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In der 4. Auflage wurden alle Inhalte auf den aktuellen Stand gebracht und neue Frageninhalte eingearbeitet.
In diesem Skript findest du zunächst Informationen zur Niere und zum Harnsystem. Hier werden glomeruläre Erkrankungen, Nephropathien, Nierenfunktionseinschränkungen sowie Erkrankungen der Nierengefäße behandelt. Es folgen Störungen des Wasser- und Elektrolythaushalts und die Grundlagen des Säure-Basen-Haushalts.
Informationen zu Fehlbildungen, Entzündungen, Steinen und Tumoren von Niere und Harnsystem findest du in Skript 16 Urologie.
Der zweite Teil widmet sich dem Immunsystem, inkl. der wichtigen immunologischen Pharmaka. Auch die Grundlagen von Transfusionen und Transplantationen und wichtige dabei mögliche Reaktionen findest du hier. Abschließend folgt ein größerer Abschnitt zu Rheumaerkrankungen
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Seitenzahl: 422
Heinz Bönisch, Jürgen Hallbach, Thomas Herdegen
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Um den Umfang bewältigbar zu halten, haben wir die Endspurt-Inhalte sehr kurz gefasst und aufs Wesentliche reduziert. Insbesondere haben wir detailliertes Klinikwissen zu speziellen Verfahren oder Kontraindikationen und Wechselwirkungen vieler Medikamente bewusst weggelassen. Zudem wird ein Thema, selbst wenn es prüfungsrelevant ist, möglichst nur an einer Stelle behandelt, auch wenn es prinzipiell zu mehreren Fächern passt.
100-Tage-Lernplan: Jedes Skript ist in mehrere Lerntage untergliedert. Diese sind abgestimmt auf den Lernplan in via medici, wo du jeweils die Kreuzsitzungen zu den Inhalten des Vortags findest (https://viamedici.thieme.de/lernplaner). So kannst du nach jedem Lerntag prüfen, ob du den Inhalt verstanden und behalten hast. Unser Zeitplan bringt dich in 100 Tagen zum 2. Staatsexamen. Darin enthalten sind 3 Tage „Zwischencheck“, an denen du ausschließlich Fragen zu den bis dahin gelernten Inhalten kreuzt, und am Ende 9 Tage Generalprobe mit 3 Examina aus den letzten Jahren. Die Einteilung der Lerntage ist natürlich nur ein Vorschlag – wie gut du beim Lernen vorankommst, hängt maßgeblich von deinem Vorwissen und deiner persönlichen Lerngeschwindigkeit ab.
Im Endspurt-Paket sind 3 Monate Zugang zu via medici enthalten. Wenn du nur einzelne Skripten gekauft hast, erkundige dich bei deiner Uni, ob sie ihren Studierenden via medici kostenlos zur Verfügung stellt, oder erwirb privat einen Zugang. Im via medici Lernplan werden übrigens stets die neuen Examensfragen ergänzt, damit dir keine Frage entgeht!
Prüfungsrelevante Inhalte:Inhalte, zu denen das IMPP seit Frühjahr 2012 Fragen gestellt hat, sind an der jeweils passendsten Stelle gelb hervorgehoben. Auch die meisten älteren Prüfungsinhalte seit 2008 sind gelb markiert.
IMPP-Fakten
IMPP-Fakten-Kästen sind zum Wiederholen der Altfragen-Inhalte oder für die ganz Eiligen unter euch gedacht. Sie listen alle gelb markierten Aussagen des vorangehenden Abschnitts nochmals auf.
Die Anzahl der ! zeigt an, wie häufig der Inhalt von 2012 bis Frühjahr 2023 gefragt wurde:
! Hierzu gab es 1 Frage.
!! Dieser Sachverhalt wurde 2-mal gefragt.
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!!!! Ein Lieblingsthema des IMPP – 4-mal oder öfter gefragt.
Lerntipps und Co: bieten weitere Unterstützung beim Lernen.
Lerntipp
Hier findest du Hinweise darauf, welche Inhalte auch mündlich besonders gern gefragt werden, welche Tücken in bestimmten IMPP-Fragen auf dich warten, oder hilfreiche Merksprüche.
Definition:
Diese Kästen definieren kurz und knapp Krankheitsbilder und weitere Schlüsselbegriffe.
Merke:
Besonders wichtige Sachverhalte sind in Merke-Kästen nochmals hervorgehoben.
Vorsicht:
„Stolperfallen“ oder potenziell gefährliche Verwechslungsmöglichkeiten sind mit „Vorsicht“ gekennzeichnet.
Praxistipp:
Hier findest du Fakten, die du später in der Anwendung im klinischen Alltag brauchen wirst.
Fehlerteufel: Solltest du in unseren Skripten etwas entdecken, das nicht richtig ist, freuen wir uns über jeden Hinweis! Schicke deine Fehlermeldung bitte an [email protected] oder schreibe einfach ein Feedback zu dem entsprechenden via medici Lernmodul. Du kannst auch das Formular auf www.thieme.de/service/feedback.html benutzen. Wir werden alle Fehler in einem Erratum sammeln und auf www.thieme.de/endspurt online stellen. Und sollten dir unsere Skripten gefallen: Lob ist natürlich ebenso willkommen ☺.Alles Gute und viel Erfolg für dein Examendas Endspurt-Team
In diesem Skript findest du zunächst Informationen zur Niere und zum Harnsystem. Hier werden glomeruläre Erkrankungen, Nephropathien, Nierenfunktionseinschränkungen sowie Erkrankungen der Nierengefäße behandelt. Es folgen Störungen des Wasser- und Elektrolythaushalts und die Grundlagen des Säure-Basen-Haushalts.
Informationen zu Fehlbildungen, Entzündungen, Steinen und Tumoren von Niere und Harnsystem findest du in Skript 16 Urologie.
Der zweite Teil dieses Skripts widmet sich dem Immunsystem, inkl. der wichtigen immunologischen Pharmaka. Auch die Grundlagen von Transfusionen und Transplantationen und wichtige dabei mögliche Reaktionen findest du hier. Abschließend folgt ein größerer Abschnitt zu Rheumaerkrankungen.
Titelei
Auf zum Endspurt!
Skript 7: Niere, Harnsystem, Immunsystem, Rheumatologie
Teil I Niere und Harnsystem
1 Leitsymptome
1.1 Anurie und Oligurie
1.1.1 Ätiologie
1.1.2 Diagnostik
1.1.3 Mögliche Diagnosen
1.2 Polyurie
1.2.1 Ätiopathogenese
1.2.2 Diagnostik
1.2.3 Mögliche Diagnosen
1.3 Pollakisurie
1.3.1 Ätiologie
1.3.2 Diagnostik
1.4 Algurie und Dysurie
1.4.1 Ätiologie
1.5 Nykturie
1.5.1 Definition und Epidemiologie
1.5.2 Ätiopathogenese
1.5.3 Diagnostik
1.6 Glukosurie
1.6.1 Ätiologie
1.7 Hämaturie
1.7.1 Ätiopathogenese
1.7.2 Diagnostik
1.7.3 Mögliche Diagnosen
1.8 Bakteriurie
1.8.1 Ätiologie
1.8.2 Diagnostik
1.9 Leukozyturie
1.9.1 Ätiologie
1.10 Proteinurie
1.10.1 Ätiologie
1.11 Harnverfärbung und Harntrübung
1.11.1 Ätiopathogenese
1.12 Ausfluss aus der Harnröhre
1.12.1 Ätiologie
1.12.2 Diagnostik
2 Diagnostik
2.1 Urinstatus: Harnstreifentest und Sedimentanalyse
2.1.1 Makroskopische Harnbeurteilung
2.1.2 Harnteststreifen
2.1.3 Sedimentanalyse
2.1.4 Proteinuriediagnostik
2.2 Nierenfunktionsdiagnostik
2.2.1 Blutanalyse
2.2.2 Clearance-Untersuchungen
2.3 Harn-Osmolalität und Elektrolyte
2.3.1 Harn- und Serumosmolalität und spezifisches Gewicht (Dichte) des Harns
2.3.2 Wasser- und Elektrolythaushalt
2.4 Bildgebende Diagnostik
2.4.1 Sonografie
2.4.2 Röntgen
2.4.3 Computertomografie (CT)
2.4.4 Magnetresonanztomografie (MRT)
3 Pharmaka
3.1 Diuretika: Überblick
3.1.1 Substanzgruppen
3.1.2 Wirkungen
3.1.3 Indikationen
3.1.4 Unerwünschte Wirkungen
3.1.5 Kontraindikationen
3.2 Carboanhydrasehemmstoffe
3.2.1 Charakteristika
3.3 Schleifendiuretika
3.3.1 Charakteristika der Schleifendiuretika
3.4 Thiaziddiuretika
3.4.1 Charakteristika der Thiaziddiuretika
3.5 Kaliumsparende Diuretika
3.5.1 Charakteristika
3.6 Aldosteronantagonisten
3.6.1 Charakteristika
3.7 Osmotische Diuretika
3.7.1 Charakteristika
3.8 Antidiuretika
3.8.1 Grundlagen
3.8.2 Charakteristika
3.9 Volumenersatzmittel
3.9.1 Kristalloide Lösungen
3.9.2 Kolloidale Lösungen
4 Überblick und Glomerulopathien
4.1 Nierenerkrankungen
4.2 Glomerulopathien
4.2.1 Einteilung
4.2.2 Ätiologie und Pathogenese
4.2.3 Symptomatik bzw. Verlaufsformen
4.2.4 Diagnostik
4.2.5 Pathologie
4.2.6 Therapie
4.3 Glomerulopathien mit nephrotischem Syndrom
4.3.1 Membranöse Glomerulonephritis
4.3.2 Minimal-Change-Glomerulonephritis
4.3.3 Fokal-segmentale Glomerulosklerose (FSGS)
4.3.4 Glomerulopathie bei Diabetes mellitus
4.3.5 Glomerulopathie bei Amyloidose
4.4 Glomerulopathien mit nephritischem Syndrom
4.4.1 IgA-Nephropathie
4.4.2 Benigne familiäre Hämaturie
4.4.3 Alport-Syndrom
4.5 Glomerulopathien mit nephrotischem und nephritischem Syndrom
4.5.1 Postinfektiöse Glomerulonephritis
4.5.2 Rapid-progressive Glomerulonephritis (RPGN)
4.5.3 Membranoproliferative Glomerulonephritis (MPGN)
4.5.4 Lupus-Glomerulonephritis
5 Tubulointerstitielle Nephropathien
5.1 Überblick
5.1.1 Einteilung und Ätiologie
5.1.2 Allgemeine Merkmale
5.2 Akute interstitielle Nephritis (AIN)
5.2.1 Ätiologie und Pathogenese
5.2.2 Symptomatik
5.2.3 Diagnostik
5.2.4 Differenzialdiagnosen
5.2.5 Therapie
5.2.6 Prognose
5.3 Chronische interstitielle Nephritis (CIN)
5.3.1 Allgemeine Merkmale
5.3.2 Analgetika-Nephropathie
5.3.3 Myelomniere (Plasmozytomniere)
5.3.4 Uratnephropathie
5.3.5 Nephropathie bei Sarkoidose
5.3.6 Nephrokalzinose
6 Niereninsuffizienz
6.1 Akute Niereninsuffizienz (ANI)
6.1.1 Epidemiologie
6.1.2 Ätiologie und Pathogenese
6.1.3 Einteilung
6.1.4 Symptomatik
6.1.5 Komplikationen
6.1.6 Diagnostik
6.1.7 Therapie
6.1.8 Invasive Therapie
6.1.9 Prognose
6.1.10 Prävention
6.2 Chronische Niereninsuffizienz (CNI)
6.2.1 Epidemiologie
6.2.2 Ätiologie
6.2.3 Pathogenese
6.2.4 Einteilung
6.2.5 Symptomatik
6.2.6 Komplikationen
6.2.7 Diagnostik
6.2.8 Differenzialdiagnosen
6.2.9 Therapie
6.2.10 Verlauf und Prognose
6.3 Nierenersatzverfahren
6.3.1 Indikationen
6.3.2 Therapieziel
6.3.3 Vorbereitung des Patienten
6.3.4 Dialyseverfahren
6.4 Nierentransplantation
6.4.1 Grundlagen
6.4.2 Indikationen und Kontraindikationen
6.4.3 Operatives Vorgehen
6.4.4 Postoperative Behandlung
6.4.5 Komplikationen
6.4.6 Prognose
7 Erkrankungen der Nierengefäße
7.1 Überblick
7.2 Hypertensive Nephropathie
7.2.1 Epidemiologie
7.2.2 Ätiologie
7.2.3 Pathogenese
7.2.4 Symptomatik
7.2.5 Diagnostik
7.2.6 Therapie
7.2.7 Prognose
7.3 Akuter Nierenarterienverschluss (akuter Niereninfarkt)
7.3.1 Epidemiologie
7.3.2 Ätiologie und Pathogenese
7.3.3 Symptomatik
7.3.4 Diagnostik
7.3.5 Pathologie
7.3.6 Therapie
7.3.7 Prognose
7.4 Nierenarterienstenose (NAST)
7.4.1 Epidemiologie
7.4.2 Pathogenese
7.4.3 Symptomatik
7.4.4 Diagnostik
7.4.5 Therapie
7.4.6 Prognose
8 Wasser- und Elektrolythaushalt
8.1 Tubulusfunktionsstörungen
8.1.1 Renal-tubuläre Azidose
8.1.2 Bartter-Syndrom
8.2 Störungen des Natrium- und Wasserhaushaltes
8.2.1 Hypovolämie
8.2.2 Hypervolämie
8.2.3 Hyponatriämie
8.2.4 Hypernatriämie
8.3 Störungen des Kaliumhaushaltes
8.3.1 Kalium
8.3.2 Hypokaliämie
8.3.3 Hyperkaliämie
8.4 Störungen des Kalziumhaushaltes
8.4.1 Steckbrief Kalzium
8.4.2 Hypokalzämie
8.4.3 Hyperkalzämie
8.5 Störungen des Magnesium- und Phosphathaushaltes
8.5.1 Störungen des Magnesiumhaushaltes
8.5.2 Störungen des Phosphathaushaltes
9 Säure-Basen-Haushalt
9.1 Auffrischer
9.1.1 Physiologie
9.1.2 Kompensationsmechanismen
9.2 Azidose
9.2.1 Respiratorische Azidose
9.2.2 Metabolische Azidose
9.3 Alkalose
9.3.1 Respiratorische Alkalose
9.3.2 Metabolische Alkalose
Teil II Immunsystem und Rheumatologie
10 Pharmaka
10.1 Immunsuppressive Zytostatika
10.1.1 Wirkungen
10.1.2 Indikationen
10.1.3 Unerwünschte Wirkungen
10.1.4 Kontraindikationen
10.2 Immunophilin-Modulatoren
10.2.1 Calcineurin-Inhibitoren
10.2.2 mTOR-Inhibitoren
10.3 TNF-α-Antagonisten und weitere Biologicals
10.3.1 Einführung
10.3.2 TNF-α-Antagonisten
10.3.3 Interleukin-Rezeptor-Antagonisten
10.3.4 Anti-Interleukin-Antikörper und weitere Interleukin-Antagonisten
10.3.5 Costimulationsinhibitoren
10.3.6 VEGF-Inhibitoren
10.4 Weitere Immunsuppressiva
10.4.1 Glucocorticoide
10.4.2 Sulfasalazin
10.4.3 Chloroquin und Hydroxychloroquin
10.4.4 d-Penicillamin
10.4.5 Sphingosin-1-phosphat-Rezeptor-Modulatoren
10.4.6 PDE-4-Hemmstoffe
10.5 Immunmodulatoren
10.5.1 Fumarsäuredimethylester
10.5.2 Glatirameracetat
10.5.3 Diaminodiphenylsulfon (Dapson)
10.5.4 Clofazimin
10.5.5 Integrin-α4-Inhibitoren
10.5.6 G-CSF-Rezeptor-Agonisten
10.5.7 TLR-Agonisten
10.5.8 Interferone
11 Überblick und Immundefekte
11.1 Störungen des Immunsystems
11.1.1 Definition
11.1.2 Einteilung
11.2 Primäre und sekundäre Immundefekte
11.2.1 PID – Grundlagen
11.2.2 PID – Erkrankungen
11.2.3 Sekundäre Immundefekte (SID)
12 Allergien
12.1 Ursachen und Symptomatik
12.1.1 Epidemiologie
12.1.2 Ätiopathogenese
12.1.3 Einteilung und Symptomatik
12.2 Diagnostik
12.2.1 Anamnese und klinische Untersuchung
12.2.2 Hauttestungen
12.2.3 Serologische Untersuchungen
12.2.4 Organbezogene Provokationstests
12.3 Therapie
12.3.1 Prävention
12.3.2 Spezifische Immuntherapie (SIT)
12.3.3 Pharmakotherapie
13 Transplantation und Transfusion
13.1 Blutgruppen und weitere Antigensysteme
13.1.1 Grundlagen
13.1.2 AB0-System
13.1.3 Rhesussystem (Rhesusfaktor)
13.1.4 Weitere Blutgruppensysteme
13.1.5 Thrombozyten- und leukozytenspezifische Antigen-Systeme
13.2 Blutgruppenserologie
13.2.1 Grundlagen
13.2.2 Prinzip und Methodik
13.2.3 Blutgruppenserologie in der Transfusionsmedizin
13.3 Transfusion: Voraussetzungen und Durchführung
13.3.1 Voraussetzungen für eine Transfusion
13.3.2 Serologische Voruntersuchungen
13.3.3 Transfusionspräparate
13.3.4 Anforderung von Blutprodukten
13.3.5 Durchführung der Transfusion
13.4 Blutkomponenten
13.4.1 Erythrozytenkonzentrate (EK)
13.4.2 Thrombozytenkonzentrate (TK)
13.4.3 Granulozytenkonzentrate (GK)
13.4.4 Plasmaprodukte
13.5 Transfusionsreaktionen
13.5.1 Immunologische Transfusionsreaktionen
13.5.2 Nichtimmunologische Transfusionsreaktionen
13.6 Transplantation
13.6.1 Voraussetzungen
13.6.2 Voruntersuchungen
13.6.3 Koordination
13.6.4 Operatives Vorgehen
13.7 Abstoßungsreaktion
13.7.1 Host-versus-Graft-Reaktion
13.7.2 Graft-versus-Host-Reaktion
13.7.3 Prophylaxe von Abstoßungsreaktionen
13.7.4 Nachsorge
14 Autoimmun- und Rheumaerkrankungen: Grundlagen
14.1 Autoimmunerkrankungen
14.1.1 Epidemiologie
14.1.2 Ätiopathogenese
14.1.3 Einteilung
14.1.4 Symptomatik
14.1.5 Diagnostik
14.1.6 Therapie
14.2 Rheumatologische Erkrankungen
14.2.1 Ätiopathogenese
14.2.2 Einteilung
14.2.3 Symptomatik
14.2.4 Diagnostik
14.2.5 Differenzialdiagnosen
14.2.6 Therapie
15 Rheumatoide Arthritis und Spondyloarthritiden
15.1 Rheumatoide Arthritis (RA)
15.1.1 Epidemiologie
15.1.2 Ätiologie
15.1.3 Pathogenese
15.1.4 Symptomatik
15.1.5 Komplikationen
15.1.6 Einteilung
15.1.7 Diagnostik
15.1.8 Pathologie
15.1.9 Therapie
15.1.10 Verlauf und Prognose
15.2 Spondyloarthritiden (SpA)
15.2.1 Ätiopathogenese
15.2.2 Einteilung
15.2.3 Symptomatik
15.2.4 Diagnostik
15.2.5 Therapie
15.2.6 Enteropathische Arthritis/Sakroiliitis
15.3 Ankylosierende Spondylitis (ASP)
15.3.1 Epidemiologie
15.3.2 Ätiologie
15.3.3 Symptomatik
15.3.4 Komplikationen
15.3.5 Diagnostik
15.3.6 Therapie
15.4 Reaktive Arthritis (REA)
15.4.1 Ätiopathogenese
15.4.2 Symptomatik
15.4.3 Diagnostik
15.4.4 Therapie
15.4.5 Prognose
15.5 Psoriasis-Arthritis
15.5.1 Epidemiologie
15.5.2 Ätiopathogenese
15.5.3 Einteilung
15.5.4 Symptomatik
15.5.5 Komplikationen
15.5.6 Diagnostik
15.5.7 Therapie
15.5.8 Prognose
16 Kollagenosen
16.1 Systemische Autoimmunopathien des Bindegewebes: Grundlagen
16.1.1 Epidemiologie
16.1.2 Ätiologie
16.1.3 Pathogenese
16.1.4 Einteilung und Symptomatik
16.1.5 Diagnostik
16.2 Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
16.2.1 Epidemiologie
16.2.2 Ätiopathogenese
16.2.3 Einteilung
16.2.4 Symptomatik
16.2.5 Diagnostik
16.2.6 Pathologie
16.2.7 Differenzialdiagnosen
16.2.8 Therapie
16.2.9 Prognose
16.3 Systemische Sklerose (SSc)
16.3.1 Epidemiologie
16.3.2 Ätiologie
16.3.3 Pathogenese
16.3.4 Einteilung
16.3.5 Symptomatik
16.3.6 Diagnostik
16.3.7 Therapie
16.3.8 Prognose
16.4 Polymyositis (PM) und Dermatomyositis (DM)
16.4.1 Epidemiologie
16.4.2 Ätiologie
16.4.3 Einteilung
16.4.4 Symptomatik
16.4.5 Komplikationen
16.4.6 Diagnostik
16.4.7 Pathologie
16.4.8 Differenzialdiagnosen
16.4.9 Therapie
16.4.10 Prognose
16.5 Sjögren-Syndrom
16.5.1 Epidemiologie
16.5.2 Ätiologie
16.5.3 Pathogenese
16.5.4 Symptomatik
16.5.5 Komplikationen
16.5.6 Diagnostik
16.5.7 Pathologie
16.5.8 Therapie
16.5.9 Prognose
16.6 Mischkollagenose (Sharp-Syndrom)
17 Vaskulitiden
17.1 Grundlagen
17.1.1 Epidemiologie
17.1.2 Ätiologie
17.1.3 Pathogenese
17.1.4 Einteilung
17.1.5 Symptomatik
17.1.6 Diagnostik
17.1.7 Therapie
17.2 Großgefäßvaskulitiden
17.2.1 Grundlagen
17.2.2 Riesenzellarteriitis (RZA) und Polymyalgia rheumatica (PMR)
17.2.3 Takayasu-Arteriitis (TAK)
17.3 Vaskulitiden mittelgroßer Gefäße
17.3.1 Polyarteriitis nodosa (PAN)
17.4 ANCA-assoziierte Kleingefäßvaskulitiden
17.4.1 Granulomatose mit Polyangiitis (GPA)
17.4.2 Mikroskopische Polyangiitis (MPA)
17.4.3 Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA)
17.5 Kleingefäßvaskulitiden ohne ANCA-Assoziation
17.5.1 Grundlagen
17.5.2 Kryoglobulinämische Vaskulitis
17.5.3 Kutane leukozytoklastische Angiitis (CLA)
17.6 Nichtklassifizierte Vaskulitiden
17.6.1 Behçet-Erkrankung
17.6.2 Thrombangiitis obliterans
Anschriften
Sachverzeichnis
Impressum Code
Quelle: © K. Oborny/Thieme |
1 Leitsymptome
2 Diagnostik
3 Pharmaka
4 Überblick und Glomerulopathien
5 Tubulointerstitielle Nephropathien
6 Niereninsuffizienz
7 Erkrankungen der Nierengefäße
8 Wasser- und Elektrolythaushalt
9 Säure-Basen-Haushalt
Definition:
Unter einer Oligurie versteht man die Reduktion des Urinvolumens auf weniger als 500 ml/d.
Definition:
Eine Anurie ist eine Reduktion des Urinvolumens auf weniger als 100 ml/d.
Oligurie und Anurie sind in erster Linie Leitsymptome der akuten Niereninsuffizienz (ANI). Allerdings müssen Oligurie bzw. Anurie bei der ANI nicht zwingend vorhanden sein (sog. nonoligurisches Nierenversagen). Weitere häufige Ursachen sind chronische Niereninsuffizienz, Dehydratation (sog. funktionelle Oligurie) oder akuter Harnverhalt (Ischurie).
Anamnese: Die Anamnese sollte Fragen nach dem zeitlichen Verlauf der Oligurie/Anurie beinhalten. Außerdem sollte nach Grunderkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, chronische Nierenerkrankung) gefragt werden. Auslösende Faktoren, wie z.B. eine Hypotonie, Flüssigkeitsverluste, Blutungen oder hohes Fieber müssen eruiert werden. Manche Medikamente wirken nephrotoxisch.
Körperliche Untersuchung:
Volumenstatus beurteilen: Besteht eine Exsikkose?
Palpation der Harnblase: Ist sie prall gefüllt? Besteht Harnträufeln? → Hinweis auf Harnverhalt.
Blutdruckmessen (Hypotonie als Hinweis auf eine prärenale Ursache).
Zeichen einer Herzinsuffizienz als Hinweis auf prärenale Ursache. Auskultation: Lungenstauung?
Täglich Körpergewicht ermitteln. Objektive Bestimmung der Diuresemenge (wird vom Patienten häufig falsch geschätzt!).
Bestehen Infektzeichen (z.B. Fieber → Volumenmangel)?
Sind eine vergrößerte Prostata oder ein Tumor der Prostata palpabel? → Hinweis auf postrenale Ursache.
Labordiagnostik:
Klinische Chemie: großes Blutbild, Harnstoff, Stickstoff, Kreatinin, Elektrolyte, Blutgase, Säure-Basen-Status, Gesamteiweiß, Albumin und Elektrophorese (z.A. multiples Myelom). Erythrozytenmorphologie und LDH bei V.a. hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS).
Serologie: Hinweise auf Hantavirusinfektion, Leptospirose oder Systemerkrankung (z.B. Autoimmunerkrankungen)?
Urin: Hämaturie? Erythrozyturie? Proteinurie? (alle Hinweis auf renale Ursache); Bestimmung des Harnvolumens (v.a. in Akutphase); evtl. Urinkultur bei V.a. Infektion.
Merke:
Eine funktionelle Oligurie entsteht nach langem Dursten. Wie bei einer aktuen Nierenschädigung finden sich im Serum erhöhte Harnstoff-Werte, Kreatinin ist hingegen nur leicht erhöht. Der Urin ist dunkel und stark konzentriert.
Apparative Diagnostik:
Sonografie und Duplexsonografie: Nierengröße, -durchblutung; Harnrückstau?
Röntgen-Thorax: Herzgröße bzw. Stauungszeichen
Ggf. Angio-CT oder Angio-MRT: z.A. Nierenarterienstenose
Ggf. Nierenbiopsie bei V.a. Glomerulonephritis.
Vorsicht:
Es ist wichtig, eine Dehydratation mit funktioneller Oligurie frühzeitig festzustellen, da diese mit Flüssigkeitssubstitution gut zu behandeln ist. Auch ein akuter Harnverhalt lässt sich durch Anlage eines Blasenkatheters einfach behandeln.
Die Tabelle zeigt die Ursachen einer akuten Oligo-/Anurie. Davon muss die chronische Niereninsuffizienz, also die dauerhafte Einschränkung der Nierenfunktion, abgegrenzt werden.
Tab.
Ursachen der akuten Oligo- und Anurie
Ursachen
Pathophysiologie
wegweisende Befunde (beispielhaft)
prärenale Ursachen
hypovolämischer bzw. hämorrhagischer Schock, Diarrhö, akute Pankreatitis, Peritonitis, Ileus
Flüssigkeitsverluste
Zeichen einer Exsikkose, evtl. Hk↑, RR↓
Herzinsuffizienz
Minderdurchblutung der Niere
Ödeme, Lungenstauung, Dyspnoe, Zeichen einer Herzinsuffizienz im Röntgen-Thorax und in der Echokardiografie
Schock
Hypotonie
RR↓, Puls↑, Symptome zugrunde liegender Herzerkrankung, Allergie, Sepsis
Nierenarterienstenose beidseits
Minderdurchblutung der Niere
Stenose in Farbduplexsonografie oder CT-/MRT-Angiografie erkennbar
renale Ursachen
Glomerulonephritiden, interstitielle Nephritis (z.B. Hantavirusinfektion, bakterielle Infektionen)
entzündliche Erkrankungen des Nierenparenchyms
Urinbefund, ggf. Nierenbiospie, Serologie
Medikamente wie Antibiotika, Röntgenkontrastmittel, COX-Hemmstoffe, Zytostatika.
Vergiftungen: Schwermetalle, Pilztoxine, organische Verbindungen
medikamentös-toxisch
Anamnese
Hämolyse (z.B. HUS), Rhabdomyolyse (bei Trauma, Verbrennungen, Drogen, Alkohol), multiples Myelom
Blockade des Tubulussystems
Fragmentozyten bei HUS; CK↑ bei Rhabdomyolyse; Bence-Jones-Proteine bei multiplem Myelom
postrenale Ursachen
Blasen- und Nierensteine
Obstruktion der ableitenden Harnwege
sonografische Darstellung des Konkrements
Harnverhalt
Obstruktion der ableitenden Harnwege, neurogene Ursachen
prall gefüllte, über der Symphyse tastbare Harnblase, auch sonografisch darstellbar; Harndrang und Schmerzen im Unterbauch
Strikturen oder Tumoren von Urethra, Prostata oder Blase
Obstruktion der ableitenden Harnwege
Sonografie, Endoskopie
Vergrößerung der Prostata
Obstruktion der ableitenden Harnwege
Palpation
gynäkologische Tumoren
Obstruktion der ableitenden Harnwege
Sonografie, gyn. Untersuchung
Ureterstenose (Morbus Ormond, kongenital)
Obstruktion der ableitenden Harnwege
Sonografie, Nierenfunktionsszintigrafie
Definition:
massiv gesteigerte Harnausscheidung (beim Erwachsenen > 2,5–3 l/d). Eine Polyurie geht mit einem gesteigerten Durstgefühl und vermehrtem Trinken (Polydipsie) einher.
Ätiologisch lassen sich die Auslöser in 4 Gruppen einteilen:
renale Erkrankungen
metabolische Erkrankungen
hormonelle Störungen
psychische oder zerebrale Ursachen.
Ursachen einer vermehrten Diurese:
osmotische Diurese: erhöhte Harnproduktion infolge erhöhter Plasmakonzentration osmotisch aktiver Substanzen. Häufigste Ursache Hyperglykämie im Rahmen eines Diabetes mellitus.
Diabetes insipidus renalis: Der Urin ist hypoosmolar (Asthenurie), in der Folge kommt es zur Dehydratation mit Hypernatriämie und erhöhter Plasmaosmolarität.
Beeinträchtigung der Harnkonzentrierung:
Asthenurie/Hyposthenurie: fehlende/verminderte Fähigkeit, den Harn zu konzentrieren: Harnosmolarität < Serumosmolarität, spezifisches Gewicht des Urins < 1006 g/l. Zu einer eingeschränkten Konzentrierungsfähigkeit kann es infolge von ADH-Mangel kommen (Diabetes insipidus). Sie ist auch ein Frühsymptom der chronischen Niereninsuffizienz.
Isosthenurie („Harnstarre“): Gleichbleiben der Harnkonzentration unabhängig von der Flüssigkeitsbilanz des Körpers. Das Harngewicht ist auf ca. 1010 g/l fixiert (Wert des proteinfreien Plasmas). Zur Ausscheidung der harnpflichtigen Substanzen ist eine gesteigerte Diurese von ca. 3 l notwendig, was zu Polyurie, Polydipsie und Nykturie führt. Die Isosthenurie tritt im Rahmen der fortgeschrittenen Niereninsuffizienz auf.
Anamnese (z.B. Trinkmenge, Durstgefühl, Trauma, bekannte Nierenerkrankungen oder Diabetes mellitus, Medikamente), klinische Untersuchung (Flüssigkeitsstatus? Exsikkose?) und Laboruntersuchungen (Serumosmolarität, Na+ und ADH im Serum).
Zur Objektivierung der Harnmenge wird der Urin über 24 h gesammelt und ein Miktionsprotokoll angefertigt.
Zum Ausschluss eines Diabetes insipidus wurde früher ein Durstversuch gemacht. Dieser wurde durch einen NaCl-Belastungstest mit Bestimmung von Copeptin ersetzt.
Alternativ Desmopressin-Test (dDAVP-Test). Auch bei diesem Test werden Plasma- und Urinosmolalität sowie Urinvolumen, Blutdruck und Körpergewicht stündlich gemessen.
Siehe ▶ Tab. 1.1 .
Tab. 1.1
Mögliche Diagnosen bei Polyurie
Ursache
Begleitsymptome und Befunde
Diagnostik
akute Niereninsuffizienz
Anamnese (Intoxikation? Entzündung? Ischämie?)
Urinosmolalität nach NaCl-Belastungstest ↓
Serumosmolalität normal oder ↑
ADH ↑
kein Ansprechen auf ADH
verstärkte Diurese nach einer Harnwegsobstruktion
Anamnese (erfolgreiche Behandlung der Obstruktion)
renaler Diabetes insipidus
interstitielle Nierenerkrankungen mit Tubulusschädigung
Hypokaliämie/Hyperkalzämie
medikamentös induziert (z.B. Lithium, Diuretika)
osmotische Substanzen
Anamnese (Behandlung mit Osmodiuretika, hyperkalorische Ernährung → mit Besserung bei Therapieende)
zentraler Diabetes insipidus
nächtliche Polyurie und Polydipsie
Symptome durch zentralen Tumor (z.B. Gesichtsfeldausfälle)
Amyloidose (Paraproteinurie)
Schädel-Hirn-Trauma
Hämochromatose (Pigmentierung, Leberzirrhose)
Urinosmolalität nach NaCl-Belastungstest ↓
Serumosmolalität normal oder ↑
ADH ↓
aber Ansprechen auf ADH
psychogen (primäre Polydipsie)
nachts kein Durstgefühl
ggf. zusätzliche psychiatrische Auffälligkeiten
Urinosmolalität nach NaCl-Belastungstest ↑ (oder normal)
Serumosmolalität normal (oder ↓)
ADH ↓
Ansprechen auf ADH
Diabetes mellitus
Infektneigung
Blutzucker ↑
Symptome der Hyperglykämie
Urinosmolalität nach NaCl-Belastungstest normal
Serumosmolalität ↑
ADH ↑
z.T. Ansprechen auf ADH
primärer Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom)
Hypertonie
Hypokaliämie
Muskelschwäche
Parästhesien
Renin ↓
Aldosteron ↑
Na+ ↑, K+ ↓
Orthostasetest
Hyperkalzämie
Übelkeit
Erbrechen
Parästhesien
Müdigkeit
Ca2+↑
Bestimmung von PTH, Phosphat, alkalischer Phosphatase, Vitamin D
Definition:
Eine Pollakisurie bezeichnet einen häufigen Harndrang, wobei jeweils nur geringe Harnmengen entleert werden. Die Gesamtharnmenge ist nicht erhöht.
Der Harndrang besteht bereits bei einer geringen Blasenfüllung, sodass der Patient > 7-mal pro Tag die Toilette aufsucht. Beim Gesunden tritt Harndrang erst bei einer Füllung von ca. 300 ml auf.
Mögliche Ursachen sind Harnwegsinfekte, Vergrößerung der Prostata, Strikturen oder Verletzungen der Harnröhre, Tumoren oder Konkremente der Harnblase oder Harnröhre oder neurogene bzw. psychogene Störungen. Außerdem zu geringe Blasenkapazität bei länger liegendem Blasenkatheter, Reizblase, Stress sowie gynäkologische Erkrankungen (Myome, Descensus uteri).
Das Frequency-Urgency-Syndrom ist eine blasenbedingte Harnspeicherstörung durch
vermehrten sensorischen Input (hypersensitive Blase)
erniedrigte Detrusor-Compliance (hyperbarer Detrusor)
ungenügend gehemmte motorische Aktivität des Detrusors (überaktiver Detrusor).
Differenzialdiagnostisch abgegrenzt werden muss die sog. Überlaufinkontinenz.
Die Anamnese gibt bereits Hinweise auf die Ursache:
überaktiver Detrusor: Symptomatik tagsüber stärker ausgeprägt als in der Nacht
hyperbare, kleinkapazitäre Blase: Symptomatik tagsüber und nachts gleichermaßen stark ausgeprägt
hypersensitive Blase mit organischer Ursache: Symptomatik tagsüber und nachts gleichermaßen stark ausgeprägt
hypersensitive Blase mit psychosomatischer Ursache: Pollakisurie nur tagsüber, keine ▶ Nykturie
interstitielle Zystitis und Zystitis nach Strahlen- oder Chemotherapie: suprapubischer Schmerz bei gefüllter Blase.
Zur Objektivierung der Harnmenge wird der Urin über 24 h gesammelt und ein Miktionsprotokoll angefertigt.
Definition:
Unter einer Algurie versteht man krampfartige Schmerzen beim Wasserlassen (schmerzhafte Miktion).
Definition:
Dysurie bezeichnet ein erschwertes Wasserlassen mit schwachem Strahl und verzögerter Entleerung, das mit Missempfindungen einhergeht.
Eine Algurie kommt bei Entzündungen der Harnblase, Harnröhre oder Prostata vor.
Ursachen einer Dysurie sind:
Harnwegsinfekte (Urethritis, Zystitis)
Entzündungen der Prostata (Prostatits)
mechanische Hindernisse wie eine vergrößerte Prostata
Strikturen der Harnröhre (z.B. nach Katheterisierung)
Tumoren der Blase oder Harnröhre
Konkremente in den ableitenden Harnwegen
Endometriose
neurogene oder psychogene Störungen.
Definition:
ein- oder mehrmaliges Erwachen in der Nacht durch Harndrang mit der Notwendigkeit, die Blase zu entleeren.
Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen. Häufigkeit und Frequenz der Nykturie steigen mit dem Lebensalter an. Bereits 2 – 17 % der Männer zwischen 20 und 40 Jahren haben eine Nykturie mit ≥ 2 Episoden pro Nacht.
Pathophysiologisch führen 3 Mechanismen zur Nykturie:
die allgemeine Polyurie, z.B. bei
Diabetes mellitus mit Glukosurie
Diabetes insipidus
primärer Polydipsie
die nächtliche Polyurie, z.B. bei
Ödemen der unteren Extremitäten durch Herzinsuffizienz oder venöse Stauungen
hoher Flüssigkeitszufuhr abends
obstruktiver Schlafapnoe
Störungen der zirkadianen ADH-Ausschüttung (altersbedingt oder infolge von zerebralen Traumata)
Medikamentengabe (Diuretika, Kalziumantagonisten, Kortikosteroide, Antibiotika, Lithium, SSRI, anfallssuppressive Medikamente)
eine reduzierte Blasenkapazität z.B. bei
hyperaktivem Detrusor
infravesikaler Obstruktion
Erkrankungen des unteren Harntrakts.
Ist nicht der Harndrang die Ursache für das nächtliche Erwachen, so ist dies keine Nykturie im engeren Sinne.
Praxistipp:
Bei Nykturie müssen häufige Ursachen wie Diabetes mellitus, obstruktive Schlafapnoe, Herzinsuffizienz und infravesikale Obstruktion (z.B. benigne Prostatahyperplasie) bereits anamnestisch erfragt werden. Blasentumoren sind erst im fortgeschrittenen Stadium Auslöser von Nykturien.
Anamnese: seit wann, wie oft in der Nacht, vorausgehender Harndrang, Miktionsverhalten tagsüber, Gefühl der unvollständigen Entleerung, andere Erkrankungen, Medikamente?
klinische Untersuchung: besonders auf Stauungen achten
Urinuntersuchung
Miktionsprotokoll über 2 Tage
sonografische Restharnbestimmung.
Weitere Untersuchungen je nach Verdachtsdiagnose.
Merke:
Bei einer Herzinsuffizienz als Ursache ist die urologische Diagnostik unauffällig, während sich typischerweise Ödeme an den Unterschenkeln und Füßen finden.
IMPP-Fakten
! Bei der Abklärung der Nykturie müssen vor allem Diabetes mellitus, obstruktive Schlafapnoe, Herzinsuffizienz und infravesikale Obstruktion als Ursachen in Betracht gezogen werden.
Definition:
Ausscheidung von Glukose mit dem Urin.
Glukose lässt sich im Urin erst nachweisen, wenn die glomerulär filtrierte Menge die tubulären Resorptionsmechanismen übersteigt (sog. Nierenschwelle). Die Nierenschwelle bei Kindern liegt niedriger als bei Erwachsenen. Beim gesunden Erwachsenen gilt als Richtwert ein Glukosewert im Serum von 180 mg/dl (10,0 mmol/l). Bei Überschreiten dieses Schwellenwertes (z.B. bei Diabetes mellitus) kommt es zur Glukosurie.
Vorsicht:
In der Schwangerschaft tritt eine Glukosurie in ca. 20% der Fälle auf und ist meist physiologisch: Die Nierenschwelle für Glukose ist in der Schwangerschaft herabgesetzt. Ein Gestationsdiabetes sollte aber in jedem Fall ausgeschlossen werden.
Bei der renalen Glukosurie ist die Nierenschwelle für Glukose pathologisch erniedrigt, d.h., es kommt bereits bei Normoglykämie zur Glukosurie. Eine renale Glukosurie kann erblich bedingt sein (Defekte im SGLT1- und SGLT2-Transporter-Gen, i.d.R. autosomal-rezessiver Erbgang) oder im Rahmen renaler Erkrankungen, z.B. beim Fanconi-Syndrom oder der ▶ renal-tubulären Azidose, auftreten.
Praxistipp:
Extrarenale Ursachen der Glukosurie sind sehr viel häufiger als renale. Bei Nachweis von Glukose im Urin sollte der Serumblutzucker mitbestimmt werden:
Diabetes mellitus: Glukosurie + Hyperglykämie,
renale Glukosurie: Glukosurie + Normoglykämie.
IMPP-Fakten
! Glukosurie: Die Nierenschwelle liegt beim Gesunden bei einem Glukosewert von ca. 180 mg/dl (10,0 mmol/l) im Serum.
Definition:
Erhöhung der Erythrozytenausscheidung im Harn über die Norm. Sind die Erythrozyten nur mikroskopisch zu erkennen (>2 Erys/Gesichtsfeld bei 400-facher Vergrößerung), liegt eine Mikrohämaturie vor. Von einer Makrohämaturie spricht man, wenn das Blut im Harn mit bloßem Auge sichtbar ist.
Praxistipp:
Eine Mikrohämaturie ist auch bei Gesunden relativ häufig. Manchmal lassen sich Auslöser wie Sport, Geschlechtsverkehr, körperliche Arbeit oder eine Schwangerschaft eruieren. Auch eine Kontamination mit Menstrualblut ist möglich.
Die Hämaturie kann auf Erkrankungen des Nierenparenchyms oder Nierenbeckens zurückzuführen sein (renale Hämaturie) oder aber auch infolge von Veränderungen des harnableitenden Systems auftreten (postrenale Hämaturie), z.B. bei Harnsteinen, Trauma, Blasen- oder Prostataerkrankungen. Ebenso können extrarenale Ursachen wie z.B. eine generalisierte Blutungsneigung zu Blut im Urin führen.
Ursachen einer Hämaturie
Abb. 1.1
(Quelle: Sökeland, Rübben, Taschenlehrbuch Urologie, Thieme, 2007)
Zu den häufigsten krankheitsbedingten Ursachen zählen:
Harnwegsinfekte
Nierensteine
Nierentumoren sowie Tumoren der ableitenden Harnwege (z.B. Harnblasenkarzinom, Wilms-Tumor bei Kleinkindern)
Glomerulonephritiden.
Lerntipp
Von der Hämaturie musst du die Hämoglobinurie abgrenzen: eine Ausscheidung von Hämoglobin über den Urin, z.B. als Folge einer massiven Hämolyse.
Charakteristisch für eine Hämaturie renaler Ursache sind dysmorphe Erythrozyten und ▶ Akanthozyten. Diese entstehen durch mechanische Schädigung beim Durchtritt durch die glomeruläre Basalmembran sowie durch osmotische Einflüsse im Rahmen der weiteren Passage durch das Tubulussystem. Postrenale Hämaturien hingegen zeigen normale Erythrozyten.
Anamnese:
Menstruationsanamnese erheben.
▶ Andere Einflussfaktoren auf Urinfarbe ausschließen.
Fragen nach dem zeitlichen Auftreten der Hämaturie während der Miktion: Liegt die Ursache in der Urethra oder Prostata, kommt es zur initialen Hämaturie, bei Entzündungen oder Tumoren im Bereich des Blasenhalses zur terminalen Hämaturie. Eine totale Hämaturie findet sich bei Gerinnungsstörungen, Nieren-, Ureter- oder Blasenaffektionen oder einer Marschhämaturie.
Fragen nach den vorherrschenden Beschwerden: Flankenschmerz deutet auf eine Urolithiasis hin. Schmerzen beim Harnlassen sprechen für eine Infektion des Harntraktes oder ein mechanisches Hindernis in Blase oder Urethra.
Frage nach Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus und Hypertonie. Frage nach Medikamenten, insbesondere Antikoagulanzien.
Körperliche Untersuchung:Klopfschmerzhafte Nierenlager deuten auf Urolithiasis oder Pyelonephritis hin. Fieber erhärtet den Verdacht auf eine infektiöse Genese. Auf Zeichen einer generalisierten Blutungsneigung (Petechien, Ekchymosen) achten. Beim Tasten des Pulses kann eine Arrhythmie als Zeichen eines Vorhofflimmerns auffällig sein (evtl. Niereninfarkt als Ursache)?
Labordiagnostik:
Teststreifen:häufig falsch positiv und können zwischen einer Hämaturie und einer Hämoglobinurie nicht unterscheiden.
Mikroskopie des Urinsediments: Bei renaler Ursache finden sich Erythrozytenzylinder, dysmorphe Erythrozyten und Akanthozyten. Bei postrenaler Ursache eumorphe Erythrozyten.
Vorsicht:
Fehlende Erythrozytenzylinder schließen eine Glomerulonephritis nicht aus.
Quantitative Proteinbestimmung: Die quantitative Proteinbestimmung im 24-h-Sammelurin oder der Protein-Kreatinin-Quotient lassen Rückschlüsse auf eine renale Erkrankung zu.
Labordiagnostik im Blut: Blutbild, BSG, Kreatinin, Elektrolyte. Gerinnungsparameter bei hämorrhagischer Diathese pathologisch.
Apparative Diagnostik:
Sonografie der Nieren bei gefüllter Harnblase: Zystennieren? Konkremente? Interstitielle Nephritiden? Tumoren? Bestimmung von Restharn.
Bei V.a. renale Ursachen: CT Abdomen oder MRT Nieren, ggf. i.v.-Pyelografie , Nierenbiopsie. Ggf. Angiografie z.A. eines Niereninfarkts.
Bei V.a. postrenale Ursachen (z. B. Harnblasenkarzinom): Urethrozystoskopie.
Siehe ▶ Tab. 1.2 und ▶ Tab. 1.3 .
Tab. 1.2
Renale Ursachen der Hämaturie
Ursachen
Begleitsymptome und Befunde
wegweisende Befunde (beispielhaft)
glomeruläre Erkrankungen
Glomerulonephritis
Vollbild: Makrohämaturie, Ödeme, Hypertonie
dysmorphe Erythrozyten, Erythrozytenzylinder, glomeruläre Proteinurie, Nierenbiopsie
diabetische Nephropathie
i.d.R. langjähriger Diabetes mellitus
Anamnese, Funduskopie
hypertensive Nephropathie
langjährige Hypertonie
Anamnese, Funduskopie
Amyloidose
abhängig vom betroffenen Organ
Biopsie (Rektum, Nieren)
Alport-Syndrom
frühzeitig (Mikro-)Hämaturie oder rezidivierende Makrohämaturie, rasche terminale Niereninsuffizienz, evtl. Beteiligung von Augen und Innenohr
positive Familienanamnese (X-chromosomaler Erbgang), Biopsie
sonstige renale Erkrankungen
Analgetikanephropathie
Papillennekrose (sonografisch Einziehungen an der Nierenoberfläche)
Analgetikaabusus, eumorphe Erythrozyten, Sonografie
Zystennieren
beidseits derbe, höckrige Resistenzen palpabel
Sonografie (Nierenzysten, evtl. begleitende Zysten in Leber und Pankreas)
Gefäßerkrankungen
Niereninfarkt
akuter Flankenschmerz, Hämaturie
Dopplersonografie, evtl. Angiografie
Nierenvenenthrombose
Flankenschmerz, Fieber, evtl. Varikozele
Sonografie, CT
Tumorerkrankungen
Hämangiome
isolierte Hämaturie
Angio-CT
Nierenzellkarzinom
schmerzlose Hämaturie (Initialsymptom), evtl. Flankenschmerzen, Koliken, Varikozele, untere Einflussstauung
CT
Wilms-Tumor
Kleinkinder mit schmerzloser Hämaturie, vorgewölbtem Abdomen, evtl. assoziierte Fehlbildungen wie Aniridie
Abdomensonografie
Tab. 1.3
Extrarenale Ursachen der Hämaturie
Ursachen
Begleitsymptome und Befunde
wegweisende Befunde (beispielhaft)
Nephrolithiasis
kolikartige, meist einseitige Flankenschmerzen, die in die Leiste ausstrahlen können, Makrohämaturie
Klinik, Sonografie
Traumen
Prellmarken, Beckenkompressionsschmerz
Anamnese
Tumoren der ableitenden Harnwege
Makro- oder Mikrohämaturie, Koliken durch Blutkoagel
i.v.-Pyelogramm, Urinzytologie, CT
Prostatakarzinom
evtl. Dysurie, vergrößerte Prostata
Labor (PSA erhöht, saure Phosphatase erhöht), Biopsie
bakterieller Harnwegsinfekt
Dysurie, Pollakisurie, meist auch Leukozyturie
Urinkultur; Urethralabstich bzw. -kultur zum Nachweis von Chlamydien und Gonokokken
Tuberkulose
sterile Leukozyturie, saurer Urin-pH
Nachweis säurefester Stäbchen im Urin
parasitäre Erkrankungen der Blase (Schistosomiasis)
Tropenaufenthalt, Hautkontakt mit verseuchtem Gewässer
Anamnese, Nachweis von Schistosomeneiern im Urin
Gerinnungsstörungen
generalisierte Blutungsneigung, Thrombozytopenie bzw. -pathie oder Koagulopathie
Anamnese, Gerinnungsparameter
IMPP-Fakten
!! Urethrozystoskopie durchführen, um ein Harnblasenkarzinom als Ursache einer Hämaturie auszuschließen.
! Das Alport-Syndrom führt zu einer rezidivierenden Makrohämaturie und es besteht eine positive Familienanamnese.
! Bei Kleinkindern mit schmerzloser Hämaturie sollte man auch an einen Wilms-Tumor denken.
! Ein Harnblasenkarzinom kann die Ursache für eine Mikrohämaturie sein.
Definition:
signifikant, wenn im Mittelstrahlurin ≥ 105 Keime/ml nachgewiesen werden. Wird der Urin durch suprapubische Punktion gewonnen, ist jeglicher Keimnachweis pathologisch.
Normalerweise sind die Harnwege von der Blase bis zur Niere steril. Die Urethra und das äußere Genitale sind i.d.R. mit Bakterien der Haut und der Darmflora besiedelt.
Bei einer Harnwegsinfektion kann es zur Ausscheidung v.a. folgender Bakterien kommen:
gramnegativer Bakterien wie E. coli, Klebsiella, Proteus oder Pseudomonas,
grampositiver Erreger wie Staphylococcus saprophyticus (junge Frauen) oder Enterokokken,
atypischer Erreger wie Chlamydien, Mykoplasmen und Pilze.
Praxistipp:
Liegt gleichzeitig zu einer signifikanten Bakteriurie eine ▶ Leukozyturie vor, ist ein Harnwegsinfekt gesichert. Eher für eine Kontamination des Untersuchungsmaterials spricht eine Bakteriurie ohne Leukozyturie.
Nachweis im Mittelstrahlurin. Im Einzelfall kann eine Uringewinnung mittels Katheterisierung der Blase notwendig werden.
Liegt die Keimzahl zwischen 10 und 105 Keimen/ml Urin, handelt es sich in der Regel um eine Kontamination des Harns mit der physiologischen Flora der Urethra. Bei akut symptomatischen Patienten und bestimmten Keimen, wie z.B. Pseudomonas aeruginosa, kann eine signifikante Bakteriurie aber auch schon bei niedrigeren Keimzahlen vorliegen.
Definition:
pathologische Vermehrung der Leukozyten im Urin auf über 10 Leukozyten/μl Urin.
Hinweis auf eine Entzündung in den Nieren bzw. im harnableitenden System. Ab Leukozytenanzahl von >5000 Leukozyten/ml Urin Harnwegsinfekt gesichert. Meist geht Leukozyturie bei einer Infektion mit ▶ Bakteriurie einher. Besteht starke Leukozyturie mit gelblich weißer Urintrübung, spricht man von Pyurie.
Bei Frauen können auch gynäkologische Erkrankungen und bei Männern eine Prostatitis bzw. Epididymitis zu einer Leukozyturie führen. Eine Leukozyturie ist aber kein obligates Zeichen einer bakteriellen Infektion, sondern kann auch bei sterilen Entzündungen auftreten (z.B. Lupusnephritis, Analgetikaabusus).
Praxistipp:
Treten Leukozytenzylinder auf, ist dies ein Hinweis auf eine renale Ursache der Infektion.
Vorsicht:
Eine Kontamination der Urinprobe mit Fluor vaginalis kann eine Leukozyturie vortäuschen. Eine Urinentnahme mittels sterilem Einmalkatheterismus ist dann erforderlich, um den Urin korrekt beurteilen zu können.
Definition:
vermehrte Ausscheidung von Eiweiß im Harn (> 150 mg/d) mit oder ohne Krankheitswert.
Harmlose Proteinurie: Eine Proteinurie kann vorübergehend vorkommen und hat dann keinen Krankheitswert. Bei gesunden Kindern findet sich in spontanen Urinproben in bis zu 10% der Fälle eine isolierte Proteinurie, so dass bei geringer Ausprägung und fehlenden klinischen Symptomen eine zeitnahe Verlaufskontrolle des Urinbefundes zunächst ausreicht. Auch bei Fieber, körperlicher Anstrengung, Herzinsuffizienz, Krampfanfällen oder Hyperthyreose kann eine transiente funktionelle Proteinurie auftreten. Persistiert die Proteinurie, muss eine Abklärung erfolgen, ebenso bei Vorliegen weiterer Befunde (z.B. Hämaturie) oder klinischer Symptome (z.B. Ödeme).
Eine wichtige Differenzialdiagnose ist die orthostatische Proteinurie: Die Proteinurie ist bei diesen Patienten nur im Stehen und Gehen nachweisbar, im Liegen verschwindet sie (→ Urin tagsüber und nachts getrennt sammeln und untersuchen!).
Einteilung nach Art der Proteine: Die Proteine im Urin lassen sich ▶ elektrophoretisch differenzieren.
Prärenale Proteinurie: Beispiele sind Myoglobulinurie, Hämoglobinurie und Paraproteinurie (Leichtkettenkrankheit, Bence-Jones-Proteinurie).
Renale Proteinurie: Hierzu gehören die glomeruläre und die tubuläre Proteinurie sowie entsprechende Mischformen mit Erhöhung bestimmter Proteine.
Tab.
Unterscheidung der renalen Proteinurieformen
Ursprung
Proteine im Urin
selektiv glomerulär
Albumin ↑ bis ↑↑
nicht selektiv glomerulär
Albumin ↑ bis ↑↑
IgG ↑
tubulär
α1-Mikroglobulin ↑
tubulär/glomerulär
α1-Mikroglobulin ↑
Albumin ↑
glomerulär/tubulär
Albumin ↑ bis ↑↑
α1-Mikroglobulin ↑
Eine vorwiegend glomeruläre Proteinurie findet sich bei primären Glomerulopathien, in bestimmten Phasen der diabetischen Nephropathie und als Sekundärerkrankung bei Bluthochdruck, Infektionserkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Rechtsherzinsuffizienz und bei der Schwangerschaftsniere.
Vorwiegend tubuläre Proteinurien können auf angeborenen Tubulusdefekten beruhen (Fanconi-Syndrom) oder toxisch bedingt sein, z. B. durch Blei, Quecksilber bzw. Therapie mit Aminoglykosiden.
Gemischte renale Proteinurien finden sich z. B. bei Pyelonephritis, diabetischer Nephropathie und Glomerulonephritis. Die Ursache kann auch toxischer Natur sein, z. B. Streptomycin, Sulfonamide oder Furosemid.
Postrenale Proteinurie: Zur postrenalen Proteinurie kommt es bei der tubulären Sekretion von Tamm-Horsfall-Proteinen oder von in der Blase sezernierten Proteinen (z.B. IgA), bei Harnwegsinfektionen oder einer ▶ postrenalen Hämaturie.
Nach Schweregrad der Proteinurie: Abhängig von der Menge ausgeschiedenen Albumins unterscheidet man eine Mikroalbuminurie (Albuminausscheidung 30–300 mg/d bzw. 20–200 mg/l im Spontanurin) von der Makroalbuminurie > 300 mg/d im Sammelurin bzw. > 200 mg/l im Spontanurin).
Die Gesamtausscheidung an Protein macht eine Einteilung in eine leichte/mäßige und eine große (schwere) Proteinurie möglich. Eine Mikroalbuminurie ist im Urinstix nicht sichtbar.
Lerntipp
Nach neueren Nomenklaturregeln sollten die Begriffe Mikroalbuminurie und Makroalbuminurie möglichst vermieden werden und dafür von einer mäßig erhöhten bzw. stark erhöhten Albuminurie gesprochen werden.
IMPP-Fakten
! Definition von Makroalbuminurie (Albuminurie > 300 mg/d im Sammelurin bzw. > 200 mg/l im Spontanurin) und Proteinurie (Proteinausscheidung > 150 mg/d).
! Bei gesunden Kindern findet sich in spontanen Urinproben in bis zu 10% der Fälle eine isolierte Proteinurie, so dass bei geringer Ausprägung der Proteinurie und fehlenden klinischen Symptomen zunächst eine zeitnahe Verlaufskontrolle des Urinbefundes indiziert ist.
! Eine Mikroalbuminurie ist im Urinstix nicht sichtbar (Protein negativ).
Normalerweise ist der Urin klar. Je nach Konzentration kann sich seine Farbe von farblos/hell (nach verstärkter Flüssigkeitsaufnahme) bis dunkelgelb (nach Dursten) ändern. Ein trüber Urin ist ein unspezifisches Zeichen eines Harnwegsinfekts.
Tab. 1.4
Ursachen der Harnverfärbung und -trübung
Urinfarbe
Begleitbefund
Ursachen
hell, farblos
spezifisches Gewicht (< 1001) und
Osmolalität (< 50 mosm/kg) ↓
verstärkte Flüssigkeitsaufnahme
Polyurie, Polydipsie, Glukosurie, spezifisches Gewicht ↑, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit
Diabetes mellitus
dunkelgelb, bernsteinfarben
spezifisches Gewicht (< 1035) und Osmolalität (< 1200 mosm/kg) ↑
nach Dursten
dunkelgelb, orange
Oligurie, Anurie, Retentionsparameter (Harnstoff und Kreatinin ↑)
akute Niereninsuffizienz
dunkelbraun
Gelbfärbung von Haut und Schleimhäuten, heller Stuhl, Bilirubin i.S. ↑
Ikterus
rot, rotbraun
Erythrozyten im Harn, evtl. Erythrozytenzylinder, trüber Harn
Hämaturie
Bilirubin, LDH, Retikulozyten ↑, Haptoglobin ↓, rötliches Serum
Hämoglobinurie
CK, LDH, AST, ALT ↑, klares Serum
Myoglobinurie
Urin dunkelt bei Lichtexposition nach
Porphyrie
Rotfärbung des Stuhls
Genuss bestimmter Nahrungsmittel (z.B. Rote Bete)
schwarz
Schwarzfärbung des Knorpels (z.B. am Ohr), von Haut- und Schleimhaut, Arthropathie
Alkaptonurie (Ochronose)
blaugrün
Medikamenteneinnahme bei Methämoglobinämie
Methylenblau
Tryptophanmalabsorption
Blue-Diaper-Syndrom
komplizierter Harnwegsinfekt
Infektion mit Pseudomonas aeruginosa
trüber Urin
Dysurie, Pollakisurie, Bakteriurie
Harnwegsinfekt
Urolithiasis, helle Trübung
Zystinurie
Nachweis von Sperma
retrograde Ejakulation
Auch Medikamente und Nahrungsmittel können den Urin unterschiedlich einfärben (z.B. Malariamittel gelborange, Karotten gelblich).
IMPP-Fakten
Ursachen für Urinfarbveränderungen:
! brauner Urin: Ikterus
! rotbrauner Urin: Hämaturie, Porphyrie, Genuss Roter Bete.
Ausfluss aus der Harnröhre
Synonym: Urethralfluor
Ausfluss aus der Harnröhre ist Zeichen einer Urethritis. Diese kann infektiös oder auch mechanisch (z.B. durch einen Harnröhrenkatheter) ausgelöst sein. Auch systemische Erkrankungen wie eine reaktive Arthritis können mit einer Urethritis assoziiert sein. Neben dem Ausfluss bestehen meist eine ▶ Dysurie und ein Brennen beim Harnlassen.
Die Diagnostik umfasst neben Anamnese (einschließlich Sexualanamnese) und klinischer Untersuchung (z.B. geröteter Meatus urethrae) auch die Anlage einer Urinkultur und Entnahme eines Urethralabstrichs mit zytologischer Untersuchung.
J. Hallbach
Prinzipiell kann man zwischen Spontanurin (idealerweise Mittelstrahlurin am Morgen) und (24-Stunden-)Sammelurin unterscheiden. Für die orientierende Diagnostik wird meist Spontanurin verwendet. Für eine differenziertere nephrologische Diagnostik kann jedoch die Gewinnung von Sammelurin nötig sein.
Der Harnstatus umfasst makroskopische Harnbeurteilung , Teststreifenuntersuchung und mikroskopische Sedimentuntersuchung.
Bei der Beurteilung spielen Verfärbung und Trübung eine Rolle ( ▶ Tab. 1.4 ):
Gesunde: klar, strohgelb
heller Urin: bei starker Diurese
dunkler Urin: z.B. bei Dehydratation
rötlicher Urin: Hämaturie, Hämoglobinurie (hämolytisch-urämisches Syndrom), Myoglobinurie (Crush-Syndrom), Porphyrie, Genuss Roter Bete, medikamenteninduziert (Rifampicin)
bierbrauner Urin: direkte Bilirubinämie oder Porphyrinurie
trüber Urin: bei schwerer Leukozyturie bzw. Pyurie, Fetttröpfchen (Lipidurie), Lymphe (Chylurie), Calciumphosphat im alkalischen Urin (Phosphaturie), amorphe Natriumurate im sauren Urin (Uraturie), beim längeren Stehenlassen und bei der Aufbewahrung im Kühlschrank (ohne pathologischen Befund).
Harngeruch nach Ammoniak weist auf Zersetzung von Harnstoff und damit bei frischem Urin auf eine bakterielle Infektion der Harnwege hin. Bei Neugeborenen kann auffälliger Harngeruch Hinweis auf eine angeborene Störung des Aminosäure- oder Fettstoffwechsels sein. Azetongeruch bei Ketonurie festzustellen. Einen eigentümlichen Harngeruch können auch Nahrungsmittel, Medikamente und Gifte (z.B. Lösungsmittel) verursachen.
Die Teststreifen enthalten folgende Felder:
pH-Wert: schwankt zwischen 4,5 und 7,5.
alkalischer Harn: gemüsereiche Kost (Vegetarier), Harnwegsinfektion mit harnstoffspaltenden Bakterien, lange Lagerzeit des Urins, renal-tubuläre Azidose (→ gesteigerte Bikarbonatausscheidung und damit Urin-pH ↑, Blut-pH ist jedoch ↓)
saurer Harn: fleischhaltige Kost, Hunger oder hohes Fieber (Abbau endogener Proteine).
Glukose: Früher Suchtest auf Diabetes mellitus und renale Glukosurie sowie Therapiekontrolle bei Diabetes mellitus. Positiv ab 50 mg/dl.
Protein: Die Bestimmung des Urinproteins ist die wichtigste Untersuchung zum Ausschluss von Nierenerkrankungen.
Die qualitative Untersuchung mit dem Teststreifen erfasst ▶ Proteinurien> 100–300 mg/l. Unbedingt zu beachten ist, dass Globuline schlechter als Albumin erfasst werden und z.B. Bence-Jones-Proteine beim Multiplen Myelom nicht nachgewiesen werden können. Teststreifen mit immunologischem Nachweis von Albumin haben eine weit niedrigere Nachweisgrenze (20 mg/l) und sind daher für den Ausschluss der sog. Mikroalbuminurie geeignet.
Bei positivem Proteinnachweis sind Sedimentuntersuchung (Zylinder) und Urin-Protein-Differenzierung mittels SDS-PAGE oder immunologischer Markerproteinbestimmung erforderlich.
Blut: Hämaturien können vielfältige Ursachen haben. Daher müssen positive Hämoglobin-Nachweise im Urin klinisch näher untersucht werden.
Grundlage des Nachweises ist eine peroxidaseartige Aktivität des Hämoglobins. Hämoglobin (oder auch Myoglobin) aus dem Urin katalysiert die Oxidation des Chromogens. Da das Testfeld Hilfsstoffe enthält, die die Zellmembran der Erythrozyten lysieren, werden auch intakte Erythrozyten nachgewiesen. Daher handelt es sich um einen Suchtest auf Hämaturie bzw. Hämoglobin- oder Myoglobinurie.
Empfindliche Teststreifen führen bereits bei 10 Erythrozyten/μl in über 90% der Fälle zu einer sichtbaren Nachweisreaktion.
Leukozyten: Mit diesem Suchtest können Entzündungen im Bereich der Niere und der ableitenden Harnwege nachgewiesen werden. Erfasst wird eine in den Granulozyten vorhandene Esterase. Die Nachweisgrenze liegt bei etwa 20 Leukozyten/μl, wobei auch lysierte Leukozyten erfasst werden.
Nitrit:Suchtest für Harnwegsinfekte. Nitritbildende Bakterien (Colibakterien, Proteus, Klebsiellen, Aerobakter und Citrobakter) machen ca. 80% der Keime bei Harnwegsinfekten aus und wandeln das im Urin stets vorhandene Nitrat in Nitrit um.
Weitere Testfelder: Einige Teststreifen enthalten zusätzlich Testfelder für Ascorbinsäure, da diese in erhöhten Konzentrationen z.B. beim Glukosetestfeld ein falsch negatives Testergebnis hervorrufen kann, sowie für Ketonkörper.
Indikation:
Routineuntersuchung des Urins
Verifizierung positiver Teststreifenuntersuchung (Protein, Blut, Leukozyten, Nitrit)
Verlaufskontrolle bei Erkrankungen der Niere und der ableitenden Harnwege.
Präanalytik: Zur Sedimentanalyse ist frischer Mittelstrahlurin geeignet. Untersucht werden Spontanurinproben, wobei der erste Morgenurin besonders geeignet ist.
Vorsicht:
Die Untersuchung des Urins auf Bakterien sollte unmittelbar nach der Probenentnahme erfolgen. Durch die schnelle Vermehrung von Bakterien würde ein zu langes Stehenlassen der Urinprobe den Befund verfälschen.
Befunde:Zylinder: Zylinder stellen Ausgussformen des tubulären Systems dar und sind somit beweisend für einen renalen Ursprung. Hauptbildungsort ist der distale Tubulus. Zylinder bestehen entweder nur aus Tamm-Horsfall-Proteinen oder aus Zellelementen, die in die Proteinmatrix eingebettet sind.
Erythrozyten: Im normalen Sediment finden sich nicht mehr als 1 Erythrozyt/Gesichtsfeld bei 400-facher Vergrößerung. Gehäuft kommen sie bei Blutungen innerhalb der ableitenden Harnwege sowie bei Glomerulonephritiden vor. Eine Sonderform stellt der Akanthozyt dar, ein dysmorpher Erythrozyt mit bläschenförmigen Ausstülpungen der Zellmembran („Micky Mouse“). Die Verformung entsteht beim Durchtritt durch die glomeruläre Basalmembran und ist beweisend für einen glomerulären Ursprung.
Akanthozyten
Abb. 2.1 Phasenkontrast-Mikroskopie.
(Quelle: Hallbach, Klinische Chemie und Hämatologie, Thieme, 2019)
Leukozyten: Im normalen Sediment finden sich nicht mehr als 4 Leukozyten/Gesichtsfeld bei 400-facher Vegrößerung. Leukozyten treten vermehrt bei entzündlichen Prozessen, insbesondere im Bereich der ableitenden Harnwege, auf.
Tubulusepithelien: Tubulusepithelien treten vermehrt im Sediment bei renalen Erkrankungen auf.
Auch Bakterien, Trichomonaden, Pilze, Hefezellen können im Urinsediment nachgewiesen werden.
Nebenbefunde sind z.B. Epithelien aus dem Genitaltrakt und den ableitenden Harnwegen, Spermien sowie Schleimfäden.
Harnsedimentbestandteile
Abb. 2.2
(Quelle: Hallbach, Klinische Chemie und Hämatologie, Thieme, 2019)
Indikation:
Ausschluss und Differenzierung der Proteinurie
Verlaufskontrolle bei bekannter Nierenerkrankung.
Präanalytik: Im Allgemeinen wird der 2. Morgenurin für die Untersuchung empfohlen, da dieser normalerweise nur über einen kurzen Zeitraum in der Blase verbleibt.
Durchführung: Weite Verbreitung hat die quantitative Bestimmung von bestimmten Proteinen im Urin, um die glomeruläre (Albumin, IgG, Transferrin u. a.) und die tubuläre Funktion (α1-Mikroglobulin, β2-Mikroglobulin u. a.) zu prüfen.
Sind sowohl Albumin als auch Gesamtprotein unauffällig, lässt sich eine Proteinurie mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen. Ist das Gesamtprotein bei unauffälligem Albumin und α1-Mikroglobulin deutlich erhöht oder ergibt sich aus der Gesamtproteinkonzentration und der Summe dieser Proteine eine beachtliche Differenz, so liegt in vielen Fällen eine prärenale Proteinurie vor. Durch weitere Untersuchungen muss dann z.B. eine Bence-Jones-Proteinurie oder Myoglobinurie abgeklärt werden.
Proteinurieformen: Basis der differenzierteren Auswertung der Befunde ist die Bildung von Proteinquotienten, indem z.B. α1-Mikroglobulin (mg/g Kreatinin) dem Albumin (mg/g Kreatinin) gegenübergestellt wird.
Tab. 2.1
Proteinerhöhung bei unterschiedlichen Proteinurieformen
Proteinurie
Proteine
prärenale Proteinurie
Ig-Leichtketten (Bence-Jones-Proteine), Hämoglobin oder Myoglobin
selektive glomeruläre Proteinurie
Albumin
nicht selektive glomeruläre Proteinurie
Albumin und IgG
tubuläre Proteinurie
α1-Mikroglobulin
glomerulär-tubuläre Mischproteinurie
Albumin und α1-Mikroglobulin
postrenale Proteinurie
Proteine ähnlich Blutplasma, α2-Makroglobulin, Erythrozyten
Je ausgeprägter die Albuminurie, desto mehr spricht das Messergebnis für eine glomeruläre Proteinurie. Eine sichere Festlegung ist erst durch gemeinsame Betrachtung mehrerer Messgrößen (zusätzlich IgG und α1-Mikroglobulin) möglich.
IMPP-Fakten
! Eine falsch positive Anzeige für Erythrozyten im Urinstreifentest kann durch eine Myoglobinurie hervorgerufen werden.
! Eine rotbräunliche Verfärbung des Urins kann u.a. durch eine Nephrolithiasis, eine Porphyrie, den Verzehr von roten Rüben oder die Gabe von Phenolphthalein entstehen.
! Positive Urinteststreifen-Ergebnisse werden mikroskopisch verifiziert.
! Akanthozyten im Urin beweisen einen glomerulären Ursprung der Hämaturie.
J. Hallbach
Definition:
Als Retentionswerte werden Laborparameter zusammengefasst, die die Leistung der Nierenfunktion repräsentieren: v.a. Kreatinin, Harnstoff und Cystatin C i.S. Synonym werden die Begriffe Nierenwerte, Nierenfunktionsparameter bzw. Nierenretentionsparameter verwendet.
Kreatinin:
Merke:
Kreatin ist eine Energiespeichersubstanz im Muskel, aus der Kreatinin als Ausscheidungsprodukt entsteht.
Indikation:
Suchtest zur Überprüfung der Nierenfunktion
Verlaufskontrolle bei Nierenerkrankungen
Kontrollparameter der Nierenfunktion bei Gabe nephrotoxischer Medikamente (z. B. Zytostatika, Aminoglykoside).
Präanalytik: Plasma- oder Serumproben.
Referenzintervalle: Das Kreatinin ist der am häufigsten untersuchte Routineparameter. Der Referenzwert von Kreatinin (Plasma/Serum) beträgt 62–110 µmol/l bzw. 0,7–1,2 mg/dl.
Die Referenzintervalle für Kreatinin sind zum Teil abhängig von der Analysemethode, dem Geschlecht, dem Alter und der Muskelmasse. Im Gegensatz zum Harnstoff ist der Referenzwert jedoch nicht von der Ernährung abhängig. Bei verminderter Muskelmasse (Kinder, Frauen, alte Menschen) sind die Werte niedrig, was zu einer Überschätzung der Nierenfunktion führen kann.
Die Kreatininkonzentration übersteigt erst dann die Normgrenze, wenn die glomeruläre Filtration zu mehr als 50% eingeschränkt ist (vorher: „kreatininblinder Bereich“).
Diagnostische Bedeutung:Erhöhte Kreatininwerte bei
akutem Nierenversagen (Anstieg mit mehreren Stunden Verspätung; Harnstoffspiegel steigt etwas schneller)
sich langsam entwickelnder chronischer Niereninsuffizienz (meist aufgrund von entzündlichen Veränderungen)
prärenaler Niereninsuffizienz (Minderdurchblutung bei Herz-Kreislauf-Insuffizienz, bei Hypovolämie)
postrenalen Harnwegsobstruktionen (Steinleiden, Fehlbildungen, Hydronephrose)
extrarenaler Ursache (exzessiver Fleischgenuss, massive Muskeltraumen und Akromegalie).
Eine Erniedrigung des Kreatinins ist ohne klinische Bedeutung.
Harnstoff:
Indikation:Diagnostik und Verlaufskontrolle einer Niereninsuffizienz.
Referenzintervalle: Der Referenzwert von Harnstoff (Plasma/Serum) beträgt 2–8 mmol/l bzw. 12–48 mg/dl.
Diagnostische Bedeutung: Die Höhe des Harnstoffspiegels hängt im Wesentlichen von drei Faktoren ab: der Proteinzufuhr, dem Proteinkatabolismus und der glomerulären Nierenfunktion. Daher ist der Harnstoffspiegel als Kontrollgröße der Nierenfunktion nur bedingt geeignet. Besser eignet sich Kreatinin.
Harnstoff übersteigt die Normwerte im Serum bei einer Einschränkung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) < 50%.
Erniedrigte Harnstoffkonzentrationen sind in der Regel ohne klinische Bedeutung.
Cystatin C:
Indikation:Marker der glomerulären Filtrationsrate (insbesondere bei leichter und mäßiger Einschränkung der GFR).
Referenzintervalle: testabhängig.
Diagnostische Bedeutung: Von klinischer Bedeutung sind nur Erhöhungen. Insbesondere im Bereich einer leichten Einschränkung der GFR weist Cystatin C eine höhere diagnostische Sensitivität und Spezifität auf als Kreatinin. Bereits bei leichten Einschränkungen der GFR im kreatininblinden Bereich, d.h. knapp unterhalb 80 ml/min, steigt Cystatin C im Blutplasma an.
Bei starker Einschränkung der GFR sollte vorerst die Verlaufskontrolle weiter auf das Kreatinin gestützt werden, da damit viel klinische Erfahrung besteht. Bei Zweifeln an der klinischen Bewertung von Kreatinin sollte Cystatin C bestimmt werden.
Die Clearance (ml/min) bezeichnet die Menge an Plasmavolumen, das von einem bestimmten Stoff pro Zeiteinheit theoretisch befreit wird. Die glomeruläre Filtrationsrate (GFR), entspricht der Clearance von Substanzen, die frei glomerulär filtriert werden und tubulär weder rückresorbiert noch sezerniert werden.
Mithilfe der GFR können eine Niereninsuffizienz besser erkannt und ihr Verlauf besser beurteilt werden als durch die reine Messung von Kreatinin oder Cystatin C im Plasma. Die Clearance-Untersuchung ist zur Ermittlung der Nierenfunktion indiziert, vor allem bei noch unauffälligem Kreatinin.
Kreatinin-Clearance (= endogene Clearance):dient der Abschätzung der glomerulären Filtrationsrate. Sie ist etwas höher als die GFR, da Kreatinin nicht nur glomerulär filtriert, sondern zusätzlich tubulär sezerniert wird.
Zur Schätzung der GFR (eGFR) existieren verschiedene Formeln, die die Serumkreatinin-Konzentration (normal: < 1,1 mg/dl) als Basis verwenden. Da diese außer von der GFR auch von der Muskelmasse abhängt, wurden in bisherigen Formeln Faktoren mit Einfluss auf die Muskelmasse einbezogen, nämlich Alter, aber auch Geschlecht und Hautfarbe. Die beste Annäherung an die tatsächliche GFR bietet momentan die CKD-EPI-Formel.
Zuvor war lange Zeit die Cockcroft-(Gault-)Formel gebräuchlich.
Merke:
Alle eGFR-Formeln liefern bei sehr adipösen oder sehr großen, muskulösen Patienten einen zu niedrigen, bei sehr dünnen Patienten einen zu hohen Schätzwert.
Merke:
Wichtig ist, dass die Kreatininkonzentration in Serum und Urin in der gleichen Einheit eingesetzt werden. Es muss beachtet werden, dass häufig die Angabe der Kreatininkonzentration in mg/dl und der Urinkreatininkonzentration in mg/l erfolgt.
Bei jungen und nierengesunden Patienten beträgt die GFR ca. 85–160 ml/min. Sie nimmt physiologischerweise etwa ab dem 30. Lebensjahr pro Jahr um ca. 1 ml/min ab.
Der Kreatininwert steigt erst in den pathologischen Bereich an, wenn die GFR um ≥ 50% reduziert ist.
Exogene Clearanceverfahren für die Bestimmung von GFR: Die GFR kann durch i.v. Gabe von Inulin, 51Chrom-EDTA oder 99mTc-MAG3 bestimmt werden. Die Testsubstanzen werden i.v. verabreicht und im Anschluss erfolgen Konzentrationsmessungen in Serum und Urin.
Mit Nomogrammen kann anhand von Größe und Gewicht des Patienten dessen Körperoberfläche (KO) ermittelt werden. Erst nach Normierung der gefundenen Clearance-Werte auf eine Standard-KO von 1,73 m2 kann der Wert sicher mit den Referenzintervallen verglichen werden.
Merke:
Die Bestimmung der Kreatinin-Clearance wird häufig in der Routinediagnostik eingesetzt, um die GFR abzuschätzen, wenn das Kreatinin noch unauffällig ist. Bei Clearance-Werten ≤ 50 ml/min täuschen die Ergebnisse ≥ 30% zu hohe GFR-Werte vor.
Exogene PAH-Clearance zur Bestimmung des renalen Plasmaflusses (RPF):Zur Messung des RPF wird die Clearance mit p-Aminohippursäure (PAH) ermittelt. Die p-Aminohippursäure wird gleichzeitig filtriert und tubulär sezerniert, Letzteres in viel höherem Ausmaß als Kreatinin. PAH wird deshalb bei einer einzigen Nierenpassage eliminiert.
Ursachen der eingeschränkten GFR:
Abfall des glomerulären Kapillardrucks: z.B. bei Hypovolämie oder Hypotonie infolge von Herzinsuffizienz, Sepsis, Schock. Die Autoregulationsmechanismen der Niere sind in der Lage, die kapilläre Perfusion bis zu einem systemischen mittleren arteriellen Druck von ca. 70 mmHg aufrechtzuerhalten. Wird dieser Wert unterschritten, kommt es zur Verminderung der glomerulären Filtration.
Erhöhung des hydrostatischen Drucks in der Bowman-Kapsel, z.B. im Rahmen eines Harnstaus
eingeschränkte Permeabilität der Filtrationsfläche: z.B. Glomerulonephritiden, Diabetes oder Amyloidose.
Ursachen der erhöhten GFR: Eine Erhöhung der glomerulären Filtration tritt ein, wenn der glomeruläre Kapillardruck steigt. Dies geschieht als Folge von Hypertonie, Hypervolämie, Fieber oder als Nebenwirkung bei ACTH- und Glucocorticoid-Therapie.
IMPP-Fakten
! Mittels eGFR-Formeln kann die GFR abgeschätzt und so der Grad einer Niereninsuffizienz beurteilt werden.
!!! Normwert der GFR (bei jungen, nierengesunden Patienten): 85–160 ml/min. Sie nimmt physiologischerweise etwa ab dem 30. Lebensjahr pro Jahr um ca. 1 ml/min ab.
!!!! Die Serumkreatinin-Konzentration (normal: < 1,1 mg/dl) ist außer von der GFR auch von der Muskelmasse abhängig. Die Kreatininkonzentration übersteigt die Normgrenze erst dann, wenn die GFR um ≥ 50% eingeschränkt ist (davor: kreatininblinder Bereich).
J. Hallbach
Indikation:Die Osmolalität des Urins bzw. Serums und das spezifische Gewicht des Urins werden bestimmt, um die Harnkonzentrierungsfähigkeit zu beurteilen.
Referenzbereich:Spontanurin zeigt je nach Trinkverhalten des Patienten zwischen 50 und 1 400 mosmol/kg, nach 12 Stunden Durst liegt die Osmolalität i.d.R. > 850 mosmol/kg. Referenzbereich für das spezifische Gewicht 1,020–1,040 g/ml.
Diagnostische Bedeutung:
Erhöhung der Osmolalität: