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Sicher durchs 2. Staatsexamen! In Endspurt Klinik sind alle prüfungsrelevanten Themen gut strukturiert und verständlich zusammengefasst, ohne überflüssiges Drumherum. So sparst du Zeit und kannst dich gezielt vorbereiten.
In der 4. Auflage wurden alle Inhalte auf den aktuellen Stand gebracht und neue Frageninhalte eingearbeitet.
In diesem Skript erwarten dich die klassischen Krankheitsbilder der Psychiatrie und damit u.a. die (nicht nur!) äußerst prüfungsrelevanten Themen Schizophrenie, Depression, Angst- und Zwangsstörungen und Suchterkrankungen. Eine Ausnahme bilden die Demenzen, die Teil des Skripts 17 Neurologie sind. Du beginnst wie gewohnt mit den Grundlagen rund um Diagnostik, Therapieverfahren und Psychopharmakotherapie, bevor du dich den einzelnen Erkrankungen widmest und schließlich mit der Psychosomatik endest. In der Psychiatrie stehen Diagnose- und Klassifikationssysteme besonders im Mittelpunkt. Dabei orientieren wir uns, wie das IMPP auch, primär an der ICD-10 – Um dir aber bereits einen ersten Überblick zu geben, was sich mit der ICD-11 ändern wird, haben wir die relevanten Infos, überwiegend in Form von Praxistipps, in die Kapitel integriert.
Mehr Infos zu via medici, Aktualisierungen zu den Skripten und zahlreiche Prüfungstipps gibt’s unter thieme.de/endspurt-klinik
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 358
Christine Brackmann, Thomas Herdegen
4., vollständig überarbeitete Auflage
25 Abbildungen
Es ist so weit – vor dem PJ steht nur noch die letzte Hürde an: die 2. ärztliche Prüfung (M2). Du hast nach all den Strapazen des Medizinstudiums keine Lust mehr, dicke Bücher zu wälzen, um dich prüfungsfit zu machen? Dann laufe mit Endspurt in die Zielgerade ein! Ideal abgestimmt mit unserer digitalen Lernplattform via medici bieten die Endspurt-Skripten schwerpunktmäßig jene Inhalte, auf die das IMPP mit seinen Examensfragen in den letzten Jahren abgezielt hat, und noch mehr, um optimal auch auf neue IMPP-Fragen sowie das Mündliche vorzubereiten.
Für die 4. Auflage von Endspurt Klinik haben wir die Lerninhalte in 20 Skripten aufgeteilt, die du parallel zu via medici nutzen kannst. Dabei haben wir die meisten Leitsymptome, die spezifische Pharmakologie und auch spezielle Themen der klinischen Chemie, Chirurgie, Radiologie und Pathologie bei den jeweils passenden Fachgebieten/Organsystemen einsortiert. Dadurch kannst du alle Facetten der Diagnostik, Klinik und Therapie im Zusammenhang lernen.
Um den Umfang bewältigbar zu halten, haben wir die Endspurt-Inhalte sehr kurz gefasst und aufs Wesentliche reduziert. Insbesondere haben wir detailliertes Klinikwissen zu speziellen Verfahren oder Kontraindikationen und Wechselwirkungen vieler Medikamente bewusst weggelassen. Zudem wird ein Thema, selbst wenn es prüfungsrelevant ist, möglichst nur an einer Stelle behandelt, auch wenn es prinzipiell zu mehreren Fächern passt.
100-Tage-Lernplan: Jedes Skript ist in mehrere Lerntage untergliedert. Diese sind abgestimmt auf den Lernplan in via medici, wo du jeweils die Kreuzsitzungen zu den Inhalten des Vortags findest (https://viamedici.thieme.de/lernplaner). So kannst du nach jedem Lerntag prüfen, ob du den Inhalt verstanden und behalten hast. Unser Zeitplan bringt dich in 100 Tagen zum 2. Staatsexamen. Darin enthalten sind 3 Tage „Zwischencheck“, an denen du ausschließlich Fragen zu den bis dahin gelernten Inhalten kreuzt, und am Ende 9 Tage Generalprobe mit 3 Examina aus den letzten Jahren. Die Einteilung der Lerntage ist natürlich nur ein Vorschlag – wie gut du beim Lernen vorankommst, hängt maßgeblich von deinem Vorwissen und deiner persönlichen Lerngeschwindigkeit ab.
Im Endspurt-Paket sind 3 Monate Zugang zu via medici enthalten. Wenn du nur einzelne Skripten gekauft hast, erkundige dich bei deiner Uni, ob sie ihren Studierenden via medici kostenlos zur Verfügung stellt, oder erwirb privat einen Zugang. Im via medici Lernplan werden übrigens stets die neuen Examensfragen ergänzt, damit dir keine Frage entgeht!
Prüfungsrelevante Inhalte:Inhalte, zu denen das IMPP seit Frühjahr 2012 Fragen gestellt hat, sind an der jeweils passendsten Stelle gelb hervorgehoben. Auch die meisten älteren Prüfungsinhalte seit 2008 sind gelb markiert.
IMPP-Fakten
IMPP-Fakten-Kästen sind zum Wiederholen der Altfragen-Inhalte oder für die ganz Eiligen unter euch gedacht. Sie listen alle gelb markierten Aussagen des vorangehenden Abschnitts nochmals auf.
Die Anzahl der ! zeigt an, wie häufig der Inhalt von 2012 bis Frühjahr 2023 gefragt wurde:
! Hierzu gab es 1 Frage.
!! Dieser Sachverhalt wurde 2-mal gefragt.
!!! Zu diesem Thema stellte das IMPP 3 Fragen.
!!!! Ein Lieblingsthema des IMPP – 4-mal oder öfter gefragt.
Lerntipps und Co: bieten weitere Unterstützung beim Lernen.
Lerntipp
Hier findest du Hinweise darauf, welche Inhalte auch mündlich besonders gern gefragt werden, welche Tücken in bestimmten IMPP-Fragen auf dich warten, oder hilfreiche Merksprüche.
Definition:
Diese Kästen definieren kurz und knapp Krankheitsbilder und weitere Schlüsselbegriffe.
Merke:
Besonders wichtige Sachverhalte sind in Merke-Kästen nochmals hervorgehoben.
Vorsicht:
„Stolperfallen“ oder potenziell gefährliche Verwechslungsmöglichkeiten sind mit „Vorsicht“ gekennzeichnet.
Praxistipp:
Hier findest du Fakten, die du später in der Anwendung im klinischen Alltag brauchen wirst.
Fehlerteufel: Solltest du in unseren Skripten etwas entdecken, das nicht richtig ist, freuen wir uns über jeden Hinweis! Schicke deine Fehlermeldung bitte an [email protected] oder schreibe einfach ein Feedback zu dem entsprechenden via medici Lernmodul. Du kannst auch das Formular auf www.thieme.de/service/feedback.html benutzen. Wir werden alle Fehler in einem Erratum sammeln und auf www.thieme.de/endspurt online stellen. Und sollten dir unsere Skripten gefallen: Lob ist natürlich ebenso willkommen ☺.Alles Gute und viel Erfolg für dein Examendas Endspurt-Team
In diesem Skript erwarten dich die klassischen Krankheitsbilder der Psychiatrie und damit u.a. die (nicht nur!) äußerst prüfungsrelevanten Themen Schizophrenie, Depression, Angst- und Zwangsstörungen sowie Suchterkrankungen. Eine Ausnahme bilden die Demenzen, die Teil des Skripts 17 Neurologie sind. Du beginnst wie gewohnt mit den Grundlagen rund um Diagnostik, Therapieverfahren und Psychopharmakotherapie, bevor du dich den einzelnen Erkrankungen widmest und schließlich mit der Psychosomatik endest. In der Psychiatrie stehen Diagnose- und Klassifikationssysteme besonders im Mittelpunkt. Dabei orientieren wir uns, wie das IMPP auch, primär an der ICD-10. – Um dir aber bereits einen ersten Überblick zu geben, was sich mit der ICD-11 ändern wird, haben wir die relevanten Infos, überwiegend in Form von Praxistipps, in die Kapitel integriert.
Titelei
Auf zum Endspurt!
Skript 19: Psychiatrie
Teil I Grundlagen
1 Leitsymptome
1.1 Bewusstseinsstörungen
1.1.1 Ebenen des Bewusstseins
1.1.2 Diagnostik
1.1.3 Mögliche Diagnosen
1.2 Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen
1.2.1 Einteilung
1.2.2 Diagnostik
1.2.3 Mögliche Diagnosen
1.3 Gedächtnisstörungen
1.3.1 Einteilung
1.3.2 Mögliche Diagnosen
1.4 Denkstörungen
1.4.1 Formale Denkstörungen
1.4.2 Inhaltliche Denkstörungen
1.4.3 Mögliche Diagnosen
1.5 Sinnestäuschungen und Wahrnehmungsstörungen
1.5.1 Halluzinationen
1.5.2 Weitere Sinnestäuschungen und Wahrnehmungsstörungen
1.5.3 Diagnostik
1.5.4 Mögliche Diagnosen
1.6 Ich-Störungen
1.6.1 Einteilung
1.6.2 Diagnostik
1.6.3 Mögliche Diagnosen
1.7 Antriebs- und Affektstörungen
1.7.1 Antriebsstörungen
1.7.2 Affektstörungen
1.7.3 Diagnostik
1.7.4 Mögliche Diagnosen
1.8 Katatone Störungen
1.8.1 Einteilung
1.8.2 Diagnostik
1.9 Suizidalität
1.9.1 Epidemiologie
1.9.2 Ätiopathogenese
1.9.3 Symptomatik
1.9.4 Diagnostik
1.9.5 Differenzialdiagnosen
1.9.6 Therapie
2 Diagnostik
2.1 Psychiatrische Anamnese
2.1.1 Anamnesestruktur
2.1.2 Formen des diagnostischen Gesprächs
2.2 Psychopathologischer Befund
3 Therapieverfahren
3.1 Verhaltenstherapie
3.1.1 Grundlagen
3.1.2 Methoden
3.2 Tiefenpsychologisch-psychoanalytische Therapieverfahren
3.2.1 Grundlagen
3.2.2 Therapieformen
3.3 Gesprächstherapie
3.4 Systemische Paar- und Familientherapie
3.4.1 Methoden
3.5 Gruppenpsychotherapie, EMDR und nonverbale Therapieformen
3.5.1 Gruppenpsychotherapie
3.5.2 Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)
3.5.3 Nonverbale Therapieformen
3.6 Entspannungsverfahren, Hypnose und Psychoedukation
3.6.1 Entspannungsverfahren
3.6.2 Hypnose
3.6.3 Psychoedukation
3.7 Biologische Therapieverfahren
3.7.1 Schlafentzugstherapie
3.7.2 Elektrokrampftherapie (EKT)
3.7.3 Lichttherapie
3.7.4 Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS)
3.8 Soziotherapie und Rehabilitation
3.8.1 Zielsetzung
3.8.2 Formen
4 Pharmakotherapie
4.1 Überblick
4.1.1 Grundregeln
4.1.2 Wirkstoffgruppen
4.1.3 Kontrolluntersuchungen
4.2 Antipsychotika
4.2.1 Einteilung und Wirkstoffklassen
4.2.2 Wirkung
4.2.3 Pharmakokinetik
4.2.4 Indikationen
4.2.5 Unerwünschte Wirkungen
4.2.6 Kontraindikationen
4.2.7 Wechselwirkungen
4.3 Antidepressiva: Überblick
4.3.1 Wirkmechanismen und Wirkung
4.4 Trizyklische Antidepressiva (TCA) und α2-Antagonisten
4.4.1 Trizyklische Antidepressiva
4.4.2 α2-Antagonisten
4.5 Selektive Monoamin-Wiederaufnahmehemmer
4.5.1 Wirkstoffe
4.5.2 Wirkungen
4.5.3 Indikationen
4.5.4 Unerwünschte Wirkungen
4.5.5 Kontraindikationen
4.6 Weitere Antidepressiva
4.6.1 MAO-Hemmer
4.6.2 Johanniskraut
4.6.3 Agomelatin
4.7 Stimmungsstabilisierer
4.7.1 Lithium
Teil II Krankheitsbilder
5 Organisch bedingte psychische Störungen
5.1 Überblick
5.2 Organisches amnestisches Syndrom
5.2.1 Ätiopathogenese
5.2.2 Symptomatik
5.2.3 Diagnostik
5.2.4 Therapie und Prognose
5.3 Transiente globale Amnesie (TGA)
5.3.1 Epidemiologie
5.3.2 Ätiopathogenese
5.3.3 Symptomatik
5.3.4 Diagnostik
5.3.5 Therapie und Prognose
5.4 Delir
5.4.1 Epidemiologie
5.4.2 Ätiopathogenese
5.4.3 Symptomatik
5.4.4 Diagnostik
5.4.5 Differenzialdiagnosen
5.4.6 Therapie
5.5 Organische Halluzinose
5.5.1 Ätiopathogenese
5.5.2 Symptomatik
5.5.3 Diagnose
5.5.4 Therapie
5.6 Dermatozoenwahn
5.6.1 Epidemiologie
5.6.2 Ätiopathogenese
5.6.3 Symptomatik
5.6.4 Diagnose
5.6.5 Therapie
5.7 Organische Persönlichkeitsstörungen
5.7.1 Ätiopathogenese
5.7.2 Symptomatik
5.7.3 Diagnostik
5.7.4 Therapie
5.8 Organische affektive Störungen
5.8.1 Ätiopathogenese
5.8.2 Symptomatik
5.8.3 Diagnostik
5.8.4 Therapie und Prognose
6 Abhängigkeit
6.1 Überblick
6.1.1 Epidemiologie
6.1.2 Ätiopathogenese
6.1.3 Diagnostik
6.1.4 Therapie der Abhängigkeit
6.2 Alkohol
6.2.1 Epidemiologie
6.2.2 Symptomatik
6.2.3 Komplikationen
6.2.4 Diagnostik
6.2.5 Therapie
6.2.6 Prognose
6.3 Wirkstoffe für die Alkoholentzugstherapie
6.3.1 Wirkungen von Ethanol
6.3.2 Acamprosat
6.3.3 Naltrexon
6.4 Opioide
6.4.1 Epidemiologie
6.4.2 Symptomatik
6.4.3 Komplikationen
6.4.4 Diagnostik
6.4.5 Therapie
6.4.6 Prognose
6.5 Cannabinoide
6.5.1 Ätiopathogenese
6.5.2 Symptomatik
6.5.3 Komplikationen
6.5.4 Diagnostik
6.5.5 Therapie
6.6 Sedativa und Hypnotika
6.6.1 Epidemiologie
6.6.2 Ätiopathogenese
6.6.3 Symptomatik
6.6.4 Diagnostik
6.6.5 Therapie
6.6.6 Prophylaxe
6.7 Kokain
6.7.1 Symptomatik
6.7.2 Komplikationen
6.7.3 Diagnostik
6.7.4 Therapie
6.8 Stimulanzien
6.8.1 Symptomatik
6.8.2 Komplikationen
6.8.3 Diagnostik
6.8.4 Therapie
6.9 Halluzinogene
6.9.1 Symptomatik
6.9.2 Komplikationen
6.9.3 Diagnostik
6.9.4 Therapie
6.10 Nikotin
6.10.1 Epidemiologie
6.10.2 Ätiopathogenese
6.10.3 Diagnostik
6.10.4 Symptomatik
6.10.5 Komplikationen
6.10.6 Therapie
6.11 Legal Highs
6.11.1 Einteilung
6.12 Schnüffelsucht
6.13 Schädlicher Gebrauch von nichtabhängigkeitserzeugenden Substanzen
6.13.1 Symptomatik
6.13.2 Therapie
7 Psychotische Störungen
7.1 Überblick
7.2 Schizophrenie
7.2.1 Epidemiologie
7.2.2 Ätiopathogenese
7.2.3 Symptomatik
7.2.4 Diagnostik
7.2.5 Therapie
7.2.6 Verlauf und Prognose
7.3 Schizoaffektive Störung
7.3.1 Symptomatik
7.3.2 Diagnostik
7.3.3 Therapie
7.4 Schizotype Störung
7.4.1 Symptome und Diagnostik
7.4.2 Therapie
7.5 Anhaltende wahnhafte Störung
7.5.1 Symptomatik
7.5.2 Diagnostik
7.5.3 Therapie
7.6 Folie à deux
7.7 Akute polymorphe psychotische Störung
7.7.1 Symptomatik
7.7.2 Diagnostik
7.7.3 Therapie
7.7.4 Prognose
7.8 Akute schizophreniforme psychotische Störung
7.8.1 Symptomatik
7.8.2 Diagnostik
7.8.3 Therapie und Prognose
8 Affektive Störungen
8.1 Überblick
8.2 Depression
8.2.1 Epidemiologie
8.2.2 Ätiopathogenese
8.2.3 Symptomatik
8.2.4 Diagnostik
8.2.5 Differenzialdiagnosen
8.2.6 Therapie
8.2.7 Verlauf und Prognose
8.3 Manie
8.3.1 Epidemiologie
8.3.2 Ätiopathogenese
8.3.3 Symptomatik
8.3.4 Diagnostik
8.3.5 Differenzialdiagnosen
8.3.6 Therapie
8.4 Bipolare Störung
8.4.1 Epidemiologie
8.4.2 Ätiopathogenese
8.4.3 Symptomatik
8.4.4 Diagnostik
8.4.5 Differenzialdiagnosen
8.4.6 Therapie
8.4.7 Prognose
8.5 Zyklothymia
8.6 Dysthymia
9 Angst- und Zwangsstörungen
9.1 Angststörungen: Überblick
9.1.1 Epidemiologie
9.1.2 Ätiopathogenese
9.1.3 Formen der Angst
9.1.4 Therapie
9.2 Agoraphobie
9.2.1 Symptomatik
9.2.2 Diagnostik
9.2.3 Therapie
9.3 Soziale Phobie
9.3.1 Symptomatik
9.3.2 Diagnostik
9.3.3 Therapie
9.4 Spezifische Phobie
9.4.1 Symptomatik
9.4.2 Diagnostik
9.4.3 Therapie
9.5 Panikstörung
9.5.1 Symptomatik
9.5.2 Diagnostik
9.5.3 Therapie
9.6 Generalisierte Angststörung
9.6.1 Symptomatik
9.6.2 Diagnostik
9.6.3 Therapie
9.7 Zwangsstörung
9.7.1 Epidemiologie
9.7.2 Ätiopathogenese
9.7.3 Symptomatik
9.7.4 Diagnostik
9.7.5 Differenzialdiagnosen
9.7.6 Therapie
9.7.7 Prognose
10 Dissoziative und somatoforme Störungen
10.1 Dissoziative Störungen (Konversionsstörung)
10.1.1 Ätiopathogenese
10.1.2 Symptomatik
10.1.3 Differenzialdiagnosen
10.1.4 Therapie
10.2 Somatoforme Störungen: Überblick
10.2.1 Einteilung
10.2.2 Symptomatik
10.2.3 Therapie
10.3 Somatisierungsstörung
10.3.1 Diagnostik
10.3.2 Differenzialdiagnostik
10.4 Hypochondrische Störung
10.4.1 Symptomatik
10.4.2 Diagnostik
10.5 Somatoforme autonome Funktionsstörung
10.5.1 Symptomatik
10.6 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung
10.6.1 Symptomatik
10.6.2 Therapie
11 Belastungs- und Anpassungsstörungen
11.1 Akute Belastungsreaktion
11.1.1 Ätiologie
11.1.2 Symptomatik
11.1.3 Diagnostik
11.1.4 Differenzialdiagnosen
11.1.5 Therapie
11.2 Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
11.2.1 Einteilung
11.2.2 Ätiopathogenese
11.2.3 Symptomatik
11.2.4 Diagnostik
11.2.5 Differenzialdiagnosen
11.2.6 Therapie
11.3 Anpassungsstörung
11.3.1 Ätiologie
11.3.2 Symptomatik
11.3.3 Diagnostik
11.3.4 Differenzialdiagnosen
11.3.5 Therapie
11.4 Andauernde Persönlichkeitsänderungen nach Extrembelastung
11.5 Burn-out
12 Persönlichkeitsstörungen
12.1 Überblick
12.1.1 Einteilung
12.1.2 Diagnostik
12.1.3 Therapie
12.1.4 Prognose
12.2 Paranoide Persönlichkeitsstörung
12.2.1 Diagnostik
12.3 Schizoide Persönlichkeitsstörung
12.3.1 Diagnostik
12.4 Dissoziale Persönlichkeitsstörung
12.4.1 Diagnostik
12.5 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung
12.5.1 Epidemiologie
12.5.2 Ätiopathogenese
12.5.3 Symptomatik
12.5.4 Diagnostik
12.5.5 Differenzialdiagnosen
12.5.6 Therapie
12.6 Histrionische Persönlichkeitsstörung
12.6.1 Diagnostik
12.7 Anankastische Persönlichkeitsstörung
12.7.1 Diagnostik
12.8 Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung
12.8.1 Diagnostik
12.9 Dependente Persönlichkeitsstörung
12.9.1 Diagnostik
12.10 Narzisstische Persönlichkeitsstörung
13 Störungen der Impulskontrolle und des Verhaltens
13.1 Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle
13.1.1 Einteilung
13.1.2 Symptomatik
13.2 Pathologisches Spielen
13.3 Pyromanie
13.4 Kleptomanie
13.5 Trichotillomanie
13.6 Artifizielle Störung
13.6.1 Epidemiologie
13.6.2 Ätiopathogenese
13.6.3 Einteilung
13.6.4 Symptomatik
13.6.5 Differenzialdiagnosen
13.6.6 Therapie
14 Essstörungen
14.1 Anorexia nervosa
14.1.1 Epidemiologie
14.1.2 Ätiopathogenese
14.1.3 Symptomatik
14.1.4 Diagnostik
14.1.5 Differenzialdiagnostik
14.1.6 Therapie
14.1.7 Prognose
14.2 Bulimia nervosa
14.2.1 Epidemiologie
14.2.2 Ätiopathogenese
14.2.3 Symptomatik
14.2.4 Diagnostik
14.2.5 Differenzialdiagnosen
14.2.6 Therapie
14.2.7 Prognose
14.3 Binge Eating Disorder
14.3.1 Epidemiologie
14.3.2 Symptomatik
14.3.3 Diagnostik
14.3.4 Therapie
14.3.5 Prognose
15 Schlafstörungen
15.1 Überblick
15.1.1 Einteilung
15.2 Nichtorganische Insomnie
15.2.1 Ätiopathogenese
15.2.2 Symptomatik
15.2.3 Diagnostik
15.2.4 Therapie
15.3 Nichtorganische Hypersomnie
15.4 Nichtorganische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus
15.5 Parasomnien
15.5.1 Einteilung
15.5.2 Symptomatik
16 Zustände mit Bezug zur Sexualität
16.1 Nichtorganische sexuelle Funktionsstörungen
16.1.1 Ätiopathogenese
16.1.2 Symptomatik
16.1.3 Diagnostik
16.1.4 Therapie
16.2 Geschlechtsinkongruenz
16.2.1 Symptomatik
16.2.2 Diagnostik
16.3 Paraphile Störungen
Teil III Besondere Patientengruppen und Psychosomatik
17 Störungen im Wochenbett
17.1 Postpartale Depression
17.1.1 Symptomatik
17.1.2 Therapie
17.2 Wochenbettpsychose
17.2.1 Symptomatik
17.2.2 Therapie
18 Kinder- und Jugendpsychiatrie
18.1 Intelligenzminderung
18.1.1 Einteilung
18.1.2 Therapie
18.2 Umschriebene Entwicklungsstörungen: Überblick
18.2.1 Diagnostik
18.3 Umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache
18.3.1 Symptomatik
18.3.2 Therapie
18.4 Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fähigkeiten
18.4.1 Legasthenie
18.4.2 Dyskalkulie
18.5 Umschriebene Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen
18.5.1 Symptomatik
18.5.2 Therapie
18.6 Tiefgreifende Entwicklungsstörungen
18.7 Autismus-Spektrum-Störungen
18.7.1 Epidemiologie
18.7.2 Ätiopathogenese
18.7.3 Symptomatik
18.7.4 Diagnostik
18.7.5 Therapie
18.8 Dementia infantilis
18.9 Rett-Syndrom
18.9.1 Symptomatik
18.9.2 Diagnostik
18.9.3 Therapie
18.10 Hyperkinetische Störungen
18.10.1 Ätiopathogenese
18.10.2 Symptomatik
18.10.3 Diagnostik
18.10.4 Therapie
18.10.5 Prognose
18.11 Emotionale Störung mit Trennungsangst im Kindesalter
18.11.1 Symptomatik
18.11.2 Diagnostik
18.11.3 Therapie
18.12 Selektiver Mutismus
18.12.1 Symptomatik
18.12.2 Diagnostik
18.12.3 Therapie
18.13 Reaktive Bindungsstörung des Kindesalters
18.13.1 Epidemiologie und Ätiopathogenese
18.13.2 Symptomatik
18.13.3 Therapie
18.14 Tic-Störungen
18.14.1 Epidemiologie
18.14.2 Ätiopathogenese
18.14.3 Symptomatik
18.14.4 Diagnostik
18.14.5 Therapie
18.15 Nichtorganische Störungen der Ausscheidungsfunktion im Kindesalter
18.15.1 Nichtorganische Harninkontinenz
18.15.2 Nichtorganische Stuhlinkontinenz
18.16 Essstörungen im frühen Kindesalter
18.16.1 Fütterstörung im frühen Kindesalter
18.16.2 Pica im Kindesalter
18.17 Depression im Kindes- und Jugendalter
18.17.1 Symptomatik
18.17.2 Diagnostik
18.17.3 Therapie
19 Psychosomatik
19.1 Grundlagen
19.1.1 Konzept
19.1.2 Epidemiologie psychosomatischer Erkrankungen
19.1.3 Pathogenese psychosomatischer Erkrankungen
19.1.4 Diagnostik psychosomatischer Erkrankungen
19.1.5 Therapie psychosomatischer Erkrankungen
19.2 Organkrankheiten mit psychosozialer Komponente
19.2.1 Beispiele
19.3 Somatopsychische Störungen
19.3.1 Grundlagen
19.3.2 Krankheitsfelder
Anschriften
Sachverzeichnis
Impressum/Access Code
1 Leitsymptome
2 Diagnostik
3 Therapieverfahren
4 Pharmakotherapie
C. Brackmann
Definition:
Veränderungen des Bewusstseins unterschiedlichen Ausmaßes, wobei zwischen qualitativen und quantitativen Bewusstseinsstörungen unterschieden wird. Ein bewusstseinsklarer Mensch ist vollständig wach (Vigilanz) und kann auf seine Umgebung adäquat reagieren (reflektierendes Bewusstsein).
Wachheit (Vigilanz): Eine erhaltene Vigilanz ist die Voraussetzung für alle weiteren Funktionsbereiche des Bewusstseins. Sie unterliegt natürlichen Schwankungen und wird durch den Organismus selbst (z.B. Schlaf-Wach-Rhythmus), durch das Befinden und durch die Umgebung reguliert.
Bewusstseinsklarheit (Luzidität): Fähigkeit, Geschehnisse in der Umgebung und an sich selbst adäquat wahrzunehmen, aufzunehmen und zu verarbeiten. Die Luzidität ist eng mit der Vigilanz verknüpft, bzw. nur ein voll vigilanter Patient kann auch luzide sein. Luzidität spielt sich auf mehreren Ebenen ab: ungerichtete bzw. diffuse Wahrnehmung, bewusstes Wahrnehmen mit zielgerichteter Aufmerksamkeit sowie reflektiertes Auffassen und Erkennen.
Ich-Bewusstsein: Fähigkeit, sich selbst als Erlebenden und Handelnden wahrzunehmen. Zu dem Ich-Bewusstsein gehören das Erfahrungsbewusstsein, das Realitätsbewusstsein und das Zeiterleben.
Qualitative Bewusstseinsstörungen (Bewusstseinsveränderungen): Störungen der Fähigkeit, verschiedene Aspekte der eigenen Person und der Umwelt zu verstehen, sie sinnvoll miteinander zu verbinden sowie sich entsprechend mitzuteilen und zu handeln:
Bewusstseinstrübung: Zustand mangelnder Klarheit der Wahrnehmung des Umfelds und/oder des Selbst. Die Betroffenen verlieren die Fähigkeit, Zusammenhänge des Erlebens wahrzunehmen und zu verstehen. Das eigene Denken und Handeln erscheint unzusammenhängend und verworren.
Bewusstseinseinengung (Dämmerzustand): Einengung der Denkinhalte und Handlungsweisen. Die interpersonelle und/oder außenweltliche Wahrnehmung ist auf ausgewählte Dinge fokussiert. Dieser Geisteszustand geht mit einer verminderten Reaktion auf Außenreize einher, wobei die Fähigkeit zu komplexen Handlungsabläufen weitestgehend erhalten bleibt. Es kommt zusätzlich häufig zu ▶ illusionären Verkennungen der Umgebung.
Bewusstseinsverschiebung oder -erweiterung: gesteigerte, intensivierte interpersonelle und/oder außenweltliche Wahrnehmung. Betroffene beschreiben das Gefühl eines vergrößerten Bewusstseinsraums.
Oneiroid: Einengung und Verzerrung des Bewusstseins. Die Betroffenen erleben tranceähnliche Zustände mit ▶ illusionären Verkennungen, ▶ wahnhaftem Erleben und anderen Sinnestäuschungen. Sie gehen in diesen Zuständen voll auf und nehmen ihre Umwelt nicht mehr wahr. Nach dem Ereignis sind sie häufig desorientiert und es besteht eine Amnesie.
Quantitative Bewusstseinsstörungen (Bewusstseinsverminderungen, Vigilanzstörungen): Fähigkeit, äußere Reize wahrzunehmen und auf diese adäquat zu reagieren, ist reduziert. Durch die primäre Einschränkung der Vigilanz kommt es auch zu einer verminderten Luzidität.
Benommenheit: leichte Verminderung der Vigilanz. Die Betroffenen sind zwar auf Ansprache leicht weckbar, können Befehle befolgen und eigenständig Handlungen durchführen. Insgesamt sind die Reaktionen jedoch verlangsamt und schläfrig, Informationen werden nur eingeschränkt aufgenommen und verarbeitet. Zusätzlich sind benommene Patienten vielfach partiell desorientiert.
Somnolenz: Somnolente Patienten weisen eine abnorme Schläfrigkeit auf, sind jedoch leicht weckbar. Die Ausführung einfacher Aufgaben (z.B. Augenöffnen) ist möglich. Eigenständige Handlungen werden jedoch fast nicht mehr ausgeführt, die Betroffenen erscheinen apathisch. Die Sprache ist häufig durch eine verwaschene, unklare Artikulation gekennzeichnet. Abwehrbewegungen auf Schmerzreize und Muskeleigenreflexe sind erhalten, der Muskeltonus ist jedoch in der Regel vermindert.
Sopor: Soporöse Patienten schlafen tief und sind nur noch durch starke (Schmerz-)Reize kurzfristig erweckbar. Auf Außenreize reagieren sie mit ungezielten Abwehrbewegungen, zu spontanen verbalen Äußerungen kommt es nicht mehr. Die Muskeleigenreflexe sind noch erhalten, der Muskeltonus ist aber wie bei somnolenten Patienten vermindert.
Koma: Komatöse Patienten sind bewusstlos und selbst durch starke Außenreize nicht mehr weckbar. Anhand der neurologischen Symptomatik erfolgt eine Schweregradeinteilung:
Grad I: gezielte Abwehr von Schmerzreizen, Pupillenbewegungen intakt, vestibulookulärer Reflex erhalten
Grad II: ungerichtete Abwehr auf Schmerzreize, Massenbewegungen (Bewegungen der Rumpf- und proximalen Extremitätenmuskulatur), Pupillen in Außenschielstellung
Grad III: keine Abwehr auf Schmerzreize, vestibulookulärer Reflex ausgefallen, abgeschwächter Pupillenreflex
Grad IV: keine Reaktion auf Schmerzreize, kein Pupillenreflex, keine Schutzreflexe.
parasomnische Bewusstseinslage/apallisches Syndrom: Die Betroffenen erscheinen wach, blicken mit offenen Augen starr geradeaus, eine Blickfixierung erfolgt nicht. Die Betroffenen sind stumm und reglos und reagieren nicht auf äußere Reize. Die vegetativen Funktionen sind erhalten.
Qualitative Bewusstseinsstörungen werden über eine gezielte Exploration anhand der Erhebung des psychopathologischen Befundes erfasst. Um die Ursache herauszufinden, muss auch ein etwaiger Drogenkonsum abgeklärt werden. Quantitative Bewusstseinsstörungen erfordern immer eine primär somatische Abklärung (Labor, Drogenscreening, cCT). Zur initialen Beurteilung des Patienten wird die Glasgow Coma Scale (GCS) verwendet, mit der der Schweregrad der quantitativen Bewusstseinsstörung erfasst wird.
Vorsicht:
Quantitative Bewusstseinsstörungen sind primär nicht psychiatrisch. Sie erfordern immer zuerst eine umfassende internistische und neurologische Abklärung und je nach Schweregrad (Somnolenz, Koma) eine intensivmedizinische Überwachung und Behandlung.
Tab.
Differenzialdiagnosen einer quantitativen Bewusstseinsstörung
Ursache
Erkrankung
Diagnostik
neurologisch
erhöhter Hirndruck
Enzephalitis
Hirnblutung
postiktal
Hirninfarkt
kranielle Bildgebung (cCT/cMRT)
Liquorpunktion
EEG
medikamentös
v.a.
Benzodiazepine
▶ Antipsychotika
Antihistaminika
Medikamentenanamnese
Fremdanamnese
Drogenscreening
Drogen
u.a.
▶ Heroin
▶ Alkohol
▶ Benzodiazepine
körperliche Untersuchung (Spritzenabszesse?)
Labor (Leberwerterhöhung, CDT)
Drogenscreening
internistisch
endokrine oder metabolische Entgleisungen
schwere Infektionen
Hypovolämie
Schock
körperliche Untersuchung
Labor
psychiatrisch
Stupor bei ▶ schwerer Depression oder bei ▶ Schizophrenie
▶ dissoziative Zustände
▶ Delir
Anamnese und Fremdanamnese
hirnorganische Ausschlussdiagnostik
Tab.
Differenzialdiagnosen einer qualitativen Bewusstseinsstörung
Bewusstseinsstörung
Symptomatik
Ursachen (Beispiele)
Bewusstseinstrübung
unzureichende Klarheit von Denken und Handeln
▶ Delir, Dämmerzustand
Bewusstseinseinengung
Einengung des Bewusstseinsfelds, Handlungsfähigkeit weitestgehend erhalten
pathologischer Rausch, Hirntraumata, ▶ posttraumatische Belastungsstörung
Bewusstseinsverschiebung bzw. -erweiterung
gesteigerte, intensivierte Wahrnehmung, Vergrößerung des Bewusstseinsraums, ungewöhnliche Wachheit
Intoxikationen mit ▶ Halluzinogenen, ▶ Manie
Definition:
Beeinträchtigung der Fähigkeit, sich in vollem Umfang auf die Wahrnehmung der durch die Sinnesreize übermittelten Eindrücke zu konzentrieren.
Unaufmerksamkeit und Konzentrationsbeeinträchtigung: verminderte Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Situation zu richten bzw. sie über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten und zu fokussieren. Die Patienten wirken im Kontakt zerstreut und fahrig und sind leicht ablenkbar.
Einengung der Aufmerksamkeit: Zustand, bei dem die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, flexibel in ihrer Aufmerksamkeitsausrichtung zu wechseln. Aufmerksamkeit und Konzentration sind ausschließlich auf ein inneres oder äußeres Objekt fokussiert. Hierdurch können die Betroffenen im Kontakt völlig apathisch erscheinen.
Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen können im Gespräch in der Regel schnell erfasst werden. Gesprächsabbrüche, scheinbar teilnahmsloses Verhalten oder häufige Bitten nach Wiederholung können Hinweise geben.
Zur Überprüfung der selektiven und fokussierten Aufmerksamkeit unter Belastung eignet sich der sog. Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (d2-Test), bei dem die Probanden unter Zeitdruck speziell markierte Buchstaben erkennen und kennzeichnen müssen.
Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen können Ausdruck einer Vielzahl unterschiedlicher psychischer Erkrankungen sein, kommen jedoch auch bei Gesunden vor. Menschen, die unter Schlafmangel leiden, überarbeitet oder gestresst sind, zeigen ebenfalls eine verminderte Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspanne.
Bei den folgenden psychiatrischen Erkrankungen findet man klassischerweise Beeinträchtigungen von Aufmerksamkeit und Konzentration:
Intoxikationen
Demenz
geistige Behinderung
Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
affektive Störungen.
IMPP Compact
! Der Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (d2-Test) dient der Erfassung der selektiven und fokussierten Aufmerksamkeit.
Definition:
Eine Gedächtnisstörung ist eine Verminderung der Erinnerungsfähigkeit.
Definition:
Bei der Amnesie handelt es sich um eine zeitlich und inhaltlich begrenzte Erinnerungslücke nach einem schädigenden Ereignis.
Retrograde Amnesie: Erinnerungslücke für den Zeitraum vor einem schädigenden Ereignis
Anterograde Amnesie: Die Erinnerungslücke umfasst den Zeitraum nach einem schädigenden Ereignis. Neue Erfahrungen können nicht abgespeichert werden.
Paramnesien: Gedächtnistäuschungen, d.h. Trugerinnerungen bei ansonsten unbeeinträchtigter Gedächtnisleistung. Die Trugerinnerungen können einen wahnhaften Charakter haben. Sonderformen:
Déjà-vu-Erlebnisse: das sichere Gefühl, bestimmte Ereignisse oder Situationen bereits erlebt zu haben
Jamais-vu-Erlebnisse: Nicht-Wiedererkennen von Ereignissen und Situationen
Ekmnesien: Störung des Zeiterlebens, wobei Vergangenes als Gegenwart erlebt wird
Hypermnesie: Die Erinnerungsfähigkeit ist gesteigert.
Hypomnesie: Die Erinnerungsfähigkeit ist vermindert.
Zeitgitterstörung: Ereignisse werden chronologisch falsch zugeordnet.
Konfabulationen: Erinnerungslücken werden mit frei erfundenen – bei mehrmaligem Nachfragen immer wieder anderen Erlebnissen – aufgefüllt. Diese erfundenen Erinnerungen werden jedoch von den Patienten für real gehalten.
Bevor eine psychiatrische Diagnose als Ursache neu aufgetretener Gedächtnisstörungen in Betracht gezogen werden kann, sollten somatische Diagnosen (Trauma, hirnorganischer Prozess) ausgeschlossen werden. Als psychiatrische Diagnosen kommen infrage:
Pseudodemenz im Rahmen einer Depression: zusätzlich weitere affektive Symptome der Depression, Auftreten auch bei jüngeren Patienten
Demenz: v.a. bei älteren Patienten, schleichende Entwicklung, wenig affektive Begleitsymptome
Korsakow-Syndrom: häufig positive Alkoholanamnese, zusätzlich Konfabulationen und Zeitgitterstörungen
organisch amnestisches Syndrom.
IMPP Compact
! Die Ekmnesie gehört zu den Paramnesien (Gedächtnistäuschungen): Vergangenes wird als Gegenwart erlebt.
Formale Denkstörungen beschreiben Störungen von Geschwindigkeit, Ausdrucksfähigkeit, logischem Zusammenhang oder Schlüssigkeit der Gedanken der Betroffenen, wohingegen inhaltliche Denkstörungen Veränderungen des Inhalts der Gedanken beschreiben.
Einteilung:
Denkverlangsamung: objektive Verlangsamung des Denkens. Der Gedankenfluss ist schleppend mit einem entsprechend zähen Gesprächsverlauf.
Denkhemmung: subjektiv empfundene Verlangsamung des Denkens (wie „gegen einen inneren Widerstand“) und Einfallsarmut. Die Betroffenen selbst können diese Hemmung nicht aufheben. Sprachliche Mitteilungen sind erschwert oder sogar aufgehoben.
Grübeln: unablässiges Kreisen der Gedanken um ständig gleiche, häufig unangenehme Inhalte. Die Betroffenen empfinden das Grübeln als quälend und fühlen sich ihren Gedankengängen ausgeliefert.
umständliches Denken: weitschweifige Gedankeninhalte, wobei unbedeutende Einzelheiten nicht von wesentlichen Inhalten getrennt werden können. Der inhaltliche Zusammenhang bleibt jedoch stets erhalten.
eingeengtes Denken: Einschränkung des inhaltlichen Denkumfangs. Die Betroffenen bleiben auf ein oder wenige Themen begrenzt und haben große Schwierigkeiten, einem Themenwechsel zu folgen.
Perseveration: „Haftenbleiben“ an bestimmten Themen oder das beharrliche Wiederholen von Bewegungen oder Wörtern auch in unpassendem Zusammenhang
Gedankenabreißen und „Sperrung“: Die Patienten geraten im Gespräch völlig unmotiviert ins Stocken, der Denkablauf wird plötzlich unterbrochen. Beobachtet ein Patient bei sich selbst ein solches Phänomen, wird dies als „Gedankenabreißen“ bezeichnet. Wird es von jemand anderem beobachtet, spricht man von einer „Sperrung“.
Vorbeireden: unwillkürliches Nichteingehen auf Fragen, obwohl diese offensichtlich verstanden wurden
Gedankendrängen: übermäßig vielfältige Einfälle oder Gedanken. Diese können inhaltlich sinnvoll, aber auch sinnlos und situationsunangemessen sein.
Ideenflucht: flüchtiges, beschleunigtes und übermäßig einfallsreiches Denken. Das Ziel der Gedanken wechselt ständig, die assoziativen Brücken zwischen den Gedanken sind zwar gelockert, aber noch erkennbar.
Inkohärenz (Zerfahrenheit): Verlust des verständlichen Zusammenhangs von Denken und Sprechen, ohne dass es dem Patienten bewusst ist. Die assoziativen Brücken der Gesprächsinhalte sind für den Untersucher nicht mehr nachvollziehbar.
Begriffszerfall: Einzelne Wörter verlieren ihre Bedeutung und lassen sich nicht mehr klar von anderen Begriffen abgrenzen.
Schizophasie: vollkommener Verlust von Sprachinhalten, Satz- und Wortbau
Begriffsverschiebung: Begriffe werden nur noch wörtlich (Konkretismus) oder nur noch im übertragenen Sinn (Symbolismus) verstanden oder mit einem anderen Sinn benutzt.
Neologismen: nicht den sprachlichen Konventionen entsprechende Wortneubildungen, wobei das neue Wort meist aus anderen Wörtern zusammengezogen wird. Für den Patienten klare, dem Zuhörer jedoch nicht unmittelbar zugängliche Bedeutung.
Lerntipp
Neologismen können z.B. so aussehen: Spätstück, Verbräcker, Heiligkunst.
Wahn:
Definition:
falsche und unkorrigierbare („Wahngewissheit“) Überzeugungen, Gedanken und Vorstellungen, die mit der Realität unvereinbar sind. Die Beurteilung der Realität ist gestört. Der Wahn tritt mit einer apriorischen Evidenz auf, d.h. mit einer erfahrungsunabhängigen Gewissheit.
Wahnformen:
Wahnstimmung: Die Patienten sind ängstlich, misstrauisch und verunsichert und erleben die Welt als bedrohlich verändert. Sie verspüren eine diffuse und ungerichtete Anspannung. Dingen werden nicht nachvollziehbare Bedeutungen beigemessen oder sie werden auf eine für Gesunde unverständliche Art in Beziehung zueinander gesetzt. Der Wahninhalt ist noch nicht fest definiert, es kann sich aber u.U. ein manifester Wahn mit Wahnwahrnehmungen und -vorstellungen entwickeln.
Wahnwahrnehmung und wahnhafte Personenverkennung: korrekte Sinneswahrnehmung (im Gegensatz zur Halluzination), die aber wahnhaft fehlinterpretiert wird
Wahneinfall: plötzliche wahnhafte Überzeugung oder Meinung
Wahnidee/Wahngedanke: dauerhafte wahnhafte Idee
Wahnsystem und Wahnarbeit: gedankliche, oft kausale Verknüpfungen zwischen einzelnen Wahnelementen. Ein systematisierter Wahn ist häufig sehr komplex und kann als „logischer“ Ausbau des Wahns verstanden werden. Ein Wahnsystem tritt häufig im Rahmen bereits chronifizierter psychischer Erkrankungen auf.
Erklärungswahn: Nutzung von wahnhaften Überzeugungen zur Erklärung der eigenen psychotischen Symptome
Wahnerinnerung: wahnhafte Verfälschung der Erinnerungen im Sinne einer Paramnesie (= Sammelbegriff für Erinnerungstäuschungen oder Trugerinnerungen).
Wahnthemen:Je nachdem, ob das Wahnthema zur Affektivität des Patienten „passt“, werden synthyme (stimmungskongruente) und parathyme Wahnthemen unterschieden.
Beziehungswahn (wahnhafte Eigenbeziehung): Belanglose Ereignisse werden als gegen die eigene Person gerichtet erlebt.
Liebeswahn: Überzeugung, von einer anderen, oft höhergestellten Person geliebt zu werden
Verfolgungs- und Beeinträchtigungswahn: Die Patienten fühlen sich von der Umwelt gekränkt, beleidigt, bedroht oder verfolgt.
nihilistischer Wahn: Verneinung der eigenen Existenz oder auch der gesamten Welt
Größenwahn: wahnhafte Selbstüberschätzung
Verarmungswahn: wahnhafte Überzeugung, nicht genug Geld zum Lebensunterhalt zu haben oder es baldigst zu verlieren
Schuld- und Versündigungswahn: wahnhafte Überzeugung, Schuld auf sich geladen oder gegen (göttliche) Gesetze verstoßen zu haben
hypochondrischer Wahn: wahnhafte Überzeugung, an einer schweren Erkrankung zu leiden
Eifersuchtswahn: wahnhafte Überzeugung von der Untreue des Partners. Es kann zu Stalking und heftigen Auseinandersetzungen bis hin zu Tötungsdelikten kommen. Am häufigsten tritt er bei männlichen Alkoholabhängigen (alkoholischer Eifersuchtswahn) auf.
Praxistipp:
Beispiele für synthyme Wahninhalte sind der Größenwahn bei Manie oder der Schuldwahn bei Depression. Parathyme Wahninhalte treten eher bei psychotischen Störungen auf (Beispiel: Größenwahn bei depressiver Grundstimmung).
Überwertige Ideen:Bei überwertigen Ideen wird das Denken durch nicht wahnhafte, emotional stark besetzte, meist unangenehme Erlebnisse oder Gedanken beherrscht. Dabei wird einer Idee, Vorstellung oder Überzeugung eine überwertige Bedeutung zugesprochen, die nicht der Realität entspricht. Im Gegensatz zum Wahn können diese Ideen aber noch korrigiert werden (intakte Realitätskontrolle!).
Lerntipp
Ein Beispiel für überwertige Ideen ist eine magersüchtige Person, die glaubt, eine Gewichtszunahme nur durch exzessiven Sport verhindern zu können.
Formale Denkstörungen: Ausdruck einer Vielzahl unterschiedlicher psychischer Erkrankungen. Patienten mit depressiver Erkrankung zeigen häufig eine Denkverlangsamung und ein gehemmtes Denken, wohingegen eine Denkbeschleunigung und ein inkohärentes, zerfahrenes Denken eher für eine manische oder ▶ psychotische Erkrankung sprechen. Es sollte auch immer eine Drogenintoxikation in Betracht gezogen werden, wobei sedierende Substanzen ( ▶ Alkohol, ▶ Cannabis, Benzodiazepine) zu einer Denkverlangsamung und antriebssteigernde Substanzen (Kokain, Amphetamine) zu einer Denkbeschleunigung führen.
Inhaltliche Denkstörungen: Die Zuordnung hängt davon ab, ob die inhaltlichen Denkstörungen stimmungskongruent sind. So spricht ein Verarmungs-, Schuld- oder Versündigungswahn für eine Erkrankung aus dem depressiven Formkreis. Ein Größenwahn hingegen deutet auf ein manisches Syndrom hin. Eine Schizophrenie ist immer mit inhaltlichen Denkstörungen verbunden. Bei einem isolierten Wahn sollte an eine anhaltende wahnhafte Störung und v.a. bei älteren Patienten an eine organisch wahnhafte Störung gedacht werden.
IMPP Compact
! Perseveration ist das „Haftenbleiben“ an bestimmten Themen oder das beharrliche Wiederholen von Bewegungen oder Wörtern auch in unpassendem Zusammenhang.
! Die Ideenflucht gehört zu den formalen Denkstörungen.
! Konkretismus bedeutet, dass Begriffe und Sprichwörter im Sinne einer Begriffsverschiebung nur noch wortwörtlich interpretiert werden.
!! Neologismen sind Wortneuschöpfungen.
!! Ein Wahn ist auch durch vernünftige Gegenargumente nicht korrigierbar.
! Bei einer Wahnstimmung haben die Patienten das diffuse Gefühl, „dass etwas nicht stimmt“, aber können dies (noch) nicht genauer benennen.
!!! Wahnwahrnehmungen sind korrekte Wahrnehmungen, die aber wahnhaft fehlinterpretiert werden.
! Bei einer Wahnidee hat der Betroffene eine dauerhafte wahnhafte Idee.
! Eine Wahnerinnerung ist eine wahnhafte Verfälschung der Erinnerungen im Sinne einer Paramnesie (= Sammelbegriff für Erinnerungstäuschungen oder Trugerinnerungen).
! Ein synthymer Wahn passt zur Grundstimmung der Erkrankung (stimmungskongruent), z.B. Schuldwahn bei Depressionen.
!! Der Verfolgungs- und Beeinträchtigungswahn zählt zu den inhaltlichen Denkstörungen: Die Patienten fühlen sich von der Umwelt gekränkt, beleidigt, bedroht oder verfolgt.
! Der Verarmungswahn ist die wahnhafte Überzeugung, nicht genug Geld zum Leben zu haben oder es baldigst zu verlieren.
!! Ein hypochondrischer Wahn ist die wahnhafte Überzeugung, an einer schweren Krankheit zu leiden.
! Überwertige Ideen zählen zu den inhaltlichen Denkstörungen.
Definition:
Eine Halluzination ist eine Sinneswahrnehmung ohne adäquaten Außenreiz, die – bei aufgehobener Realitätskontrolle – für einen realen Sinneseindruck gehalten wird.
Formen:
Intensität: Halluzinationen können sehr intensiv und aufdrängend sein, sodass sie dann auch eine entsprechende körperliche und affektive Reaktion bei den Betroffenen auslösen (z.B. Angst bei lauten, beleidigenden Stimmen). Andererseits können Halluzinationen auch als schwach und im Hintergrund ablaufend wahrgenommen werden.
Klarheit: Halluzinationen können klar und deutlich sein (z.B. imperative Stimmen), aber auch nur schemenhaft und nebulös (z.B. tanzende Schatten).
Realitätsurteil:Nicht alle Betroffenen erleben die Halluzinationen als real, manche erkennen deren Unwirklichkeit (Pseudohalluzinationen).
Sinnesmodalität: häufig auch kombiniert:
optisch: Charakter, Ausgestaltung und Intensität sehr variabel. Optische Halluzinationen können als ungeformte Trugwahrnehmungen (Photome, z.B. Lichter, Farben oder Blitze) auftreten, aber auch als ausgestaltete Figuren und komplette Szenen.
akustisch: Bei ungeformten akustischen Halluzinationen handelt es sich um nonverbale Geräusche, z.B. Rauschen oder Knallen (sog. Akoasmen). Geformte akustische Halluzinationen treten beim Stimmenhören auf (sog. Phoneme):
dialogisierende Stimmen: Mehrere Stimmen unterhalten sich über den Betroffenen.
kommentierende Stimmen: Die Stimmen kommentieren die Handlungen des Betroffenen, meist negativ.
imperative Stimmen: Die Stimmen befehlen dem Betroffenen Handlungen und geben Anweisungen.
olfaktorisch: häufig ekelerregend. Klassischerweise nehmen die Betroffenen Fäulnis- oder Vergiftungsgerüche (z.B. Gasgeruch) wahr oder empfinden ihren eigenen Körpergeruch als ekelerregend (Körpergeruchswahn).
gustatorisch: ebenfalls häufig abstoßend und oft kombiniert mit olfaktorischen Halluzinationen.
taktil: irreale Wahrnehmungen im Bereich von Haut und Schleimhäuten. Taktile Halluzinationen können mit Schmerzen einhergehen, mit Kälte- oder Wärmeempfinden (thermische Halluzinationen) oder dem Empfinden von Feuchtigkeit (hygrische Halluzinationen).
zönästhetisch (Körper- oder Leibhalluzinationen): oft anfallsartig oder phasenhaft. Es kommt zu z.T. abstrusen Leibgefühlsstörungen und körperlichen Missempfindungen. Beispielsweise berichten die Betroffenen, sich versteinert, vertrocknet oder innen hohl zu fühlen. Es können Bewegungsgefühle (kinästhetische Halluzinationen) oder Elevationsgefühle (vestibuläre Halluzinationen) auftreten.
Praxistipp:
Zönästhetische Halluzinationen sind häufig nur schwierig von dissoziativen Symptomen abzugrenzen.
hypnagoge Halluzinationen: traumartige Bilder, die ohne erkennbare Auslöser kurz vor dem Einschlafen auftreten (auch bei Gesunden).
hypnopompe Halluzinationen: Trugwahrnehmungen, die direkt nach dem Aufwachen auftreten (auch bei Gesunden).
Illusion (illusionäre Verkennung): Fehlinterpretation realer Sinneseindrücke. Reale Wahrnehmungen werden für etwas anderes gehalten (Beispiel: „Den Ast habe ich im Dunkeln für eine Schlange gehalten“).
Metamorphopsie: veränderte Wahrnehmung der Intensität und Qualität von Gegenständen oder Farben
Pareidolie: Zusätzliches Hineinsehen von Nichtvorhandenem in tatsächliche Wahrnehmungen, halluzinatorische „Anreicherung“ der Realität (Beispiel: „Die Wolkenformationen sagen mir die Zukunft voraus“).
Lerntipp
Halluzination: Wahrnehmung von etwas nicht Vorhandenem
Illusion: korrekte Wahrnehmung der Realität, aber falsches Erkennen
Wahnwahrnehmung: korrekte Wahrnehmung und korrektes Erkennen der Realität, aber wahnhafte Umdeutung.
Sinnestäuschungen und Wahrnehmungsstörungen werden mit der Erstellung des psychopathologischen Befundes erfasst. Zusätzlich sollten immer noch eine Fremdanamnese und ein Drogenscreening erfolgen. Beim erstmaligen Auftreten muss eine somatische Abklärung erfolgen, u.a. durch internistisch-neurologische Abklärung, (Notfall-)Labor und Bildgebung des Gehirns (cCT, cMRT).
Praxistipp:
Bei der Exploration von Menschen, die unter Halluzinationen leiden, ist zu bedenken, dass die Betroffenen selten von sich aus von ihren Wahrnehmungen berichten. Besonders Menschen, die an einer paranoiden Schizophrenie mit zusätzlich wahnhaft-paranoider Symptomatik leiden, verneinen selbst auf direkte Nachfrage das Vorhandensein von Halluzinationen. In solchen Fällen ist es hilfreich, eine Fremdanamnese einzuholen.
Psychiatrische Erkrankungen
Schizophrenie: Halluzinationen jeder Sinnesmodalität möglich, häufig akustische Halluzinationen in Form kommentierender und/oder imperativer Stimmen
Delir: Halluzinationen jeder Sinnesmodalität. Optische Halluzinationen (z.B. Fäden, weiße Mäuse) sind bei einem Alkoholentzugsdelir häufig.
organische Halluzinose: häufig Pseudohalluzinationen
schwere Depression mit psychotischen Symptomen
schizoaffektive Störungen
Somatische Erkrankungen: Hirntumoren, Epilepsie.
IMPP Compact
! Pseudohalluzinationen sind Halluzinationen, die von den Betroffenen als unecht erkannt werden.
!!! Bei ungeformten akustischen Halluzinationen handelt es sich um nonverbale Geräusche (sog. Akoasmen).
!! Geformte akustische Halluzinationen treten beim Stimmenhören auf.
!! Zönästhetische Halluzinationen sind mit den taktilen Halluzinationen verwandt und bestehen z.T. aus abstrusen Leibgefühlsstörungen und körperlichen Missempfindungen.
! Beim (erstmaligen) Auftreten von Wahrnehmungsstörungen müssen folgende Untersuchungen erfolgen: Drogenscreening im Urin, internistisch-neurologische Abklärung, (Notfall-)Labor und Bildgebung des Gehirns.
Definition:
Zustände und Vorgänge werden als von außen gemacht, gesteuert und beeinflusst und als nicht zum eigenen Ich gehörig erlebt. Die Ich-Umwelt-Grenze (Abgrenzung der eigenen Person gegenüber der Umgebung) ist gestört.
Beeinflussungserlebnisse:
Gedankenentzug: Gefühl, dass die eigenen Gedanken von außen entzogen und weggenommen werden
Gedankeneingebung: Gefühl, dass die Gedanken und Vorstellungen von außen eingegeben werden, so dass die Betroffenen die Kontrolle über die eigenen Gedanken und Vorstellungen verlieren
Gedankenausbreitung bzw. Gedankenlautwerden: Überzeugung, dass die Umwelt, z.B. der Untersucher, die eigenen Gedanken „liest“ bzw. hört. Die Gedanken gehören den Betroffenen nicht mehr allein, andere haben ebenfalls Anteil.
Fremdbeeinflussung: Erleben der eigenen Gefühle, Empfindungen und Handlungen als von außen „gemacht“ oder beeinflusst
Willensbeeinflussung: Die Patienten fühlen sich wie eine Marionette und gesteuert. Ihre Willensbildung gehört nicht ihnen selbst, sondern wird von außen übernommen.
Entfremdungserlebnisse:
Depersonalisation: Wahrnehmung des eigenen Ich (autopsychische Depersonalisation) oder des eigenen Körpers (autosomatische Depersonalisation) als unwirklich und entfremdet. Die eigenen Gedanken, Gefühle und Handlungen erscheinen dem Patienten „roboterhaft“ und abgespalten.
Derealisation: Empfindung der Umgebung oder des Zeiterlebens als unwirklich, fremdartig und verändert.
Die Erfassung erfolgt durch die Erhebung des psychopathologischen Befundes. Bei erstmaligem Auftreten sollte auch eine zerebrale Bildgebung durchgeführt werden.
Bei Beeinflussungserlebnissen:Die Beeinflussungserlebnisse sind ▶ klassische Symptome einer Schizophrenie. Sie können auch im Rahmen einer schizoaffektiven Störung auftreten, in diesem Fall müssen jedoch im gleichen Maße affektive Symptome vorliegen.
Bei Entfremdungserlebnissen: Die Entfremdungserlebnisse sind unspezifischer und erfordern eine weitere diagnostische Abklärung. Auch sie können Ausdruck einer psychotischen Erkrankung sein, treten jedoch auch nach Drogenkonsum, insbesondere dem Konsum bewusstseinserweiternder Substanzen, oder im Rahmen einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung auf.
IMPP Compact
!! Gedankenentzug ist das Gefühl, dass die eigenen Gedanken von außen entzogen und weggenommen werden.
!! Gedankeneingebung ist das Gefühl, dass die Gedanken und Vorstellungen von außen eingegeben werden, so dass die Betroffenen die Kontrolle über die eigenen Gedanken und Vorstellungen verlieren.
!!! Gedankenausbreitung bzw. Gedankenlautwerden ist die Überzeugung, dass die Umwelt, z.B. der Untersucher, die eigenen Gedanken „liest“ bzw. hört.
! Bei der Depersonalisation wird das eigene Ich (autopsychische Depersonalisation) oder der eigene Körper (autosomatische Depersonalisation) als unwirklich und entfremdet erlebt.
! Derealisation meint die Empfindung der Umgebung oder des Zeiterlebens als unwirklich, fremdartig und verändert.
!!!! Beeinflussungserlebnisse sind klassische Symptome einer Schizophrenie.
Definition:
Als Antrieb bezeichnet man die weitgehend willensunabhängige Kraft, die Tempo, Intensität und Ausdauer der psychischen und physischen Leistungsfähigkeit steuert.
Einteilung:
Reduzierter Antrieb:
Antriebsmangel bzw. -schwäche: Mangel an Initiative und Energie. Die Betroffenen fallen durch eine reduzierte Motorik, Gestik, Mimik und Aktivität auf. Im Kontaktverhalten sind sie in sich zurückgezogen und sehr einsilbig. Ein Aufrechterhalten der Aktivitäten ist durch Willensanstrengung aber möglich.
Antriebshemmung: subjektive Verminderung der Tatkraft. Die Betroffenen erleben sich als gebremst. Sie sind aspontan bis hin zur Willenlosigkeit (Abulie). Eine Steigerung des Aktivitätsniveaus ist durch Willensanstrengung nicht möglich.
Stupor: Zustand vollkommener Bewegungslosigkeit bei erhaltenem Bewusstsein. Der Stupor stellt die maximale Ausprägungsform eines Antriebsmangels dar. Sinnesreize werden nur noch eingeschränkt wahrgenommen und das Reaktionsvermögen ist reduziert.
Gesteigerter Antrieb:
Antriebssteigerung: Energie und Initiative nehmen für eine zielgerichtete Tätigkeit zu. Die Betroffenen sind sehr aktiv und haben ständig neue Ideen und Einfälle, die sie in die Tat umsetzen wollen.
motorische Unruhe: Die Betroffenen sind motorisch ständig aktiv, wobei ihre Tätigkeiten ziellos und ungerichtet sind. Verlieren die Betroffenen die Kontrolle, kann sich eine motorische Unruhe in eine Agitiertheit steigern.
Antriebsenthemmung:Verlust von Selbstkontrollfähigkeit und Aggressionshemmung sowie Impulsivität, Ideenflucht und Logorrhö (gesteigertes Redebedürfnis).
Definition:
Affektstörungen sind Veränderungen von Stimmungslage (mittelfristig anhaltender Gemütszustand), Affekten (kurz dauernde Gefühlsausbrüche) und Gefühlsleben (einzelne Emotionen).
Einteilung:
Affektverarmung: Die Betroffenen wirken im Kontakt gleichgültig, teilnahmslos und unbeteiligt. Das Spektrum der Affekte ist stark reduziert. In schwerer Ausprägungsform, z.B. im Rahmen von schweren depressiven Episoden, kann sich ein „Gefühl der Gefühllosigkeit“ einstellen.
Ratlosigkeit: Die Betroffenen erscheinen verloren und begreifen ihre Situation nicht mehr.
Affektstarre: verminderte oder aufgehobene emotionale Modulations- und Schwingungsfähigkeit. Gestik und Mimik der Betroffenen sind starr und wirken wie eingefroren.
Anhedonie: vollkommene Interessen-, Freud- und Lustlosigkeit
Euphorie: situationsinadäquate Steigerung von Wohlbefinden und Vitalgefühl
Dysphorie: situationsinadäquate schlechte Laune und Verstimmtheit
Gereiztheit: Tendenz zu aggressiv getönten Affektdurchbrüchen
Affektlabilität: ungewöhnlich rasche Stimmungswechsel auf einen Anstoß von außen (Vergrößerung der affektiven Ablenkbarkeit) oder spontan (emotionale Instabilität). Die Affekte selbst halten häufig nur kurz an und können ohne erkennbares Vorzeichen wechseln.
Affektinkontinenz: mangelnde Affektkontrolle. Bei den Betroffenen schießen die Affekte über und können nicht oder nur begrenzt kontrolliert werden.
läppischer Affekt: leere, „nervige“, situationsinadäquate Heiterkeit
Ambivalenz: quälendes Nebeneinander von einander widersprechenden, oft einander diametral entgegengesetzten Gefühlen, Vorstellungen und Wünschen
Ambitendenz: gleichzeitiges Auftreten gegenläufiger Willens- und Antriebsimpulse
Parathymie (inadäquater Affekt): Inhalte von Gedanken und Affekt passen nicht zusammen. Die produzierten Affekte sind situativ und im Ereigniskontext unangemessen. Eine Parathymie macht sich häufig bemerkbar als Paramimie, d.h. als Nichtzusammenpassen von Gesichtsausdruck und Affekt.
Störung der Vitalgefühle: subjektives Gefühl von Kraftlosigkeit, Müdigkeit und Ermattung
Deprimiertheit: negativ gefärbte Stimmungslage. Gefühl der Traurigkeit bis hin zu einer tiefen Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Eine deprimierte Stimmungslage kann sich in Weinen, aber auch in einer vollkommenen Affektstarre äußern.
Hoffnungslosigkeit: pessimistische Stimmung bezüglich der Zukunft und fehlende Zukunftsorientierung. Die Betroffenen zweifeln an einer positiven Zukunft, Veränderungen werden in der Regel als negativ empfunden.
innere Unruhe: Patienten beschreiben diese häufig mit Begriffen wie „aufgewühlt“, „innerlich getrieben“, „diffuses Spannungsgefühl“ und „Nervosität“. Eine innerliche Unruhe kann entsprechende psychomotorische Reaktionen hervorrufen, die Betroffenen können aber auch äußerlich vollkommen ruhig sein.
Die Erfassung erfolgt durch eine ausführliche Erhebung des psychopathologischen Befundes. Neben der Eigenanamnese sollte insbesondere bei ausgeprägten Antriebsstörungen auch eine Fremd- und Suchtanamnese, inklusive Drogenscreening, durchgeführt werden. Während der Anamnese wird auf Gestik, Mimik und Körperhaltung des Patienten geachtet. Treten Antriebsstörungen akut auf, sollte insbesondere bei älteren Menschen auch eine somatische Differenzialdiagnostik (Labor: Ausschluss Infektion, Hypovolämie etc., cCT: Ausschluss Blutung, Ischämie) erfolgen.
Die einzelnen Antriebs- und Affektstörungen sind nicht pathognomonisch für eine spezielle psychische Erkrankung und prinzipiell kann jede psychische Erkrankung zu einer Antriebs- und Affektveränderung führen. Ebenso können Affekt- und Antriebsstörungen auch kurzzeitig bei psychisch Gesunden auftreten.
Mögliche Ursachen für einen herabgesetzten Antrieb: Depression, Schizophrenie, Belastungs-, Anpassungsstörung, Einnahme von Drogen oder Psychopharmaka, Hypophysenvorderlappeninsuffizienz, primäre Hypothyreose, Morbus Addison.
Mögliche Ursachen für einen gesteigerten Antrieb: Manie, ▶ agitierte Depression, Einnahme von ▶ Stimulanzien.
IMPP Compact
! Ambitendenz beschreibt gleichzeitig auftretende, aber gegensätzliche Willensimpulse.
Katatone Störungen
Synonym: psychomotorische Störungen
Definition:
Störungen der durch psychische Vorgänge gesteuerten Bewegungen.
Hyperkinetische Störungen:
motorische Unruhe und Bewegungsdrang: ziellose, ungerichtete Hypermotorik und gesteigerte Impulsivität. Begleitend häufig Störungen von Konzentration, Aufmerksamkeit und Affektivität. Die Maximalform wird als Raptus (Erregungssturm) bezeichnet.
Stereotypien: Gleichförmige Wiederholungen von bestimmten Bewegungen werden als Bewegungsstereotypien und gleichmäßige Wiederholungen sprachlicher Äußerungen als Sprachstereotypien bezeichnet.
Manierismen: unnatürliche, gekünstelte und posenhafte Bewegungen
Automatismen: „automatenhaftes“ Sprechen oder Ausführen von Bewegungen:
Echolalie: automatisches Nachsprechen
Echopraxie: automatisches Nachahmen von Bewegungen
Befehlsautomatie: automatisches Befolgen von Anweisungen
Negativismus: Die Patienten tun auf eine Aufforderung hin gar nichts oder das Gegenteil des Verlangten.
Hypokinetische Störungen:
Akinese bzw. Hypokinese: Die Patienten bewegen sich wenig bis gar nicht.
▶ Stupor
Mutismus (pathologisches Schweigen): Mutistische Patienten schweigen trotz intakten Sprechvermögens.
Katalepsie (Haltungsstereotypien): Kataleptische Patienten verharren in einmal eingenommenen, z.T. unnatürlichen und unbequemen Körperstellungen. Beim Versuch, diese von außen zu ändern, ist ein zäher, nicht elastischer („wächserner“) Widerstand der Extremitätenmuskulatur (Flexibilitas cerea) spürbar.
Katatone Störungen sind häufig schon bei der reinen Inspektion sehr eindrücklich, werden aber spätestens in einem Gespräch deutlich. Eine gründliche Erhebung des psychopathologischen Befundes und weiterführende diagnostische Maßnahmen (Bildgebung, Drogenscreening, Fremdanamnese) sind unerlässlich.
IMPP Compact
!! Zu den katatonen Symptomen zählen u.a. Erregungszustände, Manierismen, Negativismus, Akinese, Stupor, Mutismus und Katalepsie.
! Negativismus bedeutet, dass die Patienten auf eine Aufforderung hin nicht reagieren oder das Gegenteil des Verlangten tun.
! Katalepsie (Haltungsstereotypien) bezeichnet das Verharren in unnatürlichen und unbequemen Körperstellungen. Als Flexibilitas cerea wird ein zäher, nicht elastischer („wächserner“) Widerstand der Extremitätenmuskulatur bezeichnet.
Suizidalität
Synonym: Suizidgefährdung
Definition:
alle Gedanken und Handlungen mit dem Ziel, das eigene Leben durch absichtliches Handeln oder Unterlassen (z.B. Nichteinnahme lebenswichtiger Medikamente) zu beenden.
Merke:
Suizidalität ist ein psychiatrischer Notfall!
Bezüglich der Methoden des Suizid werden unterschieden:
weiche Methoden (z.B. Über- oder Unterdosierung von Medikamenten): Die Mehrzahl der Suizidversuche wird mit weichen Methoden vorgenommen, von Frauen häufiger als von Männern.
harte Methoden (z.B. sich erschießen oder erhängen): Die „Erfolgsrate“ (vollendeter Suizid) ist mit diesen Methoden höher. Männer wählen häufiger harte Methoden als Frauen.
2019 gab es in Deutschland 12,3 Suizide/100000 Einwohner; damit ist die Suizidrate (auch in Gesamteuropa) insgesamt seit Jahrzehnten rückläufig. Weltweit gesehen ist Suizid die zweithäufigste Todesursache bei 15- bis 29-Jährigen.
Die Suizidrate ist bei Männern 3-mal höher als bei Frauen. Das Suizidrisiko steigt mit dem Lebensalter.
Merke:
Das Wiederholungsrisiko bei Suizidversuchen ist hoch. Auch vorangegangenes suizidales Verhalten in der Familie und im Freundeskreis ist ein Risikofaktor für Suizidalität.
In den meisten Fällen ist Suizidalität ein Symptom psychischer Erkrankungen (ca. 90% d.F.) oder Folge einer psychosozialen Krisensituation und mit psychopathologischen Phänomenen verbunden. Danach gehen u. a. folgende Erkrankungen und Umstände bzw. deren Kombination mit hohem Suizidrisiko einher:
Faktoren mit besonderer Suizidgefährdung:
Z. n. Suizidversuch in der Eigen- oder Familienanamnese
schizoaffektive Störung oder Schizophrenie
depressive Syndrome bzw. Depression
Suchtmittelabhängigkeit
emotional instabile Persönlichkeitsstörung
fehlende soziale Bindungen (insbesondere Männer in höherem Lebensalter)
(unheilbare) chronische somatische Erkrankung oder Schmerzen
Diagnosestellung einer schweren Erkrankung
Geschlechtsdysphorie, Queer-Sein
Migrationshintergrund
akute Krisen oder krisenhafte Zuspitzungen, z.B. bei:
Adoleszenz mit Reifungskrisen
Trennung, Scheidung
Tod naher Bezugspersonen
Migration, Flucht, Vertreibung
Verlust des Arbeitsplatzes
psychopathologische „Warnsymptome“: