Erotischer Zauber der Liebe - Silvia Kaufer - E-Book

Erotischer Zauber der Liebe E-Book

Silvia Kaufer

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Beschreibung

Zu Ihrer Information: Die Story enthält viel fürs Herz und natürlich auch leidenschaftliche, verschiedene erotische Szenen, u.a. auch eine devote Szene. Alle Szenen werden sehr detailliert beschrieben. Hierbei wird ein umgangssprachlicher Wortschatz verwendet, der auch schlüpfriger sein kann. Es gibt keine Gewaltszenen und keine vulgären Ausdrücke. Zur Geschichte: Die erfolgreiche Anwältin Susanne stellt sich immer öfter die Frage, ob sie und ihr Mann sich auseinander gelebt haben. Eines Tages übernimmt sie ein neues Mandat und lernt dadurch den gut aussehenden, sehr charmanten Unternehmer Markus kennen. Diese Begegnung stellt ihr Leben komplett auf den Kopf. Sie weiß, dass Gefühle hier nichts zu suchen haben. Als er aber anfängt, sie zärtlich zu verwöhnen, schaltet sich ihr Verstand komplett ab. Sie weiß und spürt, dass dies ein gefährliches Spiel ist. Ihr Versand sagt Nein, aber ihr Herz sagt Ja. Susanne ist in einem riesigen Gefühls-Chaos und trifft eine folgenschwere Entscheidung.

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 1

Susanne Jansen stand an ihrem Bürofenster und schaute in den grauen Himmel. Es war ein verregneter Montag, der letzte Tag im November. Sie sah von ihrem kleinen Büro im Dachgeschoss aus direkt hinunter in die Fußgängerzone. Es waren wenig Leute zu sehen bei diesem Wetter, ganz anders als im Sommer, wo ein reges Treiben in der Passage herrschte. Die kleinen Kneipen und Cafés hatten dann ihre Tische und Stühle draußen und die Leute genossen diese autofreie Zone zum Relaxen. Hier traf man sich in der Mittagspause und auch nach der Arbeit noch auf ein Gläschen. Aber zu dieser Jahreszeit schien die Passage fast ausgestorben. Nur ein paar Passanten eilten mit ihren Regenschirmen über die Straße. Sie sah auf die vielen dunklen Dächer, die in dem Regen einen gewissen Glanz hatten. Der neu restaurierte Kirchturm ragte besonders stolz aus all den Dächern hervor. Die Kirchturmuhr schlug zur vollen Stunde und Susanne genoss das Melodienspiel, das alle drei Stunden zu hören war.

Es war dieser trostlose Monat, den Susanne nicht mochte. Außerdem war bei ihr eine Erkältung im Anmarsch und ihr war eigentlich nur danach, endlich nach Hause gehen zu können. Doch so einfach ging das nicht in ihrem Job. Vor zehn Jahren hatte sie zusammen mit ihrem Mann eine Rechtsanwaltskanzlei hier in Freiburg gegründet. Bernd Jansen spezialisierte sich auf Unternehmensgründungen, -verkäufe sowie -fusionierungen und belegte mit seinem großen Team die beiden ersten Stockwerke des kleinen Bürohauses. Sie selbst wurde in den letzten Jahren zu einer Kapazität im Scheidungsrecht und hatte sich für ihre Arbeiten ein kleines Reich im Dachgeschoss des Gebäudes eingerichtet. Das romantische Flair und die angenehmen Schwingungen dieser Räume spiegelten die Seele und den Charme der jungen Anwältin wider.

„Frau Jansen, Herr Lindner ist da“, hörte sie die Stimme ihrer Sekretärin Maria. Maria war schon seit der ersten Stunde ihre rechte Hand gewesen und in all den Jahren auch eine gute Freundin geworden.

„Führen Sie ihn bitte in das Besprechungszimmer, Maria, ich komme sofort. Sie können dann übrigens Feierabend machen.“ Dieser Termin war für heute ihr letzter und danach konnte auch sie endlich Feierabend machen. Noch einen kurzen Blick in den Spiegel, bevor sie sich auf den Weg machte.

„Guten Tag Herr Lindner, ich bin Susanne Jansen.“ Sie reichte ihm die Hand und schaute dabei in ein Paar große, dunkelbraune Augen.

„Hallo Frau Jansen. Sie wurden mir als Scheidungsspezialistin empfohlen und eine solche brauche ich jetzt ganz dringend. Vielleicht könnten wir gleich zur Sache kommen?“

Da sie überwiegend Frauen in Scheidungsangelegenheiten vertrat, genoss sie diese Abwechslung, nun auch mal einem Mann zur Seite stehen zu können. Das Gespräch verlief sehr sachlich, aber nicht kühl. Markus Lindner war ein sehr sportlicher Mann, mit schon leicht ergrauten Schläfen. Er trug einen elegant geschnittenen, hellgrauen Anzug sowie ein dunkelblaues Hemd und passende Krawatte. Sein Rasierwasser hatte einen herben Charakter, passend zu seiner gesamten Ausstrahlung. Susanne wusste nicht genau, was sie an diesem Mann so anzog, aber es lag eine gewisse Spannung in der Luft, die nichts mit der Scheidungssache zu tun hatte. Was für ein Typ von Mann, dachte sie. Ein ganz anderer Typ als ihr eigener Mann.

„Hallo, Frau Jansen, hören Sie mir eigentlich noch zu?“ Markus Lindner genoss diese Situation. Er schaute in ihre Augen und fing herzlich an zu lachen. Lachen gehörte eigentlich schon seit einiger Zeit nicht mehr zu seinem Tagesrhythmus. Seit seine Frau sich vor über einem Jahr wegen eines anderen von ihm getrennt hatte, saß er oft alleine zu Hause und grübelte über die Ungerechtigkeiten auf dieser Welt nach. Markus Lindner konnte sich finanziell alles leisten. Sein Unternehmen lief auch ohne ihn sehr gut und er hätte überhaupt kein Problem damit gehabt, sofort eine neue Frau an seiner Seite zu haben. Wer ihn aber persönlich kannte, der wusste genau, dass er ein Mann war, der noch an die wahre Liebe glaubte.

„Entschuldigung, ich war ganz in Gedanken. Normalerweise bin ich immer konzentriert, aber heute ... Ich denke, wir haben auch alles so weit besprochen, ich werde die Klageschrift vorbereiten und sie Ihnen zukommen lassen. Danach können wir gerne einen neuen Termin vereinbaren. Einverstanden?“ Susanne wollte nur eins, dieses Gespräch so schnell wie möglich beenden. Ihr Herz schlug bis zum Halse und sie hatte das Gefühl, jeden Moment ohnmächtig werden zu müssen.

„Selbstverständlich bin ich einverstanden. Ich freue mich schon darauf, Sie wiederzusehen.“ Er nahm fast zärtlich ihre Hand, schaute ihr noch einmal lächelnd in die Augen, dann drehte er sich um und verließ den Raum.

Susanne stand da wie angenagelt. Es dauerte einige Zeit, bis sie langsam die Akte „Lindner“ aufnahm und in ihr Büro zurückging. Sie ließ sich in ihren bequemen Chefsessel fallen, schloss die Augen und versuchte, etwas Klarheit in ihr Gefühlschaos zu bringen. Sie erinnerte sich daran, wie sie ihren Mann kennengelernt hatte. Es war vor einigen Jahren gewesen, auch an einem verregneten Novembertag. Sie kam völlig durchnässt und viel zu spät zur Uni, weil sie ihren Bus verpasst hatte. Der Professor hatte mit seinem Vortrag schon begonnen, als sie ganz leise den Raum betrat. Sie wusste, dass dieser alte Herr es überhaupt nicht mochte, wenn man zu spät kam, und man dann auch sofort von ihm getadelt wurde. Sie konnte sich noch sehr gut an seine Worte erinnern, als er sie beim Reinschleichen bemerkte. „Junges Fräulein, wer zu spät kommt, sitzt zur Strafe direkt bei mir, hier in der ersten Reihe!“ Ein Stuhl war vorne noch frei und auf diesen setzte sie sich dann auch ganz schnell, mit hochrotem Kopf. Es dauerte nicht lange, da fing sie auch schon an zu niesen. Der junge Mann an ihrer rechten Seite schob ihr, mit einem Lächeln im Gesicht, ein Päckchen Tempotaschentücher rüber und das war der Beginn einer großen Liebe. Es verging kein Tag, an dem sie sich nicht sahen, und ein Jahr später heirateten sie. Ein weiteres Jahr später eröffneten sie die Kanzlei und es stellte sich heraus, dass dies ein sehr guter Schritt gewesen war. Die Karriere stand für beide an erster Stelle und der Erfolg ließ auch gar nicht lange auf sich warten. Finanziell ging es sehr schnell aufwärts, sodass sie sich ein schönes Häuschen in der Nähe von Freiburg unweit eines kleinen Sees kaufen konnten. Das Häuschen war ganz ruhig auf einer kleinen Anhöhe gelegen und manchmal konnte man die Abendsonne im Wasser untergehen sehen.

Das Haus war sehr romantisch eingerichtet. Die Innenausstattung überließ Bernd Jansen gerne seiner Frau. Natürlich waren auch hier zwei Büroräume vorhanden. Oft saßen sie beide dort bis tief in die Nacht hinein und erledigten ihre Schriften.

Plötzlich schreckte Susanne auf. Es war dunkel in ihrem Büro, war sie etwa eingeschlafen? Sie knipste die Schreibtischlampe an, schaute auf die Uhr und stellte fest, dass sie tatsächlich zwei Stunden eingeschlafen sein musste. Eilig packte sie ihre Sachen zusammen, knipste das Licht aus und fuhr nach Hause.

Ihr Mann war heute Abend bei einem Geschäftsessen, sodass sie sich einfach mal etwas Ruhe gönnen konnte. Nachdem sie ein heißes Bad genommen hatte, machte sie sich in der Küche ein Wurstbrot und einen Früchtetee. Damit setzte sie sich gemütlich vor den offenen Kamin, der mittlerweile schon eine angenehme Wärme ausstrahlte. In Momenten wie diesen fing sie an zu grübeln. Sie stellte sich, wie schon einige Male in der letzten Zeit, die Frage, ob ihr Mann und sie sich auseinander gelebt hatten. Gespräche fanden nur noch mit geschäftlichen Themen statt, das Liebesleben war mehr Pflicht als Spaß und ein zärtlicher Kuss zwischendurch fand nur noch als Show bei irgendwelchen geschäftlichen Anlässen statt. Demonstrierte man das perfekte und glückliche Ehepaar nur noch nach außen hin? Wenn Susanne auf ihren Wunsch nach Kindern zu sprechen kam, wurde sie von ihrem Mann immer wieder auf später vertröstet. Nun hatte sie mittlerweile schon ein gewisses Alter erreicht und den Kinderwunsch bereits aufgegeben. Aber konnte das alles gewesen sein? Was ist der Inhalt und der Sinn einer Ehe? Die Antworten fand sie auch diesmal nicht und ging deshalb unzufrieden und zweifelnd ins Bett. Sie legte eine romantische CD ein, kuschelte sich in ihre Kissen und lauschte der Musik. Die träumerisch-verliebten Klänge machten ihr bewusst, wie einsam sie sich eigentlich fühlte. Lange dachte sie darüber nach und auch über diesen wundervollen Mann mit der Akte „Lindner“. Dieser Mann hatte etwas an sich, das sie sehr anzog.

Ihre Gedanken machten sich plötzlich selbstständig, Fantasien begannen zu entstehen und sie stellte sich vor, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn er sie streicheln würde. Bei diesen Träumereien fühlte Susanne auf einmal ein leichtes Kribbeln in der Bauchgegend und sie spürte, wie ihr Puls schneller schlug. Diese erregende Anspannung war kaum zu ertragen! Sie sehnte sich nach seinen Berührungen, seinem Duft und seiner Männlichkeit. Ihr ganzer Körper war angespannt und sie fühlte, wie ihre Brustwarzen sich langsam aufrichteten. In ihrer Vorstellung nahm er ihren Kopf in beide Hände und zog ihn zu sich. Ihre heißen Lippen berührten sich und ein erregendes Prickeln durchzuckte sie, als ihre Zungenspitzen sich trafen. Er zog sie nah an sich und bedeckte ihren Hals mit Küssen, während seine Hände auf Erkundungstour gingen. Sie spürte, wie sie vor Lust zerfloss. Sein Atem erreichte stoßweise ihr Ohr und die kleinen Härchen an ihrem Körper begannen sich überall aufzurichten. Ihre Hände ersetzten die Berührungen von ihm, nach denen sie sich so sehnte. Ihre Finger umspielten ihr Herzstück und sie musste sich beherrschen, um vor Verlangen nicht laut aufzuschreien. Sie fühlte die Feuchtigkeit ihrer Klitoris und bebte leicht vor Begierde. Wie sie es genoss, ihm in Gedanken so nahe zu sein. Ihr Körper spannte sich, sie bäumte sich auf und stöhnte laut, als ein Gefühl der wohligen Entspannung durch ihren Körper strömte. Sie genoss dieses Gefühl noch eine ganze Zeit lang, bevor sie dann in einen wunderschönen Traum fiel.

Kapitel 2

Es war kurz nach 7.00 Uhr, als Susanne aufwachte. Das Bett neben ihr war leer. Sie war es mittlerweile gewohnt, des Öfteren alleine aufzuwachen. Wenn die Geschäftsbesprechungen ihres Mannes länger dauerten, dann übernachtete er im Büro. Für solche Zwecke hatte sie extra einen kleinen Nebenraum im Dachgeschoss des Bürohauses gemütlich eingerichtet. In letzter Zeit häuften sich allerdings die überlangen Geschäftsbesprechungen. Doch Susanne vertraute ihrem Mann und machte sich deshalb keine weiteren Gedanken mehr.

Kurz nach 9.00 Uhr traf sie wie immer sehr gut aussehend, perfekt gestylt und gut gelaunt in der Kanzlei ein. „Einen wunderschönen guten Morgen alle zusammen. Wo finde ich denn meinen Mann?“

„Ich piepse ihn über sein Calling an, dann ist er gleich da“, rief seine Sekretärin ihr zu.

„Sagen Sie ihm bitte, dass ich oben in meinem Büro bin und dort auf ihn warte.“ Susanne ging nach oben und begrüßte zuerst Maria. Da kam auch schon ihr Mann hereingeschneit, etwas nervös, so schien es ihr. „Guten Morgen Susanne, du hast mich anpiepsen lassen?“

„Guten Morgen, mein Schatz.“ Susanne ging strahlend auf ihren Mann zu, streckte ihm ihr kleines Kinn entgegen, spitze die Lippen und wartete auf ein Guten-Morgen-Küsschen. „Habe ich den Kuss eben nur geträumt oder haben deine Lippen mich wirklich berührt?“, fragte sie etwas irritiert.

„Entschuldigung, aber ich habe nicht viel geschlafen, bin total übermüdet und habe heute noch einen anstrengenden Tag vor mir. Es kann sein, dass ich auch heute Nacht nicht nach Hause kommen kann.“ Bernd Jansen schien wirklich nervös und verabschiedete sich hastig von seiner Frau, als er über den Piepser in sein Büro gerufen wurde. Susanne schaute ihm ein wenig traurig nach, machte sich aber dann an ihre Arbeit, um den Schriftsatz der Akte „Lindner“ fertigzustellen.

Der ganze Tag verlief sehr ruhig. Es ging für sie nur zweimal das Telefon, die anderen Anrufe wurden vorab schon von Maria erledigt. Über einen Anruf freute sich Susanne aber besonders. Er kam von ihrer Freundin Jenny Olsen. Sie hatte Jenny vor ein paar Jahren in einem Seminarhotel kennengelernt, wo sie mit ihrem Mann zusammen auf einem Anwaltskongress gewesen war. Jenny malte Ölbilder und hatte im Foyer des Hotels ihre erste Bilderausstellung. Susanne interessierte sich bereits seit ihrer Kindheit für die Malerei und somit kamen sie beide dann auch sehr schnell ins Gespräch. Seitdem waren sie sehr eng befreundet und einmal im Jahr besuchten sie sich. Jenny lud sie für das nächste Wochenende ein, da sie am Freitag wieder mal eine Ausstellung hatte und sie Susanne gerne dabei haben wollte. Jenny hatte ein kleines Häuschen in einem noch kleineren Bergdörfchen, weit oben in den Schweizer Alpen. Da dort bereits Schnee lag, würde die Fahrt zu ihr mehrere Stunden dauern, sodass sie bereits am Donnerstag hinfahren würde. Susanne freute sich schon sehr, ihre Freundin wiederzusehen, aber vorher musste sie noch die Klageschrift mit Markus Lindner durchsprechen.

„Maria, würden Sie bitte Herrn Lindner anrufen und einen Termin für morgen vereinbaren? Und vermerken Sie bitte in Ihrem Terminbuch, dass ich am Donnerstag und Freitag nicht im Hause bin.“

Oh wie schön, dachte sich Susanne, drei Tage ausspannen und relaxen, ein herrliches Gefühl. Susanne träumte ein bisschen vor sich hin, bis die Stimme von Maria ihre Gedanken unterbrach.

„Der Termin mit Herrn Lindner ist morgen Mittag um 17.00 Uhr in seinem Büro, da er aus bestimmten Gründen leider nicht hierher kommen kann. Ist das in Ordnung für Sie, Frau Jansen?“ Heute war für sie alles in Ordnung. Selbst ein Hurrikan hätte ihre gute Laune heute nicht verderben können. Und Bernd Jansen machte fast einen glücklichen Eindruck, als er von Susanne erfuhr, dass sie für drei Tage ihre Freundin besuchen würde.

Pünktlichkeit stand bei Susanne an erster Stelle und so war sie bereits kurz vor 17.00 Uhr am Empfang des Lindner-Konzerns. Eine sehr elegant gekleidete, junge Frau führte sie durch die Chefetage bis vor die Bürotür. Susanne schaute vorab noch mal kurz in den großen Spiegel an der Wand und war mit dem, was sie da sah, doch sehr zufrieden. Sie hatte keine Modelfigur, aber das wollte sie eigentlich auch gar nicht. Ihre weiblichen Kurven waren an den richtigen Stellen und strahlten eine gewisse Gemütlichkeit aus. Sie trug einen dunkelblauen Hosenanzug mit einem schmalen, goldenen Gürtel und passende Pumps. Das Halskettchen, mit einem kleinen Brillanten versehen, brachte ihr schönes Dekolleté noch mehr zur Geltung. Ihr schwarzes, kurzes Haar und der raffinierte Schnitt gaben ihrem Gesicht einen leichten lausbubenhaften Charme. Das Spitzbübige konnte sie auch mit ihrem sehr dezenten Make-up und dem leicht roséfarbenen Lippenstift nicht mindern.

„Herr Lindner lässt bitten.“ Mit diesen Worten öffnete die junge Frau die Bürotür und bat sie hinein. Markus Lindner kam lächelnd auf sie zu, streckte ihr die Hand entgegen und begrüßte sie. Susanne hatte das Gefühl, als ob ihr der Boden unten den Füßen weggezogen würde. „Ich freue mich sehr, Sie so schnell wiederzusehen, Frau Jansen. Möchten Sie einen Kaffee oder lieber einen Tee?“

„Einen Kaffee, wenn es Ihnen nicht zu viele Umstände bereitet.“

Susanne schlug die Akte auf und dann folgte ein Gespräch, wie es ihre Klienten eigentlich auch gewöhnt waren. Sachlich, präzise, ohne Umschweife, aber dennoch mit einem gewissen Schlag Humor und vor allem mit großem Einfühlungsvermögen. Susanne wusste genau, wie sie gerade diese immer wieder mit intimen Informationen angefüllten Gespräche führen musste. Besonders im Bereich Scheidung waren die Klienten sehr verletzlich und Susanne musste einen Mittelweg finden, alle wichtigen Hintergründe zu erfahren, aber ohne die schon vorhandenen Wunden immer wieder neu aufzureißen. Nach 3 Stunden war der Inhalt der Klageschrift durchgesprochen und konnte somit für das Gericht fertiggestellt werden.

„Dürfte ich Sie morgen zum Abendessen einladen?“, fragte Markus Lindner mit einem Blick, der mehr als nur geschäftliches Interesse verriet.

„Ihrer Einladung würde ich gerne folgen, aber ich besuche morgen für 3 Tage eine Freundin und diesen Besuch möchte ich nicht absagen.“ Susanne bedauerte es, aber die Freude auf Jenny war einfach zu groß.

„Das ist wirklich sehr schade, aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben, oder?“ Seine Augen forderten eine Antwort.

Susanne, äußerlich ruhig, innerlich aber wie ein Vulkan, lächelte zaghaft. „Stimmt! Wir können am Montag ja mal zusammen telefonieren und verschieben unser Date einfach auf die nächste Woche, okay?“

Er nickte zustimmend, drückte ihre Hand länger, als er es gewöhnlich tat, und begleitete sie zur Tür. Susanne drehte sich zu ihm um und schaute in seine dunkelbraunen Augen. Dann spürte sie seine warmen Lippen auf den ihrigen. Es war ein ganz zarter, fast schon zu zärtlicher Kuss. Susanne atmete tief ein und spürte, wie sich die Wellen der Gefühle durch ihren ganzen Körper hindurch bewegten. Wenn ich mich jetzt nicht gegen diese Gefühle wehre, ist es zu spät, dachte sie, ließ einen irritiert blickenden Mandanten zurück und lief überstürzt zur Treppe. Nur weg von hier, nur weg von diesem Mann, der anfing, ihre Gefühle total aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ihre Gedanken überschlugen sich: Was ist nur los mit mir? Warum macht mich dieser Mann so willenlos? Schließlich bin ich verheiratet und auch glücklich verheiratet. Oder nicht? Susanne wusste nicht mehr genau, wie sie nach Hause gekommen war. Sie wusste nur eins, dass sie diesen Mann so schnell nicht mehr treffen durfte. Sie würde diesen Fall abgeben an ihre Anwaltskollegin Mareike Gröninger. Ja, sie würde alles tun, um jeder Begegnung aus dem Weg zu gehen. Mit dieser persönlichen Vorgabe fuhr sie dann am nächsten Tag frohgelaunt zu Jenny.

Kapitel 3

Die Fahrt verlief ohne große Staus, sodass Susanne auch nach ihrer geschätzten Fahrzeit in dem kleinen Bergdörfchen ankam. Sie genoss es jedes Mal aufs Neue, wenn sie die kleinen Häuschen sah, sobald sie über den Bergkamm drüber war. Der Winter war hier schon eingekehrt und man kam sich vor, als fahre man direkt ins Paradies hinein. Alle Dächer waren in Schnee eingehüllt, die Straßen glichen einer Schneepiste und hier und da sah man auch eine Gruppe Kinder, die einen Schneemann bauten. Obwohl es sich mit seinen ca. 100 Einwohnern nur um ein sehr kleines Dörfchen handelte, gab es einen Bäcker, einen Metzger, einen kleinen Supermarkt, ein Gasthaus und eine ganz kleine Kirche. Hier herrscht noch der Frieden, den sich eigentlich jeder Mensch so wünscht, dachte Susanne, als sie die Dorfstraße hinauffuhr. Das Haus von Jenny lag am Ende des Orts, etwas oberhalb. Aus dem Schornstein sah man Rauch emporsteigen, was bedeutete, dass Jenny zu Hause war.

„Ja Grüezi, herzlich willkommen!“, rief Jenny schon von Weitem, als sie Susanne den Weg heraufkommen sah. Jenny nahm Susanne schwesterlich in den Arm und drückte sie. „Du siehst ja richtig gut aus.“

„Danke schön, Jenny. Du siehst aber auch verdammt gut aus mit deiner neuen Haarfarbe.“ Susanne bewunderte Jenny und diese Bewunderung war ein aufrichtiges Gefühl.

„Komm mit rein, der Kamin brennt schon und der Kaffee läuft gerade durch. Erzähl, was gibt es Neues bei dir?“ An Jennys Neugierde hatte sich nichts geändert. Sie war wie ein Bach, der überläuft, und ihr Temperament war nicht zu bremsen. Somit kamen ihr auch immer wieder neue Gedanken und Ideen, die sie dann in ihrer Malerei umsetzte. Beim Malen war Jenny sehr in sich gekehrt und meist geistesabwesend. Es gab in diesen Momenten nur sie und ihre Staffelei. Mit dem Malen hatte Jenny vor ein paar Jahren begonnen, nachdem sie ihren Mann durch einen Autounfall verloren hatte. Sie hatte noch eine Schwester, die in Südamerika lebte, und einen älteren Bruder. Aber über ihre Geschwister hatte Jenny nie viel erzählt und beide hatte Susanne auch noch nicht kennengelernt.

„Na ja, das Übliche, kennst du ja. Viele Scheidungen, viel Arbeit usw.“ Susanne überlegte kurz, ob sie Jenny von Markus Lindner etwas berichten sollte, aber da fing Jenny schon an zu erzählen und sie hörte so schnell auch nicht mehr auf.