Traumweg - Teil 5 - Markus Wöhrer - E-Book

Traumweg - Teil 5 E-Book

Markus Wöhrer

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Beschreibung

Die Fabel ist der Liebe Heimatwelt, gern wohnt sie unter Feen, Talismanen, glaubt gern an Götter, weil sie göttlich ist. -Friedrich Schiller- Im letzten Abschnitt meiner Bücher zum Träumen Reihe beschäftige ich mich mit einigen Fabeldichtern der Geschichte. In diesem Buch finden Sie Fabeldichter beginnend mit Äsop, römische Fabeldichter, einige Fabeldichter der Geschichte und deutschsprachige Fabeldichter. Im sechsten und letzten Teil meiner Buchreihe über Fabeln, Mythen und Legenden finden Sie den zweiten Teil der deutschsprachigen Fabeldichter, orientalische Fabeldichter, Fabeldichter aus der Türkei, das Gesta Romanorum, die Carmina Burana und den Minnegesang.

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Seitenzahl: 183

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Traumweg – Teil 5

Einige Fabeldichter der Geschichte

Im letzten Abschnitt meiner „Bücher zum Träumen“ Reihe beschäftige ich mich mit einigen Fabeldichtern der Geschichte.

In diesem Buch finden Sie Fabeldichter beginnend mit Äsop, römische Fabeldichter, einige Fabeldichter der Geschichte und deutschsprachige Fabeldichter.

Im sechsten und letzten Teil meiner Buchreihe über Fabeln, Mythen und Legenden finden Sie den zweiten Teil der deutschsprachigen Fabeldichter, orientalische Fabeldichter, Fabeldichter aus der Türkei, die Gesta Romanorum, die Carmina Burana, Carmina amatoria, Carmina potoria, Carmina moralia et satrico und einen kleinen Einblick in den Minnegesang.

Viel Spaß auf Eurem „Traumweg“!

Inhaltsverzeichnis

Aesop

Der Adler und die Dohle

Der Esel auf Probe

Der Fuchs und der Holzhacker

Der Fuchs und der Storch

Der Hahn und der Diamant

Der Haushahn und die Mägde

Der Hirte und der Wolf

Der Hund und das Schaf

Der Löwe und das Mäuschen

Der Ochsentreiber und Herkules

Der Vogelsteller und die Schlange

Die Fledermaus

Die Hasen und die Frösche

Die Ziege und der Ziegenhirt

Drei Stiere und der König

Äsop in Delphi – sein Tod

Römische Fabeln

Avianus

Der Eber und der Bauer

Der Knabe und der Dieb

Der Krieger, der seine Waffen verbrannte

Der Windgott und der Sonnengott

Romulus

Der Löwenanteil

Die Hochzeit der Sonne

Die Hunde und die Gerberhaut

Der Adler und der Weih

Phaedrus

Die Frösche forderten einen König

Ein Hund trägt ein Stück Fleisch zu einem Fluss

Der Fuchs und die Larve

Der zum Arzt gewordene Schuster

Der Hirsch an der Quelle

Schaf, Hirte und Wolf

Der Sperling, der dem Hasen nützen will

Einige Fabeldichter

Jean de La Fontaine

Das Kind und der Schulmeister

Das Schwein, die Ziege und der Hammel

Der Fuchs und der Wolf im Brunnen

Der Hase mit den Hörnern

Der Kater und die alte Ratte

Der Mann zwischen zwei Lebensaltern…

Der Mensch und sein Ebenbild

Der Quersack

Der Tod und der Holzfäller

Der Tod und der Unglückliche

Der vielköpfige und der vielschwänzige Drache

Der Wolf und der Hund

Die Diebe und der Esel

Die Hornissen und die Bienen

Die Taube und die Ameise

Leonardo da Vinci

Auster, Ratte und Katze

Das Einhorn

Das Papier und die Tinte

Das Rasiermesser

Der Falke und die Ente

Der Lorbeer und die Myrte

Der Schwälberich

Der Schwan

Der Vogelbeerbaum

Der Wein und der Trunkene

Der Wildbach

Die Drosseln und die Eule

Die Elefanten

Die Zeder und die anderen Bäume

Falscher Glanz führt ins Verderben

Iwan Krylow

Der Bach

Der Adler und der Maulwurf

Der Wolf und die Hirten

Ludwig Heinrich von Nikolay

Äsop und die zwei Bildhauer

Die Wanderer und das Beil

Der Edelmann und der Bauer

Francois-Joseph Terasse Desbillons

Die Eidechse und die Schildkröte

Die Steintaube und der Federfuss

Der Wolf im Schafspelz und der Hirt

Der Krebs und sein Sohn

Der Fuchs und der Hund

Ignatius Diakonos

Das törichte Kamel

Kypris und die Dienerin

Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi

Der Ziegenbock

Der Igel

Antoine Houdar de La Motte

Die Götter der Ägypter

Die Vögel

Ludwig Baron Holberg

Die Katze begibt sich in einen Mönchsorden

Vom Affen der fischen wollte

Fjodor Michailowitsch Dostojewski

Die Zwiebel

Felipe Jacinto Sala

Das Feuer

Liezi

Der geschnitzte Phönix

Das Spiegelbild

Des Soldaten Kleid

Das Gerücht

Die Schlange mit Füßen gemalt

Einige deutschsprachige Fabeldichter

Marie von Ebner-Eschenbach

Das Blatt

Das Nilpferd

Der gute Feind

Der Verwöhnte

Die Anhänger

Die Siegerin

Die Verfemte

Ein Vergleich

Eine Begegnung

Gänsezug

Geschieden

Ungelöste Aufgaben

Verlorene Zuversicht

Wertbestimmung

Eine Erzählung – Krambambuli (1884)

Heinrich von Kleist

Die Fabel ohne Moral

Die Hunde und der Vogel

Die beiden Tauben

Arthur Schopenhauer

Die Stachelschweine

Der Apfelbaum und die Tanne

Johann Gottfried von Herder

Das größte Übel des Staates…

Der Sklave

Wilhelm Busch

Der Kobold

Die Teilung

Bewaffneter Friede

Heinrich Heine

Der Wanzerich

Pferd und Esel

Der tugendhafte Hund

Franz Grillparzer

Fabel

Orientalischer Kongress

Diplomatischer Rat

Gotthold Ephraim Lessing

Die Bäre

Der Tanzbär

Der über uns

Der Wunsch zu sterben

Daniel Wilhelm Triller

Der Hausherr und sein Kobold

Der lybische König Basiliskus

Der arme Schneider und der reiche Kaufmann

Ulrich Boner

Von einem Hahn und einem Edelstein

Der Affe und die Nuss

Von einem Löwen und einem Hirten

Johann Wolfgang von Goethe

Adler und Taube

Dilettant und Kritiker

Fuchs und Kranich

Ludwig Meyer von Knonau

Die Lerche und der Storch

Der Auerhahn und die Wachtel

Carl Friedrich Drollinger

Der Bettelmann und der Tod

Die Athenienser

Franz Kafka

Die Maus in der Falle

Wilhelm Raabe

Zwiesprache

Burkhard Waldis

Vom kranken Weihen

Vom Dieb und Hund

Heinrich Pröhle

Der Fuchs und die Gans

Hans Sachs

Die Ameise und die Grille

Christian Wahrmund

Frauen weinen

Das um ihren verstorbenen Mann…

Der schädliche Reichtum

Der Fuchs und der Drache

Der Jugend Eigensinn

Sebastian Brant

Am Narren Anstoß nehmen

Äsop

Geb.: Amorion; Türkei Gest.: 564 v. Chr., Delphi; Griechenland Äsop (altgr. Αἴσωπος — Aísōpos, lat. aesopus, eingedeutscht Aesop, Aisop, seltener Aisopus) war ein berühmter griechischer Dichter von Fabeln und Gleichnissen und lebte um 600 v. Chr.

Er gilt als der Begründer der Fabeldichtung, und so wurde sein Name zum Gattungsnamen für die Fabeldichtung überhaupt.

Der Überlieferung nach soll er aus Phrygien stammen, nach Aristoteles aber war er Thraker. Lokalisiert wird er durch Herodot in Ionien, in Samos im 6. Jahrhundert, zeitgleich mit Sappho. Er soll als Sklave mehreren Herren gedient haben, bis ihn der Samier Iadmon freiließ.

Angeblich kam er dann an den Hof des Königs Kroisos, dessen Vertrauen er durch seinen klugen Witz in solchem Maß gewann, dass er ihn auf mehrere Gesandtschaften schickte; auf einer solchen nach Delphi wurde Äsop von den dortigen Priestern wegen Gotteslästerung ermordet, wie Aristophanes berichtet.

Wie wurde aus Äsop ein Fabeldichter?

Eine kleine Mär gefunden bei dem Fabeldichter Johann Friedrich August Kazar 1732-1798 Äsop war einst ein Hirte. Er weidete seine Herden bei einem Tempel Merkurs, und, als ein Liebhaber der Weisheit, bat er den Gott um dieses Geschenk. Sehr viele andere kamen auch in den Tempel des Merkurs, um darum zu bitten. Der eine brachte Gold mit sich, der andere Silber, wiederum einer einen Heroldsstab von Elfenbein, oder sie behängten sonst eine Kostbarkeit an dem Altar auf.

Äsop hatte nichts dergleichen zu schenken, und auch das, was er hatte, schenkte er sparsam. Nur so viel Milch, als er von einem Schaf erhielt, und so viel Honigwaben, als er in die Hand fassen konnte. Jene glaubten ihm angenehme Geschenke zu bringen, wenn sie ihn mit Myrten bedeckten. Aber er brachte nur wenige Rosen und Veilchen.

Ich sollte, sprach er Kränze flechten, und meine Herde darüber vergessen? Als der Tag, an welchem Weisheit ausgeteilt werden sollte, herbeigekommen war, sagte Merkur, als ein kluger Gott, der seine Gaben nach den Geschenken ziemlich einzurichten wusste, zu dem, der am meisten gebracht hatte: "Du sollst die Weltweisheit zum Geschenk haben!"

Zum anderen: "Du sollst ein Redner sein!" Zu dem Dritten: "Du ein Sternenkundiger!"

Zu dem Vierten: "Und du ein Musikverständiger!" dieser ein epischer, jener ein Jambendichter.

Alle Schätze der Weisheit hatte er ausgeteilt, als er bemerkte, dass Äsop vergessen war. Er besann sich, dass ihm, als einem Kinde, bei seiner Erziehung auf dem Gipfel des Olymps, die Horen eine Fabel erzählten, wie einst eine Kuh sich mit einem Menschen von sich selbst, und von der Erde unterredet habe, und dass er von der Zeit an die Herden des Apollo liebte. Daher gab er dem Äsop die Kunst, Fabeln zu dichten, die in seinem Vorrat von Weisheit, noch allein übrig war.

„Hier hast du," sprach er, "was ich selbst zuerst gelernt habe."

Daher weiß Äsop seinen Fabeln so vielfache Gestalten zu geben, und dies ist der Ursprung der Fabel!

-Info von Wikipedia-

Der Adler und die Dohle

Ein Adler stürzte sich hoch aus der Luft auf ein Lamm, fasste es mit seinen Krallen und trug es mit Leichtigkeit davon. Eine Dohle hatte dies mit angesehen, und da sie sich ebenso stark glaubte wie der Adler, flog sie auf einen Widder zu. Aber vergeblich bemühte sie sich, ihn fortzubringen, sie verwickelte sich in die Wolle und konnte nun auch nicht wieder davonfliegen. Als der Hirte sie zappeln sah, haschte er sie, beschnitt ihr die Flügel und nahm sie seinen Kindern zum Spielzeug mit. „Ei! Ei!“ riefen hocherfreut die Knaben, „wie nennt man diesen Vogel?“ „Vor einer Stunde noch“, antwortete der Vater, „hielt er sich für einen Adler, musste aber bald einsehen, dass er nur eine elende Dohle ist.“ Wage dich nicht an Dinge, die deine Kräfte übersteigen; es gibt sonst zum Schaden noch Spott.

Der Esel auf Probe

Ein Mann kaufte einen Esel, aber nicht gleich endgültig, sondern er machte eine Probezeit aus. Als er mit ihm in seinen Hof kam, wo schon mehrere Esel teils bei der Arbeit, teils bei der Fütterung waren, ließ er ihn freilaufen. Sogleich trottete der neue zu dem faulsten und gefräßigsten Gefährten und stellte sich zu ihm an die Futterkrippe. Da legte ihm der Mann den Strick wieder um den Hals und brachte ihn dem bisherigen Besitzer zurück. „So schnell kannst du ihn doch gar nicht erprobt haben“, wunderte sich der. „Oh mir genügt, was ich gesehen und erfahren habe. Nach der Gesellschaft, die er sich ausgesucht hat, ist er ein übler Bursche!“

Der Fuchs und der Holzhacker

Ein vor Jägern fliehender Fuchs fand, nachdem er lange in der Wildnis herumgelaufen war, endlich einen Holzhacker und bat denselben inständig, ihn doch bei sich zu verbergen. Dieser zeigte ihm seine Hütte, worauf der Fuchs hineinging und sich in einem Winkel versteckte. Als die Jäger kamen und sich bei dem Manne erkundigten, so versicherte dieser zwar durch Worte, er wisse nichts, deutete aber mit der Hand nach dem Orte hin, wo der Fuchs versteckt war.

Allein die Jäger hatten nicht darauf geachtet und entfernten sich sogleich wieder.

Wie nun der Fuchs sie fortgehen sah, ging er wieder heraus, ohne etwas zu sagen; und als der Holzhacker ihm Vorwürfe machte, dass er ihm, durch den er doch gerettet worden sei, keinen Dank bezeuge, drehte sich der Fuchs nochmals um und sprach: „Ich wüsste dir gerne Dank, wenn die Werke deiner Hand und deine Gesinnung mit deinen Reden im Einklang ständen.“

Der Fuchs und der Storch

Ein Fuchs hatte einen Storch zu Gaste gebeten, und setzte die leckersten Speisen vor, aber nur auf ganz flachen Schüsseln, aus denen der Storch mit seinem langen Schnabel nichts fressen konnte. Gierig fraß der Fuchs alles allein, obgleich er den Storch unaufhörlich bat, es sieh doch schmecken zu lassen.

Der Storch fand sich betrogen, blieb aber heiter, lobte außerordentlich die Bewirtung und bat seinen Freund auf den andern Tag zu Gaste. Der Fuchs mochte wohl ahnen, dass der Storch sich rächen wollte, und wies die Einladung ab. Der Storch ließ aber nicht nach, ihn zu bitten, und der Fuchs willigte endlich ein. Als er nun anderen Tages zum Storch kam, fand er alle möglichen Leckerbissen aufgetischt, aber nur in langhalsigen Geschirren.

„Folge meinem Beispiel“, rief ihm der Storch zu, „tue, als wenn du zu Hause wärst.“ Und er schlürfte mit seinem Schnabel ebenfalls alles allein, während der Fuchs zu seinem größten Ärger nur das Äußere der Geschirre belecken konnte und nur das Riechen hatte. Hungrig stand er vom Tische auf und gestand zu, dass ihn der Storch für seinen Mutwillen hinlänglich gestraft habe. Was du nicht willst, dass man dir tu', Das füg' auch keinem anderen zu.

Der Hahn und der Diamant

Ein hungriger Hahn scharrte auf einem Misthaufen nach Fruchtkörnern und fand einen Diamanten. Unmutig stieß er ihn beiseite und rief aus: „Was nützt einem Hungrigen ein kostbarer Stein; sein Besitz macht wohl reich, aber nicht satt. Wie gerne würde ich diesen Schatz um nur einige Gerstenkörner geben.“

Das Stückchen Brot, dass dich ernährt, ist mehr als Gold und Perlen wert.

Der Haushahn und die Mägde

Ein gutes, altes Hausmütterchen weckte ihre Mägde alle Morgen gewöhnlich mit dem ersten Hahnenschrei. Dies frühe Aufwecken und Aufstehen verdross diese.

„Wäre der verzweifelte Hahn nicht“, sagten sie, „so dürften wir auch länger schlafen“, und so drehten sie ihm den Hals um. Aber oft und viel wünschten sie ihn ins Leben zurück, weil sie von der Hausfrau, welche wegen ihres Alters wenig schlief und ihre gewohnte Hausuhr, den Hahn, nicht mehr hatte, nun sogar um Mitternacht geweckt wurden. Man sucht oft kleinen Unannehmlichkeiten zu entgehen, und kommt in weit größere.

Der Hirte und der Wolf

Ein Hirte, der einen erst kurz geworfenen jungen Wolf gefunden hatte, nahm ihn mit sich und zog ihn mit seinen Hunden auf. Als derselbe herangewachsen war, verfolgte er, sooft ein Wolf ein Schaf raubte, diesen auch zugleich mit den Hunden. Da aber die Hunde den Wolf zuweilen nicht einholen konnten und deshalb wieder umkehrten, so verfolgte ihn jener allein und nahm, wenn er ihn erreicht hatte, als Wolf ebenfalls teil an der Beute; hierauf kehrte er zurück. Wenn jedoch kein fremder Wolf ein Schaf raubte, so brachte er selbst heimlich eines um und verzehrte es gemeinschaftlich mit den Hunden, bis der Hirte, nach langem Hin- und Her raten das Geschehene inne ward, ihn an einen Baum aufhängte und tötete. Die Fabel lehrt, dass die schlimme Natur keine gute Gemütsart aufkommen lässt.

Der Hund und das Schaf

Man sagt, dass zur Zeit, als die Tiere noch sprechen konnten, das Schaf zu seinem Herrn geredet habe: „Du tust sonderbar daran, dass du uns, die wir dir Wolle, Käse und Lämmer schenken, nichts gibst, als was wir uns auf der Erde selbst suchen, dem Hunde aber, der dir nichts dergleichen gewährt, von jeder Speise mitteilst, die du selbst hast.“ Als der Hund dies hörte, soll er gesagt haben: „Beim Jupiter, ich bin es ja, der dich und deine Gefährten bewacht, damit ihr nicht von Dieben gestohlen oder vom Wolf zerrissen werdet. Denn ihr würdet, wenn ich euch nicht bewachte, nicht einmal in Ruhe weiden können.“ Hierauf soll es auch das Schaf recht und billig gefunden haben, dass der Hund ihm vorgezogen wurde.

Der Löwe und das Mäuschen

Ein Mäuschen lief über einen schlafenden Löwen. Der Löwe erwachte und ergriff es mit seinen gewaltigen Tatzen. „Verzeihe mir“, flehte das Mäuschen, „meine Unvorsichtigkeit, und schenke mir mein Leben, ich will dir ewig dafür dankbar sein. Ich habe dich nicht stören wollen.“ Großmütig schenkte er ihr die Freiheit und sagte lächelnd zu sich, wie will wohl ein Mäuschen einem Löwen dankbar sein.

Kurze Zeit darauf hörte das Mäuschen in seinem Loche das fürchterliche Gebrüll eines Löwen, lief neugierig dahin, von wo der Schall kam, und fand ihren Wohltäter in einem Netz gefangen. Sogleich eilte sie herzu und zernagte einige Knoten des Netzes, so dass der Löwe mit seinen Tatzen das übrige zerreißen konnte. So vergalt das Mäuschen die ihm erwiesene Großmut.

Der Ochsentreiber und Herkules

Ein Ochsentreiber fuhr mit einem Wagen, welcher mit Holz schwer beladen war, nach Hause. Als der Wagen im Morast steckenblieb, flehte sein Lenker, ohne sich selbst auch nur im Geringsten zu bemühen, alle Götter und Göttinnen um Hilfe an. Vor allem bat er den wegen seiner Stärke allgemein verehrten Herkules, ihm beizustehen. Da soll ihm dieser erschienen sein und ihm seine Lässigkeit also vorgeworfen haben: „Lege die Hände an die Räder und treibe mit der Peitsche dein Gespann an, zu den Göttern flehe jedoch erst dann, wenn du selbst etwas getan hast; sonst wirst du sie vergeblich anrufen.“

Der Vogelsteller und die Schlange

Ein Vogelsteller nahm Leim und Rohre und ging hinaus auf den Fang. Als er auf einem hohen Baum eine Drossel sitzen sah, befestigte er die Rohre der Länge nach aneinander und blickte in der Absicht, sie zu fangen, in die Höhe. Da trat er unvermerkt auf eine unter seinen Füßen liegende Schlange. Diese wurde zornig und biss ihn; er aber sagte noch im Verscheiden: „Oh ich Elender, während ich einen andern fangen wollte, bin ich selber von einem andern in den Tod gejagt worden.“ Die Fabel lehrt, dass die, so ihren Nebenmenschen nachstellen, oft unversehens von andern das gleiche erfahren.

Die Fledermaus

Eine Fledermaus fiel in das Gras. Sofort stürzte ein Wiesel auf sie zu und wollte sie verspeisen. „Ach!“ piepste die Fledermaus in Todesangst. „Was willst du? – Was tust du? Oh lasse mich am Leben!“

„Ich kann nicht, ich hasse dich, weil ich alle Vögel hasse“, fauchte das Wiesel.

Die Fledermaus besann sich einen Augenblick. „Ich bin doch kein Vogel; ich kann die Vögel nicht leiden; ich bin doch eine Maus!“ beteuerte sie.

Da schenkte ihr das Wiesel das Leben. Kurze Zeit nachher hatte die Fledermaus dasselbe Unglück. Wieder war ein Wiesel daran, ihr den Hals durchzubeißen.

„Du sollst augenblicklich gefressen werden“, sagte es, „ich hasse alle Mäuse und dich auch!“

„Aber ich bin doch keine Maus, ich kann die Mäuse nicht leiden! Ich bin doch ein Vogel!“ – beteuerte die Fledermaus. „Was du nicht sagst –, entschuldige!“ antwortete das Wiesel. Und die Fledermaus kam wirklich wieder mit dem Leben davon.

Die Hasen und die Frösche

Die Hasen klagten einst über ihre missliche Lage; „wir leben“, sprach ein Redner, „in steter Furcht vor Menschen und Tieren, eine Beute der Hunde, der Adler, ja fast aller Raubtiere! Unsere stete Angst ist ärger als der Tod selbst. Auf, lasst uns ein für alle Mal sterben.“

In einem nahen Teich wollten sie sich nun ertränken; sie eilten ihm zu; allein das außerordentliche Getöse und ihre wunderbare Gestalt erschreckte eine Menge Frösche, die am Ufer saßen, so sehr, dass sie aufs schnellste untertauchten.

„Halt“, rief nun eben dieser Sprecher, „wir wollen das Ertränken noch ein wenig aufschieben, denn auch uns fürchten, wie ihr seht, einige Tiere, welche also wohl noch unglücklicher sein müssen als wir.“

Lass dich nie durch das Unglück niederschlagen; es gibt immer noch Unglücklichere, mit deren Lage du nicht tauschen würdest.

Die Ziege und der Ziegenhirt

Ein Ziegenhirt musterte seine Ziegen, bevor er sie austrieb. Eine derselben hatte es sich gut schmecken lassen und sehr viel gefressen. Sie ging daher langsamer als die andern und blieb zurück. Der Hirte ärgerte sich über ihre Langsamkeit, und da er nicht lange auf sie warten wollte, hob er einen Stein auf und warf nach ihr. Unglücklicherweise traf er das eine Horn, dass es abbrach. Kaum geschehen, bereute er seine Unvorsichtigkeit und bat die Ziege, doch ja nichts ihrem Herrn zu klagen.

„Sei doch gescheit“, antwortete die Ziege, „wenn ich auch nichts davon sagen wollte, so würde doch das fehlende Horn dich anklagen.“ Wo Taten sprechen, lasst sich das einmal Geschehene nicht verhehlen.

Drei Stiere und der Löwe

Drei Stiere schlossen miteinander ein Bündnis, jede Gefahr auf der Weide mit vereinten Kräften abzuwehren; so vereinigt, trotzten sie sogar dem Löwen, dass dieser sich nicht an sie wagte. Als ihn eines Tages der Hunger arg plagte, stiftete er Uneinigkeit unter ihnen. Sie trennten sich, und nach nicht acht Tagen hatte er alle drei, jeden einzeln, angegriffen und verzehrt. Eintracht gibt Stärke und Sicherheit, Zwietracht bringt Schwäche und Verderben.

Äsop in Delphi – sein Tod

Sein Tod ist von Legenden umwoben — er soll in Delphi unschuldig hingerichtet worden sein. Als Äsop einmal durch Griechenland zog und überall durch seine Fabeln seine Weisheit zeigte, erwarb er sich den Ruf, ein sehr weiser Mann zu sein. Zuletzt kam er nach Delphi, der angesehenen Stadt und dem Sitz der obersten Priesterschaft. Dort folgten ihm viele Menschen, weil sie ihm zuhören wollten; von den Priestern aber wurde er nicht ehrenvoll empfangen. Da sprach Äsop „Ihr Männer von Delphi ihr seid wie das Holz, das von dem Meer an den Strand geschwemmt wird. Solange es fern ist, scheint es groß zu sein, wenn es aber nahe herangekommen ist, dann sieht man, dass es in Wirklichkeit klein ist.

So ging es auch mir mit euch. Solange ich noch weit von eurer Stadt entfernt war, dachte ich, dass ihr die Vornehmsten von allen wäret, jetzt aber in eurer Nähe, erkenne ich, dass ihr nicht viel taugt."

Als die Priester solche Reden hörten, sagten sie zueinander: "Dieser Mann hat in anderen Städten eine große Anhängerschaft. Es könnte sein, dass unter solcher üblen Nachrede unser Ansehen leidet oder dass wir es sogar ganz verlieren. Wir müssen also auf unserer Hut sein!

Da beratschlagten sie, auf welche Weise sie ihn unter dem Vorwande, er sei ein böser Kirchenräuber, töten könnten; denn sie wagten es wegen des Volkes nicht, ihn (ohne einsichtigen Grund) öffentlich töten zu lassen. So ließen sie aufpassen, bis der Knecht Äsops die Sachen seines Herrn für die Abreise zusammenpackte. Da nahmen sie eine goldene Schale aus dem Tempel des Apoll und versteckten sie heimlich im Reisegepäck Äsops.