinkroch und den Wurm herausholte. Seit der Zeit haben die Ameisen das Privilegium, überall und an jedem Platze zu leben, während den anderen Tieren ihre Aufenthaltsorte angewiesen sind.
In früherer Zeit fraß der Tiger nur Mücken, Fliegen, Heuschrecken und ähnliches. Da war der Büffel mit ihm noch innig befreundet und hatte sich auf seinem Gebiet den Bauch dick gefressen. Dies erweckte die Eifersucht des Affen, so dass er dem Tiger den Rat erteilte, den Büffel zu verschlingen. Der Tiger gibt diesen Einflüsterungen Gehör, der Büffel aber setzt sich mit solch unbeugsamer Entschlossenheit zur Wehr, dass der Tiger vor ihm die Flucht ergreift. Der Büffel, in Furcht, früher oder später dem Zorn seines ehemaligen Freundes zum Opfer zu fallen, sucht Hilfe bei allerlei Tieren, findet aber keines, das es wagt, sich dem Tiger gegenüberzustellen, ausgenommen den Widder ohne Hörner; dieser verspricht, ihm helfen zu wollen. Schweigen wir jetzt vom Büffel und vom Widder, und erzählen wir von ihm, der so eilig sich geflüchtet hatte, dem Königstiger, der weggeschlichen war und sich versteckt hatte im Schilfrohr. Bald kam der Affe wieder zu ihm, und als er ihn angetroffen hatte, sprach er empört: „Dein Name ist Tiger und sieh! du fürchtest dich und ergreifst die Flucht wie ein Hase! Wenn ich so große Zähne hätte wie du, würde ich den Büffel von hinten anfallen, wenn er sich nicht gutwillig unterwerfen will: das eine oder das andere! Wenn ich so große Zähne hätte wie du und solche Krallen an den Vorder- und Hinterpfoten, warum sollte ich denn weglaufen?“ Der Königstiger sagte: „Ich fürchte mich nicht vor dem Büffel; ich sann eben nach und wollte im Dickicht ruhen, um mich ein wenig zu erholen. Wenn er ruhig in gebogener Haltung dasteht, werde ich mich ihm sofort leise von hinten nähern.“ Der Affe antwortete: „Da hast du recht; wenn du aber den Büffel nur unvorbereitet finden kannst! Denn er ist davongelaufen, um sich Hilfe zu suchen; ich habe ein wachsames Auge gehalten auf alles, was er tat: er ist hingegangen zum Widder, um dessen Hilfe zu suchen. Dieser hat versprochen, es mit dir aufzunehmen, und noch viel anderes hat er auf sich genommen, genügend, um einen in Zorn zu bringen; auch sei er, renommiert er, dir wohl gewachsen. Wenn ich scharfe, große Zähne hätte wie du, so würde ich nicht lange zögern; ich würde ihm den Kopf zerschmettern, ich würde ihm, krach! das Genick umdrehen, sein Fleisch würde ich fressen, sein Blut würde ich schlürfen!“
Als der Tiger dies vernahm, geriet er in Wut und sagte laut: „Scheut der Widder wirklich nicht davor zurück, es mit mir aufzunehmen?“
Der Affe fuhr fort: „Ich werde doch nicht lügen! Der Büffel hat sich sogar schon hinter dem Widder niedergelegt, da liegt er höchst bequem und gemütlich und wiederkäut; er ruht im Schatten der Bäume mit seinem dicken Körper, der so fett ist wie pures Schweineschmalz.“
Rasch begab sich jetzt der Tiger nach der Stelle, wo der Widder war. Um auf alles Acht geben zu können, sprang und turnte der Affe von dem einen Zweig auf den andern; von oben konnte er alles gut beobachten und zugleich an allerlei Früchten sich satt fressen.
Der Widder war fortwährend auf seiner Hut gewesen; jetzt näherte er sich der Bananenpflanzung, die er vorher angezündet hatte, so dass die Stämme schon verkohlt waren; der Büffel wich nicht von seiner Seite.
Als die beiden bei den Bananenbäumen angekommen waren, kam der Königstiger. Da sie nur noch einen Steinwurf voneinander entfernt waren, blieb der Widder stehen und schrie: „Guck, hier kommt der Tiger! Sollte er wirklich meine
Unverletzlichkeit, meine Vortrefflichkeit und Kraft im Gefecht auf die Probe stellen wollen? Wohlan, lasst uns dann kämpfen! Aber wenn du erst einmal eine Probe von mir gesehen hast zum Beweise, dass ich nicht zu viel gesagt habe, so erinnere dich an meine Worte! Zuerst werde ich dir jetzt eine Probe zeigen. Bleibe nur dort, und sieh zu, was ich kann. Wenn du das gesehen hast und noch darauf bestehst, wohlan, dann lass uns ringen, sooft du willst. Du aber darfst dann nicht dem Kampf entfliehen, obwohl ich schon vorausahne, dass du es versuchen wirst.“
Sogleich machte sich der Widder auf und warf sich gegen die Bananenbäume, deren Stämme ganz und gar verkohlt waren. Und als er hin und her sprang, fielen die Stämme alle auf- und übereinander. Dabei schrie der Widder: „Nun, Tiger, schau mich einmal an!“
Als der Tiger dies alles gesehen hatte, verlor er den Mut und machte sich eiligst davon. Er ging ins Dickicht und schlich sich in das Schilfrohr, laut brüllend vor Angst und hin und her laufend.
Mittlerweile näherte sich der Widder einem Weiher, ohne einen Augenblick von der Seite des Büffels zu weichen. Schnell pflückte er einige junge Djatiblätter und fing an, dieselben zu kauen; infolgedessen lief der rote Saft ihm längs des Mundes herab, so dass es aussah, als ob sein Mund mit Blut befleckt wäre.
Darauf stieg der Affe vom Baume herunter und begab sich zu dem erschreckten Tiger, der sich im Niederholz versteckt hatte. Er sagte: „Oh Tiger, warum bist du so feige geflüchtet und hast dich versteckt? Warum hast du den Widder nicht angegriffen? Pfui! Wie du jetzt ängstlich hin und her läufst!“
Der Tiger antwortete leise: „Ich bin geflohen, weil der Widder so gewaltige übernatürliche Kräfte besitzt. Bäume, die er nur eben berührte, fielen um, drei oder vier oder gar fünf zugleich. Seine Kraft ist außergewöhnlich, und ich glaube, dass er unverwundbar ist. Wenn er nur seine Haut rieb an den Bäumen, fielen sie gleich in Massen um. Dies wunderte mich sehr, und ich fürchtete mich, als ich sah, welche übernatürliche Kraft der Widder besitzt; ich sah es aus der Ferne, wie die Bäume fielen, wenn er an dieselben nur anstieß oder denselben Fußtritt gab; ohne dass es ihm Mühe machte, fielen sie verwirrt durcheinander. Welche Bäume es waren, weiß ich nicht, weil ich es nicht wagte, näher zu treten.“
Der Affe schrie: „Dir gebührt der Name Schafskopf, oh Tiger! Da du nicht Acht gegeben hast, hat er dich zum Besten haben können. Den Bananenwald hatte er schon früher angezündet, und jetzt sind die Bäume tot, die Blätter sind verschwunden, die Stämme verkohlt. Beim bloßen Blasen wären sie schon umgefallen; ich selbst, und wären es tausend oder zweitausend gewesen, hätte ohne Anstrengung dieselben umstürzen können, und dich hätte ich fürwahr nicht dabei zu Hilfe gerufen!“
Als der Tiger dies gehört hatte, war er ganz bestürzt; schließlich sprach er freundlich: „Wenn es ist, wie du sagst, so werde ich gleich noch einmal hingehen; ich habe jetzt wieder neue Kräfte gesammelt und Atem geschöpft.“
Der Affe fügte hinzu: „Überlege aber nicht zu lange, sondern greife ihn sofort an. Der Widder ist nicht gefährlich, er hat keine Hörner und keine Zähne, wovor solltest du dich denn fürchten? Überfalle ihn, dreh' ihm das Genick um, friss sein Fleisch, und kratze ihm die Augen aus dem Kopf!“
Jetzt brach der Tiger schnell auf, um den Widder aufzusuchen. Der Affe zeigte ihm den Weg und behielt von den Bäumen aus alles im Auge, was unten vorging. Bald kam der Tiger zu dem Widder. Dieser sprach empört: „Ei, da kommt der Königstiger schon wieder!
Es scheint, als ob er den Tod suche. Weißt du nicht, dass ich Tiger fresse? Sieh nur, was dort im Wasser liegt! Blick nur in diesen Weiher hinab und öffne die Augen recht weit! Eben habe ich einen Tiger aufgeknuspert; seinen Kopf habe ich ins Wasser geworfen. Sieh nur selbst, wenn du mir nicht glaubst.“
Und sieh, der Tiger tat, wie ihm befohlen war; ängstlich und voller Furcht schlich er vorsichtig und langsam näher. An den Rand des Weihers gekommen, guckte er hinab und sah dort seinen eigenen Kopf, der sich im Wasser spiegelte.
Ungestüm und ohne Scheu kam jetzt der Widder herbeigeeilt, immer Djatiblätter kauend, den Mund blutrot, während der nieder fließende Saft rote Spuren auf dem Weg zurückließ; kühn und ohne Furcht kam er näher. Als der Tiger ihn herankommen sah, war er der Meinung, der Widder wolle ihn vertilgen. Er sprang seitwärts und ergriff eilig die Flucht; ängstlich brüllend und ganz erschreckt versteckte er sich aufs Neue im Schilfrohr, in der Furcht, dass er verfolgt werde. Er meinte, er sei in einen Hinterhalt gelockt worden, und der Affe habe ihn in den Tod schicken wollen. Höchst bestürzt ging er davon, um in einer unzugänglichen Schlucht Zuflucht zu suchen. Schnell stieg der Affe von seinem Baum herunter, um den Tiger aufzusuchen.