Endspurt Klinik: Psychiatrie - Endspurt Klinik - E-Book

Endspurt Klinik: Psychiatrie E-Book

Endspurt Klinik

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Beschreibung

Sicher durchs 2. Staatsexamen! In Endspurt Klinik sind alle prüfungsrelevanten Themen gut strukturiert und verständlich zusammengefasst, ohne überflüssiges Drumherum. So sparst du Zeit und kannst dich gezielt vorbereiten.

  • Vom IMPP seit Frühjahr 2012 geprüfte Inhalte sind im Text hervorgehoben.
  • In den IMPP-Fakten-Kästen werden alle Prüfungsthemen komprimiert dargestellt – die Anzahl der Ausrufezeichen zeigt an, wie häufig der Inhalt gefragt wurde
  • Lerntipps, Merke-Boxen, Praxistipps und weitere Hervorhebungen bieten dir Unterstützung beim Lernen.
  • Lerne im Zusammenhang: Leitsymptome, die spezifische Pharmakologie und auch spezielle Themen der klinischen Chemie, Chirurgie, Radiologie und Pathologie sind bei den jeweils passenden Fachgebieten/Organsystemen einsortiert.
  • Jedes Skript ist in überschaubare Lernpakete unterteilt, abgestimmt auf den Lernplan in via medici, wo du auch die passenden IMPP-Fragen kreuzen kannst. Unser Lernplan bringt dich in 100 Tagen zur 2. ÄP.

In der 4. Auflage wurden alle Inhalte auf den aktuellen Stand gebracht und neue Frageninhalte eingearbeitet.

In diesem Skript erwarten dich die klassischen Krankheitsbilder der Psychiatrie und damit u.a. die (nicht nur!) äußerst prüfungsrelevanten Themen Schizophrenie, Depression, Angst- und Zwangsstörungen und Suchterkrankungen. Eine Ausnahme bilden die Demenzen, die Teil des Skripts 17 Neurologie sind. Du beginnst wie gewohnt mit den Grundlagen rund um Diagnostik, Therapieverfahren und Psychopharmakotherapie, bevor du dich den einzelnen Erkrankungen widmest und schließlich mit der Psychosomatik endest. In der Psychiatrie stehen Diagnose- und Klassifikationssysteme besonders im Mittelpunkt. Dabei orientieren wir uns, wie das IMPP auch, primär an der ICD-10 – Um dir aber bereits einen ersten Überblick zu geben, was sich mit der ICD-11 ändern wird, haben wir die relevanten Infos, überwiegend in Form von Praxistipps, in die Kapitel integriert.

Mehr Infos zu via medici, Aktualisierungen zu den Skripten und zahlreiche Prüfungstipps gibt’s unter thieme.de/endspurt-klinik

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 358

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Endspurt Klinik: Psychiatrie

Skript 19

Christine Brackmann, Thomas Herdegen

4., vollständig überarbeitete Auflage

25 Abbildungen

Auf zum Endspurt!

Es ist so weit – vor dem PJ steht nur noch die letzte Hürde an: die 2. ärztliche Prüfung (M2). Du hast nach all den Strapazen des Medizinstudiums keine Lust mehr, dicke Bücher zu wälzen, um dich prüfungsfit zu machen? Dann laufe mit Endspurt in die Zielgerade ein! Ideal abgestimmt mit unserer digitalen Lernplattform via medici bieten die Endspurt-Skripten schwerpunktmäßig jene Inhalte, auf die das IMPP mit seinen Examensfragen in den letzten Jahren abgezielt hat, und noch mehr, um optimal auch auf neue IMPP-Fragen sowie das Mündliche vorzubereiten.

Für die 4. Auflage von Endspurt Klinik haben wir die Lerninhalte in 20 Skripten aufgeteilt, die du parallel zu via medici nutzen kannst. Dabei haben wir die meisten Leitsymptome, die spezifische Pharmakologie und auch spezielle Themen der klinischen Chemie, Chirurgie, Radiologie und Pathologie bei den jeweils passenden Fachgebieten/Organsystemen einsortiert. Dadurch kannst du alle Facetten der Diagnostik, Klinik und Therapie im Zusammenhang lernen.

Um den Umfang bewältigbar zu halten, haben wir die Endspurt-Inhalte sehr kurz gefasst und aufs Wesentliche reduziert. Insbesondere haben wir detailliertes Klinikwissen zu speziellen Verfahren oder Kontraindikationen und Wechselwirkungen vieler Medikamente bewusst weggelassen. Zudem wird ein Thema, selbst wenn es prüfungsrelevant ist, möglichst nur an einer Stelle behandelt, auch wenn es prinzipiell zu mehreren Fächern passt.

100-Tage-Lernplan: Jedes Skript ist in mehrere Lerntage untergliedert. Diese sind abgestimmt auf den Lernplan in via medici, wo du jeweils die Kreuzsitzungen zu den Inhalten des Vortags findest (https://viamedici.thieme.de/lernplaner). So kannst du nach jedem Lerntag prüfen, ob du den Inhalt verstanden und behalten hast. Unser Zeitplan bringt dich in 100 Tagen zum 2. Staatsexamen. Darin enthalten sind 3 Tage „Zwischencheck“, an denen du ausschließlich Fragen zu den bis dahin gelernten Inhalten kreuzt, und am Ende 9 Tage Generalprobe mit 3 Examina aus den letzten Jahren. Die Einteilung der Lerntage ist natürlich nur ein Vorschlag – wie gut du beim Lernen vorankommst, hängt maßgeblich von deinem Vorwissen und deiner persönlichen Lerngeschwindigkeit ab.

Im Endspurt-Paket sind 3 Monate Zugang zu via medici enthalten. Wenn du nur einzelne Skripten gekauft hast, erkundige dich bei deiner Uni, ob sie ihren Studierenden via medici kostenlos zur Verfügung stellt, oder erwirb privat einen Zugang. Im via medici Lernplan werden übrigens stets die neuen Examensfragen ergänzt, damit dir keine Frage entgeht!

Prüfungsrelevante Inhalte:Inhalte, zu denen das IMPP seit Frühjahr 2012 Fragen gestellt hat, sind an der jeweils passendsten Stelle gelb hervorgehoben. Auch die meisten älteren Prüfungsinhalte seit 2008 sind gelb markiert.

IMPP-Fakten

IMPP-Fakten-Kästen sind zum Wiederholen der Altfragen-Inhalte oder für die ganz Eiligen unter euch gedacht. Sie listen alle gelb markierten Aussagen des vorangehenden Abschnitts nochmals auf.

Die Anzahl der ! zeigt an, wie häufig der Inhalt von 2012 bis Frühjahr 2023 gefragt wurde:

! Hierzu gab es 1 Frage.

!! Dieser Sachverhalt wurde 2-mal gefragt.

!!! Zu diesem Thema stellte das IMPP 3 Fragen.

!!!! Ein Lieblingsthema des IMPP – 4-mal oder öfter gefragt.

Lerntipps und Co: bieten weitere Unterstützung beim Lernen.

Lerntipp

Hier findest du Hinweise darauf, welche Inhalte auch mündlich besonders gern gefragt werden, welche Tücken in bestimmten IMPP-Fragen auf dich warten, oder hilfreiche Merksprüche.

Definition:

Diese Kästen definieren kurz und knapp Krankheitsbilder und weitere Schlüsselbegriffe.

Merke:

Besonders wichtige Sachverhalte sind in Merke-Kästen nochmals hervorgehoben.

Vorsicht:

„Stolperfallen“ oder potenziell gefährliche Verwechslungsmöglichkeiten sind mit „Vorsicht“ gekennzeichnet.

Praxistipp:

Hier findest du Fakten, die du später in der Anwendung im klinischen Alltag brauchen wirst.

Fehlerteufel: Solltest du in unseren Skripten etwas entdecken, das nicht richtig ist, freuen wir uns über jeden Hinweis! Schicke deine Fehlermeldung bitte an [email protected] oder schreibe einfach ein Feedback zu dem entsprechenden via medici Lernmodul. Du kannst auch das Formular auf www.thieme.de/service/feedback.html benutzen. Wir werden alle Fehler in einem Erratum sammeln und auf www.thieme.de/endspurt online stellen. Und sollten dir unsere Skripten gefallen: Lob ist natürlich ebenso willkommen ☺.Alles Gute und viel Erfolg für dein Examendas Endspurt-Team

Skript 19: Psychiatrie

In diesem Skript erwarten dich die klassischen Krankheitsbilder der Psychiatrie und damit u.a. die (nicht nur!) äußerst prüfungsrelevanten Themen Schizophrenie, Depression, Angst- und Zwangsstörungen sowie Suchterkrankungen. Eine Ausnahme bilden die Demenzen, die Teil des Skripts 17 Neurologie sind. Du beginnst wie gewohnt mit den Grundlagen rund um Diagnostik, Therapieverfahren und Psychopharmakotherapie, bevor du dich den einzelnen Erkrankungen widmest und schließlich mit der Psychosomatik endest. In der Psychiatrie stehen Diagnose- und Klassifikationssysteme besonders im Mittelpunkt. Dabei orientieren wir uns, wie das IMPP auch, primär an der ICD-10. – Um dir aber bereits einen ersten Überblick zu geben, was sich mit der ICD-11 ändern wird, haben wir die relevanten Infos, überwiegend in Form von Praxistipps, in die Kapitel integriert.

Inhaltsverzeichnis

Titelei

Auf zum Endspurt!

Skript 19: Psychiatrie

Teil I Grundlagen

1 Leitsymptome

1.1 Bewusstseinsstörungen

1.1.1 Ebenen des Bewusstseins

1.1.2 Diagnostik

1.1.3 Mögliche Diagnosen

1.2 Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen

1.2.1 Einteilung

1.2.2 Diagnostik

1.2.3 Mögliche Diagnosen

1.3 Gedächtnisstörungen

1.3.1 Einteilung

1.3.2 Mögliche Diagnosen

1.4 Denkstörungen

1.4.1 Formale Denkstörungen

1.4.2 Inhaltliche Denkstörungen

1.4.3 Mögliche Diagnosen

1.5 Sinnestäuschungen und Wahrnehmungsstörungen

1.5.1 Halluzinationen

1.5.2 Weitere Sinnestäuschungen und Wahrnehmungsstörungen

1.5.3 Diagnostik

1.5.4 Mögliche Diagnosen

1.6 Ich-Störungen

1.6.1 Einteilung

1.6.2 Diagnostik

1.6.3 Mögliche Diagnosen

1.7 Antriebs- und Affektstörungen

1.7.1 Antriebsstörungen

1.7.2 Affektstörungen

1.7.3 Diagnostik

1.7.4 Mögliche Diagnosen

1.8 Katatone Störungen

1.8.1 Einteilung

1.8.2 Diagnostik

1.9 Suizidalität

1.9.1 Epidemiologie

1.9.2 Ätiopathogenese

1.9.3 Symptomatik

1.9.4 Diagnostik

1.9.5 Differenzialdiagnosen

1.9.6 Therapie

2 Diagnostik

2.1 Psychiatrische Anamnese

2.1.1 Anamnesestruktur

2.1.2 Formen des diagnostischen Gesprächs

2.2 Psychopathologischer Befund

3 Therapieverfahren

3.1 Verhaltenstherapie

3.1.1 Grundlagen

3.1.2 Methoden

3.2 Tiefenpsychologisch-psychoanalytische Therapieverfahren

3.2.1 Grundlagen

3.2.2 Therapieformen

3.3 Gesprächstherapie

3.4 Systemische Paar- und Familientherapie

3.4.1 Methoden

3.5 Gruppenpsychotherapie, EMDR und nonverbale Therapieformen

3.5.1 Gruppenpsychotherapie

3.5.2 Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)

3.5.3 Nonverbale Therapieformen

3.6 Entspannungsverfahren, Hypnose und Psychoedukation

3.6.1 Entspannungsverfahren

3.6.2 Hypnose

3.6.3 Psychoedukation

3.7 Biologische Therapieverfahren

3.7.1 Schlafentzugstherapie

3.7.2 Elektrokrampftherapie (EKT)

3.7.3 Lichttherapie

3.7.4 Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS)

3.8 Soziotherapie und Rehabilitation

3.8.1 Zielsetzung

3.8.2 Formen

4 Pharmakotherapie

4.1 Überblick

4.1.1 Grundregeln

4.1.2 Wirkstoffgruppen

4.1.3 Kontrolluntersuchungen

4.2 Antipsychotika

4.2.1 Einteilung und Wirkstoffklassen

4.2.2 Wirkung

4.2.3 Pharmakokinetik

4.2.4 Indikationen

4.2.5 Unerwünschte Wirkungen

4.2.6 Kontraindikationen

4.2.7 Wechselwirkungen

4.3 Antidepressiva: Überblick

4.3.1 Wirkmechanismen und Wirkung

4.4 Trizyklische Antidepressiva (TCA) und α2-Antagonisten

4.4.1 Trizyklische Antidepressiva

4.4.2 α2-Antagonisten

4.5 Selektive Monoamin-Wiederaufnahmehemmer

4.5.1 Wirkstoffe

4.5.2 Wirkungen

4.5.3 Indikationen

4.5.4 Unerwünschte Wirkungen

4.5.5 Kontraindikationen

4.6 Weitere Antidepressiva

4.6.1 MAO-Hemmer

4.6.2 Johanniskraut

4.6.3 Agomelatin

4.7 Stimmungsstabilisierer

4.7.1 Lithium

Teil II Krankheitsbilder

5 Organisch bedingte psychische Störungen

5.1 Überblick

5.2 Organisches amnestisches Syndrom

5.2.1 Ätiopathogenese

5.2.2 Symptomatik

5.2.3 Diagnostik

5.2.4 Therapie und Prognose

5.3 Transiente globale Amnesie (TGA)

5.3.1 Epidemiologie

5.3.2 Ätiopathogenese

5.3.3 Symptomatik

5.3.4 Diagnostik

5.3.5 Therapie und Prognose

5.4 Delir

5.4.1 Epidemiologie

5.4.2 Ätiopathogenese

5.4.3 Symptomatik

5.4.4 Diagnostik

5.4.5 Differenzialdiagnosen

5.4.6 Therapie

5.5 Organische Halluzinose

5.5.1 Ätiopathogenese

5.5.2 Symptomatik

5.5.3 Diagnose

5.5.4 Therapie

5.6 Dermatozoenwahn

5.6.1 Epidemiologie

5.6.2 Ätiopathogenese

5.6.3 Symptomatik

5.6.4 Diagnose

5.6.5 Therapie

5.7 Organische Persönlichkeitsstörungen

5.7.1 Ätiopathogenese

5.7.2 Symptomatik

5.7.3 Diagnostik

5.7.4 Therapie

5.8 Organische affektive Störungen

5.8.1 Ätiopathogenese

5.8.2 Symptomatik

5.8.3 Diagnostik

5.8.4 Therapie und Prognose

6 Abhängigkeit

6.1 Überblick

6.1.1 Epidemiologie

6.1.2 Ätiopathogenese

6.1.3 Diagnostik

6.1.4 Therapie der Abhängigkeit

6.2 Alkohol

6.2.1 Epidemiologie

6.2.2 Symptomatik

6.2.3 Komplikationen

6.2.4 Diagnostik

6.2.5 Therapie

6.2.6 Prognose

6.3 Wirkstoffe für die Alkoholentzugstherapie

6.3.1 Wirkungen von Ethanol

6.3.2 Acamprosat

6.3.3 Naltrexon

6.4 Opioide

6.4.1 Epidemiologie

6.4.2 Symptomatik

6.4.3 Komplikationen

6.4.4 Diagnostik

6.4.5 Therapie

6.4.6 Prognose

6.5 Cannabinoide

6.5.1 Ätiopathogenese

6.5.2 Symptomatik

6.5.3 Komplikationen

6.5.4 Diagnostik

6.5.5 Therapie

6.6 Sedativa und Hypnotika

6.6.1 Epidemiologie

6.6.2 Ätiopathogenese

6.6.3 Symptomatik

6.6.4 Diagnostik

6.6.5 Therapie

6.6.6 Prophylaxe

6.7 Kokain

6.7.1 Symptomatik

6.7.2 Komplikationen

6.7.3 Diagnostik

6.7.4 Therapie

6.8 Stimulanzien

6.8.1 Symptomatik

6.8.2 Komplikationen

6.8.3 Diagnostik

6.8.4 Therapie

6.9 Halluzinogene

6.9.1 Symptomatik

6.9.2 Komplikationen

6.9.3 Diagnostik

6.9.4 Therapie

6.10 Nikotin

6.10.1 Epidemiologie

6.10.2 Ätiopathogenese

6.10.3 Diagnostik

6.10.4 Symptomatik

6.10.5 Komplikationen

6.10.6 Therapie

6.11 Legal Highs

6.11.1 Einteilung

6.12 Schnüffelsucht

6.13 Schädlicher Gebrauch von nichtabhängigkeitserzeugenden Substanzen

6.13.1 Symptomatik

6.13.2 Therapie

7 Psychotische Störungen

7.1 Überblick

7.2 Schizophrenie

7.2.1 Epidemiologie

7.2.2 Ätiopathogenese

7.2.3 Symptomatik

7.2.4 Diagnostik

7.2.5 Therapie

7.2.6 Verlauf und Prognose

7.3 Schizoaffektive Störung

7.3.1 Symptomatik

7.3.2 Diagnostik

7.3.3 Therapie

7.4 Schizotype Störung

7.4.1 Symptome und Diagnostik

7.4.2 Therapie

7.5 Anhaltende wahnhafte Störung

7.5.1 Symptomatik

7.5.2 Diagnostik

7.5.3 Therapie

7.6 Folie à deux

7.7 Akute polymorphe psychotische Störung

7.7.1 Symptomatik

7.7.2 Diagnostik

7.7.3 Therapie

7.7.4 Prognose

7.8 Akute schizophreniforme psychotische Störung

7.8.1 Symptomatik

7.8.2 Diagnostik

7.8.3 Therapie und Prognose

8 Affektive Störungen

8.1 Überblick

8.2 Depression

8.2.1 Epidemiologie

8.2.2 Ätiopathogenese

8.2.3 Symptomatik

8.2.4 Diagnostik

8.2.5 Differenzialdiagnosen

8.2.6 Therapie

8.2.7 Verlauf und Prognose

8.3 Manie

8.3.1 Epidemiologie

8.3.2 Ätiopathogenese

8.3.3 Symptomatik

8.3.4 Diagnostik

8.3.5 Differenzialdiagnosen

8.3.6 Therapie

8.4 Bipolare Störung

8.4.1 Epidemiologie

8.4.2 Ätiopathogenese

8.4.3 Symptomatik

8.4.4 Diagnostik

8.4.5 Differenzialdiagnosen

8.4.6 Therapie

8.4.7 Prognose

8.5 Zyklothymia

8.6 Dysthymia

9 Angst- und Zwangsstörungen

9.1 Angststörungen: Überblick

9.1.1 Epidemiologie

9.1.2 Ätiopathogenese

9.1.3 Formen der Angst

9.1.4 Therapie

9.2 Agoraphobie

9.2.1 Symptomatik

9.2.2 Diagnostik

9.2.3 Therapie

9.3 Soziale Phobie

9.3.1 Symptomatik

9.3.2 Diagnostik

9.3.3 Therapie

9.4 Spezifische Phobie

9.4.1 Symptomatik

9.4.2 Diagnostik

9.4.3 Therapie

9.5 Panikstörung

9.5.1 Symptomatik

9.5.2 Diagnostik

9.5.3 Therapie

9.6 Generalisierte Angststörung

9.6.1 Symptomatik

9.6.2 Diagnostik

9.6.3 Therapie

9.7 Zwangsstörung

9.7.1 Epidemiologie

9.7.2 Ätiopathogenese

9.7.3 Symptomatik

9.7.4 Diagnostik

9.7.5 Differenzialdiagnosen

9.7.6 Therapie

9.7.7 Prognose

10 Dissoziative und somatoforme Störungen

10.1 Dissoziative Störungen (Konversionsstörung)

10.1.1 Ätiopathogenese

10.1.2 Symptomatik

10.1.3 Differenzialdiagnosen

10.1.4 Therapie

10.2 Somatoforme Störungen: Überblick

10.2.1 Einteilung

10.2.2 Symptomatik

10.2.3 Therapie

10.3 Somatisierungsstörung

10.3.1 Diagnostik

10.3.2 Differenzialdiagnostik

10.4 Hypochondrische Störung

10.4.1 Symptomatik

10.4.2 Diagnostik

10.5 Somatoforme autonome Funktionsstörung

10.5.1 Symptomatik

10.6 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung

10.6.1 Symptomatik

10.6.2 Therapie

11 Belastungs- und Anpassungsstörungen

11.1 Akute Belastungsreaktion

11.1.1 Ätiologie

11.1.2 Symptomatik

11.1.3 Diagnostik

11.1.4 Differenzialdiagnosen

11.1.5 Therapie

11.2 Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

11.2.1 Einteilung

11.2.2 Ätiopathogenese

11.2.3 Symptomatik

11.2.4 Diagnostik

11.2.5 Differenzialdiagnosen

11.2.6 Therapie

11.3 Anpassungsstörung

11.3.1 Ätiologie

11.3.2 Symptomatik

11.3.3 Diagnostik

11.3.4 Differenzialdiagnosen

11.3.5 Therapie

11.4 Andauernde Persönlichkeitsänderungen nach Extrembelastung

11.5 Burn-out

12 Persönlichkeitsstörungen

12.1 Überblick

12.1.1 Einteilung

12.1.2 Diagnostik

12.1.3 Therapie

12.1.4 Prognose

12.2 Paranoide Persönlichkeitsstörung

12.2.1 Diagnostik

12.3 Schizoide Persönlichkeitsstörung

12.3.1 Diagnostik

12.4 Dissoziale Persönlichkeitsstörung

12.4.1 Diagnostik

12.5 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung

12.5.1 Epidemiologie

12.5.2 Ätiopathogenese

12.5.3 Symptomatik

12.5.4 Diagnostik

12.5.5 Differenzialdiagnosen

12.5.6 Therapie

12.6 Histrionische Persönlichkeitsstörung

12.6.1 Diagnostik

12.7 Anankastische Persönlichkeitsstörung

12.7.1 Diagnostik

12.8 Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung

12.8.1 Diagnostik

12.9 Dependente Persönlichkeitsstörung

12.9.1 Diagnostik

12.10 Narzisstische Persönlichkeitsstörung

13 Störungen der Impulskontrolle und des Verhaltens

13.1 Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle

13.1.1 Einteilung

13.1.2 Symptomatik

13.2 Pathologisches Spielen

13.3 Pyromanie

13.4 Kleptomanie

13.5 Trichotillomanie

13.6 Artifizielle Störung

13.6.1 Epidemiologie

13.6.2 Ätiopathogenese

13.6.3 Einteilung

13.6.4 Symptomatik

13.6.5 Differenzialdiagnosen

13.6.6 Therapie

14 Essstörungen

14.1 Anorexia nervosa

14.1.1 Epidemiologie

14.1.2 Ätiopathogenese

14.1.3 Symptomatik

14.1.4 Diagnostik

14.1.5 Differenzialdiagnostik

14.1.6 Therapie

14.1.7 Prognose

14.2 Bulimia nervosa

14.2.1 Epidemiologie

14.2.2 Ätiopathogenese

14.2.3 Symptomatik

14.2.4 Diagnostik

14.2.5 Differenzialdiagnosen

14.2.6 Therapie

14.2.7 Prognose

14.3 Binge Eating Disorder

14.3.1 Epidemiologie

14.3.2 Symptomatik

14.3.3 Diagnostik

14.3.4 Therapie

14.3.5 Prognose

15 Schlafstörungen

15.1 Überblick

15.1.1 Einteilung

15.2 Nichtorganische Insomnie

15.2.1 Ätiopathogenese

15.2.2 Symptomatik

15.2.3 Diagnostik

15.2.4 Therapie

15.3 Nichtorganische Hypersomnie

15.4 Nichtorganische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus

15.5 Parasomnien

15.5.1 Einteilung

15.5.2 Symptomatik

16 Zustände mit Bezug zur Sexualität

16.1 Nichtorganische sexuelle Funktionsstörungen

16.1.1 Ätiopathogenese

16.1.2 Symptomatik

16.1.3 Diagnostik

16.1.4 Therapie

16.2 Geschlechtsinkongruenz

16.2.1 Symptomatik

16.2.2 Diagnostik

16.3 Paraphile Störungen

Teil III Besondere Patientengruppen und Psychosomatik

17 Störungen im Wochenbett

17.1 Postpartale Depression

17.1.1 Symptomatik

17.1.2 Therapie

17.2 Wochenbettpsychose

17.2.1 Symptomatik

17.2.2 Therapie

18 Kinder- und Jugendpsychiatrie

18.1 Intelligenzminderung

18.1.1 Einteilung

18.1.2 Therapie

18.2 Umschriebene Entwicklungsstörungen: Überblick

18.2.1 Diagnostik

18.3 Umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache

18.3.1 Symptomatik

18.3.2 Therapie

18.4 Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fähigkeiten

18.4.1 Legasthenie

18.4.2 Dyskalkulie

18.5 Umschriebene Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen

18.5.1 Symptomatik

18.5.2 Therapie

18.6 Tiefgreifende Entwicklungsstörungen

18.7 Autismus-Spektrum-Störungen

18.7.1 Epidemiologie

18.7.2 Ätiopathogenese

18.7.3 Symptomatik

18.7.4 Diagnostik

18.7.5 Therapie

18.8 Dementia infantilis

18.9 Rett-Syndrom

18.9.1 Symptomatik

18.9.2 Diagnostik

18.9.3 Therapie

18.10 Hyperkinetische Störungen

18.10.1 Ätiopathogenese

18.10.2 Symptomatik

18.10.3 Diagnostik

18.10.4 Therapie

18.10.5 Prognose

18.11 Emotionale Störung mit Trennungsangst im Kindesalter

18.11.1 Symptomatik

18.11.2 Diagnostik

18.11.3 Therapie

18.12 Selektiver Mutismus

18.12.1 Symptomatik

18.12.2 Diagnostik

18.12.3 Therapie

18.13 Reaktive Bindungsstörung des Kindesalters

18.13.1 Epidemiologie und Ätiopathogenese

18.13.2 Symptomatik

18.13.3 Therapie

18.14 Tic-Störungen

18.14.1 Epidemiologie

18.14.2 Ätiopathogenese

18.14.3 Symptomatik

18.14.4 Diagnostik

18.14.5 Therapie

18.15 Nichtorganische Störungen der Ausscheidungsfunktion im Kindesalter

18.15.1 Nichtorganische Harninkontinenz

18.15.2 Nichtorganische Stuhlinkontinenz

18.16 Essstörungen im frühen Kindesalter

18.16.1 Fütterstörung im frühen Kindesalter

18.16.2 Pica im Kindesalter

18.17 Depression im Kindes- und Jugendalter

18.17.1 Symptomatik

18.17.2 Diagnostik

18.17.3 Therapie

19 Psychosomatik

19.1 Grundlagen

19.1.1 Konzept

19.1.2 Epidemiologie psychosomatischer Erkrankungen

19.1.3 Pathogenese psychosomatischer Erkrankungen

19.1.4 Diagnostik psychosomatischer Erkrankungen

19.1.5 Therapie psychosomatischer Erkrankungen

19.2 Organkrankheiten mit psychosozialer Komponente

19.2.1 Beispiele

19.3 Somatopsychische Störungen

19.3.1 Grundlagen

19.3.2 Krankheitsfelder

Anschriften

Sachverzeichnis

Impressum/Access Code

Teil I Grundlagen

1 Leitsymptome

2 Diagnostik

3 Therapieverfahren

4 Pharmakotherapie

1 Leitsymptome

C. Brackmann

1.1 Bewusstseinsstörungen

Definition:

Veränderungen des Bewusstseins unterschiedlichen Ausmaßes, wobei zwischen qualitativen und quantitativen Bewusstseinsstörungen unterschieden wird. Ein bewusstseinsklarer Mensch ist vollständig wach (Vigilanz) und kann auf seine Umgebung adäquat reagieren (reflektierendes Bewusstsein).

1.1.1 Ebenen des Bewusstseins

Wachheit (Vigilanz): Eine erhaltene Vigilanz ist die Voraussetzung für alle weiteren Funktionsbereiche des Bewusstseins. Sie unterliegt natürlichen Schwankungen und wird durch den Organismus selbst (z.B. Schlaf-Wach-Rhythmus), durch das Befinden und durch die Umgebung reguliert.

Bewusstseinsklarheit (Luzidität): Fähigkeit, Geschehnisse in der Umgebung und an sich selbst adäquat wahrzunehmen, aufzunehmen und zu verarbeiten. Die Luzidität ist eng mit der Vigilanz verknüpft, bzw. nur ein voll vigilanter Patient kann auch luzide sein. Luzidität spielt sich auf mehreren Ebenen ab: ungerichtete bzw. diffuse Wahrnehmung, bewusstes Wahrnehmen mit zielgerichteter Aufmerksamkeit sowie reflektiertes Auffassen und Erkennen.

Ich-Bewusstsein: Fähigkeit, sich selbst als Erlebenden und Handelnden wahrzunehmen. Zu dem Ich-Bewusstsein gehören das Erfahrungsbewusstsein, das Realitätsbewusstsein und das Zeiterleben.

Qualitative Bewusstseinsstörungen (Bewusstseinsveränderungen): Störungen der Fähigkeit, verschiedene Aspekte der eigenen Person und der Umwelt zu verstehen, sie sinnvoll miteinander zu verbinden sowie sich entsprechend mitzuteilen und zu handeln:

Bewusstseinstrübung: Zustand mangelnder Klarheit der Wahrnehmung des Umfelds und/oder des Selbst. Die Betroffenen verlieren die Fähigkeit, Zusammenhänge des Erlebens wahrzunehmen und zu verstehen. Das eigene Denken und Handeln erscheint unzusammenhängend und verworren.

Bewusstseinseinengung (Dämmerzustand): Einengung der Denkinhalte und Handlungsweisen. Die interpersonelle und/oder außenweltliche Wahrnehmung ist auf ausgewählte Dinge fokussiert. Dieser Geisteszustand geht mit einer verminderten Reaktion auf Außenreize einher, wobei die Fähigkeit zu komplexen Handlungsabläufen weitestgehend erhalten bleibt. Es kommt zusätzlich häufig zu ▶ illusionären Verkennungen der Umgebung.

Bewusstseinsverschiebung oder -erweiterung: gesteigerte, intensivierte interpersonelle und/oder außenweltliche Wahrnehmung. Betroffene beschreiben das Gefühl eines vergrößerten Bewusstseinsraums.

Oneiroid: Einengung und Verzerrung des Bewusstseins. Die Betroffenen erleben tranceähnliche Zustände mit ▶ illusionären Verkennungen, ▶ wahnhaftem Erleben und anderen Sinnestäuschungen. Sie gehen in diesen Zuständen voll auf und nehmen ihre Umwelt nicht mehr wahr. Nach dem Ereignis sind sie häufig desorientiert und es besteht eine Amnesie.

Quantitative Bewusstseinsstörungen (Bewusstseinsverminderungen, Vigilanzstörungen): Fähigkeit, äußere Reize wahrzunehmen und auf diese adäquat zu reagieren, ist reduziert. Durch die primäre Einschränkung der Vigilanz kommt es auch zu einer verminderten Luzidität.

Benommenheit: leichte Verminderung der Vigilanz. Die Betroffenen sind zwar auf Ansprache leicht weckbar, können Befehle befolgen und eigenständig Handlungen durchführen. Insgesamt sind die Reaktionen jedoch verlangsamt und schläfrig, Informationen werden nur eingeschränkt aufgenommen und verarbeitet. Zusätzlich sind benommene Patienten vielfach partiell desorientiert.

Somnolenz: Somnolente Patienten weisen eine abnorme Schläfrigkeit auf, sind jedoch leicht weckbar. Die Ausführung einfacher Aufgaben (z.B. Augenöffnen) ist möglich. Eigenständige Handlungen werden jedoch fast nicht mehr ausgeführt, die Betroffenen erscheinen apathisch. Die Sprache ist häufig durch eine verwaschene, unklare Artikulation gekennzeichnet. Abwehrbewegungen auf Schmerzreize und Muskeleigenreflexe sind erhalten, der Muskeltonus ist jedoch in der Regel vermindert.

Sopor: Soporöse Patienten schlafen tief und sind nur noch durch starke (Schmerz-)Reize kurzfristig erweckbar. Auf Außenreize reagieren sie mit ungezielten Abwehrbewegungen, zu spontanen verbalen Äußerungen kommt es nicht mehr. Die Muskeleigenreflexe sind noch erhalten, der Muskeltonus ist aber wie bei somnolenten Patienten vermindert.

Koma: Komatöse Patienten sind bewusstlos und selbst durch starke Außenreize nicht mehr weckbar. Anhand der neurologischen Symptomatik erfolgt eine Schweregradeinteilung:

Grad I: gezielte Abwehr von Schmerzreizen, Pupillenbewegungen intakt, vestibulookulärer Reflex erhalten

Grad II: ungerichtete Abwehr auf Schmerzreize, Massenbewegungen (Bewegungen der Rumpf- und proximalen Extremitätenmuskulatur), Pupillen in Außenschielstellung

Grad III: keine Abwehr auf Schmerzreize, vestibulookulärer Reflex ausgefallen, abgeschwächter Pupillenreflex

Grad IV: keine Reaktion auf Schmerzreize, kein Pupillenreflex, keine Schutzreflexe.

parasomnische Bewusstseinslage/apallisches Syndrom: Die Betroffenen erscheinen wach, blicken mit offenen Augen starr geradeaus, eine Blickfixierung erfolgt nicht. Die Betroffenen sind stumm und reglos und reagieren nicht auf äußere Reize. Die vegetativen Funktionen sind erhalten.

1.1.2 Diagnostik

Qualitative Bewusstseinsstörungen werden über eine gezielte Exploration anhand der Erhebung des psychopathologischen Befundes erfasst. Um die Ursache herauszufinden, muss auch ein etwaiger Drogenkonsum abgeklärt werden. Quantitative Bewusstseinsstörungen erfordern immer eine primär somatische Abklärung (Labor, Drogenscreening, cCT). Zur initialen Beurteilung des Patienten wird die Glasgow Coma Scale (GCS) verwendet, mit der der Schweregrad der quantitativen Bewusstseinsstörung erfasst wird.

Vorsicht:

Quantitative Bewusstseinsstörungen sind primär nicht psychiatrisch. Sie erfordern immer zuerst eine umfassende internistische und neurologische Abklärung und je nach Schweregrad (Somnolenz, Koma) eine intensivmedizinische Überwachung und Behandlung.

1.1.3 Mögliche Diagnosen

Tab.  

Differenzialdiagnosen einer quantitativen Bewusstseinsstörung

Ursache

Erkrankung

Diagnostik

neurologisch

erhöhter Hirndruck

Enzephalitis

Hirnblutung

postiktal

Hirninfarkt

kranielle Bildgebung (cCT/cMRT)

Liquorpunktion

EEG

medikamentös

v.a.

Benzodiazepine

▶ Antipsychotika

Antihistaminika

Medikamentenanamnese

Fremdanamnese

Drogenscreening

Drogen

u.a.

▶ Heroin

▶ Alkohol

▶ Benzodiazepine

körperliche Untersuchung (Spritzenabszesse?)

Labor (Leberwerterhöhung, CDT)

Drogenscreening

internistisch

endokrine oder metabolische Entgleisungen

schwere Infektionen

Hypovolämie

Schock

körperliche Untersuchung

Labor

psychiatrisch

Stupor bei ▶ schwerer Depression oder bei ▶ Schizophrenie

▶ dissoziative Zustände

▶ Delir

Anamnese und Fremdanamnese

hirnorganische Ausschlussdiagnostik

Tab.  

Differenzialdiagnosen einer qualitativen Bewusstseinsstörung

Bewusstseinsstörung

Symptomatik

Ursachen (Beispiele)

Bewusstseinstrübung

unzureichende Klarheit von Denken und Handeln

▶ Delir, Dämmerzustand

Bewusstseinseinengung

Einengung des Bewusstseinsfelds, Handlungsfähigkeit weitestgehend erhalten

pathologischer Rausch, Hirntraumata, ▶ posttraumatische Belastungsstörung

Bewusstseinsverschiebung bzw. -erweiterung

gesteigerte, intensivierte Wahrnehmung, Vergrößerung des Bewusstseinsraums, ungewöhnliche Wachheit

Intoxikationen mit ▶ Halluzinogenen, ▶ Manie

1.2 Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen

Definition:

Beeinträchtigung der Fähigkeit, sich in vollem Umfang auf die Wahrnehmung der durch die Sinnesreize übermittelten Eindrücke zu konzentrieren.

1.2.1 Einteilung

Unaufmerksamkeit und Konzentrationsbeeinträchtigung: verminderte Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Situation zu richten bzw. sie über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten und zu fokussieren. Die Patienten wirken im Kontakt zerstreut und fahrig und sind leicht ablenkbar.

Einengung der Aufmerksamkeit: Zustand, bei dem die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, flexibel in ihrer Aufmerksamkeitsausrichtung zu wechseln. Aufmerksamkeit und Konzentration sind ausschließlich auf ein inneres oder äußeres Objekt fokussiert. Hierdurch können die Betroffenen im Kontakt völlig apathisch erscheinen.

1.2.2 Diagnostik

Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen können im Gespräch in der Regel schnell erfasst werden. Gesprächsabbrüche, scheinbar teilnahmsloses Verhalten oder häufige Bitten nach Wiederholung können Hinweise geben.

Zur Überprüfung der selektiven und fokussierten Aufmerksamkeit unter Belastung eignet sich der sog. Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (d2-Test), bei dem die Probanden unter Zeitdruck speziell markierte Buchstaben erkennen und kennzeichnen müssen.

1.2.3 Mögliche Diagnosen

Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen können Ausdruck einer Vielzahl unterschiedlicher psychischer Erkrankungen sein, kommen jedoch auch bei Gesunden vor. Menschen, die unter Schlafmangel leiden, überarbeitet oder gestresst sind, zeigen ebenfalls eine verminderte Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspanne.

Bei den folgenden psychiatrischen Erkrankungen findet man klassischerweise Beeinträchtigungen von Aufmerksamkeit und Konzentration:

Intoxikationen

Demenz

geistige Behinderung

Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

affektive Störungen.

IMPP Compact

! Der Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (d2-Test) dient der Erfassung der selektiven und fokussierten Aufmerksamkeit.

1.3 Gedächtnisstörungen

Definition:

Eine Gedächtnisstörung ist eine Verminderung der Erinnerungsfähigkeit.

Definition:

Bei der Amnesie handelt es sich um eine zeitlich und inhaltlich begrenzte Erinnerungslücke nach einem schädigenden Ereignis.

1.3.1 Einteilung

Retrograde Amnesie: Erinnerungslücke für den Zeitraum vor einem schädigenden Ereignis

Anterograde Amnesie: Die Erinnerungslücke umfasst den Zeitraum nach einem schädigenden Ereignis. Neue Erfahrungen können nicht abgespeichert werden.

Paramnesien: Gedächtnistäuschungen, d.h. Trugerinnerungen bei ansonsten unbeeinträchtigter Gedächtnisleistung. Die Trugerinnerungen können einen wahnhaften Charakter haben. Sonderformen:

Déjà-vu-Erlebnisse: das sichere Gefühl, bestimmte Ereignisse oder Situationen bereits erlebt zu haben

Jamais-vu-Erlebnisse: Nicht-Wiedererkennen von Ereignissen und Situationen

Ekmnesien: Störung des Zeiterlebens, wobei Vergangenes als Gegenwart erlebt wird

Hypermnesie: Die Erinnerungsfähigkeit ist gesteigert.

Hypomnesie: Die Erinnerungsfähigkeit ist vermindert.

Zeitgitterstörung: Ereignisse werden chronologisch falsch zugeordnet.

Konfabulationen: Erinnerungslücken werden mit frei erfundenen – bei mehrmaligem Nachfragen immer wieder anderen Erlebnissen – aufgefüllt. Diese erfundenen Erinnerungen werden jedoch von den Patienten für real gehalten.

1.3.2 Mögliche Diagnosen

Bevor eine psychiatrische Diagnose als Ursache neu aufgetretener Gedächtnisstörungen in Betracht gezogen werden kann, sollten somatische Diagnosen (Trauma, hirnorganischer Prozess) ausgeschlossen werden. Als psychiatrische Diagnosen kommen infrage:

Pseudodemenz im Rahmen einer Depression: zusätzlich weitere affektive Symptome der Depression, Auftreten auch bei jüngeren Patienten

Demenz: v.a. bei älteren Patienten, schleichende Entwicklung, wenig affektive Begleitsymptome

Korsakow-Syndrom: häufig positive Alkoholanamnese, zusätzlich Konfabulationen und Zeitgitterstörungen

organisch amnestisches Syndrom.

IMPP Compact

! Die Ekmnesie gehört zu den Paramnesien (Gedächtnistäuschungen): Vergangenes wird als Gegenwart erlebt.

1.4 Denkstörungen

Formale Denkstörungen beschreiben Störungen von Geschwindigkeit, Ausdrucksfähigkeit, logischem Zusammenhang oder Schlüssigkeit der Gedanken der Betroffenen, wohingegen inhaltliche Denkstörungen Veränderungen des Inhalts der Gedanken beschreiben.

1.4.1 Formale Denkstörungen

Einteilung:

Denkverlangsamung: objektive Verlangsamung des Denkens. Der Gedankenfluss ist schleppend mit einem entsprechend zähen Gesprächsverlauf.

Denkhemmung: subjektiv empfundene Verlangsamung des Denkens (wie „gegen einen inneren Widerstand“) und Einfallsarmut. Die Betroffenen selbst können diese Hemmung nicht aufheben. Sprachliche Mitteilungen sind erschwert oder sogar aufgehoben.

Grübeln: unablässiges Kreisen der Gedanken um ständig gleiche, häufig unangenehme Inhalte. Die Betroffenen empfinden das Grübeln als quälend und fühlen sich ihren Gedankengängen ausgeliefert.

umständliches Denken: weitschweifige Gedankeninhalte, wobei unbedeutende Einzelheiten nicht von wesentlichen Inhalten getrennt werden können. Der inhaltliche Zusammenhang bleibt jedoch stets erhalten.

eingeengtes Denken: Einschränkung des inhaltlichen Denkumfangs. Die Betroffenen bleiben auf ein oder wenige Themen begrenzt und haben große Schwierigkeiten, einem Themenwechsel zu folgen.

Perseveration: „Haftenbleiben“ an bestimmten Themen oder das beharrliche Wiederholen von Bewegungen oder Wörtern auch in unpassendem Zusammenhang

Gedankenabreißen und „Sperrung“: Die Patienten geraten im Gespräch völlig unmotiviert ins Stocken, der Denkablauf wird plötzlich unterbrochen. Beobachtet ein Patient bei sich selbst ein solches Phänomen, wird dies als „Gedankenabreißen“ bezeichnet. Wird es von jemand anderem beobachtet, spricht man von einer „Sperrung“.

Vorbeireden: unwillkürliches Nichteingehen auf Fragen, obwohl diese offensichtlich verstanden wurden

Gedankendrängen: übermäßig vielfältige Einfälle oder Gedanken. Diese können inhaltlich sinnvoll, aber auch sinnlos und situationsunangemessen sein.

Ideenflucht: flüchtiges, beschleunigtes und übermäßig einfallsreiches Denken. Das Ziel der Gedanken wechselt ständig, die assoziativen Brücken zwischen den Gedanken sind zwar gelockert, aber noch erkennbar.

Inkohärenz (Zerfahrenheit): Verlust des verständlichen Zusammenhangs von Denken und Sprechen, ohne dass es dem Patienten bewusst ist. Die assoziativen Brücken der Gesprächsinhalte sind für den Untersucher nicht mehr nachvollziehbar.

Begriffszerfall: Einzelne Wörter verlieren ihre Bedeutung und lassen sich nicht mehr klar von anderen Begriffen abgrenzen.

Schizophasie: vollkommener Verlust von Sprachinhalten, Satz- und Wortbau

Begriffsverschiebung: Begriffe werden nur noch wörtlich (Konkretismus) oder nur noch im übertragenen Sinn (Symbolismus) verstanden oder mit einem anderen Sinn benutzt.

Neologismen: nicht den sprachlichen Konventionen entsprechende Wortneubildungen, wobei das neue Wort meist aus anderen Wörtern zusammengezogen wird. Für den Patienten klare, dem Zuhörer jedoch nicht unmittelbar zugängliche Bedeutung.

Lerntipp

Neologismen können z.B. so aussehen: Spätstück, Verbräcker, Heiligkunst.

1.4.2 Inhaltliche Denkstörungen

Wahn:

Definition:

falsche und unkorrigierbare („Wahngewissheit“) Überzeugungen, Gedanken und Vorstellungen, die mit der Realität unvereinbar sind. Die Beurteilung der Realität ist gestört. Der Wahn tritt mit einer apriorischen Evidenz auf, d.h. mit einer erfahrungsunabhängigen Gewissheit.

Wahnformen:

Wahnstimmung: Die Patienten sind ängstlich, misstrauisch und verunsichert und erleben die Welt als bedrohlich verändert. Sie verspüren eine diffuse und ungerichtete Anspannung. Dingen werden nicht nachvollziehbare Bedeutungen beigemessen oder sie werden auf eine für Gesunde unverständliche Art in Beziehung zueinander gesetzt. Der Wahninhalt ist noch nicht fest definiert, es kann sich aber u.U. ein manifester Wahn mit Wahnwahrnehmungen und -vorstellungen entwickeln.

Wahnwahrnehmung und wahnhafte Personenverkennung: korrekte Sinneswahrnehmung (im Gegensatz zur Halluzination), die aber wahnhaft fehlinterpretiert wird

Wahneinfall: plötzliche wahnhafte Überzeugung oder Meinung

Wahnidee/Wahngedanke: dauerhafte wahnhafte Idee

Wahnsystem und Wahnarbeit: gedankliche, oft kausale Verknüpfungen zwischen einzelnen Wahnelementen. Ein systematisierter Wahn ist häufig sehr komplex und kann als „logischer“ Ausbau des Wahns verstanden werden. Ein Wahnsystem tritt häufig im Rahmen bereits chronifizierter psychischer Erkrankungen auf.

Erklärungswahn: Nutzung von wahnhaften Überzeugungen zur Erklärung der eigenen psychotischen Symptome

Wahnerinnerung: wahnhafte Verfälschung der Erinnerungen im Sinne einer Paramnesie (= Sammelbegriff für Erinnerungstäuschungen oder Trugerinnerungen).

Wahnthemen:Je nachdem, ob das Wahnthema zur Affektivität des Patienten „passt“, werden synthyme (stimmungskongruente) und parathyme Wahnthemen unterschieden.

Beziehungswahn (wahnhafte Eigenbeziehung): Belanglose Ereignisse werden als gegen die eigene Person gerichtet erlebt.

Liebeswahn: Überzeugung, von einer anderen, oft höhergestellten Person geliebt zu werden

Verfolgungs- und Beeinträchtigungswahn: Die Patienten fühlen sich von der Umwelt gekränkt, beleidigt, bedroht oder verfolgt.

nihilistischer Wahn: Verneinung der eigenen Existenz oder auch der gesamten Welt

Größenwahn: wahnhafte Selbstüberschätzung

Verarmungswahn: wahnhafte Überzeugung, nicht genug Geld zum Lebensunterhalt zu haben oder es baldigst zu verlieren

Schuld- und Versündigungswahn: wahnhafte Überzeugung, Schuld auf sich geladen oder gegen (göttliche) Gesetze verstoßen zu haben

hypochondrischer Wahn: wahnhafte Überzeugung, an einer schweren Erkrankung zu leiden

Eifersuchtswahn: wahnhafte Überzeugung von der Untreue des Partners. Es kann zu Stalking und heftigen Auseinandersetzungen bis hin zu Tötungsdelikten kommen. Am häufigsten tritt er bei männlichen Alkoholabhängigen (alkoholischer Eifersuchtswahn) auf.

Praxistipp:

Beispiele für synthyme Wahninhalte sind der Größenwahn bei Manie oder der Schuldwahn bei Depression. Parathyme Wahninhalte treten eher bei psychotischen Störungen auf (Beispiel: Größenwahn bei depressiver Grundstimmung).

Überwertige Ideen:Bei überwertigen Ideen wird das Denken durch nicht wahnhafte, emotional stark besetzte, meist unangenehme Erlebnisse oder Gedanken beherrscht. Dabei wird einer Idee, Vorstellung oder Überzeugung eine überwertige Bedeutung zugesprochen, die nicht der Realität entspricht. Im Gegensatz zum Wahn können diese Ideen aber noch korrigiert werden (intakte Realitätskontrolle!).

Lerntipp

Ein Beispiel für überwertige Ideen ist eine magersüchtige Person, die glaubt, eine Gewichtszunahme nur durch exzessiven Sport verhindern zu können.

1.4.3 Mögliche Diagnosen

Formale Denkstörungen: Ausdruck einer Vielzahl unterschiedlicher psychischer Erkrankungen. Patienten mit depressiver Erkrankung zeigen häufig eine Denkverlangsamung und ein gehemmtes Denken, wohingegen eine Denkbeschleunigung und ein inkohärentes, zerfahrenes Denken eher für eine manische oder ▶ psychotische Erkrankung sprechen. Es sollte auch immer eine Drogenintoxikation in Betracht gezogen werden, wobei sedierende Substanzen ( ▶ Alkohol, ▶ Cannabis, Benzodiazepine) zu einer Denkverlangsamung und antriebssteigernde Substanzen (Kokain, Amphetamine) zu einer Denkbeschleunigung führen.

Inhaltliche Denkstörungen: Die Zuordnung hängt davon ab, ob die inhaltlichen Denkstörungen stimmungskongruent sind. So spricht ein Verarmungs-, Schuld- oder Versündigungswahn für eine Erkrankung aus dem depressiven Formkreis. Ein Größenwahn hingegen deutet auf ein manisches Syndrom hin. Eine Schizophrenie ist immer mit inhaltlichen Denkstörungen verbunden. Bei einem isolierten Wahn sollte an eine anhaltende wahnhafte Störung und v.a. bei älteren Patienten an eine organisch wahnhafte Störung gedacht werden.

IMPP Compact

! Perseveration ist das „Haftenbleiben“ an bestimmten Themen oder das beharrliche Wiederholen von Bewegungen oder Wörtern auch in unpassendem Zusammenhang.

! Die Ideenflucht gehört zu den formalen Denkstörungen.

! Konkretismus bedeutet, dass Begriffe und Sprichwörter im Sinne einer Begriffsverschiebung nur noch wortwörtlich interpretiert werden.

!! Neologismen sind Wortneuschöpfungen.

!! Ein Wahn ist auch durch vernünftige Gegenargumente nicht korrigierbar.

! Bei einer Wahnstimmung haben die Patienten das diffuse Gefühl, „dass etwas nicht stimmt“, aber können dies (noch) nicht genauer benennen.

!!! Wahnwahrnehmungen sind korrekte Wahrnehmungen, die aber wahnhaft fehlinterpretiert werden.

! Bei einer Wahnidee hat der Betroffene eine dauerhafte wahnhafte Idee.

! Eine Wahnerinnerung ist eine wahnhafte Verfälschung der Erinnerungen im Sinne einer Paramnesie (= Sammelbegriff für Erinnerungstäuschungen oder Trugerinnerungen).

! Ein synthymer Wahn passt zur Grundstimmung der Erkrankung (stimmungskongruent), z.B. Schuldwahn bei Depressionen.

!! Der Verfolgungs- und Beeinträchtigungswahn zählt zu den inhaltlichen Denkstörungen: Die Patienten fühlen sich von der Umwelt gekränkt, beleidigt, bedroht oder verfolgt.

! Der Verarmungswahn ist die wahnhafte Überzeugung, nicht genug Geld zum Leben zu haben oder es baldigst zu verlieren.

!! Ein hypochondrischer Wahn ist die wahnhafte Überzeugung, an einer schweren Krankheit zu leiden.

! Überwertige Ideen zählen zu den inhaltlichen Denkstörungen.

1.5 Sinnestäuschungen und Wahrnehmungsstörungen

1.5.1 Halluzinationen

Definition:

Eine Halluzination ist eine Sinneswahrnehmung ohne adäquaten Außenreiz, die – bei aufgehobener Realitätskontrolle – für einen realen Sinneseindruck gehalten wird.

Formen:

Intensität: Halluzinationen können sehr intensiv und aufdrängend sein, sodass sie dann auch eine entsprechende körperliche und affektive Reaktion bei den Betroffenen auslösen (z.B. Angst bei lauten, beleidigenden Stimmen). Andererseits können Halluzinationen auch als schwach und im Hintergrund ablaufend wahrgenommen werden.

Klarheit: Halluzinationen können klar und deutlich sein (z.B. imperative Stimmen), aber auch nur schemenhaft und nebulös (z.B. tanzende Schatten).

Realitätsurteil:Nicht alle Betroffenen erleben die Halluzinationen als real, manche erkennen deren Unwirklichkeit (Pseudohalluzinationen).

Sinnesmodalität: häufig auch kombiniert:

optisch: Charakter, Ausgestaltung und Intensität sehr variabel. Optische Halluzinationen können als ungeformte Trugwahrnehmungen (Photome, z.B. Lichter, Farben oder Blitze) auftreten, aber auch als ausgestaltete Figuren und komplette Szenen.

akustisch: Bei ungeformten akustischen Halluzinationen handelt es sich um nonverbale Geräusche, z.B. Rauschen oder Knallen (sog. Akoasmen). Geformte akustische Halluzinationen treten beim Stimmenhören auf (sog. Phoneme):

dialogisierende Stimmen: Mehrere Stimmen unterhalten sich über den Betroffenen.

kommentierende Stimmen: Die Stimmen kommentieren die Handlungen des Betroffenen, meist negativ.

imperative Stimmen: Die Stimmen befehlen dem Betroffenen Handlungen und geben Anweisungen.

olfaktorisch: häufig ekelerregend. Klassischerweise nehmen die Betroffenen Fäulnis- oder Vergiftungsgerüche (z.B. Gasgeruch) wahr oder empfinden ihren eigenen Körpergeruch als ekelerregend (Körpergeruchswahn).

gustatorisch: ebenfalls häufig abstoßend und oft kombiniert mit olfaktorischen Halluzinationen.

taktil: irreale Wahrnehmungen im Bereich von Haut und Schleimhäuten. Taktile Halluzinationen können mit Schmerzen einhergehen, mit Kälte- oder Wärmeempfinden (thermische Halluzinationen) oder dem Empfinden von Feuchtigkeit (hygrische Halluzinationen).

zönästhetisch (Körper- oder Leibhalluzinationen): oft anfallsartig oder phasenhaft. Es kommt zu z.T. abstrusen Leibgefühlsstörungen und körperlichen Missempfindungen. Beispielsweise berichten die Betroffenen, sich versteinert, vertrocknet oder innen hohl zu fühlen. Es können Bewegungsgefühle (kinästhetische Halluzinationen) oder Elevationsgefühle (vestibuläre Halluzinationen) auftreten.

Praxistipp:

Zönästhetische Halluzinationen sind häufig nur schwierig von dissoziativen Symptomen abzugrenzen.

hypnagoge Halluzinationen: traumartige Bilder, die ohne erkennbare Auslöser kurz vor dem Einschlafen auftreten (auch bei Gesunden).

hypnopompe Halluzinationen: Trugwahrnehmungen, die direkt nach dem Aufwachen auftreten (auch bei Gesunden).

1.5.2 Weitere Sinnestäuschungen und Wahrnehmungsstörungen

Illusion (illusionäre Verkennung): Fehlinterpretation realer Sinneseindrücke. Reale Wahrnehmungen werden für etwas anderes gehalten (Beispiel: „Den Ast habe ich im Dunkeln für eine Schlange gehalten“).

Metamorphopsie: veränderte Wahrnehmung der Intensität und Qualität von Gegenständen oder Farben

Pareidolie: Zusätzliches Hineinsehen von Nichtvorhandenem in tatsächliche Wahrnehmungen, halluzinatorische „Anreicherung“ der Realität (Beispiel: „Die Wolkenformationen sagen mir die Zukunft voraus“).

Lerntipp

Halluzination: Wahrnehmung von etwas nicht Vorhandenem

Illusion: korrekte Wahrnehmung der Realität, aber falsches Erkennen

Wahnwahrnehmung: korrekte Wahrnehmung und korrektes Erkennen der Realität, aber wahnhafte Umdeutung.

1.5.3 Diagnostik

Sinnestäuschungen und Wahrnehmungsstörungen werden mit der Erstellung des psychopathologischen Befundes erfasst. Zusätzlich sollten immer noch eine Fremdanamnese und ein Drogenscreening erfolgen. Beim erstmaligen Auftreten muss eine somatische Abklärung erfolgen, u.a. durch internistisch-neurologische Abklärung, (Notfall-)Labor und Bildgebung des Gehirns (cCT, cMRT).

Praxistipp:

Bei der Exploration von Menschen, die unter Halluzinationen leiden, ist zu bedenken, dass die Betroffenen selten von sich aus von ihren Wahrnehmungen berichten. Besonders Menschen, die an einer paranoiden Schizophrenie mit zusätzlich wahnhaft-paranoider Symptomatik leiden, verneinen selbst auf direkte Nachfrage das Vorhandensein von Halluzinationen. In solchen Fällen ist es hilfreich, eine Fremdanamnese einzuholen.

1.5.4 Mögliche Diagnosen

Psychiatrische Erkrankungen

Schizophrenie: Halluzinationen jeder Sinnesmodalität möglich, häufig akustische Halluzinationen in Form kommentierender und/oder imperativer Stimmen

Delir: Halluzinationen jeder Sinnesmodalität. Optische Halluzinationen (z.B. Fäden, weiße Mäuse) sind bei einem Alkoholentzugsdelir häufig.

organische Halluzinose: häufig Pseudohalluzinationen

schwere Depression mit psychotischen Symptomen

schizoaffektive Störungen

Somatische Erkrankungen: Hirntumoren, Epilepsie.

IMPP Compact

! Pseudohalluzinationen sind Halluzinationen, die von den Betroffenen als unecht erkannt werden.

!!! Bei ungeformten akustischen Halluzinationen handelt es sich um nonverbale Geräusche (sog. Akoasmen).

!! Geformte akustische Halluzinationen treten beim Stimmenhören auf.

!! Zönästhetische Halluzinationen sind mit den taktilen Halluzinationen verwandt und bestehen z.T. aus abstrusen Leibgefühlsstörungen und körperlichen Missempfindungen.

! Beim (erstmaligen) Auftreten von Wahrnehmungsstörungen müssen folgende Untersuchungen erfolgen: Drogenscreening im Urin, internistisch-neurologische Abklärung, (Notfall-)Labor und Bildgebung des Gehirns.

1.6 Ich-Störungen

Definition:

Zustände und Vorgänge werden als von außen gemacht, gesteuert und beeinflusst und als nicht zum eigenen Ich gehörig erlebt. Die Ich-Umwelt-Grenze (Abgrenzung der eigenen Person gegenüber der Umgebung) ist gestört.

1.6.1 Einteilung

Beeinflussungserlebnisse:

Gedankenentzug: Gefühl, dass die eigenen Gedanken von außen entzogen und weggenommen werden

Gedankeneingebung: Gefühl, dass die Gedanken und Vorstellungen von außen eingegeben werden, so dass die Betroffenen die Kontrolle über die eigenen Gedanken und Vorstellungen verlieren

Gedankenausbreitung bzw. Gedankenlautwerden: Überzeugung, dass die Umwelt, z.B. der Untersucher, die eigenen Gedanken „liest“ bzw. hört. Die Gedanken gehören den Betroffenen nicht mehr allein, andere haben ebenfalls Anteil.

Fremdbeeinflussung: Erleben der eigenen Gefühle, Empfindungen und Handlungen als von außen „gemacht“ oder beeinflusst

Willensbeeinflussung: Die Patienten fühlen sich wie eine Marionette und gesteuert. Ihre Willensbildung gehört nicht ihnen selbst, sondern wird von außen übernommen.

Entfremdungserlebnisse:

Depersonalisation: Wahrnehmung des eigenen Ich (autopsychische Depersonalisation) oder des eigenen Körpers (autosomatische Depersonalisation) als unwirklich und entfremdet. Die eigenen Gedanken, Gefühle und Handlungen erscheinen dem Patienten „roboterhaft“ und abgespalten.

Derealisation: Empfindung der Umgebung oder des Zeiterlebens als unwirklich, fremdartig und verändert.

1.6.2 Diagnostik

Die Erfassung erfolgt durch die Erhebung des psychopathologischen Befundes. Bei erstmaligem Auftreten sollte auch eine zerebrale Bildgebung durchgeführt werden.

1.6.3 Mögliche Diagnosen

Bei Beeinflussungserlebnissen:Die Beeinflussungserlebnisse sind ▶ klassische Symptome einer Schizophrenie. Sie können auch im Rahmen einer schizoaffektiven Störung auftreten, in diesem Fall müssen jedoch im gleichen Maße affektive Symptome vorliegen.

Bei Entfremdungserlebnissen: Die Entfremdungserlebnisse sind unspezifischer und erfordern eine weitere diagnostische Abklärung. Auch sie können Ausdruck einer psychotischen Erkrankung sein, treten jedoch auch nach Drogenkonsum, insbesondere dem Konsum bewusstseinserweiternder Substanzen, oder im Rahmen einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung auf.

IMPP Compact

!! Gedankenentzug ist das Gefühl, dass die eigenen Gedanken von außen entzogen und weggenommen werden.

!! Gedankeneingebung ist das Gefühl, dass die Gedanken und Vorstellungen von außen eingegeben werden, so dass die Betroffenen die Kontrolle über die eigenen Gedanken und Vorstellungen verlieren.

!!! Gedankenausbreitung bzw. Gedankenlautwerden ist die Überzeugung, dass die Umwelt, z.B. der Untersucher, die eigenen Gedanken „liest“ bzw. hört.

! Bei der Depersonalisation wird das eigene Ich (autopsychische Depersonalisation) oder der eigene Körper (autosomatische Depersonalisation) als unwirklich und entfremdet erlebt.

! Derealisation meint die Empfindung der Umgebung oder des Zeiterlebens als unwirklich, fremdartig und verändert.

!!!! Beeinflussungserlebnisse sind klassische Symptome einer Schizophrenie.

1.7 Antriebs- und Affektstörungen

1.7.1 Antriebsstörungen

Definition:

Als Antrieb bezeichnet man die weitgehend willensunabhängige Kraft, die Tempo, Intensität und Ausdauer der psychischen und physischen Leistungsfähigkeit steuert.

Einteilung:

Reduzierter Antrieb:

Antriebsmangel bzw. -schwäche: Mangel an Initiative und Energie. Die Betroffenen fallen durch eine reduzierte Motorik, Gestik, Mimik und Aktivität auf. Im Kontaktverhalten sind sie in sich zurückgezogen und sehr einsilbig. Ein Aufrechterhalten der Aktivitäten ist durch Willensanstrengung aber möglich.

Antriebshemmung: subjektive Verminderung der Tatkraft. Die Betroffenen erleben sich als gebremst. Sie sind aspontan bis hin zur Willenlosigkeit (Abulie). Eine Steigerung des Aktivitätsniveaus ist durch Willensanstrengung nicht möglich.

Stupor: Zustand vollkommener Bewegungslosigkeit bei erhaltenem Bewusstsein. Der Stupor stellt die maximale Ausprägungsform eines Antriebsmangels dar. Sinnesreize werden nur noch eingeschränkt wahrgenommen und das Reaktionsvermögen ist reduziert.

Gesteigerter Antrieb:

Antriebssteigerung: Energie und Initiative nehmen für eine zielgerichtete Tätigkeit zu. Die Betroffenen sind sehr aktiv und haben ständig neue Ideen und Einfälle, die sie in die Tat umsetzen wollen.

motorische Unruhe: Die Betroffenen sind motorisch ständig aktiv, wobei ihre Tätigkeiten ziellos und ungerichtet sind. Verlieren die Betroffenen die Kontrolle, kann sich eine motorische Unruhe in eine Agitiertheit steigern.

Antriebsenthemmung:Verlust von Selbstkontrollfähigkeit und Aggressionshemmung sowie Impulsivität, Ideenflucht und Logorrhö (gesteigertes Redebedürfnis).

1.7.2 Affektstörungen

Definition:

Affektstörungen sind Veränderungen von Stimmungslage (mittelfristig anhaltender Gemütszustand), Affekten (kurz dauernde Gefühlsausbrüche) und Gefühlsleben (einzelne Emotionen).

Einteilung:

Affektverarmung: Die Betroffenen wirken im Kontakt gleichgültig, teilnahmslos und unbeteiligt. Das Spektrum der Affekte ist stark reduziert. In schwerer Ausprägungsform, z.B. im Rahmen von schweren depressiven Episoden, kann sich ein „Gefühl der Gefühllosigkeit“ einstellen.

Ratlosigkeit: Die Betroffenen erscheinen verloren und begreifen ihre Situation nicht mehr.

Affektstarre: verminderte oder aufgehobene emotionale Modulations- und Schwingungsfähigkeit. Gestik und Mimik der Betroffenen sind starr und wirken wie eingefroren.

Anhedonie: vollkommene Interessen-, Freud- und Lustlosigkeit

Euphorie: situationsinadäquate Steigerung von Wohlbefinden und Vitalgefühl

Dysphorie: situationsinadäquate schlechte Laune und Verstimmtheit

Gereiztheit: Tendenz zu aggressiv getönten Affektdurchbrüchen

Affektlabilität: ungewöhnlich rasche Stimmungswechsel auf einen Anstoß von außen (Vergrößerung der affektiven Ablenkbarkeit) oder spontan (emotionale Instabilität). Die Affekte selbst halten häufig nur kurz an und können ohne erkennbares Vorzeichen wechseln.

Affektinkontinenz: mangelnde Affektkontrolle. Bei den Betroffenen schießen die Affekte über und können nicht oder nur begrenzt kontrolliert werden.

läppischer Affekt: leere, „nervige“, situationsinadäquate Heiterkeit

Ambivalenz: quälendes Nebeneinander von einander widersprechenden, oft einander diametral entgegengesetzten Gefühlen, Vorstellungen und Wünschen

Ambitendenz: gleichzeitiges Auftreten gegenläufiger Willens- und Antriebsimpulse

Parathymie (inadäquater Affekt): Inhalte von Gedanken und Affekt passen nicht zusammen. Die produzierten Affekte sind situativ und im Ereigniskontext unangemessen. Eine Parathymie macht sich häufig bemerkbar als Paramimie, d.h. als Nichtzusammenpassen von Gesichtsausdruck und Affekt.

Störung der Vitalgefühle: subjektives Gefühl von Kraftlosigkeit, Müdigkeit und Ermattung

Deprimiertheit: negativ gefärbte Stimmungslage. Gefühl der Traurigkeit bis hin zu einer tiefen Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Eine deprimierte Stimmungslage kann sich in Weinen, aber auch in einer vollkommenen Affektstarre äußern.

Hoffnungslosigkeit: pessimistische Stimmung bezüglich der Zukunft und fehlende Zukunftsorientierung. Die Betroffenen zweifeln an einer positiven Zukunft, Veränderungen werden in der Regel als negativ empfunden.

innere Unruhe: Patienten beschreiben diese häufig mit Begriffen wie „aufgewühlt“, „innerlich getrieben“, „diffuses Spannungsgefühl“ und „Nervosität“. Eine innerliche Unruhe kann entsprechende psychomotorische Reaktionen hervorrufen, die Betroffenen können aber auch äußerlich vollkommen ruhig sein.

1.7.3 Diagnostik

Die Erfassung erfolgt durch eine ausführliche Erhebung des psychopathologischen Befundes. Neben der Eigenanamnese sollte insbesondere bei ausgeprägten Antriebsstörungen auch eine Fremd- und Suchtanamnese, inklusive Drogenscreening, durchgeführt werden. Während der Anamnese wird auf Gestik, Mimik und Körperhaltung des Patienten geachtet. Treten Antriebsstörungen akut auf, sollte insbesondere bei älteren Menschen auch eine somatische Differenzialdiagnostik (Labor: Ausschluss Infektion, Hypovolämie etc., cCT: Ausschluss Blutung, Ischämie) erfolgen.

1.7.4 Mögliche Diagnosen

Die einzelnen Antriebs- und Affektstörungen sind nicht pathognomonisch für eine spezielle psychische Erkrankung und prinzipiell kann jede psychische Erkrankung zu einer Antriebs- und Affektveränderung führen. Ebenso können Affekt- und Antriebsstörungen auch kurzzeitig bei psychisch Gesunden auftreten.

Mögliche Ursachen für einen herabgesetzten Antrieb: Depression, Schizophrenie, Belastungs-, Anpassungsstörung, Einnahme von Drogen oder Psychopharmaka, Hypophysenvorderlappeninsuffizienz, primäre Hypothyreose, Morbus Addison.

Mögliche Ursachen für einen gesteigerten Antrieb: Manie, ▶ agitierte Depression, Einnahme von ▶ Stimulanzien.

IMPP Compact

! Ambitendenz beschreibt gleichzeitig auftretende, aber gegensätzliche Willensimpulse.

1.8 Katatone Störungen

Katatone Störungen

Synonym: psychomotorische Störungen

Definition:

Störungen der durch psychische Vorgänge gesteuerten Bewegungen.

1.8.1 Einteilung

Hyperkinetische Störungen:

motorische Unruhe und Bewegungsdrang: ziellose, ungerichtete Hypermotorik und gesteigerte Impulsivität. Begleitend häufig Störungen von Konzentration, Aufmerksamkeit und Affektivität. Die Maximalform wird als Raptus (Erregungssturm) bezeichnet.

Stereotypien: Gleichförmige Wiederholungen von bestimmten Bewegungen werden als Bewegungsstereotypien und gleichmäßige Wiederholungen sprachlicher Äußerungen als Sprachstereotypien bezeichnet.

Manierismen: unnatürliche, gekünstelte und posenhafte Bewegungen

Automatismen: „automatenhaftes“ Sprechen oder Ausführen von Bewegungen:

Echolalie: automatisches Nachsprechen

Echopraxie: automatisches Nachahmen von Bewegungen

Befehlsautomatie: automatisches Befolgen von Anweisungen

Negativismus: Die Patienten tun auf eine Aufforderung hin gar nichts oder das Gegenteil des Verlangten.

Hypokinetische Störungen:

Akinese bzw. Hypokinese: Die Patienten bewegen sich wenig bis gar nicht.

▶ Stupor

Mutismus (pathologisches Schweigen): Mutistische Patienten schweigen trotz intakten Sprechvermögens.

Katalepsie (Haltungsstereotypien): Kataleptische Patienten verharren in einmal eingenommenen, z.T. unnatürlichen und unbequemen Körperstellungen. Beim Versuch, diese von außen zu ändern, ist ein zäher, nicht elastischer („wächserner“) Widerstand der Extremitätenmuskulatur (Flexibilitas cerea) spürbar.

1.8.2 Diagnostik

Katatone Störungen sind häufig schon bei der reinen Inspektion sehr eindrücklich, werden aber spätestens in einem Gespräch deutlich. Eine gründliche Erhebung des psychopathologischen Befundes und weiterführende diagnostische Maßnahmen (Bildgebung, Drogenscreening, Fremdanamnese) sind unerlässlich.

IMPP Compact

!! Zu den katatonen Symptomen zählen u.a. Erregungszustände, Manierismen, Negativismus, Akinese, Stupor, Mutismus und Katalepsie.

! Negativismus bedeutet, dass die Patienten auf eine Aufforderung hin nicht reagieren oder das Gegenteil des Verlangten tun.

! Katalepsie (Haltungsstereotypien) bezeichnet das Verharren in unnatürlichen und unbequemen Körperstellungen. Als Flexibilitas cerea wird ein zäher, nicht elastischer („wächserner“) Widerstand der Extremitätenmuskulatur bezeichnet.

1.9 Suizidalität

Suizidalität

Synonym: Suizidgefährdung

Definition:

alle Gedanken und Handlungen mit dem Ziel, das eigene Leben durch absichtliches Handeln oder Unterlassen (z.B. Nichteinnahme lebenswichtiger Medikamente) zu beenden.

Merke:

Suizidalität ist ein psychiatrischer Notfall!

Bezüglich der Methoden des Suizid werden unterschieden:

weiche Methoden (z.B. Über- oder Unterdosierung von Medikamenten): Die Mehrzahl der Suizidversuche wird mit weichen Methoden vorgenommen, von Frauen häufiger als von Männern.

harte Methoden (z.B. sich erschießen oder erhängen): Die „Erfolgsrate“ (vollendeter Suizid) ist mit diesen Methoden höher. Männer wählen häufiger harte Methoden als Frauen.

1.9.1 Epidemiologie

2019 gab es in Deutschland 12,3 Suizide/100000 Einwohner; damit ist die Suizidrate (auch in Gesamteuropa) insgesamt seit Jahrzehnten rückläufig. Weltweit gesehen ist Suizid die zweithäufigste Todesursache bei 15- bis 29-Jährigen.

Die Suizidrate ist bei Männern 3-mal höher als bei Frauen. Das Suizidrisiko steigt mit dem Lebensalter.

Merke:

Das Wiederholungsrisiko bei Suizidversuchen ist hoch. Auch vorangegangenes suizidales Verhalten in der Familie und im Freundeskreis ist ein Risikofaktor für Suizidalität.

1.9.2 Ätiopathogenese

In den meisten Fällen ist Suizidalität ein Symptom psychischer Erkrankungen (ca. 90% d.F.) oder Folge einer psychosozialen Krisensituation und mit psychopathologischen Phänomenen verbunden. Danach gehen u. a. folgende Erkrankungen und Umstände bzw. deren Kombination mit hohem Suizidrisiko einher:

Faktoren mit besonderer Suizidgefährdung:

Z. n. Suizidversuch in der Eigen- oder Familienanamnese

schizoaffektive Störung oder Schizophrenie

depressive Syndrome bzw. Depression

Suchtmittelabhängigkeit

emotional instabile Persönlichkeitsstörung

fehlende soziale Bindungen (insbesondere Männer in höherem Lebensalter)

(unheilbare) chronische somatische Erkrankung oder Schmerzen

Diagnosestellung einer schweren Erkrankung

Geschlechtsdysphorie, Queer-Sein

Migrationshintergrund

akute Krisen oder krisenhafte Zuspitzungen, z.B. bei:

Adoleszenz mit Reifungskrisen

Trennung, Scheidung

Tod naher Bezugspersonen

Migration, Flucht, Vertreibung

Verlust des Arbeitsplatzes

psychopathologische „Warnsymptome“: